prr«»»"«ti»» «r Stttzr: vierteljShrlg halbjährig . ganzjährig - durch Post: vierteljährig halbjährig, ganzjährig . 1 fl. — kr. 2 „ - , 4,-i 1 . 50 . 3 » , 6 , — i 6 kr. Zustellung«» Gebühr in'« Hau« jährlich <0 kr. ^Ä^< ^^, .^^, ^MH^^' ^^J^JLP J^^ ^1 ^L, ^^. ^^ W W Inserate p C .«tcn ««4 »W*f*« ^ «rsch.jn, jeden E-nnta, und Tonnerst.g?----- „ginatfenbet“ wird die -inlMltig, ^^'"^ w «'»»- ^- >»««bme °»° I°I--»te» und -riil-lu für den b-ir-ff-nd,» L-, 8-mft°, und Minw-ch ll «hr MN°g>. Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Ausgabe der Sonntags -Nummer 8 Uhr FrUh, der Donnerstags-Nummer II Uhr Vormittags. «eiecliolls- & Cr*tMHMf-xra« M. HaaS'sche Vochdruckerei L Lithografie St ehr, Srünmartt Nr. 40. Manuscripte werden nicht znrückgestekkt, anonyme Mittheilungen nicht berückfichtiget. Zuschriften portofrei. Nur mit Ret,»r«,rk«n versehe», brieflich, Rafra,» «> «>« »» t Übrr3,s««,te ante« be«utL ortet. Suserate und Prännmeration-betrag müsse« vorhinein bezahlt weaden. Nr. 44. Zur Tagesgeschichte. Der Kaiser ist am 2. Juni in Prag eingetroffen und voll der Bevölkerung festlich empfangen worden. Sämmtliche Blätter der böhmischen Hauptstadt feiern die Anwesenheit des Monarchen; die verfassungstreuen Organe geben der patriotischen Gesinnung der deutschen Bevölkerung Ausdruck, allein sie ziehen Hiebei einen scharfen Unterschied zwischen dem Kaiser als dem Repräsentanten des Dauernden im Wechsel und zwischen den leitenden Kreisen, deren unklugen Handlungen die Verstimmung der verfassungstreuen Bevölkerung zuzuschreiben ist. Die czechischen Blätter stellen die politische Bedeutung der Kaiserreise in den Vordergrund und erblicken in derselben die Anerkennung der Individualität Böhmens seitens des Monarchen. Das jungczechische Organ erachtet die Gelegenheit für paffend, um die Aenderung der Wahlordnung als „Recht der Czecheu" zu proelamiren und die Einbringung der Hohenwart'schen Wahlordnung zu fordern. Die officiellen Reden entbehren indesselt jeder politischen Anspielung. Das Finanzgesetz für das Jahr 1880 wurde am 29. Mai von der Wr. Ztg. veröffentlicht. Die gesammten Staats-Ausgabeu sind auf 423,451.018 fl., die Einnahmen auf 398,277.756 fl. festgesetzt. Das Deficit des Jahres 1880 beträgt demnach 25,173.262 fl. Zur Deckung dieses Abganges dient die Emission von Goldrente im Nominalbeträge von 20 Millionen Gulden, ferner die Summe von 5,883.918 fl., welche an die StaatS-Vorschubeaffen wieder zurückbezahlt worden ist, endlich ein Betrag von 1,435.344 fl., welcher aus den Caffenbeständen entnommen werden soll. Nun hat auch der Gemeinderath der Haupt- und Residenzstadt Wien entschiedene Stellung g e n o m m e n g cgen die föderalistischeu Tendenz« ndesMini- steriums Taafse und die Vergewaltigung der Deutschen, indem derselbe in seiner Sitzung vom 28. Mai die folgende Resolution einstimmig annahm: „Der Gemeinderath spricht die Ueberzeugung aus, daß jede Schmälerung der Befugnisse und jede wie immer geartete, sei es auf legislativem, sei es auf administrativem Wege versuchte B e f r i e d i g u n g u n g e r e ch t f e r t i g t e r Ansprüche der Stämme nicht deutscher Nationalität auf Kosten des österreichischen Volkes deutscher N a l i o n a l i t ä t z u m S ch a d e n d e s S t a a t e s g e r e i ch t. Der Gemeinderalh begrüßt die M a j o r i t ä t desHerreu- haus es, sowie die Vertreter der reichstreuen Partei im Hause der Abgeordneten und spricht denselben seinen wärmsten Dank aus, das; sie in energischer Weise für die Interessen der Einheit des österreichischen Staates eingetreten sind." Der Landtag von Oberösterreich wird ein reiches Materiale für seine Berathungen vorfinden. Der LandesAusschuß, welcher viele Beschiüffe der letzten Session vom Jahre 1878 zu vollziehen hatte, legt diesntal eine uugeFeuilleton. Kleine Wanderungen. Kanu a lustiger'« Leb'n Auf der Welt nimmer geb'n, Als Herob'» auf Almern, Frei d'Brust thutS am höd'u! A. Schosser. Sonnenhelles Firmament und grünende Alpenmatten, ernstes Tannendunkel und Helle Buchenwälder, Büchlein und Waffersall — was braucht's da mehr zu einer fröhlichen Ausfahrt, vorausgesetzt, daß die Weinflasche nicht meuchlings bricht und erkleckliche Leibesatzung in des Rucksacks Tiefen sich findet? — Solch' ein Tag maifreudiger Fahrten war der 27. Mai. Drei lustige Höhen wurden an diesem Tage von Mitgliedern der AlpenvereinS - Section Stehr erstiegen, der große Almkogel, die BodenwieS und der Hochbuchberg. Sechs Herren, darunter der SectionS - Vorstand Dr. Kr ok owizer, und eine Dame wanderten von der Station Kastenreith durch den schattigen Hammergraben, über die liebliche, seit wenigen Tagen bezogene Stallburg - Alm und über die drei Höhen Katzenhirn, Burgspitz und kleinen Almkogel auf den großen Almkogel (1509 m.), wo drei Stunden im Genusse der herrlichen Rundschau auf's schnellste verflogen. Besonders klar und rein hoben sich vom blauen Himmel die kräftigen Silhouetten der steilran- digen Vergriesen des GesäuseS ab; schimmernd grüßten die schneebedeckten Taueru in der Gegend des Ankogels herüber; Hallermauern, Warscheneck und Prielgruppe sorderten reichen Zoll der Bewunderung für ihre scingezeichlleten Kammlinien und steilen Gehänge, markirt durch reichlichen Schnee in Steyr, Donnerstag den 3. Jnni 1880. wöhnlich große Anzahl von Berichten und Gesetzentwürfen vor, um viele Wünsche der Bevölkerung zu realisiren. Es wird aber leider kaum möglich sein, dieses Arbeitspensum in der kommenden, nicht allzu lange dauernden Session zu bewältigen. Unter den bereits gedruckten Landtagsvorlagen theilen wir als die wichtigsten nachstehende mit: Protocolle der Schulenquöte-Commission; Bericht wegen Subventioni- rung der Holzschnitzerei-Fachschule in Hallstatt; Bericht über die Wahl eines Abgeordneten aus dem Großgrundbesitze; Rechnungsabschlüsse der Landessonds; Bericht wegen Errichtung einer Zwangsarbeitsanstalt; Bericht in Betreff der Rettungshäuser für verwahrloste Kinder; Nachtragsbestim- muug zum Gesetze über die Landes -Schulsondsbeiträge aus Verlaffensebasten ; Vermehrung der Kaiserin Elisabeth-Heirats- ausstattungs-Stiftungen; Bericht wegen Errichtung von Stipendien für Schüler der Versuchsanstalt und Lehrwerkstätte für das Eisengewerbe in Steyr; Bericht wegen Ergänzung des HeimatsgesetzeS; Landes-Präliminarien für die Jahre 1880 und 1881; Bericht und Gesetzentwurf über öffentliche Armenpflege der Gemeinden; Bericht wegen der Freitheilbarkeit von Grund und Boden; Bericht über die Wahl eines Abgeordneten des Jndustrialortes Freistavt; Bericht über die weitere Belaffung des geburtshilflichen Ambulatoriums; Bericht wegen Errichtung einer Landes-Hypothekenbank; Bericht wegen Revision der Landesordnung und Landtags-Wahlordnung; Bericht über den LegalisirungSzwang, dann über die Jnn - Regulirung. Auch in Wels hat der dortige Liberal-politische Verein eine Resolution einhellig angenommen, in welcher eiuestheilS die Verwerflichkeit der Sprachenzwangs-Verordnung, anderntheils bezüglich der durch willkürliche Auslegung der Wahlordnung erfolgten Annullirung der Wahlen aus dem oberösterreichischen Großgrundbesitze die Erwartung ausgesprochen wird, daß durch die Einigkeit und Energie der verfaffungstreuen Wähler im oberösterreichischen Großgrund» besitz die Wiederwahl jener Männer durchgesetzt werde. In einer weiteren Resolution spricht der Verein der verfaffungstreuen Minorität des Abgeordnetenhauses und der verfassungstreuen Majorität des Herrenhauses und ihren ruhmvollen Rednern den Dank aus. Für Böhmen wurde zum ersten Präsidenten des Landes-Culturrathes mit kaiserlicher Entschließung vom 29. Mai Fürst Carl Swarzenberg ernannt. In Mährens Hauptstadt, Brünn, ist am 29. Mai der Bürgermeister Dr. Carl Ritter van der Straß Morgens 10'/* Uhr in seinem Bette todt aufgefunden worden. Ein Schlagfluß dürfte seinem Leben im Laufe der Nacht ein Ende gemacht haben. Der Tod wurde durch zwei Aerzte constatirt. Dr. Carl van der Straß wurde am 7. Mai 1817 geboren, 1848 zum Advoeaten in Bielitz ernannt und später nach Neutitschein und Brünn transferirt. Im Jahre 1848 vertrat er den Wghlbezirk Bielitz im Frankfurter Parlamente, 1861 gelangte er in den mährischen Runsen und Karen; in zarten Dunstschleier hüllten sich der Traunstein und der Kobernauserwald. Die Ebene war leicht bedeckt, aber zahlreiche Helle Punkte , Städte und Dörfer, schimmerten herauf. Und ringsum in nächster Umgebung zog den Blick immer wieder an das grüne Meer der Wälder, dort in stille Schluchten hineinfluthend, hier wie eine Woge an die Flanken der Berge hinaufschlagend, unterbrochen von saftiggrünen Alpenweiden wie von seligen Inseln, nur an einer Stelle das freudige Bild gestört durch den qualmenden Rauch eines Waldbrandes in der Gegend der Ramsau, — eine ernste Mahnung, auch auf Anhöhen und in Wäldern mit dem Feuer nicht leichtsinnig umzugehen, wie es nur zu oft aus purem Unverstände geschieht! Der Abstieg erfolgte durch das reizende Marhofthal, an den imponirenden Langlackenmäuern vorüber, durch Buchenwälder, in denen man wie in einem wohlangelegten Parke zu wandern glauben konnte, an der Klause vorbei nach Klein reifling, auf einem so bequemen, nirgends allzu- steilen Wege, daß er als Anstieg zum Almkogel ganz besonders empfohlen werden kann. Eine zweite Partie wurde von fünf Herren unter Reichl'S bewährter Führung auf die BodenwieS — so und nicht Bubenwies steht in den älteren Karten und in der Kataftralmappe — (1537 w.) unternommen. Der Anstieg erfolgte von der Station W e i ß e n b a ch—S t. Galle n über den Schütlhof, der Abstieg ebenfalls durch das Marhofthal nach Kleinreifling. Leider verhinderten die Löckern, welche die Spitze der in der Luftlinie circa 8 Kilometer vom Almkogel südlich liegenden BodenwieS überwuchern, die Gesellschaft vom Almkogel aus zu sehen, während umgekehrt auf der ganz hintergruudfreien Spitze des Almkogels die improvisirten Fahnen von der BodenwieS aus erspäht wurden. , In Kleinreifling trafen die beiden Partien zu26. Jahrgang. Landtag, welcher ihn in den Landesausschuß wählte und in den Reichsrath entsendete. Seit dieser Zeit war er unausgesetzt im ReichSrathe thätig, wo er namentlich au den Codifications-Arbeiten regen Antheil nahm und insbesondere als Berichterstatter bei der neuen Strafproceß - Ordnung sungirte. Am 12. März 1876 wurde er von der Landeshauptstadt Brünn zum Bürgermeister gewählt. Mit Dr. van der Straß verliert die Verfaffungspartei eines ihrer treuesten Mitglieder, welches sich durch seinen intaeten Charakter und seine persönliche Liebenswürdigkeit in allen Kreisen großer Achtung und Beliebtheit erfreute. In Ungarn hat die Regierung am 28. v. M. im Abgeordnetenhaus eine Schlappe erlitten. In der Specialdebatte über die Theißbahn Vorlage wurden die Anträge, welche eine Honorirung des Directionsrathes während der Dauer der Liquidirung involvirten, bei namentlicher Abstimmung verworfen. Der ursprüngliche Antrag war dahin gegangen, den Reservefonds jenem Zwecke zu widmen; hiezu wurde dann das Amendement gestellt, daß 100.000 fl. für die Kosten der Abwicklung mit Inbegriff der Honorirung des Directionsrathes verwendet werden mögen. Hiegegen wurde jedoch die Einwendung erhoben, daß der Directionsrath fernerhin absolut nichts mehr zu thun habe und daß man ihn nur aufrechterhalteu wolle, um einigen Herren, die theils Verwandte des MinisterPräsidenten, des Communications- und Finanzministers, theils hohe Ministerial-Beamte seien, auf Kosten des Staates ein Honorar zu geben. Obwol der Finanzminister und der Ministerpräsident selbst für den Antrag in der durch das Amendement abgeschwächten Form eintraten, wurde derselbe dennoch abgelehnt. In Preußen ist die Verhandlung über die Kirche n- Vorlage im Parlament das Tagesereigniß. Fürst Bis- marck will bekanntlich trotz der ablehnenden Haltung des Papstes „gratis" diese Vorlage der Curie darbieten, um dem Volke zu zeigen, daß nicht der Staat der Unversöhnliche ist, sondern die Curie, welche um ihrer Herrschsucht willen die Hand der Versöhnung im Culturkampfe zurückweist, unbekümmert um das religiöse Bedürfniß der katholischen Gläubigen. Darauf hin zielten auch die sensationellen Enthüllungen Bis- marck's über die Verhandlungen mit der Curie. Im Abgeordnetenhause erregt aber bei den Männern der Fortschrittspartei namentlich die Bestimmung der Vorlage Bedenken, welche es der Regierung vollständig anheimgestellt, die Bischöfe zur Wiederkehr auszufordern, entgegenkommende Nachsicht walten zu lassen, ohne hiefür genügend Gegen -Conceffionen von Seite der Curie und ihrer Prälaten zu haben. Man nennt daher die Vorlage auch die „Dictatur - Vorlage", und namentlich waren es der ehmalige Cultusminister Dr. Falk und Dr. Birchow, die in glänzenden Reden gegen die Regierungsvorlage und die frivole Art, womit BiSmarck die Männer der Fortschrittspartei in den veröffentlichten diplomatischen Aktenstücken als Reichsseinve hinstellte, protestirsammen und bei einem reichlichen Nachteffen in der ob der Güte der Speisen und des Bieres und der nicht unbilligen Preise lobenswerthen Restauration auf dem Bahnhöfe und bei heiterem Gespräche verfloß die Zeit bis zur Ankunft des Zuges gar schnell; unter den Klängen des Sängergrußes, angestimmt von mehreren Mitgliedern der Liedertafel von Steyr, die von Weißenbach aus einen Ausflug durch den Spitzenbachgraben aus den Sauboden, durch die Lauffa und über die Pfarralm nach St. Gallen gemacht, wurde der Train bestiegen. In Ternberg nahm der Zug auch die dritte Partie auf, welche den Buchberg (1207 m.) als Excursions- Gebiet erwählt, durch den Trattenbachgraben auf- und über „Klausriegler" abgestiegen war, ebenfalls vollkommen befriediget von der Gunst des Tages. So rückten wir vollzählig wieder in Steyr ein, reich beladen mit Alpenblumen, mit wohlgefüllter Käferflasche, und wenn auch ruhebedürftig, doch heiterselig im Bewußtsein, einen Tag des reinsten Genusses in der schönen Alpen- welt nicht als einen verlorenen ansehen zu dürfen. Darum ein frohes „Glückauf" zur nächsten Ausfahrt! Die jetzt für Steyr so außerordentlich günstige Fahrordnung der RudolfBahn läßt es ja zu, die mannigfaltigsten und umfangreiche Gebirgstouren an Einen; Tage zu machen. u. Aas rotl-e Kaus. Roman aus dem Englischen von Max Weißenthurm (31. Fortsetzung.) Er drückte zärtlich ihre Hand, doch sie erwiderte seine Liebkosung nicht. Ungeduldig entzog sie ihm die schlanken Finger und betrat den Hausflur. George miethete ein
Seite 2 Der Ilpea-Dotk. Nr. 44 ten. Virchow behauptete, die ganze Vorlage hätte keinen anderen Zweck, als den Papst zu bewegen, auf das Centrum einzuwirken, daß es Bismarck seine geplanten neuen Steuern bewillige. Schließlich wurde die Vorlage einer Commission zur Vorbe rathung überwiesen, welche aus sechs Ultramontanen, je fünf Conservativen und National-Liberalen, drei Freiconser- vativen und zwei Mitgliedern der Fortschrittspartei besteht, so daß die Conservativen und die Ultramontanen über die Majorität verfügen. Die Entscheidung liegt also bis zu einem gewissen Grade beim Centrum. — Neuestens bedroht das römische Jesuitenblatt „Vooe della VeritA“ Jeden, der für die Vorlage stimmen winde, mit der großen Ex- c o m m u n i c a t i o n! In Italien hat sich über Nacht eine Wandlung vollzogen, welche dem Ministerium Cairoli nur zur Befriedigung gereichen kann. Die Allianz zwischen Dissidenten der Linken nnd der Rechten, welche sich noch bei der Wahl des Parlaments - Bureau's so mächtig erwiesen hat, ist in Folge der Begehrlichkeit bei Rechten gesprengt und die Wahlen in die Budget-Commission sind zu Gunsten der Regierung ausgefallen. Freilich weiß man nicht, wie lange diese „Einigkeit" vorhalten wird. In Belgien hat der vom Papste seines Amtes in der D'.öcese Tournai entsetzte Bischof Dumont in voriger Woche herumrumort und rief Himmel nnd Erde nnd die liberale Presie an, Zeugen zu sein der schmählichen Gewaltthat, die man ihm, dem glaubensstärksten aller ßreitbaren Werkzeuge des Syllabus, angethan. Die römische. Curie und der belgische Clerus haben ihn für einen armen Irrsinnigen erklärt, obschon man ihm den Excommunications-Hirtenbricf verdankt, den alle anderen Bischöfe sich zu eigen gemacht haben. Er dagegen erklärt den Papst oder, wie er sich aus- drückt, den Cardinal Pecci für einen Uebelthäter, den Nuntius Vanutelli sür einen Intriganten, seinen Nachfolger im Amt für einen Eindringling, und beruft sich auf die gottbe- guadete Louise Lateau, die in ihm ihren einzig berechtigten Bischof erkenne. Dieses arme Mädchen, mit dem bisher so viel Gaukelei getrieben worden ist, soll nun mit dein großen Kirchenbann bedroht nnd zn dem Bekenntniß gezwungen werden, daß Dumont's Absetzung der Wille Gottes gewesen sei. — Der ehemalige Präsident des Senats, Fürst v. Ligne, ist am 20. Mai im 77. Lebensjahre gestorben. — Die Kammerwahlen sind auf den 8. Juni anberaumt; alle wahlberechtigten Militärpersoneu werden sür den Tag Urlaub bekommen. In Frankreich hat die Regierung fortwährend mit den gefährlichen Allüren der Radicalen zu kämpfen. Der Pariser Gemeinderath hat dem Polizeipräfccten eine förmliche Rüge ertheilt, weil er durch Präventivmaßregeln die Demonstration der Communards vereitelte; die Regierung annullirte diesen Beschluß, wurde aber in der Kammer hierüber wieder in der gehässigsten Weise von den Radicalen interpellirt und angegriffen. Die Kammer ging mit großer Majorität hierüber zur Tagesordnung über und gab damit der Regierung ein eclatantes Vertrauensvotum. Nun beabsichtigt der Pariser Gemeiuderath einen neuen Skandal, indem er das Budget der Polizeipräfectur ablehnen will. Weiters macht ein Brief Rochesort's aus Genf große Sensation, worin derselbe dem Polizeipräfccten in den schärfsten Worten vorwirst, sein in Paris studirender Sohn sei von ton Polizeisoldaten bei dem Rummel am BastillenZimmer und schrieb in das Fremdenbuch: „Mr. und Mrs. George P. Blake. Johanna begab sich in ihr Gemach, wo sie ihr Haar ordnete; hierauf folgte sie George in den Speisesaal, um zu frühstücken. Sie speisten und dann entfernte sich George; Johanna aber kehrte abermals in ihr Zimmer zurück. Während sie so allein saß, das Antlitz in ihren Händen verborgen, entrollte sich vor ihrem geistigen Auge ein Bild ihres ganzen düsteren, liebelosen Lebenslauses. Ein Gefühl wilden Grolles gegen das Schicksal bemächtigte sich ihrer. Alles Unrecht, welches sie während ihres kurzen Daseins ertragen hatte, stand vor ihrer Seele. Vaterlos! Mutterlos! Was hatte sie verbrochen, um, von ihrer Geburt an mit einem Fluch behaftet, in's Leben hinanSgeftoßen zu werden? Harte Worte, harte Behandlung und Verwünschungen, das war das Wiegenlied, welches man ihr gesungen hatte. In Noth und Elend war sie ausgewachsen! Nie konnte sie die Vergangenheit vergessen, nie verzeihen. Eine Lebensdauer des Glückes wäre zu kurz gewesen, um die Verachtung, den Haß ans ihrem Herzen, ans ihrem Gedächtniß zu tilgen, welche Ge- sühle sie sür das Menschengeschlecht empfand. Und doch, nein, nicht für alle Menschen, nicht für George Blake, der mit ihr geflohen war. Der harte Zug um ihren Mund gibt nach. George wird sein ganzes Leben hindurch nicht wissen, was er mit ihr anfangen soll; er wird den unüberlegten Schritt beklagen, sie weiß, sie empfindet es'. Sie hat nicht an ihn, nur an sich selbst gedacht. Es war der einzige Ausweg, welcher sich ihr geboten, und sie halte denselben erfaßt. Weßhalb sollte sie irgend eine Menschenseele schonen? George Blacke hatte sie freiwillig begleitet, er sollte die sich selbst aufgebürdele Last auch tragen! Sie hielt in ihrem Jdeengange inne. Rasche Schritte gingen an ihrer Thür vorüber; es war ein Männertritt, eine kräftige Stimme sang eine muntere Weise. Schritt und Stimme waren ihr zu bekannt; sie berührten ihr Herz wie mit einem elektrischen Schlage. Sie sprang aus und eilte zur Thür. Den Corridor entlang entfernte sich die hohe Gestalt eines Mannes; eine Dame ging an ihm vorüber, er lüftete den Hut und verschwand. Einen Augenblick stand sie regungslos mit bleichem Antlitz, mit wildpochendem Herzen; dann stürzte sie an's Fenster, gerade noch rechtzeitig, um ihn aus dem Hausthor treten zu sehen. Das platze absichtlich mit Säbelhieben tractirt worden, und er (Rochesort) werde, wenn er nach der allgemeinen Amnestie, die nur eine Frage der Zeit sei, nach Paris komme, diese Säbelhiebe dem Polizeipräfccten mit Ohrfeigen zn- rückzahlen ! — Diese Herren werden, wenn sie so fortfahren, die Republik und die Freiheit, als deren Märtyrer sie sich ausgeben, bald genug umgebracht und die brutale Despotie an ihre Stelle gesetzt haben. Frankreich unb Rußland sind officiell wieder aus-, gesühnt. Der russische Botschafter Fürst Orlow hat gleich nach seiner Ankunft in Paris bei dem Präsidenten der Republik Audienz genommen und demselben erklärt, der Kaiser von Rußland habe ihn ausdrücklich beauftragt, dem Herrn Grevy seine persönliche Hochachtung und den Wunsch auszusprechen, daß die Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland immer so herzliche und intime, wie gegenwärtig bleiben mögen. Der Präsident erwiderte, er tvünsche sich Glück, daß Rußland auch fernerhin in Frankreich durch einen Diplomaten vertreten bleibe, der sich sowol in der officiellen Welt, als in der Pariser Gesellschaft so viel Sympathieen zu erringen wußte. In England ist die Regierung Gladstone's gezwungen, sich fortwährend zu „entschuldige n" und das, was ihre Mitglieder während der Wahlbewegnng mit vollen Backen ius Land geschrieen, zu w i d e r r u f c n, und was sie am Ministerium Beaconsfield getadelt, nachträglich als richtig an- zuerkennen. Gegen die Ernennung des Marquis v. R i p o n zum Bicekönig von Indien entwickelt sich eine großartige Agitation. Der Thron von Afghanistan wurde A b d u r r h a m a n von den Engländern bedingungslos angeboten; Abdur- rhaman erklärte, sich über die Annahme des Offertes erst aussprechen zu können, nachdem er sich mit den Sirdars, den Cb «Häuptlingen, berathen und verständigt habe. Die Regierung in Bulgarien beabsichtigte, der Kammer einen Gesetzentwurf zur Annahme vorzulegen, wonach jene Bewohner, welche aus der Dobrudscha (jener Landstrich, der durch den Berliner Vertrag Rumänien einver- leibt wurde) auswandern, durch den Act der Auswand e r u n g s e l b st schon das b u l g a r i s ch e H e i m a l s- recht erlangen, und sollte sich die Wirksamkeit dieses Gesetzes auch auf die von Serbien neu annectirten Gebietstheile erstrecken. Die serbische Regierung hat sofort gegen diesen Gesetzentwurf Protest erhoben und wurde Hiebei durch Oesterreich-Ungarn kräftigst unterstützt, sowie sich auch England und Frankreich diesem Proteste anschloffeu, da der besprochene Gesetzentwurf eine flagrante Verletzung des Berliner Vertrages bedeute. Die b u l g a r i s ch e Regierung hat nun, diesem Drucke nachgebend, durch den Minister Zankoff in der Kammer erklären lassen, daß sie diesen Gesetzentwurf zurückziehe, sich jedoch vorbehalten, der Kammer in der n ä ch st e n S e s f i o n einen diesen Gegenstand betreffenden Gesetzentwurf vorzulegen, demzufolge diese Naluralisationssrage kraft einer mit Serbien und Rumänien abzuschließenden Convention geregelt werden soll. Damit wäre nun allerdings der Angelegenheit der vertragswidrige Charakter benommen. Daß indeffen Bulgarien überhaupt den Versuch gemacht hat, einen Entwurf einbringen zu wollen, der, wenn er Gesetzeskraft erlangt hätte, einer theilweisen Confiscation fürstlich rumänischer Hoheitsuchte gleichgekommen wäre und die Dobrudscha zu einem von Licht des scheidenden Tages beleuchtete seine Züge, er war schön wie immer, von nonchalanter Eleganz, dieselbe blendende Erscheinung, die es verstanden hatte, das Mädchen zn fesseln. Worin lag der Reiz, welchen er auf so viele Frauen ausübte? Er war nur ein hübscher, stattlicher Mann, wie sie deren später zu Tausenden begegnete, und doch fühlte sie für Frank Livingston ein Etwas, das sie sür Niemanden jemals empfunden hatte. Mit Einem Blick hatte sie jede Einzelheit seiner Erscheinung aufgesaßt, bis auf die Nosenknospe, welche in seinem Knopfloch steckte. Er zündete sich eine Cigarre an, rief einen Wagen herbei, stieg in denselben und entschwand ihren Blicken. Sie setzte sich wieder, sie versuchte den Jdeengang, welchen sie früher verfolgte, von Neuem aufzunehmen, — umsonst! — Eine merkwürdige Umwälzung war in ihr vorgegangen. Sie fühlte jetzt und zwar mit erschreckender Wahrheit, daß sie George nie, nie lieben könne! Sie sprang empor und streckte wie abwehrend die Hände aus; — nein, — lieber sterben! Wie hatte sie nur jemals diese Möglichkeit in's Auge fassen können? Weßhalb war sie hierhergekommen? Weßhalb blieb sie hier? Er würde zurückkommen und sie zwingen, ihn zu lieben. Sie zwingen! Sie lachte verächtlich. Doch plötzlich tauchten seine flehenden Augen vor ihr auf. Sie durste nicht bleiben, — ihm nicht wieder begegnen. Im Nn war ihr Beschluß gefaßt, — und all' das nur, weil sie eine Secunde lang Frank Livingston gesehen hatte! Sie setzte ihren Hut auf, hüllte sich in ihren Shawl und — eilte von bannen. Nicht eine Zeile, nicht ein Abschiedswort ließ sie zurück. Was sollte sie George sagen? Ueberdies war sie nicht romantisch. George würde sehen, daß sie fort war, das genügte. Wohin wollte sie? Johanna wußte cS nicht, — nur so viel wußte das Mädchen, daß es George Blake nicht wieder begegnen durfte. Sie öffnete die Thür und eilte rasch durch den langen Corridor. In ihrer Verzweiflung dachte sie nicht an den Schmerz, den ihre Flucht ihm bereiten würde. Sie dachte nur daran, zu entfliehen, nur weit, — weit fort. Noch wenige Schritte und sie stand unter Gottes freiem Himntel, obdachlos und mittellos, — in den Straßen Newyork's. (Fortsetzung folgt.) Rumänien anuectirten Gebiete, dessen Bevölkerung zu Bulgarien heranzuziehen sei, gestempelt hätte, bleibt immerhin bezeichnend. Nach einer aus Constanttnopel kommenden Meldung droht ein neuer Conflict zwischen der Pforte und dem General-Gouverneur von O st - R u m e l i e n, Fürsten V o g o- rides, auszubrechen, welcher Letzter« veranlassen dürfte demnächst in Constantinopel einzutreffen. Fürst Vogorides weigert sich, das Verlangen der Pforte zu erfüllen, den Posten eines ostrumelischen Justiz - Directors mit einem ein- gebornen Mohammedaner und den nach dem Rücktritte Schmidt's vacanten Posten eines ostrumelischen Finanz- Directors mit einem eingebornen Griechen zu besetzen. Gesterreichischer Weichsrath. Herrenhaus. c25. Sitzung am 25. Mai.) Erster Gegenstand der Tages-Ordnuug ist die Specialdebatte über den StaatSvoranschlaa pr. 1880. Zu Capitel 5, Titel 1, „Ministerrathspräsidium", ergreift Graf Widmann das Wort, um den in Oberösterreich abgeschlossenen Com. Promist der Grostgrundbesitzer zu vertheidigen. Bei Capitel 7, Titel 1, „Politische Verwaltung", änstert derselbe Redner seine Ansichten über die Reform der Berwaltnng nnd wünscht, daß die Regierung in dieser Richtung Vorlagen eiubringe. Bei Capitel 9, „Cultnö-Ministerium", spricht Cardinal Fürsterzbischof Dr. Kntschker über die Verwaltung des Religionsfonds, bezüglich welcher er die Einführung mehrerer Aenderungen in der Gebarung wünscht. Der Redner spricht sein Bedauern darüber anS, daß die seit mehreren Jahren angestrebte Ausbeffernug der Dotation deö niederen Clerns noch immer nicht zur Ausführung gelangt ist. Graf Leo Thun führt anS, dast cS eigentlich keinen ReligionS- fand, sondern mehrere Religionsfonde gibt. Redner gibt mehreren Beschwerden gegen die Bemessnng der ReligionsfondSüener Ausdruck. Cardinal Fürst Schwarzen berg spricht ebenfalls zur Verwendung des ReligionSsondS, findet eS bedanerlich, dast Fände, welche für bestimmte locale Zwecke gewidmet wurden, jetzt allgemeinen Zwecken des ReligionSsondS zugeführt werden. Redner weist sodann nach, daß die ReligionSsondS. Steuer des Präger ErzbiSthnmS viel zn hoch bemessen wurde und wünscht, dast vorkommenden Recnrsen billige Rücksicht zngewendet werde. Auf die Volksschule übergehend, spricht sich Redner gegen die achtjährige Schulpflicht anS, welche, sowie die Ein- ftthrnng der Bürgerschnlen, den Unterricht nngemein vertheuert. Ritter v. Schmerling wendet sich gegen das heute zum Ausdrücke gelangte Bedauern, dast zur Verbesserung der Lage des niederen Clerus noch nichts geschehen ist und erklärt, warum daö betreffende Gesetz heute noch nicht zu Stande kam: Diese Angelegenheit wurde eben weder von der Regierung, noch vom AbgeorduetenhauS gehörig betrieben. An dem Herreuhause ist keine Schuld. Möge daö Gesetz an daö Herrenhaus gelangen und diese« wird zeigen, dast es ein warmes Herz für die Leiden nnd Bedürfnisse deS niederen Clerus hegt. UnterrichtSmiuister Baron Conrad erklärt, dast das von ihm heuer eiugebrachte Cougrua- Gesetz aus eutschiedene Opposition gestosten ist und daß die Regierung in der nächsten Session ein modificirtcS Gesetz vorlegeu werde. WaS daö UnterrichtSweseu betrifft, so werde die Regierung Üetö mit der größten Sparsamkeit vorgehen. Die Schule zu schädigen, daran denkt Niemand und er constatire mit Befriedigung, daß vor einigen Tagen mehrere Petitionen um Aufrechthaltung deS BolksfchulgesetzeS als gegenstandslos bezeichnet worden sind. Die Regierung denkt nicht daran, den Grnndfatz der achljährigen Schulpflicht aufzngeben, aber sie muß localen Bedürfnissen Rechnung tragen, wo sie vorhanden sind. Graf Leo Thun führt aus, dast die Recurfe gegen Steuer- bemeffungen auf Gründ des PfründenbesteuerungS - Gesetzes in einem Falle vorn BerwaltnugS - Gerichtshöfe zurllckgewiesen wurden, weil die Steuerbemcssnng auf Grund eines Gesetzes erfolgt sei. Das Capitel „Ministerium für Cultus uud Unterricht" wird sodann eingestellt und der Rest deS Budgets sowie des Fluanzgefetz ohne weitere Debatte angenommen. Es folgt die 3. Lesung deö M i l itär tax-G esetzes. Baron Hhe erstattet den Bericht. Daö Gesetz wird en bloc angenommen. Daö Gesetz, betreffend eine Aenderung der ReichSrathSwahlOrdnung (galizifche Landgemeinden) wird angenommen nnd der Ausweis üb^r die Saatövorfchustcaffen zur Kenntniß genommen. In die Delegation werden gewählt als Mitglieder: Fürst Adolf AnerSperg, Baron Ceöchi, Fürst Czartorpski, Baron Engerth, Graf Falkenhapu, Landgraf Fürsteuberg, GLgl, R. v. Höfler, Baron Hofmann, Baron Hübncr, Fürst Khevenhüller, Baron Köuigöwarter, Fürst Fried. Liechtenstein, Jof. Ritter v. Schmerling, Fürst Carl Schwarzenberg, Baron Tinti, Fürst Trauttmaunödorff, Graf Trantt- manSdorf, Graf Oswald Thnn, Dr. Unger. Als Ersatzmänner: Baron Rostbachcr, Fürst Sapieha, Abt Carl, R. v. Maser, Fürst Windischgrätz, Fürst Rosenberg, Baron Mahr, Graf Hoyoö, Baron Washington, Graf Friedrich Thun. Minister-Präsident Graf Taafse erklärt im Allerhöchsten Auftrag den Reich «rath für vertagt. Gorresponoenz. Amstetten, (Liedertafel. — Turnerfahnenweihe.) Nach einer langen Pause saud die erste statutenmäßige Production der hiesigen Liedertafel in Ripta'S Lwal-Localitälen statt. Nach exquisitem Vortrage der Ouvertüre zn „Don Juan", eröffnete den Reigen der insgesammt trefflich durchgefllhrten Pwcen daö „Ave Maria" in dem Alpen-Chor von Abt und wurde mit reichem Applaus ausgezeichnet. Hierauf folgte daS Terzett uud Chor-Finale au« Kreuzer'« Nachtlager von Grauada", wobei der Gesang nnd die Vortragsweise des FränleinS Hoynigg großen Beifall hervorrief. Die junge Dame ist im Besitze einer schönen Sopranstimme, welche in allen Lagen gleich volltönend nnd sympathisch klingt nnd bei gediegener Schulung zu großen Hoffnungen berechtigt. — ö'Almsee-Echo, Männerchor mit Solo-Quartett (Echo) von Brixuer, wurde mit besonder« feiner Nuaucirung und Präcision ansgefiihrt. „Morgengrnß" und „Verlust", Bariton-Lieder von Mendelssohn, gesungen vom Vorstände de« Vereine«, ernteten reiche Beisall. — Rondean, ox. I, für Clavier von Chopin, vorgetragen von Frau Kranze r, sowie die von Herrn Hammerer gespielte Biolin-Piöce, fanden, wie immer, gebührende Anerkennung, ivie sich nicht minder der Zithervortrag von Fräulein Laimer anhaltenden Applauses erfreute. Sonntag den 6. Juni findet hier die Turner-Fahnenweihe statt, und werden schon viele Lorbereituugen hiezu getroffen, die Gäste gastfreundlichst zu empfangen und die Feier würdig zn begehen. Daö Programm ist folgendes: Empfang der Gäste am Bahnhöfe, da die meisten Turnvereine Niederösterreich's die Betheiligung bei diesem Feste zngesagt haben. Aufstellung vor dem Rathhaufe und Abmarsch auf deu Turnplatz, Schautureu, Fahnenweihe, Riegen- tnrneu, Wett- nnd PreiSturnen, Külturneu, sodann Vertheiluug der Ehrenpreise, Festzug durch den Markt. AbendS 8 Uhr Kränzchen im Hotel „Zum goldenen Adler". Der Turnverein Amstetten's ist der jüngste Turnverein in Niedcrösterreich, besteht seit 1879 uud zählt 45 Mitglieder bei einer Einwohnerzahl vou 1600.
____________________ Der Ilptn-Iotr _________________________ __________________Seite 3 Nr. 44 Gerttiches. (Protoeoll, ausgenommen über die Sitzung des Gemeinderathes am 12. Mai. — Schluß.) Der Vorsitzende ersucht, den Punkt 18, uämltdj Schreiben des Fest-Central - Comites des Bttrgercorpö um Ueberlassunq der Schul-Localitäten im Exjefttite»- Gebäude zur Einquartierung zuerst iu Verhandlung zu bringen. 18. Gemeinderath Wenhart verliest nachstehendes Schreiben: „Wohllöbliche Gemeinde - Vorstehu»g Steyr! Nach den gegenwärtigen Anfragen fremder Bürgercorps ist eine sehr rege Theilnahme an dem Jubelfeste zn gewärtigen. ES tritt nun au das gefertigte Comitä die Sorge heran, daß iu Privatwohnuugcn nicht die nöthige Anzahl der P. T. Gäste uutergebracht werden kann. DaS gefertigte Comite ge- staktet sich demnach, um gütige Ueberlafsnng der Schullocalitäten im Exjesuiten- Gebäude behnsS Errichtung von Massen-Quarlieren während des Festes zu bitteu, und glaubt mit Nücksicht auf die zu der Zeit statt- findendeu Ferien auf Gewährung sicher rechnen zu können. — Steyr, am 27. April 1880. — Mit ansgezeichneter Hochachtung der Obmann für das Central-Comiie deS BürgercorpS: Franz Tomitz." Hiezu stellt Referent namens der Section folgenden Antrag: „Der löbl. Gemeinderath wolle dem vorliegenden Gesuche um Ueber- lassung der Schullocalitäten im Exjesniteugebäude behufs Errichtung von Dkassenquartieren für Festgäste des Bürgercorps Folge geben." Gemeinderath Red! bemerkt, beim Sonntag-Rapport h?.be der städt. Ingenieur sich auSgesvrochen, daß die Mädchenschule zu diesem Zwecke geeigneter wäre als das Exjesuiten-Gebäude. Gemeinderath Wenhart erwähnt, daß diese Angelegenheit auch in der Section besprächet! worden sei, und habe sich die Section sür das Exjesuitengebäude ausgesprochen, und zwar aus dem Grunde, weil die Räumung der Localitäten nicht so umständlich sei.' Licebllrgermeister Gschaid er beantragt, die Sache im Principe zu betvilligeu und die Einräumung der Localitäten dem Bürgermeister zu überlasten. Dieser letztere Antrag wird angenommen. — Z. 4714. Der Vorsitzende ersucht den Vicebürgermeister Gschaider den Vorsitz zu übernehmen. Unter dem Vorsitze des Vicebürgermeisters Gschaider. 17. Gemeinderath Wenhart verliest nachstehendes Schreiben: „Z. 118. C.-A. Der gefertigte Ceutral-AuSschuß hat die geschätzte Zuschrift vom 24. April d. I., Z. 4181, mit welcher unS bekannt gegeben wurde, es sei zufolge Sitzungvbeschlusses de« Gemeinderathes vom 16. April d. I. zur Erinnerung au die im August d. I. stattfiudende Feier deS 900jährigeu Bestandes der Stadt Steyr die Errichtung eines neuen Armenhauses nach Abschluß deö erwähnten Festes sofort energisch in die Hand zu nehmen, nnd die Kräftigung de« bereits vorhandenen, aber noch unzulänglichen FoudeS zur Verpflegung der hiesigen Armen auf den voiu Central - AuSschuste vorgeschlagenen Weg rechtzeitig in Scene zu setzen, in seiner Sitzung vom 1. d. M. zur Kenntniß genommen und Hiebei seiner Ansicht dahin Ausdruck gegeben, es könne gemäß dieses BeschlnsteS gegenwärtig nur Sache des löbl. GemeiuderatheS sein, zu bestimmen, in welcher Weise die Aufbringung dieses sogenannten JubilänmSsoilde« zu erfolgen hätte. Der gefertigte Central - Ausschuß hat aber Hiebei seine vollste Bereitwilligkeit ausgesprochen, den löblichen Gemeinderath für den Fall, als er eine Verbindung dieser seiner obigen Beschlüsse mit der Gedächtuißfeier deS 900jährigen Bestandes der Stadt Steyr aufrecht zu erhallen gedenkt, Hiebei in jeder Richtung nach Maß- gäbe seines Wirkungskreises aus'S kräftigste unterstützen zu wollen, und sieht daher eventuellen weiteren dieSsälligen Beschlüssen eines löblichen GemeiuderatheS entgegen. — Steyr, am 4. Mai 1880. — Der CentralAueschuß für die Feier deS 900jährig?u Bestandes von Steyr. Der Obmann: G. Pointner. Der Schriftführer: L. A. Jglseder. — An den löbl. Gemeiuderath der Stadt Steyr." Hiezu verliest Referent den SectionSautrag, welcher lautet: „Die Section stellt den Antrag, der löbl. Gcmeinderath halte die Der- bindung seiner in Betreff der Armenfrage in der letzten Sitzung gefaßten Beschlüsse mit der Feier deS 900 jährigen Bestandes der Stadt Steyr aufrecht, nehme die Mittheilung deS löbl. Central-AuSschuffes, laut welcher derselbe bereit sei, den Gemeinderathe bei Ausbringung deö sogenannten Jnbiläumsfondeö kräftigst zn unterstützen, zur angenehmen Kenntniß, treffe aber in Anbetracht der Wichtigkeit dieses Gegenstandes über die Art und Weise, in welcher die Kräftigung des hiesigen Armen- VcrsorgnngSfondeS anzubahneu und bis zum Feste durchzuführeu sei, für heute noch keine Bestimmung, sondern vertage behufs eingehender Ventilirnng dieser Frage die endgiltige Beschlußfassung hierüber bis zur nächsten Gemeinderalhssitzung." Referent bemerkt, daß die Anregung wegen Gründung eines VersorguugSfondeö als bleibende Erinnerung an das 900jährige In- bilänm vom Bürgermeister auSgegaugen fei, nnd werde derselbe heute seine dieSsälligen Anschauungen dem Gemeinderathe mittheilen. (ES folgt nun im amtlichen Protocolle der Bortrag des Bürgermeister«, den wir bereits in Nr. 40 deS Alpeuboten mitgetheilt haben.) Der V orsitzend e ersucht nochmals um Verlesung deö Section«. AutrageS. Nach Verlesung desselben erbittet sich Bürgermeister Georg Pointner daS Wort und sührt au, die Zinshäuser haben einen Baukostenaufwand von 84.000 fl. beansprucht, der jährliche Ertrag derselben sei 4500 fl. Ein ZinShauS habe 16 Wohnungen, da« andere 8. Wenn nun von dem Erträguiß per 4500 fl. die Steuern, Reparaturen, Leerstehen der Wohnungen in Abzug gebracht würde», so verbliebe noch ein sicherer Betrag von 3000 fl. oder ein Capitalsfond von 60.000 fl. und könnte man diese beiden Zinshäuser dem Armeu-Jnstitute abtreteu. Hienach wird der Antrag der Section angenommen. — Z. 5112. Ueber Umfrage des Vorsitzenden, ob noch Jemand etwas vorzubringen oder einen Antrag zu stellen wünsche, macht Bürgermeister Pointner auf da« Unglück in Freistadt aufmerksam und frägt,ob die Gemeinde nicht Willens sei, den Verunglückten in irgend einer Weise au« Gemeindemilteln eine Unterstützung zukommen zn laffen, oder eine Sammlung einznleiten. Die durch Brand verunglückte Stadr liege in Oberösterreich, nnd ersuche er um einen dieSsälligen Antrag. Gemeiuderath Wenhart frägt, in welcher Weise Kirchdorf unterstützt worden sei. Gemeinderath Perz bemerkt, daß eine Sammlung eingeleitet worden sei und die Gemeinde 200 fl. gegeben habe. Der Vorsitzende erwidert, daß damals dnrch die Subscription eine jo große Summe aufgebracht wurde, daß eine besondere Subvention nicht stattgefnndeu habe. Gemeinderath Kautsch beanlragt, die Gemeinde solle sich mit dem Betrage per 50 fl. an die Spitze einer Snbscription stellen. Gemeinderath Carl v. Jäger stellt den Antrag auf Gewährung einer Subveutwu per 200 fl., welcher Betrag sofort an die Verunglück- teu abgeführt werden solle. Gemeinderath BreSlmayr. und Kautsch schließen sich dem Anträge deS Gemelnderathe« Carl v. Jäger an. Der Vorsitzende bringt den Antrag auf Gewährung einer Subvention von 200 fl. zur Abstimmung, und wird derselbe einstimmig angenommen. WeiterS wird beschlossen, nebstdem eine Sammlung iu gewöhnlichem Wege durch die üblichen Organe einznleiten. Gemeinderalh Gründ!er ersucht um Veranlaffnng bezüglich des Dominikaner-Brunnens den Baumeister Gerl und Herrn WolsS- jäger darüber einznvernehmen, was Ersterer für die Brunnsteinplatten und Letzterer für die steinerne Statue zu zahlen geneigt wären. Wird beschloffen, diese Erhebungen durch das Bauamt zu pflegen. Geineinderath Holnb bemerkt, daß der Thurm auf dem Spital- bcrg, wie er jetzt dastehe, durchaus nicht schön sei und glaubt, daß eö nicht verfehlt wäre, wenn derselbe restanrirt und das Kreuz, welches im Archive ausbewahrt liege, wieder aufgesetzt würde. Gemeinderalh Kautsch schließt sich der Anschauung des Ge- meiuderalheS Holnb an und bemerkt, daß dieser Thurm schon von vielen Seite» bemängelt worden sei. Es habe» ihn selbst schon Leute gefragt, was da« für ein Thurm sei. Gemeinderath Anton v. Jäger bemerkt, es handle sich darum, ob die Kosten die Gemeinde treffen oder den ReligionSfoud. Der Vorsitzende erklärt, das Kreuz habe hernnter genommen werden müssen, und wenn dasselbe wieder ohne Mühe aufgesetzt hätte werden können, so wäre die« gewiß geschehen. ES handle sich ;n erheben, wer daS Kreuz zu setzen habeGemeinderalh Wenhart glaubt, daß heute über diesen Gegen- staud kein Beschluß gefaßt werden könne, nnd solle derselbe auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gestellt werden. Der Antrag des Gemeinderathes Wenhart wird angenommen. Hierauf erklärt der Vorsitzende die Sitzung um 5'/« Uhr für geschlossen. Der Vorsitzende: Georg Pointner. Johann Redl, Leopold Huber, Franz Amtmann, Gemeiuderath. Gemeinderath. Schriftführer. (K. k. Stadtschulrath.) AuSzug aus dem Sitzung«- Protocolle desselben vom 29. Mai: Die Mittheilung, daß sich der k. k. Bezirks - Schulinspector mit dem k. k. Bezirksschulrathe für den Laudbezirk Steyr bezüglich Bestellung von durch da« k. k. militärgeographische Institut in Wien angelegten Schulwandkarten einzelner Bezirke ins Einvernehmen gesetzt habe, daß hierüber die nöthigen Erhebungen bereits eingeleitet seien und daS Resultat derselben seinerzeit mitgetheilt werden wird, wird zur Kenntniß genommen. — Der von der Gemeinde - Vorstehung abverlangte und nun vorgelegte Plan über da« Gebäude der Mädchenschule iu Aichel Puncts Adaptirung eines fünften LehrzimmerS daselbst wird dem k. k. LandeSschnlrathe auf Grund deS von selbem ertheilten Auftrages mit dem Berichte vorgelegt, daß nach dem Gntachten deS städt. Bauamtes, welche« unter Einem erstattet wurde, eine Adaptirung in diesem Gebäude als »«zulässig erkannt werden mußte. — Ein Gesuch um Entlassung eines Schülers au« der Schule mit Ende diese« Schuljahre« mußte, trotz vorhaudener, berück- sichtigenSwerther Gründe, mangels der gesetzlichen Erfordernisse abgewiesen werden. — Ein Gesuch um Aufnahme eines iu Nenlust mohneu- deu Kinde« in eine hierstädtische Schule mit Beginn deö nächsten Schuljahre« wurde vorläufig bedingungsweise bewilligt, wenn hiedurch nicht das gesetzliche Maximum an Schülerinen iu der betreffenden Classe überschritten wird. — Die Auzeigeu der Schulleitung der KnabenVolksschule in Steyrdorf und der Direction der Mädchenschule in Aichet in Betreff Wechsel« de« Katecheten, sowie die Anzeige der Kindergärtnerin, daß in ihcem Kindergarten einer Kindergarten - Candidatin behufs Vorbereitung zur Prüfung hospitire, werden zur Kenntniß genommen. — Ein Gesuch einer Uuterlehrerin puncto Anerkennung der Pensionsberechtigung vom Tage der Ablegnng der Lehrbesähiguugs- Prüfung ab wird dem k. k. Bezirks - Schulinspector zur weitere» ämt- liche» Behandlung zngefertigt. — Die k. k. Schulbücher - Verlag«- Direction in Wien wird um Nachsendung der zweiten Exemplare der in den Jahren 1876, 1878 und 1879 übermittelten drei Serien der biblischen Bilder au« dc« Pfarrers Sautter kutechetischeu Stiftung ersucht. — Da« Schreiben einer Berlagsbuchhandlnng in Wien, womit selbe die Anschaffung des Werkes „Wanderungen durch die österreichischungarische Monarchie" von Professor Dr. Fr. Umlanft empfiehlt, wird, nachdem hierauf keine Bestellung gemacht wird, zur Kenntniß genommen, ebenso auch der Erlaß des Landesschulrathes in Betreff der nunmehr zu verwendenden Tabellen bei den statistischen Nachweijungen a) der Staatsgewerbeschnleu und b) der allgemeinen und gewerblichen Zeichen- sowie der gewerblichen Fortbildungsschule». — Zwei Ansuchen um Gewährung von Freiplätzen im Kindergarten wurden bewilligt. — Der vom k. k. Bezirksschulrathe Steyr übermittelte Act, euthalteud die Aeußerungen der OrtSschulräthe von Sieruing und St. Ulrich über die Frage der Beitragöleistung der Gemeinden St. Ulrich und Sierning zu den Schulkosten von Steyr, betreff« der zu den städt. Schulen eingeschulten Häuser der genannten Landgemeinden, wird einem Snb-Comite, bestehend aus dem Herrn Bürgermeister als Vorsitzenden de« Stadtschul- rathe« und den Stadtschulratys-Mitgliedern Herren Göppl nnd Wenhart zur gründlichen Erörterung, Berathung nnd Antragstelluug zugewiesen. — Der Erlaß de« k. k. LandeSschnlrathe«, womit der JahreS-Haupt- bericht über das Volksschulwesen de« Stadtbezirkes im Schuljahre 1878/9 seine Erledigung findet, wird zur Kenntniß genommen, und sind die iu demselben enthaltenen Aufträge zu befolgen und auSzuführe». — Die Anzeige, daß von Seite des Lehrkörper« deö Stadtbezirke« der Lehrer uud Leiter der Stadtmädchenschnle Herr Wenzel Salzer zum Abgeordneten für die dritte o.-ö. Lehrer-Landeöconferenz gewählt wurde, wird zur Kenntniß genommen und dem Laudesschulrathe mitgetheilt. — Die Jnspeclionsberichte über deu Privat - Kindergarten und über die Knaben-Volksschule in Steyrdorf werden znr Kenntniß genommen und die vom L k. BezirkS-Schulinspector hierüber gestellten Anträge, resp. Verfügungen genehmigt. (Sparkasse Steyr.) Mit Ende April 1880 verblieben an Interessenten - Guthaben 7,709.108 fl. 28 kr. Im Monate Mai d. I. wurden von 790 Parteien eingelegt 139.238 fl. 08V- kr. Summe . . 7,848.340 fl. 36V- kr. Nückgezahlt wurden an 540 Parteien 129.709 fl. 38 kr. Verbleiben mit Ende Mai 1880 an Jntereflenten- Guthaben 7,718.636 fl. 98V- kr. (Die permanente Ausstellung) wurde im Monate Mai von 418 Personen besucht. (Zum historischen Zuge der Biirgergarde) am 22. August d. I. sind von Herrn Giani aus Wien die ersten Muster - Costüme angekommen, und sind selbe in jeder Weise gut ausgefallen. Die Artillerie - Gruppe, welche neu zum historischen Zuge kommt wird in die Gruppe 1580 eingetheilt und sind somit jetzt alle Gruppen zusammengestellt. Nun dürften hoffentlich die dem Obmanne bei dieser Veranstaltung so häufig begegnenden Schwierigkeiten endlich auch ihren Abschluß finden. __________ (Frohnleichnamsfeier in Steyrdorf.) So prächtig das Wetter am Donnerstag war, so schlimm gestaltete es sich am Sonntag, an dem in Steyrdorf Frohnleichnam gefeiert wird. Am Abende vorher schon war die Witterung regnerisch. Trotzdem fand der übliche musikalische Zapfenstreich der Bürgercorps - Capelle statt, und mit dem AbendTrain traf der hochw. Bischof von Linz ein. Obgleich es die ganze Nacht und auch am Sonntag Vormittag in Strömen regnete, wurde doch die Procession, geführt vom Bischöfe, im Freien in der üblichen Weise abgehalten. Nachmittags nahm der Herr Bischof in Christkindl in feierlicher Weise die Weihe einer neuen Marienstatue für die Loretto- Capelle vor. Im Laufe des Tages machte der hochw. Oberhirte bei mehreren hervorragenden Persönlichkeiten hier Besuche; mit dem Abendzuge fuhr er wieder nach Linz zurück. Ungeachtet des fortwährend ungünstigen Wetters fand doch Nac!mittag das Concert der Bürger-Capelle in Herrn Angerbauer's Gasthause statt und erfreute sich guten Besuches, sowie die trefflichen Vorträge der Capelle allgemein verdienten Beifall ernteten. (Steyrer Liedertafel.) Bei günstiger Witterung findet Sonntag den 6. Juni der bereits verschobene Ausflug Nachmittags mittelst B ahn nach Tern- berg von Seite unserer Liedertafel statt. Es wird vom Stationsplatze in Ternberg aus ein Spaziergang in das malerische Wendbach-Thal unternommen und nach der Rückkehr von dort bis zur Abfahrt des Zuges der Abend im Bayer'schen Gasthause mit Gesang und gemüthlicher Unterhaltung zugebracht. (Freiwillige Feuerwehr.) Samstag den 5. Juni findet in Herrn Frank'S Gasthause „Zur Sonne" Abends halb 8 Uhr Chargen-Versammlung statt. (Aus der Waffenfabrik.) Ueber von uns eingeholte Erkundigungen bestätigt sich die Nachricht mehrerer Blätter, daß die hiesige Waffenfabrik sür China Gewehre zu liefern hat, und wird demnächst die betreffende Commission unter dem Capitän Wong zur Uebernahme hier eintreffen. Nachdem Ungarn, Preußen, Sachsen, Baiern, Franzosen, Griechen, Amerikaner, Rumänen in Geschäften mit der Waffenfabrik bereits in unserer Stadt geweilt haben und theilweise noch weilen, kommen nun auch noch Abgesandte des Reiches der Mitte! Nun sage man noch einmal, die Waffenfabrik in Steyr sei kein internationales Etabliffement! (Berlegung von Militär nach Steyr?) Wie wir in Erfahrung gebracht haben, hätte das k. k. General-Com- mando in Wien die Absicht, ein Jäger-Bataillon ständig nach Steyr zu verlegen, wenn die Gemeinde die Sorge der gesetzmäßigen Unterkunft und die Beistellung entsprechender Uebungsplätze übernehme. An unserer Gemeindevertretung liegt es nun, wenn sich die Nachricht bestätigt, diesen Gegenstand nach allen Seiten hin genau zu ventiliren und zu berathen, und die Gelegenheit, stabiles Militär nach Steyr zu bekommen, wahrzunehmen. Allerdings wird man sich gestehen müssen, daß der Punkt wegen Beschaffung der nöthigen Unterkunft-- Räume den Vätern der Stadt wol viel Kopfzerbrechen machen wird, da bei dem hierortigen gänzlichen Mangel eines hiezu disponiblen und geeigneten Gebäudes die Lösung dieser Frage nicht leicht gefunden werden kann. (Gerettet.) Am 28. Mai, 9 Uhr Vormittags, bemerkten Sandarbeiter im Eysufeld, daß am Mitterwasser ei» Kind daherfchwamnl uud durch die Brücke bei der Werudl'schen Schwimmjchule getragen wurde, worüber der Arbeiter Anton Atzenhofer sofort in den Fing sprang und selbes vom Ertrinken rettete. Das Kind (ein Mädchen) ist 4 Jahre alt und gehört den HauSbesitzerS-Eheleuteu Legat, in deren Wohnung e« gebracht wurde. Selbe« dürfte sich unbemerkt dem Miller - wasser genähert und so hineingefallen sein. DaS Kind ist gesund. (Ueberfahren.) Am 31. Mai Vormittag« zwischen 7—8 Uhr wurde in der Sierningerstraße der in Kegelpriel wohnhafte, 96 Jahre alte Inwohner I. Hirtenhnber von einem einspännigen Fuhrwerke übersahreu und leicht verletzt. (Arretirungen durch die städtische SicherheitSlvachel vom 27. Mai bis 6. Juni: 5 Mann wegen Bettels nnd Bagireu«, 1 Weibsperson wegen Bettels nnd Vagiren«, 1 wegen Abweichung von der vorgeschriebenen Marsch - Route, 1 Mann wegen Landstreicherei, 1 wegen Wachebeleidignng und Exceß, 1 Weibsperson wegen DiebstahlS- Uebertretnng. (Mord.) Am Sonntag den 30. v. M. wurde von zwei Handwerksburschen in einem Kleefelde in der Nähe des Seppbauecngutes auf dem Plateau der oberen EnnSleithen (Jägerberg) ungefähr um 11 Uhr Morgens die Leiche eines Mannes, dem Arbeiterstande angehörig, aufgefunven, welche am rechten Genick eine große Stichwunde und den Hals durchschnitten hatte, welcher, offenbar um die starke Blutung zu verhindern, mit GraS verstopft war. Auch anl Kopfe und an dem Rücken der rechten Hand hatte die Leiche bedeutende Verletzungen. Nach näherer Untersuchung wurde die Leiche als die deS Armaturarbeiters Nicolaus Zeheiner erkannt, der mit seinem jungen 21jährigen Weile Mathilde, aus St. Gallen in Steiermark gebürtig, nnd einem 3 Jahre alten Kinde im sog. Schloßganglhäusil in der Gmain eine Dachstube bewohnt. Es unterlag keinem Zweifel, daß es sich hier um einen Mord handle, und wurde die der Theilnahme an der Mordthat verdächtige Gattin des Ermordeten und deren Geliebter, Armatur - Arbeiter Anton Hajek, 19 Jahre alt, verhaftet. Die Frau leugnet jeden Antheil oder irgend welche Mitwissenschaft an dem Verbrechen entschieden ab. Sie soll erzählt haben, daß ihr Mann am Freitag Abends mit Hajek, der sein Freund sei, nach Hanse gekommen, Ersterer aber bald weggegangen fei; später sei ihr Mann mit einem Italiener sortgegangen, den er von früher her kannte, als er in Reichramming gearbeitet hatte, und seit der Zeit sei ihr Mann nicht mehr zum Vorscheine gekommen, obwol sie sich mehreremale nach ihm erkundigt habe. Eine Untersuchung der Wohnung Zehetner's gab, wie wir hören, keine Anhaltpunkte dafür, daß in dieser der Mord geschehen sei. Dagegen hat Hajek in seinem gestrigen Verhöre eingestanden, daß er derjenige sei, welcher Zehetner getödtet habe. Er sei nämlich am Freitag Abends mit Zehetner von dessen Wohnung weggegangen, und als sie, den Weg über das Kammermayrgnt gegen den Seppbauern zu nehmend, in die Nähe desselben gekommen tvaren, geriethen sie wegen des WeibeS Zehetner's in Streit, wobei dieser aus Hajek mit dem Messer ^oS ge» gangen sei. Hajek aber habe sofort mit seinem Messer, — ein großes Dolchmesser, das er sich schon früher eigen« hergerichtet hatte, — auf den Zehetner mit aller Macht eingehauen, daß er sofort habe todt sein müssen. Die Frau des Zehetner sei ganz unschuldig und habe von der ganzen That nichts gewußt. Wie wir weiter erfahren, soll jedoch Hajek sowol nach der That, als auch am Samstag die Nacht bei der Zehetner zugebracht haben. Die Zehetner hat sich im Lause des Samstags angeblich in der Fabrik und glaublich auch bei ihrer Schwiegermutter
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