Seite 4 Der Alpen-Dert Nr. 76 Handlung beschuldiget aber einer verächtlichen Eigenschaft geziehen wird. Der Privatanklager Andreas Hirsch ist aber weder genannt, nach eines Verbrechers oder sonst einer unehreubaften Handlung beschuldigt, noch einer verächtlichen Eigenschaft geziehen worden. „Meine Herren Geschwornen! Sie brauchen daher kein Mit leid mit meinem Clienten zu baden; Sie baden einfach den Artikel zu lesen, und dann zu urtheilen." Nachdem der Vertreter des Privatauklügers auf eine Replik Ausführung verzichtet hatte, erklärt der Vorsitzende die Verhandlung geschloffen; er resumirt und ertheilt den Geschwornen die Rechtsde lebnmg, worauf sich dieselben um 6 Uhr Abends zur Berathung zurückzieben. Nach einer viertelstündigen Berathung kehren die Geschwornen zurück, und ibr £dmauu, Herr A l o i s to ch w i n g e n s ch us, ver liest dae- Verdick, wonach alle Fragen einstimmig verneint worden waren. Der Vorsitzende verkündete sodann das Urtheil: Leopold Slama wurde auf Grund der Zurückziehung der Anklage, Emil Haas auf Grund des Verbietes der Geschwornen frei- gesprochen und Beide wurden vom Ersatze der Kosten des Straf Verfahrens losgezählt, dagegen der Privatanklager Andreas Hirsch zu diesem Kostenersatze venirthcilt. Nothzucht. Stepr, 21 September. fOriginal Bericht.! Bei der heute unter dem Vorsitze des k. k. L. G. R. Foqlar mit Ausschlns; der Ocffcntlichkeit abgcführtcn Schwurgerichts Verhandlung wurden die wegen des Verbrechens der Nothzucht und des Raubes augeklagten Johann Ramskoglcr, Taglohner, 17 Jahre alt, und Johann Lrtiglccker, Holzknecht, 18 Jahre alt, aus Reichramming, nachdem die Anklage bezüglich des Raubes von der k. k. Staatsanwaltschaft zurückgezogen worden, aus Grund des Verdicts der Geschwornen und zwar Ersterer zu 1 "2 Jahren, Letzterer zu 2 Jahren schwerem, durch 1 Fasttag monatlich verschärftem Kerker verurtheilt. Die Geschwornenbank tvar gebildet aus den Herren: Carl Seeger, Leopold Putz, Franz Wochenalt, Ferdinand Karg, Carl Wochenalt, Mathias Pilat, Simon Karlhnber, Michael Christ, Max Straberger, Josef Haslinger, Carl Kammerbofer, Mathias Achhammer. Die Anklage wurde vom k. k. Staatsanwalt Dicrkes vertreten, als Vertheidiger tungirten für Johann Ramskoglcr Herr Dr. Reinhart und für Johann Stiglecker Herr Dr. Troyer. De^ Ward am Iagerverge. Eteyr, 22. September. sOrig inal.B erich t.] Sauge vor Beginn der Verhandlung füllten sich schon die Räume unseres leider nicht zu großen Schwnrgerichtssaaleö mit Zuschauern auö allen Schichten der Gesellschaft. Handelt eö sich doch um uichtS Geringeres, als um einen vollbrachten und bestellten Meuchelmord, dessen sich zwei kaum 20 jährige Personen schuldig gemacht haben. Der Gerichtshof ist gebildet aus den Herren: 1. k. KreiSgerichtS. Präsidenten Weismayr als Vorsitzendem, k. k. Landeögerichterath Riedl und t. k. Ralhssecretär Klug als Richtern, k. k. AuScnltanlen Stäbner als Schriftführer; die Anklage vertritt Herr k. k. Staats- anwalt DierkcS, als Vertheidiger fnngiren Herr Dr. Stiglcr für Carl Hajek, und Herr Dr. Plattuer für Mathilde Zehetner. Als Geschworne wurden anögelost die Herren: Leopold Haslinger, Mathias Klinglmayr, BlasiuS Rücker, Carl Wochenalt, Franz Schleier, Josef Offenaner, Carl Gallhuber, Johann Schiefer, Josef Zachhnber, Carl Kammerhofer, AloiS Heindl, Ferdinand Kargl. Vorerst wurden die beiden Angeklagten um ihre persönlichen Verhältnisse befragt. Carl Hajek ist am 1b. Oclober 1859 zu Münz, bach, Bezirkshauptmannschaft Perg, als der «sohn dcS früher dort ansäffig gewesenen Hafneimeister« und Hausbesitzers Anton Hajek nud dcffen Ehegattin Anna, geboren; fein Vater übersiedelte vor mehreren Jahren nach Steyr und wurde hier Armaturarbeiter. Von seinen beiden Brüdern ist der eine Schneidergehilse, der andere Hafnergeselle, eine Schwester sucht als Dienstmädchen ihr Brod. Carl Hajek war bis jetzt immer im elterlichen Hanse. M a t h i l d e Z c h et u e r ist am 11. Februar 1859 zu Weißwaffer, Bezirk St. Gallen in der Steiermarl, als die Tochter des dortigen ForstwarteS der Jnnerberger Hauptgewerkschaft Benedikt Gaiseder und dessen Ehegattin Rosina geboren; ihr Vater halte 23 eheliche Kinder, von denen noch 13 am Leben sind. Sie verließ mit 12 Jahren das ElleruhaiiS, trat zu Stehr in einen Dienst, lernte dann den Fabrik« arbeiter NicolanS Zehetner kennen, und heiratete denselben am 12. Februar 1876, aus welcher Ehe ein Kind entsproßen ist. Nach vollzogener Beeidigung der Geschwornen verliest der Schrift- führer die Anklageschrift: Die k. k. Staatsanwaltschaft Steyr erhebt gegen Carl Hajek, zu MUnzbach geboren, 20 Jahre alt, katholisch, lediger Fabriksarbcüer, bisher gerichtlich nicht bestraft, sowie gegen Mathilde Zehetner, zu Weißwasser geboren, 21 Jahre alt, Witwe ohne Beschäftigung, mit Urtheil des k. k. städt. delegirten Bezirksgerichtes Steyr, vom 17. Februar 1877, wegen Vernachlässigung ihres 9 Wochen alten Kindes mit 3 Wochen Arrest bestraft, die Anklage: 1. Carl Hajek habe dadurch, daß er in der Nacht vom 28. aus 29. Mai d. I. dem FabrikSarbeiter Nicolaus Zehetner auf einem Klee- feldc am Jägerbcrge nächst Steyr, in der Absicht, denselben zn todten, mit einem scharfgeschliffenen Neismeffer, ohne daß sich'« derselbe ver- sehen konnte, in tückischer Weise einen Hieb an der linken Seite des Halses versetzte und mit einem Messer den Hals durchschnitt, in Folge dessen Nicolaus Zehetner an Verblutung starb, de« Verbrechens des vollbrachten Meuchelmordes nach §§ 134 und 135, Zahl 1, St.-G., strafbar nach § 136 St.-G., sich schuldig gemacht. 2. Mathilde Zehetner habe dadurch, daß sie dem Carl Hajek im Monate Mai d. I. und auch schon früher nicht nur anrieth, sondern ihn geradezu auf forderte, ihren Ehegatten Nicolaus Zehetner aus der Welt zu schaffen, wodurch Hajek sich bestimmen ließ, demselben in tückischer Weise in der Nacht vom 28- aus den 29 Mai d. I. mittelst eines Reifmessers einen Hieb auf die linke Halsseile zu versetzen und den Hals mit einem Messer zu durchschneiden, in Folge dessen dieser au Verblutung starb, des Verbrechens der Mitschuld am vollbrachten Meuchelmorde nach den §§ 5, 134 und 135, Zahl 1, St.-G., strafbar nach § 136, St -G. begangen. Die Hauptverhandlung hat nach Artikel VI, Zahl 12 des Ein- führungSgtsetzeö zur St. - P. -O. vor dem Geschwornengerichte des k. k. Kreisgerichtes Steyr fiatlznfiuden. Es >uird beantragt die Vorladung der Zeugen: 1. Johann Dieser, FabrikSarbeiter in EuuSdorf Nr. 263 zn Steyr, 2. Peter Scholl er, FabrikSarbeiter in JosefSthal Nr. 73 zu Steyr, 2. Andreas Stainiuger, Gärtner bei Herrn General- Director Werndl, 4. Franz Feldbauer, Dienstknecht im Frauzbanerugnte am Jägerberg, weiters die Vorladung der Sachverständigen und Gerichts- ärzle, Herrn kaiserlichen Rathe« Dr. von König und Herrn Dr. Oberndorser, nud die Verlesung von Actenstücken. Gründe: Am 30. Mai d. I. fanden zwei aus der Wanderschasl begriffene Handiverköburschen zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags aus einem nähst dem Seppbanerngute gelegenen Kleefelde am Jägerberg eine Mauuesleiche mit zwei bedeutenden klaffenden Halsschnittivunden. Nach Obduction der Leiche erklärten die Gerichtsärzte in ihrem Gutachten vom 31. Mai d. I., daß der Beschädigte, ivelcher bald nach I der Auffindung als der FabrikSarbeiter Nicolaus Zehetner erkannt wurde, an Verblutung gestorben ist. Durch cbu jcueSeGutachteu wurde auch sesigestcllt, das; Nicolaus Zehetner eine Wunde au der linken Seite des Halses hatte, die . 14 Scntimelcr lang, 5 Centimeter tief und 3',2 Centimeter breit war, । und eine Wunde in der vorderen HalSgegcnd, die 10 Centimeter lang , und 3 Centimeter klaffend rnar, soivie, daß Zehetner in Folge der durch diese so stark klafferiden Wunden eingelretenen Verblutung aestorbeu ist, ! indeiil schon die erstere Wunde wegen ihrer Tiefe nud der vielen dnrch- schiiillcnen Gefäße als eine solche anzuschen ist, welche schon ihrer allgemeinen Natur nach, den Tod herbei führen mnßie. Die GerichtSärztc cliärcu in ihrem Gnlachten feruerS, daß eben jene Wunde durch einen wuchtigen Hieb mit einem massiven, sllnueren und schneidenden Instrumente bcigcbracht wurde, daß c! en die linkseilige Wunde Zehetner zuerst erhielt, und daß er sich dieses gegen ihn geführten HiebeS nicht versehen konnte; auch meinen die Herren Gerichtsärzte, daß dem Zehetner die obeuerivähntc Wunde au der vorderen Halö» gcgend mit demselben Instrumente bcigcbracht wurde, mit dem er die linkseitige Halkwnndc erhielt. Schon gelegentlich der am 30. Mai d. I. erfolgten Aufnahme de« Localangcnschciucö wurde der Verdacht rege, daß die Ehegattin de« I ermordeten Nicolaus Zehetner, Mathilde Zehetner, Mitwisserin dieses Mordes sei, lveßhalb noch am selben Tage ihre Verhaslung, soivie die Haftnahme ihre« Geliebten, de« FabrikSarbeiter« Carl Hajek, durch die Gendarmerie veranlaßt wurde. Carl Hajek ist der That auch geständig, er bekennt sich als Mörder des Nicolaus Zehetner. Hajek ivill zu dieser Thal dadurch bestimmt ivordcn sein, ivcil er die Gattin des NicolanS Zehetner, die Mathilde Z e h c t u e r, liebte und sie a l I e i n besitzen wollte. Hajek erzählt diessalls, daß cr schon in den Monaten März und April d. I. mit Mathilde Zehetner über ihre Berehelichung gesprochen habe, bei ivelcher Gclegeiihcit sie sich äußerte, daß dies schön wäre: cr solle ihrem Manne Gift oder so» st einen Einschlag in« Getränk geben, damit er einschl afe und dann soll cr ihn in die E nn c werfen. Wie Hajek weiter angibt, äußerte sie sich auch dahin, daß, tvenn cr (Hajek) dies thun wollte, so ist'« ge scheid »er, ivenii er c« gleich thue, damit sie von ihrem Manne nicht mehr seckirt werdc, d a ß s i e v 0 n d i e s e r P e i u endlich frei Hajek gesteht, daß, als nunmehr der Gedanke, den Zehetner ninzu bringen, in seinem Innern immer mehr Wnrzel faßte, er sich ein starkes Rcifmcsser in der Waffensabrik zu diesem Zwecke herrichtcle. Am 28. LRai d. I. begab cr sich Abends, nachdem er früher eben jene« Messer in seiner rechten Rocktasche verwahrt hatte, 311 den Zehctner'schen Eheleulen auf Besuch und entfernte sich in später Abendstunde in Begleitung deö Nicolaus Zehetner an« deren Wohnung, wobei er der Mathilde Zehetner durch eine Bewegung seiner Hand am Halse z n verstehen gab, daß er ihren M a n 11 n 111 bringen w erde. Nicolaus Zehetner und Carl Hajek begaben sich auf den nächst der Wohnung des Ersteren gelegenen Jägerbcrg, angeblich, um dort Salai zu stehlen. Wie Hajek angibt, entstand zwischen ihm und Zehetner ein Slreü, und, alö sich Zehetner bückte, zog er au« der Rocktasche das versteckt g e h a l t e n e R e i f m e s s e r u n d v e r s e tz t e damit, ohne daß sich'ö Zehetner versehen konnte, demselben einen kräftigen Hieb in die linksseitige Halü- g e g e n d, »vorauf Zehetner nach etlichen Schritten z n Boden stürzte. Da dem Hajek, >vie cr angibt, nach Führung jeucö Hiebe« da« Messer aus dem Hefte geflogen >var, so nahm cr sein Taschenmesser und durchschnitt damit Zehetner, weil dieser schrie, den Hals au der vorderen Seile, wobei er mit dem Taschenmesser, um ihm die Gurgel, wie cr sich auüdritclte, durchschneiden zu können, einige Male hin- und h er f ahrcn mußtc. Nachdem Hajek dies anSgeführt und darauf diese Halswunde deö Zehetner mit Klee verstopft hatte, begab cr sich in die Zchetner'sche Wohnung zurück, wie« der Mathilde Zehetner da« vom Blute ihres MauneS beschmutzte Messer und seine eigenen blutigen Hände vor, und nachdem ihm Mathilde Zeheiner hilfreiche Hand leistete, um sich ;u reinigen, entfernte er sich und ging nach Hanse. Mathilde Zehetner gesteht, daß sie mit Carl Hajek schon seit geraumer Zeit ein LiebeSvcrhältniß unterhielt, daß sie mit ihrem Manne nicht gut lebte, sowie daß sie, nachdem sie von ihrem Manne eine Ohrfeige erhalten, — cS war die« schon in der letzteren Zeit im Monate Mai — zn Hajek sagte, er solle ihren Mann lieber ganz wegschaffen, er möge ihn nmbringen, sonst müßte sie sich, wenn diese Seckalur nicht aufhört, etwas anthun; sie gesteht ferner« zn, daß sie dem Hajek bedeutete, wenn ei es thun will, soll cr cS bald thun, damit cr bald wcg sei und sie von ihm befreit werde. Wie Mathilde Zehetner weiter angibt, hat ^'j k von dieser Zeit an sich wiederholt geäußert, daß cr sich ein Messer Herrichten, ihrem Manne die Gurgel abschneidcn, und daß er sie dann heiraten werde. In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai d I. kam Hajek, wie sie angibt, um beiläufig 10 Uhr zu ihr iu die Wohnung, machte ihr die Mittheilung, daß er ihren Mann umgcbracht habe, reinigte sich in einem Schaffet die blutigen Hände und gab ihr vor seiner Entfernung den Auftrag, den Leuten zu erzählen, daß ihr Mann mit einem Italiener an diesem Abende iorlgegangen sei. In der Handlungsweise deö Carl Hajek ist im Hinblick auf beste» mit den Erhebungen übereiustimmeudcö Gefländniß der Thatbestand de« Verbrechen« des vollbrachten Meuchelmordes im Sinne der §§ 134 und 135, Zahl 1, St.-G., gelegen, da Hajek dem Zehetner den lödilichen Hieb mit dem lcharfgcschuff. neu Relimesscr, ohne daß dieser sich'« versehen konnte, somit in tückischer Weise versetzte; wider Mathilde Zehetner ist in Eriuägnng de« UmflandeS, daß sie »viedciholt oem Carl Hajek den Rath gab, ihren Mann au« dem Leben zu schaffen, ihn nmznbrmgen, ja baß sie den Hafil geradezu aus- forderte, er möge die« nur bald thun, damit sie von ihm befreit ivcrde, ivodurch endlich Hajek sich bestimmen ließ, diesen Mord anSznsNhrcn, der Thatbestand deö Verbrechen« der Mitschuld am vollbrachten Meuchelmorde nach 88 5, 134 und 135. Zahl 1, St.-G., vorliegend. Steyr, am 14. Juli 1880. Dierke« m. p. Es wird hierauf zum Bcrhör der beiden Angeklagten geschritten und wird erst die Angeklagte Mathilde Zehetner anS dem Saale entserul. Carl Hajek ist ein nicht nnsanberer Bursche, noch ohne jeden Anflug von Bart. Unter welcher furchtbaren Anklage er steht, sieht man ihm nicht an, denn er schaut ja ganz ruhig drein. Seine Kleidung ist nett hergerichtel und man erkennt, daß er aus ein hübsche« Aenßcre« hält. Er hat schöne blonde Haare, graue Augen, ein gutmüthige« Aussehen; seine Statur ist klein und untersetzt. Präs.: Bekennen Sie sich schuldig dessen, wa« Ihnen in der Anklageschrift znr Last gelegt wird'? — A ngekl.: Ja. Präs.: Wann wurden Sie mit Nicolau« Zehetner bekannt? — Angell.: Im vorigen Jahre, al« mir Beide Eisenbahnarbeiter in Kleinreifling ivarcn. Zehetner hat mich aufgefordcrl, ihn öfter zu besuche. i, was ich auch gerne that, da ich mit seiner Frau schon früher ein Verhältniß halte. Später wurde Zehetner FabrikSarbeiter, und al« ich daiiials in Ternberg >var, kam ich einmal zu den Zehetner'- scheu Ehelenten aus Besuch und blieb bei ihnen einige Tage. Ich kam dann später selbst nach Steyr al« FabrikSarbeiter und besuchte die Zehetucr'scheu, hatte oft mit ihr zu thun und mußte dies der Mann, dem e« sogar recht >var. da ich dafür ihm Geld und Tabak, ihr Zucker und Kaffee brachten. Präs.: Sie haben ja mit der Mathilde Zehetner einen Briefwechsel unterhalten? — Angell.: Ja; wenn ich länger nicht kam, schrieb sie mir, daß ich ja gleich kommen möge, da sie e« ohne mich nicht aushaltcn könne. Sie schickte immer einen FabrikSarbeiter zu mir, der mich zu ihr bringen sollte. Mindestens wächeutlich einmal bin idi zu ihr hingekommen. Ich habe mich bald mit ihrem Manne zcitrageu, da er mich einmal, wie ich einen Rausch hatte, mit einem Stocke durchhante; seitdem waren wir nicht gut mitsammen und miirb’ mein Haß immer größer, da ich mich in sie verliebte und er fi-' oft schlug. Präs.: Hat Zehetner seine Frau auch wegen ihre« Verhält- niffeS zu Ihnen geschlagen? — Au geh.: Da« wegen mir, das war ihui j.i ganz recki, weil er sich dadurch etwas verdieuie. Präs.: ^cit wann haben Sie den Gedanken gefaßt, dem Zehetner etwa« anznlhnu? Erzählen Sie uns da« aufrichtig! Sie haben ja schon früher mit ihr gesprochen? — Angell.: Im Jänner d. I. sagte ich einmal zu ihr, ich werde ihn, wenn cr ihr noch einmal etwas anthut, so lange schlagen, daß cr nicht mehr aussteht. Präs.: Es kommt vor, daß die Mathilde Zehetner schon vor dem Jänner einem FabrikSarbeiter von Ihrem Vorhaben, ihren Mann umzubringcn, erzählt hat, daß aber sie gesagt habe, es sei ihr nicht recht, dazu habe sie ihren Mann doch zu gerne; es muß daher in Ihnen der Gedanke, ihren Mann umznbringeu, schon im Deceniber v. I. gereist sein? — An gekl.: Davon meist ich nicht«. P r ä s.: WaS hat die Mathilde Zehetner gesagt, wenn Sie zn ihr davon sprachen? — A nge kl.: Sie hat einige Male gesagt, ich solle es nicht thun; später aber sagte sie: „Du kannst thun, iva« Du willst." Präs.: Hat sie sich später einverstanden erklärt? In welcher Weise? Wann denn? — Angekl.: Sie sagt „wenn Du ihn nicht weg- schaffen ivillst, so thue ich mir halt selber etwa« an, damit ich von der Pein los werde"; das war im Februar oder März. Präs.: Sie soll gesagt haben „wenn Du eö thust, so thue cS bald?" — Au gell.: Da« ist richtig. Präs.: Haben Sie sich denn nicht die Schwere und die Größe einer solchen That, eines solchen Vorhabens vergegenwärtigt? Haben Sie nicht darüber nachgcdacht, wa« da« ist, wenn man den Vorsatz saßt, Jemanden um das Leben zn bringen? Hat sich nichts Gegen- theiligeö in Ihnen aufgedrängt, daS Sie von diesen Gedanken abgebracht hätte? Haben Sie den gar nicht mit Ihrem Gewissen zu kämpsen gehabt? — Angelt, (sängt zu schluchzen an): Ich dachte öfter« daran, nicht mehr hinzugehcn, aber sie ließ mich durch einen FabrikSarbeiter holen. Ich war in sie verliebt und wollte sie nach Ermordung ihres Gatten heiraten. Präs.: War nicht einmal zwischen Ihnen und der Mathilde Zehetner davon die Rede, den Zehetner zu vergisten? — Angelt.: Ja, daS ist richtig, e« war öfters davon die Rede. Ich sagte aber, da« ist nichts. — Einmal hat sie wol zn mir gesagt, es wäre schön, wenn man von den Zündhölzeln die Köpfl wegnehme, „aber", sagte sie, „Du thust es ja ohnedies nicht." Präs.: Hat die Mathilde Zehetner nicht an Sie die Zu- mnthung gestellt, daß Sie ihr etwas bringen sollten, dainit sie es ihrem Manne beibringe? — Angekl.: Nein. Präs.: Machen Sie nn« klar, was Sie znr Ausführung Ihrer That vorbereitet haben? Wie haben Sie sich angeschickt, ihn nm'S Leben zn bringen? — Angekl: Ich habe mir gedacht, ich werde einfach, wenn er wieder einmal zn misten ausängt, ihm die Gurgel abschneidcn. Präs.: Wann ist in Ihnen der Gedanke entstanden, ein Messer hcrznrichtcn? Wann ist die« geschehen? — Ang.: Ende April oder Anfangs Mai. Präs.: Wa« für ein Messer richteten Sie her? — A ng.: Ein Neismeffer. Präs.: Geben Sie nnö nun nähere Ausklärnng darüber. — Angekl.: DaS Neismeffer habe ich zu Hanse gesunden. Ich nahm eS in die Fabrik, schlng einen Angel ab, richtete den andern Angel gerade UNO umil,u ein Hcst daran. Ich wollte früher ein Zttckcrmesser Herrichten; alö aber daö Messer fertig war, dachte ich mir, da« könnte recht werden für den Zehetner. Präs.: Wann war dies? — Angekl.: Einige Tage vorder Thal. Präs.: Ein Arbeiter hat Sie ja, alö Sie da« Messer herrschte- tcn, gefragt, waS Sie machen? — Angell.: Ja. Ich sagte ein Neismeffer. Präs.: Erzählen Sie nun weiter. — Angekl.: Nikolanö Zehetner hat mich am Frohnleichnamstagc aufgcfordert, mit ihm zn gehen und am Jügerberg Salat zu stehlen. Am nächsten Tage, d. i. । Freitag, sind wir in der Fabrik zusammengekommen; er kam zweimal ! zn nur herüber, und fragte mich, ob ich keinen Tabak habe. Ich bejahte eö nud gab ihm solchen und er ging wieder fort. Nachmittag«, alö wir wieder nach Hanse gegangen sind, sagte der Arbeiter Wieser zn mir, ich solle mit ihm in« Wirthshanö gehen. Ich ging mit und wir trafen dort den Zehetner. Dieser setzte sich, obwol an unserem Tische fast kein Platz mehr war, doch zu uns. Wir blieben eine Stunde beiläufig und beim Fortgehen forderte mich Zehetner anf, mit ihm zn gehen, wa« ich auch that. Ich ging aber gleich dann nach Hanse zum Abendessen, daö mir aber gar nicht schmeckte. Ich ging wieder zn Zc- Heiner und um halb oder 3/-i 9 Uhr gingen wir Beide auf den Jägerbcrg. Er ließ mich immer voranSgehen. Alö wir oben auf die Aecker kamen, ging bald ich, bald er voiau«. Wir kamen anf ein Kleefeld. Zehetner fing auf einmal schnell zn gehen an; ich rief ihm zn, er solle nicht so laufen. Hiednrch entspann sich zwischen nnö ein Streit, den ich 'beabsichtigt hatte, er schall mich ein H .. . . kerl, dann sagte ich: „Du bist selber ein schlechter Kerl, Du läßt selber Dein Weib h .... gehen." Er faßte mich bei der Brnst, ich nahm mit der linken Hand das lange Messer heran«, gab eö iu die rechte und versetzte ihm einen Hieb, woiaus er jämmerlich zn schreien anfing. Ich packle ihn, er fiel zusammen, cr wehrte sich, indem er mit seinen Füßen anf meine Brnst schlng, und biß mich dann in den Daumen. Daraus bat er mich um Verzeihung und dann ich ihn. Er sagte, ich solle auf sein Weib nud anf sein Kind schauen, ich solle ihm ja verzeihen, und seinem Weibe anch sagen, daß sie ihm Alle« verzeihe. Präs.: Wie war eö möglich, auö der Brnsttasche so schnell da« Messer hecansznziehen? — Angell.: Daö ging ganz gut. Präs.: Zu welchem Zwecke steckten Sie da« Messer ein, alö Sie auö der Fabrik gingen? — Äugelt.: Ich dachte mir, cü werde sich schon eine Gelegenheit finden, wenn er zn raufen ausängt, ihm Ein« hinauszngeben. Präs.: Haben Sie nicht, bevor Sie hingegangen sind, mit der Mathilde Zehetner darüber gesprochen? — Angekl.: Ich habe nicht« sprechen können mit ihr, da Zebelner immer dabei war. Einmal ging er hinnnler über die Leiter, und da sagte ich zn ihr, wenn er zu rausen anfäugt, so gebe ich ihm einen festen Hieb. Präs.: Wa« hat sie gesagt? — Angekl.: Sie hat gesagt, Du kannst thun, wa« Dn willst. Piäs.: Haben Sie beim Fortgehen — Sie gingen ja als der Letzte an« dem Hanse — ihr nicht durch Zeichen zn verstehen gegeben, daß Sie ihren Mann nmbringen werben? — Angekl.: Ja, ich fuhr mit der Hand über den Halö. Präs.: Wie ist denn Zehetner gestanden, alö Sie ihm den ersten Streich gegeben haben? — Angekl.: Er >var ani der linken Seile. Er hat sich dann gebückl nud ivollte mich bei den Füßen fangen. Präs.: Sie haben ihm ja hinterrücks den Streich gegeben. — Angelt.: Daö war nicht möglich, da ich mit der rechten Hand zngc- schlagen habe. Präs.: Hat er gesehen, daß Sie anszieheu? — Angekl.: Da« weiß ich nicht. Alö ich ihm den Hieb gegeben halte, ist er noch zwanzig oder dreißig Schritte gelaufen. Ich lies ihm nach, da das Heft mir in der Hand geblieben war, als ich da« Meyer aus der Wunde gezogen hatte. Da« Heft ließ ich fallen, lief ihm nach, weil er so geschrieen hal, und habe ihm, damit eö nicht schnell anskommt, mit meinem Taschenmesser, da« ich im Hosensack halle, die Gurgel abgeschuilten.
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