Der Alpen-Bote vom 23. September 1880

Nr. 7ß. Der "Alpen - Me. Seite 5 PräI.: Wie war eö möglich, hast Sie bnö Taschenmesser so I schnell heranvbckommeu haben ? — An gell.: Ich zog mit der einen Hand da« Messer heraus, bog ihm mit der andern ! Hand den Hais jnriicf, IN achte mi I den Zähnen das M?csser aus, stach dann in die Gurgel hinein, snbr ! r i >' i g c m a l e a n s II n d a l>, d a d a 8 Messer schlecht I ^ (( bis i ch glaubte, da ß die Gurgel ab sei. (Sensation.- Der Vorsitzende zeigt die beiden oorpcna dehcti, da« Steif messet und das Taschenmesser, vor. Präs.: Die Geiichlsäizte meinen, an« der Beschaffenheit der vorderen Wunde folgern zu sönnen. das; bethe Wunden mit dem großen Messer beigebracht worden seien. — An gell.: Nein. Präs.: Daö Reifmesser ist erst später am Thalorte gesunden ! worden. Auch dieser Fetzen (weist einen solchen vor) rührt von dort her. — Angekl.: Einen Fetzen halte ich nicht, der Fetzen hat nichts dabei zu thun. ' Präs.: Trugen Sie dieses lange Messer immer bei sich, seitdenl Sie anö der Fabrik sortgegangen sind? — Angekl.: Ja. Präs.: Haben Sie, alö Sie bemerkten, daß er todt sei, mit der Leiche keine Veränderung vorgenommen? Was haben Sie überhaupt darnach gethan? — Angekl.: Als ich sah, daß er todt sei, ging ich fort und habe ihm früher nur den Hut aus den Hals gelegt. Präs.: Sie haben ja die Wunde mit Klee verstopft? — Angekl.: Ja, weil er so „g'roffelt" (geröchelt) bal. Präs.: Waö haben Sie dann gemacht? — Angekl.: Ich ging dann znr Zehctner imd sagte ihr: „Jetzt habe ich Deinen Mann iimgebracht. Gib mir ein Wasser, damit ich mir d'Händ waschen kann". Sie brächte mir ein Schaffe! Wasser und ich wusch mir die Hände. Ich zog vorher den Rock und da« Hemd anS nnd sie wusch mir Alles vom Blute rein. Darauf zog ich Hemd und Rock wieder an. Präs.: Waren Sie stark blutig? — Äugelt.: Nein, nur daö Hemd au den Aermeln war stark blutig. Präs.: Wann sind Tie zur Zehetuer zurückgekommen? — Augekl.: AIS der Zug hernnterfnhr, bin ich schon bei ihr gewesen. Präs.: Was hat sie gesagt? — Angekl.: Sie jagte, ich soll bei ihr bleiben, Sie fürchte sich allein, woraus ich erwiderte, daö geht nicht, weil'ö sonst verdächtig wäre. Ich gab ihr beim Fortgehen den Rath, den Leuten morgen zn sagen, ihr Mann sei mit einem Italiener fortgegangen, sie besorge, daß ihm elwaö geschehen sei von dem Italiener, iveil er nicht zurückkam. Präs.: Wann sind Sie am iiächsten Tage in die Fabrik ge- kommen? — Angekl.: Um 6 Uhr. Präs.: Haben Sie ihre geivöhulicheu Arbeiten verrichtet? — Angekl.: Ja. Präs.: Am nächsten Tage kam ja die Mathilde Zehetuer zn Ihnen? — Angekl.: Ja, Die kam zn mir nnd fragte mich vor den Andern, ob ihr Mann nicht gekommen sei. Ich sagte, sie soll schauen, daß sie sortkommt. Präs.: Waö sagten Sie zu den Andern? — Angekl.: Ich sagte, der dnmme Kerl ist mit einem Italiener gestern Abend fort- gegaugen und der Italiener hat ihm gewiß die Gurgel abgeschnilten. Damals beim Eiseubahuban ist auch Einer gefunden worden, dem ein Italiener die Gurgel abgeschnilten nnd dann die Wunde mit Klee verstopft hat. Präs.: Warum haben Sie das gesagt? — A ugekl.: Um den Verdacht von mir abzulenken. Präs.: Daö war am Samstag den 29. Am Sonntag, dem nächsten Tage, ist die Leiche gefunden worden. Was geschah am Sonn- w^? — 'Jiii gest.: Die Zehetuer bat mich, für sie das Geld abzu- holen, ivaS ihr Mann bekomme, was ich auch that. Präs.: Wo waren Sie in der Nacht vom Sainstag aus den Sonntag. — Angekl.: Ich war die ganze Nacht bei ihr nnd habe mich in der Früh verschlafen. Vorsitzender coustalirt, daß Hajek am Sonntag Abend« ver- hastet wurde, und weist dann einen Bries vor. Präs.: Kennen Sie diesen Brief? — Angekl.: Ja, den hat mir die Zehetuer geschrieben. Präs.: Wann haben Sie diesen Brief erhalten? — Angekl.: Acht Tage früher. Präs.: Eö kommt darin die Stelle vor: „Dn mirfi wissen, ma« Dn zu thun hast, wenn Du mich lieb hast". Wie verstehen Sie diese Stelle. — Angekl.: Ich soll nicht vergessen, waö ich ihr ver- sprachen habe, ihn anö dem Leben zn schaffen. Vertheidiger Dr. Stigler: Obwol der Angeklagte Hajek die Absicht, den Zehetner zu tobten, schon früher Halle, damals aber, alö er ihm mit dem großen Messer den Streich gab, nur im Streite, im Affecte gehandelt hat, so beantrage ich, eine Eventnalfrage auf Tod- schlag zn stellen. ES wird daraus die Angeklagte Z e h et n er hereingesührt. Sie ist von kleiner Statur, zierlich gebaut, hat ein hübsches Gesicht, dem nur ein reiner Teint fehlt, hat sprechende treuherzige Augen und scheint ihrem Benehmen nach noch weniger alö ihr Geliebter von dem Ernste der Silualwn bewegt. Präs.: Bekennen Sie sich schuldig dessen, das Ihnen in der Anklageschrift zur Last gelegt wird, daß Sie auf Hajek eingewirkt haben, daß er Ihre-, Mann an« dem Leben schaffe? — Angekl.: Ja. Präs.: Wann kamen Sie au« dem elterlichen Hause? — Augekl: Mit zwölf Jahren. Ich kam zu einem Bahnbeamteu nach Sk. Gallen in Dienst, wo ich zwei Jahre blieb. Präs.: Wann haben Sie den Zehetuer keimen gelernt? — Angekl.: Einen Monat nach meiner Ankunft in Steyr. ES war nur eine ganz kurze Bekanntschaft, ich habe ihn gleich geheiratet. Präs.: Wann haben Sie geheiratet? — Angekl.: Am 12. Februar 1876Präs.: Wie alt ist Ihr Kind. — Augekl.: Eü ist am 9. September 1876 geboren. Präs.: Wie haben Sie mit Ihrem Manne gelebt? — Angekl: Früher lebten wir ganz gut, >ber dann halte er keine Freude mit dem Arbeiten mehr, verdiente nichts nnd schlug mich, wenn wir nichts zum Leben hatten. Er führte mich znin schlechten Lebenswandel au, ich mußte mich mit andern Männern abgeben, um mir so etwa« zu ver- dienen, nnd er schickte mich zu diesem Zwecke aus den Dachsberg. Präs.: Hat Ihr Mann gewußt, daß Sie mit Hajek zn thun hatten? — Angekl.: Ja, e« ivar ihm recht, da ihm Hajek Tabak nnd auch Geld, mir zu meinem Hauswesen naffee nnd Zucker brächte. Präs.: Haben Sie sich anf diese Weise viel Geld erworben: — Angekl.: Einmal viel, einmal wenig. Präs.: Hat sich zwischen Ihnen nnd Hajek ein Verhältniß her- anSgebildet? — Angekl.: Ja, ich halte ihn recht gern. Präs.: Hat Sie Ihr Mann auch später noch geschlagen? — Angekl.: Ja, wenn ich mir nichts verdient hatte, schlug er mich. Präs.: Hat sich Hajek darein gemischt, wenn Sie Ihr Mann geschlagen hat? — Angekl.: Ja, öfters, nnd hat mir gesagt, daß er so grob sei! Präs.: Wann hat Hajek das erstemal zu Ihnen davon gesprochen, Ihren Mann nmzubringcu? — A ngekl.: Im December vorigen Jahres. _ P rü s.: Waö haben denn Sie dazu gesagt? — A ngekl. Ich sagte, da« thue nicht. Ich habe dann einem Arbeiter erzählt, daß Hajek meinen Mann nmbringen »volle, aber, sagte ich, dazu habe ich ihn doch noch zn gern. Präs.: Wann war eö Ihnen recht? — Augekl.: Ich habe nie gesagt, er soll eS thun, sondern immer gesagt, ich will nicht« davon wissen. Präs.: Im März sprachen Sie aber ander« zu ihm? — Angekl.: Nein, ich habe ihn nie aufgefordert. P räs.: In letzterer Zeit haben Sie ja auch gesagt: „Wenn Dn cö thun willst, ja thue es bald, damit ich endlich von der Pein los werde?" — Augekl.: Weil mich mein Maun geschlagen hat. Präs.: E« ivar ja auch von Gilt die Rede? — Angekl.: Hajek sagte: „Gut wär'« wol, wenn man ihm etwas beibringen könnte". Er sprach von Zündhölzellöpfeln. Werndl.Villa deu Hajek und die Zehetner beisammenstehen. Ueber meine Frage nach dem Zehetner meinte sie, daß sie noch immer nicht« wiffc, aber anch noch nicht auf der Polizei gewesen sei; ich forderte sie noch, malü anf, gleich zur Polizei zu gehen, dem auch Hajek znstimmte. Bald nach dem Mittagessen ging ich znr Zehetuer, um mich ivieder nach ihrem Manne zn erkundigen; sie sagte, daß er noch immer nicht heimgekom- men, daß sie aber auch noch nicht aus der Polizei gemefen sei, jedoch um -1 Uhr hingehen werde. Zeuge Franz Feldbaner, Knecht am Franzbanerngnte zu Jägerberg, ist jene Person, welche daö bereit« vielerwähnle Mord. Instrument gesnnden hat, und welche« auch Hajek al« solche« bestätiget. ES erfolgt nunmehr die Verlesung der von der k. k. Slaatö- auwallschast hiezn beniltzten Actenstücke nnd geben mir im Nachstehenden die wichtigsten Daten derselben. Anö dem A ng c n sch e i n« - Pr o t ocolle vom 90. Mai. Ueber die mündliche Mittheilung dcö Gendarmen Meudl, daß zwei reisende Handwerköbnrschen in der Nähe deö Seppbanerngnte« am Jägerberge die Leiche eines Manne« gefunden haben, nnd daß der frag- liche Mann ermordet sein dürfte, begab sich eine Gerichtscommission au die bezeichnete Stelle und fand aus einem Kleefelde den Leichnam eine« Manncö. Der Besitzer des SeppbauernguteS zu Jägerberg, Joses S t ö g e r, der städt. Sicherheilöwach - Juspector David B ü h r i n g e r nnd der Bahnbeamte Hans Millner in Steyr erkennen in dieser Leiche deu Armatnrarbeiter Nicolanö Zehetner. Daraiis mirb nachstehender Augenschein ausgenommen: Vom Seppbanerngllte in Jägerberg führt ein Feldweg anf die zu diesem Gute gehörigen Grundstücke; dieser Weg ist bei vier Schuh breit, znin größ- teu Theile mit Gra« bewachsen, sÜhrt in nordwestlicher Richtung und endet nach einem Laufe von hundert Schritten; dort, >vo er aufhört, liegt rechts von diesem Wege ein Krautacker, dessen Beschaffenheit zeigt, daß dort erst vor Kurzem die daraus befindlichen Krantpstanzeu ein. gesetzt wurden. Links von diesem Wege befindet sich ein mit Hanf be- bauter Acker; der Hanf ist aber wenig entivickelt, so daß man noch die Erde sehen konnte. — Daö nordwestliche Ende deö vorbezeichneten Wege« stößt an ein Kleefeld an; anf diesem Kleefelde ist dort, >vo der Weg da« Feld berührt, der Klee in einem Umkreise von nngesähr zehn Klaftern ganz zusammen getreten, nnd in der Mitte dieses Kreises liegt der Leichnam. — Es ist dies die Leiche eine« gegen 30 Jahre alten Mannes, von kleiner, schwächlicher Stalnr, mit dunkelbraunen Haaren nnd eben solchem Schnnrbartc; die Leiche liegt ans dem Rücken, die Füße sind elwaö eingezogen, die Augen stehen weit offen, der Körper ist starr, ein Leichengernch wird nicht wahrgenommen. Die Kleidiiug besteht anS zwei Stoffhosen, von denen die untere grau und die obere blau ist, einem dunklen Rocke, einem schmutzigen Hemde, einem Paar zerrissenen Stiesietten, einem dunklen Filzhule nnd einer Weste. Neben der Leiche liegt ein schwarzes, baumwollenes Kopftuch, ein ungefähr eine Elle langer nnd einen Zoll breiter Streifen aus dunklem Stoffe nnd eine Tabalöblase; diese Tabaksblase wurde nach Angabe deö Herrn Wnnoarzteö Zach, welcher beim Erscheinen der Eommissiou schon bei der Leiche war, in der Hosentasche vorgekundcn nnd her- ausgenommen. Der Hut zeigt einen Schnitt von nngesähr drei Zoll Länge. Die Leiche, sowie die vorausgesührten Gegenstände sind naß, die Kleidungsstücke derart abgetragen, daß sie werthloö sein dürften nnd verrathen dieselben, daß sie einem Arbeiter angehörlen; sie sind beschmutzt, wie eben die Kleider zn sein pflegen, welche Fabrlköarbeiter bei der Arbeit tragen. An den Händen der Leiche zeigt sich eben solcher Schmutz, so daß sich annehmen läßt, dieser Mann habe kurz vor thuum Ableben noch gearbeitet. An der Leiche zeigen sich folgende Verletzungen : 1. Am vorderen Theile deö Halse« eine Wunde, wahrscheinlich Schnittwunde; 2. unter- halb deö linken Ohre« eine ziveite tiefe Wunde — beide Wunden dürf. teu alle au dieser Stelle besiudlicheu Weichtheile getrennt haben; 3. am Schadet eine, wahischeiulich bi« au deu Knochen dringende Wunde; 4. am Rücken der rechten Hand eine nngesähr zwei Zoll lange, wahr- cheinlich nur die Hant durchdringende Wunde. Die Erde ist unterhalb der Halsgegend der Leiche in einem Um- fange von ungefähr vier Handflächen mit Blut gefärbt und liegt dort ein Blntstock in der Größe eines Daumen«; sonst besindct sich nirgends eine Blntspur, anch die Leiche ist nur in der Halogegend blutig. — In der sub 1 aufgeführlen Halöwunde befindet sich ein Büschel grünen Klee'«. Die Nässe der Leiche und der Kleider läßt sich dadurch erklären, daß die Leiche ivährend de« Regens ans der Fnndstelle lag und wird coustalirt, daß e« seit drei Tagen beinahe ununterbrochen regnete; in ! Folge diese« RegenS ist anch die Erde in der ganzen Umgebung vollkommen dnrchiveicht. Hierauf wurde die Ueberbringung der Vorgefundenen Leiche in die Todleukammer zu St. Ulrich verfügt. Au« dem Z e n g e n p r o t o c o l l c mit den beiden Handwerksbnrscheu, d. i. dem Schuh- mache rgesell en Johaun Mothazzel ans Wiuterberg in Böhmen und deni Schneidergehilfen Johann Bonek an« Zelic in Mähren: Die beiden Bursche kamen anf ihrem Wege von einem Bauernhanse, ivo sie übernachteten, ans ein Kleefeld, wo der Weg ganz anshörte; sie sahen dort einen Mann liegen nnd glaubten, er schlafe sich seinen Rausch anö. Derselbe tag anf dem Rücken, hatte i den Kops nach link« gewendet und aus der rechten Geslchlüjeile einen ! schwarzen Hnt liegen; sie bemerkten auch gleich, daß er am Halse | eine Wunde halte, in welcher Klee hiueingesteckt war. Als sie aber ; auch aus seiner rechten Hand eine Wunde sahen, dachten sie sich, daß die« die Leiche eine« Erschlagenen sei; sie fürchteten sich und liefen in dn« Banernhans, wo sie übernachtet hatten, zurück uub erzählten dort, ' waö sie gesehen hatten. Die Bäuerin, noch ein Weib uud ein Maun < gingen mit ihnen zu jener Stelle, nnd alö der vorbezeichnete Mann den Hnt von der Leiche wegnahm, sahen sie zn ihrem Entsetzen, daß der Halö völlig durchschuillen war. Dort, wo die Leiche lag, ivar der Klee in einer Fläche von nngesähr einer Klaster ganz niedergedrückt, alö ob ein schwerer Gegenstand herumgewälzt worden iväre. — Neben der Leiche zeigten sich deutlich die Spuren einer Person, bth dort gekniet ist; eö zeigten sich anch in der Erde zwei Eiudrückc von Schuh, spitzen in der Breite von gewöhnlichen Männerschuheu. Anö dem g e r i ch t s ä r z l l i ch e n B e s u n d e gelegentlich der Obdnction der Leiche des ermordeten Nicolanö Zehetner am 31. Wai 1880: Bei Präparatiou der vorderen Halöwunde ergibt sich, daß die I arteriellen nnd venösen Gesäßzioeigc, welche von der rechten Kopischlag- und Kopsblutader abgeheu, durchschuillen sind und da« uebeuliegendc Gewebe mit Blul infillrirt ist. Die Kopsjchlagader und die Kopiblnt- aber sind aber unverletzt. Bei Präparatiou der Wunde au der linken Seile des Halse« ergibt sich, daß der angehauene Halsivirbel der Zweite Halswirbel ist. Die Präparatiou der rechtsseitigen Kopfwunde zeigt nirgend« eine Blntung aus dem Grunde der Wunde oder eine Jnfittralion de« Blnte« in da« umgebende Haut- nnd Zellgewebe. — Die Wunde ain rechten Handrücken zeigt, daß dieselbe die Haut durchdrungen uud die Sehne des gemeinschastlicheu Fingerstreckerö oberflächlich verletzt aber nicht durchschnitleu hat. Da« Schädelgcwölbe ist oval, ausfallend dünn, die innere Fläche der Schädelhant blaß, die harte Hirnhanl ge. spannt, ihre Blutbehälter mäßig blutreich, die Gefäße der inneren Hiruhänle stark mit Blut augesüllt, die Gehirnsnbstauz derb, mäßig blnlieich. — Die Knochen de« Schädelgrnudeö zeigen nirgends einen Sprung, der Schadet ist vollkommen mlact. Beide Lungen sind in der Brusthöhle gelegen, anfsaUend blaß. ihr Gewölbe blutleer und lnsthältig; nur der nulere rechte Lappen ist etwa« blutreicher. Da« Herz ist zu. sammengezogen, seine Höbleu fü.ö leer; Leber nnd Wit} sind blutarm. Der Magen ist mit einem ziemlich slüffigeu, sauer riechenden Speisedrei angesülli, die Gedärme lind bla»; und von Gasen ansgelrieben. die stieren blutleer, die Blase mit einer geringen Menge Harn augesüllt. E« folgen sodann oic A nSsage n einiger F a b r l k« a rb e i te r' I wonach Hajek am 29. Mai d. I. zn ihnen sagte: „Zehetner sei in der Präs.: Sie gaben ja gewußt, daß eS ihm darum jü thun sei, Ihren Wann nm daS Leben zn bringen! S-e haben ihn ja bestärkt, Haben Sie denn nicht eingcseheu, daß Sie ein großes Unrecht bamit thun? — A n g ekl.: Nein. (Bewegung.) Präs.: War zwischen Ihnen und Hajek vom Heiraten die Rede? — Angekl.: Ja. Er hat gesagt, er werde mich dann heiraten, wenn der Mann weg ist. Ich habe aber immer gesagt, ich ivill nicht« davon wissen, er soll mir nir-bts davon sagen. Präs.: Aber nach Ihrer eigenen Angabe muß eö Ihnen doch »echt gciuescn sein. — Angekl. gibt keine Antwort. Präs.: Haben Sie au jenem Abende, wo der Mord geschehen ist, gewußt, daß Hajek Ihren Mann nmbrinaen werde? — Angekl.: Ich habe mir mol gedacht, daß er meinen Mann nmbringen werde, da er eine Bewegung um den Hals machte; gesagt hat Hajek Nichts davon, daß er ihn jetzt nmbringen werde. Präs.: Haben Sie gewußt, daß an diesem Abende Hajek in seiner Rocktasche ein Reifmesser hatte, um Ihren Mann nmznbriugcn? — Angekl.: Ja, Hajek hat gesa t, daß er meinen Mann mit einem Messer umbriugcu, nub daß er ein Messer dazu Herrichten iverde, und an jenem Abende deutete er mir, daß er ein Messer b i sich habe. Präs.: Warum haben Sie Ihren Mann nicht gurr. . ' — Angelt.: Ich habe mir nicht gedacht, daß er e8 doch heute )d)ou thue. P r ä s.: Wann sind die Beiden an jenem Abende sortgegangen? Augekl.: Es wird nm halb 9 Ukr gen:s-u sein, da «er Zug noch nicht gekommen war. Um 10 Uhr kam Hajek zurück, nnd zagte mir: „Jetzt habe ich Deinen Mann iimgebracht." Präs.: Waö haben denn Sie dazu gesagt? — Angekl.: Ich habe gesagt: „Jesnö Maria!" Ich bin halt „derkommen!" Er zeigte mir sein Taschenmesser, erzählte mir die Geschichte nnd zeigte mir seine blutigen Hände. Präs.: Haler eö Ihnen genau erzählt? — Augekl.: Er sagte mir auch, daß er ihm mit dem Taschenmesser die Gurgel abge- jchuitteu habe. Präs.: Haben Sie ihm Hilfe geleistet, alö er sich vom Blnte reinigte? — Augekl.: Er zog Hemd und Aorf anö nnd ich wusch sie ihm vom Blnte anö. Er zog sie, nachdem er sich in einem Schaffe! die Hände gereinigt hatte, wieder an. Präs.: Waö hat Hajek noch zu Ihnen gesagt? — Augekl.; Er hat gesagt, ich solle sagen, mein Mann sei mit einem Italiener fort- gegangen nnd nicht mehr' znrückgekommeu; ich solle meine Besorgniß äußern, daß der Italiener ihm etwa« angethan habe, und solle auch in die Fabrik kommen nnd so dort reden. Präs.: Unter den Effecten deö Hajek befindet sich auch ein Brief (zeigt ihr den Bries). Ist dieser Brief von Ihnen? — Angekl. Ja. Ich habe diesen Bries an Hajek geschrieben. Präs.: Wann haben Sie denn diesen Brief geschrieben? Eö ist kein Datum darauf! — Angekl.: Acht Tage beiläufig, bevor eü ge- scheheu ist. Präs, (verliest anf Antrag des Vertheidigers Herrn Plattner diesen Brief): Waö bedeutet die Stelle, womit Sie ihn an sein Versprechen erinnern? — Angekl.: Ich habe geglaubt, er soll mich nicht verlassen, aber nicht, daß er meinen Mann nmbringen soll. S t a a t ö a u w a l t: Sie, Mathilde Zehetner! Eö war einmal ein Auftritt zwischen Ihnen nnd Ihrem Manne, wobei Ihnen derselbe eine Ohrfeige gegeben hat; Sie sagten darauf zn Hajek, er solle Ihren Mann lieber gleich nmbringen. — Angekl.: Ja, da« ist richtig. Staatö auwalt: Waö haben Sie darunter verstanden? — Augekl.: Ich habe darunter gemeint, er solle ihn nmbringen; es war damals, alö vom Vergiften die Rede war. S t a a tö a n w a l t: Sie haben ja damals, alö vom Vergiften die Rede ivar, zu Hajek gesagt, er solle ihn ganz nmbringen, denn sonst hätten Sie ihn noch krank zu Hanse? Angekl.: Ja, eS ist richtig. Nach Beendigung dcö Verhöres der beiden Angeklagten wird da« Beweiöversahren mit der Vernehmung der Zeugen eröffnet. Jeder Zeuge wird einzeln in den VerhandtnugSsaal gerufen, beeidet und abgesondert vernommen. Wir geben in Kürze die Aussagen der Zeugen. Zeuge Johann Wieser, Armatnrarbeiter in Steyr, gibt an: Der Paitteführcr Herr Rechbcrger hatte mich beauftragt, den Hajek bei der Arbeit zn beaufsichtigen und ihn Hiebei zu unterweisen; er zeigte sich mot als ein tüchtiger Arbeiter, aber trotzdem gewann ich tue Ueber- zcngnng, daß er ein leichtsinniger Mensch sei, denn er trank sehr viel nnd sprach von nichts Anderen alö von L n st d i rn e n. An einem Mittwoch, ich glaube eS war der 26. Mai d. I., mußte nh AbendS länger alö gewöhnlich arbeiten; Hajek blieb auch in der Fabrik nnd arbeitete ein große« Reismesser, wie solche« Zimmerlente haben, zu einem Messer um. Den einen Griff deö ReifmesserS schlng er ab, den andern Griff bog er aus, machte ein Heft daran und schliff dann da« Messer. Auf mein Befragen erklärte er, ein Znckermeffer herznrichten, nnd als ich ihm bedeutete', daß er ja zu diesem Zwecke eine so scharfe Schneide nicht brauche, eutgeguele er kurz, da« sei schon gut. Alö das Messer fertig war, legte er e« sodann in seine Lade nnd habe ich eö am nächsten Tage noch dort gesehen. Am Freitag daraus Abends nach dem Feierabende kam Nicolanö Zehetner zu uns in daö Object Nr. 7, nachdem ich und mein Camcrad Klansriegler nuö verabredet halten, in da« Schweiger'sche Gasthaus zu gehen. Hajek nnd Zehetner gingen mit uns in dasselbe und hielten mir unS dort beiläufig eine Viertelstunde lang auf. Dort hatte ich auch meinen Vetter, Johann Wieser, ebenfalls Ärmalniarbeite»-, getroffen, nnd ging derselbe zu gleicher Zeit au« dem Gasthanse fort. Klansriegler trennte sich gleich außerhalb deö Gasthauses von nn«, während ich, Hajek, Zehetuer und Johaun Wieser nach EnnSdorf gingen. I» der Kollergaise trennte sich Hajek von unS nnd ging gegen die Schönan; Zehetuer ging anf der Bahuhofstraße fort nnd sagte eim Äuselnandergeheu deu Hajek, ober heute noch komme, waö der selbe bejahte. Als Hajek am andern Tag wieder in die Arbeit kam, siel mir an ihm anf, daß er ganz einsilbig war uub sich nachdeuleud, ja niedergeschlagen geberdete. — Vor nugefähr 8 Uhr Vorniitlags kam die Zehetner nnd rief den Hajek hinaus; ich bemerkte durch da« Fenster, daß die Beiden milsammeu ein lebhaftes Gejpläch führten, und dabei Hajek mit deu Händen hernnifchl g. Gehört habe ich aber von ihrem Gejp.äche nichts. — Nachdem Hajek wieder hereingekommeu ivar, erzählt.- er mir, daß der Zehetuer in der letzten Nacht mit einem Jlaliener, mit dem er (Zehetner) sich zeitiagen habe, sortgegangen nnd nicht mehr znrückgekehrl sei; er fügte noch bei, daß Zehetuer so dumm sei nnd fort- gehe, er (Hajek) traue keinem Italiener, denn der schneide ihm am Ende noch die Gurgel ab oder werse ihu wo hiu- ein; e« sei anch während deö Bahnban«« anf einem Kleeacker die Leiche eines Mannes anfgefnuden worden, dem mau die Gurgel abgeschuilleu und mit Klee verstopft hatte. Zeuge Peter Schöller, Armatnrarbeiter, erzählt die Geschichte mit der Herrichlnug de« Znckermeffer«. Er habe dem Hajek vorgehalten, warum er ein so stark.-« Reifmesscr verdorben habe, er hätte ihm ja dasselbe gnl abgdauft und fragte ihn auch, warum er cS deuu gar so stark geschlissen habe. Hajek habe nur eiitgegnel, daß er für zu Hanse ein Zuckermesser gemach! habe Am Samstag den 29. Mai d. I. arbeitete Hajek wie gewöhnlich in der Fabrik; dem Zeugen sei aber sein Benehmen ausgefallen, denn er habe btaß auögejeh.u nnd den Eindruck gemacht, als ob er die vorauSgegangene Nachl dnrchschwärmt hätte. Zeuge Andrea« Stein in ger, Gärtner bei Herrn General. Director Werndl: Am letzten Samstage im Mai d. I. kam ich mit der Mathilde Zehetuer in Steyrdorf zusammen; c« .var be-laustg halb 11 Uhr Vormittag«. Sie weinle, uud über meine Frage, wa« ihr denn sehle, sagte rre nur, daß sie ihren Mann gesucht und mchl gesunden habe; er'sei in der v.! flosseneu 'Rocht mit einem fremden Manne sortgegangen nnd nicht mehr zurückgelehn, weßhalb sie besorge, daß der fremde Mann dem Zehetner etwa« angethan haben könnte. Ich «elh ihr, c« bei der Polizei anzuzeigen, wa« sie anch zu thuu erklärte. Dar- auf traf ich in der Fabrik zufällig mit Enl Hajek zuja innen, dem ich die Geschichte erzählte. Hajek erklärte, die« ohnehin schon von der Ze- hetuer gehört zu haben. Später traf ich aus der Straße unterhalb der

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