Nr. 96 ortwährenden Eifer und Fleiße, womit der Verein unter der sorgsamen musikalischen Leitung des Capellmeisters Herrn Withe an der immer größeren Vervollkommnung seiner Vorträge arbeitet, und wenn auch hie und da Manches nicht so gelang, wie es beabsichtigt war, so übte doch die Production im großen Ganzen einen sehr günstigen Eindruck und das Publicum constatirte diesen durch den reichen Applaus, mit dem es alle Piecen auszeichnete. Zum erstenmale wurden von dem Vereine in diesem Concerte aufgeführt die Ouverture zu „Abn Ben Hassan von C. M. v. Weber welche besonderes Interesse in Anspruch nahm — und das von Herrn Withe zusammengestellte Potpourri aus Gounod's „Faust", und beide Aufführungen gehörten zu den bester des Concertes. Das Votpourri aus „Faust" ist von Herrn Withe ganz übsch arrangirt, nur meinen wir, daß dasselbe eine kleine Kürzung an entsprechender Stelle ganz aut vertragen dürfte. Den Glanzpunkt des Concertes bildete aber die Nummer 4 des Programmes: „Phantasie über ungarische Volksmelodien von Liszt. Clavier=Vortrag des Fräuleins Teplitzky mit Or besterbegleitung", — und wir haben uns hiemit nach dem alten Sprichwort¬ unserer Besprechung das Beste bis zuletzt aufgespart. Die vollendete künstlerische Meisterschaft, mit der Fräulein Teplitzky ihr Instrument beherrscht, wurde in unserem Blatte zu wiederholten Malen und von berufenen Federn anerkannt. Das Fräulein hat dieselbe auch in diesem Concerte wieder zur vollen Geltung gebracht. Unserer schlichten Feder stehen nicht jene farbensatten Bilder zu Gebote, mit denen competente Richter in diesen Blättern die ausgezeichneten Leistungen des Fräuleins versinnlichten: aber unsere Rückhaltlose und bewundernde Anerkennung st darum gewiß nicht weniger aufrichtig, wenn wir sie in nur einfachen grundlosen Worten aussprechen. Die glänzende Technik, welche le Schwierigkeiten spielend überwindet, der runde sichere und klana¬ volle Anschlag, der vom mächtigen erschütternden Fortissimo bis in ver¬ hauchendes Piano zu ersterben versteht, die Klarheit in der Melodien¬ führung trotz allen umherschwirrenden colorirenden Beiwerkes — alle diese schon oft gewürdigten Vorzüge vereinigte das Fräulein in dem Vortrage des obgenannten Concertstückes von List und schuf damit eine Gesammtleistung voll unübertroffener Virtuosität und hinreisender Wirkung. Das Publicum spendete daher auch dieser exquisiten Kunst¬ leistung frenetischen, nicht enden wollenden Beifall. Das Orchester sielt sich sehr wacker und schmiegte sich dem Claviere präcise an, wurde aber doch manchmal etwas zu stark und auch gegen Ende in der Stim¬ mung um einige Schwingungen zu hoch. — Nichtsdestoweniger war das Ganze eine Glanzleistung, die den Wunsch reae machte, es mög¬ den Musikfreunden gegonnt sein, sich öfter an solch einem Kunstgenus erleben zu können. — Es sei uns noch anzufügen erlaubt, daß der Concert-Flügel, auf dem Frin. Teplitzky spielte, — ein ganz aus¬ gezeichnetes Instrument voll Kraft und Wohllaut größter Dimension, aus der Fabrik von Kutschera in Wien, — von Herrn Christian Röckl beigestellt wurde. (Theater.) Zum letzten Male Angot, die Tochter der Halle", komische Operette von Anton Langer, Musik von Ch. Lecoca so kündigte uns der Theater=Zettel vom Mittwoch an, der uns zum Schlusse das unwiderruflich letzte Gastspiel der plastischen Darstellung des Wiener Festzuges versprach. — Es kann numöglich der Ernst der Direction Zwerenz sein, daß wir von Angot“ für diese Saison schon jetzt Abschied nehmen sollen, von „Anaot" (Frau Barth Jessika) die alle so lieb gewonnen, von Mademoiselle Lange Frau Zwerenz), der Alles zu Füßen liegt, dem flotten Ange Viton Schiller), der sich auch diesmal seinen Lorber erwarb — nein das kann sie nicht wollen — „Anaot“ wird noch so manches volle Haus erzielen, wenn sie auch keinen Festina im Gefolge hat, der allerdings viel Gefallen fand und verdiente, wie wir bereits in der letzten Nummer berichtet. „Angot wurde auch diesmal so trefflich gesungen und ge¬ spielt wie bei ihrer Première, wie damals inflammirte sie ihre Zu¬ hörer zum Beifall und versetzte sie in die fröhlichste Lanne. — Da¬ cum Nichts von Abschied, sondern nur vom fröhlichlichen Wiedersehen, haben ja doch sämmtliche beschäftigten Bühnenmitglieder: Frau Parth¬ Jessika und Frau Directrice Zwerenz, die Herren Schiller Director Zwerenz und Baumann Lob und Applaus geerntet und wurde ja nur der Theaterzettel getadelt, weil er keine Personen aufwies. Donnerstag gab man „Berlorne Ehre". Schauspiel von Bohrmann. — Die Dichtung sowol als auch die Darstellung hätten ein volleres Haus verdient — die Herren Dierles und Baumann haben als Robert Wels und Baranski ihre besten Kräfte eingesetzt und die schönsten künstlerischen Erfolge erzielt; der materielle aber blieb leider weit zurück. — Robert Wels, der aus Kindesliebe das Verbrechen des Vaters auf sich nimmt und allen Fluch, der auf dem¬ elben lastet, wie ein Held trägt, fand in Herrn Diertes einen Vertreter, der die zarten Nuancen der wahrhaften Seelenmater, welche der Autor seinem Helden auferlegt, in erschütternden satten Farben malte, der in Diction und Mimik bis ins kleinste Detail gina und seiner Leistung den Stempel künstlerischer Weihe verlieh. J. Seite wirkte bestens Herr Baumann als der verkommene Baranski welcher in seinem tiefsten Innern noch eine edle Oase aufmeist: die der Liebe zu seinem Kinde. Die Scene, wo Robert Wels sein so mühsam gehütetes Geheimniß von Barauski preisgegeben sieht, den er mit Wohlthaten überhäuft, dessen Kind er dem Schmutz und Elende entrissen und wie sein eigenes geachtet hat, sowie jene, wo Baranski sein Kind wieder sieht, für das er nie etwas gethan und nie etwas thun konnte, das nur glücklich sein kann, so lange es seinen Vater — den Verbrecher — nicht kennt, und wo er unter der Wucht dieser Selbstanklage beinahe zusammenbricht, wurden von den Genannten mit wirklich künstlerischer Vollendung gespielt und wissen wir in der That nicht, wem hier die Palme gereicht werden soll, dem Herrn Dierles als Robert Wels, oder Herrn Baumann als Baranski, da beide Künstler durch ihre natürliche überwältigende Darstellung glänzten. — Frl. Kronau vertrat die Rolle mit aller Gefühls¬ wärme, die dieser Künstlerin eigen, und erzielte besonders im töte-à-tête mit Baranski schöne Erfolge — Frl. Marion war eine liebenswürdige Clara, welche einen Hauptmann Renzins, als welcher Herr Heller ich viel Verdienste erwarb, wol in Feuer und Flammen versetzen konnte, darum wollen wir auch Herrn Vetar General=Pardon geben für alle Sünden, die er als Gustav Roll auf sein Gewissen geladen. Im Gesammten war die Darstellung und Regie auch diesmal muster¬ haft und fand die Verlorne Ehre ein zwar kleines aber dankbares Publicum. — Wir können nicht ohne Appell an die Theaterfreunde chließen, auch die Lust= und Schauspiel=Vorstellungen eines eifrigeren Besuches zu würdigen, da sonst die Direction leicht in die Zwangs¬ lage kommen würde, uns mit der Annonce zu überraschen: „Heute J. R. zum letzten Male ein deutsches Drama". Die Cäcilienfeier der Steurer Liedertafel) am Diens¬ aa den 25. d. M. in Eiselmen's Saal-Localitäten Casino) in Reichenschwall begann, wie schon mitgetheilt, mit der Aufführung des reizenden Liederspiels „Die Thomasnacht. Gedicht von West, Musik von Dr. Zeller. Dieses liebliche Tonstück wurde von der Liedertafel, wie schon zweimal in früheren Jahren, auch diesmal wieder mit viel Fleiß und entsprechender Nuancirung zu Gehör gebracht, und varen es auch die Herren Dr. Wilhelm Stialer (Junker Heinrich Tenor) und Bermanschläger (Curt — Baß, welche die Soli an's treflichste sangen. Der Chor hielt sich im Ganzen recht brav, brachte Einzelnes vorzüglich, manches Andere ist ihm indes bei der ersten Aufführung besser gelungen als neulich. Fräulein Rosalia Wurzinger hatte abermals, wie schon früher, in gewohnter Liebens¬ würdigkeit den schwierigen Clavier=Bart übernommen und führte ihn wie stets auf das ausgezeichnetste, mit virtuosen Künstlerschaft durch. Das nicht allzu zahlreich erschienene Auditorium folgte der anmuthigen melodienreichen Composition mit aller Aufmerksamkeit und zeichnete die Mitwirkenden am Schlusse durch reichlichen Beifalle aus. — Herr Röckl hatte die Güte gehabt, seinen Concertflügel, der schon im Musikvereins=Concert verwendet worden, im Locale zu belassen und auch für diese Production zur Benützung zu überlassen, und das treffliche i Almin-Boit Instrument bewährte auch hier unter den kunstgeübten Händen des rin. Wurzinger seinen prächtigen kanavollen Ton in allen Lagen und eine reiche Modulationsfähigkeit. Nach Executirung der „Thomasnacht gab man sich dem Tau¬ Vergnügen hin, dem die goldene Ingend bis zum hellen Morgen in ermüdeter Lust oblag. Die Damen waren ausgesprochenem Ersuchen gemäß in einfacheren Toiletten als bisher erschienen: wir können ver¬ sichern, daß sie deshalb nicht weniger lieblich und anmuthend waren. als wenn sie in kostbare Ball-Roben gehüllt gewesen wären. Schlaganfall.) Gestern Vormittags stürzte in dem Gewölbe der Fleischselcherin Frau Schüttengruber im Grünmarkt eine den be¬ eren Ständen angehörige Frauensperson plötzlich zusammen. Der her¬ beigerufene Wundarzt Herr Kapper erklärte als Ursache dieser Kata¬ strophe einen Schlaganfall. Da die Frau nicht sprechen konnte und berhaupt die Identität der Unglücklichen nicht zu eruiren war, wurde elbe vorläufig vom Löhnkutscher Herrn Mühlberhuber aus eigener Initiative ins St. Anna=Spital überbracht. (Arretirungen während der letzten acht Tage) durch die städt. Sicherheitswache: 1 Mannsperson wege Uebertretung gegen die öffentlichen Anstalten und Vorkehrungen, 2 wegen Landstreicherei, 1 wegen lebertretung des Hausirvatentes, 5 wegen Exceß und Trunkenheit, 4 wegen Baarens und Betteln, 1 wegen Ausweislosigkeit, 3 wegen Verunreinigung der öffentlichen Blätze, 1 Weibsperson wegen Trunkenheit. Verstorbene.) Am 21. November: Franz Bachbauer, Fleischhauerstind. Nr. 365 in Wieserfeld, 10 Wochen alt Darmkatarry. Den 23.: Ludwig Tischta, Fabriksarbeiters¬ Kind. Nr. 500 in Voisana, 4 Monate alt. Auszehruna. Den 24. Juliana Zebermayr, Maurers=Gattin. Nr. 220 sei der Steyr, 32 Jahre alt. Lunaentuberculose. Den 25. Robert Boom. Armaturarbeiters=Kind. Nr. 324 in Wieser¬ feld, 1 Jahre alt, Darmkatarr. Franziska Redl, verehel. Private, Nr. 16 in der Stadt, 84 Jahre alt, Lungenlähmung. Den 26.: Josefa Werndl. Armaturarbeiters=Gattin, Nr. 931 Achet: 54 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna. Wassersucht. Maria Kürschner, Taglöhners=Witwe, Nr. 95 in Grundberg, 69 Jahre alt, ebenfalls im Krankenhause. Balthasar Forstner, led. Schneider von Grünburg, 30 Jahre alt, ebenfalls im Krankenhause. Gehirnus. Den 27. Franz Fuchs, lediger Einleger von Wolfern, 66 Jahre alt. ebenfalls im Krankenhause, Maaengeschwure. Johann Amtmann, verevel. Maler und Lackirer. Nr. 86 in der Stadt, 19 Jahre alt, Lungensucht. Den 28.: Johann Dover, verehel. Maurer, Nr. 498 in Aichel. 48. Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Maaentres. Aus dem Gerichtssaale. teyr, 28. November. Orig.=Ber.] (Eine bedauerns¬ werthe Mutter.) Die Hauptverson dieser Verhandlung ist keine Verirrte, die ein Verbrechen begangen hat und so zum Auswurfe der Menschheit gehört, sondern eine unglückliche Mutter, deren Schmerz über den Verlust ihres einzigen Kindes noch dadurch vermehrt wird, daß sie sich deßhalb, weil sie ihr Kind nicht gehörig beaufsichtigte, und dieses in Folge dessen in einem Fasse ertrank. wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens vor einem Vier=Richter=Collegium des hiesigen k. k. Kreisgerichtes unter dem Vorsitze des Herrn k. k. Landesgerichtes Foglar zu verantworten hatte. Der Sachverhalt ist nach der Anklageschrift folgender: Am 5. August d. J. Nachmittags nach 4 Uhr befand sich die Taglöhnerin Rosina Mitterlehner auf ihrem unweit ihrer Wohnung zu Burg befindlichen Krankland, wo sie arbeitete und hiebei ihren anderthalb Jahre alten Knaben Franz in einem Kinderwagen neben sich auf dem Felde hatte. Da kam der fünfjährige Sohn ihrer Schwester — Ma¬ hias Binder — zu ihr auf's Feld und fragte: ob er den Franz zur „Mahm" (Muhme auf das in der Nähe gelegene Ganglant fahren dürfe. Rosina Mitterlehner bewilligte ihm dies, schärfte aber dem Ka¬ sen ein, ja nicht zu dem im Garten eingegrabenen Fasse zu gehen. Zwischen dem Krautlande, wo die Rosina Mitterlehner arbeitete, und dem Ganglante befindet sich nämlich ein Garten, der mit einem Zaune rent ist, und durch diesen Zann ist die Stelle, wo das Faß ein¬ gegraben ist, so gedeckt, daß man vom Krautlande aus nicht hinsehen kann. Als nun Rosina Mitterlehner den Knaben Mathias Binder welcher mit dem Kinderwagen fortgefahren war, nach einigen Minuten nicht mehr bemerkte, eilte sie sogleich zu dem mehrerwähnten, im Gar¬ ten eingegrabenen und theilweise mit Wasser gefüllten Bleichfasse, wo sie wirklich ihren Knaben Franz fand. — aber nicht mehr am Leben, son¬ dern todt! Er war in das Faß lovfüber gestürzt, und ging auf diese Weise zu Grunde. Die trostlose Mutter war so bestürzt, daß sie keine inderen Wiederbelebungsversuche machte, als daß sie das Kind schüttelte und aus Leibeskräften um Hilfe rief. Der fünfjährige Knabe, Mathias Binder, war inzwischen zu seiner Mutter gelaufen und theilte derselben ber längeres Befragen mit, daß der „Franz!“ ertrunken sei. Diese eilte gleich hin, kam aber schon zu spät, und trua sodann das Kind in die Wohnung ihrer Eltern. Nach gepflogenen Erhebungen ist das Kind, Franz Mitterlehner, an Stickfluß durch Ertrinken gestorben. Die k. k. Staatsanwaltschaft erhob nun, da der Mutter Rosina Mitterlehner au dem Tode ihres Kindes insoferne ein Verschulden zur Last fällt, als sie dieses Kind an einem gefährlichen Ort ohne entsprechende Aufsicht einem blos fünfjährigen Knaben, welcher es vor der Gefahr nicht schützen konnte, zur Beaufsichtigung überließ, obwol ihr die Gefahr, in welche ihr Kind hiedurch kommen konnte, nach ihren Aeußerungen bekannt sein mußte, gegen sie die Anklage wegen Vergebens gegen die Sicherheit des Lebens durch Vernachlässigung der pflichtmäßigen Obsorge über ihr Kind. Der Gerichtshof konnte sich jedoch von der Schuld der Ange¬ klagten, welcher von ihrer Heimatsgemeinde Kematen des Zeugniß aus¬ gestellt worden war, daß sie eine strebsame und gesittete Frau, insbeson¬ ders aber als eine zärtliche und sorgsame Mutter in der Kinderpflege allgemein bekannt sei, nicht überzeugen und sprach sie — in Erwägung der Umstände, daß sie dem fünfjährigen Knaben Mathias Binder, der ihren kleinen Franz von ihr weg gegen den Garten in einem Wägelchen fuhr, ausdrücklich verboten hatte, in die Nähe des Fasses zu fahren, daß sie sich auch selbst überzeugte, daß die Kinder sich in das Ganal¬ aut begaben, wo wie sie wußte, ihre Schwester Marie Binder und ihre Ruhme Katharina Mitterlehner waren und daß es somit als ein außer aller Berechnung liegender Zufall anzusehen ist, wie die Kinder sich wieder zurück und zwar zum Fasse begaben, wohin die Mutter vom Acker aus nicht sehen konnte, wodurch es geschehen konnte, daß ihr von Knaben Mathias Binder aus dem Wägelchen gehobenes Kind in das Faß fiel und, ehe Hilfe kam, ertrank — von der Anklage wegen dieses Vergehens frei. [Orig.=Ber.] (Ein Gewohnheitsranser.) Vor dem¬ selben Richtercollegium hatte sich der bereits wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung abgestrafte Taglöhner Josef Traun¬ nüller aus Bad Hall wieder wegen dieses Verbrechens zu ver¬ antworten. Wir entnehmen der Anklageschrift Folgendes: Abends am 2. August dieses Jahres kam es im Gasthause des Hametner zu Bad all zwischen dem Maurer Johann Sturmberger und dem als besonders rauflustig und roh geschilderten Taglöhner Josef Traun¬ müller aus einem ganz unbedeutenden Anlasse zu einem Wortwechsel, Seite 3 wobei Traunmüller zu Sturmberger äußerte: „Du bekommt von mir einmal ein Tapp'n, gehst ohnedem immer spät nach Haus", worauf wieder Ruhe eintrat. Als jedoch nach kaum einer Viertelstunde Sturm¬ berger zur Befriedigung eines natürlichen Bedürfnisses hinausging, solate ihm Traunmüller und versetzte ihm mit einem Stocke einen Schlag auf den Kovi, dann einen Schlag mit einem Instrumente in's Gesicht, was eine starke Blutung des Sturmberger im Gesichte zur Folge hatte. Sturmberger wehrte sich gegen diesen Angrif und nackte den Traunmüller ebenfalls dieser hieb aber auf den Sturmberger wacker los und brachte ihm — offenbar mit einem schneidenden und vitzigen Instrumente — noch mehrere Verletzungen bei, bis es dem Maurer Schedlberger gelang, die Raufenden in trennen. Nach dem eingeholten gerichtsärztlichen Befunde und Gutachten jat Johann Sturmberger durch die ihm zugefügten Mißhandlungen drei als leicht erklärte Verletzungen und zwar an der rechten Schläfe, der linken Gesichtsseite und dem linken Vorderarme und überdies eine drei Centimeter lange Stichwunde an der rechten Seite des Rückens erlitten, welche das Nivvenfell und die Lungen oberflächlich verletzte: die letztgenannte Verwundung wurde als eine an sich schwere Verletzung erklärt, die eine mehr als zwanzigtägige Gesundheitsstörung und Be¬ rufs-Unfähigkeit zur Folge hatte und auf eine Weise beigebracht wurde, womit gewöhnlich Lebensgefahr verbunden ist. Josef Traunmüller gesteht wol zu, daß er dem Sturm¬ berger während des Naufhandels Schläge versetzt habe, stellt jedoch in Abrede, ihn auch gestochen zu haben, was übrigens aan unmöglich sei. weil er kein Messer oder anderes schneidiges oder spitziges Instrument bei sich hatte. Da aber der Beschädigte Johann Sturmberger be¬ stimmt behauptet, daß Traunmüller ihm die ärztlich constatirten Ver¬ letzungen mit einem Instrumente beibrachte und die Zeugen, der Wirths¬ sohn Leopold Hametner und der früher erwähnte Schedlberger welche die Rauferei sahen, eidlich aussagten, daß Sturmberger sogleich heftig vom Gesichte blutete, als Traunmüller auf ihn geschlagen hatte und mit ihm noch fortraute. Traunmüller auch nach Angabe dieser Zeugen am Nachmittage desselben Tages ein Messer hatte, womit er sich einen Stock abschnitt, so sprach ihn der Gerichtshof des ihm zur Last gelegten Verbrechens schuldig und verurtheilte ihn — mit Rück¬ sicht auf seine schuldlose Familie jedoch nur — zu einem achtmana¬ lichen schweren mit einem Fasttage und einmaligem hartem Lager verschärften Kerker, sowie zum Schadenersatze an Sturmberger und zwar an Curkosten mit 18 fl., und Verdienst=Entaana mit 15 fl. 40 kr. an Schmerzengeld mit 20 fl. und als Ersatz für die beschädigten Klei¬ der mit 3 fl. Der Angeklagte, dessen Handlungsweise einen großen Grad von Rohheit zeigt und an die regelmäßigen Raufereien der Junviertler Bauern erinnert, erklärte sich mit diesem Urtheile zufrieden. Herschiedenes. (Todesfall.) Am 24. d. M. ist in Wien Frau Baronin Felder, die Gattin des ehemaligen Burgermeisters der Reichshauptstadt. Dr. Felder, gestorben. Bläßlicher Tod.) Aus Windischgarsten wird geschrieben: Am 22. November 1879 Abends nach 7 Uhr gina der hiesige praktische Arzt, Herr Johann Buchmaier, vom Brauhause beim als er sein Haus betrat, erlitt er einen Schlaganfall und war um 9 Uhr eine Leiche. Buchmater war 39 Jahre alt, als Arzt unermüdlich thätig und versay seit mehr als einem Jahre den Sanitätsdienst auf einem Raume von mehr als 6 Quadratmeilen ganz allein. Er hinterläßt eine Witwe mit vier unversorgten Kindern. Buchmater war allgemein geachtet und es versetzt sein Tod die ganze Gegend in wahre Trauer. (Berbrannt.) Am 23. November wielte das 4 Jahre alte Kind des Soldners Georg Brosenhuber zu Molln in einem unbewachten Augenblicke mit einer Petroleumlampe. Die Lampe fiel um und das Kind erlitt derartige Ver¬ brennungen, daß es in wenigen Stunden trotz arztlicher Hilfe starb. Das k. k. Bezirksgericht Grünburg wurde zur strafrichterlichen Beurteilung des Falles in Kenntniß gesetzt. Unwetter.) Aus Spital am Thurn wird unterm 20. November geschrieben: Seit dem 16. November Morgens schneit es ununterbrochen und derart start, daß die Straße am Worn selbst für leichtes Fuhrwert kaum vasirbar ist. Im Orte Spital liegt der Schnee bereits über einen halben Meter hoch und erhalt noch immer Mehrung. Am 18. d. konnte die Post aus Linz nicht auf dem gewohnlichen Weg über Spital am Thorn und Windischgarsten, sondern mußte ver Bahn über St. Valentin und Steyr befordert werden. Rauhankall.) Am 21. d. passirte die in Sind¬ ring, Gemeinde St. Martin, wohnhafte Stratzen¬ Sammlerin und Geschirrhandlerin Anna Augustin das ogenannte Wimbolz in der Gemeinde Morschwand. Ein er unbekannter Mann aina auf sie zu, ne crariff die Flucht, ihr nach, packte und überwältigte sie unter der Drohung, wenn sie das Geld nicht sogleich vergebe, werde er sie um¬ bringen. Die Ueberwältigte var um Schonung ihres Lebens, bot im 30 kr. mit der Versicherung, daß sie nicht mehr habe, selbst arm und Mutter von noch kleinen Kindern sei. Auf dieses Bitten bedeutete ihr der Mauer, daß er unter der Bedingung, daß die sie in kein Haus suchte, sie schonen wolle, flüchte sie sich aber in ein Haus, dann werde es ihr übel ergeben. Die Angegriffene begab sich direct in ihr Haus; sie hat, abgesehen von dem Schrecken und leichter Beschädiguna am Korver durch das Ringen, einen Schaden von 5 fl. durch Zer¬ trümmern ihres Geschirres und Zerreißen ihrer Kleider. Die 30 kr. ließ ihr der Rauber. Falschmunzer.) Am 10. d. M. erfuhr der k. k. Posten¬ über Salzer, daß im Markte Frantenburg bei den Hastwirthen in letzterer Zeit mehrere falsche Zwanziatreuer¬ stücke eingenommen wurden, und zwar großentheils in der Abenddammerung. Die Zimmermanns=Gattin Weingäßner wurde einige Tage darnach bei einer Verausgabung einer olchen Münze betreten. Auf das Betragen, von wem die diese Munie erhalten habe erwiderte ne. dieses Geld stamme aus Baiern. Eine Hausdurchsuchung ließ in einem Speise¬ schrant neun Stuck falsche Zwanziger, ein falsches Guldenstua, einige unausgefertigte Zwanzigkreuzerstücke mehrere Modelle und Formen, eine eiserne Pfanne mit kleinen Stücken Kinn und Blei und größere Stucke Zinn und Blei finden. Der immermann Aegidius Meinaanner und denen Bruder sodann wurden verhaftet und in die Fronteste Franken¬ markt geliefert. Bei dem wegen Munzialschung son bestraften Anton Hutmaler von Naschach, Gemeinde Neu¬ kirchen, dem guten Freunde des Zimmermanns, wurden
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