Der Alpen-Bote vom 15. April 1880

Seite 4 Wieserseld, 37 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Magenverhärtung. Aus dem Gerichtssaale. Stcffr. [ £ r i g. • $ c i. ] (Die Wildschüt-cnschlacht am Anstückl bet Anzcnbach. — ßoitf.) Die BerhandUiiig wird am 8. d mil drill Verbote dcs Jägers Caspar H II c m e V um 3 LU)t 9iad)- willan- wicdcr eröffnet. Der Iä^rl Pctcr Kupfer und die ange« flauten Zä^er 9! e» bachcr und Hucm er hörten am 14. September im Wald bei Augenbad) schießen und ücnnnthclcii, baß Wilddiebe hört seien. Die postnlrn sich daher mil ihren Gewehren beim sogenannten Anflüdl bei der neuen Straße, um den Dieben ansnipassen. Bors.: Womit war Ihr Gewehr geladen? — AngeM.: Mit Schrott Nr. 0; die mir v0lgc;elgtcn Schrott haben Nr. 2. Bors.: Haben Sie beim Zusammenstoß aus die Wilderer zuerst geschlagen? — AngckI.: Als wir die Wilderer erblickten, hat Kupfer dieselben angernsen. Die Wilderer gingen Einer hinter dem Andern, der zweite von ihnen trug einen Hirschen, ich hab' die Läufe gesehen Nachdem Kupfer gerufen: „Halt'-!", singen die Wilderer mit den Bergstöcken aus uns zu schlagen an, worauf ein Handgemenge ciilstaiid. Der Angeklagte erzählt nnn den Vorgang in dem Momente, als der Schuf; fiel. Er sei mitten unter den Wildschütze» gestanden und habe eine Stichwunde in den Arm erhalten; er sei a»j'ö Knie gc- jallcn und in diesem Augenblick habe er einen Schuß gehört, woraus er und Nenbacher sortgelaufen seien. Bors.: Warum sind Sie sortgelaufen? — An gell.: Weil >vir dachten, die Wilderer hätten geschossen. Bors.: Wo standen Sie, alö der Schuf; fiel? — An gell.: Wir standen niil den Wilddieben in gleicher Höhe; die zivei Jäger waren etwas hinter mir, die Wilderer vor mir. Bors.: Wie erklären Sie sich da« Loögchen Ihres Gewehres? — An gell.: Der Schuf; isi noch ivährend der Rauferei gefallen und es musi sich daö Gewehr, das ich mit dem Lauf nach Abwärts trug, durch einen Schlag oder Stasi mit einem Bergstock auf den Hamuier zufällig entladen haben. Bors.: Haben Sie das Entladen des Gewehre^ nicht wahrgc- nominell ? — AngckI.: Es ivar eine allgemeine Rauferei und ich mitten drinn war sehr aufgeregt. Jd) habe erst am andern Tag, als >vir unsere Geivehrc uisilirieii, gesunden, dasi mein linker Gewehrlauf au«- geschosien >var. Bors.: Die Anklage legt Ihnen znr Last, dasi Sie absichtlich geschossen hätten. — An gell.: Dann hätte ich, wie gewöhnlich, den rechten Gewehrlan» zuerst ansgeschossen; mein rechter Gewchrlauf ivar aber noch am andern Tag geladen. Der Angeklagte war in fiolge der ihm beigcbrachten Stich' wnllden fünf Wochen krank nnd verlangt von den Wilddieben ein Schmerzensgeld uou 25 Gulden nnd eine BerdiensicnlgangS-Enlschädignng von 1U Gnlden. Dr. Rein hart: Wie lange braucht mau von Ebensorst bis herunter zum Bach? — An gell.: Anderthalb Stunden. D r. R c in ha rt: Und von dcrt bis znm Anstüdl ? — Angcll.: Eine Stunde. Hieraus folgt das Verhör mit Eajetan yieubachcr. — Derselbe gibt auch an, dasi beim Zusammenstoß die Wilde,er zuerst zugc- schlagen. Im Eifer des Gefechtes hat er Gewehr nnd Stock verloren nnd mußte daher von feinem Hirschfänger Geb, auch machen; lvohin cr damit gchant, lveisi er nicht. Während der Schlägerei sei der Schnsi gefallen, worauf sie sich zuriickzogen. — Iu Folge der erlittenen Beschädigung ivar derselbe drei Wochen dienstnnsähig, er verlangt von den Wildschlitzen ein Schmerzengcld von 20 Gnlden nnd für den verlorenen Hirschfänger 2 Guldeil 50 Kreuzer Ersatz. Bors.: Wie erklären Sie das Loschen des Hnemer'schcn Ge- wehre«? — An gell.: Eö befinden sich aus dein Platze viele Standen; Hnemer trug das Geivchr mil dem Lauf nach Aufwärts und da kann es in der Berwirrnng nnd Rauferei geschehen sein, dasi sein Gewehr durch Anstosien an die Stauden oder durch einen Schlag auf den Hammer loSgcgangcn ist. Bors.: Haben Sie Ihr verlorenes Geivehr wieder gesunden? — An gell.: Ja, am Riickivcg, es ivar noch geladen. Die angcklagtcn Wilderer bleiben bei ihren entgegengesetzten Angaben. ! AIS Zeuge >uird der Förster Peter Kupfer vernommen. — I Der Vertheidiger Dr. Harant beantragt, denselben vorläufig nicht zu ! beeidigen, nachdem er bei dem Kampfe ebenfalls betheiligl rvar und ! ebenso rvic die Jäger aus der Anklagebank sitzen könnte; antzerdem handle eS sich um daS Schicksal zrueier ihm nahestehenden Personen und sei 1 derselbe daher nicht nnbesangeu. — Ueber Einverständnisi deS l. k. Staats- ! auwalts wird Zcnge vorläufig nicht beeidet. Der Zeuge schildert hierauf dcu Vorgang bis zum Zusammen- | stosi mit den Dieben in ähnlicher Weise wie die Jäger nnd fährt dann fort: AlS wir die Wildschützen kommen sahen, haben mir sie angernsen, woraus sie gleich mit dcu Bergstöcke» auf uuv zu schlagcu aufiugen: ! ich erhielt drei Hiebe aus die Rückseite deS Kopses, so dasi ich uicdeifiel, sprang jedoch wieder aus. ES >var eine allgemeine Verwirrung, ein Durcheinander, da hörte ich den Leopold Schmidthaler schreien: „Rabenvieh, ich erschicsi' Dich!" und gleich daraus siel der Schnsi, woraus wir uu« znrllckzogen Bors.: Warum? — Zeuge: Weil wir auch schon genug bekommen hatten. Bors.: Wie trug Hnemer sein Gewehr? — Zeuge: Das weisi ich nicht. Sein Gewehr geht leicht. Bors.: Die Wilderer behanpleu, Sie hätten sich die Gewehre geholt. — Z enge: Dav ist uichi wahr, wir hatten die Gcivehre immer bei llnS. Bors.: Sie lagteu, die Wilderer seien hinter einander gegangen nnd der dritte von ihnen habe am Rücken einen Hirschen getragen. Wie erklären Sie sich, dasi der Hirsch doch 15—20 Schulte weil vom Kamps- Play Iveg gefunden lunrde? — Zeuge: Ich glaube, dasi der, welcher ihn trug, nnt ihm znrnckgelansen ist und den Hirschen dann erst ab^e- ivorscn hat. Bors.: Haben Sie mit Schiesien gedroht? — Zeuge: Nein, auch Huemer hat den Ehrisla nicht ansgesordert, daö Geivchr ivegzn- legeu, »vidrigcnö er schiesie. In Folge der erlittenen Beschädigung ist Zeuge sechs Wochen berufSuusähig geivesen nnd beansprucht derselbe von den Wilddieben ein Schmerzuigeld von 15 Gnlden. Dr. Reinhart: Kommt es nicht öfter vor, dasi Wilderer eine Handvoll Bleistlickc in ein Kngelgcivchr laden? — Zeuge: O ;a, das kommt häufig vor, um einen grösiern Streukcgel zu erzeugen. Volant Klug: Sie sollen gesagt haben: „Schiesil'S, a er nicht zn hoch." — Zeuge: DaS hab' ich nicht gesagt. Bors.: Haben die Angeklagten aus diese Aussage etwas zu erwidern ? Leopold Sch m id lha l er: Wie hält' ich der sein können, der gesagt hat: „Rabcnvieh, ich hau' Dich nieder!" Ich weisi von der Ranserei nichts, iveil ich gleich Anfangs einen solchen Schlag bekommen hab', daß ich ganz sinnlos ,var. Michael Schmidt Haler: In den Rücken ist ihm Niemand gekommen und Keiner hat von hinten aus ihn geschlagen. Geschossen hat der Hnemer. Joses Schmidthaler: Es ist nicht wahr, dasi mir Wildpret aus den Kampfplatz gebracht haben; cö wurde geschrieen: „Schiesil'S, Doppelgewehr' haben wir." Ehri sta: Der Schnsi ist nicht während der Schlägerei, sondern uach derselben gefallen. Hieraus weiden die Sachverständigen Herren Dr. Rus- segec und Dr. Melnitzki vernommen und erklären dieselben übcr- einstimmeud, dasi die Verletzungen deS verstorbencn Schwarz schwere und lebenvgesührlichc seien und dasi der Tod desselben in Folge der durch Der Ilptn-Äotk _ . die Lliiigenverletzungen entstandenen Rippcnsellenlzündnng auch eilige- treten sei. Eine Rettung sei in solchem Falle I>öchst 'eilen nnd hänge nur vorn Zufall ab. 2kach Verlesung einiger Actenstücke, insbesondere der Befunde und Gnlachltii über die bei dem Kampfe vorgekommcncn verschiedenen Körper- beschädigungen, wird die Frage wegen Bccidignng des Zeugen P e l e r Kupfer erörtert. Der k. k. S ta a ts a um a l t legt keinen besonderen Werth aus die 1 Beeidigung deS Zeugen und stellt daher keinen direeleu Antrag. — Der Vertheidiger Dr. Hai ant hält seinen Antrag auf A i dj b bceidigung aufrecht, weil sich herauvgcstelll habe, dasi Zcnge in ge- sälbter Weise auSgesagl habe, und iveil seine Aussage nicht eine solche Sicherheit bietet, welche zur Ablegung eines Eide« nothwendig. — Dr. I Reinhart beantragt mit aller Entschiedenheit die Beeidigung des Zeugen. Kupfer ist der einzige Zcnge der LtaatSbehörde, er ist als öffentliches Organ in dem Kampie gegen eine Diebsbande taclvoll vor- gegangen, und seine Aussage ist höchst ivichtig, um beurtheilen zu kön- neu, ob die Diebe im Besitze deS Wildcö waren oder nicht, allS wel- cheui Umstände die weitere Frage, ob sie sich durch Gewallanwendung im Besitze deS gestohlenen GuleS erhallen wollten, zu beantworten ist. Im bejahenden Falle liegt die Jncompelenz des Erkennluisigcrichleö vor. Was die Feindschaft zwischen dem Zeugen Kupfer und den Dieben an- belangt, so liegt dicse allerdings vor, sie ist aber auch ganz gerecht- fertigt, denn er ist alö öffentliches Schntzorgau dazu bcruseu, mit allem Nachdruck solchen Diebsbanden zu begegnen. Diese Feindschaft ist also nicht eine solche, mte sie daö Gesetz im § 170, Z. 6, St.-P. O., znr Nichtbceidignug eines Zeugen fordert. Der Gerichtshof beschliesit, den Zeugen Peter Kupfer zu beeidigen, woraus derselbe gesetzlich beeidet wird. — Hiemil ivird die Verhandlung nm 7 Uhr Abends unterbrochen. (Schluß folgt.) Stchr, 12. April. sOrig.-Bcr.s i„Das Wildern ist doch schön!") Unter den Dieben sind höchstens ein bis zivei Percent wohlhabende Leute; eö ist somit als eine Seltenheit anznsehcn, wenn Jemand, bei kein armer Teufel isi, stiehlt. Ander« bei den Wilddieben, da sich hier znr gewinusüchligen Absicht die Lust zu „jagern" gesellt, oft wgar nur das letztere Molw obivaltcl. Die« trifft in folgendem Fall ein: Am Sonntag den 2$. December v. I. fand der Wilhelm Klein'- s e Jäger Gregor Hölzer im Aigncrgraben bei Gaislen zivci ans- gerichtete Rchschliugen. Er dachte dabei gleich an Simon Arzt, Besitzer des WindncrgutcS in Garsten, da ihm deiselbc schon seit Langem als ein berüchtigter Wildschütze geschildert wurde nnd die Fusispnrc» eines Manne« von nnd zu dem WiNduergute führten. — Diese Maschen lagen aus Rehwcchseln nnd waren ungefähr 00 Schritte von einander entfernt. Hölzer zog sie zu und ließ sie liegen. Er ver- mnlhcle, dasi derjenige, ivelcher diese Lchlingcu gelegt Halle, am Svl- vesteiabcnde oder NenjahrSlage luicbcr kommen iverde, um naäZuschaucn, wesihalb er sich au diesen Tagen im Hanse de« Forstwarle« in Garsten versteckte, von wo er ans diese Stelle Hinsehen konnte. Am Neujahr«- tage gegen 1l Uhr Mittags sah er der, Simon Arzt van Garsten daherkommen: Aizt ging in der Richtung, ivo die Schlingen lagen, schaute sich ciiiigemale vorsichtig um und ging dann vom Wege iveg zu der einen Schlinge. Der Jäger vcrliesi nun sein Versteck und lies znm Wilderer hin. Als er hinkam, sah er, dasi die erste Schlinge schon anigerichlel ivar nnd dasi Arzt gerade im Begriffe stand, znr zweiten Schlinge hinzugehen, welche aber noch zngezogen war. Er hielt den Arzt au, der aber that, als ob dieses sein Thun den Jäger gar nichts anginge, nnd wollte sortgchen. Der Iä,er hielt ihn zurück, Arzt gab nicht nach i nd es wurden Beide handgemein. In der Hitze deS Gefechtes griff Arzt in feinen Hosenlack: der Jäger, fürchtend, dasi er ein Messer heransziehc und davon Gebrauch machen werde, zog seinen Hirschsänger nn^ sagte: „Ich hane dir d,e Hand iveg. wenn du noch einmal in den Sack greifst". Bei dieser Ranserei erlilt Arzt mehrere ^chuNtwnnceu an der linken Hand und zivar wahis.heinlich dadurch, das. er die Klinge deS Hirschsäugers ergriff. — So erzählt uns der Jäger die Geschichte. Arzt will seine Lerletznugeu an der linken Hand dadurch er- hallen haben, dasi der Jäger ihm mil dem Hirschfänger daranfschlug, was icdoch dieser in Abicde stellt. Diese Wunden deö Arzt wurden von den GerichlSärzle» als leichte körperliche Beschüdignugeu erklärt und nahm die Heilung nur deßhalb so lange Zeit in Anspruch, iveil man die offene» Stellen mit — Urin gewaschen l.atlc! Aus Grund dieser Erhebungen erhob die k. k. SlaatSanivallschaft gegen Simon Arzt die Anklage ivegen Verbrechens de« ver- suchten W i l d d i e b st a h l e s, da er bereit« drei Dr a l Diebstahleü h.lbe. abgestrasl ivard, und ivegen Uebertretung der thätlichen Wache- beleidigung. Der GerichtShos sprach den Angeklagten im Sinne der Aiillagc schuldig und vernrthciltc ihn zu e i n m o n a t I > ch e m schwc» um, durch zweimaligeö F a st e u v e r s ch ä r f t c m Kerl er. Der Vertheidiger Herr Dr. Reiuhart m.ldete gegen dieses Urtheil die 2kichiiglcil'öbeschwerde an. Verschiedenes. (Ernennung des Baron Hofmann zum General- Intendanten.) Die „Wiener Z'ilung" meldet iu ihrer Nummer vom 11. b. M.: „Se. f. und k. apostolische Majestät haben laut allerhöchsten Handschreiben vom 9. April d. I. ben wirklichen Geheimen Rath Leopold Frecheren v. Hotmann provisorisch mit der Oberleitung der beiden Hostheater in der Eigenschaft eines General-Intendanten allerguüdigst zu betrauen geruht." l Ovation.) Ans Salzburg wird telegraphisch gemeldet: Gestellt Nachmittags übernahm der voit schwerer Krankheit genesene Bürgermeister Biebl wieder die Amtsgeschäfle. Aus diesem Anlässe begrüßten ihn Deputationen aller Vereine, der Gemeinderath und die städtischen Beamten in dem festlich decorirlen Gemcinderathssaale. Abends saild ein großer Fackelzng vor der Wohnung des Bürgermeisters statt, und dle Liedertafel brächte ihm ein Ständchen. Die Bevölkerung war massenhaft versammelt und brach in stürmische Hochrufe aus. (Eisenbahn.) Das k. k. Handelsministerium hat dem Director der Triester Tramway uild Eoncesflonär der Linzer Pferde-Eisenbahn L. Ph. Schmidt, dann dem Civil-Jngenieur A. Werlter die erbetene Bewilligung zur Bolnahme technischer Vorarbeiten sar eine schmalspurige Eiseubahu, evenlu-ll mit Tramwaybelrreb von Linz im Anschlüsse an die Linzer Pferdebahn Kleinmünch^n nnd von da z>im Bahnhöfe Kleinmünchen der k. k. priv. Kaiserin Eltsabethbahn, betreffend die Enteign ting zuui Zwecke der Herstellung nnb des Betriebes von Eisenbahnen, aus die Dauer vou I Monateu ertheilt. (^kilitiir - musikalischer Wettkampf in Br äffet.) Kronprinz Niidols lies; vor Kurzem ben bekanirten Rtrlrlär- Eapellmeul<r .Zimniermann 51t sich kommen und beauftragte ihii, die Musikrapelle des 30. Infanterie - Aegiinents in Prag, welches der Kronprinz bisher commaildirle, zil prüfen, ob dieselbe eine Eoncurrenz mit ben Dhluarmuntm verschiedener europäischer Länder mit Ehren bestehen könne, da für diesen Sommer ein grosser musikalischer Weilkamps von Militär- innfifen in Brüssel geplant sei. tGeringe Sterblichkeit.) In der Pfarre Lind ach bei Gmundcn starken im Jahre 187!) im Ganzen nur zwei Personen; im Jänner 1879 wurde Ue Leiche eines Mannes und im December die einer Frau begraben. Ist jedenfalls eine schone Gegend, womit aber Pfarrer und Todlengräber nicht sehr zufrieden sein werden. (Haupttreffer.) Ans Trieft, 0. d., wird thelegraphisch berichtet„Der diesige Bäckermeister Bombarelli hat den Haupttreffer der Wiener Commuuallose im Beträge vou 200,000 fl. gewonnen. (Tausendjähriges Jubiläum.) DaS Nonnenkloster Ebstorf in Preußen feierte am 22. März den tausendsten Jahrestag seiner Gründung. Die Gründung dieses Klosters scheint sich an die blutige Schlacht zwischen Normannen und Sachsen, welche sür die Letzteren einen so unglücklichen Ausgang nahm, anzuschließen. (Bon einem Wilddiebe erschaffen.) Aus Waidhosen an der Thaya vom 10. d. schreibt man: Bekanntlich wurde vor etlichen Wochen in einem Walde in der Nähe von Waidhofeu an der Thaya der Förster Reisig und sein Begleiter mit Schußwunden am Körper todt ausgesunden. Daß hier ein Mord vorlag, stand außer Zweifel, ebenso daß Wilddiebe die Mörder seien. Den nachforschenden Behörden gelang es nun, einen verwegenen Wilddieb als des Mordes dringend verdächtig zu eruiren. Derselbe, seines Zeichens ein Zimmermann, hat bereits die unglückselige That eingestandeu und wurde dem Kreisgerichle in Krems eingeliefert. (Ein Schwindler.) Ein ungefähr 38jährigen Mann, von großer Statur, mit dunklen Haaren, kleinem Schnurr harte, mit steierischem Lodenrocke bekleidet, welcher sich sür den Pretiosenhändler A. I. Hirsch aus Weißenbach im Mühlviertel ausgab, bestellte im December v. I. bei dem Schottenseldgasse Nr. 77 in Wien ctablirteu Goldketten - Fabrikanten Leopold Stama zwei goldene, vierzehnkarätige Uhrketten im Werthe von -18 fl. mil dem Ansuchen, dieselben unter der obigen Adresse an das Postamt Weißenbach abzusenden, bei diesen; requirirte der Schwindler die Ueber- sendung des bezüglichen Packeis an das Postamt nach König s- wiesen, wo er es am UU v. M. persönlich behob. Wie die Wiener Polizeibehörde conftatirte, hat dieses Individuum bei mehreren anderen Goldarbeitern aus dem Wiener Platze auf dieselbe Art Pretiosen herausgeschwindelt. Der Betrüger, dessen sleckbriefliche Verfolgung angeordnet wurde, besitzt gewandte Umgangssormen und hat ein offenes, entschiedenes Auftreten. (Eine Sparcasse beraubt.) Aus Szerencs, 9. d., wird geschrieben: Heule Nachts wurden die Localitäleu dir hiesigen Sparcasse erbrochen. Die Thäter führten die Wert- heimcasse, die 2800 fl. au Baarem enthielt, nnt sich fort. (Eine Jagdgeschichte.) Ein ergötzliches Jagdgeschichl- cheu wird aus Ztllau berichtet. Dort hatten zwei Nimrode zusammen neun Hasen geschosien, von denen sie, da ihnen die Beute zu schwer wurde, fünf au ken-llichcr Stelle im Schnee vergruben. Tags daraus wird ein Bote auf's Feld geschickt, um dieselben heintzuholen, doch, 0 Schreck! Der Mann kommt mit der Meldung zurück, das Versteck sei geöffnet und geplündert. Spornstreichs eilte der Jäger selbst hinaus, um das Unglaubliche zu schauen. Es war so, wie der Herold verkündet. Nur noch ein Hase, der kleinste, war nicht geraubt. Ueber den schnöden Räuber konnte kein Zweifel sein, bie Spuren im Schnee deuteten uutviderleglich darauf hin, oaß einer auL dem Geschlechte der Füchse sich die feisten Braten 311 Gemüthe gezogen. Nicht ohne ingrimmige Verwünschungen wendet sich unser Jäger zum Gehen, da sieht er, kaum 30 Schritte entfernt, Meister Neinecke selbst sich gegenüber. Außer sich vor Aerger, daß er kein Gewehr bei sich hatte, schleudert er mit aller Wucht den Leichnam des Hasen nach dem Fuchse; dieser aber, nicht faul, ergreift beutesroh ben todten Lampe und reißt aus. Der Rothkops soll dabei noch ein ganz malitiöses Gesicht gemacht haben. (Eine Sensations-Affaire.) In München erregte vor einigen Wochen eine Affaire, deren Details streng geheim gehalten wurden, großes Aufsehen. Jetzt erfährt man das Nähere: Auf eine anonyme Anzeige erschien vor Kurzen ein Sicherheitsbeamter in der Wohnung der Baronin v. d. Tann und fand bei einer vorgenommenen Dtlrchsncbnng in einem Wäschkorbe den Leichnam eines vollkommen entwickelten Kindes männlichen Geschlechtes. Die Leichenbeschau ergab daß das Kind gelebt halte und die Obduction bestätigte dies, ohne daß sich Allhaltspnnkte für einen gewaltsam beioirkleit Tod ergaben. Vielle cht hat mir Furcht vor der Schande es bewirkt, daß die Anzeige von der Geburt des eines natürlichen Todes verstorbenen Kiitdes nicht erfolgte. Die Baronin wurde verhaftet unb ihre Tochter wird, sobald sie genesen, ebenfalls nach der Frohnveste übersührt werden. (Masseuvergiftung.) Aus Paris wird unter dein 10. d. der „Köln. Ztg." telegraphirl: In Saint Denis sind 1650 Personen durch Brod vergiftet. Zwei Soldaten l^arben unter gräßlichen Schmerzen, sämmtliche Mitglieder uitd Zöglinge des Mädchen-Instituts sind erkrankt; außer 10 Personen sind aber sämmtliche Vergiftete wieder außer Gefahr, der Bäcker soll zum Backen altes lackrrtes Holz benützt hüben , dem widerspricht eine andere Lesart; Baude, Kasirerer der Bäckerei, soll danach das Brod vergistel, auch sich mancher Unterschleise schuldig gemacht haben; Baude ilt verhaftet. (Bom ermordeten Großscherif.) Aus Eairo sind nähere Rachrichlerr über die Ermordung des GroßscherifS Hussein Pascha eingetroffen. Derselbe wollte sich im Auf- trage mehrerer indischer Banquiers nach Constantinopel begeben, nm für sie dort die Concession 311 m Bau einer Bahn von Djeddach rrach Mekka und Tars 311 erwirken. In Mekka protestrrlen jedoch die Ulemas gegen den Ban diejcr

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