Pränumeration Inserate werden nach dein billigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet" wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. für Steyr: vierteljährig . . 1 fl. - kr. halbjährig. . . 2 „ — „ ganzjährig . . 4 „ — „ durch Post: vierteljährig . . 1 „ 50 „ halbjährig. . . 3 „ — „ ganzjährig. . . 6 „ — „ Einzelne Blätter 6 kr. Zustellung »Gebühr in'S HauS jährlich 40 kr. Erscheint jeden Donnerstag Vormittag 11 Uhr und Samstag Abends 6 Uhr. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Mittwoch und Samstag 11 Ubr Mittags. Kedactions- & Llpeditions-LocaK M. HaaSMe Buchdrncktrei L Lithografie Steyr, Grüninarkt Nr. 7 neu. — x — Mannscripte werden nicht zurückgeslellt, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Zuschriften portofrei. Nur mit Retourmarken versehene brieflich« Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate und Prännmerations - Betrag müssen vorhinein bezahlt werden. Nr. 78. Steyr, Donnerstag den 30. September 1880. 26. Jahrgang. Der Stationsplatz in Steyr wurde deßhalb unterhalb des St. Anna-Spitals zwischen den Vorstädten Aichet und Steyrdorf projectirt, weil diese beiden Vorstädte die eigentlichen Jndustriestellen der Eisenstadt Steyr und daher für den Localverkehr von eminenter Bedeutung sind. Von da führt die Trace längs der Hakler Landes- straße, mit geringen Abweichungen vom Straßenzuge an den zu steilen Strecken, bis Sierninghosen, von da nach Nebersetzung der vorbedachten Landesstraße und der Landesstraße nach Grünburg an der Neuzeuger Lehne auf das mittlere Steyr-Plateau und nach Sierning. Die Führung der Linie mit dieser Abweichung von der geraden Richtung erscheint in zweifacher Beziehung nothwendig: 1. Um der Verkehrsader aus dem Steyrthale, der Grünburger Landesstraße, nahe zu rücken und von derselben die ganz bedeutenden Verkehrs-Objecte aufnehmen 311 können, sowie auch um die sehr bedeutenden Jndustrieorte Sier- ninghofen, Neuzeug und Sierning unmittelbar zu berühren, und 2. um den schwierigen und kostspieligen Lehnenbau von der Pascbaliuger Leithen bis auf die Höhe von Sierning in der bedeutenden Länge von über 5 Kilometern zu vermeiden, welcher Lehnenbau ausschließlich im Conglomerat- Gestein voll festester Form geführt werden müßte und eine bedeutende Anzahl von kostspieligen Kunstbauten erfordern würde, nachdem diese Lehne durch eine größere Zahl von Seitenthälern durchschnitten ist. Ebenso wäre auch die Einlösung von mehreren Gebäuden unvermeidlich. Von dem mittleren Steyr-Plateau hinter Sierning steigt die Bahn durch das Thal hinter Frauenhosen aus das obere Steyr-Plateau, welches die Wafferscheide zwischen bem Steyr- und Kremsthale bildet. Von hier aus geht die Linie durch das sogenannte Hammet am oberen Plateau bis zur Ausmündung des sogenannten Haselgrabens fort und entwickelt sich an diesem längs der rechtsseitigen Thalwand thalabwärts. Von der Einmündung des Haselgrabens in das Terubachthal ist die Bahn an der rechtsseitigen Thalwand des letzteren bis zu I dessen Einmündung in den Sulzbach fortgeführt, wo der | Sulzbach übersetzt wird. Von da an geht die Bahnlinie längs des linksseitigen Thalgeländes bis Rohr und mündet I in das Kremsthal und in die Kremsthalbahn ein. Pränumerations-Einladung. Mlit nächster Nummer beginnt dasvierte Quartal des 26. Jahrgangs, wetzhalb wir zur Erneuerung, beziehungsweise Einleitung der Pränumeration hiemit höflichst einladen, damit in der Versendung des Blattes keine Störung eintritt. Pränumeration für Steyr: vierteljährig 1 st. — halbjährig 2 st. — ganzjährig 4 fl. Einzelne Nummern 6 kr. — Zustelluugsgebühr in's Haus vierteljährig 10 kr. Durch P o st z us e nd ung: vierteljährig 1 fl. 50 kr. — halbjährig 3 fl. — ganzjährig 6 fl. Die P. T. Abonnenten werden freundlichst und dringendst ersucht, ihre vereheliche Adresse deutlich zu schreiben. Die Administration des „Alpenboten" Steyr, Grünmarkt Nr. 7. Normalspurige ! Vicinalbahn Steyr-Kremsmünster-Wels. Um die Städte Steyr und Wels mit der Kremsthal- bahn durch eine Vicinalbahn zu verbinden und den benachbarten Ortschaften für ihre Industrie- und Boden-Producte den Weltverkehr zu eröffnen, haben die interessirten Ortschaften einen Central-Ausschuß gewählt, welcher die Aufgabe hatte, die nöthigen Schritte zur Zustandebringung dieser Bahn einzuleiten und durchzuführen. Der Central-Ausschuß hat nun das Project für diese Bahn ausarbeiten lassen und alle jene technischen und commerziellen Vorarbeiten und Erhebungen veranlaßt, welche zur Realisirung dieser so hochwichtigen Bahn führen sollen. Bei der Wahl der Trace wurde mit Rücksicht auf den Zweck der Bahn, hauptsächlich den Localverkehr zwischen dem Krems- und Steyrthale und ben beiden Städten Steyr und Wels 511 vermitteln und zu heben, der Grundsatz festgehalten, bei möglichster Kürze der Bahn die billigste Trace ausfindig zu nutzen, ohne dem seiner- zeitigen Verkehre besondere Schwierigkeiten oder Kosten zu verursachen. Im Weiteren wurde das Streben aber auch dahin gerichtet, allen jenen Orten thunlichst nahe zu rückeu, welche für ben anzuhoffenden seinerzeitigen Verkehr eine besondere Wichtigkeit und Bedeutung haben. Von der Einmündung des Terubaches in Sutzbach an wurden für die Wahl der Trace die Stellen mit festem, schotterigem, nicht mosigem Untergrund gewählt, welche den Hochwässern des SulzbacheS nicht besonders ausgesetzt sind, was auch nach der Ausmündnng bei Rohr für die Wetterführung der Linie über die Kremsthalsohle gilt. Die Krems wird unterhalb Achleithen nnb des Zell- hofes übersetzt, welche Nebersetzung als eine sehr günstige bezeichnet werden kann. Von da entwickelt sich die Bahn an der linksseitigen Kremsthal-Lehne auf das Plateau oberhalb Kremsmünster, ' welches die eigentliche Wasserscheide zwischen der Krems und . Traun bildet. Die Linie mußte unbedingt an Kohlendorf herangeführt werden, weil sich nur dort ein schmaler kurzer Rücken be ! findet, von dem aus sich sämmtliche Thäler in alle Richtungen, sehr steil absteigend, entwickeln, und nur so kost- , spielige Thalübersetzungen vermieden werden können. Von ! hier aus fällt die Linie an der rechtsseitigen bei Weigersdorf vorbeiführenden Thalwand in das Sippbachthal nnb kommt ] nach Nebersetzung des Sippbaches bei Maydorf au die Wels- i Kirchdörfer - Reichsstraße nnb somit in unmittelbare Be- [ rührung mit der Hauptverkehrsader des oberen Kremsthales. Von Maydorf aus ist die Linie am kürzesten Wege durch das Thal bei Thalheim nach Wels geführt, um an der Linzer Seite in die Station Wels der k. k. priv. 1 Kaiserin Elisabeth - Bahn einzumünden. Der g e 0 l 0 g i s ch e n B 0 d e ic - B e s ch a s f e n h e i t nach gehören die Gehänge, an denen die Bahn geführt werden soll, durchwegs der Tertiär - Formation an und weifen überall festen Boden, häufig festes, zu Bausteinen vorzüglich verwendbares Conglomeratgestein auf, so daß bedeutende und kostspielige Unterbau - Arbeiten, namentlich zur Sicherung der Bahnanlagen, gänzlich entfallen. Als Marimal-Steigung wurde 25"/., angenommen, was für eine Localbahn von geringer Fahrgeschwindigkeit nnb mit Rücksicht auf die Nebersetzung von zwei, der Kürze der Thallvände nach, als bedeutend hoch anzusehenden Wasserscheiden kein ungünstiges Resultat ist. Nur bei ; Sierning wurde ausnahmsweise eine Steigung von 28% in der Länge von nur 1400 Metern projectirt, um ben dort unvermeidlichen Einschnitt nicht unnöthiger Weife zu vergrößern. Diese geringe Ueberschreitung der Steigung von 25'Vo ist jedoch für die künftigen Verkehrsposten an dieser Stelle deßhalb belanglos, weil die Hauptrichtung des künftigen Verkehres dort im Gefalle liegt. Was die 0tich t uugs- Verhältnisse anbelangt, so sind dieselben für eine Vicinalbahn ebenfalls sehr günstige; das Verhältniß zwischen Bogen und Gerade ist ungefähr wie l: 1, der Minimal- Radius ist mit 150 Metern angenommen. Auf der ganzen Strecke sind acht Stationsplätze in Aussicht genommen und zwar: Steyr, Sierning- hofen, Sierning, Hall, Rohr, Kremsmünster, Maydorf und Wels. Außerdem sollen aber an ben erforderlichen Stellen zwischen den Stationsplätzen Haltestellen ohne besondere Vorkehrungen und Bauten errichtet werden, und sind bis jetzt P e s e n d 0 r s, W 0 l f g a n g st e i n und S t e i n h a u s hiefür beantragt. Sämmtliche StationSplätze sind in unmittelbarer Nähe der betreffenden Ortschaften projectirt worden. Die Gesammtkosten der 48 Kilometer langen Bahn incl. der Betriebs - Einrichtung und des Fahrfundus sind auf 1,050.000 fl. veranschlagt, und wurde bei AufFeuilleton. Das rothe Haus. Roman aus dem Englischen von Max W e i ß e n t h u r u. (61. Fortsetzung.) „Ich wiederhole es, Fräulein Wild, Sie haben meine Mutter bezaubert; sie steht unter dem Banne Ihrer Kunst. Welche Macht liegt denn in Ihrer Stimme, daß Sie unsere Herzen im Sturme an sich reißen?" Diese Worte waren im liebenswürdigsten Tone gesprochen. Olga stimmte mit der Majorität und huldigte der einst so gesürchteten Waldhexe aus vollem Herzen. Johanna's freimüthiges, edles Antlitz und ihr ruhiges, feiues Benehmen bezauberten selbst sie, so schwer zu befriedigen die verwöhnte Erbin auch in der Regel sein mochte. „Mir ist in meinem Leben kein Wesen vorgekommen, welches sich so sehr verändert hat, wie Johanna'" sprach sie halb lachend, halb ärgerlich zu Frank. „Ich glaube, sie ist eine Hexe; selbst ich vermag ihr nicht zu widerstehen Es liegt ein Zauber in ihrem Wesen, den ich nicht desiniren kann, der aber thatsächlich besteht und von welchem man gänzlich eingenommen wird, selbst wider seinen Willen " „Und weßhalb widerwillig, Olga? Weßhalb versuchst Du cS denn überhaupt, Dich ihrer Macht zu entziehen?" „Weßhalb? Du weißt doch, daß wir stets Gegnerinen gewesen sind! Ah, Du begreifst endlich! Run, Du bist doch scharfsichtiger, als ich es vermuthete. Ich dachte, Du möchtest nichts Anderes zu fassen und zu sehe» als das lachende Autlitz der kleinen Leonore." „Wie?" rief Livingslon, von Gewissensbissen gefoltert. „Leonore, — was sollte Leonore mir sein?" „Was sie Dir im gegenwärtigen Augenblick ist, vermag ich' nicht zu bestimmen", erwiderte Olga mit Ruhe. „Wenn aber die Dinge so fortgehen, dürste sie in nicht sehr ferner Zeit Mrs. Livingston sein. O, Du bist rasch in Deinen Empfindungen, in Deinen Entschlüssen. Erst vor zwei Monaten hast Du um mich geworben! Welch' ein entsetzlicher Schlag für meine Eitelkeit! WaS die kleine Leonore betrifft, so Die Thür flog auf und die Genannte trat ein, an Johanna's Arm. Olga und Frank trennten sich. Auf seinem Antlitz spiegelte sich die größte Bestürzung, während in Olga's Augen der Schelm lachte. Die Tage vergingen. Johanna wollte abreisen, da verhinderte ein Unglücksfall ihre Abreise. Doctor Lamare halte sich über seine Kräfte angestrengt; er schonte sich nicht im Geringsten und sah müde und abgespannt aus. Seine Mutter und Johanna beobachteten ihn mit angstvollen Blicken, und was sie fürchteten, traf ein. Er erlag endlich der herrschenden Epidemie. Seine Kraft erlahmte und hülflos mußte erden Kampf gegen einen gewaltigen Feind aufgeben. Thränen flössen in dem noch vor Kurzem so munteren kleinen Haushalt, Angst und Schrecken herrschten und der fröhliche Kreis war mit Einem Schlage aufgelöst. In dieser trüben Zeit aber trat Johanna hervor, uin die Schuld der Dankbarkeit zu tilgen, und wenn es nöthig gewesen wäre, mit ihrem Leben. Sie allein war ruhig und entschlossen, während Alle rathlos und bestürzt waren. Sie nahm Living- stou bei Seite und sagte mit ruhiger Bestimmtheit: „Gestern Abend noch sprach ich mit Gottfried, er fühlte das Herannahen seiner Krankheit und wußte, daß er sich auf mich verlassen könne. Er wollte in das Hospital gebracht werden, doch davon darf keine Rede sein. Er wollte ferner, daß ich das Haus verlasse; aber auch das ist unmöglich. Endlich kamen wir überein, was zu thun sei, und Sie müssen unserem Beschlusse Folge leisten. Sie reisen sofort ab und nehmen Olga, nebst deren Mutter und Leonore mit sich nach Brightbrook; hier in der Stadt ist die Gefahr zu groß. Ich bleibe bei Mrs. Abbott. Eine Wärterin wird uns zur Seite steheu und Gottfried's Freund, Mr. Morgan, ihn behandeln. Wenn Sie unseren Wünschen Folge leisten, helfen Sie uns am sichersten, und so Gott will, wird Gottfried bald genesen!" „Aber Johanna!" rief verjünge Mann bestürzt. „Das Bleiben hier kann Dir den Tod bringen!" Sie lächelte, und dieses Lächeln schnitt ihm ties in's H-rz. „Wie Gott will, doch ich glaube es nicht! Ich bin so kräftig und gesund, ich war nie krank in meinem Leben und fürchte mich nicht. Olga aber und Leonore dürfen der Krankheit nicht ausgesetzt werden. Bringen Sie Alle fort, Frank, und kehren Sie nicht hierher zurück." „Ich will sie fortbriugen, doch daß ich nicht mehr hierher zurückkehren soll —" Er vollendete den Satz nicht, sondern wandle sich ab, um zu gehen. Dann kehrte er plötzlich zurück, schloß sie leideuschaftlich in seine Arme und küßte sie. „Gott schütze Dich, Du muthiges, edleS, großherziges Mädchen, und verleihe mir die Kraft, in Zukunft Deiner würdig zu werden!"---------- Olga Bentnor und ihre Mutter wurden mit Leonore hinweggesühit, wenn auch die Letztere weiueud widerstrebte und Olga iu stummem, wortlosem Schmerze au ihrer Seite staud. Ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen, dachte sie an Johanna, welche jenen gefahrvollen Posten am Krankenlager Gottfried's einnahm, während sie fern bleiben mußte.
Seite 2 Der Alpen - Bote. r. 78 stellen des Kosteuvoranschlages auf die Ausführung eines soliden und den höchsten Grad von Sicherheit bietenden Unter- und Oberbaues Rücksicht genommen, hingegen die Hochbauten in höchst einfacher, auf das Nothwendigste beschränkter Weise projectirt. Der Betrieb soll ebenfalls höchst einfach, nur dem localen Bedürfnisse angepaßt, geführt werden und sollen sich die jährlichen Betriebskosten auf 56.000 fl. beziffern. Nach den gepflogenen Erhebungen werden gegenwärtig aus dem Steyr- rurd Kremsthale, sowie dein umliegenden Gebiete nach den beiden Städten Steyr und Wels und umgekehrt hauptsächlich folgende Artikel verfrachtet: diverse Victnalien, als: Butter, Milch, Eier und Schmalz, dann Hühner und sonstiges Geflügel, Leder und Häute, Kalk, Gyps, Knochenmehl u. dgl., Jung- und Mastvieh, Pferde, lebende und geschlachtete Schweine, sowie sonstiges Stechvieh, Getreide aller Art, Bau-, Schnitt- und Brennholz, Holz- und Steinkohle, Sensen, Sicheln und sonstige Eisenwaaren, Roheisen und Stahl u. s. w. Der jährliche Umsatz beträgt gegenwärtig gegen 48.000 Tonnen, welche der projectirten Bahn g e s i ch e r t sind, und dürfte der Personenverkehr jährlich die Zahl von 92.000 übersteigen, weil der heutige Personen- Verkehr aus dem Gebiete der Bahn nach Steyr und Wels und umgekehrt mehr als der doppelte ist. Sehr gering und weit unter der Wirklichkeit ist daher das zu erwartende Brutto - Erträgnis; der Bahn mit 100.000 fl. angesetzt, was nach Abzug der Betriebskosteu einer 4 %igen Verzinsung des Anlage-Capitales entspricht. Es ist von vielen Seiten und namentlich auch von Fachmännern wiederholt der Einwand gemacht worden, das; die Bahnlinie Steyr — Wels keinen besonderen volkswirthschaftlichen Werth habe, und daß dieselbe sich unmöglich rentiren könne; sie haben damit viele Interessenten irre geführt. Den letzten Theil ihrer Behauptung wollten dieselben durch Hinweis auf die in letzter Zeit gebauten Bahnen in Gegenden von ähnlichen Verkehrs - Verhältnissen, wie die von der projectirten Bahn Steyr—Wels durchzogenen, bekräftigen, verschwiegen aber ganz, daß jene Bahnen als Bahnen im großen Style mit ungeheurem Capitalsaufwand gebaut wurden und sehr kostspielig betrieben werden, während es sich bei der projectirten Bahn Steyr — Wels um eine Bahn mit ganz primitiver Anlage und ganz primitiver Betriebs-Einrich tung, nur den thatsäch- lichen Bedürfnissen angepaßt, handelt. Doch die Ziffern liefern den besten Nachweis, daß das in das Unternehmen einer Vicinalbahn von Steyr nach Wels investirte Capital kein Verlornes ist. Wenn auch im vorstehenden Resume nur eine 4°/oige Verzinsung nachgewiesen erscheint, so dürfte in Wirklichkeit doch das Erträgniß der Bahn eine 5"oige Verzinsung überschreiten. In den Verkehrsdaten wurden nur jene Mengen ausgenommen, welche in den Jahren 1879 und 1880 wirklich in den Verkehr kamen. Die Jahre 1879 und 1880 sind bekanntlich rücksichtlich der Güterbewegung als die schwächsten anzusehen, und steht mit voller Zuversicht zu erwarten, daß mit Erbauung der Bahn zum mindesten die früher bestandenen Verhältnisse sich wieder heranbilden, die Verkehrsmengen also um mindestens 40 bis 50% gegen die Jahre 1879 und 1880 zunehmen werden. Olga aber äußerte ihr Gefühl nicht; was sollte sie auch sagen? Ueberdies war ja der Stolz in ungewöhnlicher Weise bei Olga Ventnor ausgeprägt. Sie fanden Alle, daß sie von Tag zu Tage bleicher ward, daß sie wie ein ruheloser Geist umherwanderte und daß sie athemlos den Berichten lauschte, welche Livingston mehrmals des Tages brächte. Sie waren nämlich nicht abgereist, sondern nur in ein nahegelegenes Hotel gezogen und Frank eilte beständig nach dem kleinen Hause. Er sprach mit dem Arzt. Er sah die Wärterin und suchte oftmals einige Worte mit Johanna wechseln zu können; das aber gelang ihm nur selten, denn dieselbe war ausschließlich im Krankenzimmer, theilte die Nachtwachen und ruhte nur zuweilen wenige Augenblicke, während sie darauf bestand, daß Mrs. Abbott die ganzen Nächte hindurch schlafen mußte. Keine liebende Gattin hätte getreulicher wachen, pflegen und Gollsried behüten können, als sie es that. Die langen, warmen Sommertage gingen vorüber. Was ärztliche Geschick- lichkeit, waS unermüdliche Pflege bewirken konnte, geschah. Endlich war der Sieg errungen! Ein Tag und eine Nacht qualvoller Ungewißheit, eine Nacht, in welcher es. klar ward in Olga Ventnor'S Seele und sie sich eingestand, daß, wenn Gollsried Lamare sterbe, Alles, was das Leben Freudiges für sie enthielt, mit ihm zu Grabe gehe, eine Nacht, in welcher Leonore in Thränen aufgelöst war, Livingston ruhelos auf- und abging, Johanna wachte und betete. Beim Morgengrauen aber, nachdem das erste Licht des erwachenden Tages in das Krankenzimmer gedrungen war, trat die Letztere hinaus in die Vorhalle, erschöpft und kraftlos, aber nlU eineni seligen Lächeln auf den Lippen. Frank Livingston stürzte ihr entgegen, er konnte nicht sprechen, doch in seinem Blick war die stumme Frage zu lesen. „Treten Sie nicht näher!" rief Johanna, selbst in dieser Stunde der Klugheit eingedenk. „Gehen Sie nach Hause und sagen Sie Allen, sie sollten Gott danken. — Gollsried ist gerettet!" Mrs. Ventnor und Leonore weinten Freudenthränen und jubelten laut; nur Olga fand keine Worte. Nach einer Weile erhob sie sich. Mühsam legte sie den Weg bis zu ihrem Zimmer zurück; dort sank sie vor ihren! Lager auf die Knlee und verharrte regungslos in dieser Stellung, sprachlos, eine lange Weile in sich versunken. Ob sie für Gottfried oder für Johanna betete, wer vermag es zu sagen? (Fortsetzung folgt.) Es wurde nur der geringere Güteransatz berücksichtigt, um! Der hohe wirthschaftliche Werth der Bahn für alle mit vollster Beruhigung^ wenigstens für die ! jene Ortschaften, welchen durch dieselbe der Weltverkehr nachgewiesene Verzinsung ein stehen zu können, erst eröffnet wird, ist zu bekannt, als daß erst besonders Daß durch das Juslebentreten einer Bahn neue Ver- darauf hingewiesen werden soll. kehrswerthe geschaffen werden, ist allbekannt. Für unsere Bahn stehen ebenfalls solche in bedeutenden Mengen zu I erwarten. Der ungeheure Holzreichthum im oberen Steyr- und Kremsthale findet heute keine Verwerthung. Früher wurde von da ein bedeutender Handel mit Schnitt- Materiale nach Deutschland betrieben. Durch die neue Zollpolitik Deutschland's ist nun der Weg für diesen Handelsartikel versperrt. Der einzige rentable Absatzort für denselben ist heute uur Italien. Das obere Steyr- und Kremsthal kann mit diesen Artikeln aber nur dann cou- currenzfähig werden, wenn eine Schienen - Verbindung aus dem Kremsthale mit Steyr hergestellt wird, die auch in der Lage ist, die Güter aus dem Steyrthale aufzunehmen, um so auf eine billige Weise dieselben der Kronprinz Rudolf- Bahn zuzuführen, welche sie über die Pontebba-Linie aus der kürzesten Route nach Italien liefern kann. Dies wird unsere Bahn bewerkstelligen, und das noch in rentablerer Weise, wenn die Kremsthalbahn bis über Michldorf, zum sogenannten Hörndl, dort, wo die Grazer Reichsstraße aus dem Krems- in das Steyrthal führt, vollendet sein wird, was in Bälde zu erwarten steht. Daß dadurch ein bedeutender Zuwachs für das Erträgnis; der Bahn sicher ist, kann wol nicht bezweifelt werden. Im Weiteren kommt zu erwägen, daß die reichhaltigen Kohlenlager der Wolfsegg-TrauntHaler Koh- l e n - G e w e r k s ch a f t gegenwärtig in dem gesegneten und mit zahlreichen Industrie-Unternehmungen besäeten Gebiete unserer Bahn wenig oder fast gar keinen Absatz hat, weil die Frachtsätze bei dem Mangel jeder Schienenverbindung viel zu hoch sind. Es kann nicht geleugnet werden, das; durch das Jnslebentreten der Bahn die Kohlen dem Gebiete zwischen der Traun, Krems und Steyr zugänglich gemacht und dadurch der Bahn neue, große Güter-Quantitäten zuwachsen werden. Von allen jenen Artikeln können wir absehen, die an und für sich bei jeder neuen Schienenverbindung einen bedeutenden Verkehrs-Aufschwung hervorbringen. Es ist daher gewiß nicht zu sanguinisch, wenn man behauptet, daß die Bahn dann mehr als eine 5% ige Verzinsung abwerfen wird. Zum Nachweise dessen wollen wir nur noch anführen, daß die Braunau-Straßwalchener Staatsbahn, welche Gegenden von keinem so großen Naturreichthum wie unsere Bahn durchzieht und die jeder Industrie entbehren, doch ein Brutto - Erträgniß von mehr als 2500 fl. pr. Kilometer abwirst, was für die geringe Capitalsanlage und die geringen Betriebskosten unserer'Bahn für eine 5"/oige Verzinsung vollkommen ausreichen würde. Was nun die volkswirthschaftliche Bedeutung der projectirten Eisenbahnlinie Steyr—Wels betrifft, so wollen wir hervorheben, daß es uns nicht beifällt einer d i r e c t e n Eisenbahnlinie von Steyr nach Wels, oder besser gesagt, einer kürzeren Verbindung zwischen Steyr und Wels irgend einen besonderen Werth b e i z u m e s s e n. Das was wir anstreben sind zwei Eisenbahnlinien, die Linie aus dem Kremsthale nach Steyr, und jene aus dem Kremsthale nach Wels, welche jede für sich eine eminent volkswirthschaftliche Bedeutung hat, ja unumgänglich nothwendig ist, wenn nicht ein sehr fühlbarer wirthschaftlicher Rückgang, namentlich für die beiden Städte Wels und Steyr, eintreten soll. Es möge nicht u n b e a ch t e t bleiben, daß m i t t l e r w e i l e eine Thatsache geschaffen wurde, — die Bahn durch das Kremstha l na ch l i ch e n Gleichgewichte einen argen Stoß auf Kosten der b e i d e n S t ä d t e S t e y r und Wels versetzen wird. Es kann gewiß nicht geleugnet werden, daß die Industrie- und Boden-Producte, welche heute den Handelsplätzen Wels und Steyr sicher und Gegenstand eines ganz bedeutenden Handelsverkehres waren, welcher in Wels ganz allein und in Steyr zum großen Theile den nicht unbedeutenden Wohlstand hervorbrachte, sich nach und nach der neugeschaffenen Verkehrsader, der Kremsthal-Bahn zuwenden und ihren neuen Stapelplatz in Linz suchen werden. Es wird der Verkehrsstrom seine alte Richtung wieder einschlagen, jene Richtung, von welcher derselbe zuin Theile durch das Schaffen des Knotenpunktes dreier Eisenbahn- Linien in Wels abgelenkt wurde. Gleichwie sich der Strom erst nach und nach ein neues Bett ausbildet, so verändert ein Verkehr seine einmal eingenommene Richtung erst nach und nach, kann aber dann sehr schwer, oft gar nicht mehr in seine alte Richtung gezwängt werden. Es möge wohl berücksichtigt werden, daß aus jenen Objecten entwickeln kann, die d e m V e r k e h r e n a ch W e l s u n d S t e y r entzogen werden. Wenn sich die neue Verkehrsrichtung nach Linz ausgebildet haben wird, sind diese Verkehrsobjecte für die beiden Städte Wels und Steyr uneinbringlich verloren. Der Handel wird in empfindlicher Weise geschädigt, ja vielleicht ganz zu Grunde gerichtet und mit diesem auch viele Gewerbetreibende in den Städten Wels und Steyr erwerbsunfähig gemacht werden. Steyr, im September 1880. Dtp Central - Äuoschnk. Zur Tagesgeschichte. In Wie» weilen der König von Griechenland, welcher am Sonntag mit seiner Familie, und der König von Sachsen, welcher am Montag daselbst eingetroffen ; ist. Beide Monarchen sind in der Hofburg abgestiegen. Das österreichische Budget weist nach der „Montags- Revue" zwei neue Posten von Bedeutung auf. Die Schatz- Anweisungen im Betrage von 2a Millionen Gulden gelangen zur Rückzahlung und für den Arlbergbahn - Bau ist eine erhebliche Quote einzustellen. In den übrigen Ziffern dürste nach demselben Blatte der Staatsvoranschlag eher eine Verminderung (?) als eine Vermehrung ausweisen. Der deutsch-böhmische Parteitag, der am nächsten Sonntag in Carlsbad stattsindet, verspricht sich zu einer großartigen Kundgebung der Deutschen in Böhmen zu gestalten. Wie man meldet, wird die Betheiligung eine geradezu imposante sein. Die Wählerschaften der deutschen Städte aus der Umgebung Carlsbad's werden vollzählig erscheinen. Am 27. d. M. wurde in Prag die Vorcon fereuz abgehalten, in welcher die Mferenleu des Parteitages ernannt wurden und ein Comite für die Schluß-Redaction der Resolutionen uiedergesetzt ward. Sectionschef Chertek wurde zum Vice- Präsidenten der böhmischen Finanz-Landes-Direction ernannt. Der Mann also, der als die Seele der Grundsteuer - Reform gilt, wird iin entscheidenden Augenblick, da es sich darum handelt, das große Reformwerk seinem Schlüsse zuzuführen, von Wien entfernt. Zwar wurde dem Sectionschef Chertek bereits vor einigen Tagen das Referat in Grundsteuer- Angelegenheiten abgenommen und dem Baron Distler zugewiesen ; aber damit war es noch nicht genug, Chertek, dieser unermüdliche Vorkämpfer der gleichmäßigen Verthei- lung der Grundsteuer ohne Unterschied der Rationalität und der parlamentarischen Parteistellung, mußte gänzlich aus dem Finanzministerium ausscheiden. Seine Versetzung nach Prag bedeutet im gegenwärtigen Augenblick einen großen Triumph de§ Dr. Dunajewski. Die Befürchtungen, welche man an die Ernennung eines polnischen Parteimannes zum österreichischen Finanzminister knüpfte, bemerkt die D. Ztg., scheinen sich erfüllen zu wollen. Niemand wird übrigens den; Dr. Dunajewski einen Vorwurf daraus machen können, daß er auch in seiner neuen Stellung das Interesse seiner Landsleute im Auge behält. Es wäre eine beleidigende Zu- muthung für Dr. Dunajewski. auzunehmen, daß er mit seiner Ernennung zum Finauzminister Plänen und Bestrebungen entsagt habe, die er bis dahin so eifrig vertreten hatte. Dr. Dunajewski verdient alle Anerkennung für die Conscquenz, mit der er die Interessen seiner polnischen Landsleute auch als Minister verficht. Seine Vergangenheit, seine Parteistellung war kein Geheimniß, als er zum Finanz- minister ernannt wurde. Der Deutsche Schulverein hat durch eine verhältniß- mäßig kleine Summe den Deutschen des Städtchens Oderberg einen werthvollen Dienst geleistet. Oderberg ist von einer Majorität von Polen bewohnt, doch sind die wohlhabenderen Bürgerssamilien, ferner die Beamten zuin großen Theile deutsch. In der Schule aber, aus drei Classen bestehend, ist die Unterrichtssprache fast ausschließlich polnisch. Der Deutsche schulverein hat sich nun bereit erklärt, einen vierten Lehrer in Oderberg zu bestellen, welcher den Unterricht in der vierten Classe in deutscher Sprache ertheilen soll. Ein Lehrzimmer und eine Wohnung für den Lehrer sind im Schulgebäude vorhanden; Licht und Holz stellt die Gemeinde bei, so daß der Schulverein durch die Gewährung von jährlich 600 fl. ein vortreffliches Werk zu stiften im Staude war. Mag dieser erste glückliche Griff des Vereines dazu beitragen, daß ihm noch recht viele Mitglieder beitreten und ihm die Mittel geben, die Gründung von Schulen, die er jetzt schon betreibt, in ausgedehnterem Maßstabe in Angriff zu nehmen. _ Ungarns Reichstag ist seit 25. September zur letzten Session der gegenwärtigen Legislatur-Periode versammelt. In Deutschlands Hauptstadt beschäftigt man sich fortdauernd mit der Frage, was den Fürsten Bismarck veranlaßt haben mag, das preußische Hand elS-Portefeuille zu übernehmen. Es heißt, er wolle sein Augenmerk besonders aus folgende Gegenstände richten: Abschluß eines Handelsvertrages mit Oesterreich und den Donauländern, größere Förderung des deutschen Handels und der Industrie, Colonisation, Reform der Gewerbe-Ordnung, Regelung des Versicherungswesens, Pensionscassen für Arbeiter. Letzteres bestätigt, daß der große Kanzler der socialen Frage seine besondere Aufmerksamkeit und Thatkraft zuwenden will. — Fürst Bismark nimmt seine Rolle als preußischer Handels- luinister höchst ernst. Das beweist neuerlich sein Schreiben über Bildung eines volkswirthschaftlichen Senates an die Handelskammer von Planen (Sachsen). Auch sonst scheinen wirthschaitliche Dinge den Kanzler stark zu beschäftigen; er hat den preußischen Arbeitsminister Maybach jetzt telegraphisch nach Friedrichsruhe beschieden. Die Dinge in Albanien reifen der Entscheidung zu. Die Flott en-De m o ustra t ion, welche schon am 26.^d. in Scene gehen sollte, hat durch einen Gegenbefehl Sir Seymour'S in letzter Stunde einen Aufschub erfahren, der aber keine andere Ursache hatte, als einen Wunsch des Fürsten von Montenegro, der für militärische
Nr. 78__________________________________ Per Alpen-Dert Seite 3 Vorbereitungen, insbesondere für eine Verstärkung des Operationscorps, noch eine kurze Frist beanspruchte. In einigen Tagen werden die montenegrinischen Truppen die Grenze überschreiten und die Flotte wird zur Stelle sein, sie in ihren Operationen zu unterstützen, auch auf die Albanesen zu schießen, wo dies erforderlich sein sollte. Nur die französischen Schisse werden sich in der Reserve halten. Alle übrigen Commandanten haben die gleichen Ju- structionen. Die Sache wird noch verwickelter dadurch, daß Riza Pascha allem Anscheine nach mit den Albanesen gemeinsame Sache machen wird. Er erklärt, daß, wofern er nicht anderweitige Befehle aus Constantinopel erhält, er genöthigt sein werde, die Montenegriner, wenn sie über die Grenze kommen, als Feinde zu behandeln. Bisher hat er eine Contre-Ocdre nicht bekommen, wird sie wol auch später nicht erhalten. Zwischen Frankreich und Italien drohen die Animositäten sich nicht auf Tunis zu beschränken; auch in Egypten und Syrien beginnen sie aufzutauchen. Die italienische Regierung fühlt sich zurückgesetzt, weil bei dem in Egypten errichteten internationalen Cassationöhofe England und Frankreich je zwei, Italien aber nur eine Stelle erhalten hat. In Syrien beansprucht Frankreich das Pro- tcclorat der Katholiken, somit auch der dortigen Italiener, und seine Confuln bestreiten den italienischen das Recht, zu Gunsten ihrer Landsleute einzuschreiten. Aus Irland wird von einem sensationellen agrarischen Mord berichtet; Lord Monnthmorris, eitler der großen Grundbesitzer der Grafschaft Galway, -wurde, nachdem er am Sonntag mit Pächtern einen Streit gehabt, ermordet. ________ Korrespondenz. Amstctten. (Auszug an« dem Sitzung« - Protocollc deö Bezir löschn l rathe« vom 21. September.) Besetzungeu: Johann Hecht an« Oberamt nach St. Michael, Phylomcua Hecht an« Oberamt at« Jndnstriat. Lehrerin nach St. Michael, Robert Gibisch an« Wallsec nach HieSbach, Aloiö Dohnal an« Hieöbach nach Ulmerselo, Alfred Reimann aus Ulmerseld nach Wattsee, Johann Leixuer an« St. Valentin nach H a i dc rs h o f e n, Lorenz Schuster al« provisorischer Unterlehrer nach Wallsee, Franz Meißner al« provisorischer Untcrlchrer nach St. Valenlin. — Der l. k. Schulbticher-Berlag sendete für 500 st. Armenbiicher znr Vertheilnng an die 75 Lchnlen dc« Bezirke«. — Lan- dcSaudsclmg Übermacht den Befund über die Bezirk« chnlsondrechnung pro 1878. — Landeöschulralh bewilligt die Reisekosten für die Mitglieder deö Nenner. Comiie« znr Dnrchbcrathnng der Delail-Lehrpläne. — L.-Sch.-9t inliinirl d;e vorläufige Abweisung deö Gesuche« um das Oefsentlichkeitörecht für die Privat - Mädchenschule in Amstetten. — L.-Sch.-R. beivilligt zwei Lehrkräften Remnneralionen für Mehrleistun- gen. — L.-Sch.-R. überscndet 5 Exemplare der preisgekrönten Erzählung: „Soldatenfritze", ivelchc an nachstehende Schnlen vertheilt >ver- dcn: Minichreith, Höllenstein, Kirnberg, Ern sth o fe n, St. Valentin. — L.-Sch.-R. mtimirl den UnterrichlS-Miinstenal-Erlaß ivegen Hintan- Haltung dc« üiermäßigen Andranges an die Mittelschulen und um die Anregung eines größeren UcbertritteS in Gewerbeschulen. — L.-Sch.-R. verlangt Bericht, ob noch ein Lehrermangel wahrnehmbar sei, behus« Restriugirnng von Staatsstipcndicn an LehrannScandidaten; wird dahin Bericht' erstattet, daß im Bezirke kein Lehrermangel sei.— B.-Sch.-R. von St. PLlteu verlangt die Einstellung dc« Schulbesuche« in Rtarbach von Seile der nach Gr.-Pöchlarn eingeschnlten Kinder an« Krnmmnnßbanin »ud Annastift. — Die z>veiclasiigc Schtile in Wallsee mirb in eine dreielassige verwandelt. — Es werden 52 Lehrkräften Qningnennalznlagen beivilligt. — Mehrere Jndnstrial-Lehrerinen legen ihr Lehrbcsähignngö-Zenguiß vor; infolge dessen wird ihre Remnueralion erhöht. — Da« Referat' über Schnloersäumutsse in den Monaten Juli und August ivird entgegeugcnoininen. Amstcttett, 26. September. (Fackelzng. — Concert.) Der in nnserem Ölte allgemein teliebte Apotheker Herr Carl Hinter- hu der, welcher auch Mitglied der Gemeinde-Vertretung, Obmann der Feuerwehr nud Vorstand deö Turnvereine« ist, verläßt nächster Tage Amstetten, um die Apotheke in Salzburg nach seinem verstorbenen Vater zn übernehmen. Um ihm ihre besondere Hochachtung auözudrückeu, ver- anstalleten die beiden Vereine gestern Abend« 8 Uhr einen imposanten Fackclzug, bei welchem sich anä> mehrere Nachbarvereine betheiligten. Nach dem Fackclznge wurde eine sehr animirte Festkneipe iiii Hotel Ripka abgehalten, wobei sich die Stadlmnsik von St. Pollen duich ihr präcise« Spiel anszeichnete. — Heule veranktallele die Gemeinde- Vertretung zu Ehren ihre« scheidenden Mitgliedes ein Festbankett. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Stadlninsik von St. Pvlten heute Nachnntlag« — begünstigt vorn herrlichsten Wetter — im Kafsee- haiiögarlen Pntz ein Concert mit Blasiustruinenlen und Abend« im Hotel Ripka ein Concert mit Streichinstrumenten gab, wobei sie Ausgezeichnete« leistete. 0 e r t s i ch e s. (Personal - Nachricht.) Mit dem heutigen Tage scheidet der k. k. Statthaltcrei- Coucipist Herr Carl Binder, nachdem derselbe durch vier Monate interimistisch die Stelle des hiervrtigeu Gemeinde Sccretärs versehen, aus unserer Stadt, um auf seinen Posten nach Linz zurückzukehren. Aus diesem Anlässe können wir es uns nicht verjagen, unser lebhaftes Bedauern ansznsprechen über den Abgang dieses bewährten, ausgezeichneten, liebenswürdigen und pflichteifrigen Beamten, welcher es verstand, in kurzer Zeit sich die volle Sympathie aller Jener, welche mit ihm zn verkehret! hatten, zn erwerben, und sich überhaupt durch seine gewinnende Persönlichkeit so wvl im amtlichen a Is gewöhnlichen Verkehre die Werthschätznug der gesaiumtcu Bevölkerung errang. Es hatte daher auch der Gemeinde rath der Stadt Steyr in seiner Sitzung voiu 24. d. M. das Ad- schiedsschrcibeu des Herrn Binder mit Bedauern zur Kenntniß genommen und demselben für seine so sehr ersprießliche hierämtliche Thätigkeit die vollste Auerkeunuug und den wärmsten Dank votirt. Es wurde ihm dieser Beschluß durch ein sehr schmeichelhaftes Aner kennnngsschrciden des Herrn Bürgermeisters bekannt gegeben, welches in einer schön ausgestatteten, sammteuen Enveloppe mit silbernem Monogramm rnhte, nnd ward selbes durch eine Deputation des Gemeinde rathcs, bestehend ans dem Herrn Bürgermeister P o i n t n e r nnd den Herren Gemeinderäthen I. Pcyrl und Leopold Hnbcr, dem Herrn Binder nebst dein Ehrengeschenke des Gemeinderathes <25 Stück Ducaten in geschmackvoller silberner Kapsel) gestern übergeben. — Auch der städtische Beamtenkörpcr überreichte semem liebenswürdigen Vorgesetzten schon Sonntags den 26. d. M. in c-o^ora ein in einer hübschen Enveloppe rnhendes Abschiedsschreiben, worin derselbe ins besonders ebenfalls dem Bedauern Ausdruck gibt, daß sich Herr Binder nicht entschließen konnte, die Stadtgemeinde-Secretärs-Stelle definitiv auzuuehmen, welches überhaupt ein allgemeiner Wunsch gewesen wäre. — Herr Binder möge versichert sein, daß man ihn in Steyr in steter ehrender Erinnerung halten lverde und nur sehr nugerue von hier scheiden sieht. (Freiwillige Feuerwehr.) Sonntag den 3. Oclober findet in Herrn Franl's Gasthanse „Zilr Sonne" Ch a rg en - B e rs a in m l n n g statt. Zusammenkunft halb 8 Uhr Abends. ______ (Feuerwehr - Ausflug.) Dem Vermchm.n »ach hat die Freiwillige Feuerwehr ein Comite gewählt, welche« für Sonntag den 10. d. einen Ausflug mit Musik veraustalteu soll, und wollen sich zu di.sem Behufe jene Feuerwehrmänner, melthe an diesem Anr-fluge lheilzunehmeu gedenken, am nächsten Sonntag den 3. Oclober Nachmittag« 3 Uhr in Hatschek'ö Bierhalle zn einer Besprechung einfiuden. (Controls - Versammlungen.) Für die in den Bereich der k. k. BezirkShauptman nsch äst Steyr evidenzzuständigen nud daselbst im Aufenthalte befindlichen fremden Urlauber und Reserve- mau n er werden Heuer die Controls-Versammlungen stalt- finden, ivie folgt: zu Wcyr in Herrn Heinrich Kittinger'« Gasthause am 7. und 8. Oclober um 9 Uhr Vormittag für die Urlauber und Reservemänuer der Gemeinden Wehr, Großraming, Gasleuz und Neust ist und zivar: am 7. Oclober für die Mannschaft dc« 14. Infanterie-Regiment«, deö 3. und 26. Jäger-Bataillon«, am 8- Oc- tober für die Mannschaft fremder Truppen und Branchen; zu Losenstecu in Herrn Johann Dickbau er'« Gasthause am 9. Oclober um 9 Uhr Vormitlag für die Urlauber und Ne- fervemänuer der Gemeinden Lausa, Losensteiu und 9teich- r a m ni i u g; zu Steyr in Eiselmeyr' s Casino in Reichenschwall am 16. und 18. Oclober um 9 Uhr Vormitlag« für die Urlauber und Reservemänuer deö GerichtSbezirke« Steyr und zivar: am 16. Oclober für die Mannschaft de« 14. Jnfanteric-Itegimentö, deö 3. und 26. Jäger- Bataillons, am 18. Oclober für die Mannschaft fremder Truppen und Branche» ; zu Neuh ofen in Aloi« Jeuner'ö Gast Hause am 20. Oc- tober um 9 Uhr Äormiltag für die Urlauber und Neservemäuucr de« Gerichtbezirke« Neuhofen; zu Krem«Münster in Herrn Jguaz Fuxjäger'S Gast- hause am 21. Oclober um 9 Uhr Vormittags für die Urlauber und Reservemänuer deö Gerichtöbezirleö KremSmünstcr. (Theater-Nachricht.) Die lang ersehnte 3teuoviriing unsere« Stadt.Theater« ist zur That geworden, nnd Samstag den 2. Oc- tober sollen sich znm ersten Male seine Pforten öffnen, um da« Pub- licum iil feine stylvoll nnd mit Comsvrt anSgestatleten 9tänme aufzn- nehmen. Wie uns die Direction Schiller mittheilt, ist die Gesellschaft complet eingclangt; eö ist dies das erste günstige Proguosticon der neuen Theater. Leitung zur Erfüllung aller in der Voranzeige gemachten Ler- fprechliiigen. Die Soldaten sind diesmal nicht mir auf dem Papier gcmefen, sondern sie werde» auch wirklich in« Feld rücken u»d de» Kamps um die Gunst deö P. T. PublicumS beginnen. AIS Prcmwre geht da« Preis - Lustspiel: „Durch die Intendanz" von Heule iu Scene, welches voiu Wiener Sladl - Theater, ivo eö au« dem heißen Lustspiel-Concurrenzkaiilpse als Sieger hervor- ging, bcstreuoininirt ist. Der geistvolle Dialog der Coinödie nnd der Umstand, daß in der letzten Saison da« Convelfalionöstück so ziemlich alö Stiefkind behandelt ivnrde, mache» die Wahl doppelt ivcrlhooll. In diesem Lustspiele sind die Dame» Frln. Mestel, Rad am Ski »ud Frau Thoinaö, soivie die Herren gkegisieur Berthal als Waldau, Dalbcrg und Lobe hervorragend beschäftigt. Al« pveitc Vorstellung ist für Sonntag Findeisen'ö lustige Pofie „Plan und Zufall" in Aussicht genommen, iu welcher die drei Gesangs-Komiker Regisseur Thal man», Grei senegger und Hopp jun. (ein Sohn dc« bekannten Coniposilenr« und Capellineisteis Julius Hopp) in« Treffen kommen. Moirtag folgen al« Fest-Vorstellung anläßlich de« Allerhöchsten Nameuvfeste« Sr. Majestät de« Kaisers: „Der Ehemann vor der Thür", Operette von I. Offeubach, hierauf der gutgelaunte Schwank: „Papa hat's erlaubt" von L'Ärronge, und die musikalische Blnctte: „Hanne weint, Hansi lacht" von Jayneö Offenbach beschließt den Abend; derselbe dürste ein sehr genußreicher werden, da die Hauptrollen sich in den bewahrte» Hände» der Fran Pa rt h - Ie ssi ka »nd Frlu. Werner (I. Operetten-Sängerin) und deö Herrn Directorö Schiller befinde». Die Eintrittspreise bleibe» gegen die vorjährige Saison vollständig liuveländert. — Am Mittwoch iverdeu die Abo», nement-Vorstcllnnge» mit „Werner, oder: Herz »ud 3BHt" von Gntzko >v eröffnet. (Männergesanfis - Verein „Kränzchen.") Sonntag den 19. d. M. fand im Cafin o daö 22. Gründungsfest dieses Vereine« statt nud ivnrde» hiebei »achsolgcnde GesangSpiecen znm Vortrage gebracht: „Dem Herrn", Chor mit Clavierbegleitnng von Faist; „Die 3khei»sage", Chor mit Quartett - Solo von Storch; „Quartett" init Clavierbegleitnng von Kremser; „Grün", Chor mit Quartett- Solo »nd Clavirrbegleiinug von Storch; „Wenn der Frühling auf di e Berge steigt", Chor mit Quartett - Solo von Stade; „Tanzlied", Chor von Tanivitz, nnd „Mein Oesterreich", Chor von Kittel. Abwechselnd mit diesen Gesangövorträgcu gelangte» auch mehrere Mnsikpivce», von dem Streichorchester Großauer'ö auögeführt, zum Vortrage. Beide — Sänger nnd Mnsiker — wetteiferten an diesem Abende, ihr Bestes zn leisten, nud der Beiveiö dafür, daß ihnen die« vollständig gelang, ivar die Wiederholung der Mehrzahl der Programm-Nummern, von denen insbesondere der „Otl o kar . Ma r s ch" von B. Rücker, „Die stkheiusage" von Storch, daö Quartett von Kremser, „Grün" von Storch und „Mcin Oesterreich" von Kittel den Beifall deö anwesenden Publicum« hervorriesen und deßhalb zur Repetition gelangte». Die auimute Stimmung, die bei dem zahlreich erschienenen Publicum herrschte, blieb demnach auch vorherrscheiid. Dem »ach Schluß oe« Programms statlsindende» Tanze wurde ohne Unterbrechung auch auf das eifrigste gehuldigt, und nur fo war eö inöglich, daß Alle« erst dann an daö Nachhansegeheu dachte, al« andere Menschenkinder sich bereits wieder zum Beginne deö neuen Tagewerke« rüsteten. Die Annalen deö Vereine« aber können mieber von einem in all' feine» Theile» höchst gelungene» Prooiictioiiöabende mehr erzählen. (Abschieds - Concert) de« Herrn L. Großaner jnn. Dasselbe war sehr zahlreich von einem distingnirteii Publicum besucht und bot folgendes Programm: 1. G e s e l l i g k c i l ö * C l u b»M a r s ch von Großaner jun. 2. Ouvertüre au« der Operette: „Leichte Cavalleric" von Suppe. 3. R o t i z e n - W a l z e r von I. Sah^n. 4. Lexir . Nelkche», Polka - Mazur von Großaner jun. 5. Potpourri aus der Oper: „Freischütz" von C. M. v. Weber. 6. Ollolar - Marsch von Vernarb in Stück er. 7. Ouvertüre ans der Operette: „Javotle" von I o n a «. 8. F a l i u i tz a - Q u a d r i l l e von Suppe. 9. Herzklopfen, Polka fran^aise von Kremser. 10. Ans der Rudolf. Bahn, Polka schnell von Großaner jun. — Sämmtiche Pwceu erfreuten sich tebhasleu Beifalls, namentlich auch die ganz netten Composilwnen des jungen CouceitgeberS, und mußten viele Nummern wiederholt werden. Besonderes Interesse erregte der „O l lo la r - M a r sch" von Beriiardi» Rück er, welcher iu diesem Concerte zum ersten Male von einem größeren Orchester gespielt wurde und durch seine Frische, durch ansprechende Melodik und origiuellc Phrasirnug eine» 'durchschlagenden Erfolg erzielte und stlirmisch znr Wiederholung verlangt wurde. (Hauptverhandlunsirn bcim hiesiqen k. k. Krcissterichte.) Am 1. Oclober Vormittag«, 9 llhr: Gegen Jofef Fürlinger, Bauern- knecht von Hofklrchen, ivegen Diebstahl; gegen Fiau; Pazoura und Anna Sluvala auö Mislelic wegen Betrug nnd Landstreicherei; gegen Ferdinand Raab von Taxing wegen Diebstahl in d Landstreicherei. Am 8. Oclober, Vormittag« 9 Uhr: Gegen Josef Deschka von Nußbach ivegen öffentlicher G^valtthätigkeil; gegen Georg Pfeil auö Schönbrunn ivegeu Veruntreuung. Am 11. Oclober, Vormittags 9 Uhr: Theresia Brnnner von Obereinthal, ivegen Diebstahl. (Urtheile deS hiesigen k. E Kreisgerichtes.) Vom 27. September: Thomas Veroulka aus Neuhaus wegen schwerer Körperbeschädigung zu 14 Tagen schwerem Kerker und 1 Fasttag wöchentlich. Franz Dietmayr von Weng, Bez. Kirchdorf, wegen Schändung zn 3 Monaten schwerem Kerker und monatlich 1 Fasttag. (Verstorbene.) Den 23. September: Maria Wolsaituer, leb. Dieustmagd von St. Ulrich, 62 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Starrkrampf. Den 24.: Franz Maschck, FabrilSarbeitkrö-Kind, Nr. 20 in Boglsang, Blumanergasse, 14 Monate alt, Darmschwämin- chcn. Rudolf Habcrscllucr, ArmaturarbeiterS - Kind, Wr. 6 auf der Frauenstiege, 5 Monate all, Durchfall. Anna Hablik, ArmaturarbeiterS- Kind, FabrikSstraße Nr. 36, 9 Monate alt, Brechdurchfall. Joses Brnninayr, verehel. Gastiuirth, 9!r. 2 iu der Kirchcugassc, 72 Jahre alt, MaraSmuS. Deu 25.: Maria Walcherberger, Hafnerö-Kind, 9ir. 17 am Stadtplatz, 33 Tage alt, Lebeuöschiväche. Deu 26.: Josesa Schober, MaurerS-Gallin, Nr. 75 iu der Sieruiugerstraße, 56 Jahre alt, Herz- liculelwassersucht. Barbara Hollinger, DrechSlerS-Gatlin, 9tr. 13 in der Schlüsselhofgasie, 73 Jahre all, Lungenlähmung. Aus dem Gerichtsfaare. 111. Schwurgerichts - Session 1880. Todtschlag und schwere körperliche ^Zeschädignttg. (Schluß.) Nachdem der Vorsitzcnde die Zeugen ansgerufen nud denselben ansgctrageu, sich vorläufig iuö Zcugcuzimmcr zu begcbeu, bemerkt der Angeklagte David Touclli, er »volle mit den Zeugen sprechen, sie sollten dableibcn. Vorf.: „Es wird Ihnen zu Ihrer umständlichen Verthcidignug hinlängliche Gelegenheit gegeben werden." Nach Verlesung der Äuklagefchrisl bekennt sich David Tonet li für nicht schuldig. Er habe sich au der am 23. Juli d. I. im Schuster- händl zn KremSegg zwischen den Schnstergcsclleu enlstandeneu Ranferei nicht belheiligt; im Gegentheil habe er den Böhmen (Pctlitschka), mit dem er dorthin gekommen, nnd der sehr excessive war, beschwichtigt. Nachdem er nnd der Böhme von deu Gästen aus dem 29irlh«h'auS hinanögedrängt ivordeu, habe ihn der Maurer Fritz mit einem Prügel auf den Kopf geschlagen, so daß er zu Bodeu fiel; er ivollte keinen Streit, habe den Fritz daher gebeten, ihn iu Ruhe zu lafien, nud wollte ihm eine Halbe Most zählen. Eö sei nicht >vahr, daß er beim SchusierhäuSl vier Fensterscheiben ciugeschlagen rmb dabei gerufen habe: I „Kommt nur heraus, Ihr Hunde, ich steche Einen nieder." Nachdem ! er von Fritz iviederholt zn Boden geschlagen worden nnd einige Zeil ! bciviißlloS liegen geblieben, habe er sich, auS seiner ihm von Fcitz ! beigebrachlcn Kopfwnnde blutend, uinveit vom Hänsl niedergelegt. Bors.: Hatten Sie ein Messcr? -- Angell.: Mein Taschcu- messer habe ich auS dem Sack nicht hcrauSgenommeu. Bors.: Wie kommt eö, daß Ihr Messer blutig >var? — Au g c k l.: Ich habe mir mit der Hand daS Blut von der Kopfwunde abgeiuifdjt; es ist möglich, daß ich mit der blutigen Hand in den Sack griff, ivobei daö Messer blutig wurde; die« kaun auch damals geschehen fein, als ich bei meiner Arrrtirnug dem Gendarmen das Messer übergcbeu habe. V o rs.: Die Zeugen, insbesondere auch der verstorbene Glaser, haben Sie alö Jenen erkannt, der sie gesiochen habe. — A»gekl : Wie können mich die Zetlgeu als den Thäler erkannt haben?! Es nur ja damals finster und der Glaser war vollkomineu belrunkeu. LVic können die Zeugen überhaupt jagen, daß ich ein Italiener bin?! ich hab' Allen gesagt, daß ich ein Tiroler sei. Vors.: Die Verletzten sagen ganz bcstimml, Sie seien derjenige, der sie gestochen. — Augekl.: 26ic hätte ich da« thun können?! Ich >var durch die Schläge, die ich von Fritz erhallen, ganz belaubt und schivach; ich ivnrde auch auf deu rechten Arm stark geschlagen nnd wäre nicht im Stande gewesen, so stark zn stechen. Vors.: Glaser, dem Sie am anderen Tage vorgestellt wurden, hat Sie alö den Thäler erkannt? — Angekl.: Ich ivnrde dem Glaser ans dem Heuboden vorgcstellt, da ivar eö finster nud Glaser hal dainalö nur mit dem Kos genickt, und nicht gesagt, ich fei eö. Dr. Jkeinhart: Hatten Sie cS für möglich, daß der Stich durch daö Äcbeitöbuch de« Fritz mit Ihrem Messer gemacht wurde? — Auge kl.: Mein Mcsier >väre dazu viel zu schivach. Die Bernehmuilg der Zeugen ist umständlich, iu's Eiilzelne gehend. Die schwer Beschädigten Fritz nnd Furtner erkennen den Angeklagten als Jenen, der sie gestochen habe. Kein Zcilge jedoch hat gefchen, ivie Tonelll den Ändern oder überhaupt Jemanden verletzt hal. Sämmtliche Zeugen geben an, daß Tonelli damals nicht be- trunken war. Ueber daö Werkzeug, womit Touelli gestochen, kaun kein Zc>:gc sachdienliche Aufklarnug geben, nud gehen die Angaben, ob es damals finster oder halbdniikel oder hell ivar, auseinander. Der Zei:gc O t l o D i ch t l gibt an, daß im Wirthshaus der Böhme Pctlitschka Scaudal machte und mit einem Mesier iu der Hand hcrumschlug. Dies Akcsscr sei jedoch im Zimmer am Tisch liegen geblieben, und hal Zeuge dasselbe iu der Tischlade versorgt. Dieser Zeuge hat auch den Touelli beini Fenster Vorbeigehen und dabei äußern gehöct: „Da sitzt er drinnen, der Hund, wenn er heraiiskomml, so stech' ich ihn nieder." Diesem Zeugen, soivie dem Zeugen Carl Adam hat der verstorbene Glaser den Touelli alö den Thäter genannt. Der Zenge Franz Kopta gibt an, Tonelli sei iu Folge der erhalleueu Schläge ungefähr eine Viertelstunde ain Bodeu liegen gc- blieben, dann habe cr den Kopf erhoben nud gesagt: „Dkeilc's Euch, ivaS Ihr mir gethan habt." Bald darauf habe er schreien gehört „Jesus Akaria, ich bin gestochen", und kurze Zeit daraus habe der Feilhauer geschrien: „Jesus, Riaria nnb Josef, ich bin gestochcu." Bemerkenöwerlh ist die Aussage des Peter Stary, woruach Touelli vom Boden ausgesprnugen und ihm ein Mesier in den Leib rennen wollte; ob eS aber ein Mesier oder ein anderes scharfes Justru- meut rvar, weiß Zenge nicht, sondern nur, daß es offen war nud geglänzt hat. Die Gerichtärzte geben ihr Giltachlen übereinstimmend dahin | ab, daß die Ursache am Tode des Glaser der Slich in den Unterleib ivar, iu Folge dcsicu eine heftige Bauchscllenlzüudung eulstaud, die den Tod herbeisührte. Der Stich war iu schiefer dkichtiiug gegen den Leib geführt, nud wird dag vorliegende Rtesicr alö ein geeignetes Lverkzeug bezeichnct. Der Angeklagte wende! hingegen ei», daß er selbst auch vei- wiiildet wurde lind nicht im Stande war, eine» solchen Stich zu führen; woraus die Ge ichltäizle angeben, daß Tolielli alleldingö leichte Ber- letziii.gcn am Kopse nud Arm elhaltcu habe, daß jedoch diese Verletzungen ohne Einfluß aus die Rkuskelkrast und, vou einer momentanen Betäubung abgesehen, auch aus daö Bcivußtseiu ivareu. Die Vci- letzuugeu deö Fritz, Furtuer und Rkorawetz iverden al« au und für sich schivere körperliche Bcschädignug erklär!; die des Moraweh sei ilbcrdies noch mit Lebensgefahr verbunden, und geben die Gerichrsäczle übereinstimmend an, daß Rkorawetz längstens binnen acht Tagen in Folge der Verletzungen sterben werde. Der Angeklagte bleibt bei feinen Angaben, insbesondere sei eS nicht inöglich, daß mit feinem Messer daö vorliegende Arbeitsbuch durchstochen worden fei. Nachdem die Vcrhandlnng bis zum andern Tag nnterb ochen und am 24. September vom Vorsitzenden lvieder sitr eröffnet erklärt wurde, stellt Dr. 9t ei »hart dcu Antrag, der hohe Gcrichishos «volle bei bem Umstände, als Tonelli >n>cdcrholt angegeben habe, daß das vorliegende Messer nicht geeignet fei, um damit das Arbeitsbuch durch- stechcu zu löuueu, deu Sachverständigen - Beiveiö über diesen Punkt
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