Prännmeration für Stcyr: vierteljährig . . 1 fl. —kr. halbjährig. . . 2 „ — „ ganzjährig . . 4 „ — „ durch Post: vierteljährig . . 1 „ 50 „ ^ halbjährig. . . 3 „ — „ ganzjährig. . . 6 „ — „ Einzelne Blätter 6 kr. Zusicllu»gS«Gcl>ühv in'S HmiS jährlich 40 kr. Inserate werden nach dein bissigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet" wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Erscheint jeden Donnerstag Bormittag 11 Uhr »rnd Samstag ^lbcnds 6 Uhr. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Mittwoch nnd Sainstag 11 Uhr Mittags. Nr. 103. Steyr, Samstag den 25. December 1880. Ntbnctious- L Eipebitious-Locnle Bt. Hans'iche Bnchdrnclcrci L Liihograsic e te 1}r, ‘^ümru’i 'Jk. 7 n u. Mannscripte werden nicht znrückgellellt, auonpme Miltheilnngen nicht berücksichtiget. Zuschriften portosici. Nur mit Netourmarke» verfeljene biiejlidjt Anfragen um Auskunft über Inserate wurden Inserate nnd Prännnierations Betrag müssen vorhinein bezahlt werden. 26. Jahrgang. Pränumerations-Einladung. Mit kommendem Jahre tritt der „Alpcnbote" seinen 27. Jahrgang an. Wir können wol, ohne viele Worte zu machen, sein politisches Programm als bekannt voraussetzen; es ist das des gesetzlichen Fortschrittes auf dem Boden der Verfassung, es ist jenes Programm, welches die dreitausend freisinnigen Männer auf dem denkwürdigen deutsch - österreichischen Parteitage zu Wien ausgestellt, und dessen unentwegte Ausrechthaltung wir mit ihnen feierlich gelobt haben, es ist jenes Programm, welches einzig und allein den Bestand, die Macht und Große Oesterreich's, unseres geliebten Vaterlandes, sichert und seine freiheitliche Entwicklung und mit dieser sein geistiges und materielles Wohl 311 fördern im Stande ist. Wir werden dieser Fahne stets treu bleiben unb dieselbe gerade in den jetzigen hoch- erusten Zeiten um so höher halten. In diesem Sinne werden wir wie bisher die politischen Ereignisse besprechen und sie in kurzer aber erschöpfender Weise in der „Tagesgeschichte", in den Berichten über Reichsraths- unb Landtags - Verhandlungen, Correspondenze n rc. vorführeu, trachtend, unsern Lesern hiedurch die Haltung eines kostspieligen großen politischen Journals zu ersparen. Dabei werden wir die hochwichtigen Ausgaben eines wirklichen Loealblattes nicht vergessen und unseren Lesern über alle Vorkommnisse in unserer Stadt wie in der Umgebung genaue und verläßliche Nachrichten bringen und den Gemeinde- Angelegenheiten unsere besondere Aufmerksamkeit zuwendeu. Aus dem Gerichtssaale werden wir unfern Lesern interessante Gerichtsfälle, in der Rubrik „Verschiedenes" bemerkenswerthe Ereignisse aus der ganzen Welt erzählen. Der Geschäftsmann, Land- und Forstwirth wird in der Rubrik „G e sch äfts- zeitung" nach wie vor alles Wissenswerthe verzeichnet und besprochen finden, wozu noch die a m t l i ch e r h o b e n e n Wochenmarkts- und Victua lien - Preise ausSteyr, Wels und den sonstigen wichtigsten Marktplätzen, Ernteberichte, Fruchtbörse, Cursberichte rc. :c. kommeu. — Für Unterhaltung unb Belehrung wird im F e u i l l e t o n durch sorgfältig ausgewählte spannende Erzählungen, Novellen, Neiseskizzen rc. rc. gesorgt sein. — Dem Geschäftsmanne wie überhaupt dem inserirenden Publicum bietet sich auch durch Benützung des Alpenboten Gelegenheit, Geschüfts- Anzeigen oder sonstigen Annoncen weiteste Verbreitung bei verhättnißmäßig geringen Kosten zu sicherm. Wir glauben daher auch für das kommeude Jahr deu Alpenboten wieder dem lesenden Publicum zur Pränumeration empfehlen zu dürfen. Die Pränumerations-Preise bleiben unverändert und sind am Kopfe des Blattes ersichtlich. Bei diesem Anlässe sei es uns gestattet, allen unsern geehrten P. T. Mitarbeitern freundlichsten Dank zu sagen Feuilleton. Auf dem Throne. Historische Novelle von Robert Franz. (8. Fortsetzung.) Thränen traten in die flehend auf ihu gerichteten Augen, aber König Heinrich hatte sein Herz gestählt, damit die hellen Tropfen, die eine große Macht auf ihu ausübten, ihn nicht rühren konnten und in ein helles Lachen ausbre- chend, rief er: „Ihr seid ein Kind, Mary, ein vollkommenes Kind, das noch zu wenig die Freuden der Wett kennen gelernt hat, um begreife« zu können, was sich einer armen Prinzessin für eine Aussicht eröffnet. Nicbt jede Prinzessin ist dazu bestimmt, eilte Krone zu tragen, sich als Herrscherin eines mächtigen Reiches mit allen Genüssen des Lebens zu umgeben, an der Seite eines Gemats 311 leben, der keinen andern Wunsch in sich trügt, als seiner angebeteten Gematin ein Paradies auf Erden zu schaffen —" „O, sprecht nicht weiter, mein Bruder", schluchzte die Prinzessin, die schon die ganze Schwere des über sie heraufbeschworenen Verhängnisses empfand. Die früheren Anspie- lungen ihres Bruders auf ihre demnächstige Stellung zeigten ihr jetzt deutlich, daß ihr Schicksal bereits bestimmt sei, und sie fühlte nicht den geringsten Muth, noch die Krast in sich, Widerstand zu leisten. „Sollte man doch glauben, Prinzessin, mau wollte Euch das größte Unglück mittheilen, anstatt Uebringer einer Krone zu sein", fuhr der König mit erzwungenem Lachen fort. „Ich für ihre werkthätige geschätzte Unterstützung mit der Bitte, selbe uns auch für die Zukunft angedeihen lassen zu wollen. Für Auswärtige empfiehlt sich bei Bestellung der Pränumeration die Benützung von Postanweisungen, wobei wir neueintretende Abonnenten bitten, Namen, Charakter, Wohnort und letzte Post genau und leicht leserlich auf; schreiben zu wollen. Achtungsvoll Ncdaclion & Idinimltriition des „Alpen-Aolca", Stetjr, Grünmarkt Nr. 7. Zur Tagesgeschichte. Ueber das Treiben der tschechisch clerical« feudalen Partei im Parlamente bringt der „Pester Lloyd", also gewiß kein regierungsfeindliches oder gar radicaleS Blatt, folgende Betrachtungen: „Die Aufmerksamkeit der österreichischen Blätter ist heule und wird wol auch noch in deu nächsten Tagen den parlamentarischen Vorgängen zugewendet sein, welche die kurze December-Campagne des österreichischen Reichsrathes wenig rühmlich und wenig erhebend zum Abschluß gebracht haben. In einer Sitzung, die mit blos zweistündiger Unterbrechung von 10 Uhr Vormittags bis in die vierte Morgenstunde des nächsten Tages hinein dauerte, wurden drei Ausschuß- Berichte förmlich durchgejagt, welche nicht gerade ob ihrer principiellen Wichtigkeit, wol aber wegen der scharfen Meinungsdifferenzen, die sie hervorgernien hatten, eine eingehendere, überlegte« Berathung erheischt hätten. Aber die Rechte fühlt sich nun einmal in der Majorität, und die H e r r e n, die s i ch jahrelang über p a r l a m e ir t a r i- s ch e Unterdrückung b e k l a g t h a b e u, i n a u g u r i r e n ihr Regime damit, daß sie es in diesem Punkte weit ärger treiben, als es ihre Vorgänger je gewagt haben. Wir, die wir der'Sache etwas ferner stehen, und die tvir im Grunde gar kein Interesse daran haben, ob die drei Gewählten des obervsterreichischeu Großgrundbesitzes aus dem L^er der Verfassungspartei oder der Ultra- montauen kommen, haben ganz und gar nicht die Ambition, über die Giltigkeit oder Ungiltigkeit dieser Wahlen, über die Gesetzlichkeit und Moralität der dabei von den Parteigenossen Lienbacher's angewendeteu Mittel ein entscheidendes Wort zn sprechen; aber die Bemerkung können wir nicht zurückhalten, daß die Partei der Rechten, die sich ja früher auch „Rechtspartei" titutiren ließ, mit etwas größerem Aufwand an Argumenten nnd größerer Gründlichkeit ihre Sache hätte vertreten und nicht allzusehr auf die brutale Macht ihrer Majorität hätte poche» sollen. Bei solchen Wahl - Angelegenheiten ist jedes Parlament, daö will sagen, jede Parlaments- Majorität souverän, und sie gebraucht ihre Macht wie es ihr gefällt. Die Parlamente haben in derartigen Affairen schon viel Unrecht gethan und viel Ungesetzliches verbrochen, bitte Euch aber, zu erwägen, daß eine Prinzessin nur nach dem glänzendsten Lose zu streben hat, daß sie durch ihre Stellung dem Staate nützen muß, und das könnt Ihr als die Gemalin des Kölligs von Frankreich!" Die Prinzessin stieß bei den lebten Worten einen leisen Schrei aus und starrte ihreii Bruder mit halbgeöffneten Lippen an, während auch der letzte Blutstropfen aus ihrem Gesichte gewichen war. „Königin von Frankreich!" sagte die Prinzessin tonlos, als sie in dem eisigen Antlitze des Königs sah, wie ernst er die Worte meinte. „Königin von Frankreich! Ich mit meiner Jugend soll meine Hoffnungen all der Seite eines alten, von Gicht geplagten Gatten begraben, soll die Pflegerin eines Mannes werden, den ich nicht einmal achten, viel weniger liebeil kann!" Sie bedeckte ihr Gesicht schluchzend mit beiden Händen. „Du bist eilte Närrin, eine Schwärmerin", sagte der König gereizt. „Was ist die Siebe einer Prinzessin, die nicht das Recht hat zu lieben, sondern deren Pflicht es ist, ihre Jllteressen denen des Vaterlandes zu opfern. Seid vernünftig, Mary, unb vergebt nicht, daß ich schon zu viel Nachsicht mit Euch hatte, indem ich eine Liebelei mit einem Manne duldete, der es nie wagen darf, seine Hand liach einer Prinzessin Englands auszllstrecken." Wie vom Blitze getroffen, zuckte die Prinzessin bei den letzten Worten ces Königs zusammen — die Thränen versiegten in ihrenl Quell und nur mit Mühe hielt sie sich aufrecht. Das entschied. Der König wußte um ihre Liebe zum Herzog von Sllffotk, nur seine Nachsicht halle daS Verhältniß geduldet, unb Prinzeß Mary fühlte, daß er nie in eine Verbindung willigen mürbe, die sie als nichts Unmögliches angesehen halte. Ein endloser Jammer erfaßte sie, zugleich aber eine aber jede Majorität war doch bemüht, ihrer That wenigstens den Schein zu wahren. Daß die Rechtspartei in diesem fünfte ein so langes Gewissen und eine so geringe Achtung vor dem öffentlichen Urtheile hat, das ist das meist Betrübende an den Vorgängen der letzten Sitzung deS Wiener Abgeordnetenhauses." Am 20. d. M. fauv iu Gaming (Ried erbst erreich) eine weit über fünfhundert Bauern besuchte, von dem Bürgermeister zu Gaming, Herrn Heinrich K r a n a wett e r, unb dem Landtags - Abgeordneten für den Städte - Bezirk Waidhosen a. d. Ibbs, Herrn Dr. Baron Plenker, ein- berufene Versammlung unter dem Vorsitzer des Gewerken Josef Heiser von Kienberg statt. Aus deu entferntesten Gebirgsorten als: Göstling, Lunz, Bodingbach, Lackenhof, Neithaus, Puchenstuben, St. Anton a. d. Jeßnitz, Gaming, Gresten, Reiitsberg, Raudegg, Scheibbs, Scheiesbach unb Steinakirchen hatten sich Bürgermeister und Gemcindevertreter eingefunden. Der Höllriegt'sche Saal, der etwas über fünfhundert Personen faßte, sonnte die Zahl der Erschienenen nicht ausnehmen und eine große Anzahl mußte außerhalb desselben bleiben und füllte das Vorhalts und das Stiegen- hauS. In dieser Versammlung wurde nach einer eingehenden Kritik des Verhaltens der clericalen Abgeordneten in der Grundsteuer - Angelegenheit der Antrag des Bürgermeisters von G a ni i n g, dem Reichsraths - Abgeordneten Herrn Oberndorfer das Bedauern über sein indolentes Verhalten iu der Grundsteuerfrage, dagegen dcm Herrn Dr. Plenker den wärmsten Dank auSzusprechen, mit allen gegen etwa ein Dutzend Stimmen angenommen. Die Reichsregierung Deutschlands präsentirt dem nächsten Reichstage das ganze Steuerbonquet wieder, welches derselbe in der vorigen Session theils abgelehnt, theils unerledigt gelassen hat. Reichsstempel-, Börseusteuer, Brausteuer sollen unverändert wieder cinoebracht werden. Ueber die Wiedereinbringung der Wehrsteuer wird noch verhandelt. Die Stimmung ist angesichts dieser Perspeclive, wte sich denken läßt, keine rosige. Im Senat Frankreichs ist das Gesetz über die Mittelschulen für Mädchen nach heftigem Widerstände der Clericalen mit 104 gegen 121 Stimmen angenommen worden. In den letzten Tagen machte die Veröffentlichung von Briefen aus dem Jahre. 1871, durch welche Rochesort und Granier de Cassagnac stark compromittirt wurden, viel von sich reden. Rochesort suchte sich durch eine Herausforderung und Schritte bei Gambetta aus der Klemme zu ziehen, aber Gambetta ließ ihn nicht vor, und Neinach, der im „Voltaire" die Briefe veröffentlicht hatte, lehnte den Zweikamps mit der Erklärung ab, er sei nicht schitld daran, wenn, wie Rochesort behaupte, diese Briese seiner Ehre schädlich seien. Durch diese Veröffentlichungen ist Rochesort schwer comprom:- tirt. — Das CabinetFerry hatte am 22. d. im Senate eine empsindliche Niederlage erlitten. Herr Büffet benützte nämlich die Ausschreitungen bei Entfernung der Crucifixe aus den Resignation, die etwas so Rührendes an sich trug, daß der König sich zusammen nehmen mußte, um liicht im lebten Augenblicke das Ziel seiner Wünsche dem Leid der Schwester zu opfern. „Seid vernünftig, Mary", sagte er den Arm um deu Nacken der Schwester schlingend, „eilte Prinzessin darf sich nicht den Träumen von einem bescheidenen Loose mit dem Geliebten hingeben — sie muß ihre Bestimmung erfüllen. Auch ich biu, wie Ihr nur zu gut wißt, in meinem Familienleben nicht glücklich. Katharina ist nicht diejenige, welche ich liebe, aber ich mußte meine Liebe der Politik opfern, wenn auch mit blutendem Herzen. Auch ich glaubte damit allen Freuden der Welt zu entsagen, und ich bin doch wieder ruhig geivorden iu bem Bewußtsein, meine Pflichten treu gegen den Staat erfüllt zu haben. So wird es auch Euch gehen, Mary, weilll Ihr erst die Rothwendigkeil dieses Schrittes eingesehen habt, um so mehr, da Euch ein Sehen voll Glanz und Pracht, voll weltlicher Macht, eröffnet wird." „O, Majestät, nur davon sprecht nicht", schluchzte die Prinzessin, „ich kaun Alles ertragen, nur nicht, daß Ihr mir die trügerischen Vortheile einer solchen Verbindung vor Augen führt. Mein Herz sehnt sich nicht nach Glanz und Pracht, ich habe niemals nach weltlicher Hoheit gestrebt, sondern ein stilles, bescheidenes, glückliches Loos war der Traum meines Lebens. Wenn Ihr es mir als eine Pflicht darstellt, als ein Opfer, durch welches ich dem Volke bei: ersehnten Frieden und das Wohlergehen bringe, dann kann ich Euch folgen, wenn auch mit gebrochenem Herzen; nie und nimmer könntet Ihr mich durch die glänzendsten Ver- sprechungen vermögen, daß ich einwilligte, Königin von Frankreich zu werden. Und nun geht, Majestät, gchl und laßt mich allein, damit ich Zeit habe, mich zu sammeln und daS Ungeheure zu fassen, was so plötzlich über mich herein- gebrochen ist."
Seite 2 Pariser Schulen zu einer Interpellation, an welche der An- trag geknüpft wurde, der Regierung das Bedauern über diese Vorgänge auszusprecheu. Der Senat nahm diese Tagesordnung mil der überraschenden Medrbeit von 74 Stimmen an, ein schlimmer Echcc noch knapp vor den Ferien und ein böses Präjudiz für die Haltung des Senats in der Frage deS Cultusbudgels. Die gambeltistischen Organe werden andererseits neuen Anlaß finden, die Aufhebung des Senats zu predigen. In Belgien hat die Deputirtenkammcr mit 63 gegen 42 Stimmen die dem liberalen Ministerium zustimmende Antwort auf die Thronrede gutgeheißen und der König ist durch dieses Zeugniß guten Einvernehmens zwischen Regierung und Parlament gerührt und befriedigt worden. In den N i e d e rl a n d e n, wo nach der letzten Volkszählung 2,193.281 Protestanten, 1,313.084 Katholiken und 68.000 Jsraeliten wohnen, hat der Justizminister in der Deputirtenkammer mit Hinweis auf die antisemitische Bewegung in Deutschlaiü) alle Parteien und Confessionen zur Eintracht gemahnt. In Italien beendete die Kammer die Verhandlung über das Budget und nahm ohne Debatte die Verlängerung der Handels- und Schiffahrt s- Verträge mit Belgien, Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz an. Ebenso wurde die Handels- und Schiffahrts-Convention mit dem Rumänien genehmigt. Die Kammer vertagte sich hierauf bis zum 24. Februar. In Griechenland erhebt sich den kriegerischen Bestre- bungen des Cabinets Komunduros gegenüber eine nicht unbedeutende Opposition, an deren Spitze die früheren Minister TrikupiS und Delijannis stehen. Auch in der Partei Ku- munduros selbst fehlt es nicht an vorsichtigen Elementen, welche ein kriegerisches Vorgehen Griechenlands gegen den Willen der Mächte entschieden mißbilligen. Correspondenz. Wehr. am 21. December. (Liedertafel-Concert.) Am Sonntag den 19. d. M. veranflaltete die hiesige Liedertafel ein Concert in Bachb aner'ö Localitäten. Unsere Liedertafel diirsle so eines der jüngsten Kinder KalliopeS fein; den» wenngleich wir im Heu- rigen Sommer so manchen Chorgesang zn hören bekommen, so nennt sich doch erst die Vereinigung von 18 jungen Männern seit Kurzem „Liedertafel von Wcyr", und ist dieselbe nm die behördliche Bescheini- ( gnng als Verein bereits eingeschritten. Mit welcher Theilnahme die Bewohner Weyr's die Gründung der Liedertafel begrüßten, darauf mag der zahlreiche Besuch weisen, denn zwei große Säle waren mit Zuhörern gefüllt. Diese erste öffentliche Productiou zeigte, daß unsere junge Liedertafel nicht mehr so jung im Singen ist, denn sämmtliche Nummern deö Programmes, dessen Inhalt hier folgt, wurden mit Präcision durch- ! geführt, und erntete die Liedertafel, insonderheit der nnerinüdliche Chormeister Herr Oberlehrer Ernst Schmidhammer, reichlichen Beifall. Da« Programm lautete: l. „Das Gucken" von Couradiu. 2. „Aus den Bergen" von Abt. 3. „Im Walde" von Kücken. 4. „Akut- tersprache" von Engelsberg. 9. „Hüte Dich" von Girschner. 6. „Nur vorwärts" vou Storch. 7. „Abschied von der Alm" von Schwätzer. 8. „Wohin mit der Freud'" von Silcher. 9. „Die Bciäae" von Kalli- rvoda. 10. „So lveit" von Engelöberg. 11. „Därs i’ö Dirndl liab'n" vou Schmölzer. 12. „DaS einsame RoSlein" von Hermes. 13. „Fein sein", Tirolerlied. 14. „Käser und Blume" von Veit. 15. „DaS deutsche Lied" von Kallirvoda. DaS Motto der Liedertafel ist der Sage der Gründung Wehr' eninommen: „Wo Biber gebanet und Fische gelebt lind über den Wässern die Reiher geschlvebt, Da hallen jetzt von den Bergen wieder Deutscher Männer frohe Lieder." „Ich gehe, Mary, aber ergebt Euch mit Muth und Vertrauen in das Unvermeidliche", sagte der König gerührt von dem Schmerz des jungen Mädchens, das in diesem Au genblick alle seine Lebenshoffnungen zu Grabe trug. „Heute Abend ist große Cour im Bankettsaal und ich bringe Euch daö Brautgeschenk Eures Verlobten, das Ihr am heutigen Abend, als zur Feier der Verlobung mit dem Könige von Frankreich, anlegen müßt." Bei diesen Worten zog er ein mit Gold beschlagenes Sammet - Etui hervor, und überreichte dasselbe geöffnet der Prinzessin. Aber Mary zog die Hand scheu zurück, als fürchte sie, daß die zwölf Diamanten des Halsschmucks, die ihr ent- gegenblitzteu, sie verbrennen könnten. Dann sank sie iu die Polster zurück. „O, mein Gott, mein Bruder, habt Mitleid mit mir — Erbarmen! Es kommt Alles so plötzlich, so überraschend! Gönnt mir nur noch ein paar Tage Zeit, niich zu besinnen, mich von dem Schlage zu erholen, der mich mit niederschmetternder Schwere trifft." „Unmöglich, Mary, unmöglich", entgegnete der König gerührt, „heute Abend wird in Paris und London zugleich die Verlobung des Königs von Frankreich mit der Prinzessin Mary gefeiert. Muth, meine Schwester, Muth! Es ist ein großes Opfer für ein schwaches Mädchenherz — ich gebe es gern zu — aber das Opfer wird nicht umsonst gebracht." __ (Fortsetzung solgt.) Ein wohlverdientes Kreuz. Vo» Heinrich Kemmatmüller. Die Pest herrschte in Steyr! Die gesundeste Stadt in den Alpen war von der allgemeinen Plage nicht verschont geblieben. Was Geld hatte, war geflohen, der furchtbaren Krankheit, fast in allen Fällen gleichbedeutend mit dem Tode, zu entkommen. Nur der, den sein Schicksal mit der sonst so theuren Scholle Erde auch in diesen traurigen Tagen verband, war geblieben und harrte mit Angst und Entsetzen aus. — Priester und Arzt waren die Einzigen, welche, Trost und Hilfe spendend, unerschrocken aushielten in der Stadt, die der Todesengel mit seinen Fittigen umschwebte. Unter den vielen Priestern, die Trost spendend die Kranken besuchten, war besonders einer unermüdlich. Pater Der AlptN-Aole So schön das Programm an lind für sich lvar, so lieblich sich so manches Lied anhörte, keines wurde mit solchem Jubel und solcher Begeisterung anfgenoinmen, als da« deutsche Lied. Ein frenetischer Beifall erscholl durch den Saal, und bei der Wiederholung sangen Alle mit. Der begeisterten Stimmung lvnrde nach Beendignng der Pro- dnctiou in Toasten noch besonderer Ausdruck gegeben. Die Damen tranken auf den Chormeister, die Liedertafel erlviderte mit einem Hochs den dcntfchen Mädchen und Frauen. Die oftmalige Wiederholung des deutschen Liedes ließ wenigsten» nnS Weyreru die Nothwendigkeit nicht erkennen, daß auch für uns eine SpracheuzwangS-Verorduung förderlich wäre. Wir sind der Liedertafel dankbar, daß sie auch in unserm Thäte deutsches Wort und deutsches Lied pflegt, und hoffen uns noch so manchen genußreichen Abend. Herr Josef Bachbauer hat mit großer Bereitwilligkeit seine Localitäten für den Abend znr Verfügung gestellt und sorgte durch sehr gutes Getränke und gute Küche für die zahlreichen Gäste. x. y. Oertliches. (Protocoll, ausgenommen über die Sitzung des Ge° meinderathes der Stadt Stetzr am 14. December.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende: Georg Pointner, Bürgermeister; Vicebür'ger- meistcr Gustav Gschaider; die Gemeinderäthe: Franz Breölmayr, Emil Göppl, Ferdinand Gründler, Joses Halter, Dr. Johann Hochhäuser, Carl Holub, Leopold Huber, Anton Jäger v. Wuldau, Carl Jäger v. Waldali, Jakob Kautsch, Anton Laudsiedl, Auto» Mahr, Mathias Perz, Josef Peqrl, Franz Ploberger, Josef Reder, Franz Schachingcr. — Schriftführer: Fritz Hähnel, Gemeiude-Secretär. Beginn der Sitzung um 3 Uhr Nachmittag«. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, coustatirt die An- Wesenheit der nach § 50, Punkt 3 des G.-St. znr Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl (zwei Drittel) vou GemeinderathS-Milgliederu. Ehe zur Tagesordnung übergegangen wird, verliest er hierauf folgende Zuschrift: „Hochgeehrter Herr Bürgermeister! In höflicher Erivi!- ug der geschätzten Zuschrift vom 2. d. M., Z. 12346, i« lvcl- cher ii .u) Euer Wohlgeboreu sowol im Eigenen als auch im Namen deö lobt. Gemeiuderatheö ersuchten, meinen am 24. v. M. erklärten Auktiitt aus demselben rückgängig zu machen oder ihn doch wenigstens biö zur Zeit der nächsten GemeinderathSwahlen zu verschieben, beehre ich mich Euer Wohlgeboreu bekannt zu geben, daß ich in dankbarer Würdigung der mir von Seite des löbl. GemeinderalheS zu Theil gewordenen Anerkenunug mich entschlossen habe, das zehnte Jahr meiner gemeiuderäthlicheu Thätigkeit noch voll zu machen und meine dies, bezüglichen Obliegenheiten bis zu den nächüen Märzwahlcn, soweit eS meine BerusSgeschä'lc erlauben, noch zu erflilleu. — Euer Wohlgeboreu sönnen überzeugt sein, daß nur Gründe der triftigsten Art mich bestimmen konnten, meinen AnStritt aus einer Körperschaft zu erklären, in deren Milte idj so vielfach Gelegenheit halte, daS Interesse der mir znr zweiten Heimat, gewordenen, jugendlich aufstrebenden Stadt Steyr fördern zn helfen und welcher auzngehören ich daher stets als eine ganz besondere Ehre betrachtete. — Indem ich Euer Wohlgeboren höflichst ersuche, den löbl. Gemeinderath von dem Inhalte dieser Zeilen gütigst in Kenntniß setzen zu wollen, zeichnet mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung Euer Wohlgeboren ergebenster: W. Wenhart. — Stehr, den 6. December 1880." Dieselbe wird zur angenehmen Kenntniß genommen. — Z. 12920. Hierauf erhält znm ersten Punkt der Tagesordnung Referent Herr Gemeiuderalh Dr. Hoch hanser das Wort. Derselbe erklärt, daß sich das Präliminar wesentlich an daö vorn vorigen Jahre anschließl, nur in einigen Punkten kleine Abänderungen erleidet. DaS Comite hat daö vom Amte vorgclegte Präliminare in seinen einzelnen Posten genau geprüft, und schlägt nun folgende Abänderungen vor: 1. Nachdem in Folge der Nenovirnng und des größeren Inventar- Werthes des städl. Theaters es dringend geboten erscheint, dafür zn sorgen, daß eö unter steter Aufsicht sei und auch während deö Sommers rein- gehalten werde, so sei hiezu der Theatermeister Bictzler zn bestellen, und ihm hiesür freie Wohnung im Thealergebände und ein Jahres-Panschale von .50 fl zn beiuilligeu. Der Theatermeister sei in Vollziehung seiner Pflichten vom städt. Ingenieur zn beaufsichtigen. In weiterer Folge seien als Erhallnugskosten für daö Theater 300 ft. iu's Präliminare eiuznstellcn, von welcher Summe auch obiges Pauschale bestrillen werden möge. Schließlich sei nach Uebernahme deö Theater - JnventareS von Seite der Stadtgemeinde ein NeberwachungS-Comite ciuzusetzen, welchem Au sei mu ö gönnte sich nicht Ruhe noch Rast, kaum daß er zu einem kurzen, unruhigen Schlummer die müden Augeu schloß. Und war er eingeschlummert, so wurde er oft wieder geweckt, denn dringend begehrte ein Sterbender die heiligen Sacramente. Eben hatte Pater Anselmus die müden Augen geschlossen, um sür kurze Zeit, der für ihn so nöthigen Ruhe zu pflegen. Draußen rauschte der Regen in Strömen hernieder und der Wind heulte sein schauriges Lied. Da klopfte es an der Thür des Priesters. Anselmus erwachte. Unwillig, vielleicht zum ersten Male in seinem Leben, öffnete er. Hatte er doch so schön geträumt! Er sah sich in einem wunderschönen Garten, voll Pracht und Herrlichkeit. Staunend durchwandelte er die schattigen Alleen, lauschte dem Gesänge der Vögel und trank Wasser aus dem silberklaren Quell, der kühlend und befeuchtend den Garten durchschlängelte. „Ach!" seufzte er, „wer doch diese Herrlichkeiten immer genießen könnte!" — „Das sollst Du, Anselmus", antwortete eine Stimme, die hehr und erhaben klang, „Dein Erdenwallcn ist zu Ende. Bleibe hier, und" — hier wurde Pater Anselmus geweckt. Zur geöffneten Thür herein trat eine ärmlich gekleidete Frau. „Helft, Ehrwürdiger Vater", sagte sie mit flehender Geberde. „Mein Mann und mein einzig' Kind liegen au der Pest darnieder. Es ist keine Rettung, sagt der Arzt. Auch habe ich kein Geld für Arzneien, denn wir sind arm, ach! so arm! So kommt und spendet ihnen Trost auf dem Wege in's Jenseits." „Seid Ihr nicht die Ehefrau des Bartel Aigner?" frug der Pater von Mitleid ergriffen. „So ist es", nickte die Frau mil nassen Augen. „So geht rasch zu den Euren zurück, ich komme gleich nach", sagte der würdige Priester und drängte die Frau saust gegen die Thür: „Ich hole nur den Kelch und das heilige Oel, dann komme ich und will thun, was ich kann. Doch nehmt hier dies", fuhr er fort und drückte der Frau ein Geldstück in die Hand. „Kaust Arznei, vielleicht ist Hilfe noch möglich." Die arme Frau stammelte verwirrt ihren Dank und eilte mit erleichtertem Herzen von bannen. In einem der letzten Häuschen in Ennsdorf lagen Vater und Sohn, die ganze Welt der armen Aignerin, im Todeskampf. Wol hatte die Frau um das Geld sofort Arz _____________________________________Nr. 103 die ständige Sorge für alle Theaterangelegcnheilcn obliege, und das über nothwendige Renovirnngen und Anschaffungen der Gemeinde-Borstehnug zn berichten hat. Diese Punkte wurden nach längerer Debatte einstimmig an- genommen. (Gemeiude-Secretär Hähuel entfernt sich). 2. Bei den Bezügen des Gemeinde-Secretärs wurde ein Ouar- tiergeld mit 300 fl., nnd, nachdem die Einrechnnng seines bisherigen im Staate zngebrachteu Dienstzeit genehmigt, auch die erste Quinquenual- Zulage mit 200 fl. eingestellt. — Einstimmig angenommen. (Gemeiude-Secretär Hähnel kehrt in den Saal zurück und nimmt wieder seinen Platz ein.) 3. Auflassung der AnögabSpost von 300 fl. für etwaige Nach, tragSanölagca für das Jubiläumöfest, nachdem sich nun die Einstellung dieser Post als überflüssig ergibt. — Einstimmig angenommen. 4. Einstellung von 6000 fl., statt 4000 fl. bei der Post: „un- vorherznsehcudc, außerordentliche Auslagen" und Erhöhung der Post: „Umlagen.Rückvergütung" vou 6012 fl. auf 7200 fl., da man in Folge der Abänderung eines Theiles des Verzehruugöstener - Zuschlages in Umlagen dieser beiden Posten einen größeren Spielraum lasse» müsse. — Einstimmig angenommen. 5. Einstellung von 62.000 fl. statt 60.000 fl. bei der Umlagen- Einnahme, aus welche« erhöhte Einkommen man durch den bedeutend gesteigerten Betrieb der Waffensabrik sicher rechnen könne. — Einstimmig angenommen. 6. Beisteuer zu dem TrassirnngSkosteu-Mehrbedarf für die Eisen- bahn Stehr—Welö 500 fl. Die Einstellung dieses Postens wurde bereits mit Gemeiuderaths- Beschluß vom 5. November 1880 bewilligt. 7. Ju Folge LandeSgesetzcS vom 5. August 1880, Z. 6, und de« GemeinderathSbeschlnsfeS vom 26. v. M. sei statt deö bisherigen 30 per- centigen Verzehrungssteuer-ZuschlageS auf Bier eine Berbranchö-Umlage von 60 kr. per Hektoliter ohne Unterschied der Grade einzuheben und bei der AnSfuhr voll zn vergüten. Ferner sei auch für gebrannte geistige Flüssigkeiten eine BerbranchS-Umlage von 2 fl. per Hektoliter einzu- heben, für die AnSsnhr finde hier derzeit keine Vergütung statt, nachdem in Steyr keine Brennereien bestehen. Die Durchfuhr unter behördlicher Controle ist Umlagen- und kostenfrei. Zu diesem Punkt verliest Referent die am 14. d. M., Präs. Z. 13229, von den hiesigen Bränern eingereichte Reclamation (die Herren Anton nnd Carl v. Jäger entfernen sich), welche lautet: „Löbliche Stadtgemeiude-Vorstehnng! — Mit d. ö. Kuudunchuug vom 30. November 1880, Z. 12099, wurde verlautbart, daß der löbl. Gemeindcrath iu Folge des Laudeögesetzcö vom 5. August 1880, Z. 6, wonach die Gemeinden ermächtiget sind, eine Umlage auf den Verbrauch von Bier und gebrannte» geistige» Flüssigkeiten einzuheben, beabsichtige im Jahre 1881 im Stadtgemeiudcgebiete Steyr sür de» Verbrauch von Bier ohne Rücksicht anf die Gradhältigkeit derselbe» eine Umlage von 60 kr. per Hektoliter einzuheben. „Gleichzeitig wurde iu dieser Kundmachung den Betheilten eine ReclamationSsrist offen gelassen bis 14. December 1880. — Die ergebenst geseUigle Bränercommune in Steyr erlaubt sich nun gegen diese Umlagebestimmung zu überreichen nachstehende Reclamation: „Das Landesgesetz vom5. Anglist 1880, Z. 6, nnd der hohe Landes- Ausschuß-Erlaß vom 2. September 1880, Z. 9526, ermächtigen die Gemeinde nur, eine Gemeinde-Umlage von 50 kr. per Hektoliter für den Verbrauch des Biere« einzuheben. Daö ist Gesetz, und wenn der löbl. Gemein berath dieser Umlage um 10 kr. per Hektoliter zu ei Höhen beabsichtiget, so geht er weiter als der Gesetzgeber, lvelcher bei Erlassnng diese« Gesetze« zweifelsohne alle Gründe erwogen haben wird, die eine Fixirnug vou .50 kr. pr. Hektoliter und nicht mehr rechtfertigen. „Der löbliche Gemeinderath versucht zivar seine beabsichtigte Erhöhung der fraglichen Umlage durch ein neue« Landesgesetz znr Geltung zn bringen; allein e« ist durchaus kein Grund vorhanden, daß diese Umlage im Gesetzeswege zn nnserem Schaden sancliouirt werde. Der Grund, worauf sich der löbliche Gemeiuderalh in der Sitzung vom 26. November 1880 stützt, nm diese Erhöhung in« Leben zn rusen, soll der sein, daß durch die Auflassung de« Verzehrnngsslenerzuschlage« und Einführung einer Umlage von 50 kr. per Hektoliter Bier die löbliche Gemeindevorstehnng iu ihrem Einkommen um 4000 fl. geschädigt werde. „Wir müssen in Abrede stellen, daß, wenn eö bei der gesetzlichen Vorschrift bleibt, die löbliche Gemeinde diesen Schaden erleidet, denn wir zahlen, wen» wir mil einer Umlage von 50 kr. per Hektoliter belastet werden, gerade soviel, alö wir bezahlten, solange der Verzehrungö- stener-Zuschlag eiugehoben wurde. neien gelaust und alles Mögliche angewendet. Da erschien Pater Anselmus und versah beide Kranke mit den Sterbe- Sacrameuten. Schluchzend kniete die Frau am Fuße des ärmlichen Strohlagers und flehte zu Gott um die Relluug der Lieben. Pater Anselmus aber, nachdem er seines Amtes als Priester gewaltet, begann Rettungsversuche anzustellen uud theilweise gelang das Werk des kühnen Priesters. Der Vater war wol nicht mehr zu retten uud starb bald daraus iu den Armen seines treuen Weibes. Der Sohn jedoch über- staud durch die Sorgfalt uud Ausdauer, mit welcher Anscl- mus all' sein Wissen uud Können an ihm verschwendete, glücklich die grause Krankheit und genas. Pater Anselmus begab sich vom Sterbelager iu Enus- dors uoch zu mehreren Pestkranken und suchte endlich, spät des Nachts, sein Lager auf. Fröstelnd hüllte er sich iu die Decken, dem Meßuer noch die Weisung gebend, ihn zeitlich des Morgens zn wecken. Kaum graute der Morgen, als der Meßuer au die Thür pochte. Nachdem feine Antwort kam, pachte er stärker. Wieder vergebens! Das fiel dem Meßuer auf uud er öffnete gewaltsam die Thür. Der Meßner staud erstarrt bei dem Anblicke, der sich ihm darbot. Pater Anselmus lag todt auf seinem Lager, die deutlichsten Spuren der Pest an sich tragend. — Nur das Gesicht war nicht entstellt. Es schien wie in jenem Traume zu lächeln, als er sich im Paradiese sah. Als der Meßuer sich endlich vou seinem Schrecken erholt hatte, allarmirte er den ganzen Pfarrbof. Entsetzt eilte man hinauf, in das Stübchen des Priesters. Hilfe tvar nicht mehr zu bringen, und so trugen sie ihn denn hinaus auf die Pestwiese zu jenen, denen er Trost niiö Hilse gespendet. Der treue Priester des Herrn war inmitten seiner Pflichterfüllung ein Opfer der Pest geworden. Dort anf der kleinen Wiese vor St. Anna, wo das Gras so üppig wuchert, so schön und saftig herausschießt aus der Erde, welche die Pestlodten mitleidig deckt, dort steht eiu verwittertes kleines steinernes Kreuz. Es neigt sich, wie im stummen Schmerz über die Vergeßlichkeit der Menschen, denn so einsam uud verlassen das Kreuzlein steht, so verlassen und heute ungenannt ruht unter ihm Pater Anselmus, zu dessen Andenken das Kreuzlein gesetzt wurde.
Nr. 103 JefJUptir^Totf. Seite 3 „Es ist nämlich notorisch lind kann änitlich erhoben werden, daß >vir größtentheils 10 gradigeS Bier erzeugen und in Verschleiß bringen, wositr »uir per 24 Hektoliter an Verzehrn- göstcuer 12 st. 2% kr. als Gemeiudeznschlag bezahlten; bei einer Umlage von 50 kr. per Hektoliter haben wir fitr 24 Hektoliter 12 sl. zn entrichten. „Der Ausfall von 2'/r kr. bei 24 Hektoliter ist aber nicht so groß, daß der löbliche^ Stadtgemeinde jährlich 4000 fl. an Slenern oder einer bcdenlende» Steuer llberhanpt entgehen sollten. „Waö unsere Lagerbier-Erzeugung anbelangt, so ist es notorisch und dem löblichen Gemeinderathe gut bekannt, daß in vielen und in«, besonders in den besten Gasthäusern der Stadt Stevr die auswärtigen Biere unser Erzenguiß verdrängt haben und daß >vir mit dem Absätze der Lagerbiere nur auf unsere eigene Anüschank im Kleinen angewiesen sind; nnd wenn dies auch der Fall wäre, so ist die löbliche Gemeinde- Vertretung doch nicht berechtiget, diesen AnSfall, der kraft eines Gesetzes eintrcten lvltrdc, von nnS Verzehrnngöstcuerpstichtigen allein herein zn bringen. „Zu deu Gemeindelasten hat jeder Steuerbare die Pflicht bei- zutragen, uud cö kann nicht angehen, uns Bräner allein herbeizuziehen, um tiuen möglichen AnSfall im VerzchrnngSstenergefälle zn decken. DaS Princip einer gerechten Bestenernng erfordert eS, daß Jeder, welcher einer Verzehrnngöstener unterliegt, gleichmäßig beitragc, und es hieße den volkSwirthschastlichen Standpunkt aus deu Kopf stellen, lvenn der Grundsatz zur Gellnng kommen sollte, daß nur eine Classe von Steuerpflichtigen herbeigezogen wird nnd die anderen Classen auf Kosten dieser von den größeren Lasten befreit sein sollen. „Wir können uns nicht enthalten, hier die Bemerkung einfließen zu lassen, daß gerade ln Oesterreich die Brauereien im Vergleiche zn anderen Staaten am meisten besteuert sind, und daß daher eher auf eine Entlastung dieser Gewerbe als aus eine Mehrbelastung von Seite der löblichen Behörden geiehen werden sollte. Zudem haben >vir durch zwei Jahre einen BerzehrungSstener.Zuschlag von 30% zahlen müssen, der nach dem AnSspruche deS hohen LandeSauschusseö nicht gesetzlich >var, und dieser Umstand >väre bei der neuerlichen Bemessung der Unilage auch zu würdigen. „Nach Beschluß deS löblichen GemeiuderatheS soll bezüglich der Rückvergütung der Umlage die bisherige Gepflogenheit beibehaltcn werden. Diese Bestimmung ist auch mit großen Unzukömmlichkeiten ver- bunden, nnd lvenn sie auSgestthrt lverden sollte, kaun sie nur ju unserem Schaden anssallen. Wir müssen nämlich auuehmen, daß, falls die Umlage mit 60 kr. per Hektoliter ringesührt lverden sollte, nach dem früheren UsuS die Rückvergütung der BerzehrungSstener für das mindest besteuerte Bier, nämlich deS 10 gradigeu, zu leisten miß in Zukunft nur eine Rückver- gtitnug von 50 kr. per Hektoliter geleistet werden dürste. — DicS wäre, nachden die Umlage ohne Rücksicht auf die Gradhältigkcit bemessen ist, geradezu eine Ungerechtigkeit, gegen welche wir uuö auf daS eifrigste verwahren müssen. „Nach Einführung einer bestimmten Umlage ohne Berücksichtigung der Gradhältigkcit deS Biereö lauu die Rückvergütung nach dem Principe der Gerechtigkeit nur in dem Betrage der Umlage erfolgen. „AuS allen diesen Gründen erlaubt sich daher die gefertigte Bräner.Commnne au die löbliche Gemeinde - Vorstehuug die Bitte zu stellen: Wohlselbe »volle diese Reclamatiou berücksichtigen uud cö beziig. lich der Umlage auf deu Verbrauch deö Biereö bei den Vorschriften deö LandcSgesetzeö vom 5. August 1880, Z. 6, belassen. Sollte diesem ergebenen Ansuchen nicht entsprochen werden, so wird die Bitte gestellt: Die löbliche Gemeinde-Vorstehung »volle diese Reclamatiou dem hohen Laudcöauöschusse übermitteln, nnd »vir stellen an diesen, resp, an den hohen Landtag die ergebene Bitte: Hochderselbe wolle dem Beschluß deö löblichen GemeiuderatheS Steyr vom 26. November 1880, wonach ein Landesgesetz zur Eiuhebung einer Umlage für den Verbrauch deö BiereS in Steyr von 60 kr. per Hectoliter erwirkt »vcrden soll, seine Genehmigung versagen und eö beim bereits bestehenden Landeögesetze vom 5. August 1880, Z. 6, bciuenden lasse». Steyr, am 13. Decem- der 1880. Auton v. Jäger, Vorstand der Bräuer-Commune." Referent Herr Dr. Hochhäuser stellt hierüber den Scctionö. Antrag: „Eö sei dieser Reclamatiou, nachdem „1. die Bräner durch die Umwaudlirug deö VerzehruugSstener- Zuschlages von 30% -- 50 kr. für deu Hektoliter lOgradigcö nnb 60 kr. für deu Hektoliter 12gradigeS Bier iu eine Umlage von 60 kr. per Hektoliter Bier ohne Unterschied der Grade, nnr sehr wenig oder gar keinen Schaden erleiden uud daher auch in ihrer Reclamatiou jcdc Zifferuaugabe sorgfältig vermiede» habe», deu» beim 12gradigen Bier bleibt die Summe in beiden Fällen gleich; beim 10gradigen Bier zahlen sie statt 50 kr. nun 60 kr., bei der AuSfuhr bekommen sie die ganzen 60 kr. ohne Unterschied der Gradhältigkcit des Biereö zurück, daher sie nur vou jedein iu Steyr erzeugten und auch daselbst ver. brauchte»» Hektoliter 10 kr. mehr zählen. Dagegen bekamen sie früher sitr jeden Hektoliter lOgradigcö Bier, flir »velcheö sie bei der Erzeugung 50 kr. bezahlten, jedoch bei der AnSfuhr auch unr 50 kr. zurück erhiel. len, jetzt 60 kr. zurück, »velcheö PluS deu oben augedeuteten Verlust bis auf eine verhältnißmäßig geringe Summe ausgleicht. „2. Die Augabe, daß die Gemeinde seit 2 Jahren 30% Ver- zchrnngSsteuer.Znschlag auf Bier »»»gesetzlich eiugehobe» hätte, eutbehrl jeder Begriludinig, da jede« Jahr »uter Einhaltung sämmtlicher gesetz. licher Vorschriften hiefür rechtzeitig die Bewilligung von Seite deö hochlöblichen LandeSauöschnsseS eingeholt worden ist. „3. Der letzte Punkt der Reclamatiou sei gegenstandlos geivorden, nachdem bei der AuSfuhr vou Bier die volle Umlage riickoergiitet »vird, „abzmvciseu uud falls vie Reclamanten nicht bewogen »verden könnten, vou der Reclamatiou abzustehen, uuler amtlicher Einbegleitung dem hochlöblicheu Lande«. AuSschusse zu.' weiteren Entscheidung vorzulegen." Dieser SeclionS-Autrag »vird nach längerer Debatte, au »velcher sich die Herren Gemeiuderälhe Kautsch, Plobcrgcr, Peyrl, Huber uud der Referent Dr. Hochhäuser uud der Vorsitzeude betheiligeu, mit allen gegen 1 Stimme (Herr G.-R. Haller) vollinhaltlich angenommen. ---------------------(Schluß folgt.) (Oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschafl.) 2lni 22. b. M- wurde in Wien die 11. ordentliche General- Versammlung dieser Gesellschaft abgehalten und beschlossen, den Jänner - Coupon mit 4 fl. einzulösen. Dem Herrn General-Direclor W erndl und dem Verwaltnngsrathe sprach die Versammlung den Dank und das unbedingteste Vertrauen ans. Die Herren Verwaltungsräthe Excellenz Graf Lichnowsky und Gustav Gschaidcr wurden einstimmig' wiedergewählt und statt des ausgeschiedenen Herrn Dr. Mahr , Herr Johann M itter als Ersatzmann des RevistonS- > Ausschusses gewühlt. ___ (Todesfall.) Am Mittwoch den 22. d. M. starb nach ! kurzem Leiden in Folge eines Schlaganfalles Herr Adolf Kleer, Verkehrs - Controlor der k. k. priv. Kronprinz Nu- dolsbahn, im 46. Lebensjahre, tief betrauert von seiner Familie, welcher er ein musterhafter Gatte uud Vater war, und von Allen die ihn näher kannten. Kleer war ein eisri> ger pflichttreuer Beamter, hochgeschätzt von seinen Vorgesetzten, geliebt nnd geachtet von seinen Untergebenen, und die ihm von seinen Collegen erst kürzlich veranstaliete Jubi- länmsfeier seines 25jährigen Wirkens als Vahnbeamter, gab hiefür den glänzendsten Beweis. Aber auch in der Bevölkerung Sleyr's wußte er sich während seines Aufenthaltes seit 12 Jahren durch sein biederes anfpruchloses und einnehmendes Wesen eine große Anzahl Freunde zu erwerben, welche seinen Tod als schmerzlichen Verlust empstnden und innigen Antheil an seiner von ihm nur allzufrüh verlassenen Familie nehmen. Vereinigte Bersuchs-Anftalt und Lehrwerkstätte.) Vor wenigen Tagen fand bekanntlich in Wien in den Gartenbansälen eine neuartige Ausstellung oder besser ein Verkaufbazar statt, in welchem reizende Damen in den kleidsamen Trachten unserer schönen Alpenthäler als Berkäuferiuen hantirten, um die Erzeugnisse der dem k. k. Handelsministerium unterstehenden Fach schulen nnd Lehrwerkstätten feilzubieten. Die Idee, dieses Fest zu veraustaltew, hatte der bekannte Wiener Maler Obermüller gefaßt uud durchgeführt, die Sectivu Austria des Deutschen und Oesterreichischen Alpen-Vereins aber das Werk unter ihren kräftigen Schutz genommen, und wurde das Unternehmen auch würdig zu Ende geführt. Das erstemal wurden die Fach-Anstalten unseres Handelsamtes dem Publicum vorgeführt, und sie haben demselben Ehre gemacht und mit Einem Schlage sich mehr Freunde erworben, wie dies auf irgend eine andere Weise unr geschehen konnte. Die Ausstellung wurde am 4. December Don Sr. kaiserlichen Hoheit den» Erzherzog Carl Ludwig im Namen Sr. Majestät eröffnet und dauerte durch zwei Tage. Wir wollen nun nach der „dienen deutschen Alpenzeitung" das anführen, was über die »n unserer Stadt befindliche»» Versuchs-Anstalt und Lehrwerkstätte gesagt wird; diese schreibt nach der Schilderung des Festes nnd der Ansstellungs-Gegenstände int Allgemeinen wie folgt: „Es erübrigt nun noch, der einzelnen Fachschulen, deren Erzeugnisse ganz besondere Erwähnung verdienen, 311 gedenken, und da folge»» w»r den»» de»» uns durch einen Maun gewordenen Aufklärungen, welcher den Erzeugniffen dieser Schulen, ihren Aufblühen nnb Gedeihen von Anfang an das regste Interesse entgegen gebracht hat." Es wird nun der Erzeugnisse der Anstalten in Arco, Cles, Cortina d'Ampezzo, Feldkirch, Ferlach, Gröden, Hall ii» Tirol, unseres nahen Hallstadt's, welches eine prächtige Bauernstube brächte, Laas, Mariano, Mondsee iu O. Oe., Proveis, Predazzo, gedacht, und sagt unser Gewährsmann endlich: „Steyr in trefflichen Arbeiten in Eisen und Stah l, bei welcher Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben darf, daß sich die Erzeugnisse dieser Schule des reißendsten Absatzes erfreuten; sie waren d»e letzten cinlangendeu und wurden ansgepackt, während die Ansstellnng eröffnet ward; die ersten Gegen stäube waren bereits verkauft, bevor noch die letzten ihrer Hülle eut ledigt waren; i»» kaum einer Stunde war Alles verkauft." Wir erfahre»» aus bester Quelle, daß sich unter den von der hiesigen Anstalt gelieferten Gegenständen, welche von den Werkmeistern und deren Schülern ansgesührt waren, unter ander»» befanden: Schlüsselhacken in geätzer Arbeit, Damenscheereu und Damenmcsser, Haarnadeln, Dolche, verschiedene Messer, n. s. >v. Diese Gegenstände konnten hier wegen Mangel an Zeit leider nicht mehr zur Schau gebracht werden. Wir glauben aber unsern Lesern rathen z»» sollen, dafür die Anstalt selbst besehen zn »vollen, nnb sind gewiß, daß Niemand diese unbefriedigt verlassen wird; sowol die Einrichtung derselben »vie auch die Arbeiten der Schüler bieten des Interesses genug, um die Heine Bemühung zu lohnen. (Fortbildungs-Nnterricht für Lehrlinge und Gehilfen.) Wie unö initgetheill »vird, hat am Montag den 20. d. At. die erste Sitzung deö U n t e rr i ch t s » A u ö sch u s s e ö deö G e »v e r b e v e r e i»»e ö stattgesnnden. Dieser Ausschuß »vurde zufolge dcö am letzten Samstag von» Herrn Bezirkssckmlinspector VavrovSky gehaltenen Vortrageö über die Nothwendigkeit deö Fortbildungs . Unterrichtes sofort geivählt nnd mit der Durchführung und Gründling dieses Unterrichtes seitens deö Geivcrbcvcreincü betraut. Als Mitglieder erschienen geivählt die Herren: Knpetzinö, Lang, Pilat, Stierhoser, Zimmer, Jnspcctor Bavrovöly und Ingenieur Fritz F. Maier. — Seitens deö Herr»» Bürgermeisters »vurde» die nöthigen Räumlichkeiten^ in der Bürgerschule bereitwilligst zur Lersügung gestellt. Bei der am Montag staltgefundeneu Sitzung wurden als Vor. sitzender Herr Lang, als Schriftführer Ingenieur Fritz F. Maier bestellt. Um keine weitere Zeit zu verliere»», »vurde nach einer äußerst anregenden Debatte festgesetzt, daß die erste Versammlung der Schüler am 2. Jänner 1881 Vormittags halb 0 Uhr im Bürger- schulgebände stallfinde. Die Vorträge »verden vorläufig au Moulagen Don halb 7 biö 8 Uhr und au Sonutagen vou halb 9 biö 11 Uhr Vor- mittags uud 1 bis 3 Uhr Nachmittags abgehalteu »verden. Als Gegen- stünde der Vorträge wurden vorläufig deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben, ferner Rechne»» nnd freies Handzeichnen bestimmt, wobei zu bemerke»» ist, daß der Unterricht an jenen der Volksschule anzuknüpfen hat. Sollleu sich hinreichend vorgebildetc Hörer finden, würbe jedoch eine zweite Abtheilung für Vorgeschrittenere eröffnet werden. — Anmeldungen werde»» seitens der oben genannten Mitglieder deö AnöschnsseS entgegen genommen, nnd wird dcr Unterricht selbstverständlich kostenfrei ertheilt. Wir können nur mit Befriedigung diesen Vorgang deö so jungen aber thatkräftigen Ge»verbe-Bereineö verzeichnen uud die Lehrherrn dringend auffordern, ihre Lehrlinge und Gehilfen »nöglichst zahlreich an dem Unterrichte theilnehmen lassen z»» »vollen. (Verein der Schulfreunde.) In» sinnreich geschmückten Festsaale de« Bürgerschulgebändeö fand am Donnerstag Nachmittags die von diesen» Verein veranstaltcte Christbescheerung für arme brave Schulkinder statt. Viele Schnlfrennde, an ihrer Spitze Herr Bürger- Meister Georg Point »er nnd Herr Vicebürgermeister Gustav Gschai- d e r, als Dircctor der hiesige»» Sparcasse, jene« um den Verein so hoch verdienten Jnstitnteö, zeichneten die Feier durch ihr Erscheinen anö. — In Abwesenheit deö leider durch plötzlich eingelreteueö Unwohlsein verhinderten Vereinövorstandeö Herrn Tomi tz, begrüßte der Schriftführer Herr J. Reder jnn. die zu betheilendeu Kinder, indem er der innigen Freude Ausdruck gab, welche der Verein darüber empfiiide, daß er anch Heuer eine Christbescheerung habe veranstalteu können nnd der Wohl- thäler gedachte, denen vor Allem dcr Dank gebühre. — Herr Bürgermeister G. Pomtuer sprach hierauf Worte wärmster Auerkenuuug für die Thätigkeit deö Vereines, erwähnte Hiebei inöbesouderS der errichteten Snppenanstalt, nnd legte es den Kleinen an'S Herz, durch Fleiß uud Sittsanikei» sich hiefür dankbar zn erweisen. Nach diese»» Alisprachen trugen einzelne Knaben nnd Mädchen Gedichte vor, sangen in Chören Lieder, beide z»»meist hinweisend aus die Bedeutung der Feier, nnd es niahnlel» unö die lieblichen Kinderstimmen in ihrer Klarheit an jene längst vergangenen Weihnachten, da Engelsstimmen der Menschen Glückseligkeit und Frieden gesungen. Hierauf lvnrde zur Vertheilung der Geschenke geschritten nnd wurde»» im Ganzen 140 Kinder aus stimmt- lichen hiesigen Volksschulen nnd anS der Bürgerschule mit Kleidnugö- stiickcu bethcilt; mit freudigem Danke nahmen die Kleinen die Gaben entgegen. In der schlichten und erhebenden Weise eineö Schul- nnd Familiellfestcö »var die Feier vorübergegangeu, und eö mag wot Mancher der Anwesenden daö Andenken daran mit hinüber genommen haben in die Festesfreude seiner eigenen Weihnachten. (Christbaumfeier in der Klein -Kinderbemahranstalt.) Dieses schöne Kinderfest wurde iu der Anstalt am M i 11 w 0 ch den 22. d. M. Nachmittag 2 Uhr wie alljährlich gefeiert, und mit einem, dem kindlich frommen Sinne, wie der Feier entsprechenden Weihnacht«- spiel eingeleitet. Dieses Spiel: „Krippel nnd W e i h n ach t s b a n m", versaßt von Schwester Alfonsa, sowie ein Gedicht: „Daö ewige L icht" von Pater Fe llöker ivurde vou Kindern der Anstalt zum Vor- trage gebracht nnb von den zahlreich Anwesenden durch reichlichen Beifall anogezeichnel. Nach Beendigung der Vorträge »vurde die C h r i st- bescheerung vorgenommen nnd 137 Kinder (Knaben nnd Mäd- chcn) mit vollständigen neuen Anzügen nnd Schuhen und 90 Kinder mit neuen Schuhen betheilt. Alle die Anstalt besuchenden Kinder (256) erhielten Guglhups nnd sonstige Eßwaaren. Den Frennden nnd Wohlthätern dieser Anstalt, welche durch ihre hochherzigen Spenden diese zahlreiche Betheilung ermöglicht haben, sei hiermit namenö der Kinder nnd Leiter der Anstalt von ganzem Heizen dargebracht ein herzliches „Vergelte cö Gott". (Wohlthätigkeits - Aet.) Die Bruderschaft aus Liebe des Nächsten „Zum goldenen Kreuz" betheilt aus Anlaß des hohen Weihnachtsfestes 21 ihrer ärmsten Mitglieder mit je 80 kr. (Theater-Nachricht.) Am Montag den 27. d.M. findet die B e n efice - Vorstellun g des Herrn Jacques Glück statt, wobei eine „militärische Fest- Ouverture", componirt vom Capellmeister Herrn Oth- mar Gerasch, dann „Vater Radetzky", patriotisches Volksstück mit Gesang in 6 Bildern von Eduard Dorn zur Aufführung gelangt. Zwei Tableaux: „Schlacht bei Aspern, Erzherzog Carl zu Pferde" und „Schlacht bei Novarra" dürften besonders das Interesse des Pub- licums erregen, und da die Hauptrollen des Stückes in den bewährten Händen der Herren B e r t h a l, Direclor Schiller, Nordek, Greisn egg er, Thalman und der Damen Frln. Mestel, Frauen Pa r th-Jessika und Thomas - Sold liegen, das Drama Episoden aus dem Leben und Wirken Nadetzky'S als Generalmajor bis zu seinem Avancement zum Feldmarschall und Napoleon I., Erzherzogs Carl und Generals Blücher enthält, so dürfen wir wol den Abend deu Theatersreuudeu als einen genußreichen zum zahlreichen Besuche empfehlen. — Mittwoch deu 29. d. M. kommt Johann Strauß's reizende Operette: „Die Fledermaus" zur Aufführung. Die Hauptpartieu befinden sich in den bewährten Händen der Damen Frau Parth -Jessika, Früul. Weruer, Fräul. Mestel uud Fräul. Kornfeld, sowie der Herren: Director Schiller, Berthal, Nordek, Thalmann, Greisnegger, Leopold und steht den Theater-Freunden ein genußreicher Abend in Aussicht. (Hauptverhandlungen beim hiesigen k. f. Kreisgerichte.) Am 31. December: Gegen Mathias Oberschmiedleitner, »vege» öfsent licher Gewaltthätigkeit. Am 7. Jänner 1881: Gegen Josef Ker» nnb Michael Feichlncr vom Bezirke E»»ö »vege» schwerer Kärperbeschä- dignug. ____________ (Appellverhandlttngen beim hiesigen k. k. KrciSgerlchte.) Am 30. December: Rosalia Azlhiiber i» Fnrtberg, »vege» Ehrenbelei- btgnng. Leopold Hosegger, Schuhmacher i» Sleyrdorf, »vege» Ehren- beleidigiiiig. Josef Degelöegger in Spital, wegen Ehrenbeleidigung. Jolefa Schreiner, Fabriköarbeilers-Galt»» i» Stcyrdorf, »vege» Ehren - beteibignng. Gustav PaprleiNier, Casetier ii» Wie», »vege» Wachc- beleidiginig. (Nicht bestellbarer Brief.) Bei der Postdirection in Linz ist ein in Steyr von Joses und Anna Schlögl ausgegebener, an Ludmilla Schlögl in Ebelsberg adressirter Brief mit 1 fl. Inhalt gegen Nachweis des BezugörechteS zu beheben. ________ (Verstorbene.) Den 20. December: Franziska Schmiedberger in Aichet, Sierningerstraße Nr. 90, I Tag alt, Lebensschwäche. Den 21.: Franz Oberlaber in Ort, Fischergasse Nr. 16, 4 Wochen alt, Lebensschwüche. Deu 22: Adolf Kleer, verehel. Verkehrs - Controlor der Kronprinz Rudolf-Bahn, in Ennsdorf, Bahnhofstraße Nr. 11, 45 Jahre alt, Schlagfluß. Aus dem Gerichtssaale. Steyr, 17. December. sOri g.-Ber.j (Bestrafte Nengierde.) Die beide» Brüder Josef und Georg Lösch, jener Taglöhner »» G»»r t e n d o r f, dieser Besitzer deS PankenhaidergliteS ebe»dort, sind als „Erzraufer" weit und breit bekannt nnd »varen auch bereits der Strenge deö Gesetzeö verfallen. Am 29. September d. I. war „Kirta" in Pettenbach. Natürlich wnrde in den verschiedenen Gasthäusern Pettenbach'S viel, lehr viel Gerstensaft nnd Most getrunken nnd daS edle Brüderpaar Lösch »var fdjon ziemlich bald in einem sehr angeheiterten Zustande. Im Gölschhofer'schen Gasthanse »varen die Beiden zuletzt; da »var eS aber mit ihnen rein nicht mehr znm auöhalten. Sie fingen mit Jedem Händel an, aber die Anderen »varen so vernünftig nnd lachten sie einfach aus. Zuletzt wurde eö den andern Gästen doch zn arg, nnd man warf das saubere Brüderpaar einfach hinan«. Dies geschah beiläufig nm 9 Uhr Abends. Mit der Anffordernng: „Wer sich träne, solle ihnen Nachkommen", »van- derlei» die beiden Lösch von dannen. Der anch stark angeheiterte Flei- scherSsohn Franz Standinger von Pettenbach, der schon lange mit dem Josef Lösch in Feindschaft lebte, nnd den die Stichelreden ain meisten tiafen, wollte sich nicht in deu Ruf der Feigheit stürzen nnd ging ihnen nach. Am Pelteubache kam er mit ihnen zusammen nnd versetzte dem Joses Lösch mit einer Gartenzaunlatte einen Hieb über den .^ops. Joses Lösch zog nun sein Meffer heran«, »vars den Standinger in den Bach nnd versetzte ihm mehrere Stiche ans daö Hinterhaupt uud den Nacken, woraus Josef Lösch mit seinem Bruder davoncilte. So »vird dcr Sachverhalt von den beiden Lösch'ö geschildert. Standinger erzählt aber die Geschichte ganz ander«: Nachdem Lösch'ö daö Gasthanö verlassen hatten, entstand zwischen ihnen und mehreren Burschen eine Ranferei. Er begab sich nnu ans die Straße, um dein Ranshandel znznsehen. Da hörte er den Ruf: „öant'ü ihm das Messer hinein" nnd glanbte, sein Camerad Vielhaber werbe mißhandelt, weg- halb er mit einer Gartenzaunlatte bewaffnet zn den Ransenden hmcille. In der Nähe der Brücke, über den Pettenbach der Wafferhnb zn, kam ihm Josef Lösch entgegen, ivelchcm er mit dcr Holzlatte einen Schlag auf ben Kopf versetzte, nnb ihn über daö Slraßeugcländer iu den Pct- tenbach hinabschlenderte. Nunmehr packte ihn (Standinger) Georg Lösch, hielt ihn an den Kleidern fest nnd rief: „Sepp, geh' her da, ,ch hab' ihn schon fest", woraus ihm Josef Lösch mehrmals mit seinem geöffneten Taschenmesser von rücfwärt« Stiche ans den Kops nnd den Nacken versetzte nnd darauf mit seinem Bruder davon lief. Er (Standinger) wanderte nun, über nnd über von Blnt triefend, betrübt nach Hanse, wo ihm fein Herr Vater wegen dieser Ranferei zuerst eine tüchtige „Tetschen" "M feinen blutigen Kops gab, nnd dann erst den Arzt holen ließ. In Folge dieser Vcrletznngen konnte er über 30 Tage nicht« arbeiten. Ans Grnnd deö von Standinger angegebene» Sachverhalte«, nnd da die Gerichtöärzte die Verletzungen desselben für absolut schwere erklärt hatte», eihob die k. k. Staalöamvaltschasl die Anklage gegen Joses Lösch wegen Verbrechen« der schweren körperlichen Beschädigung, began- gen dadurch, daß er deu Staudinger schwer verletzt hatte, gegen Georg Lösch wegen Verbrechen« der Mitschuld an der schwere» Körperbeschädi- gmig, begangen dadurch, daß er seinem Bruder bei dieser Rauferei Hilfe leistete nnd überhaupt mitivirkte, indrm er den Franz Standinger in der Absicht festhiclt, die Mißhaiidlnng desselben zn ermöglichn, während dieser von seinem Bruder gestochen wurde. Der Gerichtshof scheukle 'jedoch der Augabe deö Staudinger keinen Glauben, da dieser schon lange mit den Angeklagten »n Feindschaft lebte,
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