Der Alpen-Bote vom 12. Februar 1880

Seile 4 überreife Aurora (Frau v. B oy) uud der schüchterne Junker Haus von Nelkcnstiel deS Herrn Petzar traten gleich allen llebrigcu fördernd in daö Ensemble und vervollständigten den Erfolg deS heiteren Abends. Znm Benefice der Sängerin Fräulein Anna Ncidhardt gelangte Montags wieder nach längerer Pause „Die Fledermaus", Operette von Johann Strauß, bei sehr vollem Hause zur Aufführung. Die Bencficiautin, welche den Prinzen Orlofö'y überuommcu, wurde auf'6 freundlichste vom Publicum begrüßt und durch Blumeuspendcu ausgezeichnet. Frlu. 9keidhart glänzte in der kleidsamen Tracht des jungen Russen durch ihre hübsche Erscheiuung uud saug ihre Liebchen ganz nett nud couragirt. In die reichen Erfolge des Abend« theilteu sich die Damen Frau P a r t h - I e s s i k a (Rosaliude), Fran Directrice Z w e r e n z (Adele) und die Herren Schiller (Gabriel von Eisenstein) und Direclor Z we reuz als der Gefäugnißdireetor Frank. Von nnwidersteh- licher Komik war, wie bei den früheren Aufführungen, der GerichtSdiencr Frosch deS Herrn Banmann uud heiser der Gesangslehrer Alfred des Herrn Slraßcr. — Der Walzer im zweiten Acte wurde stürmisch zur Wiederholung verlangt, ein Wunsch, dem auch auf das bereitwilligste willfahrt wurde. Das Publicum zeigte sich ebenso animirt, wie bei der Premiere, lind bewies sich die „Fledermaus" noch immer als starker Zugmaguet der Saison, der an seiner Kraft nichts eingebüßt hat. _____________ J. R. (Hauptverhandlungen beim k. k. Kreisgerichte Steyr.) Am 16. Februar, 9 Uhr Vormittags.- Gegen Alois Gabriel, Müller ohne Beschäftigung, wegen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit. Am 20., 9 Uhr Vormittag«: Gegen Leopold Tenfelmayr, Hammerschmied - Geselle ohne Beschäftigung, wegen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit und Landstreicherei; gegen Johann Eibl, Taglöhncr im Schwabachkoglergnt zu Edlbach, wegen Verhrecheu« der öffentlichen Gewaltthätigkeit; 10 Uhr Vormittags: gegen Alexander Kimele, Zchneidergeselle, wegen Verbrechens der MajestätS-Beleidigung. Am 26 , 10 U. B.: Gegen Katharina Bayer, Dieustmagd beim Brand- stätler in Hörhag, Gemeinde Gaflenz, Bezirk Wehr, wegen Verbrechens deß Diebstahls. Am 27., 10 U. V.: Gegen Clara Fazene, Müllers- gattin in der Kothmühle zn Alhaming, Bezirk Neuhofen, wegen Vergehens gegen die Sicherheit deS Lebens. Am 1. März, 9 U. V.: Gegen Katharina Kothgaßuer, Heftdrehers - Gattin in Molln, wegen Verbrechens der Mitschuld am Diebstahle, dann gegen Anna Theresia Kothgaßuer und Maria Hoi«, sämmtlich am Föllngute in Molln, wegen Uedertretnng der DiebstahlStheilvahme. Am 5., 9 U. V.: Gegen Martin Ploberger, Knecht im Amarosengnt zu Schleißheim, Bezirk Wels, Ferdinand Altenhoser, HanSknecht am Gappmayrgnt zn Weiß- kirchen, Bezirk Neuhofen, wegen Verbrechens des Diebstahls nud Florian Gruber, BanerSsohn am Straßergut in Weyrbach, wegen Mitschuld am Diebstahle. (Verstorbene.) Den 5. Februar: Eduard Warmuth, verehel. Verzehrungssteuer-Agent von Steyr, 51 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Lungensucht. Den 6.: Johann August Dürrnberger, verw. jubl. Landesbuchhalter, Nr. 171 in Steyrdorf, 80 Jahre alt, Altersschwäche. Carl Rathgeb, led. Knecht, Nr. 481 in Aichet, 39 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Lungenlähmung. Den 8.: Rosa Pfaffenbichler, Schlosiers-Kind, Nr. 309 in Wieserfeld, 10 Tage alt, Lebensschwäche. Josef Barth, Nr. 379 in Aichet, 6 Wochen alt, Bronchitis. Mathias Mahr, verw. Taglöhner, Nr. 406 in Aichet, 61 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, organischer Herzfehler. Aus dem Herichtssaale. Steyr, 4. Februar. (Orig. - Ber.j (Ehrenbeleidigungs- Verhandlung.) Heute fand vor dem hiesigen k. k. Bezirksgerichte die Verhandlung gegen den Graveur Alois Strohmayr wegen der vom Privatkläger Carl Ozlberger erhobenen Anklage der Uebertrc- tung der Ehrenbeleidigung statt. Der Anklage entnehmen wir, daß der Angeklagte Alois Stroh- mayr, welcher am 26. Jäuuer in Eiselmeyr'« Gasthaus anläßlich eines mit einem Reisenden über böhmische Zeitschriften gehabten Streites von Carl Ozlberger zur Ruhe ermahut worden, dein Letzter» dieserwegeu am darauffolgende» Morgen vor dem John'scheu Hause in EunSdorf aufpaßle, ihm zuerst in'S Gesicht spuckte uud dann ein Paar Ohrfeigen versetzte. Den ersteren Umstand gibt Angeklagter zu, an die Ohrfeigen will er sich nicht erinnern, weil er damals zu sehr ausgeregt gewesen. Richter (k. k. LGR. Riedl): Was war die Ursache zu Ihrer Handlungsweise gegen Herrn Carl Ozlberger? Angeklagter: Ich bitte, Herr Richter, ich bin am Vorabend so geärgert worden, daß ich bis heute noch nicht beruhigt bin. Der Wirth Eiselmeyr hat mich wie einen Hund hinauSgeworfeu. Richter: Das ist doch kein Grund, den Sie gehabt, um den Herrn Ozlberger zu iusultiren! Angekl.: Der Herr Ozlberger hat die Veranlaffung zu meiner Mißhandlung gegeben. Der ganze Streit, den ich damals mit Herrn Löffler und einem Reisenden gehabt, ist ihn nichts angegangen, ich bin an einem andern Tisch gesessen, uud doch hat er herübergeschrien: „Jetzt ist Ruh', jetzt ist Rest." O, Herr Richter, ich bin schwer gekränkt wor- den, schon seit Jahren ist der allgemeine Haß gegeu mich, kein Mensch ist mir hier gut, und seit der Siegesfeier, bei welcher ich — Richter: Laffen Sie da«, das gehört nicht zur Sache. Angekl.: Ich wollte uur erzählen, wie ich überall angefeiudct werde, und dem Eiselmeyr, dem .. ., würde ich heute uoch ein Paar herunterhauen. Richter: Wenn Sie uock eine solche Aeußerung machen, so lasse ich Sie sofort absühreu. Die Zeugen Herr Emil Valentinitsch und Herr Eduard Ludwig bestätigen den der Anklage zu Grunde liegenden Thatbestand. — Den Zeugen Herrn Wilhelm Libischer frug der Angeklagte unmittelbar vor der That, ob er nicht wisse, wo Herr Häßler sei, er wolle den Eiselmeyr fordern, uud Häßler ersuchen, sein Secundant zu sein, und fügte hinzu: „Dem Ozlberger werde ich ein Paar heruuter- haueu." Nachdem der Angeklagte noch einige Male betheuerte, wie schwer er von Eiselmeyr gekränkt worden sei, wozu Ozlberger die Veranlassung gegeben, erklärt der Richter das Beweiöversahren für geschlossen. Der Privatankläger verlangt die Bestrafung des Angeklagten, worauf der Richter über denselben wegen der Uebertretung der Ehrenbeleidigung eine achttägige Arreststrafe verhängt. In den UrtheilSgründen wurde die reifere Ueberlegung als erschwerender Umstand angenommen. — Nachträglich hat Alois Strohmavr gegen da« Urtheil die Berufung im Punkte der Strafe angemeldet. — 6. Februar. fOrig.-Ber.j (I hab' mir nöt anders z'helfeu g'wustt.") Am 2. November 1879 Abends zwischen 8 und 9 Uhr gingen Jgnaz Kröpfl, Bauerssohn von Steiubach, und Ma- thia« Schwarzmauu, Banernkuecht beim Eder zu Steinbach am Ziehberg, mitsammen aus dem Gasthause des Aigetmüller nach Hause. Unterwegs kamen sie wegen einer Aeußernug, welche Kröpfl im Gasthause gegen Schwarzmann gemacht hatte, in Streit, wobei Letzterer Kröpfl, der ihn an der Brust gepackt hatte, zu Bodeu warf und dann davon lies. Kröpfl lief dem Schwarzmann nach, kam mit demselben beim Sandschueiderhäuse l wieder zusammen, und eü ging uun die Rauferei von Neuem los. Kröpfl stach, um sich des ihm au Kraft weit überlegene» Schwarzmauu zu erwehren, mit seinem Ta- schenmesser blindlings herum, uud brächte aus diese Weise dem Schwarz- wann sieben verschiedene Hieb- uud Stichwunden bei. Letzterer, vom -er Alpen-Äste. Kopse heftig blutend, lief neuerdings davon und begab sich nach Hause. — Nach dem gerichtöärztlichen Befunde und Gutachten voin 19. November 1879 wurden bei Mathias Schwarzmauu am linken Scheitel zwei 4 bis 6 Centimeter lauge Hautwunden, am Hälfe linkerseits einen Finger breit unterhalb des WarzenfortsatzeS eine 5 Centimeter lange und einen Viertelzoll tiefe, guer über den Kopsnickermuskel verlaufende Hautwunde, an der rechten Wange eine 2 Centimeter lange Wunde, iu der Nahe des rechten Mundwinkels eine 2 Centimeter lauge Hautwunde, au der rechten Brustseite 6 Centimeter unterhalb der Brnstwarze eine 1 Centimeter lauge Hautwunde, am linken Oberarm eine 2 Ceuti- meter lange Wunde ulld am Rücken der rechten Hand zwci je 1 Centimeter lauge Hautwunden vorgefunde». Diese Verletzungen wurden zwar au und für sich und in ihrer Gesammtheit als leichte erklärt, welche mit einem spitzigen nud schneidenden Instrumente zugesügt worden waren; eö wnrde jedoch hervorgehoben, daß diese Verletzungen, uud namentlich jene au der linken Seite des HalseS wegen der unmittelbaren Nähe der bei Verletzungen stets tödtliche Blutungen zur Folge habeudeu Carotiö, auf eine solche Art und Weise zugefügt wuroeu, womit gemeiniglich Lebensgefahr verbunden ist, weßhalb eine schwere Verletzung Schwarzmanu'S vorliege. — Die k. l. Slaatsamvallschast erhob nun auf Grund diese« gerichtSärztlichen Gutachtens gegeu Kröpft die Auklage ivegcn Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung, und war diese Anklage Gegeustai'.d der heutigen Verhaudluug. Der Angeklagte, ein kaum 20 jähriger und in jeder Beziehung noch sehr unreifer Bursche vvu sehr vernachlässigter Erziehung — er kaun nicht einmal seinen Namen schreiben — bringt mit weinerlicher Stimme nichts Anders vor, als: „I hab'mir nöt anders z'helfeu g'w u ß t." Der Vertheidiger, Herr Dr. R e i u h art, plaidirte für die Nicht- schuld seine« Clienten, der im Zustande der gerechten Nothwehr gehandelt habe, und gelang es auch seine» geistvollen Ausführungen, den Gerichtshof für seine Ansicht zu gewiuneu. Kröpfl wurde sohiu vom Verbrechen der schweren körperlichen Bcschädiguug ireigesprocheu uud nur wegen Ueberschreitung der Nothwehre zu acht Tagen Arrest verurtheilt. M e r s ch i e d e n e s. (Todesfall.) Am 6. Februar starb in Enns im 67. Lebensjahre Vincenz Ch. Fürst Auersperg, Besitzer der Fideicommißgüter Goldegg, Friehing und Pielach, dann der Allodgüler Ennsegg, Burg Enns, Burgvogtei Enns, St. Pantaleon, Roith und Köppach, Ehrenbürger der l. f. Stadt EnnS rc. rc. rc. Die irdische Hülle des Verblichenen ward am 11. Februar Vormittags 10 Uhr im Schlosse Ennsegg feierlich eingesegnet, sodann nach Köppach überführt und am 12. Februar Vormittags 11 Uhr in der dortigen Familiengruft beigcsetzt. (Zngseutgleisung.) Ant Samstag Abends ist der nach Salzburg (Simbach, Passau) gehende Personenzug Nr. 11 der Elisabethbahn in Enns mit der Maschine und zwei Lastwagen entgleist und hat hiedurch eine Verspätung von zwei und einer halben Stunde erlitten. Glücklicherweise hatte diese Entgleisung keinen weiteren Unfall zur Folge, und die Reisenden kamen mit dem bloßen Schrecken davon. (Eisenbahn-Unglück.) Aus Bielitz wird vom 7. d. geschrieben: „Gestern Abends wurde der Zugsbegleiler der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Wodinzky, bei Ankunft des von Dziediz kommenden gemischten Zuges um acht Uhr Abends vermißt. Man fand denselben bei der Einfahrtsstelle der hiesigen Station besinnungslos liegen. Der Unglückliche, welcher eine schwere Kopfwunde und verschiedene andere Verletzungen hatte, muß von der Bremse herabgestürzt und von den Rädern der nachfolgenden Waggons überfahren worden sein. Man trug ihn sofort in das Bialaer Spital, wo er, ohne zur Besinnung zu kommen, heute um 11 Uhr Vormittags gestorben ist. Der Verunglückte ist Vater von sieben unmündigen Kindern und durch eine lange Reihe von Jahren bei der Nordbahn bedienstet gewesen." (Das Eisfest aus dem Traunsee.) Man schreibt aus Gmunden vom 9. Februar: Das 50jährige Jubiläum gestaltete sich zu einem Volksseste im wahren Sinne des Wortes. Tausende von Menschen tummelten sich bereits um die Mittagsstunde auf der ungeheuren Eisfläche vor der Stadt, welche im Fahnenschmücke prangte. Punkt 2 Uhr erschien der Bezirkshauptmann mit dem Bürgermeister und deut Jubilar Hölzl; dieser, seines Zeichens Schlossermeister, war nämlich vor 50 Jahren der Erste, welcher mit Schlittschuhen auf dem damals gefrornen See gefahren. Sie wurden unter klingendem Spiel und von einer großen Menschenmenge empfangen und zum Festplatze geleitet, wo nun die Festlichkeiten ihren Anfang nahmen. Gäste waren nicht nur aus der ganzen Umgebung, sondern auch von Wien, Linz, Salzburg u. s. w. erschienen. (Der Zirknitzersee in Kram) ist in Folge der strengen Kälte vollkommen zu einer Eismasse verwandelt worden, denn das Wasser floß zum Theile ab, während der übrig gebliebene Theil gefror, und nun bedeckt den Boden des See's eine 14 — 18 Zoll dicke Eisschichte. Dadurch, daß diese Eiskruste am bloßen, wasserlosen Boden aufliegt, gingen viele Tausende Cenlner der schönsten Fische zu Grunde, und wurde beinahe die gesammte Fischbrut vernichtet. (Todesfall auf dem Balle.) Am 2. d. wurde zu Jllyrisch-Feistriz in Jnnerkrain in den Localitäten des Herrn Jelovsek zu Ehren des slovenischen Dichters Valentin Bodnik eine Besedü. abgehalten, an welcher sich auch die Frau des gewesenen Brauereibesitzers Herrn Hartmann aus Oberlaibach und nunmehrige Restaurateurin am Bahnhöfe zu Dornegg betheiligte. Während des Tanzes befiel Fran Hartmann ein leichtes Unwohlsein, welches binnen 20 Minuten, trotz der augenblicklich angewendeten ärztlichen Hilfe, ihren Tod heroeiführte. Vor ihrem Tode konnte noch der eben auf dem Balle anwesende Bezirksgerichtsadjunct Herr Visnikar in Gegenwart von Zeugen ein schriftliches Testament mit ihr aufnehmen. Die Leiche der Frau Hartmann, die einen i prächtigen schwarzseidenen Ballanzug und Goldschmnck an! sich trug, wurde in ihre Behausung nach Dornegg übertragen. Selbstverständlich wurde der Ball allsogleich abgebrochen und die Festtheilnehmer zerstreuten sich. (Vergiftung durch Griesknödel.) Vor einigen Tagen brachten Blätter dte Mittheilung, daß in „Seeburg" i ___________________________ __________ __________Nr. 12 bei Brixen eine Familie in Folge des Genusses von Gries- knödeln, in denen Arsenik enthalten war, erkrankt.' and daß zwei Personen starben, und zwar der Besitzer U An Wesens, Herr Straßer, und der Zimmermaler Flü Dn Sohn des Letzeren wurde nun am 29. v. M vernommm- Nach einem fünfstündigen Verhöre ergaben sich so gravirend - Verdachtsgründe gegen einen angeblichen B-rwandlen sich bei der Straßer'schen Familie aufhielt und auch im leichteren Grade von der Vergiftung betroffen wird daß selber verhaftetet wurde. Im Verlaufe des Abends ist' dann Fran Straßer, welche auch leicht in Folge der Vergiftung erkrankt war, in Hast genommen worden, und soll den „T. St." zitfolge, Frau Straßer bereits ein umfassender Geständniß abgelegt haben. (Billige Weingärten.) B-i einer jüngst aüqe^üiencn gerichtlichen Versteigerung in Solma erstand der Ofner Advocat Johann Jgnatovic drei Weingärten, deren jeder auf hundert Gulden geschützt wurde, um 30, sage dreißig Kretlzer, so daß ihm ein Weingarten auf zehn Kreurer stehen kommt. (Der diesjährige Februar) bietet schon dadurch daß er fünf Donntage zählt, eine Seltenheit, da dieser Fall in unserent Jahrhundert erst dreimal eintrat, und zwar in den Jahren 1825, 1852 und 1880. Daß aber der dritte Fastensonntag 0ou!i noch in den Februar fällt, hat von uns noch Keiner erlebt, denn es ist seit 1728 (vorder 1540) nicht vorgekommen, tritt aber für Jene, die noch 68 Jahre leben, im Jahre 1948 wieder ein. Es ist also gegenwärtiges Jahr in unserem Jahrhundert ein kalendarisches Unicum. (Unglückssall.) Aus C o n st a n t i n o p e l, 10. Februar, wird gemeldet: Am Sonntag hat sich ein schrecklicher Unglücksfall ereignet. Es stürzte nämlich in BeikoS, einer Ortschaft am Bosporus, die Caserne ein, wobei 200 Soldaten und Officiere todt blieben und 300 verwundet wurden. (Eine Krone in Gefahr.) Als die Königin Victoria am 5. d. zur Parlaments-Eröffnung schritt, wäre ihr trotz der Anwesenheit all der hohen Würdenträger, die sie umgaben, bald die Krone vom Haupte gerissen worden. Als sie sich nämlich, schreibt ein Londoner Correspondent, aus dem Throne niederlaffen wollte, verfing sich eines der Bänder, die von ihrer Witwenhaube Herunterhingen, in den Schnitzereien der Rückenlehne und würde sie um Haube und Krone gebracht haben, wenn nicht die Prinzessin Beatrice, die vom Prinzen von WaleS auf die dem Staatsoberhaupte drohende Gefahr durch ein rasch geflüstertes Wort aufmerksam gemacht wurde, das Band mit einer geschickten Handbewe gung freigemacht hätte. (Wie man in Amerika stiehlt.) An der dritten Aveime in Newyork befindet sich da« Zweig-Postbureau „F". Außer der nothwendigen Einrichtung für die Beamten steht dort ein schwerer eiserner Gela - schränk. Die Fenster werden Abend« nicht durch Jalousien verschlossen. In dem Locale bleiben vielmehr vier Gasflammen hell brenuen, so daß die zahlreichen Passanten durch die großen Spiegelscheiben auch Nach!» Alle« sehen können, iva« in dem Bureau vorgeht. In dieser Wege glaubte sich der Postdirector am besten gegen Diebstahl nud Einbruch schützen zn können. NichlSdestoiveniger fauden die Beamten, al« sie am Morgen de« 7. Jänner ihren Dienst aatrelen wollten, in dem Pastlocat Alle« durcheinander geworfen. Der eiserne Geldschrank stand au einer anderen Stelle al« am Abend. , Die Thür war angebohrt und durch Pulver gesprengt, von dem Inhalte fehlten etwa 1000 Dollars an da- rem Gelde und für eben so viel zahlbar- Postauweisuugcn. Anfangs schien es räthselhaft, wie die Diebe eö fertig gemacht haben konnten, ihr Verbrechen auSzusühren, zu dem sie mehrere Stunden gebrauch, haben müssen. Die Untersuchung brächte jedoch bald Licht in die Sache und enthüllte einen Plan, dem man wenigsten« die Genialität nicht ab- sprechen kann. Zu dem Diebstahl hatten sich fünf odrr sechs Personen verbunden. Sie führten ihre That iu der Uniform von Postbeamten au«. Zuerst fingen sie an, auSzusegen, Fenster zn putzen, die Pulle abznstauben. Die Vorübergehenden hielten sie natürlich für Beamte. Im Verlaufe dieser Arbeit rückten sie dann den G-ldschrank so herum, daß von der Straße aus nur die Rückwand gescheu werden konnte. Während drei Mann weiter fegten und putzteu, bohrten zwei die eiserne Thüre an und legten Sprcngpnlver in die Oeffnung. Wie aber ver- hüten, daß die Erschütterung die Nachbarschaft alarmirte? Nicht« ein- sacher als das; sie warteten einfach ab, bi« ein Eiseubahnzng auf der Pfeilerbahn vorbcidonnertc und führten die Explosion in demselben Ma- mente herbei. Die Uniformen ließen sie bei der Flucht zurück, um da- durch nicht auf ihre Fährte zu lenken. Bis jetzt fehlt jede Spur van ihnen. — So melden amerikanische Blätter. Wir überlassen ihnen die Verantwortung über die Wahrhaftigkeit ihrer Erzählung. Literatur. „Hötsch'npötsch'n", Gedichte in oberösterreichischer Mundart von Puchner. „Da« Werk lobt den Meister", sagt ein bekannte« Sprich- wort. Diese« Sprichwort erprobt sich vollkommen an dem im Selbit- Verlage de« Verfassers Carl Puchner, praktischer Arzt in Schwanen- stadt, kürzlich erschienenen, in oberösterreichischer Mundart abgefaßten Werke« „H Lt schu, p Ltsch'n". E« verging nämlich bisher kaum ein Tag, an dem uicht eine Bestellung auf genauute« Werk gekommen wäre. Der Verfasser, ein liebenswürdiger lebenslustiger hochgeachteter Mann , spendet in seine» Dialect - Dichtungen seinen guten Freunden von Nah' uud Fern' eine herrliche Auswahl von Gedichte», die sich vorzüglich zum Vortrage in heitere» Männergesellschafteu eigne». Es verdienen als sehr geluugen heroorgehoben zu werden: „Dö ehli Liab" — „Hier: für Herren — für Damen, oder: Da HäuSlma V Staurad" — „DL zweu Beichtbuam" — „Da Mich! z' Salfeld'n" — „Da Kino und da Teuft, oder: Die drei Kunststück" — ,,D' Neothbeich'." — „Dö drei Wünsch'" — „Da Fischapeda" — „Da siebezigjah-., Bränka" — „Jnsar Adjunct" — „Ba da Schulprllafuug" — „Da Schneid» nud sei Slreohhuat" — „Burigermastawahl" — „A höfliga Zöga." — Nur zu große Bescheidenheit de« Dichters (ein noch recht rühriger Siebenundsechziaer) war Schuld, weun diese« Werk nicht schon längst in die Oeffentlichkeit kam. — doch, „Bescheidenheit ftcgl." HGeschäfts«Zeitung. Seit unserem letzten Berichte haben die Curse der verschiedenen Werthpapiere erhebliche Wandlungen durchgemacht. Staatspapiere, Pfandbriefe, Prioritäts-Obliqativnen, Bank- und Eisenbahn - Kletten haben im Curse bedeutend gewonnen, während Industrie-Actien, vornehmlich Montan- Effecten von ihrem höchsten Stande einen bedeutenden Rück gang zu verzeichnen haben. Die letzteren Effecten^ haben nämlich in ein paar Wochen einen solchen Aufschwung genommen, wie man ihn selten erleben wird und dadurch gerechte Bedenken in die Stabilität dieser hohen Curie erregt.

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