Seile 2 Aus Oft - Rumelien wird unterm 25. d. gemeldet: „Fürst VogorideL, der General-Gouverneur von Ost- Numelien, eröffnete heute in Philippopel formell die P r ov in zi a l - Versamm lung in Gegenwart der aus- ländisehen General - Consuln, die sämmtlich in AmtS-Uniform ^ri hieueu waren, der Minister des General - Gouverneilrs und anderer hohen Würdenträger. Nachdem der Gencral- Gouverneur in seiner Rede mitgetheilt, düß binnen Kurzem der Versammluug mehrere Gefetzesvorlagcu unterbreitet werden würden, bemerkte er, daß die gegenwärtige friedliche Lage des Landes die beste Bürgschaft für eine glückliche Zukunft der Provinz sei, und empfahl zum Schluste den Mitgliedern der Versammluug, eine befriedigende Regelung der vstrulnelischeu Finanzen zuwege zu bringen. Fürst Vogo- rides gibt heute Abends sämmtlichen Mitgliedern der Pro- viuzlal - Versammlung ein Diner." Trotzdem nehmen die Vorbereitungen zur Vereinigung mit Bulgarien offen ihren Fortgang. Der Präsident der Französischen Republik hat die K a m ui e r n auf den 9. N o v e m b e r zu einer außerordentlichen Seffion einberufeu. In der ersten Sitzung wird die Negicruilg in einer Art Declaration ihr Programm entwickeln. Die Schul-Commiffion in Belgien bringt immer erbaulichere Dinge an's Tageslicht. Der Pfarrer von ThuillieS mußte zugeben, daß er auf der Kanzel gesagt habe, ein Bordell sei ihm lieber als ein Haus, in welchem eine liberale Zeitung gehalten wird. Derselbe Pfarrer predigte ferner, ein Mörder fei ein geringerer Sünder als ein Anhänger des Liberalismus. Der Decan von Birginal ist der gleichen Ausicht; nach ihm ist es „ein geringeres Uebel, zu tödten, als liberal zu wähleu, denn der Liberalismus ist eine Ketzerei, er bedeutet den Tod der Seelen". In Hofstade wüthete die Geistlichkeit namentlich gegen den Lehrer; das Bildniß desselben wurde auf öffentlichem Platze verbrannt und ihm keine Beschimpfung, erspart. Mau klagte ihu sogar eines Attentats gegen die Sittlichkeit an; in der Verhandlung hierüber wurde er aber freigesprochen, während der Vater des Mädchens, auf welches das angebliche Attentat gemacht worden sein sollte, wegen falschen Zeugniffes processirt unb zu zwei Jahren Gefängniß ver- urthcilt wurde. Die Schul-Commission hat indeß schon gute Resultate erzielt; die Geistlichkeit bekommt Respect vor der Oeffentlichkeit, an die ihre Chicanen gezogen werden, und die Eltern fassen wieder Muth; an den dunkelsten Orten beginnen die öffentlichen Schulen sich wieder zu füllen. Der Kurden - Aufstaud in Perfien nimmt in^ mer größere und ernstere Dimensionen au. Nach einer Depesche aus Teheran belagern sie die Stadt Urumiah. Von allen Seiten werden persische Truppen in Bewegung gesetzt, um die Aufständischen zum Rückzüge zwingen, und Sühntet Dawleh, der persische Generalissimus, der in GerruS angekommen ist, hat mit der türkischen Regierung das Abkommen getroffen, daß sie durch Entseudung von Truppen aus Wan mit den persischen Streitkrüften gegen die Kurden cooperire. Der Scheikh Abdullah hat sich als unabhängiger Herrscher ausrufen lasten und eine Proclamatiou ertasten, die eine absolute Vereinigung aller türkischen und persischen Kurden zu einer Ration unter seiner Herrschaft dringend empfiehlt. Aus Südamerika meldet der „Panama Star and Herald" unter dem 16. d. M., daß Chsii und Columbien eine Convention unterzeichnet haben, welche den zwischen beiden Republiken bestehenden Streitpunkt bezüglich des Transportes von Waffen für Peru dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika als Schiedsrichter unterwirft. — Nach einer Depesche aus Peru vom 23. Octo- ber wurde die Stadt Jquigue fast vollständig durch eine Feuersbruüst zerstört. H e r 1 l i ch e s. (Protocoll, ausgenommen über die Sitzung des Ge- mcindcrathes am 15. Oclober. — Fortsetzung und Schlug.) 6. In Folge deö iu der Gemcinderalhö - Sitzung vom 8. l. M. erfolgten Beschlusses wird folgender SeclionSanlrag eingebracht: „Bon Seite der Finanz-Section wird über den mitgeiheillen hohen k. k. Statt- Hallerei-Erlaß vom 30. September 1880, Z. 9542, und des Gemeinde, rathsbefchlusfes vom 8. Oclober 1880 bezüglich der in An-ficht gestellten Diölocalion eines Jäger-Bataillonö iu Steyr diese Angelegenheit als eine sehr wichtige betrautet, welche die vollste Beachtung bedingt und die tosorlige eingehendste Erörterung über die einznleitenden Schritte behufs der Reali'sirung des iu Frage stehenden Projektes behufs Erbauung einer Caserne für ein Jäger-Bataillon in Steyr erfordert. Damit aber der lobt. Gemeinderath iu die Lage kommt, beurtheilen zu können, ob und iu welchem Verhältnisse die Anlagekosten einer neu zu erbauenden Caserne für ein Jäger - Bataillon, zu bereu Erträguiste aus der Entschädigung hiesür und den sonstigen Vortheilen einer Garnison für eine Stadt in Betracht zu ziehen sind, beantragt die Seetion, daß vorläufig ein approximativer Kostenüberschlag für eine neu zu erbauende Caserne nach den bestehenden Normen erhoben, die Kosten hiesür durch den löbl. Gemeinderath bewilliget und sonach die weiteren Erhebungen und Mittheilungen bezüglich der Baustelle und der geeigneten UebnngS. platze für diele beiden Zwecke durch daö mit Gemeinderathöbcschluß vom 11. Juni 1880 bestellte Comite gepflogen werben mögen. — Leopold Huber, Ferdinand Gründler, M. A. Perz. — Steyr, am 15. Oclober 1880." Wird einstimmig angenommen. lil. Sccli o n. 7. Vortragender ist SectionS-Obmannstellvertreter Herr Gemeluterath Johann Redl. Die Erledigung über da« Gesuch der Besitzer der Häuser Nr. 21 und 23 in der Sieruingerfiraße, belref. send die 9t paratur an der das Fundament obiger Häuser bildenden und d-: Gemeinde gehörigen Felseumauer, wurde über einstimmigen Bcschlusi dem Amte übertragen. — Z. 7765. jV. Seclioii. Vortragender ist Seclions-Obmannstellvertreter Herr Gemeinderath Joses Pe y rl. 8. Die Leopold Pacher'sche Pfründe mit täglich 17' 2 lr. wird über Section-anlrag gleichlautend mit dem diesbezüglichen Armen-Connnissionsbeichluß vom 4. Oclober 1880 der Rosiua Derster verliehen. — Z. 9837. . -i^ch nunmehriger Erschöpfung der Tagesordnung crsiicht Herr Gemernoerath Jakob Kautsch den Borsitz,»den, um die über em angebliches übermäßiges Deficit aufgetauchten Gerüchte zu widerlege«, Der Alpen-Der^ da« finanzielle Ergebniß der Jubiläumsfeier, insoweit es bis nun bekannt ist, mitzritheilen. Mit großer Bereitwilligkeit gibt nun der V orsi tze nde folgenden Nechnnugö-Abschlnß-Eutwnrf bekaunt: Einnahmen: 1. Dotation aus der Stadtcaffe .... 6000 fl. -- kr. 2. Auswärtige Beiträge........................................................ 205 „ 50 „ 3. Platz, und Licenz-Gebühren .... 3161 „ — „ 4. Eintritts.Gebühren......................................................... 8305 „ 40 „ 5. Für verkaufte Gewinnstlose, Gewinnste, Cataloge, Denkmünzen, Geschichten............................................. 2962 „ 33 „ 6. Diverse und Nllckcrsätze............................................. 568 „ 21 „ Summa . . 21202 fl. 44 kr. Sodaun die Ausgaben: 1. Druck., Juserl., Porto, und Kanzlei-Auslagen . 1522 fl. 75 kr. 2. Remunerationen,Löhnungen, Reise- kosten....................................... 1225 fl. 16 kr. 3. Banführungs nnd DccorirungS- kosten...................................... 7272 fl. 98 kr. 4. Möblementkosten. . . . — fl. — kr. 5. BeleuchtnngS. undReinigungskosten 393 fl. 05 kr. 6. Mnsik und andere Belnstigungeu 4046 st. 74 kr. 7. Medaillen, Diplome, Lose und Ge- winnste....................................... 3206 fl. 73 kr. 8. Gewerbe-AuSstellnugSkosten . 442 fl. 21 kr. 9. Diverse AuSlagen . . . 166 fl. 97 kr. 10. Kosten deö Fest-BangnelleS . . 1199 si. 44 kr. Snmma . . 19476 si. 03 kr. restiren 1726 si. 40 kr. welcher Betrag nach den seinerzeitigen Bestimmungen der Sladtcasse zu I retourniren ist. Souach hat die Stadtgemeinde für daö Fest die Ge- ! sammtsumme von (wenn mau den bei AuSgabenpost 7 noch einznrech- »enden Betrag von 148 fl. 70 kr. sich hiezu denkt) 4422 si. 30 kr. ver- anSgabt, was in Anbetracht des eminenten Erfolges nnd der bedeuten- den, bei dieser Gelegenheit erfolgten Wohlthäligkeilöacte gewiß ein befriedigendes Resultat ergibt. Schluß der Sitzung ^5 Uhr Abends. Der Vorsitzende: Georg Point« er. Josef Peyrl, Jakob Kautsch, Fritz Hähnel, Gemeinderath. Gemeiuderath. Schriftführer. (Auslosung der Geschworenen.) Die Bildung der Dienstliste für die IV. ordentliche Schwurgerichts - Sitzung des laufenden Jahres wird am Freilag den 19. November 1880, Vormittags 9 Uhr, in öffentlicher Sitzung im Nathssaale die hiesigen k. t. Kreisgerichtes (Hauptplatz Nr. 13) stattfinden. (Stipendium - Verleihung.) Der oberösterreichische | Landes - Ausschuß hat in seiner Sitzung vom 21. Oclober d. I. den Schülern an der k. k. Oberrealschule in Steyr: Raimund Edelbau er, Carl Mi t t erb erger und Alois Wagner für die Dauer ihrer Realschulstudien je ein Kaiser - Franz - Josef - Jubiläums - Stipendium jährlicher hundert Gulden verliehen. (Stiftungs- Erledigung.) Die Interessen der Pfarrer Johann Eggmayr'schen Stiftung für durch Feuer und Wasser Verunglückten sind unter hilfsbedürftige Angehörige des Landes Oberösterreich, welche durch Feuer- oder Wasser verunglückt sind, zu vertheilen. Jene, welche auf eine derartige Unterstützung Anspruch machen zu können glauben, haben ihre Gesuche, belegt mit der Bestätigung ihrer Gemeinde-Vorstehung über die Ursache nnd die Größe des erlittenen Schadens, des Versicherungsbetrages und ihrer Dürftigkeit, bei der betreffenden Bezirkshauptmannschaft, beziehungsweise der Gemeinde - Vorstehung in Linz oder Steyr bis Ende November d. I. zu überreichen. (Sichrer Gewerbeverein.) Ein prächtiges Geschenk hat dieser Verein von Seiner Excellenz dem Herrn Baron Schwarz-Senborn empfangen. Seine Excellenz sandle für die Vereins - Bibliothek vier reich illustrirte Musterbücher amerikanischer Fabriken von Eisenwaaren, nebst einem Widmungsschreiben, in welchem er dem Vereine weitere Unterstützung angedeihen zu lassen verspricht. Dem hochherzigen Spender wurde der Dank des Vereines in einem Schreiben ausgedrückt. — Die G e n e r a l-V e r s a m m l u n g des Gewerbevereins findet Mitte des nächsten Monats statt, weßhalb die Monatsversammlung entfällt. (Turnerisches.) Das Bezirks - Vorturner- Turnen, welches in jedem der vier Bezirke des Ober- österreich - Salzburg'schenTurugaues abwechselnd jährlich zweimal in den Vereinsorten abgehalten wird, fand hier am vorigen Sonntag unter der Leitung des Bezirks- Obmannes Herrn August Pichler bei Anwesenheit des Kreis - Oberturnwartes Herrn Wilhelm B uley statt, wozu sich die Vorturner von Wels und Linz nebst mehreren Gästen eingesunden hatten. Die vorgeführten Uebungen entsprachen dem mit solchen Zusammenkünften verbundenen Zweck, den Vorturnern Gelegenheit zu bieten, sich in ihrer l Aufgabe immer mehr zu vervollkommnen. Von denselben ver- ! dient die von Seite der Vorturner mit Exactheit und bei ' strammer Körperhaltung vollsührte Uebungsgruppe au den | Schaukelringen erwähnt zu werden; auch die von den hie- ! sigen Turnern vorgenommenen Eisenstab-Uebungen sind im ; Allgemeinen recht gut ausgefallen. — Der hiesige Verein ' verunstaltete zu Ehren der Gäste eine Fest kneipe, welche bis zum Abgang des Nachtzuges anhielt und an welcher ein Doppel Quartett des Gesangsvereines „Kränzchen" anf Ansuchen des Vereines theilnahm. Es verdient dieses für das freundliche Entgegenkommen und den wesentlichen Beitrag zur Unterhaltung wärmste Anerkennung, die ihm auch reichlich gezollt wurde. Leider konnte der Verein der ehrenden Einladung der Fabriks-Feuerwehr zu ihrem Gründungsfeste nicht Folge leisten, was die Turner umsomehr bedauerten, da dieses achtbare Corps dem Turnverein stets aus's frennd- lichste entgegen kam. Der Turnverein würde diese Freundlichkeit gern erwidert haben, wäre er nicht von seinen Gästen in Anspruch genommen worden. Nr. 87 (Staals-Anstalt für Fischzucht.) Dein Vernehmen nach beabsichtigt das hohe Ackerbau - Ministerium das edle Anerbieten des Herrn Gen era ldirecto rs Josef Werndl in Steyr, welcher demselben in uneigennützigster Weise seine großartige Fischzucht-Anstalt zum gemeinnützigen Betriebe zur Verfügung stellte, anzunehmen, und wie ferner verlautet, soll dasselbe zu diesem Behufe bereits Vorerhebungen haben machen lassen. Der Ausschuß des ober österreichischen Fischerei-Vereines, von der hohen Wichtigkeit eines derartigen Unternehmens für die von ihm angestrebten Ziele durchdrungen, beschloß in seiner Sitzung vom 20. d. M. mit Stimmen - Einhelligkeit, in dieser Angelegenheit sofort ein Promemoria an seine Exzellenz den Herrn Ackerbau - Minister abzusenden, um seine diesbezüglichen Wünsche zur Kenntniß desselben zu bringen. (Plötzlicher Tod.) Am 29. d. M. wurde der 53 Jahre alte verehelichte, nach Steyr zuständige FabriksArbeiter des Objectes VI, Josef Sedlmayer, Vater von zwei Kindern, in einem Aborte des Objects in leblosem Zustande angetroffeu. — Der sofort herbeigerufene Dr. Oberndorser constatirte den Tod desselben iu Folge einer Lähmung. Derselbe wurde hernach iu die Todteukammer übertragen. (Verunglückt.) Am 28. d. M. verunglückte in der Rathner'schen Fabrik der Arbeiter Johann Banzl, 51 Jahre alt, dadurch, daß er mit einem Arm unter den Riemen der im Gange befindlichen Transmission gerieth, wodurch ihm die Hand zerquetscht und gebrochen wurde. Derselbe wurde, nachdem ihm von Dr.Oberndorser und Sladtwund- Arzt Zach die erste Hilfe geleistet worden, in das St. Anna Spital übertragen. (Brand.) Am 30. d. M., 5 Uhr Früh, signalisirte der Pfarrthürmer ein Feuer in der Richtung über Enns, der Donau zu. (Theater.) „Sport", Lustspiel vo« Julius Rose«, wurde vergangenen Mittwoch bei gut besuchtem Hause zum ersten Male ge- geben nnd freundlich ausgenommen. — „Sport" ist reich au lanuigeu, ja übermüthigen Scene», verräth einen bilhnenkundigen Verfasser, der eS versteht, zu wirken nnd gute Rollen zu schreiben, daö Public«!« zum Lachen zu wecken, zu erheitern, aber was ihm fehlt, ist die Originalität, feine Figuren sind alle nach der Theater - Chablonc zugeschnilten nnd lauter alte Bekannte, die wir da nnd dort schon gesehen, freilich sind eü wieder nur gute Bekanntschaften, die wir erneuern, und die «uS früher und auch im „Sport" erheitern nnd fröhliche Stunden bereiten. Wir »vollen daher auch nicht iveiler über den Werth der Comödie philoso- phiren, sie wurde beklatscht und belacht lind damit sei cö genug. Gespielt wurde Rosen'S „Sport" recht gut, wenngleich im ersten Act, um nnö sportmännisch auSzndrückeu, nicht der rechte Lustspiel- Galopp angeschlagen wurde, doch das Uebel behob sich, je länger, je mehr, Darsteller nnd Publicum kamen in Fluß, und damit die Hände deö Auditoriums in Bewegung. Deu Baron Frankeustem spielte Herr G r e i S u e g g e r sehr wirk- sam, nicht zu frivol und doch passionirt in der Lust nach kleinen Abenteuern. Ihm Iren zur Seite stand Frau Thomas- Söld als Pelagie, welche sich nicht verleiten ließ, die tugendseste Fran Oberst als frömmelnde Heuchlerin darznstellen, wozu die Rolle stark verführen könnte. — Auch Herr Dalberg als Arnold zog sich gut aus der Affaire. — Daö Hauptinteresse nahm jedoch das Geschwisterpaar Gabriele v. Golteuhof (Fllu. Mestel) nud Eduard v. Giller (Herr Berthal) in Anspruch, die mit künstlerischer Verve ihre Rollen vertraten. Frln. Mestel war als Gabriele intriguant, kokett, sie ging bei ihrer Intrigue mit dem Baron Frankenstein bis au die Grenze — aber nicht weiter und blieb Baronin Stolteuhof. — Verdienten Beifall fanden auch die Sceueu zwischen Eduard v. Giller (Herrn Berthal) und seiner kalt gestellten Schwiegermutter (Frln. Rene), die so sein auögearbeilet waren, daß sie in daö ansprnchvollste Lnstspiel-Ensemble gepaßt hätten. Die Ma- rianne Halle in Frln. RadamSky eine Vertreterin gefunden, die zu gefallen rvußte, ivaö rvir vom Kammerdiener Hermann Milhofer deö Herrn Thal mau nicht vollstäudrg behaupten können, da er seine Rolle im derben Possenton ansgefaßt Halle. Der Kammerdiener eines so di- stiuguirten Hauses, >vie daö des Baron von Frankenstein, kennt den vornehmen Ton zur Genüge, um ihn vor harrdgreifircheu Ueberlreibnngeu zu schützen, die ja auch der Verfasser nicht vorschreibt, rvie sie Herr Thalman in der Scene mit dem Hotelier „Zur Krone" nud dem Kellner anfgetischt. — Elwaö weniger wäre hier entschieden mehr gewesen. Im Gesammleu ivurde, wie bereits erwähnt, der „Sport" auf daö beste ausgenommen und vornehmlich Frln. Rkestel, Rene nnd die Herren Berthal nnd Greiönegger wiederholt durch Hervorrnf ausgezeichnet. Zum Debüt deö jugendlichen Liebhabers Herrn Gustav Nordet ivurde Donnerstag „Rkaria Stuart", Traneispiel von Friedrich v. Schiller, gegeben. Daö Publicum brächte dem Entschluß der Direcliou, ein classisches Drama wieder aus die Bühne unseres Stadtlhcalers zu bringen, volle Sympathie entgegen, denn das Hanö war bis an die Decke gestillt. Im Gesammlen war die Darstellung eine befriedigende nud uament- lich jene deö Frln. Ai c st e l in der Titelrolle eine lichtvolle nud durchdachte, welche der Künstlerin zu reichen Ehren verhalf. Die Scenen mit Mor- timcr, vornehmlich aber jene zu Beginn dcv dritte« Art.ö mit der treuen Kennedy und im lötö - n - tute mit Königin Elisabeth gewährten dem Publicum einen ungeschmälerten Genuß der unsterblichen Dichtung. Die Entsagung nud Leidenschajl mit künstlerischer Maßignng, königlicher Würde zu vereinen, gelang Frln. Mestel im hohen Grade nnd verhalf ihr zu wirklichen Triumphen. — Die Königin Elisabeth hatte Frau Thomas-Söld elivas gar zu eisig aufgefaßi. Königin Elisabeth haßt in Maria Stuart weniger die Rebellin alö die Rivalin in der Liebe zu Graf Leicester; nicht die Königin von England unterschreibt iu Schiller'« „Maria Stuart" das TodeSurlheil der Königin von Schott- laiid, sondern die Geliebte schasst sich eine Nebenbuhlerin anö der Welt. Den Kampf, die Leidenschaft mit dem königlichen Hermelill zu verdecken, dem Zuschauer vor Augen zu führen, ist Frau Thomas nicht gelnugen, sie verschanzte ihre Königin Elisabeth hinter den Zwang der Gesetze und beraubte sie dadurch des MildelUiigSgrundcv ihrer Grausamkeit, im Affect der Leidenschaft gehandelt zu haben. Auch Herr Berlhal hat als Gras Leicester nicht gehalten, ivaS von ihm erwartet ivurde, er gab den schivankenden Günstliug, der ungestraft um zwei Kölligmen buhlen durste, allzu farblos, um ihn auch bei dein Publicum in gleiche Gunst zu setzen. — Hingegen lieferte Frln. Reust als Hanna Kennedy eine wiiluch vortreffliche Episode, die an jeder Bühne des besten Ersvlges würdig »väre. — Mit Fener nud Empfindung sprach Herr Rordek deu Moclimer, und wenngleich seine Mimik noch den Ausäuger verrieth, so hat die Direcliou doch iu dem jungen Künstler ci«e Acguisttlou gemacht, zu der wir ihr Glück ivüuscheu tönucn. Der alle Talbot Graf v. Shrewöbnry »var durch Herrn Greiönegger bestens vertreten nno sicherte dem warmen Anwalt der unglücklichen Königin beifälligste Aufnahme. Hingegen konnte Herr Lobe mit dem Baron Burleigh nicht durchdringen, da er wirklich schivach und mall >var und sein Einfluß auf Königin Elisabeth ein ungelöstes Räthsel blieb.
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