Seite 2 Pariser Schulen zu einer Interpellation, an welche der An- trag geknüpft wurde, der Regierung das Bedauern über diese Vorgänge auszusprecheu. Der Senat nahm diese Tagesordnung mil der überraschenden Medrbeit von 74 Stimmen an, ein schlimmer Echcc noch knapp vor den Ferien und ein böses Präjudiz für die Haltung des Senats in der Frage deS Cultusbudgels. Die gambeltistischen Organe werden andererseits neuen Anlaß finden, die Aufhebung des Senats zu predigen. In Belgien hat die Deputirtenkammcr mit 63 gegen 42 Stimmen die dem liberalen Ministerium zustimmende Antwort auf die Thronrede gutgeheißen und der König ist durch dieses Zeugniß guten Einvernehmens zwischen Regierung und Parlament gerührt und befriedigt worden. In den N i e d e rl a n d e n, wo nach der letzten Volkszählung 2,193.281 Protestanten, 1,313.084 Katholiken und 68.000 Jsraeliten wohnen, hat der Justizminister in der Deputirtenkammer mit Hinweis auf die antisemitische Bewegung in Deutschlaiü) alle Parteien und Confessionen zur Eintracht gemahnt. In Italien beendete die Kammer die Verhandlung über das Budget und nahm ohne Debatte die Verlängerung der Handels- und Schiffahrt s- Verträge mit Belgien, Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz an. Ebenso wurde die Handels- und Schiffahrts-Convention mit dem Rumänien genehmigt. Die Kammer vertagte sich hierauf bis zum 24. Februar. In Griechenland erhebt sich den kriegerischen Bestre- bungen des Cabinets Komunduros gegenüber eine nicht unbedeutende Opposition, an deren Spitze die früheren Minister TrikupiS und Delijannis stehen. Auch in der Partei Ku- munduros selbst fehlt es nicht an vorsichtigen Elementen, welche ein kriegerisches Vorgehen Griechenlands gegen den Willen der Mächte entschieden mißbilligen. Correspondenz. Wehr. am 21. December. (Liedertafel-Concert.) Am Sonntag den 19. d. M. veranflaltete die hiesige Liedertafel ein Concert in Bachb aner'ö Localitäten. Unsere Liedertafel diirsle so eines der jüngsten Kinder KalliopeS fein; den» wenngleich wir im Heu- rigen Sommer so manchen Chorgesang zn hören bekommen, so nennt sich doch erst die Vereinigung von 18 jungen Männern seit Kurzem „Liedertafel von Wcyr", und ist dieselbe nm die behördliche Bescheini- ( gnng als Verein bereits eingeschritten. Mit welcher Theilnahme die Bewohner Weyr's die Gründung der Liedertafel begrüßten, darauf mag der zahlreiche Besuch weisen, denn zwei große Säle waren mit Zuhörern gefüllt. Diese erste öffentliche Productiou zeigte, daß unsere junge Liedertafel nicht mehr so jung im Singen ist, denn sämmtliche Nummern deö Programmes, dessen Inhalt hier folgt, wurden mit Präcision durch- ! geführt, und erntete die Liedertafel, insonderheit der nnerinüdliche Chormeister Herr Oberlehrer Ernst Schmidhammer, reichlichen Beifall. Da« Programm lautete: l. „Das Gucken" von Couradiu. 2. „Aus den Bergen" von Abt. 3. „Im Walde" von Kücken. 4. „Akut- tersprache" von Engelsberg. 9. „Hüte Dich" von Girschner. 6. „Nur vorwärts" vou Storch. 7. „Abschied von der Alm" von Schwätzer. 8. „Wohin mit der Freud'" von Silcher. 9. „Die Bciäae" von Kalli- rvoda. 10. „So lveit" von Engelöberg. 11. „Därs i’ö Dirndl liab'n" vou Schmölzer. 12. „DaS einsame RoSlein" von Hermes. 13. „Fein sein", Tirolerlied. 14. „Käser und Blume" von Veit. 15. „DaS deutsche Lied" von Kallirvoda. DaS Motto der Liedertafel ist der Sage der Gründung Wehr' eninommen: „Wo Biber gebanet und Fische gelebt lind über den Wässern die Reiher geschlvebt, Da hallen jetzt von den Bergen wieder Deutscher Männer frohe Lieder." „Ich gehe, Mary, aber ergebt Euch mit Muth und Vertrauen in das Unvermeidliche", sagte der König gerührt von dem Schmerz des jungen Mädchens, das in diesem Au genblick alle seine Lebenshoffnungen zu Grabe trug. „Heute Abend ist große Cour im Bankettsaal und ich bringe Euch daö Brautgeschenk Eures Verlobten, das Ihr am heutigen Abend, als zur Feier der Verlobung mit dem Könige von Frankreich, anlegen müßt." Bei diesen Worten zog er ein mit Gold beschlagenes Sammet - Etui hervor, und überreichte dasselbe geöffnet der Prinzessin. Aber Mary zog die Hand scheu zurück, als fürchte sie, daß die zwölf Diamanten des Halsschmucks, die ihr ent- gegenblitzteu, sie verbrennen könnten. Dann sank sie iu die Polster zurück. „O, mein Gott, mein Bruder, habt Mitleid mit mir — Erbarmen! Es kommt Alles so plötzlich, so überraschend! Gönnt mir nur noch ein paar Tage Zeit, niich zu besinnen, mich von dem Schlage zu erholen, der mich mit niederschmetternder Schwere trifft." „Unmöglich, Mary, unmöglich", entgegnete der König gerührt, „heute Abend wird in Paris und London zugleich die Verlobung des Königs von Frankreich mit der Prinzessin Mary gefeiert. Muth, meine Schwester, Muth! Es ist ein großes Opfer für ein schwaches Mädchenherz — ich gebe es gern zu — aber das Opfer wird nicht umsonst gebracht." __ (Fortsetzung solgt.) Ein wohlverdientes Kreuz. Vo» Heinrich Kemmatmüller. Die Pest herrschte in Steyr! Die gesundeste Stadt in den Alpen war von der allgemeinen Plage nicht verschont geblieben. Was Geld hatte, war geflohen, der furchtbaren Krankheit, fast in allen Fällen gleichbedeutend mit dem Tode, zu entkommen. Nur der, den sein Schicksal mit der sonst so theuren Scholle Erde auch in diesen traurigen Tagen verband, war geblieben und harrte mit Angst und Entsetzen aus. — Priester und Arzt waren die Einzigen, welche, Trost und Hilfe spendend, unerschrocken aushielten in der Stadt, die der Todesengel mit seinen Fittigen umschwebte. Unter den vielen Priestern, die Trost spendend die Kranken besuchten, war besonders einer unermüdlich. Pater Der AlptN-Aole So schön das Programm an lind für sich lvar, so lieblich sich so manches Lied anhörte, keines wurde mit solchem Jubel und solcher Begeisterung anfgenoinmen, als da« deutsche Lied. Ein frenetischer Beifall erscholl durch den Saal, und bei der Wiederholung sangen Alle mit. Der begeisterten Stimmung lvnrde nach Beendignng der Pro- dnctiou in Toasten noch besonderer Ausdruck gegeben. Die Damen tranken auf den Chormeister, die Liedertafel erlviderte mit einem Hochs den dcntfchen Mädchen und Frauen. Die oftmalige Wiederholung des deutschen Liedes ließ wenigsten» nnS Weyreru die Nothwendigkeit nicht erkennen, daß auch für uns eine SpracheuzwangS-Verorduung förderlich wäre. Wir sind der Liedertafel dankbar, daß sie auch in unserm Thäte deutsches Wort und deutsches Lied pflegt, und hoffen uns noch so manchen genußreichen Abend. Herr Josef Bachbauer hat mit großer Bereitwilligkeit seine Localitäten für den Abend znr Verfügung gestellt und sorgte durch sehr gutes Getränke und gute Küche für die zahlreichen Gäste. x. y. Oertliches. (Protocoll, ausgenommen über die Sitzung des Ge° meinderathes der Stadt Stetzr am 14. December.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende: Georg Pointner, Bürgermeister; Vicebür'ger- meistcr Gustav Gschaider; die Gemeinderäthe: Franz Breölmayr, Emil Göppl, Ferdinand Gründler, Joses Halter, Dr. Johann Hochhäuser, Carl Holub, Leopold Huber, Anton Jäger v. Wuldau, Carl Jäger v. Waldali, Jakob Kautsch, Anton Laudsiedl, Auto» Mahr, Mathias Perz, Josef Peqrl, Franz Ploberger, Josef Reder, Franz Schachingcr. — Schriftführer: Fritz Hähnel, Gemeiude-Secretär. Beginn der Sitzung um 3 Uhr Nachmittag«. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, coustatirt die An- Wesenheit der nach § 50, Punkt 3 des G.-St. znr Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl (zwei Drittel) vou GemeinderathS-Milgliederu. Ehe zur Tagesordnung übergegangen wird, verliest er hierauf folgende Zuschrift: „Hochgeehrter Herr Bürgermeister! In höflicher Erivi!- ug der geschätzten Zuschrift vom 2. d. M., Z. 12346, i« lvcl- cher ii .u) Euer Wohlgeboreu sowol im Eigenen als auch im Namen deö lobt. Gemeiuderatheö ersuchten, meinen am 24. v. M. erklärten Auktiitt aus demselben rückgängig zu machen oder ihn doch wenigstens biö zur Zeit der nächsten GemeinderathSwahlen zu verschieben, beehre ich mich Euer Wohlgeboreu bekannt zu geben, daß ich in dankbarer Würdigung der mir von Seite des löbl. GemeinderalheS zu Theil gewordenen Anerkenunug mich entschlossen habe, das zehnte Jahr meiner gemeiuderäthlicheu Thätigkeit noch voll zu machen und meine dies, bezüglichen Obliegenheiten bis zu den nächüen Märzwahlcn, soweit eS meine BerusSgeschä'lc erlauben, noch zu erflilleu. — Euer Wohlgeboreu sönnen überzeugt sein, daß nur Gründe der triftigsten Art mich bestimmen konnten, meinen AnStritt aus einer Körperschaft zu erklären, in deren Milte idj so vielfach Gelegenheit halte, daS Interesse der mir znr zweiten Heimat, gewordenen, jugendlich aufstrebenden Stadt Steyr fördern zn helfen und welcher auzngehören ich daher stets als eine ganz besondere Ehre betrachtete. — Indem ich Euer Wohlgeboren höflichst ersuche, den löbl. Gemeinderath von dem Inhalte dieser Zeilen gütigst in Kenntniß setzen zu wollen, zeichnet mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung Euer Wohlgeboren ergebenster: W. Wenhart. — Stehr, den 6. December 1880." Dieselbe wird zur angenehmen Kenntniß genommen. — Z. 12920. Hierauf erhält znm ersten Punkt der Tagesordnung Referent Herr Gemeiuderalh Dr. Hoch hanser das Wort. Derselbe erklärt, daß sich das Präliminar wesentlich an daö vorn vorigen Jahre anschließl, nur in einigen Punkten kleine Abänderungen erleidet. DaS Comite hat daö vom Amte vorgclegte Präliminare in seinen einzelnen Posten genau geprüft, und schlägt nun folgende Abänderungen vor: 1. Nachdem in Folge der Nenovirnng und des größeren Inventar- Werthes des städl. Theaters es dringend geboten erscheint, dafür zn sorgen, daß eö unter steter Aufsicht sei und auch während deö Sommers rein- gehalten werde, so sei hiezu der Theatermeister Bictzler zn bestellen, und ihm hiesür freie Wohnung im Thealergebände und ein Jahres-Panschale von .50 fl zn beiuilligeu. Der Theatermeister sei in Vollziehung seiner Pflichten vom städt. Ingenieur zn beaufsichtigen. In weiterer Folge seien als Erhallnugskosten für daö Theater 300 ft. iu's Präliminare eiuznstellcn, von welcher Summe auch obiges Pauschale bestrillen werden möge. Schließlich sei nach Uebernahme deö Theater - JnventareS von Seite der Stadtgemeinde ein NeberwachungS-Comite ciuzusetzen, welchem Au sei mu ö gönnte sich nicht Ruhe noch Rast, kaum daß er zu einem kurzen, unruhigen Schlummer die müden Augeu schloß. Und war er eingeschlummert, so wurde er oft wieder geweckt, denn dringend begehrte ein Sterbender die heiligen Sacramente. Eben hatte Pater Anselmus die müden Augen geschlossen, um sür kurze Zeit, der für ihn so nöthigen Ruhe zu pflegen. Draußen rauschte der Regen in Strömen hernieder und der Wind heulte sein schauriges Lied. Da klopfte es an der Thür des Priesters. Anselmus erwachte. Unwillig, vielleicht zum ersten Male in seinem Leben, öffnete er. Hatte er doch so schön geträumt! Er sah sich in einem wunderschönen Garten, voll Pracht und Herrlichkeit. Staunend durchwandelte er die schattigen Alleen, lauschte dem Gesänge der Vögel und trank Wasser aus dem silberklaren Quell, der kühlend und befeuchtend den Garten durchschlängelte. „Ach!" seufzte er, „wer doch diese Herrlichkeiten immer genießen könnte!" — „Das sollst Du, Anselmus", antwortete eine Stimme, die hehr und erhaben klang, „Dein Erdenwallcn ist zu Ende. Bleibe hier, und" — hier wurde Pater Anselmus geweckt. Zur geöffneten Thür herein trat eine ärmlich gekleidete Frau. „Helft, Ehrwürdiger Vater", sagte sie mit flehender Geberde. „Mein Mann und mein einzig' Kind liegen au der Pest darnieder. Es ist keine Rettung, sagt der Arzt. Auch habe ich kein Geld für Arzneien, denn wir sind arm, ach! so arm! So kommt und spendet ihnen Trost auf dem Wege in's Jenseits." „Seid Ihr nicht die Ehefrau des Bartel Aigner?" frug der Pater von Mitleid ergriffen. „So ist es", nickte die Frau mil nassen Augen. „So geht rasch zu den Euren zurück, ich komme gleich nach", sagte der würdige Priester und drängte die Frau saust gegen die Thür: „Ich hole nur den Kelch und das heilige Oel, dann komme ich und will thun, was ich kann. Doch nehmt hier dies", fuhr er fort und drückte der Frau ein Geldstück in die Hand. „Kaust Arznei, vielleicht ist Hilfe noch möglich." Die arme Frau stammelte verwirrt ihren Dank und eilte mit erleichtertem Herzen von bannen. In einem der letzten Häuschen in Ennsdorf lagen Vater und Sohn, die ganze Welt der armen Aignerin, im Todeskampf. Wol hatte die Frau um das Geld sofort Arz _____________________________________Nr. 103 die ständige Sorge für alle Theaterangelegcnheilcn obliege, und das über nothwendige Renovirnngen und Anschaffungen der Gemeinde-Borstehnug zn berichten hat. Diese Punkte wurden nach längerer Debatte einstimmig an- genommen. (Gemeiude-Secretär Hähuel entfernt sich). 2. Bei den Bezügen des Gemeinde-Secretärs wurde ein Ouar- tiergeld mit 300 fl., nnd, nachdem die Einrechnnng seines bisherigen im Staate zngebrachteu Dienstzeit genehmigt, auch die erste Quinquenual- Zulage mit 200 fl. eingestellt. — Einstimmig angenommen. (Gemeiude-Secretär Hähnel kehrt in den Saal zurück und nimmt wieder seinen Platz ein.) 3. Auflassung der AnögabSpost von 300 fl. für etwaige Nach, tragSanölagca für das Jubiläumöfest, nachdem sich nun die Einstellung dieser Post als überflüssig ergibt. — Einstimmig angenommen. 4. Einstellung von 6000 fl., statt 4000 fl. bei der Post: „un- vorherznsehcudc, außerordentliche Auslagen" und Erhöhung der Post: „Umlagen.Rückvergütung" vou 6012 fl. auf 7200 fl., da man in Folge der Abänderung eines Theiles des Verzehruugöstener - Zuschlages in Umlagen dieser beiden Posten einen größeren Spielraum lasse» müsse. — Einstimmig angenommen. 5. Einstellung von 62.000 fl. statt 60.000 fl. bei der Umlagen- Einnahme, aus welche« erhöhte Einkommen man durch den bedeutend gesteigerten Betrieb der Waffensabrik sicher rechnen könne. — Einstimmig angenommen. 6. Beisteuer zu dem TrassirnngSkosteu-Mehrbedarf für die Eisen- bahn Stehr—Welö 500 fl. Die Einstellung dieses Postens wurde bereits mit Gemeiuderaths- Beschluß vom 5. November 1880 bewilligt. 7. Ju Folge LandeSgesetzcS vom 5. August 1880, Z. 6, und de« GemeinderathSbeschlnsfeS vom 26. v. M. sei statt deö bisherigen 30 per- centigen Verzehrungssteuer-ZuschlageS auf Bier eine Berbranchö-Umlage von 60 kr. per Hektoliter ohne Unterschied der Grade einzuheben und bei der AnSfuhr voll zn vergüten. Ferner sei auch für gebrannte geistige Flüssigkeiten eine BerbranchS-Umlage von 2 fl. per Hektoliter einzu- heben, für die AnSsnhr finde hier derzeit keine Vergütung statt, nachdem in Steyr keine Brennereien bestehen. Die Durchfuhr unter behördlicher Controle ist Umlagen- und kostenfrei. Zu diesem Punkt verliest Referent die am 14. d. M., Präs. Z. 13229, von den hiesigen Bränern eingereichte Reclamation (die Herren Anton nnd Carl v. Jäger entfernen sich), welche lautet: „Löbliche Stadtgemeiude-Vorstehnng! — Mit d. ö. Kuudunchuug vom 30. November 1880, Z. 12099, wurde verlautbart, daß der löbl. Gemeindcrath iu Folge des Laudeögesetzcö vom 5. August 1880, Z. 6, wonach die Gemeinden ermächtiget sind, eine Umlage auf den Verbrauch von Bier und gebrannte» geistige» Flüssigkeiten einzuheben, beabsichtige im Jahre 1881 im Stadtgemeiudcgebiete Steyr sür de» Verbrauch von Bier ohne Rücksicht anf die Gradhältigkeit derselbe» eine Umlage von 60 kr. per Hektoliter einzuheben. „Gleichzeitig wurde iu dieser Kundmachung den Betheilten eine ReclamationSsrist offen gelassen bis 14. December 1880. — Die ergebenst geseUigle Bränercommune in Steyr erlaubt sich nun gegen diese Umlagebestimmung zu überreichen nachstehende Reclamation: „Das Landesgesetz vom5. Anglist 1880, Z. 6, nnd der hohe Landes- Ausschuß-Erlaß vom 2. September 1880, Z. 9526, ermächtigen die Gemeinde nur, eine Gemeinde-Umlage von 50 kr. per Hektoliter für den Verbrauch des Biere« einzuheben. Daö ist Gesetz, und wenn der löbl. Gemein berath dieser Umlage um 10 kr. per Hektoliter zu ei Höhen beabsichtiget, so geht er weiter als der Gesetzgeber, lvelcher bei Erlassnng diese« Gesetze« zweifelsohne alle Gründe erwogen haben wird, die eine Fixirnug vou .50 kr. pr. Hektoliter und nicht mehr rechtfertigen. „Der löbliche Gemeinderath versucht zivar seine beabsichtigte Erhöhung der fraglichen Umlage durch ein neue« Landesgesetz znr Geltung zn bringen; allein e« ist durchaus kein Grund vorhanden, daß diese Umlage im Gesetzeswege zn nnserem Schaden sancliouirt werde. Der Grund, worauf sich der löbliche Gemeiuderalh in der Sitzung vom 26. November 1880 stützt, nm diese Erhöhung in« Leben zn rusen, soll der sein, daß durch die Auflassung de« Verzehrnngsslenerzuschlage« und Einführung einer Umlage von 50 kr. per Hektoliter Bier die löbliche Gemeindevorstehnng iu ihrem Einkommen um 4000 fl. geschädigt werde. „Wir müssen in Abrede stellen, daß, wenn eö bei der gesetzlichen Vorschrift bleibt, die löbliche Gemeinde diesen Schaden erleidet, denn wir zahlen, wen» wir mil einer Umlage von 50 kr. per Hektoliter belastet werden, gerade soviel, alö wir bezahlten, solange der Verzehrungö- stener-Zuschlag eiugehoben wurde. neien gelaust und alles Mögliche angewendet. Da erschien Pater Anselmus und versah beide Kranke mit den Sterbe- Sacrameuten. Schluchzend kniete die Frau am Fuße des ärmlichen Strohlagers und flehte zu Gott um die Relluug der Lieben. Pater Anselmus aber, nachdem er seines Amtes als Priester gewaltet, begann Rettungsversuche anzustellen uud theilweise gelang das Werk des kühnen Priesters. Der Vater war wol nicht mehr zu retten uud starb bald daraus iu den Armen seines treuen Weibes. Der Sohn jedoch über- staud durch die Sorgfalt uud Ausdauer, mit welcher Anscl- mus all' sein Wissen uud Können an ihm verschwendete, glücklich die grause Krankheit und genas. Pater Anselmus begab sich vom Sterbelager iu Enus- dors uoch zu mehreren Pestkranken und suchte endlich, spät des Nachts, sein Lager auf. Fröstelnd hüllte er sich iu die Decken, dem Meßuer noch die Weisung gebend, ihn zeitlich des Morgens zn wecken. Kaum graute der Morgen, als der Meßuer au die Thür pochte. Nachdem feine Antwort kam, pachte er stärker. Wieder vergebens! Das fiel dem Meßuer auf uud er öffnete gewaltsam die Thür. Der Meßner staud erstarrt bei dem Anblicke, der sich ihm darbot. Pater Anselmus lag todt auf seinem Lager, die deutlichsten Spuren der Pest an sich tragend. — Nur das Gesicht war nicht entstellt. Es schien wie in jenem Traume zu lächeln, als er sich im Paradiese sah. Als der Meßuer sich endlich vou seinem Schrecken erholt hatte, allarmirte er den ganzen Pfarrbof. Entsetzt eilte man hinauf, in das Stübchen des Priesters. Hilfe tvar nicht mehr zu bringen, und so trugen sie ihn denn hinaus auf die Pestwiese zu jenen, denen er Trost niiö Hilse gespendet. Der treue Priester des Herrn war inmitten seiner Pflichterfüllung ein Opfer der Pest geworden. Dort anf der kleinen Wiese vor St. Anna, wo das Gras so üppig wuchert, so schön und saftig herausschießt aus der Erde, welche die Pestlodten mitleidig deckt, dort steht eiu verwittertes kleines steinernes Kreuz. Es neigt sich, wie im stummen Schmerz über die Vergeßlichkeit der Menschen, denn so einsam uud verlassen das Kreuzlein steht, so verlassen und heute ungenannt ruht unter ihm Pater Anselmus, zu dessen Andenken das Kreuzlein gesetzt wurde.
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