Pränumeration te für Steyr: vierteljährig halbjährig - ganzjährig durch Post: vierteljährig „ 50 alljährig 1 6 „ ganzjährig. Einzelne Blätter 6 kr. Zustellungs-Gebühr in's Haus jährlich 40 kr. kr. Inserate werden nach dem billigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet wird die einspaltige Petineile mit 10 kr. berechnet. Redaktions-Expeditionsrate M. Haasische Buchdruckerei & Lithogran Steyr, Grünmarkt Nr. 49. 4 Manuscripte werden nicht zurückgestellt, mme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Zuschriften vortofret. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Samstag und Mittwoch 11 Uhr Mittags. Ausgabe der Sonntags-Nummer 8 Uhr Fruh, der Donnerstags=Nummer 11 Uhr Vormittags. Nur mit Retourmarken versehene briefliche Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate und Pränumerationsbetrag müssen vorhinein bezahlt werden. Nr. 30. Seul, Sonntag den 30. November 1915. 23. Jahrung. Zur Einerleichte. im Abgeordnetenhause stand der Gesetzentwurf über die Abwehr und Tilgung der Rinderpest, welcher schon in der vorigen Session Wochen vindurch das Ab¬ geordnetenhaus beschäftigte, in den Sitzungen am 26., 27. und 28. November wieder an der Tagesordnung. Die Tenden¬ dieser Vorlage ist aus den Verhandlungen im letzten Früh¬ jahre bekannt; durch eine Abwertung der Grenze gegen jegen jene Länder, in welchen vermanent die Mindervelt verricht und aus welchen sie zumeist nach Oesterreich einge¬ schleppt wird, also durch die Grenzabwertung gegen Ru߬ land und eventuell auch gegen Rumänien, soll die Viehzucht Oesterreichs gegen die Einschleppung der Viehseuche und ge¬ gen die Verheerungen derselben geschützt und auf solche Weis¬ der Landwirthschaft Hilfe und Förderung zugeführt werden. Aus diesen Gründen wurde das Gesetz son in der vorigen Session von den Abgeordneten der Landgemeinden und des Großgrundbentes — mit Ausnahme jener aus dem Konia¬ reiche Golinen — lebhaft befürworten. Betampft wurde der Rede stehende Gesetzentwurf im Fruhjahre dieses Jahres von den Polen und von den Abgeordneten der Stadt Wien, Damals war den Polen ein Ueberaanas=Stadium von drei Jahren ein zu kurzes, und sie bemühten sich, fünf Jahre durchzusetzen. Seither sind sie andern Sinnes geworden; sie beannen sich damit, daß das in der neuen Regierungsvor¬ lage angesetzte Ueberaanasstadium von einem Jahre auf andert¬ halb Jahre verlängert wird, und sind ohne Sana und Klang „im Interesse des allgemeinen Wohles", wie ihre Wortsub¬ rer erklärten, ins Lager der Anhänger des Gesetzentwurfes gegangen. im Ausschuß für die Steuervorlagen haben die poderalisten einen Antrag eingebracht, der offenbar die Verschleppung der bei uns so nothwendigen Steuerreform bezweckt, der Steuerreform, die eine gerechtere Vertheilung der Steuern, eine Entlastung der Armen auf Kosten der Reicheren verbeiführen soll. Auslagen bewilligen die Herren poderalisten, so viel die Regierung wünscht, das Wehrgesetz und das bosnische Verwaltungsgesetz wird unverändert be¬ willigt, wo es sich aber darum handelt, die bewilligten Aus¬ gaben zu decken, indem man die Steuerlast dem kleineren Bauer abnimmt und auf die großen Grundbesitzer, Zucker¬ fabrikanten 2c. 2c. übertragt, da sind die Herren Forderalisten und Clericalen nicht zu haben, natürlich jene reichen Grund¬ ventzer und Fabritannien gevoren ihrer Partei an. „Unter dem Scheine constitutioneller Formen, so schreibt die „N. Z." „reißt der Hochadel Böhmens und Galiziens die Herrschaft an sich. Die Gestattung der Ueberwälzung von Steuern auf den kleinen Grundbesitzer wird eine der ersten gesetzgeberischen Thaten dieser Herren sein; wir sind begierig, welche Antwort inen die Bauernschaften Böhmens und der Alpenländer zu Theil werden lassen.“ Der Club der Liberalen hat am 27. d. M. eine hochwichtige Entscheidung getroffen. Er hat sich dem Vor¬ geben der Fortschrittspartei in der Wehrfrage angeschlossen indem er das Eintreten für den Antrag Czedit zum bin¬ denden Club=Beschluß für alle seine Mitglieder erhob. Die Einigkeit in der gesammten Verfassungspartei ist dadurch zur unzweifelhaften Thatsache geworden. Dieselbe wird zwar für die Bewilligung einer Kriegsstarte von 800.000 für sen Jahre stimmen, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Friedensstarte ohne die Einjährig=Freiwilligen nicht über 230.000 Mann betrage. Sollte die Majorität des Hauses diese Bedinguna ablehnen, dann ist die Vertanungspartei entschlossen: die Bewilligung der 800.000 Mann für zehn sahre zu verweigern und blos für eine Verlängerung des bestehenden Wehrgesetzes auf drei Jahre zu stimmen. in Ungarn hat das Abgeordnetenhaus in der Sitzung am 26. d. M. die Wehrgesetz=Vorlage mit 200 gegen 158 Stimmen zur Grundlage der Specialdebatte, in den folgenden Sitzungen in dritter Lennna unveränder¬ angenommen. — Dr. Svetozar Miletic, der bekannte Führer der ungarischen Serven, welcher im Jahre 1876 wahrend des serbisch=türkischen Krieges von den ungarischen Behörden verhaftet und wegen Hochverrath zu fünf Jahren chweren Kerkers verurtheilt wurde, ist vom Kaiser be¬ anadiat worden. Damit hat die Krone einen Act der aus¬ gleichenden Gerechtigkeit vollzogen, der bei der jetzigen Lage der Dinge der volitischen Spitze nicht entbehrt. In den ungarisch=croatischen Ausgleichs=Ver¬ handlungen ist eine Kunstause eingetreten. Die Meanicolar=Deputationen haben in ihrer gemeinsamen Si¬ zung am 25. d. M. beschlossen, ihre Berathungen bis Mitte sanner zu vertagen. Während aber die officiellen Verhand¬ Innen über die Grenzproventen“=Frage ruben, werden sen über die Grenzeinverleibungs=Frage umso eifriger betrieben werden. Die österreimum deutschen Zoll=Verhandlungen wegen Verlanaeruna des MeistbeanstaunasVertrages sind vorläufig leider gescheitert. Wie die Presse“ erfährt, wird die deutsche Regierung kaum im Stande sein, die hohen Zolle sur Reproducte herabzusetzen. — Die Verhandlungen sollen auf diplomatischem Wege forgesetzt werden. In Deutschland's Hauptstadt Berlin ist das danische Königspaar am 28. d. M. eingetroffen. Die dem „N. Wiener Tagblatt“ aus Serbien zu¬ gebenden Meldungen constatiren, daß in den handels¬ politischen Verhandlungen zwischen Serbien und Oesterreich ein vollständiger Stillstand einge¬ treten ist. Insbesondere ist dies mit Bezug auf die Frage des Eisenbahn=Anschlunes sehr bedauerlich. Die serbische Regierung hat in dieser Frage ein System des Ausweichens und der Verschleppung einzuführen gewußt, welchem gegen¬ über die österreichische Regierung nicht die nothwendige Energie bekundet hat. Die vitalsten Interessen der Monarchie wirthschaftlicher und in volitischer Beziehung werden da¬ durch bedroht. Aber nicht allein das Interesse, auch das Ansehen des Reiches im Oriente kann darunter leiden, wenn Oesterreich=Ungarn nicht in kraftiger Weise auf eine Karuna der Situation hinwirkt. Die serbische Regierung hat die Geduld des österreichischen Cabinets son sehr lange in Anspruch genommen. Die beste Zeit vergeht mit den Unter¬ handlungen oder vielmehr mit den Pausen, welche in den¬ selben jeden Augenblick eintreten. Inzwischen kann es ge¬ scheven, daß die Eisenbahnen von Constantinopel verauf rüber fertig werden, ehe Serbien im Sinne des Berliner¬ Vertrages seine Verpflichtungen in Betreff der österreich¬ ungarischen Eisenbahn=Anschlüsse erfüllt war. Wirtschaft¬ liche, politische und wol auch noch andere Motive scheinen für den Widerstand der serbischen Regierung maßgebend zu sein. In politischer Beziehung ist die Gesinnung Serbiens gegenüber Oesterreich=Ungarn schon seit Langem nicht vor¬ wurfsfrei. Die Baltan=Liaa, von welcher das Tagblatt sunast zu melden wußte, steht, wie das genannte Blatt ver¬ sichert, troß des Dementi der serbischen Regierung, den In¬ tentionen der serbischen Politik sehr nahe. Wenn diese Liga, der Bund zwischen Bulgarien, Serbien und Montenegro. noch nicht verfect geworden, so ist nicht der gute Wille Serbiens die Ursache davon, sondern das Unvermögen, die widerstreitenden Interessen der kleinen Balkantaaten in Harmonie zu bringen. Daß in Serbien selbst eine lebhafte Agitation besteht, um dieses Hinderniß zu beseitigen, um einen Bund gegen Oesterreich=Ungarn zu schaffen, darin stimmen alle Berichte überein. Ebenso versichert das mehr¬ fach citirte Blatt, daß Serbien auch Bosnien als Operations¬ feld seiner Agitationen im Auge behält und daß ein er¬ neuter Aufstand die Belgrader Regierungstreise keineswegs unangenehm berühren, vielleicht auch gar nicht überraschen würde. Diese Thatsachen, in Verbindung mit der Haltung Serbiens in der vandelspolitischen Frage, sind gemanet, der Orientvolitik der Monarchie eine entschiedene Wendung zu geben. Allerdings scheinen die Ursachen für die Haltung Serbiens gegenüber Oesterreich=Ungarn sehr tief zu liegen und das immer betonte freundschaftliche Vervaltnis zu Oesterreich wird durch Einflusse gestört, welchen die serbischen Regierungskreise, selbst wenn sie wollten, nicht leicht wider¬ stehen konnten. Vorlantia scheint ihnen allerdings selbst dieser Wille zu fehlen. Fürst Alexander von Bulgarien hat die in den letzten neten. Zwischen zwei Herzen. Roman von F. Klint. (39. Fortsetzung.) Selbstverständlich war es ihm nicht angenehm, daß eine junge Gemalin ihn nach so kurzer Zeit verließ, daß sie mitten in der Saison eine heiße Sehnsucht nach dem einsamen Schlosse in der Haide empfand, nur um aus einer Nabe zu kommen. Was wurde die Welt dazu sagen Er vorte auch hier und da gelegentlich eine Bemerkung welche im nicht sehr angenehm war, oder man erkundigte sich teilnahmsvoll nach dem Naderen und ihm war es immer in seinem Arawoin, als sabe er in dieser Theilnahme nur Sport und Schadenfreude. Es war ihm bereits unangenehm gewesen, das Elisabeth während der letzten Keil zuruckgezogen zu leben gezwungen war. Sie hatte so viel zu einer interesanten Gesellschaft beigetragen und Graf Demidon empfand bald genug, daß er einen großen Theil aller ihm erwiesenen Artigkeiten auf Rechnung seiner schonen Gemalin zu setzen habe. Nebenbei hatte seine schlechte Laune viel dazu beigetragen im seine ehemaligen Freunde zu entfremden. Graf Demidon wünschte oftmals, daß Wanda nie störend in sein Leben eingegrinen hatte, da ne für ihn doch verloren war. Es war entschieden angenehmer, eine so reizende, von aller Welt bewunderte Frau zu haben, besonders wenn sie sich ihm gegenüber stets so liebevoll und anbetend verhalten hatte, wie sie dies eine Zeit lana gethan. Damals ble ihm naturlich jeder Sinn und jedes Verständniß datur, und als er sich dafür zu erwärmen begann, war Elisabeth bereits aller Versuche überdrüssig geworden. Sie war ja so weiterwendisch So wenigstens dachte Stefan. Nichtsdestoweniger war es ihm unangenehm, als sie ihr altes Leben wieder begann und sie aus Neue in einen Strudel von Verannaungen stürzte. Er sah sie umschwärmt und bewundert. Jhr liebens¬ würdiges Wesen entzückte Alle und mit scharfen Augen bemerkte Stefan, daß die Welt nicht mehr das Verhältniß beider Gatten als ein inniges betrachtete. Und es konnte nicht anders sein. Elisabeth hatte für Jeden ein freundliches Wort, nur für Stefan nicht. Sie mied in absichtlich. Bisweilen war es ihm sogar, als ruhten ihre alanzenden Augen mit einem im ganz fremden Ausdruck auf ihm. Es war ihm, als sprache sich darin deutlich ein leidenschaftlicher Haß aus. Anfangs hatte er über diese Idee gelächelt, ne war ihm unmöglich erschienen. — Elisabeth war ja überhaupt gar keiner solchen Leidenschaft jaht. Nichtsdestoweniger versuchte er zuweilen eine Annäherung, aber sie machte ihm eine solche absolut unmöglich. Sie besaß eine außerordentliche Gewandtheit. ihm aus dem Wege zu geben und wenn es ihm gelana und er ihrer endlich habhaft wurde, dann war er vereits in einem solchen Kustande von Gereizeit und Mißmuth, daß es ihm unmöglich war, sich liebenswürdig zu zeigen. Schritt für Schritt entfernten sie sich jetzt von einander und Stefan sublie das am klarsten. Eines Tages hatte er einen triftigen Grund. Elisabeth in ihren Gemächern aufzusuchen, was er so lange ernstlig vermieden, — er war zu stolz, um ihr zu zeigen, daß jetzt er es war, welcher sie suchte, ja, er gestand sich das noch nicht einmal selber. Im Gegentheil, er fand zahllose Grunde ur sein verändertes Benehmen, welche von der Wahrheit alle gleich weit entfernt waren. Das war an jenem Tage, von weichem Elisabeth Wanda erzählt hatte. Er stand wie erstarrt, als er die bleiche, verfallene Gestalt vor sie ab. Sie sante ihn mit blitzenden Augen an, mit jenem Blick, welchen er oft in der letzten Zeit ge¬ sehen hatte. Eine namenlose Angst erfaßte ihn. Elisabeth, mein Gott. — Du bist trant!" war es über seine bleichen Lippen gekommen. Und dann erfolgte ihre Antwort. Bis in sein Innerstes drangen die Worte und Licht und Klarheit eron sich darin. Wie hatte er so und sein können! Es wurde ihm plötzlich so Manches begreiflich, was vorher unverständlich geblieben war. Einen Augenblick water, da ware Alles vielleicht noch gut geworden. Da fiel sein Blick auf die Kammerfrau, er sah in dem Gesichte derselben Ueberraschung und Neugierde und er fühlte sich von Elisabeth's Zurechtweisung, denn für eine solche munte die Dienerin es halten, verletzt. Er zog sich zuruck, um in seinem eigenen Zimmer mit übereinander geschlagenen Armen stundenlang aus= und niederzuschreiten und über den gehabten Anblick nachendenten. Elisabeth war trant, toditrant. Er sah es, daß es ihr nur möglich war, sich mit Hülfe ihrer Kammerfrau aufzurichten, und ihm war das seither entgangen! Schon seit Monaten sah er sie nur im vollsten Gesellschaftsschmücke, und jetzt war sie ein Schatten von früber: Es waren düstere Stunden, welche Stefan an diesem Tage verlebte. Von den heftigsten Gewissensbissen gereinigt, vergaß er Alles außer seine Schuld. Ausgelöscht waren plötzlich alle ihre Fehler und Schwachen. Er sah sie vor sich, strahlend vor Schönheit, voll Liebe und Kartlichkeit für ihn, - was hatte er aus ihr gemacht Er dachte an Wanda und er wunderte sich über die Ruhe, mit welcher er ihrer gedachte, und zum ersten Male fiel es um ein, daß sie den rechten Weg gewählt hatte, wahrend jetzt in der Wildniß, ohne eine heimatliche Statte um¬ verirrte. Wie tam er sich jetzt, im Gegensatz zu ihr, so unendlich tein und aeria vor! „Jetzt habe ich Beide verloren flüsterte er. „ stand zwischen zwei Herzen und have beide von mir gestoßen: (Fortsetzung folgt.)
Seite 2 Nr. 16 vierzehn Tagen vom conservativen Ministerium Bala¬ banow wiederholt eingereichte Demission endlich ange¬ nommen. Bekanntlich ist zu derselben das Ministerium durch eine ungesetzliche Ueberrumpelung von Seite der Li¬ beralen in der National=Versammlung veranlaßt worden. Die Bildung eines durchaus liberalen Cabinets ist nicht wahrscheinlich, jedenfalls wird Fürst Alexander trachten, durch die Annahme liberaler Elemente in das kommende Ministerium den bevorstehenden parlamentarischen Sturmen zu begegnen. Daß sich Fürst Alexander das Demissions¬ Gesuch seiner Minister so lange überlegt hat, beweist, daß er um jeden Preis eine Auflosung der vistorich denkwür¬ digen ersten National=Versammlung vermeiden will und daß das folgende Ministerium nur mit großen Wüben zu Stande kommt. Mit der Rückkehr des Kaisers von Rußland in seine Hauptstadt, die Anfangs December erwartet wird und der natürlich die aller maßgebenden volitischen Personlich¬ reiten sich anschließt, pflegt beständig diejenige Phase der diplomatischen Verhandlungen eröfnet zu werden, welche für das nächste Jahr maßgebend in und gerade jetzt durfte man mit einiger Spannung denselben entgegensehen, da die dauernden Differenzen mit Deutschland, dem alten, lana¬ sabrigen Verbundeten, zu Besorgniß Anlaß gaben. Merkwür¬ dig genug ist es, daß bereits vor der Ankunft des Kaisers also wol schon von Livadia aus, die Ricina der runden Politik dahin entschieden worden ist, daß dieselbe eine di¬ recte Wendung machen und sich Deutschland, und also auch dessen Verbündetem, Oesterreich, wieder aufs engste zu nabern bemüht sein wird, und daß demnach die Diffe¬ renzen beseitigt werden. Um welchen Preis diese Annäherung sich vollzieht, kann nicht einen Augenblick zweifelhaft sein: es ist die Aufgebung aller Allianz=Pläne mit Frankreich. Die Grunde aber, welche zu dieser jungen Schwenkung der russischen Politik veranlaßt haben, sind außer aller Frage in der neuesten Phase der orientalischen Plane England's zu suchen: welches die „Reformen in Kleinasien, die an sich, wie wol Jeder nachgerade nicht mehr leugnet, eine Farce und Unmöglichkeit sind, in einer Weise in Scene zu sehen wünscht, die nur ihm allein zugutetommen wurde, ohne daß eine continentale europaische Macht es daran hin¬ dern konnte, und Rußland ebensowenig, so lange es noir¬ dasteht. Nun wohl darin liegt der Hauvivevel dieser neue¬ sen russischen Wendung, sowie die endliche Volt sich zu der übrigen erst entschloß, als ne Rußland in Central=Anen wegen seiner Minerfolge nicht mehr fürchten zu munen glaube. Es dürfte, der „A. A. Fig. zufolge, nun aber durch das bevorstehende Zusammentreten der drei Ostmachte sehr wohl sich ein Damm gegen alle eigennützigen Plane Englands gesunden haben“. Von Petersburg aus wird wieder einmal die Ernennung des Domänen=Ministers Wa¬ luses zum auswärtigen Minister in Aussicht gestellt. Für Gortschatont wurde aber nominell Kanzler und im Be¬ sitze seines Gehaltes von 120.000 fl. bleiben. Waluse wurde wahrscheinlich als Vice=Kanzler zu Gortschall¬ in dasselbe Verbalinik treten, in dem dieser von 1856 an bis zu Messelrodes Tod zu diesem stand. Die Agitation in Irland dauert mächtig for Diejenigen, die da glauben, das Cabinet Beaconsfield merde ne durch Gewalt unterdrücken können, dürsten ge¬ waltig irren; es wird aller Wahrscheinlichkeit nach an den trischen agrarischen Mißständen, denen es nicht abbellen kann, fallen, wie das conservative Cabinet Mr. Disraelis an den irischen Kirchenzustanden fiel. Lord Beacons¬ teld bahn durch sein Verhalten blos Mr. Gladstone die Rucker zur Gewalt, und vom internationalen Gesichts¬ punkte aus ist das nur zu beklagen. Aus Egypten wird berichtet, daß Mia Wascha, nach¬ dem die Umstande die Zuteilung einer genden und mit der Finanzlage Egyptens wohlvertrauten Hand an das Finanzministerium gebieterisch forderten, dem Khedive das Decret zur Unterfernung unterbreitet habe, wodurch Blum Wascha ein geborener Oesterreicher zum Velil, o. 1. zum Unterstaats=Secretar des Finanzministers ernannt wurde Der Khedive Tevnt Pascha vai die betreffende Ernennung bereits unterzeichnet. Aus Sudamerika wird gemeldet, daß die Chile¬ nen bei quique eine entscheidende Schlag gegen ihre alliirten Feinde gewonnen und dieses selon eingenommen haben. Das ist ebensowol ein strategischer als ein factischer Triumph. Der Sie wurde über die vereinigten Truppen Perus und Boliviens erfochten, während eine andere Truppenabteilung der Verbundeten von Arica und Tama aus die Chilenen im Rücken bedrohte, aber durch die Lange und Unwegsamkeit ihrer Marschronte vom Platze des Ent¬ scheidungskampfes sern gehalten wurde. Den Chienen er¬ ubriat nur noch die Zerstreuung auch dieses letzten feindlichen Corps, um ihre vorhergegangenen Erfolge denn sicherzustellen, mit denen Europa sympathisir. Zertrices. (Protocoll aufgenommen über die Sitzung des Ge¬ neinderathes am 21. November.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende Bürgermeister Georg Pointner: der Vicebürgermeister Gustav Schaider die Gemeinderäthe: Franz Breslavr. Ferdinand Gründler, Jo¬ Haller, Dr. Johann Hochhauser, Josef Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Carl Jäger v. Waldau, Franz Jäger v. Waldau, Anton Landsiedl, Anton Mayr, Mathias Herz, Josef Berl. Franz Ploberger, Leopold Bub, Wenzel Wenhart. — Schriftführer: Gemeinde¬ Secretär Leopold Anton Jalieder. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die Anwesen¬ heit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl von Gemeinderaths¬ Mitgliedern und geht hierauf zur Tagesordnung über. 1. Section. 1. Gemeinderath Anton v. Jäger verliest den Bericht des städt. Volizei=Commissärs, mit welchem um Wahl zweier Vertrauensmänner aus der Gemeinde=Vertretung für die Pferde=Assent¬ Der Alpin-Hott. Commission ersucht wird, und stellt namens der Section den Antrag, mögen die Herren Josef Reder und Franz v. Jäger diese Stelle auch für das Jahr 1880 wieder übernehmen. Beschluß nach Antrag und erklärt sich Gemeinderath Franz v. Jäger über Anfrage des Vorsitzenden bereit, sich diesem Amte zu unter¬ ziehen, während der Vorsitzende von dem abwesenden Gemeinderath Reder annimmt, daß auch dieser die auf ihn gefallene Wahl annehmen werde. — S. 11.119. 2. Gemeinderath Anton v. Jäger verliest eine Zuschrift der Sparkasse Steyr, mit welcher um Neuwahl eines Ausschusses statt des verstorbenen Herrn Moriz Crammer ersucht wird, und stellt namens der Section den Antrag, es sei der Herr Bürgermeister um Uebernahme dieser Function zu ersuchen. Der Antrag der Section wird einstimmig angenommen. Der Vorsitzende erstattet für diese ihm hiedurch erwiesene Ehre seinen Dank und verspricht, seinen diesfälligen Verpflichtungen nachkommen zu wollen. — Z. 11.229. 3. Gemeinderath Anton v. Jäger ersucht, zuerst den Punkt 5 der Tagesordnung zur Verhandlung bringen zu dürfen, nachdem er bei den Punkten 3 und 4 der Tagesordnung nach § 67, Gemeinde=Statut abtreten misse. v. Gemeinderath Anton v. Jäger referirt über ein Gesuch des Herrn Johann Schatzl. Besitzer des Hauses Nr. 102 in der Gleinkergasse, womit derselbe um Zustimmung zur Löschung der auf dem obi¬ gen Hause zu Gunsten der Stadtgemeinde Steyr haftenden Verbind¬ lichkeit wegen Versorgung der Feuerleiter bittet, erörtert den Sachverhalt und stellt namens der Section den Antrag auf Bewilligung dieses An¬ uchens. Nach einigen erläuternden Bemerkungen des Vorsitzenden wird der Antrag der Section angenommen. — Z. 11.141. Gemeinderath Anton v. Jäger tritt nach § 67. G. St., für die Punkte 3 und 4 der Tagesordnung ab.) 3. Gemeinderath Dr. Hochhauser verliest das Gesuch des Herrn Franz Reder, k. k. pens. Kriegs=Commissariats=Adjunct, womit derselbe um Aufnahme in den Gemeinde-Verband der Stadt Steyr bittet, und stellt namens der Section den Antrag auf Bewillianna dieses Ansuchens, für dessen Verweigerung kein Grund vorliege. Der Antrag der Section wird angenommen. — K. 11,173. 4. Gemeinderath Dr. Hochhauser referirt über das Gesuch des Herrn Josef Reder um Zustimmung zur Eröffnung eines Grund¬ buchs=Foliums für das sogenannte Fischergeschirr, erörtert den Sach¬ verhalt und verliest hier nachstehenden Sections=Antrag: „Da aus dem Ablösungsakte über unterthänige Leistungen nicht hervorgeht, das sich die Ablösungssumme ver 120 fl. auf die Benützungsrechte der Par¬ alle Nr. 211 bezieht, und aus dem Plane nicht mit Sicherheit hervor¬ geht, ob der Bau des Fischergeschirrs auf dieser Parcelle geführt wurde, o beantragt die Section, diesen Act mit Folgendem zu ergänzen: Mit dem Grundbuchs-Extracte über das Haus Nr. 53 in Ort und der Urkunden=Abschrift dieser Intabulations=Post. 2. Mit der Anmel¬ ung der Stadtgemeinde Steyr, wie sie seinerzeit über die Ablösung der Giebigkeit eingebracht wurde. 3. Mit einer Aufklärung des Landes¬ Ausschusses, woraus er die Angabe genommen, daß sich das Ablösungs¬ Lapital auf die Parcelle Nr. 211 bezieht. 4. Mit einer Ergänzung des Blanes dahin, daß angegeben werde, ob das sogenannte Fischergeschirr auf der Barcelle Nr. 211 steht oder eine eigene Parcelle bildet." Gemeinderath Mayr frägt, ob es sich um die Parcelle 160 handle, hinsichtlich welcher nie eine Ablösung gezahlt worden sei. Gemeinderath Dr. Hochhauser erwidert, daß nach dem vor¬ liegenden Plane die Parcelle 160 nicht existire. Gemeinderath Perl gibt an, er habe auch gehört, daß für die Parcelle 360 bis dato immer ein sogenannter Benützungsbetrag gezahlt worden sei, während für die Parcelle 160 nichts gezahlt worden sein soll. Er glaube, daß die Rechts=Section diese Sache werde gründlich berathen haben, finde aber darin einen so heitlichen Punkt, daß für den Fall, als die Gemeinde hierin vielleicht einen irrigen Beschluß assen sollte sie später in böse Verlegenheiten kommen könnte. Er glaube, daß es sich hier um Rechte handle, welche auch auf die Nach¬ barn Bezug haben, daher er, um vollkommen vorwurfsfrei zu sein, den Antrag stellen möchte, daß von Seite der Gemeindevorstehung vielleicht während der Zwischeneit der Erhebungen, bis Herr Reder die ver¬ langten Documente beigebracht habe, eine Commission an Ort und Stelle veranlaßt werde, zu welcher die Anrainer eingeladen werden. Er wünsche dies nur darum, weil er in dem vorliegenden Beschlusse etwas Wichtiges sehe und für die ganze Folgezeit vorurfsfrei sein möchte. Der Vorsitzende betont, daß nach seiner Anschauung die Be¬ merkungen des Gemeinderathes Perl gegenüber dem Sections=Antrage ganz verfrüht sei. Die Section beantrage ja die genauen Erhebungen über die Sache und habe das Object auch bereits versönlich in Augen¬ chein genommen; somit wären die Argumente, welche Gemeinderath Verl geltend gemacht habe, erst dann vorzubringen, wenn die Frage pruchrei sei. Sein Antrag dürfte daher entfallen, nachdem der Gegen¬ stand ohnehin der ersten Section übertragen sei, welche versönlich einen Angenschein vornehmen werde, wenn es nothwendig sei. Die Verhält¬ nisse der Nachbarn seien der Section ohnehin bekannt. Gemeinderath Perl erwidert, er habe ohnehin vorausgesetzt daß die Section die Sache gründlich durchberathen habe und habe nur geglaubt, daß früher eine Commission stattfinden könnte, damit nicht wieder eine Vertaguna der Angelegenheit Platz greifen müsse. Der Vorsitzende fragt, aus welchen Mitgliedern die Com¬ mission bestehen soll, woraus Gemeinderath Perl erwidert, daß die Rechtssection genügend sein dürfte, vielleicht aber Jemand von der Bansection beigezogen werden könnte. Gemeinderath Dr. Hochhauer bemerkt, daß die Section keinen definitiven Antrag stellen konnte, weil einiges Materiale zur Beantwortung der vorliegenden Frage abgehe, wie dies aus dem Sections=Antrage ersichtlich sei. Die Section habe daher die Ergän¬ ung des Actes und zwar nicht durch Herrn Reder, sondern durch die Hemeinde=Vorstehung verlangt: wenn durch diese Erhebungen die Rechts¬ raae klar gestellt sei, wenn man dann wisse, daß sich die Ablösung auf die ganze Fläche oder einen Theil derselben beziehe, dann habe er nichts dagegen, daß auch noch im Wege einer Commission die Sache ausgetragen werde, indem er sich der Anschauung anschließe, es sei besser, die Frage genau und gründlich zu lösen, als später Streitig¬ leiten besorgen zu müssen. Die erste Section werde auch gerne die nöthigen Erhebungen pflegen, wenn sie damit betraut werde. Hiernach werden die Anträge des Gemeinderathes Perl und der Sections=Antrag zur Abstimmung gebracht und angenommen. — S. 10.490. II. Section. 6. Gemeinderath Leopold Huber verliest den Bericht des städt. Cassa=Amtes über die Cassagebahrung im Monate October 1879, wonach sich die Einnahmen in diesem Monate auf 22.649 fl. 42 kr. und die Ausgaben auf 10.214 fl. 73½ kr. bezifferten und für den Monat November 1879 ein Cassarest mit 17.866 fl. 13 ½ kr. verblieb, wovon 10.000 fl. in der Sparkasse zur Interessen=Zahlung m Monate Jänner 1880 fruchtbringend angelegt seien. Referent be¬ nerkt, daß das Cassa=Journal durch die Gemeinderäthe Franz v. Jäger, Ploberger und Verz geprüft und richtig befunden worden sei. Wird zur Kenntniß genommen. — S. 11.114. 7. Gemeinderath Leopold Huber verliest nachstehenden Amts¬ bericht: „Löblicher Gemeinderath! Mit Schluß des Jahres 1879 geht die Bewilligung zur Einhebung der Brücken= und Pflastermanth, welche der Gemeinde Steyr mit dem von Seiner k. k. Apost. Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 29. October 1874 genehmigten Land¬ tagsabschlusse vom 24. September 1874, auf Grund der Allerhöchsten Entschließung vom 17. April 1864 und des Landesgesetzes vom 7. De¬ cember 1869. Gesetz= und V.=Bl. Nr. 30, auf die Dauer von 5 Jahren verlängert wurde, zu Ende. Nachdem im heurigen Jahre eine Land¬ taas=Session nicht stattgefunden hat, um weitere Verlängerung dieses, der Gemeinde Steyr eingeräumten Rechtes daher nicht rechtzeitig ein¬ geschritten werden konnte und demnach eine provisorische Verlängerung desselben beim hohen Landesausschusse zu erwirken wäre, so beehrt sich das Amt diesen Gegenstand dem löblichen Gemeinderathe zur weiteren Beschlußfassung mit dem Bemerken vorzulegen, daß bei Abschluß des Pachtvertrages mit Herrn Lavrencic auf diesen Umstand im Punkte VI 1. Bedacht genommen wurde. Steyr, am 12. November 1879. L. A. Jalseder. Hiezu stellt Referent nachstehenden Sections=Antrag: „Ueber diese ämtliche Mittheilung wolle von Seite des löblichen Gemeinderathes bestimmt werden, daß wegen fernerer Einhebung der Pflaster= und Brückenman in Steyr in der bisherigen Höhe durch das Amt die Verlängerung bei dem hohen Landesausschusse beziehungsweise Landtage zu erwirken sei. Beschluß nach Antrag. — K. 11.234. 8. Gemeinderath Leopold Huber verliest nachstehenden Amts¬ bericht: „Löblicher Gemeinderath! Mit Gemeinderaths=Beschluß vom 22. November v. J. wurde dem Herrn Carl Viertl über sein Offert die Besorgung der städt. Wirthschaftsführen für das Jahr 1879 übertragen. Nachdem die Pachtzeit nunmehr zu Ende geht, so erlaubt sich das Amt behufs Einleitung einer neuerlichen Vergebung der Wirthschaftsführen diesen Gegenstand in Anregung zu bringen und für den Fall einer Ausschreibung derselben im Offerten den Entwurf der Offert Aus¬ schreibung und der Offertbedingnisse vorzulegen. — Steyr. am 10. No¬ vember 1879. — L. A. Jalieder." Hiezu stellt Referent den Antrag, die Vergebung der Wirth¬ schaftsführen wieder im Offertwege mit Vorbehalt der gemeinderäth¬ lichen Ratification auszuschreiben. Der Vorsitzende frägt, ob von der Verlesung der Offer¬ Bedingnisse Umaana genommen werde, was bejaht, und wornach der Sectionsantrag angenommen wird. — K. 11.174. 9. Gemeinderath Leopold Huber referirt über das Gesuch des Herrn Johann Schatzl. Besitzer des Hauses Nr. 102 in der Gleinker¬ gasse zu Steyr, um Nachtweise Ueberlassung eines Grundantheiles von dem öffentlichen Platze längs seines Hauses auf der Wieserfeldseite, erörtert den Sachverhalt, bemerkt, daß Gesuchsteller mit einem gleichen Ansuchen vom Gemeinderathe im vorigen Jahre bereits abgewiesen wor¬ den sei, und stellt namens der Section den Antrag auf Aufrechthaltung des diesfälligen Gemeinderaths=Beschlusses vom 15. Februar 1878. Beschluß nach Antrag. — Z. 11,142. (Forts. folgt.) (Tagesordnung) zur Sitzung der städt. Armen=Commission am Montag den 1. December. Nachmittags 3 Uhr: 1. Vorschlag wegen Verleihung einer Leopold Pacher'schen Pfründenstiftung per täglich 7½ kr. 2. Gesuch um Verleihung einer Lazarethhauspfründe ver täglich 6 kr. 3. Gesuche um Aufnahme in's Sonderschenhaus. 4. Ge¬ uche um Gewährung eines Unterstandes. 5. Gesuche um Armengeld¬ Verleihung. 6. Gesuche um Armengeld=Erhöhung. 7. Zuschrift der Kleinkinder=Bewahranstalt um Zuweisung eines Antheiles von dem Er¬ gebniß der Neujahrs=Enthebung. 8. Berathung des Armen-Präliminars. Wandleih=Anstalt Steur.) Als letzter Umsatz¬ Tag für diejenigen Pfänder, welche vom 1. Jänner bis 30. Juni 1879 versetzt worden sind, und die daher in die Licitation pro Jänner 1880 fallen, wurde festgestellt: Dienstag der 30. December 1879. Geselligkeits=Club.) Für Sonntag den 7. De¬ tember it in Eisements Saal=Localitäten In Reichenschwall der dritte Unterhaltungs=Abend in dieser Sanon in Aussicht genommen, und ist das leitende Comte bemüht, durch Zusammenstellung eines möglichst interenanten Programmes diesen Abend seinen Vorgangern wurdig an die Seite zu reiben. Wir machen nochmals darauf auf¬ merksam, daß von den Mitgliedern Gäste nur gegen Gast¬ tarten eingeführt werden konnen, welche von den einzelnen sommemitgliedern angesprochen werden wollen, und von denselben nach Maßgabe der vorhandenen Raumlichteten anstandslos ausgefolgt werden. Naderes in nächster Nummer. Theater=Nachricht.) Am kommenden Mittwoch den 3. Dec¬ tember findet das Benefice des Gesangskomikers und Regisseurs deren Mar Baumann statt und gibt derselbe Morländer's un¬ verwüstliche Posse: „Theatralischer Unsinn“ in 4 Vorstellungen mit Gesang, nebst Vorspiel. Nach viel und Zwischenacten“, Musik von Eduard Stolz. eine Posse noch aus der guten alten Zeit, voll urwüchsigen Humors, die hier seit Jahren nicht mehr gegeben wurde. Bei dieser Vorstellung sind außer Herrn Baumann in Hauptrollen beschäftigt die Damen Frau Parth Jessika, Frau Directorin Zwerenz, die Herren Schiller und Director Zwerenz, also alle Koryphen der heiteren und Gesangsmuse, so daß von vornherein ein höchst amusanter Theater=Abend verbürgt ist. Herr Baumann, der sich gleich bei der ersten Vorstellung die Sympathien des Publicums im Fluge eroberte — „er kam, spielte, siegte!" — hat sich seither durch seine so vielseitigen vortrefflichen schauspielerischen Leistungen in dieser Gunst nur umsomehr befestigt, er gehört zu den gehätschelten Lieblingen unserer Theaterfreunde, und wenn auch seine Force in der Komil liegt. so ist er doch auch ein eminenter Charakter=Darsteller, wie er dies B. erst kürzlich durch seinen „Baranski" in Verlorner Ehre" wieder bewiesen. Es bedarf gewiß nicht erst einer besonderen Ermunterung unsererseits an das Publicum, Baumann's Benefice-Vorstellung recht zahlreich zu besuchen, — ein ausverkauftes Haus an diesem Abende ist dem ebenso tüchtigen und verständigen als unermüdlich fleißigen Künstler gewiß. — Die Nachfrage um Logen und Sitze zur gestrigen Benefice¬ Vorstellung war schon in den Morgenstunden eine derartige, daß viele Hunderte von Theaterfreunden unbefriediget die Theaterkanzlei verlassen nusten. Um allgemeinen Wünschen zu entsprechen, findet heute Sonntag eine Wiederholung der ausgezeichneten, zu kräftigen Operette „Leichte Cavallerie“ statt: vorher geht Langer's hochkomische Posse: „Eine Vereinsschwester in Scene, welche bei der ersten Aufführung in heuriger Saison einen enthusiastischen Erfolg hatte. Gesellschaft der Musikfreunde.) Mit dem Promenade¬ koncert am Sonntag (23. d. M.) Nachmittag, welches die Gesell¬ haft der Musikfreunde in Eiselmeurs (vormals Langer's) Saal¬ ocalitäten in Reichenwall zu Gunsten des Fondes für Restaurirung des Stadttheaters veranstaltete, hat dieser Verein nicht nur diesem Zwecke ein ansehnliches Sümmchen zugeführt, da das Concert sehr gut besucht war. — sondern auch allen An¬ gesenden einen wahrhaften Kunstgenuß verschafft. — Das Programm par recht gut gewählt, denn es gab eine wohlthuende Mischung von Num¬ nern mit rein classischem Gehalt und andern leichter ansprechenden aber och vornehmen Charakters, und so übte es auf Federmann ebenso ange¬ ehme als nachhaltige Wirkung. — Wir möchten wünschen, daß der erein bei künftigen Concerten stets eine so glückliche Hand habe be¬ zusammenstellung der Programme. Es wurden folgende Musikstücke Gehör gebracht: 1. Krönungsmarsch aus der Oper „Der rophet" von Meyerbeer. 2. Ouvertüre zu „Abu Ben asian" von C. M. Weber. 3. „Andante aus der großen dur-Symphonie von Haydn, 4. Phantasie über ungarische solksmelodien von Liszt, Clavier=Vortrag des Frl. Teplitzky mit Orchester Begleitung. 5. Ouverture zur Oper Wilhem Tell“ von Rossini. 6. Potpourri aus der Oper „Faust" von Gounod. zusammengestellt von J. Withe. Die meisten dieser Tonstücke haben wir in früheren Concerten des Musikvereins bereits gehört und sie wurden in diesen Blättern einerzeit ausführlich recensirt. Ihre Execution gav Zeugniß von dem
Nr. 96 ortwährenden Eifer und Fleiße, womit der Verein unter der sorgsamen musikalischen Leitung des Capellmeisters Herrn Withe an der immer größeren Vervollkommnung seiner Vorträge arbeitet, und wenn auch hie und da Manches nicht so gelang, wie es beabsichtigt war, so übte doch die Production im großen Ganzen einen sehr günstigen Eindruck und das Publicum constatirte diesen durch den reichen Applaus, mit dem es alle Piecen auszeichnete. Zum erstenmale wurden von dem Vereine in diesem Concerte aufgeführt die Ouverture zu „Abn Ben Hassan von C. M. v. Weber welche besonderes Interesse in Anspruch nahm — und das von Herrn Withe zusammengestellte Potpourri aus Gounod's „Faust", und beide Aufführungen gehörten zu den bester des Concertes. Das Votpourri aus „Faust" ist von Herrn Withe ganz übsch arrangirt, nur meinen wir, daß dasselbe eine kleine Kürzung an entsprechender Stelle ganz aut vertragen dürfte. Den Glanzpunkt des Concertes bildete aber die Nummer 4 des Programmes: „Phantasie über ungarische Volksmelodien von Liszt. Clavier=Vortrag des Fräuleins Teplitzky mit Or besterbegleitung", — und wir haben uns hiemit nach dem alten Sprichwort¬ unserer Besprechung das Beste bis zuletzt aufgespart. Die vollendete künstlerische Meisterschaft, mit der Fräulein Teplitzky ihr Instrument beherrscht, wurde in unserem Blatte zu wiederholten Malen und von berufenen Federn anerkannt. Das Fräulein hat dieselbe auch in diesem Concerte wieder zur vollen Geltung gebracht. Unserer schlichten Feder stehen nicht jene farbensatten Bilder zu Gebote, mit denen competente Richter in diesen Blättern die ausgezeichneten Leistungen des Fräuleins versinnlichten: aber unsere Rückhaltlose und bewundernde Anerkennung st darum gewiß nicht weniger aufrichtig, wenn wir sie in nur einfachen grundlosen Worten aussprechen. Die glänzende Technik, welche le Schwierigkeiten spielend überwindet, der runde sichere und klana¬ volle Anschlag, der vom mächtigen erschütternden Fortissimo bis in ver¬ hauchendes Piano zu ersterben versteht, die Klarheit in der Melodien¬ führung trotz allen umherschwirrenden colorirenden Beiwerkes — alle diese schon oft gewürdigten Vorzüge vereinigte das Fräulein in dem Vortrage des obgenannten Concertstückes von List und schuf damit eine Gesammtleistung voll unübertroffener Virtuosität und hinreisender Wirkung. Das Publicum spendete daher auch dieser exquisiten Kunst¬ leistung frenetischen, nicht enden wollenden Beifall. Das Orchester sielt sich sehr wacker und schmiegte sich dem Claviere präcise an, wurde aber doch manchmal etwas zu stark und auch gegen Ende in der Stim¬ mung um einige Schwingungen zu hoch. — Nichtsdestoweniger war das Ganze eine Glanzleistung, die den Wunsch reae machte, es mög¬ den Musikfreunden gegonnt sein, sich öfter an solch einem Kunstgenus erleben zu können. — Es sei uns noch anzufügen erlaubt, daß der Concert-Flügel, auf dem Frin. Teplitzky spielte, — ein ganz aus¬ gezeichnetes Instrument voll Kraft und Wohllaut größter Dimension, aus der Fabrik von Kutschera in Wien, — von Herrn Christian Röckl beigestellt wurde. (Theater.) Zum letzten Male Angot, die Tochter der Halle", komische Operette von Anton Langer, Musik von Ch. Lecoca so kündigte uns der Theater=Zettel vom Mittwoch an, der uns zum Schlusse das unwiderruflich letzte Gastspiel der plastischen Darstellung des Wiener Festzuges versprach. — Es kann numöglich der Ernst der Direction Zwerenz sein, daß wir von Angot“ für diese Saison schon jetzt Abschied nehmen sollen, von „Anaot" (Frau Barth Jessika) die alle so lieb gewonnen, von Mademoiselle Lange Frau Zwerenz), der Alles zu Füßen liegt, dem flotten Ange Viton Schiller), der sich auch diesmal seinen Lorber erwarb — nein das kann sie nicht wollen — „Anaot“ wird noch so manches volle Haus erzielen, wenn sie auch keinen Festina im Gefolge hat, der allerdings viel Gefallen fand und verdiente, wie wir bereits in der letzten Nummer berichtet. „Angot wurde auch diesmal so trefflich gesungen und ge¬ spielt wie bei ihrer Première, wie damals inflammirte sie ihre Zu¬ hörer zum Beifall und versetzte sie in die fröhlichste Lanne. — Da¬ cum Nichts von Abschied, sondern nur vom fröhlichlichen Wiedersehen, haben ja doch sämmtliche beschäftigten Bühnenmitglieder: Frau Parth¬ Jessika und Frau Directrice Zwerenz, die Herren Schiller Director Zwerenz und Baumann Lob und Applaus geerntet und wurde ja nur der Theaterzettel getadelt, weil er keine Personen aufwies. Donnerstag gab man „Berlorne Ehre". Schauspiel von Bohrmann. — Die Dichtung sowol als auch die Darstellung hätten ein volleres Haus verdient — die Herren Dierles und Baumann haben als Robert Wels und Baranski ihre besten Kräfte eingesetzt und die schönsten künstlerischen Erfolge erzielt; der materielle aber blieb leider weit zurück. — Robert Wels, der aus Kindesliebe das Verbrechen des Vaters auf sich nimmt und allen Fluch, der auf dem¬ elben lastet, wie ein Held trägt, fand in Herrn Diertes einen Vertreter, der die zarten Nuancen der wahrhaften Seelenmater, welche der Autor seinem Helden auferlegt, in erschütternden satten Farben malte, der in Diction und Mimik bis ins kleinste Detail gina und seiner Leistung den Stempel künstlerischer Weihe verlieh. J. Seite wirkte bestens Herr Baumann als der verkommene Baranski welcher in seinem tiefsten Innern noch eine edle Oase aufmeist: die der Liebe zu seinem Kinde. Die Scene, wo Robert Wels sein so mühsam gehütetes Geheimniß von Barauski preisgegeben sieht, den er mit Wohlthaten überhäuft, dessen Kind er dem Schmutz und Elende entrissen und wie sein eigenes geachtet hat, sowie jene, wo Baranski sein Kind wieder sieht, für das er nie etwas gethan und nie etwas thun konnte, das nur glücklich sein kann, so lange es seinen Vater — den Verbrecher — nicht kennt, und wo er unter der Wucht dieser Selbstanklage beinahe zusammenbricht, wurden von den Genannten mit wirklich künstlerischer Vollendung gespielt und wissen wir in der That nicht, wem hier die Palme gereicht werden soll, dem Herrn Dierles als Robert Wels, oder Herrn Baumann als Baranski, da beide Künstler durch ihre natürliche überwältigende Darstellung glänzten. — Frl. Kronau vertrat die Rolle mit aller Gefühls¬ wärme, die dieser Künstlerin eigen, und erzielte besonders im töte-à-tête mit Baranski schöne Erfolge — Frl. Marion war eine liebenswürdige Clara, welche einen Hauptmann Renzins, als welcher Herr Heller ich viel Verdienste erwarb, wol in Feuer und Flammen versetzen konnte, darum wollen wir auch Herrn Vetar General=Pardon geben für alle Sünden, die er als Gustav Roll auf sein Gewissen geladen. Im Gesammten war die Darstellung und Regie auch diesmal muster¬ haft und fand die Verlorne Ehre ein zwar kleines aber dankbares Publicum. — Wir können nicht ohne Appell an die Theaterfreunde chließen, auch die Lust= und Schauspiel=Vorstellungen eines eifrigeren Besuches zu würdigen, da sonst die Direction leicht in die Zwangs¬ lage kommen würde, uns mit der Annonce zu überraschen: „Heute J. R. zum letzten Male ein deutsches Drama". Die Cäcilienfeier der Steurer Liedertafel) am Diens¬ aa den 25. d. M. in Eiselmen's Saal-Localitäten Casino) in Reichenschwall begann, wie schon mitgetheilt, mit der Aufführung des reizenden Liederspiels „Die Thomasnacht. Gedicht von West, Musik von Dr. Zeller. Dieses liebliche Tonstück wurde von der Liedertafel, wie schon zweimal in früheren Jahren, auch diesmal wieder mit viel Fleiß und entsprechender Nuancirung zu Gehör gebracht, und varen es auch die Herren Dr. Wilhelm Stialer (Junker Heinrich Tenor) und Bermanschläger (Curt — Baß, welche die Soli an's treflichste sangen. Der Chor hielt sich im Ganzen recht brav, brachte Einzelnes vorzüglich, manches Andere ist ihm indes bei der ersten Aufführung besser gelungen als neulich. Fräulein Rosalia Wurzinger hatte abermals, wie schon früher, in gewohnter Liebens¬ würdigkeit den schwierigen Clavier=Bart übernommen und führte ihn wie stets auf das ausgezeichnetste, mit virtuosen Künstlerschaft durch. Das nicht allzu zahlreich erschienene Auditorium folgte der anmuthigen melodienreichen Composition mit aller Aufmerksamkeit und zeichnete die Mitwirkenden am Schlusse durch reichlichen Beifalle aus. — Herr Röckl hatte die Güte gehabt, seinen Concertflügel, der schon im Musikvereins=Concert verwendet worden, im Locale zu belassen und auch für diese Production zur Benützung zu überlassen, und das treffliche i Almin-Boit Instrument bewährte auch hier unter den kunstgeübten Händen des rin. Wurzinger seinen prächtigen kanavollen Ton in allen Lagen und eine reiche Modulationsfähigkeit. Nach Executirung der „Thomasnacht gab man sich dem Tau¬ Vergnügen hin, dem die goldene Ingend bis zum hellen Morgen in ermüdeter Lust oblag. Die Damen waren ausgesprochenem Ersuchen gemäß in einfacheren Toiletten als bisher erschienen: wir können ver¬ sichern, daß sie deshalb nicht weniger lieblich und anmuthend waren. als wenn sie in kostbare Ball-Roben gehüllt gewesen wären. Schlaganfall.) Gestern Vormittags stürzte in dem Gewölbe der Fleischselcherin Frau Schüttengruber im Grünmarkt eine den be¬ eren Ständen angehörige Frauensperson plötzlich zusammen. Der her¬ beigerufene Wundarzt Herr Kapper erklärte als Ursache dieser Kata¬ strophe einen Schlaganfall. Da die Frau nicht sprechen konnte und berhaupt die Identität der Unglücklichen nicht zu eruiren war, wurde elbe vorläufig vom Löhnkutscher Herrn Mühlberhuber aus eigener Initiative ins St. Anna=Spital überbracht. (Arretirungen während der letzten acht Tage) durch die städt. Sicherheitswache: 1 Mannsperson wege Uebertretung gegen die öffentlichen Anstalten und Vorkehrungen, 2 wegen Landstreicherei, 1 wegen lebertretung des Hausirvatentes, 5 wegen Exceß und Trunkenheit, 4 wegen Baarens und Betteln, 1 wegen Ausweislosigkeit, 3 wegen Verunreinigung der öffentlichen Blätze, 1 Weibsperson wegen Trunkenheit. Verstorbene.) Am 21. November: Franz Bachbauer, Fleischhauerstind. Nr. 365 in Wieserfeld, 10 Wochen alt Darmkatarry. Den 23.: Ludwig Tischta, Fabriksarbeiters¬ Kind. Nr. 500 in Voisana, 4 Monate alt. Auszehruna. Den 24. Juliana Zebermayr, Maurers=Gattin. Nr. 220 sei der Steyr, 32 Jahre alt. Lunaentuberculose. Den 25. Robert Boom. Armaturarbeiters=Kind. Nr. 324 in Wieser¬ feld, 1 Jahre alt, Darmkatarr. Franziska Redl, verehel. Private, Nr. 16 in der Stadt, 84 Jahre alt, Lungenlähmung. Den 26.: Josefa Werndl. Armaturarbeiters=Gattin, Nr. 931 Achet: 54 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna. Wassersucht. Maria Kürschner, Taglöhners=Witwe, Nr. 95 in Grundberg, 69 Jahre alt, ebenfalls im Krankenhause. Balthasar Forstner, led. Schneider von Grünburg, 30 Jahre alt, ebenfalls im Krankenhause. Gehirnus. Den 27. Franz Fuchs, lediger Einleger von Wolfern, 66 Jahre alt. ebenfalls im Krankenhause, Maaengeschwure. Johann Amtmann, verevel. Maler und Lackirer. Nr. 86 in der Stadt, 19 Jahre alt, Lungensucht. Den 28.: Johann Dover, verehel. Maurer, Nr. 498 in Aichel. 48. Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Maaentres. Aus dem Gerichtssaale. teyr, 28. November. Orig.=Ber.] (Eine bedauerns¬ werthe Mutter.) Die Hauptverson dieser Verhandlung ist keine Verirrte, die ein Verbrechen begangen hat und so zum Auswurfe der Menschheit gehört, sondern eine unglückliche Mutter, deren Schmerz über den Verlust ihres einzigen Kindes noch dadurch vermehrt wird, daß sie sich deßhalb, weil sie ihr Kind nicht gehörig beaufsichtigte, und dieses in Folge dessen in einem Fasse ertrank. wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens vor einem Vier=Richter=Collegium des hiesigen k. k. Kreisgerichtes unter dem Vorsitze des Herrn k. k. Landesgerichtes Foglar zu verantworten hatte. Der Sachverhalt ist nach der Anklageschrift folgender: Am 5. August d. J. Nachmittags nach 4 Uhr befand sich die Taglöhnerin Rosina Mitterlehner auf ihrem unweit ihrer Wohnung zu Burg befindlichen Krankland, wo sie arbeitete und hiebei ihren anderthalb Jahre alten Knaben Franz in einem Kinderwagen neben sich auf dem Felde hatte. Da kam der fünfjährige Sohn ihrer Schwester — Ma¬ hias Binder — zu ihr auf's Feld und fragte: ob er den Franz zur „Mahm" (Muhme auf das in der Nähe gelegene Ganglant fahren dürfe. Rosina Mitterlehner bewilligte ihm dies, schärfte aber dem Ka¬ sen ein, ja nicht zu dem im Garten eingegrabenen Fasse zu gehen. Zwischen dem Krautlande, wo die Rosina Mitterlehner arbeitete, und dem Ganglante befindet sich nämlich ein Garten, der mit einem Zaune rent ist, und durch diesen Zann ist die Stelle, wo das Faß ein¬ gegraben ist, so gedeckt, daß man vom Krautlande aus nicht hinsehen kann. Als nun Rosina Mitterlehner den Knaben Mathias Binder welcher mit dem Kinderwagen fortgefahren war, nach einigen Minuten nicht mehr bemerkte, eilte sie sogleich zu dem mehrerwähnten, im Gar¬ ten eingegrabenen und theilweise mit Wasser gefüllten Bleichfasse, wo sie wirklich ihren Knaben Franz fand. — aber nicht mehr am Leben, son¬ dern todt! Er war in das Faß lovfüber gestürzt, und ging auf diese Weise zu Grunde. Die trostlose Mutter war so bestürzt, daß sie keine inderen Wiederbelebungsversuche machte, als daß sie das Kind schüttelte und aus Leibeskräften um Hilfe rief. Der fünfjährige Knabe, Mathias Binder, war inzwischen zu seiner Mutter gelaufen und theilte derselben ber längeres Befragen mit, daß der „Franz!“ ertrunken sei. Diese eilte gleich hin, kam aber schon zu spät, und trua sodann das Kind in die Wohnung ihrer Eltern. Nach gepflogenen Erhebungen ist das Kind, Franz Mitterlehner, an Stickfluß durch Ertrinken gestorben. Die k. k. Staatsanwaltschaft erhob nun, da der Mutter Rosina Mitterlehner au dem Tode ihres Kindes insoferne ein Verschulden zur Last fällt, als sie dieses Kind an einem gefährlichen Ort ohne entsprechende Aufsicht einem blos fünfjährigen Knaben, welcher es vor der Gefahr nicht schützen konnte, zur Beaufsichtigung überließ, obwol ihr die Gefahr, in welche ihr Kind hiedurch kommen konnte, nach ihren Aeußerungen bekannt sein mußte, gegen sie die Anklage wegen Vergebens gegen die Sicherheit des Lebens durch Vernachlässigung der pflichtmäßigen Obsorge über ihr Kind. Der Gerichtshof konnte sich jedoch von der Schuld der Ange¬ klagten, welcher von ihrer Heimatsgemeinde Kematen des Zeugniß aus¬ gestellt worden war, daß sie eine strebsame und gesittete Frau, insbeson¬ ders aber als eine zärtliche und sorgsame Mutter in der Kinderpflege allgemein bekannt sei, nicht überzeugen und sprach sie — in Erwägung der Umstände, daß sie dem fünfjährigen Knaben Mathias Binder, der ihren kleinen Franz von ihr weg gegen den Garten in einem Wägelchen fuhr, ausdrücklich verboten hatte, in die Nähe des Fasses zu fahren, daß sie sich auch selbst überzeugte, daß die Kinder sich in das Ganal¬ aut begaben, wo wie sie wußte, ihre Schwester Marie Binder und ihre Ruhme Katharina Mitterlehner waren und daß es somit als ein außer aller Berechnung liegender Zufall anzusehen ist, wie die Kinder sich wieder zurück und zwar zum Fasse begaben, wohin die Mutter vom Acker aus nicht sehen konnte, wodurch es geschehen konnte, daß ihr von Knaben Mathias Binder aus dem Wägelchen gehobenes Kind in das Faß fiel und, ehe Hilfe kam, ertrank — von der Anklage wegen dieses Vergehens frei. [Orig.=Ber.] (Ein Gewohnheitsranser.) Vor dem¬ selben Richtercollegium hatte sich der bereits wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung abgestrafte Taglöhner Josef Traun¬ nüller aus Bad Hall wieder wegen dieses Verbrechens zu ver¬ antworten. Wir entnehmen der Anklageschrift Folgendes: Abends am 2. August dieses Jahres kam es im Gasthause des Hametner zu Bad all zwischen dem Maurer Johann Sturmberger und dem als besonders rauflustig und roh geschilderten Taglöhner Josef Traun¬ müller aus einem ganz unbedeutenden Anlasse zu einem Wortwechsel, Seite 3 wobei Traunmüller zu Sturmberger äußerte: „Du bekommt von mir einmal ein Tapp'n, gehst ohnedem immer spät nach Haus", worauf wieder Ruhe eintrat. Als jedoch nach kaum einer Viertelstunde Sturm¬ berger zur Befriedigung eines natürlichen Bedürfnisses hinausging, solate ihm Traunmüller und versetzte ihm mit einem Stocke einen Schlag auf den Kovi, dann einen Schlag mit einem Instrumente in's Gesicht, was eine starke Blutung des Sturmberger im Gesichte zur Folge hatte. Sturmberger wehrte sich gegen diesen Angrif und nackte den Traunmüller ebenfalls dieser hieb aber auf den Sturmberger wacker los und brachte ihm — offenbar mit einem schneidenden und vitzigen Instrumente — noch mehrere Verletzungen bei, bis es dem Maurer Schedlberger gelang, die Raufenden in trennen. Nach dem eingeholten gerichtsärztlichen Befunde und Gutachten jat Johann Sturmberger durch die ihm zugefügten Mißhandlungen drei als leicht erklärte Verletzungen und zwar an der rechten Schläfe, der linken Gesichtsseite und dem linken Vorderarme und überdies eine drei Centimeter lange Stichwunde an der rechten Seite des Rückens erlitten, welche das Nivvenfell und die Lungen oberflächlich verletzte: die letztgenannte Verwundung wurde als eine an sich schwere Verletzung erklärt, die eine mehr als zwanzigtägige Gesundheitsstörung und Be¬ rufs-Unfähigkeit zur Folge hatte und auf eine Weise beigebracht wurde, womit gewöhnlich Lebensgefahr verbunden ist. Josef Traunmüller gesteht wol zu, daß er dem Sturm¬ berger während des Naufhandels Schläge versetzt habe, stellt jedoch in Abrede, ihn auch gestochen zu haben, was übrigens aan unmöglich sei. weil er kein Messer oder anderes schneidiges oder spitziges Instrument bei sich hatte. Da aber der Beschädigte Johann Sturmberger be¬ stimmt behauptet, daß Traunmüller ihm die ärztlich constatirten Ver¬ letzungen mit einem Instrumente beibrachte und die Zeugen, der Wirths¬ sohn Leopold Hametner und der früher erwähnte Schedlberger welche die Rauferei sahen, eidlich aussagten, daß Sturmberger sogleich heftig vom Gesichte blutete, als Traunmüller auf ihn geschlagen hatte und mit ihm noch fortraute. Traunmüller auch nach Angabe dieser Zeugen am Nachmittage desselben Tages ein Messer hatte, womit er sich einen Stock abschnitt, so sprach ihn der Gerichtshof des ihm zur Last gelegten Verbrechens schuldig und verurtheilte ihn — mit Rück¬ sicht auf seine schuldlose Familie jedoch nur — zu einem achtmana¬ lichen schweren mit einem Fasttage und einmaligem hartem Lager verschärften Kerker, sowie zum Schadenersatze an Sturmberger und zwar an Curkosten mit 18 fl., und Verdienst=Entaana mit 15 fl. 40 kr. an Schmerzengeld mit 20 fl. und als Ersatz für die beschädigten Klei¬ der mit 3 fl. Der Angeklagte, dessen Handlungsweise einen großen Grad von Rohheit zeigt und an die regelmäßigen Raufereien der Junviertler Bauern erinnert, erklärte sich mit diesem Urtheile zufrieden. Herschiedenes. (Todesfall.) Am 24. d. M. ist in Wien Frau Baronin Felder, die Gattin des ehemaligen Burgermeisters der Reichshauptstadt. Dr. Felder, gestorben. Bläßlicher Tod.) Aus Windischgarsten wird geschrieben: Am 22. November 1879 Abends nach 7 Uhr gina der hiesige praktische Arzt, Herr Johann Buchmaier, vom Brauhause beim als er sein Haus betrat, erlitt er einen Schlaganfall und war um 9 Uhr eine Leiche. Buchmater war 39 Jahre alt, als Arzt unermüdlich thätig und versay seit mehr als einem Jahre den Sanitätsdienst auf einem Raume von mehr als 6 Quadratmeilen ganz allein. Er hinterläßt eine Witwe mit vier unversorgten Kindern. Buchmater war allgemein geachtet und es versetzt sein Tod die ganze Gegend in wahre Trauer. (Berbrannt.) Am 23. November wielte das 4 Jahre alte Kind des Soldners Georg Brosenhuber zu Molln in einem unbewachten Augenblicke mit einer Petroleumlampe. Die Lampe fiel um und das Kind erlitt derartige Ver¬ brennungen, daß es in wenigen Stunden trotz arztlicher Hilfe starb. Das k. k. Bezirksgericht Grünburg wurde zur strafrichterlichen Beurteilung des Falles in Kenntniß gesetzt. Unwetter.) Aus Spital am Thurn wird unterm 20. November geschrieben: Seit dem 16. November Morgens schneit es ununterbrochen und derart start, daß die Straße am Worn selbst für leichtes Fuhrwert kaum vasirbar ist. Im Orte Spital liegt der Schnee bereits über einen halben Meter hoch und erhalt noch immer Mehrung. Am 18. d. konnte die Post aus Linz nicht auf dem gewohnlichen Weg über Spital am Thorn und Windischgarsten, sondern mußte ver Bahn über St. Valentin und Steyr befordert werden. Rauhankall.) Am 21. d. passirte die in Sind¬ ring, Gemeinde St. Martin, wohnhafte Stratzen¬ Sammlerin und Geschirrhandlerin Anna Augustin das ogenannte Wimbolz in der Gemeinde Morschwand. Ein er unbekannter Mann aina auf sie zu, ne crariff die Flucht, ihr nach, packte und überwältigte sie unter der Drohung, wenn sie das Geld nicht sogleich vergebe, werde er sie um¬ bringen. Die Ueberwältigte var um Schonung ihres Lebens, bot im 30 kr. mit der Versicherung, daß sie nicht mehr habe, selbst arm und Mutter von noch kleinen Kindern sei. Auf dieses Bitten bedeutete ihr der Mauer, daß er unter der Bedingung, daß die sie in kein Haus suchte, sie schonen wolle, flüchte sie sich aber in ein Haus, dann werde es ihr übel ergeben. Die Angegriffene begab sich direct in ihr Haus; sie hat, abgesehen von dem Schrecken und leichter Beschädiguna am Korver durch das Ringen, einen Schaden von 5 fl. durch Zer¬ trümmern ihres Geschirres und Zerreißen ihrer Kleider. Die 30 kr. ließ ihr der Rauber. Falschmunzer.) Am 10. d. M. erfuhr der k. k. Posten¬ über Salzer, daß im Markte Frantenburg bei den Hastwirthen in letzterer Zeit mehrere falsche Zwanziatreuer¬ stücke eingenommen wurden, und zwar großentheils in der Abenddammerung. Die Zimmermanns=Gattin Weingäßner wurde einige Tage darnach bei einer Verausgabung einer olchen Münze betreten. Auf das Betragen, von wem die diese Munie erhalten habe erwiderte ne. dieses Geld stamme aus Baiern. Eine Hausdurchsuchung ließ in einem Speise¬ schrant neun Stuck falsche Zwanziger, ein falsches Guldenstua, einige unausgefertigte Zwanzigkreuzerstücke mehrere Modelle und Formen, eine eiserne Pfanne mit kleinen Stücken Kinn und Blei und größere Stucke Zinn und Blei finden. Der immermann Aegidius Meinaanner und denen Bruder sodann wurden verhaftet und in die Fronteste Franken¬ markt geliefert. Bei dem wegen Munzialschung son bestraften Anton Hutmaler von Naschach, Gemeinde Neu¬ kirchen, dem guten Freunde des Zimmermanns, wurden
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