Pränumeration für Steyr: vierteljährig . . 1 ff. - kr. halbjährig. . . 2 „ — „ ganzjährig . . 4 „ — „ durck Post: vierteljährig . . 1 „ 50 „ halbjährig. . . 3 „ — „ ganzjährig. . . 6 „ — „ . Einzelne Blätter 6 kr. ZusicNungS «Oebithr in'Ö Haiiö jühilich 40 kr. Inserate werden nach dem bitliast festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet" wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Erscheint jeden Donnerstag Vormittag 11 Uhr und Samstag Abends 6 Uhr. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Mittwoch nnd Samstag 11 Uhr Mittags. Krdactions- & Lipedttions-Loculc M. Haas'iche Buchblnäerci L Liihograßc Steyr, Grüiiiuarkt Nr. 7 ii^u. Manuscripte werden nicht zurüä^ stellt, anonyme Mittheilnugen nicht berüäsuhüget. Zuschriften pouosici. Nur mit Netourmarlcn versehene lHiJhdx Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate imd Präunmerations Betrag müssen vorhinein bezahlt werben. Nr. 80. Steyr, Donnerstag den 7. Oktober 1880. 26. Jahrgang Der deutsch - böhmische Parteitag. Der in Carlsbad am Sonntag abgehaltene Parteitag der Deutschen in Böhmen gestaltete sich zu einer so imposanten Kundgebung der deutschen versassungstreuen Partei gegen das Ministerium Taaffe, wie dies seit Hohen- wart's Zeiten nicht mehr da war. Das ,/Ministerium der Versöhnung", welches beide Augen zudrückt, wenn die Tschechen die Deutschen in niedrigster Weise beschimpfen, verleutnden und verunglimpfen, fand es auf einmal staats- gefährlich, als diesen unerhörten deutschfeindlichen Agitationen gegenüber nun auch einmal die Deutschen in Oesterreich ihren Standpunkt energisch betonen wollten. Die Wiener Blätter, welche die von den Führern der Partei vorbereiteten Resolutionen brachten, wurden confiscirt, und auch in Carlsbad verwehrte man die Verbreitung dieser Resolutionen. Doch mit Confiscationen tödtet man nicht den Geist, der im deutschen Volke lebt und der dem „Ministerium der Versöhnung" noch manche bange Stunde bereiten dürfte. Von allen Seiten strömte die Bevölkerung zum Parteitage und mehrere Extrazüge brachten zahlreiche Besuche desselben, auf den Landstraßen kamen in mit Reisig geschmückten Wagen Landleute aus den nächstgelegenen Orten. Wiederholt fand im Laufe des Vormittags am Bahnhöfe festlicher Empfang der ankommenden Gäste statt. Der von Prag anlangende Zug, mit dem zahlreiche Abgeordnete eintrafen, wurde wiederholt auf dem Wege nach Carlsbad acclamirt, besonders lebhaft in S a a z und Komotau. Im Laufe des Vormittags bildete die Samstag erfolgte Confiscation der Wiener Abendblätter, welche den von den Vertrauensmännern der deutsch-böhmischen Abgeordneten vorgeschlagenen Resolutions-Entwurf mitgetheilt hatten, den Gegenstand lebhafter Discussion. In den Früh- stunden fand eine Besprechung der anwesenden Abgeordneten statt, ob trotz dieser Confiscation au dem Resolutions-Eut- wurf festzuhalten sei. Mau war einmülhig, den ungeän- derten Entwurf vorzulegen. Um halb 3 Uhr wollten städtische Polici sten eben mit der Verlheituug der in Druck gelegten Resolution beginnen, da erschienen Vertreter der V e z i r k s h a u p t m a n u s ch a f l vor der Sprudel- quelle, um dem Bürgermeister mit Berufung auf 8 48? des Strasprocesses das Verbot der Verbreitung der R e s o l u l i o n m i i z u t h e i l e n. Dieses Verbot erfolgte n u r mündlich, die verlangte schriftliche Zustellung desselben wurde für spätere Zeit zugesagl. Hierauf folgte eine neuerliche Couserenz der Abgeordneten, in welcher die Vorlegung einer geänderten Resolution beschlossen! wurde. Um 4 Uhr nahm die Berathung des Parteitages-! ihren Anfang. Die große Sprudelhalle, in welcher die Versammlung tagte, war bis aufs letzie Plätzchen dicht gefüllt. Die Zahl der ausgegebenen KarleN mußte mit Rücksicht auf die Rauniverhältnisse der Halle auf circa 2000 beschränkt werden. In der Vorhalle selbst waren während der Berathung zahlreiche Menschenmassen postirt, im Saale waren alle Berufsclassen der deutsch-böhmischen Partei vertreten und | auch der Großgrundbesitz zahlreich repräseutirt. Von den anwesenden Vertretern desselben nennen wir den Grafen Os' wald T h u n. Als nach Schluß der Abgeordneten-Conferenz die Abgeordneten unter Führung Herbst's den Saal betraten, ertönten lebhafte Hochrufe. Es würbe den Raum unseres Blattes weit übersteigen, wollten wir alle die gehaltenen ausgezeichneten Reden des Ausführlichen bringen, und wir müssen uns daher vorläufig mit einem kurzgefaßten Bilde des Verlaufes des Parteitages begnügen. Die Confiscation der vorgcschlagenen Resolutionen gab den Versammelten ein thatsächliches Zeugniß von dem gegenwärtigen Stand der politischen Verhältnisse. Mit Geschicklichkeit und Besonnenheit wurden die Resolutionen geändert, uud zwar derart, daß die auf das Ministerium Taaffe bezüglichen Beschlüsse des nicderöster- reichischeu nnb mährischen Parteitages, welche im Grunde identisch mit der vorgeschlagenen Resolution des deutschböhmischen Parteitages sind, in Bausch und Bogen acceptirt wurden. Außerdem sind Resolutionen bezüglich der Solidarität aller Deutschen in Oesterreich, dann bezüglich des Einverständnisses mit dem Vorgehen der deutsch - böhmischen Abgeordneten wegen der Spracheuverordnung, dann Resolutionen, die den Deutschen Schulderem und den allgemeinen deutsch-österreichischen Parteitag betreffen, in Vorschlag gebracht worden. Alle diese Resolutionen gelangten mit Ein- m üthigkei t und unter lebhaften Hoch - Rufen der Versammlung zur Annahme. Redner und Zuhörer wirkten gegenseitig aufeinander. Von der Tribüne sielen Worte, wie sie wärmer, zündender, treffender noch nicht gesprochen worden sind. Der volltönende Widerhall, den diese Worte unter den Anwesenden fanden, wirkte begeisternd aus die Redner zurück und gab zugleich mächtiges Zeugniß von der Tiefe der Bewegung. Die Rede von Dr. Ruß brächte alle Gefühle der Deutschen in Wallung. Er hieU der Regierung einen Spiegel vor, der dunkle Bilder zurückwarf. Hinreißend war der Schluß der Rede, der die Nichtconfiscirbarkeit der deutschen Gesinnung ausspricht. Der Redner sprach: „Wir hoffen, daß diese Resolution nicht confiscirt werden tvird, auch unsere Opposition ist nicht confiscirbar (großer Beifall!, ebensowenig wie unsere Ueberzeugung (erneuerter Beifall), nnd nicht confiscirbar ist das deutsche Volk (gesteigerter Beifall nnd Hoch-Rufe), seine Vaterlandsliebe, seine trene deutsche Gesinnung. (Minutenlanger stürmischer Applaus.) Un sere Opposition wird stets so maßvoll wie entschieden, so loyal iuic cvrrect fein, denn mit Stolz kann unser Volk sagen, daß seine Loyalität überhaupt, so >vie gegenüber der Krone stets unabhängig war von dein herrschenden politischen Systeme. (Stürmische Acclamativn nnd Rufe: So waren tvir immer!) Niemals bat diese Loyalität Unterbrechungen oder Nuancen erfahren. Die Achtung vor unseren politischen Geg nern zwingt mich, Weiteres nicht zu sagen nnd an Weiteres nicht zu erinnern. Unsere Gegner schmähen uns als Partei der Negation, wir sind es in mancher Beziehung. Wenn man uns nämlich zu mnlhet, uns zu eutuativnalisiren nnd anf die Anrechte dent scheu Stammes zu verzichten, so sprechen wir: Nein! «Allgemeine Rufe: Nein!) Wenn man von uns verlangt, wir füllen selbst das Grab des Deutschthums und des Vaterlandes bereiten, so sprechen tvir: Nein! ibic ganze Versammlung ruft stürmistb: Nein!), und so oft mau au uns mit solchen Zumuthnngeu berau treten ivird, wird immer als Antwort erschallen: Nein! Tiefe Negation werden wir niemals aufgebeu. Wir empfehlen Ihncii die Nelolutivu, tveil wir Deutsche uns drei Dinge nicht schmälern lassen: S t a a t s e i n he i t, Fre i s i n u i g ke i t und D e u t s ch t h u m. 1 Brau seuder Beifall, audauerudes Händeklatschen iinb Hütesäuveukeu, wieVerholt sich erneuernde Hoch Rufe.) Richt minder mächtig war der Eindruck, bcn Dr. Schmeykal hervorbrachte. Beide Redner wirkten sowol durch ihre Schärfe, als durch ihre Besonneuheit. Dr. .HuB brächte den Beweis, daß die Versaffungsparlei im Rcicbs- rathe selbst gegenüber diesem Ministerium nicht sactiöse Opposition getrieben habe. Dr. Schmehkal beleuchtete ebenfalls die Loyalität der Deutschen und brächte endlich etu mit Begeisterung ausgenommenes Hoch auf den Kaiser aus. Auf diese Weise geben die von den Anhängern der Regierung so arg angefeindeten Führer der Deutschböhmen ihrer Gesinnung Ausdruck. Um das Bild des Carlsbader Parteitages zu vervollständigen, müffen wir noch der Reden des Dr. Klier und Dr. Knoll nnd der znnt Schluß so warm ausgesprocheneu Verheißung auf die Wiederkehr besserer Tage Erwähnung thun. Einen würdigeren uud erhebenderen Verlauf konnte der Parteitag nic^t nehmen, er hat den Erwartungen der Verfaffungspartei im vollkommensten Maße entsprochen. Zur Tagesgeschichte. Der Vermälungstag des Kronprinzen Wiibolf ist nun definitiv auf Dienstag den 22. Februar nächsten Jahres festgesetzt worden. Das Programm für eine Reihe glänzender Hos-Festlichleiteu wird bereits entworfen. Die Delegationen sind mittelst dreier kaiserlicher Handschreiben, ddo. Mürzsteg 30. September, an Freiherr» v. Hahmerle nnd an die Minister-Präsidenten Taaffe und Tlsza auf Dienstag den 10. October nach Budapest einberufen. Wie die „Montags - Revue" hört, tvird der Reichsrath auf den 22. November eiuberufen werden. Der Liberal-politische Verein in Wels beschloß ein- ! stimmig folgende Resoltttion: „Der Liberal-politische Verein | in Wels begrüßt mit Fronde den Beschluß der Abhaltung j eines oberösterreichisch - salzburgischen Parteitages niio erachtet die Durchführung dieses Beschlusses als das geeignetste Mittel zur Einigung der Fortschrittssrennde Oberösterrcich's und Salzbnrg's. Der Ltberal-politische Verein in Wels spricht sich auch ferner für die Nothwendigkeit der Abhaltung eines allgemeinen deutsch-österreichischen Parteitages aus." Die Session des Landtages iwu Riederösterreich ! wird eine überaus kurze sei» und nur drei bis vier Tage ! dauern. Die Vorlagen des Landesausschusses über die Aue hu'S - ' Credite sind noch nicht festgestellt. Die Höhe der Äushilfocccdüe Das rothe Haus. Roman aus dem Euglischcn von Max W e i ß e n t h u r n. (63. Fortsetzung.) Jetzt waren sie Alle in Brightbrook mit Ausnahme von Johanna; die vergangenen fünf Jahre geriethen immer mehr und' mehr in Vergeffenheit und die Blüthezeit, die fro- hesten Stunden der Vergangenheit wurden immer lebhafter wach in der Erinnerung Aller. Leonore besuchte Abbott Wood nach Herzenslust, Niemand hinderte sie daran. Traurig wandelte sie in den vereinsamten Laubgängen einher, traurig betrachtete sie die imposanten Anlagen, die üppige Einrichtung des Schlosses, welche Zeugniß ablegten von dem unermeßlichen Reichthum ihres Vaters und von dem feinen Geschmack ihrer Mutter. Leonvrens weiches Herz zog sich schmerzlich zusammen, wenn sie ihres Vaters gedachte. Sie betrachtete die schöne St. Walpurgis - Schloßcapelle, in welcher aus goldenem Grunde kunstvoll gemalte Heiligengestalten hervortraten. Das Licht drang durch bunte Glasfenster in den Raum und warf farbige Strahlen aus den eingelegten Marmorsußboden. Dort war die kunstvoll geschnitzte Kanzel, von welcher herab Mr. Lamb's schüchternes Antlitz auf die kleine Gemeinde blicken pflegte, während er Worie der Ermahnung und Zurechtweisung au sie richtete. Der Kanzel gegenüber gelegen befand sich die Orgel, auf welcher Mrs. Abbott am Sonntag Nachmittag Mozart'S und Haydn's Melodien vorzutragen pflegte. Wie still nnd verändert nun doch Alles war! Leonore besuchte auch das Zimmer, welches sie bewohnt hatte, und fand dort Alles noch genau ebenso wie sie es verlassen. Auch Gottsried's Zimmer war unverändert, noch ebenso schlicht und einfach, wie es in der Vergangenheit gewesen war. Damals hatte man über die Laune des reichen Erben gelacht, — jetzt kam ihm dieselbe zu Stätten. Leonore verließ das Gemach so rasch als möglich. Der erste Besuch in Abbott Wood hatte sie sehr ernst und gedankenvoll gemacht; sie lieble jeden Baum in Abbott Wood, jedes Gemach des stattlichen Baues, das ihr aber nimmermehr zum trauten Heim werden sollte, in welchem sie sich nichtsdestoweniger so heimisch fühlte. Nun gehörte Alles Johanna und darüber freute sich das uneigennützige Mädchen von Herzen. Nichts, was zu gut für Johanna sei, könnte dieser zu Theil werden. Trotzdem aber konnte sich Leonore eines schmerzlichen Gefühls nicht erwehren, gedachte sie der wunderbaren Veränderungen, welche die Jahre mit sich gebracht hatten. Als Gast konnte sie stets nach Abbott Wood kommen, doch bleibender Aufenthalt konnte es ihr nimmermehr sein. Niemand von den Ihren besuchte das alte Schloß, weder ihre Mutter noch ihr Bruder; sie fuhren nach , jeder andereil Richtung, nur dorthin nicht. Leonore aber kehrte in ihr einstiges Heim zurück und die vielen Besuche, welche sie dort abstaltete, machten, daß nach und nach der Schmerz seinen ärgsten Stachel verlor; überdies war im gegenwärtigen Augenblick ein neues, tiefes Weh in ihr erwacht, welches das alte verdrängte. Frank wich ihr nämlich offenbar aus; was mochte sie ihm gethan haben? Er begleitete sie niemals, wenn er es nur irgendwie vermeiden konnte, zeitweise aber fand er keinen Ausweg. Olga in ihrer gebietenden Weise befahl ihm, für Leonore Sorge zu tragen und Acht zu geben, daß dem lieblichen Mädchen kein Unheil zustoße. Leonore versuchte cS dann wol ihrerseits, zu entschlüpfen oder ihren ganzen Stolz zu Hilfe zu rufen; doch die stolze Spröde zu spielen, lag Glicht in ihrem Charakter. Ihre feinen Lippen zitterten, wie diejenigen eines gescholtenen Kindes, und ihre dunklen Augen füllten sich mit Thränen, welche sie nur mühsam zurückzuhalten vermochte. Was hatte sie gethan, daß Frank Livingston sie plötzlich ;u meiden schien?! Er war früher nicht so gewesen! Sonst pflegte er freundlich, aufmerksam uud höflich zu sein. Alles das hatte aufgehört. Er ging mit ihr, wenn er es in keiner Weise vermeiden konnte; er sprach in gekünstelten, unnatürlich klingenden Worten mit ihr, er blickte sie von der Seile an und gerieth in offenbare Verlegenheit, wenn er zufällig dabei ertappt wurde. Wozu war denn dies Alles nothwendig? Es konnte kein Unrecht sein, wenn er sie anblickte. — Sie vermochte sich dem Schmerze über den Verlust ihres einstigen Heims nicht so ganz ausschließlich hinzugeben, denn von Tag zu Tag fühlte sie sich unglückltcher über den Verlust ihres besten Freundes. Tage und Wochen vergingen. Ende September ruckte heran. Nachrichten von Johanna waren eingelausen. Airs. Abbott erhielt einen Brief von ihr. Er war aber nur i.hr kurz gehalten und enthielt die Kunde, daß sie die Reife glücklich zurückgelegt, ihre Mutter gesunden, sie aus der Irrenanstalt entfernt habe und nach Ablauf von einer oder zwei Wochen mit ihr nach Brightbrook zu kommen gedenke. Sie sende an Alle die besten Grüße. — Damit schloß die kurze Epistel. — Au feinen der klebrigen Halle sie sonst eine Zeile gerichtet. Livingston wußte kaum, ob er sich dessen feiten oder sich betrüben sollte. Er Halle sie gebeten, ihm zu schreiben, sie aber war nicht ztl bewegen gewesen, ihm das zu versprechen. In vierzchn Tagen längstens würde sie zurück sein — und dann! — Sie würden Alle da' Kunde von seiner Verlobung jetzt freudiger cutgegenuehmen als vor einem Monat; im Grunde genommen war es doch besser,
Seite 4 _ _____________________________________________ Per Alpen-Tote. _____________________________ ______________ Nr. 80 gen pflegt, drückt, was ein dunkler Ansiricki der Scitcuwäiide sofort - beheben würde; überdies contvastirt dieser lichte Anstrich nicht sehr ! pcfd)inacfvoll gegen die dnnkelrothen Wände der Logen. Die beabsichtigte Aenderung drS etwas zu knapp in seinen Coutouren gehaltenen Orchesters, smvie die Lerkür^nng der Scheidewand gegen das Publicum bis zum Freiwerden der Instrumente, wodurch die bisher störende Diimpsung, ja Brechung des ToncS behoben würde, begrüben nur auf'S freudigste. Der neue Vorhang, wacher von einem einfachen ornamental au-gefchmückleu Portale umschlossen ist, ^eigt sich noch etwas widerspenstig im Ausziehen und Fallen, vielleicht, weil seine in der Mitte desselben thronende flügelbcschwingle Thalia, — ob einer argen (Geschwulst am rechten Arm und anderer Gebrechen, die sich auch auf die j sie umgebenden Genien erstrecken, — noch der Hand oder vielmehr dcü Pinsels eines geschickten Operateurs harrt. AIS EröffnnngS-Porstellung hatte die Direclion daS Preislustspiel ! „Durch dir Intendanz" von ß. Heule gewählt, die vergangenen Samstag bei vollständig anSverkanstem Hause in Scene ging. Den Abend leitete die von Herrn Gerasch componirte Fest - Ouvertüre bestens ein. — „Durch die Intendanz" ist ein Lustspiel, daS bühnengerecht ansgebant ist, Reminiscenzen an Paul Lindau'« „Ein Er- folg" rvcckl, und von den Preisrichtern beim Coneurrenzkampfe am Wiener Stadltheater den ersten Preis erhielt. Das ist das Gute, waS sich von der Comödie berichten lügt, deS Bösen ließe sich viel mehr sagen. . Die Lösung deS Knotens übernimmt ein dem Pensionat kaum cut- ! wachsenes Mädchen, und kaun sie übernehmen, denn es ist ivahrlich nur eine Backfisch-Ausgabe. Wenden wir unS nun der Darstellung zu. Dieselbe verspricht ein ganz vortreffliches Lustspiel-Ensemble und eine stramme Regie, und wird sich nach mehreren Vorstellimgeu ein lioch rascheres Tempo deS ZusammenspielS erzielen lassen. Wir haben die Lösung deS KuotenS eine Backfischsrage genannt, und beginnen demgemäß mit der Darstellerin des Backfisches, Frlu. Radamslp, die sich als eine vielversprechende Raive dem Publicum voistclltc. Der kleine Naseweis ist von der Per- sasierin kokett und sehr unternehmend angelaugt. Frlu. RadamSky folgte auch dieser Aufiasinug, wodurch die kleine Hcdwig an Bühneu- Ersolg das gewann, ivas sie au Wahrscheinlichkeit eiubüßte. — Die ältere Tochter Marie wurde von Frlu. Mcstel durch feine Niiaucirnug dieses mit einem Anslng von Seutimcntalllät gezeichneten Charakters, deut aber doch der Schelm im Nacken sitzt, so gut vertreten, daß wcl kein Wunsch unbefriedigt blieb. — Frau Thomas ist uns keine Fremde mehr; sie war früher ein gerne gesehener Gast und dürste tiach der sein duichgefeilteu Durchführung ihrer Antrittsrolle als Commerzieu- Rälhin Kühn auch ein gefeiertes ständiges Mitglied werden; ein Streben, ivclcheü Frau Thomas auch zu verfolge» scheint, ivenngleich die Frau Commerzienräthin um einen Knß zu früh die Bühne betrat und so Rittmeister Baron Rottek einmal öfter überraschte, als es die Verfasserin voi schreibt — denn Ueberraschnngen und die Briese spielen eine große Rolle in ihrem Werke. — Waldau, der Held der Comödie, l ist feine besonders günstig angelegte Rolle, sie führt au Klippen und Abgründen der Sentimentalität, ja der Lächerlichkeit vorbei, und doch hat Herr Bert hat diese Hindernisse nicht nur über>vunden, sondern ' sogar zu seinem Vortheil auSgeiiützt, um neue Lichter auf die Darstellung anszusetzen, und fand viel Gefallen. — Eine große Rolle in dem Lustspiel hat noch der Adjutant deS Prinzen Leopold, Rittmeister I Baron R otIcl, den Herr Dal b erg ivohl gut sprach, aber mit einem kleinen Uebermaß au Mimik und Altion ausstaltete, die wol für zwei Abende gereicht hätte. DaS Znsammeuspicl war, wie erivähnt, stolt, und daS Publicum kargte, da cS lebhaft auimirt wurde, nicht mit seinem Beifall. — Die Chronik der Directiou A. S ch i l l c r kann daher nicht nur die Premiere der Saison, sondern auch deu ersten durchschlagenden Erfolg ver- j zeichnen. „Plan und Zufall", Posse mit Gesang von Findeisen, kann ! als zweite Vorstellung, in der nicht weniger als drei Komiker und ein ; Bonvivant hervorragend beschäftigt sind, als glückliche Wahl ver. zeichnet werden. Der hitzige Sattlermeister Johannes Walter war bei Herrn Thal man, der sich alö routiuirter Mime und Regisseur cr- wcist, gut aufgehoben, nur scheint der Künstler, ivelcher während deß Abends mit allen Ehren übcrhänft wurde, sein Organ für unser kleines Theater zu sehr auzustrengen, lvodurch die Wirkung eher beeinträchtigt alö erhöht wird, woraus wir dem Künstler, der voraussichtlich au grö- ßcre Bühnen gewohnt >var, jedoch keinen Vorwurf machen wollen. — Als Lori, um uns au die 'Reihenfolge des Theaterzettels zu halten, fand Frlu. Radamökr; Gelegenheit, sich durch natürliche Auffassung ihreö Parts in der Gunst des Publicum« zu befestigen. — Trefflich in Spiel und Mimik war bie neugierige Haushälterin Frau Honig des Frlu. Reue, deßgleicheu bot Herr Hopp alö Lehrbub eine wirksame Charge voll Humor uud Uebermulh. Durch seine natürliche Komik und Uumitlelbarkeil der Empfindung wirkte Herr Greiüncgger als der von seinem Freunde Walter geliebte und mißhandelte Posameutirer Elig, da er allen Uebertreibungen sorgfältig aus dem Wege ging. — Auch Herr Berthal trat als der in lecken Coutouren gezeichnete Buch- Halter Lose kräftig in daö Ensemble ein nud machte den Komikern die Ehren deS Abends streitig. Das Ineinandergreifen >var bei der Posse zwar nicht so rasch nud zugkräftig, >vie am ersten Abende, doch lvnrde auch hier so Lobend, lvertheö geleistet nud die eingelegten Couplets der Herren Thal in an und Greiö negger mit Verve vorgelragen, daß der Erfolg ein vollständiger war. Mit noch größerer Spannung als den beiden vorhergehenden Vorstellnugeu sahen die Thealersrennde der dritten entgegen, denn hier hatte die Direction einen Kampf gegen die sehr günstigen Reminiscenzen der letzten Saison in der Pflege der Operette auSzusechten, weniiglcich die beiden vorgesührten Einaeter vorläufig nur al« ein Vorposten- Scharmützel gelten können. Die Festvorstellung zum Allerhöchsten Namenstage Sr. Majestät begann mit der Vollshymne, die vom Orchester intouirt, vorn gesamm- ten Theater-Personale m Salon-Toilette gesungen uud vom Publicum stehend angehört wurde, Stach der zweiten Strophe croob sich der Vorhang nud zeigte sich die von Fahnen nud Blumen umgebene Büste des Monarchen bei bengalischer Beleuchtung und sehr efiectvollem Arrangement. Die Leistungen dcü Orchesters entziehen sich vor der cin- gangöbesprocheuen Adaptirnng jeder Beurtheilung; wir überspringen daher die Ouvertüre der folgenden Ofsenbach'schen Operette: „Der Ehemann vor der Thür." Der französische Maäslro hat, Ivie Heine sagt, gleichfalls in seinen jungen Jahren einen schönen blütheureichen Kran; getragen. Jetzt geht er nicht mehr so verschwenderisch mit seinen Motiven um, sonderu bietet unr mehr ein paar duftende Blüthen, die unter dem großen Kranz von Blättern musikalischer Gemeinplätze fast verschwinde». — „Der Ehemann vor der Thüre" stammt wie „Meister Forluuio'ü Liebeslied" aus deS Meisters bester Zeit und kaun »och unter dem gut klingenden Titel „Singspiel" so gut passireu als nnler der zweifelhaften modernen Bezeichnung „Operette", die so manchem dramatischen und lnnsikalischen Unsinn zum Deckmantel dient. Frau Parlh-Jessika, unsere Sängerin par excelb nce, lvnrde mit kräftigem Nordost und einer Blumenspeude cinpsangcu, der alle Freunde guten Gesänge« ihre Znstimmnn., nicht versagen werden. Wir ertappen nnS soeben auf einer Unterlassungssünde, dader erste wohlverdiente Empfang Herrn Director S ch i l l e r zugmg, ivas wir hiemit nachlrageu, und gehe» wir dadurch zugleich jed.r nachträglichen Berichtigung au« dem Wege. — Von besonderem Interesse war da« Debüt des Fräuleins Werner als Adelheid, die sich als geschnlte Sängerin mit einer be- sonders in der tieferen nud dei Mittellage angenehm klingenden Stimme eilipnppte, ivaS schon durch daS Duett mit Sufette sich leicht constalireu lieg. Von besonderein Reiz war der Vortrag der Chansonnette: „DaS Francnherz ist zart und sein, Will sehr galant behandelt sein." Herr Leopold als „Ehemann vor der Thüre" (Mehlmaher) verfügt über eine hübsche Baßstimme, doch war er hinter den Coulissen nicht besonder« glücklich sitnirl, nin seine Ntittel inS rechte Licht zn setzen. — Frau Parlh-Jessika und Director Schiller sind in ihren Leistungen als trefflich so bekannt, daß wir nicht« weiter beiznfügen brauche». Der folgende Schwank „Papa hat'S erlaubt" von L'Arrouge wurde lustig gespielt nud ausgeuommen. Herr G reiün egg er, Frau Th o inaS-Söl d, die Herreu Berthal und Thal man, die Frän- kein Radamskp und Rene verdienen aber auch in vollem Maße die Ehre, mit der sie übcrhänft wurden. — Da« Publicum ivar so ani- nurt, daß kein Abgang nnbeklatscht blieb. Hingegen fiel „Hanni weint, Hausi lacht", Operette von I. Osfenbach, etwa« ab. Ist der musikalische Schwank schon au uud für sich ziemlich matt, so hatte sich das Auditorium schon zu satt gelacht, um an den platten Späßen des Sebastian Mosthnber, Kilian nud Stikla« besondern Gefallen zu finden, und nur die Liebchen HanuchenS erfreuten sich besonderer Theilnahme, obwol die Bluette von Frau Parlh-Jessika und deu Herreu Hopp, Thalma» uud GrciSn- cgger bis auf einige Schwiminübnngen ganz trefflich gespielt und gesungen lvnrde. Die außerordentliche Theilnahme deS PublicumS, die vielfachen BeisallSzeichcn, ivclche den drei ersten Vorstellungen zn Theil wurden, werden der Direclion nud sämmilichen Mitgliedern gewiß Anlaß zur Aufbietung aller Kräfte geben, die so schnell erworbene Gunst deS Publi- cumS zu erhalten, zn steigern, uln die unter so glücklichen Auspicien begonnene Saison von der Höhe nicht sinken zu lassen, aus der sie eröffnet wurde. J. R. I a g d v e r i ch t. Auch im heurigen Jahlc ivnrdc im I. We rud l 'scheu Reviere alö ciste Jagd die H arg c l S b erg er Grenzjagd abgcjagl, uud hierbei G1 Hasen, 41 Fasanen, 2 Rehböcke und 1 Rebhuhn abgcschosscn. Der Abschuß von G1 Hasen aus der geuauuleu Jagd beweist znr Genüge, daß der Schaden, welchen die vorige« Jahr unter der geuann- leu Wildgallnng wüthende Seuche angerichtet, Dank der daraufhin angcordueleu Schonung, so ziemlich wieder ausgeglichen ist. Im Allgemeinen läßt in dem genannte» Jagd Reviere die Güte des heurigen Wildstandes nichts zu wünschen übrig, indem mit Ausnahme der Rebhühner, die allerdings d.r lange anhaltende hohe Schnee des vergossenen 'Winters stark decimirle, sämmtliche Wlldgatluugeu gut gediehen, und besonders zum Fortlommen der Fasaneii die Witte- rnngS.Verhältnisse recht günstig »vareu, wie schon die vorstehend erwähnte zuerst abgehalteuc Jagd, auf ivelcher vongcü Jahr 2l und Heuer 41 Fasane» abgeschoffe» wurden, erwies. Wie uns berichtet wird, hätte» leicht fünf Rehböcke aus der genannten Jagd erlegt werde» könne», wen» eben nicht wie immer der Zweifel: „ist i« Bock oder Gais", hierbei zu Gunsten der Böcke ans- schlaggcbeud geivirkt hätte. Schließlich sei erivähnt, baß außer obigem Resultate auch noch verschiedene lustige Stücktciu sich zntrngeu, deren Erörterung wir vor- läufig für ei» anderes Mal »usern Leser» Vorbehalte». (Verstorbene.) D?n 30. September: Franz Mayrhuber, Sodawassersabrikantens-Klud, Gleinkergasse Nr. 9, 3 Wochen alt, Ktnnbackenkrampf. Den 1. Detober: Caroline Lehner, Kutschersklnd, Schweizergasse Nr. 7, 12 Tage alt, Lungen- Oedem. Rudolf Steininger, Eisengiehers-Kind, Aichetgasse Nr. 40, 6 Wochen alt, Dnrchsall. Den 2.: Josef Zipper- mayr, jubl. k. k. Steuereinnehmer, Engegass? Nr. 31, 71 Jahre alt, Lungenlähmung. Johann Wolkersvorfer, Taglöhuers- Kind, Aichetgasse Nr. 18, 4 Monate alt, Dnrchsall. Josesa Maria Winkler, Sieruingerstraße Nr. 55, 4 Tage alt, Lebens- schwäche. Michael Steffek, verehel. Hausirer, Sirrniuger- straßc Nr. 50, 53 Jahre alt, Magenenlartung. Anna Kirch- häuSl, Lebrersgallin, Schuhbodengasse Nr. 5, 28 Jahre alt, Kindbettfieber. Den 3.: Alexander Sulzbacher, Sierninger' straßc Nr. 4, r/? Jahre alt, Dhphtherilis. Aus dem Gerichtslaale. Steyr, l. Ociober. sOrig.-Ber.j (Zwei Dicbsgeschichten.) Dem Bauer Joses Großalber, genannt Eugl bogen, in der Bluma», Gemeinde Neuslist, ivnrden am 3. v. M. Kleidungsstücke, als: eine Struckhose, ein Tnchschamper, ein Paar Halbstiesel ». dgl., sowie auch eine große, alle Spindeluhr im Gesamiutiverthe von dreißig Gulden mittetR Einbruches entwendet. Er machte die Anzeige bei ver hiesigen Sicherheitöwache und bezeichnete alö dieses Diebstahls dringend verdächtig einen HaudwerkSburschc», ivelcher zur Zeit des Dicbstahlö von Blumau nach Kleinramiug mit einem Bündel unter den^Ariu und einem Paar Stieseln am Rücken wandernd gesehen wurde. Die Sicher- heitSwache avisirle sofort unter Beschreibung der gestohlenen Sachen die hiesigen Tandler. Stock) ai» selben Tage theilte der Taudler Bern- hard Jäger der» in Zwischenbrücken diensthabenden Wachmann Erkl init, daß vor ungefähr einer halben Stunde ei» Mann bei ihm >var, der ihm eine Spindeluhr, ivclche auf die Beschreibung der vorstehend entwendete» Uhr genau Paßte, um drei Gulden zum Kaufe augeboten habe; der Wachmann forschte diese,» Manne nach. Knrze Zeit daran,' wurde derselbe von, Wachmanne angehalte» und arrelirl. Der Arretirte gab an: Er heiße Johann Grabner, sei 30 Jahre alt, Taglöhner nud zil Texau im polit. Bezirke Scheibbü in stkiederösterrcich geboren und dorthin zuständig, uud habe zuletzt bis 3. September berm Bauer aus der Edt, Gemciube Ternberg, gearbeitet; jetzt suche er in Stcyr oder Linz eiueu Platz, was ihm aber deßhalb sehr schwer falle, weil er sei» Diensiboleubuch beim Bauer aus der Edt vergessen habe. — Da auch die Kleidungsstücke, ivclche er an- hatte, »ach der Beschreibung deö bestohlene» Bauern mit den eutwende- ten Sache» idcirlisch z» sein schiene», wurde er in Haft behalte», um dem Gerichte überstellt zn werden. Kurz vor der Ueberstelluug erklärte er, nicht Grabner, sondern Ferdinand Raab zu heißen nud ein be- schästigungS- uud subsistcuzlos herumzieheuder Bergknappe zu sein. Am 30. August d. I. sei er zu Ternberg in ein Baueruhauö eingeftiegen, habe dort ein Paar Stiesel und eiueu strack eutiveudel, sei Hiebei aber ertappt und iu oen dortige» Gemei« de-Arrest gesperrt worden,^ wobei man ihm seine Barschaft von 5 fl. 82 lr. nud die gestohleueu Kleidungsstücke abuahm. Es sei ihm jedoch gelungen, aus bem Gemeindearrcst z» eiltkommen, habe aber Hiebei sein Arbeltebuch verloren. Am 3. Sep- lember sei ein ihm nubelannter Man» mit ihm ;» einem Bauer in der Neustist gegangen und hätten sie mitsammen dort eingebrocheu und dort Kleidungsstücke, sowie andere Sachen entwendet. Nachdem sie vorher »och die Sache getheilt hätten, seien sie auseinander gegangen. Vor dem NntersuchungSrichter uud auch heute der der Hauptver- handlung bleibt er bei seinen Angaben, luSbesonders, daß er mit einem ihm unbekannten Manne jenen Liebstahl verübt hätte. Diese letzte Be- hanptnug erwies sich aber alö ganz falsch, da nur er und sonst Stic- maud, aus welche» die von ihm abgegebene Personöbeschreibuug jenes un- bekannten Mannes gepaßt hätte, dort zn jener Zeit gesehen wurde. Ferdinand Raab gesteht heute ferurrS, daß er am 30. August d. I. Mittags in eine Kammer des Scharbe» gute« zu Schwciusegg cinstieg uud vou dort in Gegenwart dc« im Bette kraul darnieder- liegende« Knechtes Johann Äreuzriegler Kleidungsstücke im Werthe vou über zehn Gulden mitnahm; auf das Geschrei dc« Kreuzriegler lief er mit den gestohlenen Sachen davon. Der Gerichtshof (Vorsitzender Herr k. l. LandeSgerichtSrath F o g l a r) vcrnrlheiltc diesen frechen Einbrecher zu v i e r m o u a t l i ch e m, schweren, bincf) einen Fasttag in jedem Rtonate verschärften Kerker, und trat der Angeklagte die Strafe sogleich au. — Franz Fürlinger, achtzehnjähriger Bauernkuecht a»S Hermann Sdorf bei Hofkirchen, wurde bereit« im jngeudlicheu Alter vou dreizehn Jahren wegen Diebstahls abgestraft, und zwar damals nur wegen Uebertretnng des Diebstahls, weil Unmündigen ein Verbrechen nur alS Ucbrrtreluug zugerechnet wird. Diese Strafe hat ihn aber dnrchans nicht gebessert, da er heute unter der Anklage, seinem letzten Dienstgcber, Jgnaz Spät, Wöudlbaner in Wickendorf, »ach und nach Geld im Betrage von 120 fl., darunter das Krösengeld der Kinder des Bauern, gestohlen zu haben, vor einem Erkenntniß-Senate des hiesigen k. k. KrciSgerichteS sich zu verantworten hat. Der jugendliche Dieb ist vollkommen geständig, und will daö Geld theil« beim Kartenspiele, aus der Kegelstälte uud unter lustigen Zech- genosse» verpraßt, theils seiner Mutter, unter dem Vorwande, eü sei sei» Sparpfeunig, zugebracht haben. Er wurde wegen Verbrechens deö Diebstahls zu' viermonallichem, schweren und verschärften Kerker vernrtheilt. ---------- — sO r i g. - Ber.j (Nur Pfiffig.) Einen widerlichen Anblick bieten die beiden Angeklagten; er, ein kleiner untersetzter Mann, sie, ei» altes häßliches Weib, beide fortwährend die Klagelaule: „HUH! Hüh!" auöstoßend. — Franz Pazoura, an« MiSletic in Böhmen, Taglöhner ohne Beschäftigung und bestimmten Aufenthalt, bereit« ive- gen Verbrechen« des Diebstahls und wegen der Übertretungen der Landstreicherei nud der Paßfälschnng bestraft, ist augeklagt, daß er im Einverständnisse mit dem AibeitSbnchsälscher Anton Slavala (Sohn der Mitangeklagten Anna Slavala) und mehreren Andern uud durch dieselben sich falsche ArbeitSbestätigungeu mit falschen Unterschriften und Siegeln mehrerer Gemeinden in sein Arbeitsbuch eintrage» ließ. Der All na Slavala wirb zur Last gelegt, daß sie durch einen angeblich ihr unbekannten Mann nnb im Einverständnisse mit demselben sich eine falsche Arbeitöbestäliguug der Gemeinde Einback) mit einem falschen Siegel und mit der falschen Unterschrist deö Gemeinde-Vorsteher« an- ferligen ließ. Die Anklage geht unu gegen Beide anf das Verbrechen deö Betruges, da sie diese falschen ArbeitSbestätigungeu bemltzten, um bei ihrem arbeitsscheue» Herumziehe» im Bettel »nbeailstLndet ihr Fort- kolttmeu z» finde», wobnvtfj sie den Staat in seinem Anfsichtörechte schädigten, — weiter^ auf die Uebertretnng der Landstreicherei, da sie albeitösche» und subststeuzloS herumzogeu und sich über einen redliche» Erwerb nicht auSzuweisen vermochten. Pazvlira hatte sich lauge Zeit so sortgeschwindekt, da er e« sehr schlau zu mache» wußte; aber endlich kam ei» Gendarm über ihn, der doch noch schlauer war und deu ganzen Schivindel erkannte, wobei auch die Anna Slavala, sowie die ganze übrige saubere Gesellschaft entdeckt wurde. Vou der gauzeu Sippschaft konnte man aber bisher nur dieser Beiden habhaft werden. Sie »iüssen nun Beide im Kerker brummen und zwar Franz Pazoura vier Ar o n d e » laug, A un a Sl av a l a aber nur a ch l T a g c. ______ Stcpr, 4. October. sOrig.-Ber.j (Wilddiebe.) Die Brüder F ra u z und Leopold A nl e n st e i u er von Ter » b e rg, Ersterer lediger BauerSsohn zu Ternberg, Letzterer verehelichter Hansbesitzer zn Mahl eben, sind schon beide einmal »vegen Wilddiebstahls bestraft worden, iva« sie jedoch durchaus nicht hinderte, ihre diebische» Angriffe anf Wild in schonuugüloser Weise fortznsetzen, »nd begründeter Verdacht vorhanden ist, daß auch die Eltern der Genannten, Michael und Theresia A n teu stein er, Besitzer des MalhiaSthaler- Gutes zu Ternberg, sowie Clara Autenstciuer, Gattin deö Leopold Auteu- Üeiner, durch Coiisumirnug deö erbeuteten Wildes am Diebstahle theil- genommcn haben. Eü begab sich, daß, wie der Anklage zu eutnehmen ist, am 28. Juni d. I , AbcndS 8 Uhr, der aus der Steife befindliche Ranch- sanglehrer-Gehilfe V iilceuz Surft in dem vou Herrn Dr. Reinharl gepachteten Jagdrevier Schau erSberg, Gemeinde Ternberg, pvei ihm unbekannte Männer traf, lvetche einen Hund bei sich halten und jagte». Der Hund verfolgte ein Rehkltz und fing dasselbe; Durst nahm denr Hund da« Rehkitz ab und beiuerkte zugleich, daß eine große starke RehgaiS auf daö jnuge Reh znlief. Einer der Männer schoß auf die Rehgaiö; die beiden Männer kamen dann auf Durst zn und nahmen ihm das Rehkitz mit dem Bemerken ab, daß sie zum Jagen berechtigt seien. Durst ging den beiden Männern drei Vierlelstnnden »ach und fand die angcschossene Rehgaiö dem Verenden nah:. Da kam Franz Autensteiner herbei, nahm bem Durst die Rehgaiö ab, weibete sie a»S und trug sie fort; auch Leopold Autensteiner, der die Rehgaiö geschossen hatte, kaut herzu und Beide gingen zusammeu fort. Der Zeuge Vincenz Durst zeigte deu Vorfall dem Jäger Carl Steige nberger a>l und wurden auch bald Franz uud Leopold Auteusteiuer als die Thäter Bei der im MathiaSthaler-Gute zu Ternberg und im Hause deö Leopold Autensteiner vorgenommeue» HanSdurchsuchnngeu wurden auch in ersterem Gute eine Pfanne mit Fleisch von dem Rehkitze nnd ein blauer Stocf, uud im Hanse deö Leopold Anteusteiner in einer Pfanne Theile einer gebratenen Nehlnuge und ein brauner Rock, dann mehrere Schnßrcguisiteii gefunden, nud namentlich die Röcke, an denen »och'Rehhaare zn sehen ivaren, als Diejenigen erkannt, ivelche die Wilderer getragen hatten. Franz Autensteiner gibt bloö zil, in SchanerSberg sich daö Kitz gefangen nnd nach Hanse getragen zn haben, stellt aber jeden ivei- teren Diebstahl und die Betheiligung seines BrnderS Leopold gänzlich in Abrede. — Leopold Anteusteiner leugnet Alles nnd will znr Zeit der That zn Hanse geivescn sein. — Die Ehelente Nkichael nnd Theresia Autensteiner und die Clara Anteusteiner, ivclche, obiuol ihnen nach den Resultaten der Eihebnngen bekannt sein mußte, daß daS von Franz nnd Leopold Autensteiner heimgebrachte Rehwild aus einem Dicbstahle herrühre, doch Theile dieses Wilde« an sich brachten nnd znm Genusse für sich herrichleteu, erscheinen der Uebertretnng der Diebstahlötheilnehmung beschnldigl. Bei der heute unter dem Vorsitze des k. k. LGR. F o g l ar dnzch- geführten Hanptverhandlnng stellen die Angeklagten mit AnSnahme deü Franz Anteusteiner, der deu Diebstahl des Rehkitze« eingesteht, ihre Be- theillgung au einem Dicbstahle entschieden in Abrede. Durch die Beiueise, namentlich durch die Aussagen der Zeugen Dr. R ei «hart, Vinceuz Durst und Carl Stei ge u be rger ivnrdc ein so bedentende« BclastnngS - Materialc für die Angeklagten Franz nud Leopold Autensteiner gewoun.n, daß sie trotz ihres Lengnenö und ihicr Ausflüchte deö Verbrechens deS Diebstahls schuldig gesprochen nnd zn dreimonatlicher s ch >v e r e r K erfe r st rase vernrtheilt wurden. Dagegen ließ sich der Thatbestand bezüglich der den Ehelenten Rkichael nud Theresia Auteusteiuer und der Clara Auleu- steiuer zur Last liegeudeu Uedertretuug der Diebstahlstheiluehinung nicht hinlänglich sicherstellen und ivnrden dieselben von der Anklage f r e i g e s p r o ch e n. Steyr. sOrig.-Ber.j (Auch ein Vagant.) Am 15. Juki 1880 wurde iu Grün bürg ein Mann aufgegriffen, ivelcher ein anf den Namen Carl Förster lautendes Ccrlificat befaß. I» diesem Certificate ivnrdc von der Stadtgemeinde Thaun in Oberclsaß bestätigt, daß dem Carl Förster seine Docnmeutc bei einem Brande in dieser Stadt verbrannt seien. Die Unterschrift deö Bürgermeister« lind daö Sladtsiegcl ivaren ziveifclloö echt. Diese« Ccrlificat nun halte sich der angebliche Carl Förster, der angab an« Hermannstadt zrl sein, anf folgende Weise verfertigt: In den elsäßischen Arbeitsbüchern ist aus dem letzten Blatte daö Siegel der Stadtgemeinde abgebrneft und die Uuterschnst deS Bürgermeister« beigefügt, nnd unser Vagant riß nun vier Blätter an« einem solche» Arbeitsbilche, klebte dieselbe» aus ci» Stück Leinwand, so daß das letzte Blatt liiikü unten kam, nnd nun wurde oben da« Certisicat geschrieben nnd sah nun so an«, al« ob es echt sei. sttach langem Nachsorschen gelang eö endlich zn erfahren, wer denn Carl Förster eigentlich sei. Er ist ein Böhme, heißt Robert Mahrle, ist Goldarbeiler und Reserve - Feuerwerker in der Artillerie
Nr. 80_____________________ __________________ Per Alpen-Dert. Seite 5 uub wurde nun am 2. October 1. I. luegen Landstreicherei und Doch« men'cnfälschung mit Rücksicht auf die lange Untersuchungshaft zu zehn« tägigem strengen Arreste vcrurthcill. Graz 1. October. (Eilte Zigellttcr.Mördcrbaude.) Heule endete der dreitägige Proceß gegen die fünfköpsige Z i g e u n er b a u d e, welche in Slnbenberg.Klain», nächst Weif; den Gendarm Matli Nach:« meuchlings übersiel und mit dreißig Messerstichen lödlelc. Die Ultimi« lichen Ntitglieder der Bande, Horvath und Baranya, wurden zum Tode, die Andern, darunter zwei Weiber, wegen entfernter Theilnahme am Mord zu schwerer Kerkerstrafe uerurtheilt. Aas neue Wilitärtar-Heseh. Das „Neue Wiener Tagblatt" veröffentlicht das eben in der Ausführuug begriffene Militärtax- Gesetz nebst erläuternden Bemerkungen, welche das Verständniß dieses fast jede Familie berührenden und sehr complicirten Gesetzes ermöglichen sollen. Das Gesetz statnirt bekanntlich die Entrichtung einer Taxe als Ersatz für die Militär- pflicht, sobald aus irgend einenr Grnude die Enthebung von der Erfüllung der Militärpflicht erfolgt. Die Erläuterungen zu dem Gesetz geben des Näheren Aufklärung, wann diese Pflicht zur Iah lung der Taxe eiutritt, es werden Aufschlüsse gegeben, welche die Taxpflichtigcn über ihre Pflichten und Rechte belehren, welche ihnen als Führer dienen werden durch das Labyrinth verschiedener durch das Gesetz geschaffener Rechtsverhältnisse. Wir glauben damit einem Bedürfnisse zu entsprechen. Stcuergesetzc sind iu der Regel für den zahleudeit Laien mcht leicht verständlich; das gegenwärtige Gesetz, welches eine ganz neue, ganz eigenartige Steuer schafft mit eiuer eigenthümlichen Basis, bedarf noch mehr als jedes andere der populären Erklärung, welche wir hiemit der Bevölkerung geben. Wir lassen nach dem „Neuen Wiener Tagblatt" die einzelnen Fragen und die entsprechenden Antworten folgen: Wer ist nach dem neuen Gesetze zur Eutrichtuug der W e h r t a x c verpflichtet? Diejenige», welche bereits der Stellung sich unterzogen, jedoch bereits znrückgcstcllt «d. i. als derzeit untauglich bezeichnet wurde»), dann welche als einzige Söhne :c. aus dem Militärbaudc entlassen, oder welche dienstnutanglich geworden sind, Diejenigen, ivelche ans Oesterreich-Ungarn answandern; es beginnt die Verpflichtung zum Tax Erläge mit I. Jänner 1 Höo, und ist die erste Taxe pro 1880 im April 1881 beim zuständigen Steucramte zu bezahlen. Umfang der Taxpflicht. Wie weit erstreckt sich die T a x p f l i ch t? Diese Taxe trifft vor Allem nur Jene, welche erst mit dem I. Jänner 1875 wehrpflichtig geworden sind, und erstreckt sich: 1. Für die wegen UntauglichUnt aus der Assentliste Gelöschten, und für die iu der dritten Altersclasse oder später als „derzeit un tauglich" Zurückgestellteu^auf jedes der Wehrpflichtdieustjahre, welches der Betreffende iu dem Falle noch zurückziflegeu haben würde, wenn er znr Zeit der Löschung aus der Stell»»gsliste, beziehungsweise in der letzten Altersclasse, statt znrückgestellt, assentirt worden wäre; 2. für Diejenigen, welche wegen Untanglichkeit vor vollendeter Dienstpflicht ans dem Mililärverba»de entlassen wurden, auf jedes Jahr, welches sie zu bleiben hätten, we»» sie nicht tvegeu Unlaug lichkeit entlassen worden wären; 3. für dieselbe Zeit bei Denjenigen, welche ans dem Militär- verbände entlassen wurden, weil sie i»zwische» als einziger Sohn, Enkel oder Brnder entlassen tvordcn sind; 4. für die Befreiten für dieselbe Feit, welche sie noch zn dienen hatten, wenn sie nicht befreit worden wären; 5. für Auswanderer auf jedes Jahr der Wehrdieustpflicht, welches der Betreffende thatsächlich oder wenn er tauglich befunden worden wäre, noch zurückzulegen haben würde. (Fortsetzung folgt.) verschiedenes. (Schonzeit des Wildes.) Im October befinden sich Auer- und Birkhühner in der Schonzeit. (Ein neuer Komet.) Ans KremSmünster berichtet von der dortigen Sternwarte ?. G. Straffer: „Am 29. September wurde in Straßburg von Hartwig ein neuer Komet im Sterilbild des Bootes oder Bäreuhüters entdeckt. Er wurde vou mir ant 30. September um 8'' 1"' ab beobachtet und folgende Position gefunden: « = 14h 28,u 43.4" , F — + 29" 34' 49". Er ist hell, so daß man ihn mit freiem Auge bemerkeil konnte, hat auch einen ailsgesprochenen Kern, ist aber in der Schweifbildung bis jetzt wenig entwickelt, indem selber nur 50' beträgt. Seine Bewegung geht langsam südlich und nimmt iu gerader Aufsteigung zu." (U nglücksfall.) Am 29. v. M. hat sich, wie die L. Ztg. berichtet, in Großraming ein trauriger Fall ereignet; ein kleines Kind von zwei Jahren hat sich erhängt. Nun wie ging das zu? Das Kind, ivelches ein Umgehänge (vulKO „Heiligkeit") am Halse trug, kroch unter einem Leiterwagen den Hühnern nach, und verhängte sich daselbst mit der Schnur an einem Nagel. Die Magd hörte das Geschrei des Kindes, wußte aber nicht, wo es sei — lief zuerst uin's Haus herum, kam aber doch sehr schnell an den Ort des unglücklichen Ereignisses — allein leider, es war zu spät, das Kind war todt. Ein Unglück kommt wirklich selten allein — im heurigen Winter ist den Eltern des Kindes das Haus abgebrannt, und jetzt wieder dieses Unglück! Die bedauernswerlhen Eltern sind die Bauersleute am Schelb- lehnergute im Lumplgraben. (Brände.) Am 30. v. M., Nachts 12 Uhr, brach im Bauernhause zn R anna bei Peuerbach aus unbekannter Ursache Feuer aus, das so rapid nm sich griff, daß die Hausleute kaum das nackte Leben retten konnten. Der ganze HauSstock, die Oekvnomiegebäude sammt ganzer Fech- jung wllrden ein Raub der Flammen; das Vleh wurde glücklicherweise noch errettet. Bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers und Wassermangel konnte die Feuerspritze von Peuerbach, welche schnell auf den Brandplatz eilte, keine erfolgreiche Hilfe mehr bringen. Der Schaben ist groß, die hart Betroffenen sehr zu beklagen. — Aus U l l e n d v r s wird unter dem 1. d. geschrieben: Gestern um halb 4 Uhr Früh brach in dem, dem Mathias Wagenhamer zu Anzeuberg gehörigen Fischerbauerngute Nr. 8, Gemeinde H e l p f a u - U l 1 e n d o r f, mu Brand aus, wodurch uicht nur dieses, sondern auch das dem Max Wagner gehörige Straßergüll Nr. 8 sammt allen Fährnissen, der ganzen heurigen Fechsung und Schweinen des Ersteren ein Raub der Flammen wurden. Die beim Beginne des Brandes herrschende günstige Luftströmung, dann das schnelle Eintreffen der Feuerwehr vou Uttendorf, der Gemeindespritze von Moosbach, bann der Feuerwehr von Mauerkirchen, machten es möglich, daß der Brand auf die zwei Objecte zu beschränken war, da sonst leicht die ganze aus 11 meist hölzernen Häusern bestehende Ortschaft hätte vernichtet werden können. Der Schabe an beiden Gebäuden einschließlich der Fährnisse und Fechsung belauft sich auf 8000 fl., wovon ein Theil mit 3500 fl. durch Assecuranz gedeckt ist. Die Entftehunqs-Ursache konnte bisher nicht constatirt werben. (Wien eine russische Stadt.) Ein officiöses Organ der russischen Regierung, die „St. Petersburgskija Wjedo- mosti" — „St. Petersburger Zeitung" — veröffentlicht an der Spitze jeiner Nummer vom 29. v. M. einen Leitartikel, in welchem es sich der österreichischen Slaven wärmstens au- nimmt. Am Schlüsse dieses Artikels heißt es wörtlich: „Welche Bedrückung der Slaven in Oesterreich herrscht, ersieht man schon daraus, daß der größte Theil unserer Reisenden Wien für eine deutsche Stadt hält; nun ist in der That das ganze Aeußere dieser Stadt vollkommen deutsch, jedoch besteht die Bevölkerung Wien's zu drei Viertheilen aus Slaven. Wenn Wien schon eine allgemeine Sprache haben muß, so würde es leichter und viel natürlicher sein, wenn es sich die russische Sprache, als die mittlere unter den slavischen Sprachen, aneignen könnte, keinesfalls aber die der Masse der Bevölkerung fremde deutsche Sprache." Solche Capriolen wagen nicht einmal die tschechischen Blätter zu schlagen. (Selbstmord auf dem Attersee.) Aus Unterach wird geschrieben: Ungefähr am 20. September d. I. borgte sich ein angeblich aus Pardnbitz in Böhmen zugereister Herr ein Schiffchen aus, um auf eine halbe Stunde aus dem See spazieren zu fahren. Der Unbekannte kehrte jedoch bis Abends nicht zurück; am zweiten Tage wurde nun durch einen Dampfschiff - Capiläu in Erfahrung gebracht, daß sich ein in einem Schiffchen befindlicher Herr auf dem See erschossen habe und dies wurde auch noch j?on Augenzeugen bestätiget, so daß an der Identität dieses Selbstmörders mit dem in Unlerach abgestiegenen Herrn wol kaum zii zweifeln ist. Der unbekannte Passagier, welche 20—30 Jahre zählte, vou mittlerer Statiir war, schwarze lockige Haare, einen kleinen schwarzen Schnurbart und Augengläser trug und ferner mit braunem Sommerrocke, schwarzem Beiiikleide unö eben solchem Gilet bekleidet war, hinterließ iu seinem Absteigequartier, im Gasthause des Herrn Wageneder, einen dunkelbraunen Ueberzieher, in welchem sich ein Paar braune Glacehandschuhe uno ein mit den Buchstaben „K. 1)." gemarktes Sacktuch befanden, nnö einen braunen Schaltenspender. (Eine 1L5jährige Frau.) In Charkow lebte, wie die dortige Gouvernements-Zeitung erzählt, bis vor Kurzem eine 125jähre Bäuerin, Namens Awovtinschka. Die Greisin war frisch iind geslind, ging tagtäglich mit einem Korbe auf den Marktplatz, kochte und verrichtete alle häuslichen Arbeiten. Nur cn den letzten Tagen schlief sie sehr viel, wobei sie einmal erzählte, in der andern Welt gewesen zu sein. Am 19. September fand man die Greisin auf den Eisenbahu- Schieneit todt. Sie toar vou einem Eisenbahuzuge Überfällen worden. Es ist uicht bekannt, ob die hochbelagle Frau den Tod gesucht oder ihit durch einen Unglücksfall gesunden hat. (Eine Gruft für Thiers.) Frau Thiers hat in der Umgebung des Grabes ihres Gatteii auf dem Pöre- Lachaise ein Terrain von 144 Quadratmetern erworbcu, um die Gruft zu einer des groyen StaatSmaniies würdigen Ruhestätte zu erweitern. Frau Thiers hat für diesen Raum der Stadt Paris die Summe uon 141.000 FrcS. und außerdem noch an Stempel- und Einregistrirungs-Gebühreu 7054 Francs 50 Centimes zu zahlen gehabt. (Leicht zu verwechseln.) Herr: „Sie, Gärtner, was ist denn das für ein Geschrei von der Villa herüber?" — Gärtner (aushorchend): „Unterscheiden kann ich's nicht; entweder hat's gnädige Fräulein Singstunde, oder es ist mir wieder ein Marder in den Hühnerstall 'kommen." N e n e ft e s. j Wien, 5. October. Der Gemeinderath der Haupt- uiid Residenzstadt hat in der heutigen Sitzung folgende zwei Anträge einstimmig angenommen: „Im Hinblicke aus die gegenwärtige politische Lage Oesterreichs beantragen die Gefertigten: Der Gemeinderath erachtet es i in 3ntereile der AnfrechleryaItnngder Einheit des österreichischen Staates, sowie znr Förderung der poli lisch eil und wirthschaft lichen Entwicklung desselben geboten, daß ein Parteitag der gesammle» österreichischen Ber . fassnngspartei Unberufen werde, und spricht zugleich die Erwartung aus, daß derselbe iu der Reichshaupt und Restdeuzstadt Wie» statl- fiudeu lvird." - lResolutious Entwurf des „El»bs der Linken".) „Mit Rücksicht auf die vou unsern deutschen Staiuiuesbrüderu iu Brüuu nud EaAsbad wegen Einberufung eines Parteitages der gesainulteu österreichischen Vcrsassuugspartei gefaßte ^Beschlüsse stellen ivir folgenden Antrag zur sofortigen Auuahine: „Für den Fall, j als die'Abhaltung Uues Parteitages der gesaiunitcu österreichischen ! Berfassuugspartei in Wien stattfindet, ersucht der Gemeinderath den j Herrn Bürgermeister, den Parteitag zu begrüßen und denselben der i Sympathien der Bevölkerung Wiens und deren Vertretung zu ver sichern." - >Resolntious Entwurf der „Mittelpartei".- An^ng aus dem Amlöblalle der „Linzcr Zeililiig." Bom 3. October. L i ei la li o u e u. Hälfte des Btndelivirlhs- hause« iltr. 8, Schiv. 700 fl-, deö Hauses Nr. 00 in Mehrnbach, Schw. 0800 fl., uno ber Fährnisse, Schiv. 136 sl. 40 lr., 14. und 28. Oel., 18. 9tov., li;. Dec., '.< U. V-, im Binder.virlhshause, Bzg. Ried. — Bücke,amvcse» Nr. 48 in Nabeuschwaud s. Gruno pr. 0 I. 007 Oikl., 14. Oet., 17. 9cov., I«!. Dec., 10 ll. V., daselbst, Bzg. MonUee. Obere« Häusel iu der Stcmgnlb iu Stein Nr. 5)8, Sch.v. 1400 sl., 10. Oet., 10. Noo., 15. Lee., 0 U. V., daselbst, Bzg. Sleyr. - Galnnlene», Hol;- und Drrchdlerivaarcu, Schiv. 4108 sl. 7 lr-, 10. u. 2!). Oel., 0 ll. V., in der Spielwaareuhaubluiig Sleiubauer's Erben In Lliiz. - Drillet . Antheile au den Häusern Nr. I, Sltiiigassc, u. Nr. ’j, Adlerqasse in Linz beim Bzg- Linz. — Lediger Grund, Schiv. 15)0 sl., «;. Nov., 4. Dec., -0 ll. Nui., im Kienbauer'ichen Gasthause IU Bell, Bzg. Raab. - - Fährnisse, Schiv. 4048 fl. 00 lr , mi Senienge- iverke Nr. 5 zn Saghainiuer, 11 • und 28. Oel., 9 ll. V, daselbst, Bz,. Werssenbach. Vorladung. Satzglänbiger des Gute« Nr. 32 in Uuterlang' balh aus 11. Oct., 9 U- V., beim Bzg. Ischl; Curalor Dr. Andreas Wir! daselbst. Bom 5. Oktober. Licitatiou en. Led. Grund pr. 2 I. 260 Qull., Schiv. 800 sl., 14. Oct., 18. Nov., 16. Dec., 9 U. V., im Ächunedhanse zu Steiuerberg, Bzg. Nenfelden. — Gut au der Berlaöheid 9tr. 6 zu Albenedl, Schiv. 95)00 fl., 14. Oct., 20. Nov., 18. Dec., 10 U. V., in der Gemeindelanzlei zu Vorchdors. Vorladung. Für Maria Bnchberger wurde vom Bezg. WildShut Ototar Dr. Mayrhoser daselbst znm Lurator ernannt. Bom 8. October. Licilationen. Hau« 9tr. 42 in Stift am Grenzbach s. Gründen pr. 1 I. 455 Qull., Schw. 703 fl. 72 lr., 23. Oct., 23. Nov., 23. Dec., 3 U. Nm., daselbst, Bzg. Rohrbach. — Haus Nr. 3 iu Neuzeug, Schw. 25)00 fl., 23. Oct., 24. Nov., 22. Dec., 10 ll. V., daselbst, Bzg. Sleyr. — Hypothekarsordernug pr. 3000 sl., 18. Oct., 4. Nov., 9 II. V., beim Bzg. St. Florian.— Rechte ans daö Reale „Grundstück, die Viehhalt, abgetrennt vom Gute in der Hochröth", Schiv. 1550 sl. , 15. Oct., 17. Nov., 10. Dec., 9 ll. V., beim Bzg. Gmunden. Vorladung. Therese und Barbara Mayer resp, deren Recht«. Nachfolger ans 15. Dec., 9 ll. V., beim Bzg. Ried; Enrator Advocat Dr. I. Kaiser daselbst. K i n g e s e n d e 1. Da die Zeit immer näher heraurückt, wo besonders auf eine Zierde der Gräber für theure Dahingeschie- dene geöacbt wird, sei besonders wegen der staunenswerthen Billigkeit bei feiner eleganter Ausführung in Arbeit und gutem Material das Steinmetz- und G r a b m o n u m e n t- Geschäft des Herrn Kren» in Enns auf's wärmste empfohlen. K. ^. Zum Markte. Wieder ist die Zeit beraugekommeu, wo die feuergefährlichen hölzerne» Marktbuden deu Stadtplatz veruustalteu, nnb obwvl der officielle Rtarkt erst heute beginnt, bega»» schon am Samstag die Aufstellung der Markthütle», nud bis diese nach dem Markte wieder entfernt sind, vergeben abermals einige Tage, so das; wir also thatsächlich über vierzehn Tage die leidigen Bretter-Buden im Herzen unserer Stadt haben. Ich kaun nun einmal nicht emsehe», daß die großen vormitlelalteAiche» Buden, welche gewiß schon zur Zeit des Bürgerauszuges nach Leoustein dieselbe Form wie heutzutage gehabt habeu dürste», durchaus auf dein Stadtplatze iu Sleyr auf gestellt werde» müsse»! Dermale» werde» auch a»f diesem Standorte keine mir »elmenswerthe Geschäfte gemacht. Das aber wäre wirklich zu wünschen, daß wenigstens die Zeit für das Auf uud Abstelle» der Markthütleu bedeutend verkürzt und die betreffenden Jimmer leute entweder zu flinkerer Arbeit verhalten oder deren Zahl vermehrt würde. Jum mindesten sollte die Aufstellung nicht vor Dienstag begiuueu uud die Eutferuuug der Hütte» bis allerlängstens Samstag bewerkstelligt sei», .komisch ivirkt es a»ch, daß die officielle Feuer gesäbrlichkeit der Hütte» erst beim Begiu» des Marktes a»sä»gt, da erst heute das Verbot des Rauchens eiutritt, uud sofort »ach Beeil digimg des Marktes erlischt. Sind de»» die Bretterbude» i» derzeit vo» Samstag bis Do»»erstag »»d während der Tage nad) Schi»!; des Marktes, bis sie alle abgebrochen sind, nicht vo» Holz? ll»d »»will finlid) m»ß ich mich der Notiz des Alpe»boten vom Frühjahre en» »er», ivo ei» A»ge»zeuge berichtete, daß Hüttenbesitzer »»geuirl mit bre»»e»der Jigarre mitte» »»ler Verpack»»gsstrvh ha»tirle»! ll»d da soll mau sich »icht beunruhigt sühleu'. llm Abhilfe wird gebeten. Ein beforßtcr Etadtplatz»Bewohner. Culiuarisches. (K a l b ö p ö r ke l l.) Man lasse sein geschnittene Zivicbelu braun anlansen, staube sie mit Paprika, gebe oauil daö ivürflig geschnlttene Kalbfleisch hinein, salze dasselbe uno lasse e« zugedeckt dllusteu; gebe dann zur Verbesserung deS Geschmacke« etivaö L i e b i g's Fleisch- Extract dazu. Aus dieselbe Art werde» Hühner», Schöpsen» oder LammSpörkell« bereitet, nur daß man zum Schöpsen etwas sein geschnittenen Knoblauch dazu nimmt/ •09 Zichungspläne gratis. HG« Lotterien 500 G ® Laffcr. llctcrantn-, Lricgcr- L Kampfgenossen bunß II. Serie der Wolilthätigkeits-Lotterie. Lose zu 1 Mark. 10.000 Geldgeivinuste im Gesammtbetrag von 140.000 Mark. DM^Ziehung am 12. October I88O.^Wä Münchener Kunstgcwcrbe - Verein 100.000 Lose n 1 M. 2000 Gewinne kunstgew. Erzengniffe ini Werthe von 80.000 M. N^Zichllng aul 16. October 1880."WV Haidhansttt-Münchener Kirchenban-Lotterie 300-000 Lose a 1 M. 10.000 Geldgewinne im Gesamml- Betrag von l40 000 Mark. LM^Zichllilfl am 4. 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