Der Alpen-Bote vom 12. Februar 1880

Seite 2 Der Alpen-Bote Nr. 12 Die Eingabe der Bischöfe Böhmen's an die Regierung in der Schulsrage findet die Zustimmung des hochwürdigsten Bischofs von Linz, welcher, wie sein Organ mütheilt, seiner Freude über den seitens des böhmischen Episcopats vom Zaune gebrochenen Kampf Ausdruck gab. Derselbe hat auch einen kampfeslustigen Fasten - Hirtenbrief über die Schulsrage losgelassen. Im Club der Liberalen wurde der Abg. Dr. Toni aszczuk zum Obmann, zu Obmann-Stellvertretern die Abgeordneten Carneri und Baron Spees gewählt. Dem abtretenden Obmanne Wolsrum wurde für die Leitung der Clubgeschäfte der Dank votirt. — Auch der Fort- schritts-Club nahm eine Neuwahl seines Bureau's vor und wählte den Abg. Dr. Sturm zum Obmanne. Der Reichstag in Ungarn hat sich bis zum 20. d. vertagt, nachdem das Oberhaus am 7. d. M. die bosnische Verwaltungsvorlage votirt hatte. In dem sonst so stillen Saale des Pester Museums, in welchem sich in der Regel kaum mehr als ein Dutzend Magnaten zusammen- findet, entspann sich bei diesem Anlasie eine überaus lebhaft geführte Debatte. Die alte deakistische Garde des Oberhauses hatte sich ralliirt, um die bosnische Verwaltungsvorlage zu bekämpfen. An der Spitze der kleinen Schaar, welche das unverfälschte dualistische Princip, wie es dem 1867er Ausgleich zu Grunde lag, hochhielt, schritt der streitbare Erzbischof S a m a s s a von Erlau. Seine Rede, die in scharfer präciser । Form alle die Bedenken recapitulirte, die wiederholt gegen die bosnische Verwaltungsvorlage vorgebracht wurdet!, hat in Pest lebhaftes Aussehen hervorgerufen, und die ungarischen Blätter messen dem Hervortreten dieser aus alt-deaki- stischen Mitgliedern des Oberhauses bestehenden Opposition eine große Bedeutung bei. Das Abgeordnetenhaus in Preußen pflegte am 5. d. M. die Berathung des C u l t u s - E t a t s. Der Centrums - Führer Wind t hör st erklärte bei diesem Anlässe, der kirchliche Friede sei nur bei der Abschaffung der Mai-Gesetze möglich. Der Cultusminister v. Pütt kämm er gab zu, daß bei Fortsetzung des Culturkampfes die katholische Kirche in eine äußere Zerrüttung kommen müsse. Ueber den Inhalt der Friedcnsverhandlungen mit der Curie könne er nichts mittheilen, da sonst der Wunsch für Herbeiführung des Friedens leicht in sein Gegentheil Umschlägen könnte. Der Ausgleich mit der Curie werde nur auf dem Boden der preußischen Landes-Gesetzgebung stattfinden unter Wahrung der Interessen und Bedürfnisse der preußischen Monarchie. Es werde großer Weisheit und Mäßigung seitens der Regierung, der Curie und der parlamentarischen Parteien zur Wiederherstellung des Friedens bedürfen. Uebergriffe könne die Regierung nicht dulden; keine auswärtige Macht dürfe in Preußen herrschen. — Mit dem Gange nach Canossa, den man Bismarck schon mehreremale gehen ließ, scheint er es also vorläusig nicht so eilig zu haben. Gegen den bischöflichen Drohbrief. Aul Schlüsse der Samstag-Sitzung brächte Dr. Meng er Namens der Fortschrittspartei eine sehr zeitgemäße Interpellation ein. Dieselbe richtet sich gegen die unseren Lesern bekannte Eingabe der vier böhmischen Bischöfe, worin dieselben die völlige Unterwerfung der Volks- schule unter die Herrschaft der Kirche verlangen. In der Interpellation wird darauf hingewiesen, daß nur der Wunsch nach Macht und Herrschaft die böhmischen Bischöfe zu diesem Schritte veranlaßt habe. S i e l e h u e n sich gegen die v o m K a i s e r s a n c t i o n ir t e u StaatSgesetze auf und zwingen zu diesem Kampfe'auch eine ganze Classe von Staatsbürgern, nämlich die niedere Geistlichkeit. — Die Interpellation stellt in Folge besten au die Regierung die Anfrage, welche Mittel dieselbe anzuwenden gedenkt, um die durch das Vorgehen der böhmischen Bischöfe bedrohte Achtung vor dem Gesetze aufrecht zu erhalten. — Auf die Antwort der Regierung ist man allgemein gespannt. Hier heißt eS Farbe bekennen. „Mit ihr? — Mit wem? Mit einem der rothwangigen Fräulein Sleaford?" „Fräulein Sleaford! — Nein, Johanna. Er blickt zu ihrem Fenster empor; die Kammer, welche Johanna inne hatte, war neben dem Schreckenszimmer gelegen. Was er nur mit ihr begonnen haben mag?! Sein Name ist Georg Blake!" „Georg Blake, — hm, — ein gewöhnlicher Name für den Helden eines Dramas. Ist dieser Mr. Blake mit Johanna entflohen?" „Nein, Johanna hat ihn entführt! Er war das Opfer! Doch nun kümmere Dich nicht weiter um die Geschichte. Ich sehne mich nach dem Essen. Eilen wir nach Hause. Vorwärts, Frisky!" Das Pferd spitzte die Ohren, schüttelte die Mähne und trabte weiter. In diesem Augenblick wandle Mr. Blake sich um und erkannte Fräulein Ventnor. Sie verneigte sich, er lüftete den Hut. Noch eine Secunde und wir waren feinem Gesichtskreise entrückt; jener Moment aber hatte genügt, um den jungen Mann scharf in’* Auge fassen zu können — und ich sah ein schönes, gebräuntes männliches Antlitz, zwei dunkle Augen und einen braunen Schnurrbart. „Dies ist also der Held eines Trauerspiels!" rief ich. „Ist Dein Mr. Blake ein Gentleman?" „Mein Mr. Blake!" wiederholte Fräulein Ventnor lachend. „Er ist ein Journalist, sehr klug, hat feine Manieren und ist viel zu gut, als daß ein Weib berechtigt wäre, sein ganzes Dasein zu vernichten!" „Nun, wenn es sich dabei um ein Weib handelt, wird die Geschichte sehr interessant. Doch, der Mann verträgt es gewöhnlich ganz gut, daß ein Weid sein Dasein vernichtet; trotz irgend einer muthmaßlichen Liebesgeschichte ißt Mr. Georg Blake seine Mahlzeiten gewiß mit bestem Appetit. War Johanna hübsch?" Olga Ventnor antwortete nicht. Endlich blickte sie empor. Hesterreichischer Reichsrath. Abgeordnetenhaus. (44. Sitzung am 7. Februar.) Endlich hat die Grundsteuer-Angelegenheit eine Wendung zum Bester» genommen. Eine Anzahl von Abgeordneten der Rechten, welche von Landgemeinden gewählt sind, mußte dem Drängen ihrer Man- bauten nachgebeu und bei der Abstimmung über den § 1 der Grund- steuer-Novelle im Sinne der gerechten Vertheilnng der Steuern stimmen. Den Sachverhalt hat Abg. Schaup heule treffend gezeichnet: die Principien, welche in dem Gesetze von 1869_ ausgesprochen sind, werde die föderalistische Partei doch nicht umstoßen können, da ihre Autrüge niemals die Zustimmung der Regierung erhalten würden. Die Gegner jenes Gesetzes würden demnach nur durchsetzen können, daß dasselbe nicht schon am 1. Januar 1881, sondern erst am 1. Iannar 1882 in Kraft treten kann; sie würden also den großen Grund- besitzern ein Geschenk von mehreren Millionen auf Koste» der übrigen Steuerträger machen. Nichtsdestoweniger beharrte die Rechte mit 150 gegen 146 Stimmen, unter welch' Letzter» sich die Minister befanden, auf dem Eingehen in die Special - Debatte über das von ihr entworfene Verschlcppungsgesetz. Erst bei der Spe- cial-Debatte ward diese Majorität gebrochen. Der § 1 des Gesetzes regelt nämlich einen der Differenzpunkle der Parteien. Die Regierung und mit ihr die Linke des HanseS wünscht das Festhalten an dem Princip der Contiugentirung, welches 1869 aufgestellt wurde, d. h. sie erklärt sich für deu Grundsatz, daß die Gesammisumme der Grundsteuer für eine bestimmte Zeit festgesetzt und dann ans die Länder und die Stenerlrüger verlheilt iverdc. Die Föderalisten dagegen hatten sich für das Princip der Pereen t nirung entschiede«, wonach ein bestimmtes Steuer - Perceut deö EinkommeuS aus dem Grundbesitze uormirt wird. Vergeblich gaben sich Abg. Fürst Lobko- witz und Abg. Czaykowßki Mühe, die Majorität für diesen Stand- Punkt zu gewinnen. Dabei ging Fürst Lobkowitz so weit, seine Gegner zn beschuldigen, daß sie eine Verhetzung der einzelne» Classen, ja einen neuen Bauernkrieg im Sinne hätten. Die officiöse „ReichSrathS-Corre- spondenz", bemerkt die D. Ztg., hat dem Redner — wahrscheinlich auf sei» Verlangen — den Gefallen gethan, diese geschmacklose» Sätze »«9511100611; seine Freunde haben ihm sicherlich gerathen, er möge diesen Ausbrnch seines StandeögesühlS nicht allzu bekannt werden lassen. Nach deu Reden der Abgeordneten Wa l t e r Skirch eu und B e er wurde sodann § 1 bei namentlicher Abstimmnng im Sinne der Regierungsvorlage mit 155 gegen 130 Stimmen angenommen. Für den Paragraph in dieser Fassung stimmten die Verfassun gSp ar tei und die Minister. Nur Dr. ZiemialkowSki, in dessen Brust der polnische Patriot mächtiger ist als der österreichische Minister, enthielt sich der Abstimmnng. Mit der L erfassu ugSparlei stimmten sechzehn Mitglieder der Rechten, darunter zehn Abgeordnete aus Mähren. Zu ihnen gesellte sich u. A. der Vice-Präsident de« Abgeordnetenhauses, Baron G ödel-Lan uoy. Hoffentlich wird sich dieses Stimmen- Verhältniß auch bei der Abstimmnng über die zwölf andern Paragraphe des Gesetzes erhalten. Von den oberöstcrreichischen clericalen Abgeordneten haben Graf Brandts, Fischer nud Zehetmayr für die Verschleppung der Grundsteuer - Regnlirung gestimmt, ihren czechisch - polnische» Verbündete» zuliebe, während die übrigen cleri- calen Abgeordneten unseres Kroulandes, D oblhamm er, Pflüg l, NoSka nnd Zeilberger, gar nicht in der Sitzung erschienen! Am Schlüsse der Sitzung wurde die Interpellation deü Fort- schrittS-ClubS, welche Abg. Meng er eingebracht hatte, verlesen, in der daS Gesammt-Ministerium über die Stellung iutcrpellirt wird, die cö gegenüber der Eingabe der böhmischen Bischöfe eiuzunehmen gedenke. Korrespondenz. Melk. (Carneval.) Längere Zeit hindurch wurde im engeren Kreise des Melker Singvereines die Idee angeregt, den unter- stützenden Mitgliedern desselben ü» Verlause deS Carnevalö einen vcr- gniigten Abend beiläufig nach Act nud Weise deS Wiener Orphenms zn bieten, und durch die freundliche Zusage aller leistungsfähige« Kräfte war eS ermöglicht, denselben Donnerstag den 5. d. M. in Scene zn setzen. Da« vielversprechende Programm lautete: l. Abtheilung. 1. Onverlnre. 2. .,Jn Hemdärmeln", Schwank in 1 Anfzug. 3. Auftreten der englischen Clowns BroolherS O. P. Flanz. 4 Auftreten des GesaugS- Komikers Herrn Ernst S anmerS. 5. Non plus ultra auf einer Holzlatte von Herrn Macpherson as Kastanien. 6. Auftreten des amerikanischen Akrobaten Master Botlingto». 7. Ans- treten der bekannten süddeutschen Contra-Altistin Frl. Sophie Slangl- maier. 8. Bortrag deö berühmte» RecitalorS Zachariaö Plausch- bcrger. 9. Auftreten der berühmten Negersänger Tom ned Bobb. 10. (Auf der Durchreise nach Paris.) Einzige Vorstellung des well- bekannten Violinisten Pablone Sakrasato mit seinem Impresario Stano dc Rubino. 11. GesangSprodnclion der Gebrüder SanmerS. 12. Preis - RebuS. Für die richtige, innerhalb drei Minnlen erfolgte Lösung eine Flasche Champaguer. — II. Abtheilung. 13. Festmarsch. „Glaubst Du daran, daß Menschen vom Teufel besessen sind?" fragte sie leise. „Heiliger Himmel, was fällt Dir ein?" rief ich erschrocken. „Ja, wenn je ein irdisches Wesen vom Teufel besessen war, so ist Johanna dieses Wesen, doch stelle keine weiteren Fragen an mich, denn ich bin müde!" Der drohende Regen fluthete bei eiubrechender Dunkelheit in mächtigen Strömen nieder, er prasselte gegen die Scheiben, als wir, eine halbe Stunde später, uns in den Speise-Saal begabcn; doch die schweren, dunkelrothen Damast- Vorhänge waren niedergelassen und raubten uns den Anblick der stürmischen Außenwelt. Ein behagliches Feuer loderte im Kamin, Helle Gasflammen beleuchteten das wohnliche Gemach; Silberzeug uno seine Krystallgläser schmückten die elegante Tafel. Fräulein Ventnor, in dunkelblauem, mit schwarzen Spitzen verzierten Atlaskleide war eine sehr liebenswürdige Hausfrau; doch währeud des ganzen herrlichen Essens wollte mir der Gedanke an den Mord in dem einsamen Farmhause nicht aus dem Kopfe. Nach eingenommener Mahlzeit, während wir uns behaglich am Kamin niederließen, erzählte Olga Ventnor mir die Geschichte von Sleaford. Ich gebe dieselbe hier wieder, wenn auch mit anderen Worten und ausführlicher, als Olga sie mir damals mittheilte. Sie kannte ja an diesem, mir unvergeßlichen Abend die verschiedenen Einzelheiten selbst noch nicht so genau, Schritt für Schritt ist nach und nach Alles an das Tageslicht gekommen und Niemand war dabei lebhafter interessirt als ich. Fesselt mein Bericht die Leser nicht ebenso sehr, wie mich damals die Erzählung gefesselt, so liegt die Ursache nur darin, daß Feder, Papier und Tinte nie so unwiderstehlich wirken, als das zündende Wort aus schönem Frauenmund!" (Fortsetzung folgt.) 14. Große Vorstellung des Löwenbändigers Eign. Leone C r n c a m o n t e Gegen Angriffe von Seite dieser Raubthiere 'ist das P. T. Pnblicnm vollkommen geschützt. 15. Vorlrag deS GesangSkomikers Herr» Pankrar Schwainmerl. 16. De« großen Meisters Paganini großartiger musikalischer Kampf Mit zwei höllische» Geistern, desseu Sieg und seliges Ende. 17. Auftretcu der Tiroler Sängergesellschast Kröpf l- hub er aus dem Zillerlhal. 18^ Austreten des Clowns M. P. Flanz ,n . e.neu außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiete deö höheren egmlibrist.scheu nnd akrobatischen Kailtschukö nud der höheren Musik 19. Dueit der Gesangskomiker E. Säumer« und PSchwamm rl 20. Thiermetamorphose^ executirt von Monsieur Iagüe« de Lang ois'. 21. Solovortrag des LonpletsaugerS F. SanmerS 02 Auftreten des Thonkünstlers Don LahmoS de BachoS di Hafn'eroö' 23 Auf. treten der Solotänzen» Miß Haxe», genannt: Das Bein der Lul 24. Schlußinnsik. ' ' Ohm °u! Details -der Name»eiuge^en „, wolle», fei nur connatut, baß -Mjilm dir gebrachten Nummern nahezu in küch-ru-ber Weise durchgesiihr, wurden, daß du- Orchester Borzlla ich-. st-t- da. zahlreich auweseude Publicun, sich köstlich unterhielt, L Ä i'nsb.. sondere auerkeuueiiöwerth die Einigkeit nud Bereitwilligkeit ist mit welcher jeder Einzelne, welcher überhaupt irgend etwa« biete» konnte das Seine zum Geliugen des Gauzen beilrug. ' 0 e r t f i ch e s. (Protocoll, ausgenommen über die Sitzung des meindcrathes am 30. Jänner. — Fortsetzung und Schliff- ) II. Sectiou. 7. Gemeinderath Leopold Hub er verliest ei»e Ein- gäbe deö Herr» Carl Hnber, mit welcher derselbe die Bitte stellt' es möge der mit Ablauf deö IahreS 1879 zu Ende gegangene Vertrag ivegen Pachtniig deö städt. Hast- und Ländgesälleö auf die Dauer von weitere drei Jahren gegen Festsetzung eines jährliche» Pachlschilliugs vou 50 fi. verlängert werden, und stellt biezu naineuö bei Sectiou fol- gendcu Antrag: „Im Falle der löbl. Gemeinderath eine Aenderung in dem bisherigen Bestände deö Hast- und LandgefülleS für angezcigt erachtet, so wären durch daS Amt die bezüglichen Erhebungen zn pflegen, und daö Resultat bekannt zu geben. Im entgegengesetzten Falle wird die pachtweise Wiederbegebnng diese« Gefälles zu dem jährliche» Pachtzinse von 50 fl. auf drei Jahre an Carl Huber beantragt." Gemeinderath Red er wünscht die Vornahme von Aenderungen in den Pachtbedingnissen, welche wirklich sehr mangelhaft seien, inö- besonder« hinsichtlich der Bestimmung über daö Ausladen der Scheiter, das Zufahren und Hängenlafien der Flösse. Auch für den Pächter sei e« zweckmäßig, wenn solche Aenderungen stattfinden, weil er gegenwärtig für alle Flösse hasten müsse, auch bei Hochwasser, waS doch nicht sei» könne. Es sollen daher dieSfallö vom Amte Erhebungen gepflogen, mit Herrn Carl Huber unterhandelt nud dievsallS auch einige Sachverständige zugezogeu werden. Hienach wird der erste Theil de« SectionLantrageS znm Beschluß erhoben. — Z. 768. 8. (Gemeinderath Anton v. Jäger tritt für diesen und Punkt 9 der Tagesordnung gemäß § 67, G.-St., ab.) Gemeinderaih 'Leopold Huber verliest uachstehenden Amtöberichl: „Löblicher Gemeinderath! Indem ich hiemit im Anschlnfse den AnSweiS über das von den hiesigen Bränern, dem Spedilenr Mathias Klinglmayr nnd dem Agenten Gustav Jeglich und Leopold Braudseiö ausgeführte Bier zur gefälligeu Kennluißnahme überreiche, erlaube ich mir zugleich um die fernere Weisung in Betreff der Abfindung mit Carl nnd Franz Jäger v. Waldau für daö in ihre Lagerkeller hinausgeführte und znm AnSschank bestimmte Bier (Ersterer monatlich 2829'04 Liter, für die Monate April bi« in- clustve October, Letzterer monatlich 4244'01 Liter für das ganze Jahr) mit dem Bemerken daö höfliche Ansuchen zu stellen, daß die AnSschank im Lagerkeller deö Carl Jäger v. Waldan mit Ende vorigen IahreS geschlossen wurde. — Stehr, am 16. Jänner 1880. — Franz Willig- schlager." Hiezu verliest Referent folgenden Sectionsanlrag: „Nachdem der löbl. Gemeinderath für da« Jahr 1879 deu beiden Bränern Herren Carl und Franz v. Jäger für da« auögeführte Lagerbier, zu deren AnSschank Herr Carl v. Jäger 2829'04 Liter per Monat einen Betrag von 14 fl. 17V2 kr. vom April bis inclnsive October nnd Herr Franz v. Jäger für daö ganze Jahr per Monat 4244.01 Liter mit dem Betrage von 21 fl. 26 kr. bewilligt hat, beantragt die Sectiou, eS »volle der löbl. Gemeinderaih diesen Betrag für daS Jahr 1880 wieder bewilligen." Beschluß nach Antrag. — Z. 657. 111. Sectiou. 9. (Gemeiuderath Leopold Huber tritt gemäß § 67, G.-St., für diesen Punkt ab.) Gemeinderaih Red er verliest nachstehendes Protocoll: „Protocoll, ausgenommen bei der Gemeinde- Vorstehnng Steyr, am 9. Jänner 1880. Gegenstand ist die Verueh- mung deö Herrn Carl Jäger v. Waldau in Betreff der von selbem cingebrachleu Quittung über 68 fl. 40 kr. für von seinem Besitzlhum in Kraxenthal abgenommeneu Schotter. N'ch Vorhalt gibt derselbe zu Protocoll: Ich wurde von dem BanamlSschaffner Weiß »nr gefragt, ob die Gemeinde von meinem Besitzthnme in Krax »lhal einen Schc-Uer beziehen könne, ivas ich auch bewilligte, ohne daß von einem Preise, ivaö eine Fuhr kostet, die Rede war. Deiii Verschönernngsverein habe ich allerdings voriges Jahr einige Fuhren Swolter unentgelilich bewil- ligl, nachdem derselbe aber dermalen ein giößereö Quantum znur Bezüge hergerichtet hat, so werde ich auch hiefür die Zahlung verlangen. Ich bin daher nicht in der Lage, vou meiner Forderung per 68 fl. 40 kr. für abgenommene 228 Fuhren Schoner, a 80 kr., abzngeheu, und muß bitten, daß mir die Zahlung hiefür augciviesen werde. Carl v. Jäger. Zur Beglaubigung: Amtmann." Hiezu verliest Referent folgenden Scctionö - Antrag: „Die L-cction stellt den Antrag, daß dem Herrn NechiiungSlegcr der geforderte Betrag per Fuhr 30 kr. für dermalen anszubezahlcu bewilligt iverdc, glaubt jedoch erwähne» zu inüffen, in Zukunft eine billigere BezngSgnelle verschaffen zu müssen, da bis jetzt für Schollerbeistelliing »ueber die Gemeinde, noch der Verschönernngsverein aus dein Scholter- matcrial-Platz in Kraxenthal eine Geldentschädignug leisten mußte." Gcmeinderalh P l ob c rg er bemerkt, Herr Jäger sei Mitglied deö Gemeinderalhe« und habe wissen müssen, daß die Bewilligung von solchen Forderungen vor den Gcmeiuderath gehöre. Eö wundere ihn, daß derselbe solche Ansprüche mache und sei er nicht dafür, den Betrag zu bewilligen. Herr Jäger hätte es dem Weiß sagen sollen, daß die Fahr 30 kr. koste, baun würde Weiß den Schotter nicht genommen haben. Er wäre daher dafür, hierüber znr Tagesordnung überzugeheu und von eiuerZahlnng nicht zu spreche«. Herr Jäger sei doch nicht arm nnd opfere sich damit nicht der Gemeinde. Gemeinderalh Reder bemerkt, daß dessen Vorführer froh gewe- sen sei, daß mau den Schotter dort weggenommeu habe, und darum habe mau auch jetzt geglaubt, man mache Herrn Jäger eine Freude, wenn mau deu Schotter wegsühre. Gemcindecath Breölmahr findet den angesprochenen Betrag für zu hoch. Gemeinderalh P c h rl glaubt, daß auch die Gculeiude cmen Fehler begangeu habe, indem sie hätte fragen sollen, ob und wa« für den Schotter zu bezahlen sei. Dieser Fehler lasse sich nicht abstreiten. Man habe eben nur vorausgesetzt, daß Herr Jäger froh sein wurde, wen» der Schotter dort weggeräumt würde. Man wisse, daß der Bor- gänger dort viel Schotter habe wegstthrcn lassen, theil« nnenlgellu), theil« gegen 10 kr. per Fuhr; cö lasse sich nicht abspreche», daß Herr Jäger elwaö dafür verlangen könne, nur wäre er nicht daplr. daß ihm deu ganzen Betrag zahle, sondern mau solle unterhandeln. Gemeinderalh Red er bemerkt, er möchte ans eine weitere Unter- handlung nicht eingehen. . Gemeinderalh Holub erklärt, er köliue nicht crusehen, daß die Gemeinde einen Fehler begangen habe. Ein Fehler hätte nur dann staltgesnnden, wenn die Gemeinde dort nie einen Schotter bezogen haiu. Nachdem man denselben aber stets unentgeltlich daselbst bezogen habe, so habe mau vorausgesetzt, daß dies auch jetzt der Fall sei nud wäre c«

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