Nr. 78__________________________________ Per Alpen-Dert Seite 3 Vorbereitungen, insbesondere für eine Verstärkung des Operationscorps, noch eine kurze Frist beanspruchte. In einigen Tagen werden die montenegrinischen Truppen die Grenze überschreiten und die Flotte wird zur Stelle sein, sie in ihren Operationen zu unterstützen, auch auf die Albanesen zu schießen, wo dies erforderlich sein sollte. Nur die französischen Schisse werden sich in der Reserve halten. Alle übrigen Commandanten haben die gleichen Ju- structionen. Die Sache wird noch verwickelter dadurch, daß Riza Pascha allem Anscheine nach mit den Albanesen gemeinsame Sache machen wird. Er erklärt, daß, wofern er nicht anderweitige Befehle aus Constantinopel erhält, er genöthigt sein werde, die Montenegriner, wenn sie über die Grenze kommen, als Feinde zu behandeln. Bisher hat er eine Contre-Ocdre nicht bekommen, wird sie wol auch später nicht erhalten. Zwischen Frankreich und Italien drohen die Animositäten sich nicht auf Tunis zu beschränken; auch in Egypten und Syrien beginnen sie aufzutauchen. Die italienische Regierung fühlt sich zurückgesetzt, weil bei dem in Egypten errichteten internationalen Cassationöhofe England und Frankreich je zwei, Italien aber nur eine Stelle erhalten hat. In Syrien beansprucht Frankreich das Pro- tcclorat der Katholiken, somit auch der dortigen Italiener, und seine Confuln bestreiten den italienischen das Recht, zu Gunsten ihrer Landsleute einzuschreiten. Aus Irland wird von einem sensationellen agrarischen Mord berichtet; Lord Monnthmorris, eitler der großen Grundbesitzer der Grafschaft Galway, -wurde, nachdem er am Sonntag mit Pächtern einen Streit gehabt, ermordet. ________ Korrespondenz. Amstctten. (Auszug an« dem Sitzung« - Protocollc deö Bezir löschn l rathe« vom 21. September.) Besetzungeu: Johann Hecht an« Oberamt nach St. Michael, Phylomcua Hecht an« Oberamt at« Jndnstriat. Lehrerin nach St. Michael, Robert Gibisch an« Wallsec nach HieSbach, Aloiö Dohnal an« Hieöbach nach Ulmerselo, Alfred Reimann aus Ulmerseld nach Wattsee, Johann Leixuer an« St. Valentin nach H a i dc rs h o f e n, Lorenz Schuster al« provisorischer Unterlehrer nach Wallsee, Franz Meißner al« provisorischer Untcrlchrer nach St. Valenlin. — Der l. k. Schulbticher-Berlag sendete für 500 st. Armenbiicher znr Vertheilnng an die 75 Lchnlen dc« Bezirke«. — Lan- dcSaudsclmg Übermacht den Befund über die Bezirk« chnlsondrechnung pro 1878. — Landeöschulralh bewilligt die Reisekosten für die Mitglieder deö Nenner. Comiie« znr Dnrchbcrathnng der Delail-Lehrpläne. — L.-Sch.-9t inliinirl d;e vorläufige Abweisung deö Gesuche« um das Oefsentlichkeitörecht für die Privat - Mädchenschule in Amstetten. — L.-Sch.-R. beivilligt zwei Lehrkräften Remnneralionen für Mehrleistun- gen. — L.-Sch.-R. überscndet 5 Exemplare der preisgekrönten Erzählung: „Soldatenfritze", ivelchc an nachstehende Schnlen vertheilt >ver- dcn: Minichreith, Höllenstein, Kirnberg, Ern sth o fe n, St. Valentin. — L.-Sch.-R. mtimirl den UnterrichlS-Miinstenal-Erlaß ivegen Hintan- Haltung dc« üiermäßigen Andranges an die Mittelschulen und um die Anregung eines größeren UcbertritteS in Gewerbeschulen. — L.-Sch.-R. verlangt Bericht, ob noch ein Lehrermangel wahrnehmbar sei, behus« Restriugirnng von Staatsstipcndicn an LehrannScandidaten; wird dahin Bericht' erstattet, daß im Bezirke kein Lehrermangel sei.— B.-Sch.-R. von St. PLlteu verlangt die Einstellung dc« Schulbesuche« in Rtarbach von Seile der nach Gr.-Pöchlarn eingeschnlten Kinder an« Krnmmnnßbanin »ud Annastift. — Die z>veiclasiigc Schtile in Wallsee mirb in eine dreielassige verwandelt. — Es werden 52 Lehrkräften Qningnennalznlagen beivilligt. — Mehrere Jndnstrial-Lehrerinen legen ihr Lehrbcsähignngö-Zenguiß vor; infolge dessen wird ihre Remnueralion erhöht. — Da« Referat' über Schnloersäumutsse in den Monaten Juli und August ivird entgegeugcnoininen. Amstcttett, 26. September. (Fackelzng. — Concert.) Der in nnserem Ölte allgemein teliebte Apotheker Herr Carl Hinter- hu der, welcher auch Mitglied der Gemeinde-Vertretung, Obmann der Feuerwehr nud Vorstand deö Turnvereine« ist, verläßt nächster Tage Amstetten, um die Apotheke in Salzburg nach seinem verstorbenen Vater zn übernehmen. Um ihm ihre besondere Hochachtung auözudrückeu, ver- anstalleten die beiden Vereine gestern Abend« 8 Uhr einen imposanten Fackclzug, bei welchem sich anä> mehrere Nachbarvereine betheiligten. Nach dem Fackclznge wurde eine sehr animirte Festkneipe iiii Hotel Ripka abgehalten, wobei sich die Stadlmnsik von St. Pollen duich ihr präcise« Spiel anszeichnete. — Heule veranktallele die Gemeinde- Vertretung zu Ehren ihre« scheidenden Mitgliedes ein Festbankett. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Stadlninsik von St. Pvlten heute Nachnntlag« — begünstigt vorn herrlichsten Wetter — im Kafsee- haiiögarlen Pntz ein Concert mit Blasiustruinenlen und Abend« im Hotel Ripka ein Concert mit Streichinstrumenten gab, wobei sie Ausgezeichnete« leistete. 0 e r t s i ch e s. (Personal - Nachricht.) Mit dem heutigen Tage scheidet der k. k. Statthaltcrei- Coucipist Herr Carl Binder, nachdem derselbe durch vier Monate interimistisch die Stelle des hiervrtigeu Gemeinde Sccretärs versehen, aus unserer Stadt, um auf seinen Posten nach Linz zurückzukehren. Aus diesem Anlässe können wir es uns nicht verjagen, unser lebhaftes Bedauern ansznsprechen über den Abgang dieses bewährten, ausgezeichneten, liebenswürdigen und pflichteifrigen Beamten, welcher es verstand, in kurzer Zeit sich die volle Sympathie aller Jener, welche mit ihm zn verkehret! hatten, zn erwerben, und sich überhaupt durch seine gewinnende Persönlichkeit so wvl im amtlichen a Is gewöhnlichen Verkehre die Werthschätznug der gesaiumtcu Bevölkerung errang. Es hatte daher auch der Gemeinde rath der Stadt Steyr in seiner Sitzung voiu 24. d. M. das Ad- schiedsschrcibeu des Herrn Binder mit Bedauern zur Kenntniß genommen und demselben für seine so sehr ersprießliche hierämtliche Thätigkeit die vollste Auerkeunuug und den wärmsten Dank votirt. Es wurde ihm dieser Beschluß durch ein sehr schmeichelhaftes Aner kennnngsschrciden des Herrn Bürgermeisters bekannt gegeben, welches in einer schön ausgestatteten, sammteuen Enveloppe mit silbernem Monogramm rnhte, nnd ward selbes durch eine Deputation des Gemeinde rathcs, bestehend ans dem Herrn Bürgermeister P o i n t n e r nnd den Herren Gemeinderäthen I. Pcyrl und Leopold Hnbcr, dem Herrn Binder nebst dein Ehrengeschenke des Gemeinderathes <25 Stück Ducaten in geschmackvoller silberner Kapsel) gestern übergeben. — Auch der städtische Beamtenkörpcr überreichte semem liebenswürdigen Vorgesetzten schon Sonntags den 26. d. M. in c-o^ora ein in einer hübschen Enveloppe rnhendes Abschiedsschreiben, worin derselbe ins besonders ebenfalls dem Bedauern Ausdruck gibt, daß sich Herr Binder nicht entschließen konnte, die Stadtgemeinde-Secretärs-Stelle definitiv auzuuehmen, welches überhaupt ein allgemeiner Wunsch gewesen wäre. — Herr Binder möge versichert sein, daß man ihn in Steyr in steter ehrender Erinnerung halten lverde und nur sehr nugerue von hier scheiden sieht. (Freiwillige Feuerwehr.) Sonntag den 3. Oclober findet in Herrn Franl's Gasthanse „Zilr Sonne" Ch a rg en - B e rs a in m l n n g statt. Zusammenkunft halb 8 Uhr Abends. ______ (Feuerwehr - Ausflug.) Dem Vermchm.n »ach hat die Freiwillige Feuerwehr ein Comite gewählt, welche« für Sonntag den 10. d. einen Ausflug mit Musik veraustalteu soll, und wollen sich zu di.sem Behufe jene Feuerwehrmänner, melthe an diesem Anr-fluge lheilzunehmeu gedenken, am nächsten Sonntag den 3. Oclober Nachmittag« 3 Uhr in Hatschek'ö Bierhalle zn einer Besprechung einfiuden. (Controls - Versammlungen.) Für die in den Bereich der k. k. BezirkShauptman nsch äst Steyr evidenzzuständigen nud daselbst im Aufenthalte befindlichen fremden Urlauber und Reserve- mau n er werden Heuer die Controls-Versammlungen stalt- finden, ivie folgt: zu Wcyr in Herrn Heinrich Kittinger'« Gasthause am 7. und 8. Oclober um 9 Uhr Vormittag für die Urlauber und Reservemänuer der Gemeinden Wehr, Großraming, Gasleuz und Neust ist und zivar: am 7. Oclober für die Mannschaft dc« 14. Infanterie-Regiment«, deö 3. und 26. Jäger-Bataillon«, am 8- Oc- tober für die Mannschaft fremder Truppen und Branchen; zu Losenstecu in Herrn Johann Dickbau er'« Gasthause am 9. Oclober um 9 Uhr Vormitlag für die Urlauber und Ne- fervemänuer der Gemeinden Lausa, Losensteiu und 9teich- r a m ni i u g; zu Steyr in Eiselmeyr' s Casino in Reichenschwall am 16. und 18. Oclober um 9 Uhr Vormitlag« für die Urlauber und Reservemänuer deö GerichtSbezirke« Steyr und zivar: am 16. Oclober für die Mannschaft de« 14. Jnfanteric-Itegimentö, deö 3. und 26. Jäger- Bataillons, am 18. Oclober für die Mannschaft fremder Truppen und Branche» ; zu Neuh ofen in Aloi« Jeuner'ö Gast Hause am 20. Oc- tober um 9 Uhr Äormiltag für die Urlauber und Neservemäuucr de« Gerichtbezirke« Neuhofen; zu Krem«Münster in Herrn Jguaz Fuxjäger'S Gast- hause am 21. Oclober um 9 Uhr Vormittags für die Urlauber und Reservemänuer deö Gerichtöbezirleö KremSmünstcr. (Theater-Nachricht.) Die lang ersehnte 3teuoviriing unsere« Stadt.Theater« ist zur That geworden, nnd Samstag den 2. Oc- tober sollen sich znm ersten Male seine Pforten öffnen, um da« Pub- licum iil feine stylvoll nnd mit Comsvrt anSgestatleten 9tänme aufzn- nehmen. Wie uns die Direction Schiller mittheilt, ist die Gesellschaft complet eingclangt; eö ist dies das erste günstige Proguosticon der neuen Theater. Leitung zur Erfüllung aller in der Voranzeige gemachten Ler- fprechliiigen. Die Soldaten sind diesmal nicht mir auf dem Papier gcmefen, sondern sie werde» auch wirklich in« Feld rücken u»d de» Kamps um die Gunst deö P. T. PublicumS beginnen. AIS Prcmwre geht da« Preis - Lustspiel: „Durch die Intendanz" von Heule iu Scene, welches voiu Wiener Sladl - Theater, ivo eö au« dem heißen Lustspiel-Concurrenzkaiilpse als Sieger hervor- ging, bcstreuoininirt ist. Der geistvolle Dialog der Coinödie nnd der Umstand, daß in der letzten Saison da« Convelfalionöstück so ziemlich alö Stiefkind behandelt ivnrde, mache» die Wahl doppelt ivcrlhooll. In diesem Lustspiele sind die Dame» Frln. Mestel, Rad am Ski »ud Frau Thoinaö, soivie die Herren gkegisieur Berthal als Waldau, Dalbcrg und Lobe hervorragend beschäftigt. Al« pveitc Vorstellung ist für Sonntag Findeisen'ö lustige Pofie „Plan und Zufall" in Aussicht genommen, iu welcher die drei Gesangs-Komiker Regisseur Thal man», Grei senegger und Hopp jun. (ein Sohn dc« bekannten Coniposilenr« und Capellineisteis Julius Hopp) in« Treffen kommen. Moirtag folgen al« Fest-Vorstellung anläßlich de« Allerhöchsten Nameuvfeste« Sr. Majestät de« Kaisers: „Der Ehemann vor der Thür", Operette von I. Offeubach, hierauf der gutgelaunte Schwank: „Papa hat's erlaubt" von L'Ärronge, und die musikalische Blnctte: „Hanne weint, Hansi lacht" von Jayneö Offenbach beschließt den Abend; derselbe dürste ein sehr genußreicher werden, da die Hauptrollen sich in den bewahrte» Hände» der Fran Pa rt h - Ie ssi ka »nd Frlu. Werner (I. Operetten-Sängerin) und deö Herrn Directorö Schiller befinde». Die Eintrittspreise bleibe» gegen die vorjährige Saison vollständig liuveländert. — Am Mittwoch iverdeu die Abo», nement-Vorstcllnnge» mit „Werner, oder: Herz »ud 3BHt" von Gntzko >v eröffnet. (Männergesanfis - Verein „Kränzchen.") Sonntag den 19. d. M. fand im Cafin o daö 22. Gründungsfest dieses Vereine« statt nud ivnrde» hiebei »achsolgcnde GesangSpiecen znm Vortrage gebracht: „Dem Herrn", Chor mit Clavierbegleitnng von Faist; „Die 3khei»sage", Chor mit Quartett - Solo von Storch; „Quartett" init Clavierbegleitnng von Kremser; „Grün", Chor mit Quartett- Solo »nd Clavirrbegleiinug von Storch; „Wenn der Frühling auf di e Berge steigt", Chor mit Quartett - Solo von Stade; „Tanzlied", Chor von Tanivitz, nnd „Mein Oesterreich", Chor von Kittel. Abwechselnd mit diesen Gesangövorträgcu gelangte» auch mehrere Mnsikpivce», von dem Streichorchester Großauer'ö auögeführt, zum Vortrage. Beide — Sänger nnd Mnsiker — wetteiferten an diesem Abende, ihr Bestes zn leisten, nud der Beiveiö dafür, daß ihnen die« vollständig gelang, ivar die Wiederholung der Mehrzahl der Programm-Nummern, von denen insbesondere der „Otl o kar . Ma r s ch" von B. Rücker, „Die stkheiusage" von Storch, daö Quartett von Kremser, „Grün" von Storch und „Mcin Oesterreich" von Kittel den Beifall deö anwesenden Publicum« hervorriesen und deßhalb zur Repetition gelangte». Die auimute Stimmung, die bei dem zahlreich erschienenen Publicum herrschte, blieb demnach auch vorherrscheiid. Dem »ach Schluß oe« Programms statlsindende» Tanze wurde ohne Unterbrechung auch auf das eifrigste gehuldigt, und nur fo war eö inöglich, daß Alle« erst dann an daö Nachhansegeheu dachte, al« andere Menschenkinder sich bereits wieder zum Beginne deö neuen Tagewerke« rüsteten. Die Annalen deö Vereine« aber können mieber von einem in all' feine» Theile» höchst gelungene» Prooiictioiiöabende mehr erzählen. (Abschieds - Concert) de« Herrn L. Großaner jnn. Dasselbe war sehr zahlreich von einem distingnirteii Publicum besucht und bot folgendes Programm: 1. G e s e l l i g k c i l ö * C l u b»M a r s ch von Großaner jun. 2. Ouvertüre au« der Operette: „Leichte Cavalleric" von Suppe. 3. R o t i z e n - W a l z e r von I. Sah^n. 4. Lexir . Nelkche», Polka - Mazur von Großaner jun. 5. Potpourri aus der Oper: „Freischütz" von C. M. v. Weber. 6. Ollolar - Marsch von Vernarb in Stück er. 7. Ouvertüre ans der Operette: „Javotle" von I o n a «. 8. F a l i u i tz a - Q u a d r i l l e von Suppe. 9. Herzklopfen, Polka fran^aise von Kremser. 10. Ans der Rudolf. Bahn, Polka schnell von Großaner jun. — Sämmtiche Pwceu erfreuten sich tebhasleu Beifalls, namentlich auch die ganz netten Composilwnen des jungen CouceitgeberS, und mußten viele Nummern wiederholt werden. Besonderes Interesse erregte der „O l lo la r - M a r sch" von Beriiardi» Rück er, welcher iu diesem Concerte zum ersten Male von einem größeren Orchester gespielt wurde und durch seine Frische, durch ansprechende Melodik und origiuellc Phrasirnug eine» 'durchschlagenden Erfolg erzielte und stlirmisch znr Wiederholung verlangt wurde. (Hauptverhandlunsirn bcim hiesiqen k. k. Krcissterichte.) Am 1. Oclober Vormittag«, 9 llhr: Gegen Jofef Fürlinger, Bauern- knecht von Hofklrchen, ivegen Diebstahl; gegen Fiau; Pazoura und Anna Sluvala auö Mislelic wegen Betrug nnd Landstreicherei; gegen Ferdinand Raab von Taxing wegen Diebstahl in d Landstreicherei. Am 8. Oclober, Vormittag« 9 Uhr: Gegen Josef Deschka von Nußbach ivegen öffentlicher G^valtthätigkeil; gegen Georg Pfeil auö Schönbrunn ivegeu Veruntreuung. Am 11. Oclober, Vormittags 9 Uhr: Theresia Brnnner von Obereinthal, ivegen Diebstahl. (Urtheile deS hiesigen k. E Kreisgerichtes.) Vom 27. September: Thomas Veroulka aus Neuhaus wegen schwerer Körperbeschädigung zu 14 Tagen schwerem Kerker und 1 Fasttag wöchentlich. Franz Dietmayr von Weng, Bez. Kirchdorf, wegen Schändung zn 3 Monaten schwerem Kerker und monatlich 1 Fasttag. (Verstorbene.) Den 23. September: Maria Wolsaituer, leb. Dieustmagd von St. Ulrich, 62 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Starrkrampf. Den 24.: Franz Maschck, FabrilSarbeitkrö-Kind, Nr. 20 in Boglsang, Blumanergasse, 14 Monate alt, Darmschwämin- chcn. Rudolf Habcrscllucr, ArmaturarbeiterS - Kind, Wr. 6 auf der Frauenstiege, 5 Monate all, Durchfall. Anna Hablik, ArmaturarbeiterS- Kind, FabrikSstraße Nr. 36, 9 Monate alt, Brechdurchfall. Joses Brnninayr, verehel. Gastiuirth, 9!r. 2 iu der Kirchcugassc, 72 Jahre alt, MaraSmuS. Deu 25.: Maria Walcherberger, Hafnerö-Kind, 9ir. 17 am Stadtplatz, 33 Tage alt, Lebeuöschiväche. Deu 26.: Josesa Schober, MaurerS-Gallin, Nr. 75 iu der Sieruiugerstraße, 56 Jahre alt, Herz- liculelwassersucht. Barbara Hollinger, DrechSlerS-Gatlin, 9tr. 13 in der Schlüsselhofgasie, 73 Jahre all, Lungenlähmung. Aus dem Gerichtsfaare. 111. Schwurgerichts - Session 1880. Todtschlag und schwere körperliche ^Zeschädignttg. (Schluß.) Nachdem der Vorsitzcnde die Zeugen ansgerufen nud denselben ansgctrageu, sich vorläufig iuö Zcugcuzimmcr zu begcbeu, bemerkt der Angeklagte David Touclli, er »volle mit den Zeugen sprechen, sie sollten dableibcn. Vorf.: „Es wird Ihnen zu Ihrer umständlichen Verthcidignug hinlängliche Gelegenheit gegeben werden." Nach Verlesung der Äuklagefchrisl bekennt sich David Tonet li für nicht schuldig. Er habe sich au der am 23. Juli d. I. im Schuster- händl zn KremSegg zwischen den Schnstergcsclleu enlstandeneu Ranferei nicht belheiligt; im Gegentheil habe er den Böhmen (Pctlitschka), mit dem er dorthin gekommen, nnd der sehr excessive war, beschwichtigt. Nachdem er nnd der Böhme von deu Gästen aus dem 29irlh«h'auS hinanögedrängt ivordeu, habe ihn der Maurer Fritz mit einem Prügel auf den Kopf geschlagen, so daß er zu Bodeu fiel; er ivollte keinen Streit, habe den Fritz daher gebeten, ihn iu Ruhe zu lafien, nud wollte ihm eine Halbe Most zählen. Eö sei nicht >vahr, daß er beim SchusierhäuSl vier Fensterscheiben ciugeschlagen rmb dabei gerufen habe: I „Kommt nur heraus, Ihr Hunde, ich steche Einen nieder." Nachdem ! er von Fritz iviederholt zn Boden geschlagen worden nnd einige Zeil ! bciviißlloS liegen geblieben, habe er sich, auS seiner ihm von Fcitz ! beigebrachlcn Kopfwnnde blutend, uinveit vom Hänsl niedergelegt. Bors.: Hatten Sie ein Messcr? -- Angell.: Mein Taschcu- messer habe ich auS dem Sack nicht hcrauSgenommeu. Bors.: Wie kommt eö, daß Ihr Messer blutig >var? — Au g c k l.: Ich habe mir mit der Hand daS Blut von der Kopfwunde abgeiuifdjt; es ist möglich, daß ich mit der blutigen Hand in den Sack griff, ivobei daö Messer blutig wurde; die« kaun auch damals geschehen fein, als ich bei meiner Arrrtirnug dem Gendarmen das Messer übergcbeu habe. V o rs.: Die Zeugen, insbesondere auch der verstorbene Glaser, haben Sie alö Jenen erkannt, der sie gesiochen habe. — A»gekl : Wie können mich die Zetlgeu als den Thäler erkannt haben?! Es nur ja damals finster und der Glaser war vollkomineu belrunkeu. LVic können die Zeugen überhaupt jagen, daß ich ein Italiener bin?! ich hab' Allen gesagt, daß ich ein Tiroler sei. Vors.: Die Verletzten sagen ganz bcstimml, Sie seien derjenige, der sie gestochen. — Augekl.: 26ic hätte ich da« thun können?! Ich >var durch die Schläge, die ich von Fritz erhallen, ganz belaubt und schivach; ich ivnrde auch auf deu rechten Arm stark geschlagen nnd wäre nicht im Stande gewesen, so stark zn stechen. Vors.: Glaser, dem Sie am anderen Tage vorgestellt wurden, hat Sie alö den Thäler erkannt? — Angekl.: Ich ivnrde dem Glaser ans dem Heuboden vorgcstellt, da ivar eö finster nud Glaser hal dainalö nur mit dem Kos genickt, und nicht gesagt, ich fei eö. Dr. Jkeinhart: Hatten Sie cS für möglich, daß der Stich durch daö Äcbeitöbuch de« Fritz mit Ihrem Messer gemacht wurde? — Auge kl.: Mein Mcsier >väre dazu viel zu schivach. Die Bernehmuilg der Zeugen ist umständlich, iu's Eiilzelne gehend. Die schwer Beschädigten Fritz nnd Furtner erkennen den Angeklagten als Jenen, der sie gestochen habe. Kein Zcilge jedoch hat gefchen, ivie Tonelll den Ändern oder überhaupt Jemanden verletzt hal. Sämmtliche Zeugen geben an, daß Tonelli damals nicht be- trunken war. Ueber daö Werkzeug, womit Touelli gestochen, kaun kein Zc>:gc sachdienliche Aufklarnug geben, nud gehen die Angaben, ob es damals finster oder halbdniikel oder hell ivar, auseinander. Der Zei:gc O t l o D i ch t l gibt an, daß im Wirthshaus der Böhme Pctlitschka Scaudal machte und mit einem Mesier iu der Hand hcrumschlug. Dies Akcsscr sei jedoch im Zimmer am Tisch liegen geblieben, und hal Zeuge dasselbe iu der Tischlade versorgt. Dieser Zeuge hat auch den Touelli beini Fenster Vorbeigehen und dabei äußern gehöct: „Da sitzt er drinnen, der Hund, wenn er heraiiskomml, so stech' ich ihn nieder." Diesem Zeugen, soivie dem Zeugen Carl Adam hat der verstorbene Glaser den Touelli alö den Thäter genannt. Der Zenge Franz Kopta gibt an, Tonelli sei iu Folge der erhalleueu Schläge ungefähr eine Viertelstunde ain Bodeu liegen gc- blieben, dann habe cr den Kopf erhoben nud gesagt: „Dkeilc's Euch, ivaS Ihr mir gethan habt." Bald darauf habe er schreien gehört „Jesus Akaria, ich bin gestochen", und kurze Zeit daraus habe der Feilhauer geschrien: „Jesus, Riaria nnb Josef, ich bin gestochcu." Bemerkenöwerlh ist die Aussage des Peter Stary, woruach Touelli vom Boden ausgesprnugen und ihm ein Mesier in den Leib rennen wollte; ob eS aber ein Mesier oder ein anderes scharfes Justru- meut rvar, weiß Zenge nicht, sondern nur, daß es offen war nud geglänzt hat. Die Gerichtärzte geben ihr Giltachlen übereinstimmend dahin | ab, daß die Ursache am Tode des Glaser der Slich in den Unterleib ivar, iu Folge dcsicu eine heftige Bauchscllenlzüudung eulstaud, die den Tod herbeisührte. Der Stich war iu schiefer dkichtiiug gegen den Leib geführt, nud wird dag vorliegende Rtesicr alö ein geeignetes Lverkzeug bezeichnct. Der Angeklagte wende! hingegen ei», daß er selbst auch vei- wiiildet wurde lind nicht im Stande war, eine» solchen Stich zu führen; woraus die Ge ichltäizle angeben, daß Tolielli alleldingö leichte Ber- letziii.gcn am Kopse nud Arm elhaltcu habe, daß jedoch diese Verletzungen ohne Einfluß aus die Rkuskelkrast und, vou einer momentanen Betäubung abgesehen, auch aus daö Bcivußtseiu ivareu. Die Vci- letzuugeu deö Fritz, Furtuer und Rkorawetz iverden al« au und für sich schivere körperliche Bcschädignug erklär!; die des Moraweh sei ilbcrdies noch mit Lebensgefahr verbunden, und geben die Gerichrsäczle übereinstimmend an, daß Rkorawetz längstens binnen acht Tagen in Folge der Verletzungen sterben werde. Der Angeklagte bleibt bei feinen Angaben, insbesondere sei eS nicht inöglich, daß mit feinem Messer daö vorliegende Arbeitsbuch durchstochen worden fei. Nachdem die Vcrhandlnng bis zum andern Tag nnterb ochen und am 24. September vom Vorsitzenden lvieder sitr eröffnet erklärt wurde, stellt Dr. 9t ei »hart dcu Antrag, der hohe Gcrichishos «volle bei bem Umstände, als Tonelli >n>cdcrholt angegeben habe, daß das vorliegende Messer nicht geeignet fei, um damit das Arbeitsbuch durch- stechcu zu löuueu, deu Sachverständigen - Beiveiö über diesen Punkt
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