Der Alpen-Bote vom 7. Oktober 1880

Seite 4 _ _____________________________________________ Per Alpen-Tote. _____________________________ ______________ Nr. 80 gen pflegt, drückt, was ein dunkler Ansiricki der Scitcuwäiide sofort - beheben würde; überdies contvastirt dieser lichte Anstrich nicht sehr ! pcfd)inacfvoll gegen die dnnkelrothen Wände der Logen. Die beabsichtigte Aenderung drS etwas zu knapp in seinen Coutouren gehaltenen Orchesters, smvie die Lerkür^nng der Scheidewand gegen das Publicum bis zum Freiwerden der Instrumente, wodurch die bisher störende Diimpsung, ja Brechung des ToncS behoben würde, begrüben nur auf'S freudigste. Der neue Vorhang, wacher von einem einfachen ornamental au-gefchmückleu Portale umschlossen ist, ^eigt sich noch etwas widerspenstig im Ausziehen und Fallen, vielleicht, weil seine in der Mitte desselben thronende flügelbcschwingle Thalia, — ob einer argen (Geschwulst am rechten Arm und anderer Gebrechen, die sich auch auf die j sie umgebenden Genien erstrecken, — noch der Hand oder vielmehr dcü Pinsels eines geschickten Operateurs harrt. AIS EröffnnngS-Porstellung hatte die Direclion daS Preislustspiel ! „Durch dir Intendanz" von ß. Heule gewählt, die vergangenen Samstag bei vollständig anSverkanstem Hause in Scene ging. Den Abend leitete die von Herrn Gerasch componirte Fest - Ouvertüre bestens ein. — „Durch die Intendanz" ist ein Lustspiel, daS bühnengerecht ansgebant ist, Reminiscenzen an Paul Lindau'« „Ein Er- folg" rvcckl, und von den Preisrichtern beim Coneurrenzkampfe am Wiener Stadltheater den ersten Preis erhielt. Das ist das Gute, waS sich von der Comödie berichten lügt, deS Bösen ließe sich viel mehr sagen. . Die Lösung deS Knotens übernimmt ein dem Pensionat kaum cut- ! wachsenes Mädchen, und kaun sie übernehmen, denn es ist ivahrlich nur eine Backfisch-Ausgabe. Wenden wir unS nun der Darstellung zu. Dieselbe verspricht ein ganz vortreffliches Lustspiel-Ensemble und eine stramme Regie, und wird sich nach mehreren Vorstellimgeu ein lioch rascheres Tempo deS ZusammenspielS erzielen lassen. Wir haben die Lösung deS KuotenS eine Backfischsrage genannt, und beginnen demgemäß mit der Darstellerin des Backfisches, Frlu. Radamslp, die sich als eine vielversprechende Raive dem Publicum voistclltc. Der kleine Naseweis ist von der Per- sasierin kokett und sehr unternehmend angelaugt. Frlu. RadamSky folgte auch dieser Aufiasinug, wodurch die kleine Hcdwig an Bühneu- Ersolg das gewann, ivas sie au Wahrscheinlichkeit eiubüßte. — Die ältere Tochter Marie wurde von Frlu. Mcstel durch feine Niiaucirnug dieses mit einem Anslng von Seutimcntalllät gezeichneten Charakters, deut aber doch der Schelm im Nacken sitzt, so gut vertreten, daß wcl kein Wunsch unbefriedigt blieb. — Frau Thomas ist uns keine Fremde mehr; sie war früher ein gerne gesehener Gast und dürste tiach der sein duichgefeilteu Durchführung ihrer Antrittsrolle als Commerzieu- Rälhin Kühn auch ein gefeiertes ständiges Mitglied werden; ein Streben, ivclcheü Frau Thomas auch zu verfolge» scheint, ivenngleich die Frau Commerzienräthin um einen Knß zu früh die Bühne betrat und so Rittmeister Baron Rottek einmal öfter überraschte, als es die Verfasserin voi schreibt — denn Ueberraschnngen und die Briese spielen eine große Rolle in ihrem Werke. — Waldau, der Held der Comödie, l ist feine besonders günstig angelegte Rolle, sie führt au Klippen und Abgründen der Sentimentalität, ja der Lächerlichkeit vorbei, und doch hat Herr Bert hat diese Hindernisse nicht nur über>vunden, sondern ' sogar zu seinem Vortheil auSgeiiützt, um neue Lichter auf die Darstellung anszusetzen, und fand viel Gefallen. — Eine große Rolle in dem Lustspiel hat noch der Adjutant deS Prinzen Leopold, Rittmeister I Baron R otIcl, den Herr Dal b erg ivohl gut sprach, aber mit einem kleinen Uebermaß au Mimik und Altion ausstaltete, die wol für zwei Abende gereicht hätte. DaS Znsammeuspicl war, wie erivähnt, stolt, und daS Publicum kargte, da cS lebhaft auimirt wurde, nicht mit seinem Beifall. — Die Chronik der Directiou A. S ch i l l c r kann daher nicht nur die Premiere der Saison, sondern auch deu ersten durchschlagenden Erfolg ver- j zeichnen. „Plan und Zufall", Posse mit Gesang von Findeisen, kann ! als zweite Vorstellung, in der nicht weniger als drei Komiker und ein ; Bonvivant hervorragend beschäftigt sind, als glückliche Wahl ver. zeichnet werden. Der hitzige Sattlermeister Johannes Walter war bei Herrn Thal man, der sich alö routiuirter Mime und Regisseur cr- wcist, gut aufgehoben, nur scheint der Künstler, ivelcher während deß Abends mit allen Ehren übcrhänft wurde, sein Organ für unser kleines Theater zu sehr auzustrengen, lvodurch die Wirkung eher beeinträchtigt alö erhöht wird, woraus wir dem Künstler, der voraussichtlich au grö- ßcre Bühnen gewohnt >var, jedoch keinen Vorwurf machen wollen. — Als Lori, um uns au die 'Reihenfolge des Theaterzettels zu halten, fand Frlu. Radamökr; Gelegenheit, sich durch natürliche Auffassung ihreö Parts in der Gunst des Publicum« zu befestigen. — Trefflich in Spiel und Mimik war bie neugierige Haushälterin Frau Honig des Frlu. Reue, deßgleicheu bot Herr Hopp alö Lehrbub eine wirksame Charge voll Humor uud Uebermulh. Durch seine natürliche Komik und Uumitlelbarkeil der Empfindung wirkte Herr Greiüncgger als der von seinem Freunde Walter geliebte und mißhandelte Posameutirer Elig, da er allen Uebertreibungen sorgfältig aus dem Wege ging. — Auch Herr Berthal trat als der in lecken Coutouren gezeichnete Buch- Halter Lose kräftig in daö Ensemble ein nud machte den Komikern die Ehren deS Abends streitig. Das Ineinandergreifen >var bei der Posse zwar nicht so rasch nud zugkräftig, >vie am ersten Abende, doch lvnrde auch hier so Lobend, lvertheö geleistet nud die eingelegten Couplets der Herren Thal in an und Greiö negger mit Verve vorgelragen, daß der Erfolg ein vollständiger war. Mit noch größerer Spannung als den beiden vorhergehenden Vorstellnugeu sahen die Thealersrennde der dritten entgegen, denn hier hatte die Direction einen Kampf gegen die sehr günstigen Reminiscenzen der letzten Saison in der Pflege der Operette auSzusechten, weniiglcich die beiden vorgesührten Einaeter vorläufig nur al« ein Vorposten- Scharmützel gelten können. Die Festvorstellung zum Allerhöchsten Namenstage Sr. Majestät begann mit der Vollshymne, die vom Orchester intouirt, vorn gesamm- ten Theater-Personale m Salon-Toilette gesungen uud vom Publicum stehend angehört wurde, Stach der zweiten Strophe croob sich der Vorhang nud zeigte sich die von Fahnen nud Blumen umgebene Büste des Monarchen bei bengalischer Beleuchtung und sehr efiectvollem Arrangement. Die Leistungen dcü Orchesters entziehen sich vor der cin- gangöbesprocheuen Adaptirnng jeder Beurtheilung; wir überspringen daher die Ouvertüre der folgenden Ofsenbach'schen Operette: „Der Ehemann vor der Thür." Der französische Maäslro hat, Ivie Heine sagt, gleichfalls in seinen jungen Jahren einen schönen blütheureichen Kran; getragen. Jetzt geht er nicht mehr so verschwenderisch mit seinen Motiven um, sonderu bietet unr mehr ein paar duftende Blüthen, die unter dem großen Kranz von Blättern musikalischer Gemeinplätze fast verschwinde». — „Der Ehemann vor der Thüre" stammt wie „Meister Forluuio'ü Liebeslied" aus deS Meisters bester Zeit und kaun »och unter dem gut klingenden Titel „Singspiel" so gut passireu als nnler der zweifelhaften modernen Bezeichnung „Operette", die so manchem dramatischen und lnnsikalischen Unsinn zum Deckmantel dient. Frau Parlh-Jessika, unsere Sängerin par excelb nce, lvnrde mit kräftigem Nordost und einer Blumenspeude cinpsangcu, der alle Freunde guten Gesänge« ihre Znstimmnn., nicht versagen werden. Wir ertappen nnS soeben auf einer Unterlassungssünde, dader erste wohlverdiente Empfang Herrn Director S ch i l l e r zugmg, ivas wir hiemit nachlrageu, und gehe» wir dadurch zugleich jed.r nachträglichen Berichtigung au« dem Wege. — Von besonderem Interesse war da« Debüt des Fräuleins Werner als Adelheid, die sich als geschnlte Sängerin mit einer be- sonders in der tieferen nud dei Mittellage angenehm klingenden Stimme eilipnppte, ivaS schon durch daS Duett mit Sufette sich leicht constalireu lieg. Von besonderein Reiz war der Vortrag der Chansonnette: „DaS Francnherz ist zart und sein, Will sehr galant behandelt sein." Herr Leopold als „Ehemann vor der Thüre" (Mehlmaher) verfügt über eine hübsche Baßstimme, doch war er hinter den Coulissen nicht besonder« glücklich sitnirl, nin seine Ntittel inS rechte Licht zn setzen. — Frau Parlh-Jessika und Director Schiller sind in ihren Leistungen als trefflich so bekannt, daß wir nicht« weiter beiznfügen brauche». Der folgende Schwank „Papa hat'S erlaubt" von L'Arrouge wurde lustig gespielt nud ausgeuommen. Herr G reiün egg er, Frau Th o inaS-Söl d, die Herreu Berthal und Thal man, die Frän- kein Radamskp und Rene verdienen aber auch in vollem Maße die Ehre, mit der sie übcrhänft wurden. — Da« Publicum ivar so ani- nurt, daß kein Abgang nnbeklatscht blieb. Hingegen fiel „Hanni weint, Hausi lacht", Operette von I. Osfenbach, etwa« ab. Ist der musikalische Schwank schon au uud für sich ziemlich matt, so hatte sich das Auditorium schon zu satt gelacht, um an den platten Späßen des Sebastian Mosthnber, Kilian nud Stikla« besondern Gefallen zu finden, und nur die Liebchen HanuchenS erfreuten sich besonderer Theilnahme, obwol die Bluette von Frau Parlh-Jessika und deu Herreu Hopp, Thalma» uud GrciSn- cgger bis auf einige Schwiminübnngen ganz trefflich gespielt und gesungen lvnrde. Die außerordentliche Theilnahme deS PublicumS, die vielfachen BeisallSzeichcn, ivclche den drei ersten Vorstellungen zn Theil wurden, werden der Direclion nud sämmilichen Mitgliedern gewiß Anlaß zur Aufbietung aller Kräfte geben, die so schnell erworbene Gunst deS Publi- cumS zu erhalten, zn steigern, uln die unter so glücklichen Auspicien begonnene Saison von der Höhe nicht sinken zu lassen, aus der sie eröffnet wurde. J. R. I a g d v e r i ch t. Auch im heurigen Jahlc ivnrdc im I. We rud l 'scheu Reviere alö ciste Jagd die H arg c l S b erg er Grenzjagd abgcjagl, uud hierbei G1 Hasen, 41 Fasanen, 2 Rehböcke und 1 Rebhuhn abgcschosscn. Der Abschuß von G1 Hasen aus der geuauuleu Jagd beweist znr Genüge, daß der Schaden, welchen die vorige« Jahr unter der geuann- leu Wildgallnng wüthende Seuche angerichtet, Dank der daraufhin angcordueleu Schonung, so ziemlich wieder ausgeglichen ist. Im Allgemeinen läßt in dem genannte» Jagd Reviere die Güte des heurigen Wildstandes nichts zu wünschen übrig, indem mit Ausnahme der Rebhühner, die allerdings d.r lange anhaltende hohe Schnee des vergossenen 'Winters stark decimirle, sämmtliche Wlldgatluugeu gut gediehen, und besonders zum Fortlommen der Fasaneii die Witte- rnngS.Verhältnisse recht günstig »vareu, wie schon die vorstehend erwähnte zuerst abgehalteuc Jagd, auf ivelcher vongcü Jahr 2l und Heuer 41 Fasane» abgeschoffe» wurden, erwies. Wie uns berichtet wird, hätte» leicht fünf Rehböcke aus der genannten Jagd erlegt werde» könne», wen» eben nicht wie immer der Zweifel: „ist i« Bock oder Gais", hierbei zu Gunsten der Böcke ans- schlaggcbeud geivirkt hätte. Schließlich sei erivähnt, baß außer obigem Resultate auch noch verschiedene lustige Stücktciu sich zntrngeu, deren Erörterung wir vor- läufig für ei» anderes Mal »usern Leser» Vorbehalte». (Verstorbene.) D?n 30. September: Franz Mayrhuber, Sodawassersabrikantens-Klud, Gleinkergasse Nr. 9, 3 Wochen alt, Ktnnbackenkrampf. Den 1. Detober: Caroline Lehner, Kutschersklnd, Schweizergasse Nr. 7, 12 Tage alt, Lungen- Oedem. Rudolf Steininger, Eisengiehers-Kind, Aichetgasse Nr. 40, 6 Wochen alt, Dnrchsall. Den 2.: Josef Zipper- mayr, jubl. k. k. Steuereinnehmer, Engegass? Nr. 31, 71 Jahre alt, Lungenlähmung. Johann Wolkersvorfer, Taglöhuers- Kind, Aichetgasse Nr. 18, 4 Monate alt, Dnrchsall. Josesa Maria Winkler, Sieruingerstraße Nr. 55, 4 Tage alt, Lebens- schwäche. Michael Steffek, verehel. Hausirer, Sirrniuger- straßc Nr. 50, 53 Jahre alt, Magenenlartung. Anna Kirch- häuSl, Lebrersgallin, Schuhbodengasse Nr. 5, 28 Jahre alt, Kindbettfieber. Den 3.: Alexander Sulzbacher, Sierninger' straßc Nr. 4, r/? Jahre alt, Dhphtherilis. Aus dem Gerichtslaale. Steyr, l. Ociober. sOrig.-Ber.j (Zwei Dicbsgeschichten.) Dem Bauer Joses Großalber, genannt Eugl bogen, in der Bluma», Gemeinde Neuslist, ivnrden am 3. v. M. Kleidungsstücke, als: eine Struckhose, ein Tnchschamper, ein Paar Halbstiesel ». dgl., sowie auch eine große, alle Spindeluhr im Gesamiutiverthe von dreißig Gulden mittetR Einbruches entwendet. Er machte die Anzeige bei ver hiesigen Sicherheitöwache und bezeichnete alö dieses Diebstahls dringend verdächtig einen HaudwerkSburschc», ivelcher zur Zeit des Dicbstahlö von Blumau nach Kleinramiug mit einem Bündel unter den^Ariu und einem Paar Stieseln am Rücken wandernd gesehen wurde. Die Sicher- heitSwache avisirle sofort unter Beschreibung der gestohlenen Sachen die hiesigen Tandler. Stock) ai» selben Tage theilte der Taudler Bern- hard Jäger der» in Zwischenbrücken diensthabenden Wachmann Erkl init, daß vor ungefähr einer halben Stunde ei» Mann bei ihm >var, der ihm eine Spindeluhr, ivclche auf die Beschreibung der vorstehend entwendete» Uhr genau Paßte, um drei Gulden zum Kaufe augeboten habe; der Wachmann forschte diese,» Manne nach. Knrze Zeit daran,' wurde derselbe von, Wachmanne angehalte» und arrelirl. Der Arretirte gab an: Er heiße Johann Grabner, sei 30 Jahre alt, Taglöhner nud zil Texau im polit. Bezirke Scheibbü in stkiederösterrcich geboren und dorthin zuständig, uud habe zuletzt bis 3. September berm Bauer aus der Edt, Gemciube Ternberg, gearbeitet; jetzt suche er in Stcyr oder Linz eiueu Platz, was ihm aber deßhalb sehr schwer falle, weil er sei» Diensiboleubuch beim Bauer aus der Edt vergessen habe. — Da auch die Kleidungsstücke, ivclche er an- hatte, »ach der Beschreibung deö bestohlene» Bauern mit den eutwende- ten Sache» idcirlisch z» sein schiene», wurde er in Haft behalte», um dem Gerichte überstellt zn werden. Kurz vor der Ueberstelluug erklärte er, nicht Grabner, sondern Ferdinand Raab zu heißen nud ein be- schästigungS- uud subsistcuzlos herumzieheuder Bergknappe zu sein. Am 30. August d. I. sei er zu Ternberg in ein Baueruhauö eingeftiegen, habe dort ein Paar Stiesel und eiueu strack eutiveudel, sei Hiebei aber ertappt und iu oen dortige» Gemei« de-Arrest gesperrt worden,^ wobei man ihm seine Barschaft von 5 fl. 82 lr. nud die gestohleueu Kleidungsstücke abuahm. Es sei ihm jedoch gelungen, aus bem Gemeindearrcst z» eiltkommen, habe aber Hiebei sein Arbeltebuch verloren. Am 3. Sep- lember sei ein ihm nubelannter Man» mit ihm ;» einem Bauer in der Neustist gegangen und hätten sie mitsammen dort eingebrocheu und dort Kleidungsstücke, sowie andere Sachen entwendet. Nachdem sie vorher »och die Sache getheilt hätten, seien sie auseinander gegangen. Vor dem NntersuchungSrichter uud auch heute der der Hauptver- handlung bleibt er bei seinen Angaben, luSbesonders, daß er mit einem ihm unbekannten Manne jenen Liebstahl verübt hätte. Diese letzte Be- hanptnug erwies sich aber alö ganz falsch, da nur er und sonst Stic- maud, aus welche» die von ihm abgegebene Personöbeschreibuug jenes un- bekannten Mannes gepaßt hätte, dort zn jener Zeit gesehen wurde. Ferdinand Raab gesteht heute ferurrS, daß er am 30. August d. I. Mittags in eine Kammer des Scharbe» gute« zu Schwciusegg cinstieg uud vou dort in Gegenwart dc« im Bette kraul darnieder- liegende« Knechtes Johann Äreuzriegler Kleidungsstücke im Werthe vou über zehn Gulden mitnahm; auf das Geschrei dc« Kreuzriegler lief er mit den gestohlenen Sachen davon. Der Gerichtshof (Vorsitzender Herr k. l. LandeSgerichtSrath F o g l a r) vcrnrlheiltc diesen frechen Einbrecher zu v i e r m o u a t l i ch e m, schweren, bincf) einen Fasttag in jedem Rtonate verschärften Kerker, und trat der Angeklagte die Strafe sogleich au. — Franz Fürlinger, achtzehnjähriger Bauernkuecht a»S Hermann Sdorf bei Hofkirchen, wurde bereit« im jngeudlicheu Alter vou dreizehn Jahren wegen Diebstahls abgestraft, und zwar damals nur wegen Uebertretnng des Diebstahls, weil Unmündigen ein Verbrechen nur alS Ucbrrtreluug zugerechnet wird. Diese Strafe hat ihn aber dnrchans nicht gebessert, da er heute unter der Anklage, seinem letzten Dienstgcber, Jgnaz Spät, Wöudlbaner in Wickendorf, »ach und nach Geld im Betrage von 120 fl., darunter das Krösengeld der Kinder des Bauern, gestohlen zu haben, vor einem Erkenntniß-Senate des hiesigen k. k. KrciSgerichteS sich zu verantworten hat. Der jugendliche Dieb ist vollkommen geständig, und will daö Geld theil« beim Kartenspiele, aus der Kegelstälte uud unter lustigen Zech- genosse» verpraßt, theils seiner Mutter, unter dem Vorwande, eü sei sei» Sparpfeunig, zugebracht haben. Er wurde wegen Verbrechens deö Diebstahls zu' viermonallichem, schweren und verschärften Kerker vernrtheilt. ---------- — sO r i g. - Ber.j (Nur Pfiffig.) Einen widerlichen Anblick bieten die beiden Angeklagten; er, ein kleiner untersetzter Mann, sie, ei» altes häßliches Weib, beide fortwährend die Klagelaule: „HUH! Hüh!" auöstoßend. — Franz Pazoura, an« MiSletic in Böhmen, Taglöhner ohne Beschäftigung und bestimmten Aufenthalt, bereit« ive- gen Verbrechen« des Diebstahls und wegen der Übertretungen der Landstreicherei nud der Paßfälschnng bestraft, ist augeklagt, daß er im Einverständnisse mit dem AibeitSbnchsälscher Anton Slavala (Sohn der Mitangeklagten Anna Slavala) und mehreren Andern uud durch dieselben sich falsche ArbeitSbestätigungeu mit falschen Unterschriften und Siegeln mehrerer Gemeinden in sein Arbeitsbuch eintrage» ließ. Der All na Slavala wirb zur Last gelegt, daß sie durch einen angeblich ihr unbekannten Mann nnb im Einverständnisse mit demselben sich eine falsche Arbeitöbestäliguug der Gemeinde Einback) mit einem falschen Siegel und mit der falschen Unterschrist deö Gemeinde-Vorsteher« an- ferligen ließ. Die Anklage geht unu gegen Beide anf das Verbrechen deö Betruges, da sie diese falschen ArbeitSbestätigungeu bemltzten, um bei ihrem arbeitsscheue» Herumziehe» im Bettel »nbeailstLndet ihr Fort- kolttmeu z» finde», wobnvtfj sie den Staat in seinem Anfsichtörechte schädigten, — weiter^ auf die Uebertretnng der Landstreicherei, da sie albeitösche» und subststeuzloS herumzogeu und sich über einen redliche» Erwerb nicht auSzuweisen vermochten. Pazvlira hatte sich lauge Zeit so sortgeschwindekt, da er e« sehr schlau zu mache» wußte; aber endlich kam ei» Gendarm über ihn, der doch noch schlauer war und deu ganzen Schivindel erkannte, wobei auch die Anna Slavala, sowie die ganze übrige saubere Gesellschaft entdeckt wurde. Vou der gauzeu Sippschaft konnte man aber bisher nur dieser Beiden habhaft werden. Sie »iüssen nun Beide im Kerker brummen und zwar Franz Pazoura vier Ar o n d e » laug, A un a Sl av a l a aber nur a ch l T a g c. ______ Stcpr, 4. October. sOrig.-Ber.j (Wilddiebe.) Die Brüder F ra u z und Leopold A nl e n st e i u er von Ter » b e rg, Ersterer lediger BauerSsohn zu Ternberg, Letzterer verehelichter Hansbesitzer zn Mahl eben, sind schon beide einmal »vegen Wilddiebstahls bestraft worden, iva« sie jedoch durchaus nicht hinderte, ihre diebische» Angriffe anf Wild in schonuugüloser Weise fortznsetzen, »nd begründeter Verdacht vorhanden ist, daß auch die Eltern der Genannten, Michael und Theresia A n teu stein er, Besitzer des MalhiaSthaler- Gutes zu Ternberg, sowie Clara Autenstciuer, Gattin deö Leopold Auteu- Üeiner, durch Coiisumirnug deö erbeuteten Wildes am Diebstahle theil- genommcn haben. Eü begab sich, daß, wie der Anklage zu eutnehmen ist, am 28. Juni d. I , AbcndS 8 Uhr, der aus der Steife befindliche Ranch- sanglehrer-Gehilfe V iilceuz Surft in dem vou Herrn Dr. Reinharl gepachteten Jagdrevier Schau erSberg, Gemeinde Ternberg, pvei ihm unbekannte Männer traf, lvetche einen Hund bei sich halten und jagte». Der Hund verfolgte ein Rehkltz und fing dasselbe; Durst nahm denr Hund da« Rehkitz ab und beiuerkte zugleich, daß eine große starke RehgaiS auf daö jnuge Reh znlief. Einer der Männer schoß auf die Rehgaiö; die beiden Männer kamen dann auf Durst zn und nahmen ihm das Rehkitz mit dem Bemerken ab, daß sie zum Jagen berechtigt seien. Durst ging den beiden Männern drei Vierlelstnnden »ach und fand die angcschossene Rehgaiö dem Verenden nah:. Da kam Franz Autensteiner herbei, nahm bem Durst die Rehgaiö ab, weibete sie a»S und trug sie fort; auch Leopold Autensteiner, der die Rehgaiö geschossen hatte, kaut herzu und Beide gingen zusammeu fort. Der Zeuge Vincenz Durst zeigte deu Vorfall dem Jäger Carl Steige nberger a>l und wurden auch bald Franz uud Leopold Auteusteiuer als die Thäter Bei der im MathiaSthaler-Gute zu Ternberg und im Hause deö Leopold Autensteiner vorgenommeue» HanSdurchsuchnngeu wurden auch in ersterem Gute eine Pfanne mit Fleisch von dem Rehkitze nnd ein blauer Stocf, uud im Hanse deö Leopold Anteusteiner in einer Pfanne Theile einer gebratenen Nehlnuge und ein brauner Rock, dann mehrere Schnßrcguisiteii gefunden, nud namentlich die Röcke, an denen »och'Rehhaare zn sehen ivaren, als Diejenigen erkannt, ivelche die Wilderer getragen hatten. Franz Autensteiner gibt bloö zil, in SchanerSberg sich daö Kitz gefangen nnd nach Hanse getragen zn haben, stellt aber jeden ivei- teren Diebstahl und die Betheiligung seines BrnderS Leopold gänzlich in Abrede. — Leopold Anteusteiner leugnet Alles nnd will znr Zeit der That zn Hanse geivescn sein. — Die Ehelente Nkichael nnd Theresia Autensteiner und die Clara Anteusteiner, ivclche, obiuol ihnen nach den Resultaten der Eihebnngen bekannt sein mußte, daß daS von Franz nnd Leopold Autensteiner heimgebrachte Rehwild aus einem Dicbstahle herrühre, doch Theile dieses Wilde« an sich brachten nnd znm Genusse für sich herrichleteu, erscheinen der Uebertretnng der Diebstahlötheilnehmung beschnldigl. Bei der heute unter dem Vorsitze des k. k. LGR. F o g l ar dnzch- geführten Hanptverhandlnng stellen die Angeklagten mit AnSnahme deü Franz Anteusteiner, der deu Diebstahl des Rehkitze« eingesteht, ihre Be- theillgung au einem Dicbstahle entschieden in Abrede. Durch die Beiueise, namentlich durch die Aussagen der Zeugen Dr. R ei «hart, Vinceuz Durst und Carl Stei ge u be rger ivnrdc ein so bedentende« BclastnngS - Materialc für die Angeklagten Franz nud Leopold Autensteiner gewoun.n, daß sie trotz ihres Lengnenö und ihicr Ausflüchte deö Verbrechens deS Diebstahls schuldig gesprochen nnd zn dreimonatlicher s ch >v e r e r K erfe r st rase vernrtheilt wurden. Dagegen ließ sich der Thatbestand bezüglich der den Ehelenten Rkichael nud Theresia Auteusteiuer und der Clara Auleu- steiuer zur Last liegeudeu Uedertretuug der Diebstahlstheiluehinung nicht hinlänglich sicherstellen und ivnrden dieselben von der Anklage f r e i g e s p r o ch e n. Steyr. sOrig.-Ber.j (Auch ein Vagant.) Am 15. Juki 1880 wurde iu Grün bürg ein Mann aufgegriffen, ivelcher ein anf den Namen Carl Förster lautendes Ccrlificat befaß. I» diesem Certificate ivnrdc von der Stadtgemeinde Thaun in Oberclsaß bestätigt, daß dem Carl Förster seine Docnmeutc bei einem Brande in dieser Stadt verbrannt seien. Die Unterschrift deö Bürgermeister« lind daö Sladtsiegcl ivaren ziveifclloö echt. Diese« Ccrlificat nun halte sich der angebliche Carl Förster, der angab an« Hermannstadt zrl sein, anf folgende Weise verfertigt: In den elsäßischen Arbeitsbüchern ist aus dem letzten Blatte daö Siegel der Stadtgemeinde abgebrneft und die Uuterschnst deS Bürgermeister« beigefügt, nnd unser Vagant riß nun vier Blätter an« einem solche» Arbeitsbilche, klebte dieselbe» aus ci» Stück Leinwand, so daß das letzte Blatt liiikü unten kam, nnd nun wurde oben da« Certisicat geschrieben nnd sah nun so an«, al« ob es echt sei. sttach langem Nachsorschen gelang eö endlich zn erfahren, wer denn Carl Förster eigentlich sei. Er ist ein Böhme, heißt Robert Mahrle, ist Goldarbeiler und Reserve - Feuerwerker in der Artillerie

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