Prännweration str Eteyr: vierteljährig . - 1 st — kr. halbjährig • . • 2 „ , ganzjährig • . . 4 „ — „ durch Post: vierteljährig . . 1 „ 50 „ ' halbjährig . . . 3 „ - , ganzjährig . . . 6 ., — „ Einzelne Blätter 6 kr. KsstellungS - Gebühr ia'S HauS jührli^ LO kr. Inserate werden nach dem billigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eiugesendet" wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag. Schluß des Blattes ftlr Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Samstag und Mittwoch 11 Nhr Mittags. Ausgabe der Sonntags «Nummer 8 Nhr FrUH, der Donnerstags« Nummer II Uhr Vormittags. NedacNlMs- L LkPedMsus-A^mrrr M. HaaS'sche Buchdruckerei L LUHografi Stehr, GrünmarN Nr. LS. ——— Mavuscripte werden nicht zurückgestelb anonyme Mittheilungen nicht berücksichtige! Zuschristeu portofrei. Nar «it R»t«ar«»rtt» versehene briefliche «afrageu a» «Xtaaft über I-serrte werd« beautteoNei. Inserate und Prävumerationsbettag müffen vorhinein bezahlt werden. Nr. 12. Steyr, Donnerstag den 12. Februar 1880. 26. Jahrgang. Zur Situation. In der inneren Krisis ist vorläufig ein Stillstand eingetreten und von dem präsiimtiveu Unterrichtsminister, Freiherrn v. Kriegsau, ist es wieder stille gesvorden. Es scheint, daß die Rechte selbst, insbesondere aber die Cleri- calen, — in ihrer ungestümen Hast, die Schule wieder unter die Botmäßigkeit der Kirche zu zwingen, durch die Eingabe der böhmischen Bischöfe, welche geradezu mit Rebellion drohen, wenn die Regierung ihren Wünschet! nicht willfahrt, und durch den Antrag des F ü r st e n Liechtenstein auf Revision der Schulgesetze, — sich selbst und ihren slavischen Berbündetetl das Spiel verdorben habe. Thatsache ist es, daß von polnischer und czechischer Seite Proteste einlaufen gegen eine Jdentificirung der Clericalen mit den Liberalen, und sie beweisen, daß man im nationalen Lager des schweren moralischen Abbruches sich bewußt ist, welcher der Sache der Nationalen aus einer Vermengung ihrer Tendenzen mit den Bestrebungen des Clerus erwachsen könnte. In dieser Beziehung ist sehr bezeichnend die Debatte, welche in der Sitzung des Polen- Clubs am 8. d. M. bezüglich der Stellungnahme zu dem Liechtenstein'schen Antrag stattsand. Die Vertreter des Polen-Clubs in dem Central-Comite der Förderalisten verwahren sich gegen den Vorwurf, daß sie in dem Comite irgendwelche für den Polen-Club bindeude Erklärung zu Gunsten des Liechtenstein'schen Antrages abgegeben hätten. Damit steht allerdings im Widersprüche die Mittheilung des „Vaterland", wonach die Vorstände der drei Clubs der Rechten schon vor Weihnachten von den Anträgen der Abgeordneten Liechtenstein und Lienbacher Kenntniß gehabt und sie gut geheißen hätten. Sei dem übrigens wie immer, es ist unleugbar, daß im polnischen und im czechischen Club der Widerstand gegen die clericalen Prätensionen im Wachsen begriffen ist. Der Führer der Jungczechen hatte auch schon eine scharfe Interpellation, die oben erwähnte Eingabe der böhmischen Bischöfe betreffend, vorbereitet, wenn ihm nicht der Abgeordnete Dr. Meng er mit einer solchen zuvorgekommen wäre. Wir skizzireu dieselbe an anderer Stelle. Das aggressive Vorgehen der Clericalen hat somit die Eintracht unter der bunt zusammengewürfelten Rechten gewaltig gestört, und das mag vielleicht der Grund sein, wenn in ihrem Andrängen vorläufig eine Pause eiugetreten ist. Anderseits aber wurden auch die verfassungstreuen Mitglieder des Cabinets aus ihrer bisherigen Reserve gerissen, und war es Herr v. Stremayr, der im Budget -Ausschusse entschieden Stellung nahm gegen die czechischen Prätensionen. Der Abg. Jireczek beantragte dort die Annahme einer Resolution, betreffend die Durchführung der sprachlichen Gleichberechtigung an der Präger Universität. Der Minister Stremayr sprach sich entschieden gegen eine Czechisirung der Präger Universität aus, indem er zugleich den deutschen Charakter Feuilleton. Das rothe Haus. Roman aus dem Englischen von Max Wcißenthnrn. Erstes Capitel. Eine düstere Erinnerung. „Sieh' es Dir genau an, — dergleichen ist Dir noch nie vorgekommen, und wird Dir vielleicht auch nie mehr begegnen!" sprach Fräulein Ventnor. „Es ist ein Haus, in welchem es spukt." Die kleine, von einem perlgrauen Handschuh umschlossene wies mit tragischer Bewegung nach dem fraglichen Oeoaude. Ich konnte mich nicht enthalten, zu lachen, während ich nuch etwas weiter aus dem Wagen bog. nicht!" sprach Fräulein Ventnor feierlich. 1 ™in dazu; ein grauenvolles Drama hat sich cÜ-s^m.^^orn lenes düsteren, rothen Farmhauses abge- c r uachdenken, — vor vier, nein, vor fünf Jahren. Stehst Du dort das dritte Fenster rechts im Giebel. In jener Kammer war es, wo ein Mann ermordet wurde." „Wie entsetzlich!" rief ich schaudernd. Wenn sie mir gesagt, der Betreffende habe sich ertränkt, vergiftet, kurz was immer für einen Versuch gemach., den Freuden diese/Welt für immer zu entsagen, es hätte mir nicht halb so viel Eindruck gemacht; das weibliche Geinüth ist nun einmal derart organisirt, daß es vor einem Mord ärger zurückschreckt, als vor einem Selbstmord, besonders wenn man eine klaffende Wunde, eine Blutlache, ein entstelltes Antlitz mit solcher Gräuelthat in Verbindung zu bringen gezwungen ist. derselben nachdrücklich betonte und die Wahrung desselben als eine Nothwendigkeit für d e n S t a a t bezeichnete. Der Minister erklärte jedoch seine Zustimmung zu der beantragten Resolution, weil sich dieselbe in allgemeinen Zügen bewege. Die Regierung sei bestrebt, allen Nationalitäten gerecht zu werden. Man könne eine Präger Universität eben so wenig utraquistisch gestalten wie die Universität Lemberg, wo sich gleichfalls zwei Nationalitäten befänden. Die Resolution wurde allerdings schließlich angenommen, aber das Auftreten Stremayr's wirkte wie ein frischer belebender Wasserstrahl in der dumpfen Schwüle der Krise. Er hat als der entschlossene Vertheidiger des deutschen Cultur- und des Staats - Jntereffes gesprochen, wie ihm zuvor schon der Ansturm der böhmischen Bischöfe gegen die confessionelle Schule das Relief eines treuen Anhängers liberaler Principien verliehen hatte. Ob nun Herr v. Stremayr aus seiner Reserve heraustrat, weil er wußte, daß ohnehin seines Bleibens im Coalitions- Ministerium nicht länger mehr sei und er sich so für ein künftiges verfassungs- treues Ministerium möglich erhalten wollte, — oder ob er, wie man anderseits erzählt, bei seinem Auftreten der Zustimmung des maßgebendsten Factors im Staate sicher war, — das muß sich iu der nächsten Zeit entscheiden, denn lange kann ja doch dieser Zustand des Hängens und Bangens auf beiden Seiten nicht mehr dauern, sollen nicht die wichtigsten Staats-Interessen tief geschädiget werden. Zur Beschleunigung der Entscheidung dürfte hoffentlich auch das nunmehr dem Wortlaute nach bekannte Gegen- M e m o r a n d u m der deutschen Abgeordneten B ö h m e n's beitragen, welches in durchaus gemäßigtem Toue Punkt für Punkt die Forderungen des c z e ch i s ch e n Memorandums sachlich und ziffernmäßig widerlegt und sie als gegen das Staats-Jnteresse gehend in geistvoller Ausführung darthut. Selbst die für das „Coalitions-Ministerium" schwärmende und gewiß nicht czecheufeindiiche „Presse" muß dem deutschen Memorandum das Zeugniß geben : Es durchzieht dasselbe der Ausdruck reiner Vaterlandsliebe. Es steht — und das rechnen wir dem Memorandum zum besonderen Lobe, ja eigentlich zu seinem höchsten Verdienst an — es steht nicht auf einseitig n a t i o n a l e m, sondern auf groß -österreichischem Bode n; uicht aus specifisch deutschem, sondern aus Argumenten österreichischen Rechts, österreichischer Geschichte und österreichischer Politik bekämpft es das czechische Memorandum. Ist das c z e ch i s ch e Memorandum eine n a t i n a l e Kundgebung, so ist das deutsche Gegen - Memorandum mehr eine Staatsschrift im Interesse des Reiches. Und weil es von solchen! Geiste getragen wird, rechten wir nicht allzusehr mit dem Streben, hie und da mehr zu beweisen als nöthig. Uns genügt, daß zwei leitende Gedanken in dein Memorandum zutagegetreten sind. Der eine, jeder Concession an die Czechen zuzustimmen, welche den deutschen Bürger in seinen Rechten nicht schädigt; der „Seitdem jener Mord geschah", fuhr Fräulein Ventnor fort, „meinten die Leute natürlich, es spuke in dem Hause. Die zu demselben gehörigen Grundstücke sind bedeutend und ertragsfähig. Nach Sleaford's Ableben, — Sleasord hieß nämlich jener Unglückliche, — wurde der Pachtzins heruntergesetzt. Aber Alles umsonst! Sleasord geht um und die erschreckten Landleute eilen angstvoll vorüber, wenn der Zufall oder irgend eine dringende Nothwendigkeit sie zur Nachtzeit in dic Nähe des einsamen Hauses führt. Natürlich ist es Unsinn", fuhr Fräulein Ventnor fort, einen anderen Ton l anschlagend. „Der Ermordete liegt längst drüben auf dem stillen Kirckhof und stört Niemand mehr; aber Thatsache bleibt es, daß die Leute nicht in dem Hause wohnen wollen, und der lüsternste Obstdieb wird lieber einen weilen Umweg machen, als seine Taschen mit Pfirsichen aus Sleaford's Garten ansüllen. Ich gestehe übrigens ganz unumwunden, daß ich selbst zur Nachtzeit nicht gern allein hier vorbei ginge. Sieh' Dir also das Haus noch einmal genau an, einem so romantischen Gemäuer begegnest Du selten in unseren hausbackenen Zeiten. Heute Abend, nach dein Effen, will ich Dir alles Weitere erzählen!" Ich bedurfte kaum der Aufforderung, denn mir war zu Muthe, als müsse ich Sleaford's Behausung mit den Augen verschlingen. Selbst ohne Fräulein Ventnoc's schaurige ! Erzählung konnte der Ort nicht verfehlen, Aufsehen zu erregen. Ein düsterer Octoberhimmel wötvle sich über der einsamen Landschaft. Der Waid sauste unheimlich durch die Wipfel der Bäume, welche das öde, aus Ziegelpeinen er- ! baute Haus umgaben; trostlose Verlassenheit schien aus jedem einzelnen Fenster dein Wanderer enlgegenzustarren. Einsa- meres ließ sich nicht denken. „Jetzt steht das alte Gebäude leer", hub Fräulein ' Ventnor von Neuem an, „und doch entsinne ich mich der Zeilen, in welchen Sleasord ein Sammelplatz der jüngsten, zweite, Allen! zuzustimmen, was dem staatlichen Interesse nicht entgegensteht. Werden diese beiden Principien ohne Restriction, ohne Raffenhaß und mit dem Wunsch nach Frieden thatsächlich ins Praktische übersetzt, dann werden die Czechen wol niemals in Oesterreich den Föderalismus durchsetzen können, aber die Einigung der Nationalitäten in Böhmen wird zur Wahrheit werden. Wir werden, da uns für heute dazu der Raum mangelt, in der nächsten Nummer uusern Lesern eine erschöpfende Skizze dieses wichtigen Actenstückes geben, welches eine weitere wichtige Etappe im Verfassungsleben Oester- reich's bezeichnet. Zur Tagesgeschichte. Kronprinz Rudolf ist von seinem Ausfluge nacb Dresden, den er in voriger Woche unternommen, am 6. d. M. wieder nach Prag zurückgekehrt. Ein Dresdener Telegramm verbreitet die Nachricht, die Verlobung des Kronprinzen mit der Prinzessin Mathilde, der 17jährigen Tochter des Prinzen Georg von Sachsen, könne als perfect gelten. Diese Mittheilung wird von Wien aus als unrichtig erklärt. Die Deputation, welche im Namen der d e u t s ch- b ö m i s ch e n Abgeordneten vom Kaiser am 9. d. M. Vormittags um 10 Uhr empfangen wurde und aus den Herr-m Graf M a n n s s e l d, W o l f r u m und Dr. S ch m e y- k a l bestand, fand die huldvollste Ausnahme. Nach einer den österreichischen SlaatSgedanken betonenden Ansprache des Grasen Mannsfeld erwiderte der Kaiser, daß er die Denkschrift gerne entgegennehme und dem gewiß berücksichtigen s wert h en Inhalte derselben sorgfältige Beachtung bei Prüfung des czechischen Memorandums werde angedeihen lassen. — Die Deputation wurde am 8. d. M. vom Minister-Präsidenten Grasen Taaffe empfangen. Der Minister äußerte seine Befriedigung darüber, daß der Regierung nun auch eine Denkschrift der deutsch-böhmischen Abgeordneten vorliege, wodurch ihr die Entscheidung iu der Angelegenheit wesentlich erleichtert sei. In dem Gespräche mit den Deputirteu sprach Graf Taaffe über die Ernennung der zwei deutschen Gelehrten Jnama- Sternegg und Sax zu ordentlichen Professoren an der Präger Hochschule und wies aus diese Thatsache hin als auf einen Beleg, daß an der alma inatcr Caroliua noch uicht so ohneweiters czechisirt werde, wie man von gewisser Seite glauben machen wolle. Am 10. d. M. hat die Deputation auch dem Minister Stremayr ein Exemplar der Denkschrift überreicht. Die österreichische Delegation hat am Freitag das Hecres-Budget angenommen. Zu großen Debatten kam es nicht. Der Kriegsminister gab im Laufe der Verhandlung die Erklärung ab, daß im Kriegsministerium seit zwei Jahren von der Befestigung Wien's nicht die Rede gewesen sei. muntersten, ausgelaffensten Leute im Umkreise war. Die Mädchen von Sleasord waren die hübschesten, rothwangigsten, schwarzäugigsten in der ganzen Runde. Zwei von ihnen glichen sich so sehr, wie ein Auge dem andern. Die beiden jungen Sleaford's aber waren die gewandtesten Tänzer, Sänger, Fechter, kurz Alles, nur nicht die besten Landwirthe, denn sie arbeiteten nie. Julius Sleasord ist es gewesen, welcher als kraftvoller Mann eines Abends in das Giebel- zitnmer hinaufging, um des Morgens als entstellter Leichnam heruntergetragen zu werden. Schließlich bleibt nur mehr Johanna's zu erwähnen übrig." Fräulein Ventnor's Stimme hatte plötzlich einen anderen Klang, — es war, als spräche sie diesen Namen nur widerstrebend aus; sie richtete sich empor und zog die Zügel des Pferdes strammer an. „Laß uns schneller fahren, es ist ein entsetzlicher Ort; wenn nichts Anderes, so verfolgen uns die Erinnerungen gespensterhast. Ueberdies wird eö kalt. Sieh' nicht mehr hin, es ist unheimlich. Du wirft heute Nacht von Sleasord träumen!" — „Blicke dorthin!" Jch_ sprach leise und legte die Hand auf ihren Arm. An der Einfriedigung des Gartens, in welchem das Farmhaus stand, lehnte die einsame Gestalt eines Mannes. Vor einem Augenblick noch war er nicht dagewesen und doch stand er nun, wie aus dem Boden emporgeschossen, in unserer nächsten Nähe. „Ah!" rief Fräulein Ventnor überrascht. „Ich wußte nicht, daß er hier sei. TieS ist der einzige Mensch auf Erden, welcher Licht in das Geheimniß werfen könnte, wenn er es wollte!" „Und er will nicht?" „Nein, er wird es auch schwerlich jemals wollen! Ich möchte wiffen, was er mit ihr gemacht hat!"
Seite 2 Der Alpen-Bote Nr. 12 Die Eingabe der Bischöfe Böhmen's an die Regierung in der Schulsrage findet die Zustimmung des hochwürdigsten Bischofs von Linz, welcher, wie sein Organ mütheilt, seiner Freude über den seitens des böhmischen Episcopats vom Zaune gebrochenen Kampf Ausdruck gab. Derselbe hat auch einen kampfeslustigen Fasten - Hirtenbrief über die Schulsrage losgelassen. Im Club der Liberalen wurde der Abg. Dr. Toni aszczuk zum Obmann, zu Obmann-Stellvertretern die Abgeordneten Carneri und Baron Spees gewählt. Dem abtretenden Obmanne Wolsrum wurde für die Leitung der Clubgeschäfte der Dank votirt. — Auch der Fort- schritts-Club nahm eine Neuwahl seines Bureau's vor und wählte den Abg. Dr. Sturm zum Obmanne. Der Reichstag in Ungarn hat sich bis zum 20. d. vertagt, nachdem das Oberhaus am 7. d. M. die bosnische Verwaltungsvorlage votirt hatte. In dem sonst so stillen Saale des Pester Museums, in welchem sich in der Regel kaum mehr als ein Dutzend Magnaten zusammen- findet, entspann sich bei diesem Anlasie eine überaus lebhaft geführte Debatte. Die alte deakistische Garde des Oberhauses hatte sich ralliirt, um die bosnische Verwaltungsvorlage zu bekämpfen. An der Spitze der kleinen Schaar, welche das unverfälschte dualistische Princip, wie es dem 1867er Ausgleich zu Grunde lag, hochhielt, schritt der streitbare Erzbischof S a m a s s a von Erlau. Seine Rede, die in scharfer präciser । Form alle die Bedenken recapitulirte, die wiederholt gegen die bosnische Verwaltungsvorlage vorgebracht wurdet!, hat in Pest lebhaftes Aussehen hervorgerufen, und die ungarischen Blätter messen dem Hervortreten dieser aus alt-deaki- stischen Mitgliedern des Oberhauses bestehenden Opposition eine große Bedeutung bei. Das Abgeordnetenhaus in Preußen pflegte am 5. d. M. die Berathung des C u l t u s - E t a t s. Der Centrums - Führer Wind t hör st erklärte bei diesem Anlässe, der kirchliche Friede sei nur bei der Abschaffung der Mai-Gesetze möglich. Der Cultusminister v. Pütt kämm er gab zu, daß bei Fortsetzung des Culturkampfes die katholische Kirche in eine äußere Zerrüttung kommen müsse. Ueber den Inhalt der Friedcnsverhandlungen mit der Curie könne er nichts mittheilen, da sonst der Wunsch für Herbeiführung des Friedens leicht in sein Gegentheil Umschlägen könnte. Der Ausgleich mit der Curie werde nur auf dem Boden der preußischen Landes-Gesetzgebung stattfinden unter Wahrung der Interessen und Bedürfnisse der preußischen Monarchie. Es werde großer Weisheit und Mäßigung seitens der Regierung, der Curie und der parlamentarischen Parteien zur Wiederherstellung des Friedens bedürfen. Uebergriffe könne die Regierung nicht dulden; keine auswärtige Macht dürfe in Preußen herrschen. — Mit dem Gange nach Canossa, den man Bismarck schon mehreremale gehen ließ, scheint er es also vorläusig nicht so eilig zu haben. Gegen den bischöflichen Drohbrief. Aul Schlüsse der Samstag-Sitzung brächte Dr. Meng er Namens der Fortschrittspartei eine sehr zeitgemäße Interpellation ein. Dieselbe richtet sich gegen die unseren Lesern bekannte Eingabe der vier böhmischen Bischöfe, worin dieselben die völlige Unterwerfung der Volks- schule unter die Herrschaft der Kirche verlangen. In der Interpellation wird darauf hingewiesen, daß nur der Wunsch nach Macht und Herrschaft die böhmischen Bischöfe zu diesem Schritte veranlaßt habe. S i e l e h u e n sich gegen die v o m K a i s e r s a n c t i o n ir t e u StaatSgesetze auf und zwingen zu diesem Kampfe'auch eine ganze Classe von Staatsbürgern, nämlich die niedere Geistlichkeit. — Die Interpellation stellt in Folge besten au die Regierung die Anfrage, welche Mittel dieselbe anzuwenden gedenkt, um die durch das Vorgehen der böhmischen Bischöfe bedrohte Achtung vor dem Gesetze aufrecht zu erhalten. — Auf die Antwort der Regierung ist man allgemein gespannt. Hier heißt eS Farbe bekennen. „Mit ihr? — Mit wem? Mit einem der rothwangigen Fräulein Sleaford?" „Fräulein Sleaford! — Nein, Johanna. Er blickt zu ihrem Fenster empor; die Kammer, welche Johanna inne hatte, war neben dem Schreckenszimmer gelegen. Was er nur mit ihr begonnen haben mag?! Sein Name ist Georg Blake!" „Georg Blake, — hm, — ein gewöhnlicher Name für den Helden eines Dramas. Ist dieser Mr. Blake mit Johanna entflohen?" „Nein, Johanna hat ihn entführt! Er war das Opfer! Doch nun kümmere Dich nicht weiter um die Geschichte. Ich sehne mich nach dem Essen. Eilen wir nach Hause. Vorwärts, Frisky!" Das Pferd spitzte die Ohren, schüttelte die Mähne und trabte weiter. In diesem Augenblick wandle Mr. Blake sich um und erkannte Fräulein Ventnor. Sie verneigte sich, er lüftete den Hut. Noch eine Secunde und wir waren feinem Gesichtskreise entrückt; jener Moment aber hatte genügt, um den jungen Mann scharf in’* Auge fassen zu können — und ich sah ein schönes, gebräuntes männliches Antlitz, zwei dunkle Augen und einen braunen Schnurrbart. „Dies ist also der Held eines Trauerspiels!" rief ich. „Ist Dein Mr. Blake ein Gentleman?" „Mein Mr. Blake!" wiederholte Fräulein Ventnor lachend. „Er ist ein Journalist, sehr klug, hat feine Manieren und ist viel zu gut, als daß ein Weib berechtigt wäre, sein ganzes Dasein zu vernichten!" „Nun, wenn es sich dabei um ein Weib handelt, wird die Geschichte sehr interessant. Doch, der Mann verträgt es gewöhnlich ganz gut, daß ein Weid sein Dasein vernichtet; trotz irgend einer muthmaßlichen Liebesgeschichte ißt Mr. Georg Blake seine Mahlzeiten gewiß mit bestem Appetit. War Johanna hübsch?" Olga Ventnor antwortete nicht. Endlich blickte sie empor. Hesterreichischer Reichsrath. Abgeordnetenhaus. (44. Sitzung am 7. Februar.) Endlich hat die Grundsteuer-Angelegenheit eine Wendung zum Bester» genommen. Eine Anzahl von Abgeordneten der Rechten, welche von Landgemeinden gewählt sind, mußte dem Drängen ihrer Man- bauten nachgebeu und bei der Abstimmung über den § 1 der Grund- steuer-Novelle im Sinne der gerechten Vertheilnng der Steuern stimmen. Den Sachverhalt hat Abg. Schaup heule treffend gezeichnet: die Principien, welche in dem Gesetze von 1869_ ausgesprochen sind, werde die föderalistische Partei doch nicht umstoßen können, da ihre Autrüge niemals die Zustimmung der Regierung erhalten würden. Die Gegner jenes Gesetzes würden demnach nur durchsetzen können, daß dasselbe nicht schon am 1. Januar 1881, sondern erst am 1. Iannar 1882 in Kraft treten kann; sie würden also den großen Grund- besitzern ein Geschenk von mehreren Millionen auf Koste» der übrigen Steuerträger machen. Nichtsdestoweniger beharrte die Rechte mit 150 gegen 146 Stimmen, unter welch' Letzter» sich die Minister befanden, auf dem Eingehen in die Special - Debatte über das von ihr entworfene Verschlcppungsgesetz. Erst bei der Spe- cial-Debatte ward diese Majorität gebrochen. Der § 1 des Gesetzes regelt nämlich einen der Differenzpunkle der Parteien. Die Regierung und mit ihr die Linke des HanseS wünscht das Festhalten an dem Princip der Contiugentirung, welches 1869 aufgestellt wurde, d. h. sie erklärt sich für deu Grundsatz, daß die Gesammisumme der Grundsteuer für eine bestimmte Zeit festgesetzt und dann ans die Länder und die Stenerlrüger verlheilt iverdc. Die Föderalisten dagegen hatten sich für das Princip der Pereen t nirung entschiede«, wonach ein bestimmtes Steuer - Perceut deö EinkommeuS aus dem Grundbesitze uormirt wird. Vergeblich gaben sich Abg. Fürst Lobko- witz und Abg. Czaykowßki Mühe, die Majorität für diesen Stand- Punkt zu gewinnen. Dabei ging Fürst Lobkowitz so weit, seine Gegner zn beschuldigen, daß sie eine Verhetzung der einzelne» Classen, ja einen neuen Bauernkrieg im Sinne hätten. Die officiöse „ReichSrathS-Corre- spondenz", bemerkt die D. Ztg., hat dem Redner — wahrscheinlich auf sei» Verlangen — den Gefallen gethan, diese geschmacklose» Sätze »«9511100611; seine Freunde haben ihm sicherlich gerathen, er möge diesen Ausbrnch seines StandeögesühlS nicht allzu bekannt werden lassen. Nach deu Reden der Abgeordneten Wa l t e r Skirch eu und B e er wurde sodann § 1 bei namentlicher Abstimmnng im Sinne der Regierungsvorlage mit 155 gegen 130 Stimmen angenommen. Für den Paragraph in dieser Fassung stimmten die Verfassun gSp ar tei und die Minister. Nur Dr. ZiemialkowSki, in dessen Brust der polnische Patriot mächtiger ist als der österreichische Minister, enthielt sich der Abstimmnng. Mit der L erfassu ugSparlei stimmten sechzehn Mitglieder der Rechten, darunter zehn Abgeordnete aus Mähren. Zu ihnen gesellte sich u. A. der Vice-Präsident de« Abgeordnetenhauses, Baron G ödel-Lan uoy. Hoffentlich wird sich dieses Stimmen- Verhältniß auch bei der Abstimmnng über die zwölf andern Paragraphe des Gesetzes erhalten. Von den oberöstcrreichischen clericalen Abgeordneten haben Graf Brandts, Fischer nud Zehetmayr für die Verschleppung der Grundsteuer - Regnlirung gestimmt, ihren czechisch - polnische» Verbündete» zuliebe, während die übrigen cleri- calen Abgeordneten unseres Kroulandes, D oblhamm er, Pflüg l, NoSka nnd Zeilberger, gar nicht in der Sitzung erschienen! Am Schlüsse der Sitzung wurde die Interpellation deü Fort- schrittS-ClubS, welche Abg. Meng er eingebracht hatte, verlesen, in der daS Gesammt-Ministerium über die Stellung iutcrpellirt wird, die cö gegenüber der Eingabe der böhmischen Bischöfe eiuzunehmen gedenke. Korrespondenz. Melk. (Carneval.) Längere Zeit hindurch wurde im engeren Kreise des Melker Singvereines die Idee angeregt, den unter- stützenden Mitgliedern desselben ü» Verlause deS Carnevalö einen vcr- gniigten Abend beiläufig nach Act nud Weise deS Wiener Orphenms zn bieten, und durch die freundliche Zusage aller leistungsfähige« Kräfte war eS ermöglicht, denselben Donnerstag den 5. d. M. in Scene zn setzen. Da« vielversprechende Programm lautete: l. Abtheilung. 1. Onverlnre. 2. .,Jn Hemdärmeln", Schwank in 1 Anfzug. 3. Auftreten der englischen Clowns BroolherS O. P. Flanz. 4 Auftreten des GesaugS- Komikers Herrn Ernst S anmerS. 5. Non plus ultra auf einer Holzlatte von Herrn Macpherson as Kastanien. 6. Auftreten des amerikanischen Akrobaten Master Botlingto». 7. Ans- treten der bekannten süddeutschen Contra-Altistin Frl. Sophie Slangl- maier. 8. Bortrag deö berühmte» RecitalorS Zachariaö Plausch- bcrger. 9. Auftreten der berühmten Negersänger Tom ned Bobb. 10. (Auf der Durchreise nach Paris.) Einzige Vorstellung des well- bekannten Violinisten Pablone Sakrasato mit seinem Impresario Stano dc Rubino. 11. GesangSprodnclion der Gebrüder SanmerS. 12. Preis - RebuS. Für die richtige, innerhalb drei Minnlen erfolgte Lösung eine Flasche Champaguer. — II. Abtheilung. 13. Festmarsch. „Glaubst Du daran, daß Menschen vom Teufel besessen sind?" fragte sie leise. „Heiliger Himmel, was fällt Dir ein?" rief ich erschrocken. „Ja, wenn je ein irdisches Wesen vom Teufel besessen war, so ist Johanna dieses Wesen, doch stelle keine weiteren Fragen an mich, denn ich bin müde!" Der drohende Regen fluthete bei eiubrechender Dunkelheit in mächtigen Strömen nieder, er prasselte gegen die Scheiben, als wir, eine halbe Stunde später, uns in den Speise-Saal begabcn; doch die schweren, dunkelrothen Damast- Vorhänge waren niedergelassen und raubten uns den Anblick der stürmischen Außenwelt. Ein behagliches Feuer loderte im Kamin, Helle Gasflammen beleuchteten das wohnliche Gemach; Silberzeug uno seine Krystallgläser schmückten die elegante Tafel. Fräulein Ventnor, in dunkelblauem, mit schwarzen Spitzen verzierten Atlaskleide war eine sehr liebenswürdige Hausfrau; doch währeud des ganzen herrlichen Essens wollte mir der Gedanke an den Mord in dem einsamen Farmhause nicht aus dem Kopfe. Nach eingenommener Mahlzeit, während wir uns behaglich am Kamin niederließen, erzählte Olga Ventnor mir die Geschichte von Sleaford. Ich gebe dieselbe hier wieder, wenn auch mit anderen Worten und ausführlicher, als Olga sie mir damals mittheilte. Sie kannte ja an diesem, mir unvergeßlichen Abend die verschiedenen Einzelheiten selbst noch nicht so genau, Schritt für Schritt ist nach und nach Alles an das Tageslicht gekommen und Niemand war dabei lebhafter interessirt als ich. Fesselt mein Bericht die Leser nicht ebenso sehr, wie mich damals die Erzählung gefesselt, so liegt die Ursache nur darin, daß Feder, Papier und Tinte nie so unwiderstehlich wirken, als das zündende Wort aus schönem Frauenmund!" (Fortsetzung folgt.) 14. Große Vorstellung des Löwenbändigers Eign. Leone C r n c a m o n t e Gegen Angriffe von Seite dieser Raubthiere 'ist das P. T. Pnblicnm vollkommen geschützt. 15. Vorlrag deS GesangSkomikers Herr» Pankrar Schwainmerl. 16. De« großen Meisters Paganini großartiger musikalischer Kampf Mit zwei höllische» Geistern, desseu Sieg und seliges Ende. 17. Auftretcu der Tiroler Sängergesellschast Kröpf l- hub er aus dem Zillerlhal. 18^ Austreten des Clowns M. P. Flanz ,n . e.neu außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiete deö höheren egmlibrist.scheu nnd akrobatischen Kailtschukö nud der höheren Musik 19. Dueit der Gesangskomiker E. Säumer« und PSchwamm rl 20. Thiermetamorphose^ executirt von Monsieur Iagüe« de Lang ois'. 21. Solovortrag des LonpletsaugerS F. SanmerS 02 Auftreten des Thonkünstlers Don LahmoS de BachoS di Hafn'eroö' 23 Auf. treten der Solotänzen» Miß Haxe», genannt: Das Bein der Lul 24. Schlußinnsik. ' ' Ohm °u! Details -der Name»eiuge^en „, wolle», fei nur connatut, baß -Mjilm dir gebrachten Nummern nahezu in küch-ru-ber Weise durchgesiihr, wurden, daß du- Orchester Borzlla ich-. st-t- da. zahlreich auweseude Publicun, sich köstlich unterhielt, L Ä i'nsb.. sondere auerkeuueiiöwerth die Einigkeit nud Bereitwilligkeit ist mit welcher jeder Einzelne, welcher überhaupt irgend etwa« biete» konnte das Seine zum Geliugen des Gauzen beilrug. ' 0 e r t f i ch e s. (Protocoll, ausgenommen über die Sitzung des meindcrathes am 30. Jänner. — Fortsetzung und Schliff- ) II. Sectiou. 7. Gemeinderath Leopold Hub er verliest ei»e Ein- gäbe deö Herr» Carl Hnber, mit welcher derselbe die Bitte stellt' es möge der mit Ablauf deö IahreS 1879 zu Ende gegangene Vertrag ivegen Pachtniig deö städt. Hast- und Ländgesälleö auf die Dauer von weitere drei Jahren gegen Festsetzung eines jährliche» Pachlschilliugs vou 50 fi. verlängert werden, und stellt biezu naineuö bei Sectiou fol- gendcu Antrag: „Im Falle der löbl. Gemeinderath eine Aenderung in dem bisherigen Bestände deö Hast- und LandgefülleS für angezcigt erachtet, so wären durch daS Amt die bezüglichen Erhebungen zn pflegen, und daö Resultat bekannt zu geben. Im entgegengesetzten Falle wird die pachtweise Wiederbegebnng diese« Gefälles zu dem jährliche» Pachtzinse von 50 fl. auf drei Jahre an Carl Huber beantragt." Gemeinderath Red er wünscht die Vornahme von Aenderungen in den Pachtbedingnissen, welche wirklich sehr mangelhaft seien, inö- besonder« hinsichtlich der Bestimmung über daö Ausladen der Scheiter, das Zufahren und Hängenlafien der Flösse. Auch für den Pächter sei e« zweckmäßig, wenn solche Aenderungen stattfinden, weil er gegenwärtig für alle Flösse hasten müsse, auch bei Hochwasser, waS doch nicht sei» könne. Es sollen daher dieSfallö vom Amte Erhebungen gepflogen, mit Herrn Carl Huber unterhandelt nud dievsallS auch einige Sachverständige zugezogeu werden. Hienach wird der erste Theil de« SectionLantrageS znm Beschluß erhoben. — Z. 768. 8. (Gemeinderath Anton v. Jäger tritt für diesen und Punkt 9 der Tagesordnung gemäß § 67, G.-St., ab.) Gemeinderaih 'Leopold Huber verliest uachstehenden Amtöberichl: „Löblicher Gemeinderath! Indem ich hiemit im Anschlnfse den AnSweiS über das von den hiesigen Bränern, dem Spedilenr Mathias Klinglmayr nnd dem Agenten Gustav Jeglich und Leopold Braudseiö ausgeführte Bier zur gefälligeu Kennluißnahme überreiche, erlaube ich mir zugleich um die fernere Weisung in Betreff der Abfindung mit Carl nnd Franz Jäger v. Waldau für daö in ihre Lagerkeller hinausgeführte und znm AnSschank bestimmte Bier (Ersterer monatlich 2829'04 Liter, für die Monate April bi« in- clustve October, Letzterer monatlich 4244'01 Liter für das ganze Jahr) mit dem Bemerken daö höfliche Ansuchen zu stellen, daß die AnSschank im Lagerkeller deö Carl Jäger v. Waldan mit Ende vorigen IahreS geschlossen wurde. — Stehr, am 16. Jänner 1880. — Franz Willig- schlager." Hiezu verliest Referent folgenden Sectionsanlrag: „Nachdem der löbl. Gemeinderath für da« Jahr 1879 deu beiden Bränern Herren Carl und Franz v. Jäger für da« auögeführte Lagerbier, zu deren AnSschank Herr Carl v. Jäger 2829'04 Liter per Monat einen Betrag von 14 fl. 17V2 kr. vom April bis inclnsive October nnd Herr Franz v. Jäger für daö ganze Jahr per Monat 4244.01 Liter mit dem Betrage von 21 fl. 26 kr. bewilligt hat, beantragt die Sectiou, eS »volle der löbl. Gemeinderaih diesen Betrag für daS Jahr 1880 wieder bewilligen." Beschluß nach Antrag. — Z. 657. 111. Sectiou. 9. (Gemeiuderath Leopold Huber tritt gemäß § 67, G.-St., für diesen Punkt ab.) Gemeinderaih Red er verliest nachstehendes Protocoll: „Protocoll, ausgenommen bei der Gemeinde- Vorstehnng Steyr, am 9. Jänner 1880. Gegenstand ist die Verueh- mung deö Herrn Carl Jäger v. Waldau in Betreff der von selbem cingebrachleu Quittung über 68 fl. 40 kr. für von seinem Besitzlhum in Kraxenthal abgenommeneu Schotter. N'ch Vorhalt gibt derselbe zu Protocoll: Ich wurde von dem BanamlSschaffner Weiß »nr gefragt, ob die Gemeinde von meinem Besitzthnme in Krax »lhal einen Schc-Uer beziehen könne, ivas ich auch bewilligte, ohne daß von einem Preise, ivaö eine Fuhr kostet, die Rede war. Deiii Verschönernngsverein habe ich allerdings voriges Jahr einige Fuhren Swolter unentgelilich bewil- ligl, nachdem derselbe aber dermalen ein giößereö Quantum znur Bezüge hergerichtet hat, so werde ich auch hiefür die Zahlung verlangen. Ich bin daher nicht in der Lage, vou meiner Forderung per 68 fl. 40 kr. für abgenommene 228 Fuhren Schoner, a 80 kr., abzngeheu, und muß bitten, daß mir die Zahlung hiefür augciviesen werde. Carl v. Jäger. Zur Beglaubigung: Amtmann." Hiezu verliest Referent folgenden Scctionö - Antrag: „Die L-cction stellt den Antrag, daß dem Herrn NechiiungSlegcr der geforderte Betrag per Fuhr 30 kr. für dermalen anszubezahlcu bewilligt iverdc, glaubt jedoch erwähne» zu inüffen, in Zukunft eine billigere BezngSgnelle verschaffen zu müssen, da bis jetzt für Schollerbeistelliing »ueber die Gemeinde, noch der Verschönernngsverein aus dein Scholter- matcrial-Platz in Kraxenthal eine Geldentschädignug leisten mußte." Gcmeinderalh P l ob c rg er bemerkt, Herr Jäger sei Mitglied deö Gemeinderalhe« und habe wissen müssen, daß die Bewilligung von solchen Forderungen vor den Gcmeiuderath gehöre. Eö wundere ihn, daß derselbe solche Ansprüche mache und sei er nicht dafür, den Betrag zu bewilligen. Herr Jäger hätte es dem Weiß sagen sollen, daß die Fahr 30 kr. koste, baun würde Weiß den Schotter nicht genommen haben. Er wäre daher dafür, hierüber znr Tagesordnung überzugeheu und von eiuerZahlnng nicht zu spreche«. Herr Jäger sei doch nicht arm nnd opfere sich damit nicht der Gemeinde. Gemeinderalh Reder bemerkt, daß dessen Vorführer froh gewe- sen sei, daß mau den Schotter dort weggenommeu habe, und darum habe mau auch jetzt geglaubt, man mache Herrn Jäger eine Freude, wenn mau deu Schotter wegsühre. Gemcindecath Breölmahr findet den angesprochenen Betrag für zu hoch. Gemeinderalh P c h rl glaubt, daß auch die Gculeiude cmen Fehler begangeu habe, indem sie hätte fragen sollen, ob und wa« für den Schotter zu bezahlen sei. Dieser Fehler lasse sich nicht abstreiten. Man habe eben nur vorausgesetzt, daß Herr Jäger froh sein wurde, wen» der Schotter dort weggeräumt würde. Man wisse, daß der Bor- gänger dort viel Schotter habe wegstthrcn lassen, theil« nnenlgellu), theil« gegen 10 kr. per Fuhr; cö lasse sich nicht abspreche», daß Herr Jäger elwaö dafür verlangen könne, nur wäre er nicht daplr. daß ihm deu ganzen Betrag zahle, sondern mau solle unterhandeln. Gemeinderalh Red er bemerkt, er möchte ans eine weitere Unter- handlung nicht eingehen. . Gemeinderalh Holub erklärt, er köliue nicht crusehen, daß die Gemeinde einen Fehler begangen habe. Ein Fehler hätte nur dann staltgesnnden, wenn die Gemeinde dort nie einen Schotter bezogen haiu. Nachdem man denselben aber stets unentgeltlich daselbst bezogen habe, so habe mau vorausgesetzt, daß dies auch jetzt der Fall sei nud wäre c«
Nr. 12 -er Alpea-Kole.Seite 3 eaöc deö Herrn Jäger gewesen, aus die Frage deS Weiss, ob daselbst Schotter bezogen werden dürfe, zu bemerke», dass selbes geschehe» könne, das; jedoch die Fuhr 30 kr. loste. Gemeinderath Peyrl entgeguel, dass da«, was ein früherer Be- si^er gethan habe, Herrn Jäger nichts kümmere. Der Bor sitz ende betont, das; die Genieinde vom Rechtsstand- Punkte aus wol verlieren würde, wenn inan diese Fordernlig nicht bezahlen würde. Aber eö sei richtig, das; e« Sache des Herrn Jäger gewesen wäie, aus die Frage M Weiss wegen dcS Lchollerbezuges zu bemerken, das; die Fuhr 30 kr. koste und dann wäre die Angelegenheit vor den Gemeinderath gekommen. Die Ansichten seien in dieser Rich- luug nun eben getheilt, und glauben Manche, es sei von Herrn Jäger nicht nobel, dass er diese Forderung stelle, während Andere glauben, man solle selbe begleichen. Hienach wird der Antrag der Section angenommen. — 3. 12.784. 10., 11. Gemeinderath Reder führt an, dass wegen Lieferung von Dachschindeln zwei Offerte eingelansen seien, wonach Herr Sera- phin Dersier daS Tausend um 10 st. 50 kr. und Herr Mathias Forst- huber daS Tausend um 10 st. zu liefern bereit sei, und stesil hiezn folgenden SeelionSantrag: „Die Beistellnng von 6000 Schindeln für die' hiesige Gemeinde wolle dein Mathias Forsthnber als dem billigsten Offerenten übertragen werden." Beschluss nach Antrag. — Z. 741 und 020. 12. (Gemeinderath Joses Huber tritt für diesen Punkt der Tageö- orduung ab.) Geineinderalh Red er verliest ein Schreiben des Herrn k. k. Ober-Ingenieurs Carl Hronek, womit derselbe im eigenen und im Namen des Herrn Ingenieurs Wild das vom Herrn Joses Huber vorgelegte und ihnen zur Begutachtung zugesandte Project über die Re- construction deS FussbodenS im Festsaale deS Bilrgerschul-GebäudeS mit der Aeußerung zurückmittelt, daß sich dieselben zur Abgabe eiueS Gut- achtens über diese proponirte Sicherung nicht berufen fühlen. Hiezn verliest Referent folgenden Antrag: „Nachdem Herr Oberingenienr Carl Hronek und Herr Ingenieur Wild sich zur Abgabe eines Gutachtens über die vom Herrn Josef Huber proponirte Sicherung des FestfaaleS im hiesigen Bürgerschul-Gebäude nicht veranlaßt fanden, so wolle dieses letztere Project dem hiesigen städl. Banamte zur Abgabe eine« Gutachten« übergeben werden. Letzteres hätte gleichzeitig einen Kosten-Voranschlag über daS erste Project in Borlage zu bringen." Nach einigen erläuternden Bemerkungen des Vorsitzen den wird der Antrag der Section einstimmig angenommeu. — Z. 1076. 13. Gemeinderath Anton v. Jäger erstattet namens deS Häuser- NumerirungS-Comile'« Bericht über die projcclirte Straßenbeneunung der Vorstädte jenseits der Sleyr, welche nach dem Anträge des Comite« folgendermaßen zn lauten haben: Aichet: Aichetgasfe, Ahlschmiedberg, Annaberg, Brnderhauöstiege, Brüudl-Platz, Gärtnergasie, Hammerschmiedberg, Jägermayrfliege, Kegelprielstraße, Sierningergasse, Schleifergasse, Wehrgrabeugasie. Steyrdorf: Badgasse, FabrikSstraße, Franenstiege, Francii- gasse, Gleinkergasse, Michaeler-Platz, OrtSkai, Redergaffe, Sierninger- Gaffe, Schloffergaffe, Schuhbodengasse, Wehrgrabengasse. Bei der Sleyr: FabrikSstraße, GaSwerkgasse, Sierningergasse, Waffenfabrikstraße, Wehrgrabeugaffe, Wasserbcrg. Ort: OrtSkai, Redergaffe, Schlilsselhofgasse, Taborweg. Wieserfeld: Friedhofsti-ge, Gleinkergasse, Mitlergasse, Mehl- graben, Sierningergasse, Taborweg, Wieserseldplatz, Wolfingerstraße, Zachhubergaffe. Referent bemerkt hiezn, daß hiefiir 91 Gaffentafelu und 683 HauSnummertaseln benöthigt werden. Die Anträge dcS Comite« werden mit der Abänderung äuge- nommen, daß statt „Mittergaffe" „Mitterc Gaffe", statt „Sieruinger- Gaffe" „Sierninger.Straße", statt „Wolftngerstraße" „Wolsernstraße" und statt „Waffeusabrik-straße" „Direclionsstraße" gesetzt werde. Gemeinderath Mayr frägt, ob anläßlich der Anschaffung dieser HauSnummertaseln nicht auch ÄuküudiguugStafeln für Placate ange- schasst werden, waS der Borsitzende verneint und wozn er bemerkt, daß es jedem Hausbesitzer sreistehe, daS Ankleben von Placate» auf seiuem Hause hintanznhaltc», i Nachdem hienach die TageSordunug erschöpft erscheint, hält der Vorsitzende die Umfrage, ob »och Jema»d elwaö zu bemerke» oder i einen Antrag zu stelle» wünsche nnd erklärt hierauf niit der Bemerkung, | daß cS vo.i der angesetzten vertraulichen Sitzung für heute sein Abkom- nie» finde, die Sitzung um 5 Uhr Abeud« für geschlossen. Der Vorsitzende: G e 0 r g P 0 i n t u e r. Leopold Huber, M. A. Perz, L. A. Jglseder, Gemeinderath. Gemeinderath. Schriftführer. (Tagesordnung zur Sitzung des Gemeinderathes) am 13. Februar, Nachmittags 3 Uhr: l. Section. 1. Zuschrift deS Ceutral-AuSschusscS für die Feier des 900 jährigen Bestände« von Stelle wegen Genehmigung deS Fefi» Programmü. ll. Section. 2. Gesuch um Nachsicht einer Gemeinde-Umlage. 3. AmtSbericht wegen AnSzahlnug der Bier-PerceplionSkosteu. 4. Eingabe der Herren Franz Hüller und L. Ortler punutv Vergebnng deS Hast- nnd Ländgefälle«. 5. Schreiben der GaSsabrikS-Direcliou wegen Begleichung einer Forderung. 6. Zuschrift der städt. Armen-Commission wegen Nachsicht eines Nllckersatzes au den Milden-BersorgnngSfond. 1V. Section. 7. Zuschrift der städt. Armen.Commissiou »sleyr tvegeu Bertheilung der Zwcithurn'schen Stiftung«-Interessen. 8. Zuschrift derselben wegen Verleihung einer Leopold Pacher'schen Psründenstistunz per täglich 17*/2 kr. 9. Zuschrift derselben und deö Pfarramtes wegen Verleihung einer Simon Zachhuber'schen Pfründen - Stiftung per monatlich 7 fl. 10. Stallhalterei - Erlaß wegen Erstattung des PräseulationS- Vorschlages für ein Wolfgang Pfefferl'scheS Stipendium per 100 fl. (In Angelegenheit der Krcmsthalbahn.) Die h i e s i g e löb- liche k. k. B ez i r kSh a n p t m a n n sch a st hat nachstehenden KuudmachnngS- Grlaß an die betheiligten OrtSgeineindeu in den Gericht«- nnd SteneramtSsprengeln Krems Münster nnd Neuhofen gerichtet: .,Nr. 860. Kundmachung. DaS hohe Handelsministerium hat mit dem Erlasse vom 26. v. M., Z. 39018, augeorduet, daS hochdem- r dem Juteressenten-AnSschuffe der Kre m Sth al b a hn vor- gelegte Prrijrct des Baue« einer normalspnrigttt Secundärbah» von « ^VF’Sniünfter mit thunlichster Beschlennigung der »«Revision zu unterziehen, beziehungsweise hierüber die in , ” % *7 J« der Ministeral - Berordunug vom 25. Jänner 18/9 R. G. BI. Rr. 19 vorgeschriebene» Amtshandlungen vorzuuehmen. Demgemäß wurden mir mit dem Erlaffc der L k. Statthaltcrei vom ^.-', o- •k0^«1 ^ der Generalkarte mit der Angabe der beabsichtigten Linie, b) des General-Längenprofil« nnd 0) des lechnische» Berichtes zu dem Zwecke zugesendet, diese Projectsstücke hicramt« acht T a g e l a n g z u I c d e r m a u n S E i n ficht aufzulegen und die Gemeinden von dem Anflegen dieser Plane allsogleich j» directester Weise zu verständigen. Diese« wird mit dem Beisätze knndgemacht, daß die erwähnten ProjectSstücke von 8. blS 15. d. M. in den gewöhnlichen AmtSNnnden bei der k. k. Bezirk«ha nptMannschaft eingesehen werden können, dann daß die hierüber etwa znr Abgabe gelangenden Bemerkungen in eigen« dazu aufzulegenden BeruehmungSböge» entgegengenommen oder denselben beigclegt werden, um nach Ablauf der Frist mit dem eigenen Gniachten der BezirkShauptmannschast au die k. k. Stallhalterei zu gelange». — Sleyr am 7. Februar 1880. — Der k. k. Stallhalterei. rath und Bezirkshauplmauu: Zimmerauer." (Erledigungen.) Bei der Stadtgemeinde Sleyr kommt vorn 1. März 1880 ab die Simon Zach hübe r'sche Pfründe zur Unterstützung armer Seidenstrnmpf>virker in Erledignng. Anspruch hierauf haben laut Stiftbries in erster Linie verarmte Seidenstrnmps- Wirker von Sleyr, für tvelche der SlislnngSgenuß in einer mo »atlicheu Betheiluug mit 10 fl. 50 kr. auf Lebensdauer besteht; in Ermang- lnug eines SeidenstrnmpfwirkerS ein gewöhnlicher armer Strumpfwirker von Sleyr oder dessen rückgclasscnc Familie mit dem gleichen, jedoch anf ein Jahr beschränkten Stifliingsgeunsse; endlich in Ermanglung auch solcher Bewerber zwei arme Bürger vou Sleyr, für tvelche der SliftuttgSgcuuß in einer monatliche» Betheiluug vo» je 5 fl. 2.5 kr., inil der Beschränkung aus ciu Jahr besteht. Gesuche hierum, tvelche mit dem stadtärztlicheu Zeugnisse zu belegen sind und den Nachtveiö der stistbriefmäßigen Eigenschafl enthalte» müsse», sind bis spätestens 25. Februar 1880 entweder im Wege des zuställdige» ArmenvaterS oder dircctc bei der Gemeinde- Borstehinig Sleyr ein- zubringen. — Bei der Gemeinde-Borstehuug Sleyr ist eine Leopold Pachtr'sche P fril n d e n st iftn n g pr. täglich 17*/- lr. in Erledigung gekommen, ans die hiesige verarmte Bürger und BürgerS-Witweu Anspruch habe». Die mit dem städlärzllichen Zeugnisse zn belegeitdell Gesuche hierum sind entiveder im Wege dev zuständige» ArmeuratheS oder direcle bei der Gemeinde - Borstehinig Sleyr bis 25. Februar d. I. ei», zubriugen. (900jähriges Jubiläum.) In das B e r g n ü g u n g S- Comite wurden noch nachträglich eingereiht die Herren Josef Dworczak, Carl Eng!, VituS Halbeis, Carl Reder, Otto Sander und Ludwig Werndl. Dieses Comile besteht sonach ans 2?» Herren. Als Sitzuugslocal wurde Frau Pomesny's Gasthaus „Zum braunen Hirschen" am Stadlplatz bestimmt. (Stenographisches.) Der hiesige Stenographen-Verein hält seine diesjährige, statutengemäße Generalversammlung am Montag den 16. Februar, Abende 7 Uhr, im Gasthallse des Herrn Derster, „Zum schwarzen Bären", Grünmarkt, ab. _________ (Gefunden) wurden ein kleiner Zimmerschlüssel, zwei hölzerne Büchsen, enthaltend zwei Ringe nnd Rosenkranz, und ein wollenes Franen-Halstuch. (Der Ausflug zum Schoiber und zur Pyramide) wurde am Sonntag von einer erkleklichen Anzahl Bergfexen unternommen und hinterließ bei allen die schönsten und angenehmsten Erinnerungen. Wir werden auf diesen Ausflug in der nächsten Minimier des Ausführlicheren zurückkommen, da uns für heute der Raum hiezu mangelt. (Feuerwehr-Ball.) Der Faschingsball der städtischell Freiwilligen Feuerwehr fand am Samstag den 7. d. M. im Casino statt nnd hat seinen altbewährten Ruf, zu den hübschesten und lustigsten Tanzvergnügungen des Carnevals zu zählen, aus's Reue gerechtfertigt. Die Eiselmaeyr'schen Localitäten, diesmal ganz besonders reich und geschmackvoll mit Blumen, Draperien nnd Feuerwehr- Emblemen geschmückt, waren dicht gefüllt von einer heiteren, lebenslustigen Gesellschaft ans. allen Ständen, die sich bis znm Hellen Morgen in unermüdeter Lust dem Tanzvergnügen hingab. In der Raststnnde wurde die Verlosung eines reich ! bohrten Glückhafens vorgenommen und erregten die vielen, werthvollen und komischen Gewinnste eitel Freude nnd ! Heiterkeit. Den Ball beehrten der Herr Bürgermeister ! P 0 i n t n e r, Herr k. k. Kreisgerichts-Präsident W e i s m a y r, ! Herr k. k. Rathssecretär Klug, Herr Generaldirector Joses ^Werndl, die Commandanten der beiden hiesigen Feuerwehren, Herren Klein und Schönauer, die hier anwesenden rumänischen Militärs rc. rc. mit ihrer Gegenwart. Dem Ballcomite gebührt für das in jeder Hinsicht wohlgelungene Arrangement der wohlverdiente Dank, und trugen die treffliche Musik (Großauer) und die reelle Bedienung des Herrn Eiselmeyr zum Gelingen des Ganzen ihr redlich Scherflein bei. (Schützenkränzchen.) Eine höchst gemüthliche, echt bürgerliche Unterhaltung war das a»l Fafch i » g f 0 » » ta g im Hotel „Z » m Schiff" abgchaltene Sch iitzenkränzchcn. Scho» die trauliche» Räumlichkeiten, welche mit Schützen - Emblemen und allerlei lustigem Schützeu-Schlvauk (Jux Scheibe», heitere Schütze»-Sprüchlei» rc.) paffend decorirt waren, breitete» über die nicht große, aber dafür in umso intimerem Contacte stehende Gesellschaft das anheimelnde Gefühl zwang- loser, wir möchten sagen häuslicher Behaglichkeit, und so war e« kein Wunder, wenn Alle« im besten Humor, bei rosigster Laune war und dem Tanze bei der geradezu vorzüglichen Musik (Clavier mit zwei Violinen — die Herren Rücker, Großauer sen. und juu.) mit wahrem Feuereifer huldigte. In den Zwischenpausen gab e« allerlei Kurzweil. So wurde einural plötzlich ein echter und rechter SchuapS- bruder znm allgemeinen Erstaunen hereingewcht, da« sich sofort in allgemeine Heiterkeit auflöste, alS derselbe in urwüchsiger Weise im unver- fälschten Nationaldialectc seine Wirthshaus - Abenteuer erzählte. Er erntete um so stürmischeren Applaus, als man hinter der wohl- gelungenen MaSke nach und nach eiueS der rührigste» Comite-Mitgliedcr erkannte. Die, wie alle, vortrefflich arrangirte dritte Quadrille ging in einen Cotillon aus, der, voll gelungener Schwänke, au dem die ganze Gesellschaft lustigsten Antheil halte, den heitersten Verlauf nahm. Nach der Damenwahl wurde die Gesellschaft durch eine vorzügliche Nachahmung deS aus der „Fatinitza" bekannten „Karagois" ergötzt und erzielten die mit grausiger Realität dargestelltc Morithalerei, das Nasire», Zahureißeu und das Gastmahl, ivobei der schattenhafte Esser und Zecher saftigen Nattenbraten mit sichtlichem Appetit verzehrte, stürmischen Ap- plauS und laute Heiterkeit. Das Schatteuspiel gelang ganz vorzüglich und waren die Gestalten Carricaturen voll burlesker Wirkung. So schwanden im Fluge die Stunden der Nacht und ehe man sich- versah, guckte der neugierige Wintermorgcn bei den Fenstern zu den letzten Un- ermildlichcn lächelnd herein. Die vollste Anerkennung aller Theiluehmer und Theilnehmerineu sei hiemit dem Comite, welche« Allen erue so überau« gemüthliche und fröhliche FaschiugSuacht bereitete, ausgesprochen. (Das Grünober-Kränzchen) am Faschingdienstag im Hotel „F»m Schiff" bildet ein glänzende« Settenstück zn dem oben beschriebenen Schützenkränzche» und versrmmelle eine sehr zahlreiche, srohsiunige Gesellschaft in den beliebten Räumlichkeiten. Mit gewohntem Geschick und Geschmack war scho» das Stiegenhau? vielversprechend ge- schmückt und in den Speise-Localitäteu fanden ivir wieder zn unserer großen Freude die gemüthliche Stube de« „GmoauwirthShauseS", in der wir uu« behaglich niederließen und uns au der vo» hier an« er- öffnete» AnSsicht auf de» Tanzbodeu einerseits, anf die herrliche» Gegenden uilserer Alpeuivelt auoererseitö, ergötzten, bei tranlichein Gespräche mit dem heute im HauSloden erschieiienen Burgermoaster Tomitz Franz und den feschen Bnab'ii und Deandl'n, die »11« zumeist vom Grüuober-Kirta her noch bekannt ivareu. ES hieße Wasser in oie EnllS trage», wollte» ivir nur des Weitere» verbreiten über die ivahre Faschingölust, die u». verfälschte ungebundene Heiterkeit, die nicht 10dl zu machende Tanzliist, welche bei Groß und Klein, bei Jung »ud All herrschte, — daS versteht sich bei d-n „Grünoberern'^.von selbst. Hiezn trug ab.r auch die auSgezeichuele Tauzmusik (Clavierund Violinen) der Her reu Hofmaier und Großauer »en. und juu. bei. Bei in Eiutritte erhielt jede Dame unentgeltlich ein Los, mit welchem sie in der später erfolgenden Lotterie ei» Best gewinnen mußte, »ud gaben bei der vor- genommenen Verlosung die schöllen und anch lnstigen Gewinne viel Anlaß zu angenehmen und heiteren Ueberraschungen. Welche Riesen- Anstrengungen aber das Comitü gemacht httle, um der Gesellschast Exquisites zn bieten, erwies ein im Laufe deö Abends cingelaufenes Telegramiii d-S Professor« Hausen, in ivelchem derselbe ankündigle, der au ihn ergaugencn Einladung Folge zu leisten und um Mitternacht mittelst Separatzuge« hier einzutresfen und eine Vorstellung zu geben Man kaun sich denken, inil welcher Spannung der berühmte Akagueti- seur erivartet wnrde. Allgemeiner huldigender Applaus ertönte, als er pünktlich im Saale erschieil und sofort, nach einer höchst geistvollen Einleitung, seine Production begann. Herr Hanse» übertraf »ch selbst. 9inr ei» einzige« Jndividnnm mußte al« unempfänglich znrückgewieseu werde». Bei allen Uebrige» gelangen die Experimente mit verllüffcuder Präcision und erregten pyramidale Bewunderung. Ganz besonder- in- teressirte ein reizendes ivciblicheö Medinni, ei» nalurfrische«, blühendes Bauernkind, ivelchem Herr Hansen das Gedächtniß wcgwischtc, so daß eö feinen Namen Paula total vergessen halte. Selbst mit dem „dnmmen Augnst" befaßte sich Herr Hansen, obwol dessen geringes geistiges Fluidiini eine nachhaltige Wirkung anf die stcifgemachten Extremitäten nicht zulreß. Stürmischer Beifall ohne die mindeste Opposition lohnte den Wuudermann der Gegenwart und ivir stehen nicht an, nuscrer lieber- zeugung dahiil AnSdruck zu geben, daß der Weltruf Hanseil'S seit seine: Faschings-Production in Steyr unerschütterlich begründet ist. Nach der Raststnnde ging'« wieder flott zum Tanze, der erst mit Morgengrauen endete. — Die Grünober ■ Gesellschaft hat so den Carneval »vieder ailsö beste nnb originellste beschlossen unb damit neuerdings ihre Ullverivüstlichkeit und llrwüchsigkeit beziehn Alles, »vaS sich gerne de« Leben« freut, insbesondere aber ai: ti du Armen, ivclchen anS den Unterhaltnugen der Grüuoberer Wnhl:hai,. e:- sprießen, sind geiviß mit n»S einig in dem Anöd.ncke bar;i 1 Anerkennung für diese Gesellschaft nnd ihren verdieiifivollen ' stand Herrn Franz Tomitz. Ein herzliches Glückauf oc» ’i .. oberern und ein hoffnnilgSsreudigeS „Auf Wiedersehen uu na.yyen Fasching"! — Daß bei dieser Unlerhaituug iwvic bei dein Schützen- kräuzcheii Küche nnd Keller deS Herrn M.tver uichis zu llbr.g ließen und anfS beste bestellt waren, bedarf ivo! keiner aiiSdrucklichen Verficht- rnng, derlei versteht sich bei dem wohluegiNlideten Rufe des „Schiff" von selbst. (Theater-Nachricht.) Heute, Dc-llnerstag, geht zum Vortheile unserer höchst veroienstvosseit ^lebbaberin Frl. F r e d i - F r a u k e n ein nach dem besannteti Marlitt 'scheu Romane geschriebenes Charakterbild: ..^i«ne, die zweite Frau", in Scene. Benanntes Stück wurde bereits an allen größeren Bühnen mit großem Beifalle aufgesührt. Frl. Fredi hat sich das interessante Stück vou m Rlageusurter Theater-Direction für ihren Ehrenabend auSgeliehen und sich verpflichtet, das Materiale nach Schluß im Vorstellung sofort zu retourniren; sonach ist eine zweite Daisiellung desselben auf hiesiger Bühne nicht möglich. — Am f ^ m m e n- den Samstag den 14. d. M. hat Herr Straffer sein Benesice, und gibt derselbe hiezu die seit Langem nicht mehr gehörten reizenden Offenbach's ch e n Operetten „Salon Pitzelberger" und „Hochzeitbei Laternenschein dann das einaclige vortreffliche Lustspiel (Novität) „Franen- Emancipation", in welchem aus Gefälligkeit für den Beneficianten Herr M e l s ch e l m a y r eine Rolle übernehmen wird. Es ist also am Samstag ein sehr genußreicher und interessanter Theater-Abend zu erwarten, woraus wir alle Theaterfreunde hiemit besonders aufmerksam machen. (Der Fasching.Dienstag), welchtr »ach altem Gebrauch- da« MaSkeutreibe» auf die Dtraßc verlegt, belebt- auch h-uer, »och be- guustigl durch de» schöne» Wiuterlag, iuöbesoudere den Stadlplatz mit einer zahlreiche», »e»gierig promc»ire»deu Menge, die indeß nicht viel zu sehe» bekam. Um I Uhr ungefähr fuhr ein — wie wir vermuthen — „Äus- wanderschisf", besetzt mit Reisenden aller Art, über den Platz nnd erregte viel Gelächter. DaS war so ziemlich AlleS; das Uebrige waren uur verein- zelnt erscheinende, zumeist recht schäbige MaSke», die sich mit wenig Witz »ud viel Behagen znr Zielicheibc der goldene» Stcaßeujugcnd machte», die natilrlich jeden solchen „Faschingönarre»" mit Gejohle nmschlvärmte. — Dagegen gab ev viel echte» FrschingShumor auf dem Eisplatze dcS Herr» Reder, wo eine Musikcapelle spielte und die Schlittschuhläufer meisteulheilS iu recht lnstigen Bermnmmungen er- schienen waren. Deßgleicheu spielte anf dem prachtvollen EiSplatz der Schwimmschnle eine Musikcapelle, bei deren lustigen Klängen sich eine zahlreiche distingnirte Gesellschaft auf dem glatteu Eife bis tief in die Abendstunden voll nimmermüder EiSlanflnst tummelte. (Theater.) Samstag gab man das Volksschauspiel: „Der Verlorne Sohn" von O. F. Berg, welche«, reich au Effectscenen, viel Gefallen fand. Die beide» Hauptrollen, deS Bürgermeisters Florian Riedl nnd deö verkoinmene» Maschinisten Fuch«, defauden sich in de» bewährten Händen der Herreu Director Zmerenz und Heller, ivelche mit überzengender Wahrheit und Empfindung spielten. — Florian Riedl, den krenzbraven Mann mit dem guten ehrlichen Herzen, aus dem nur eine Jugendsünde wie ein Alp lastet, und der sie durch ein mackcllose« Leben nnd durch Wohlthatcn an feinen Mitmenschen zu sühnen versucht, vertrat Director Zwerenz mit den schönsten Erfolge». Für die Rolle de« intrignante», dem Dämo» Branntwein verfallenen Fuch«, der sich an dem Zerstörer seiueS LiebeSglückeS mit raffiuirter Bosheit zu rächen sucht, dürste nicht leicht ein besserer Interpret ge- funden werden, al« Herr Heller. Frl». Fred i - Fra»kcn hatte sich gleichfalls in die unglückliche Dorothea vollständig e>»g lebt .iu ’ tun Irr durch ihre empfindungSvolle, sei» »llanciite Darstellung; auch Frau v. Boy gewann der fromme» Wirthschafterin Magdalena ihre besten Seiten ab. Ganz entsprechend war der Vagabund Heidvogel des Herru Petzar, während der Werkslihrer Carl Winter (Herr v. Dierkes) etwa« zu sentimental angelegt war. — Im Gesammlcn fand „Der Verlorne Sohn" bei dem schwach besuchten Hanse eine gute Ausnahme und wurden Frln. Fredi-Fraukcn, die Herren Director Zwerenz nnd Heller wiederholt durch Beifall ausgezeichnet. „Gold und Liebe, oder: Herr und Diener" betitelt sich eine ältere aber lustige Posse vou Dopp^er, ivelche am Fasching- Sonntag in Scene ging. Al» Basyl Schnick, der viel veriveiidbare Diener deö Millionen-Aspiranten Dr. Emil v. Rosenbach, ivetteiferle Herr Baumann mit Frau Directrice Zwerenz, welche da« Stubenmädchen Anna inil so viel Reiz, Munterkeit nnd Hnmor an-gestatlet hat, al« einem Kainmeilätzche», >vie c« im Buche steht, zukommen sann, nm da« Publicum in die richtige FaschingSlanue zn bringen und anch darin zn erhalte». Da« Convlet de« Basyl mit dem Refrain: „Wen» man 311 gut ist", forderte zn nngezählter Zugabe neuer Strophe» her- aus, in deren Erfinden Herr Baumann niierschöpslich schien; ebcuso konnt- sich das Han« an dem von Frau Directrice gesungene» Jodler nicht satt hören und auch sehen, da die Mimik, welche denselben be- gleitete, besonder«, >vo sie die alle „Frau UM)m" imitirt, vorzüglich war. — Der gefräßige Eustachin« Kicsler de« Herrn Heller, die kokette
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