Der Alpen-Bote vom 16. Oktober 1879

Seite 2 Nr. 85 Aus Sudamerika wird gemeldet: Die Chilenen haben einen großen und bedeutungsvollen Triumph errungen Nicht nur das Panzerschiff „Huascar, sondern die ganze peruanische Flotte ist, wie man aus Valparano vom 8. meldet, während des Seetrenens auf der Höhe von Mesillones von dem chilenischen Geschwader getavert worden. Die Nach¬ richt klingt um so wahrscheinlicher, als nach dem Urtheile von Fachmannern die vernanischen Schine nach dem Ver¬ luste des „Huascar, nur noch geringen Widerstand leisten konnten. Der „Hascar, der sich durch seine Waffenthaten wahrend des gegenwärtigen Krieges, sowie auch durch sein denkwürdiges Rencontre im Mai 1877 mit dem endlichen Kriegsschiffe „Schau“ einen Ruf erworben, wurde am Clode England gebaut. Es ist ein Monitor mit Thürmen, deren Armatur aus drei schweren Geschützen besteht. Auch kann er bis zu seinem obersten Verdeck im Wasser versenkt werden. Dies bildete in der That sein Hauptvertheidigungsmittel, da die Panzerbekleidung nur 412 Zoll die ist. Unter den Vor¬ richtungen des Schines benndet uch ein Apparat, um beines Wasser auf Enterer zu dienen. Vern besitzt noch zwei andere Kriegsschiffe derselben Gattung, den „Atalaiva“ und den „Manco Covar; aber diese wurden in den Vereinigten Staaten gebaut und sind weit weniger start, als der jetzt in chilenischer Gewalt befindliche „Hascar Borrespondenz. Bad Hall, 15. October. Brand.) Gestern zwischen 9 und 10 Uhr Nachts wurden unsere Bewohner abermals durch Feuerlarm erschreckt. Es brannte nämlich das drei Viertelstunden von vier entlegene Gangel=Bauerngut Gemeinde Waldneukirchen — ab. in Kollersdorf Nebst den Gemeindespritzen von Waldnenkirchen. Pfarr¬ kirchen und Adlwang fanden sich daselbst die Feuerwehren von Hall, Sierning und Grünburg ein. Wir constatiren gerne, dan auch diesmal unsere Feuer¬ wehr durch schnelles Abrucken, so daß sie als erste am Brandplatze erschien, wie durch ihr eifriges exactes Wirten volles Lob verdient. Leider konnten die Hilfeleistenden nicht die entsprechende volle Rettung bringen da der Brand zu schnell um sich griff. Bedauerlicher Weise sind hiebei Verde, Safe und Schweine umgekommen, das Rindvieh konnte gerettet werden. Man ist über die Ursache des Brandes noch nicht im Klaren, vermuthet aber, daß der Brand von „Rastelbin¬ dern deleat worden sei. Dobersberg. Abschied des Notars Dr. Heinzel.) Am 27. September d. J. schied aus Dobersberg der bisherige Notar Dr. Alfred Heinzel, welcher im Juli zum Notar von Wer in Oberösterreich ernannt worden war, um sich an seinen Bestimmungsort zu begeben. Dr. Heinzel, — bekanntlich ein gevorener Steyrer. hat sich wahrend seines mehr als seossabrigen Aufenthaltes in Dobersberg durch eine sehr ehrenhafte Gesinnung, Tuonaten in seinem Berufe, Wiltener und Biedersinn die allgemeine Achtung erworben. Hervorzuheben sind seine Verdienste um die Marktgemeinde Dobersberg, da er als Mitglied des Gemeindeausschusses und des Ortsschul¬ raines stets eine ruhmenswerte und erfolgreiche Thanaten entfaltete. Als im Jahre 1876 eine Feuersbrunst einen großen Theil des Marties einascherte, war es Dr. Heinzel, der sofort mit aller Energie die Constituirung eines Hilfs¬ comes veranlaßte und durch seine Bestrebungen es binnen turzer Zeit dahin brachte, daß den Abgebrannten namhafte Unterstützungen zu Theil wurden. Gron war seine Hingebung, mit der er im Jahre 1877 zur Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr sort; er scheute weder materielle Opfer noch Mühe und war bis zu seinem Scheiden der Hauptmann derselben. Anläßlich seiner Abreise befließ sich daher, wie das „Kremser Wochenblatt“ erzählt, die Gemeinde, ihre große Dankbarkeit möglich zu documentiren. Am Vorabende seines Abganges durzogen eine Muscapelle und sammtlige Mitglieder der Feuerwehr, welche Lampions und Fackeln trugen, den Marti und hielten dann vor dem Eipeldauer'schen Gast¬ hause, in welchem Dr. Heinzel zuletzt wohnte, still. Der Hauptmann=Stellvertreter Michael Eipeldauer hielt eine Ansprache, welche Dr. Heinzel in sehr herzlicher Weise erwiderte. Am Morgen des 27. September begleiteten endlich die Gemeinde=Repräsentanz, mit dem Burgermeister Rudolf Gottfried an der Spitze, die Beamten des Beurksgerichtes eine Musikkapelle, die Feuerwehr und mehrere Damen den Wagen, mit welchem Dr. Heinzel und seine Familie Do¬ versberg verließen, bis zu der nach Schellings führenden Allee, woselbst Dr. Heinzel und seine Gattin, sichtlich erarinen, für diese Beweise der Liebe und Anhänglichkeit ihren Dank aussprachen und sich verabschiedeten. Bald ent¬ schwand vierauf der Wagen den Blicken Jener, die das Geleite gegeben hatten und die mit Trauen in den Augen noch nach jenem Manne sanen, der auch als musterhafter Haute und Vater und als Freund der Wissenschaften, Künste und der Natur allen Jenen unvergeßlich bleiben wird, die das Glück hatten, in nauerem, versonlichem Verkehre mit tom zu stehen. Herritures. (Protokoll, aufgenommen zur Stung des Gemeinde¬ rathes am 10. October.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende Bürger¬ meister Georg Pointner: die Gemeinderäthe: Franz Bredlmayr, Ferdi¬ nand Gründler, Josef Haller, Carl Holub. Josef Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Carl Jäger v. Waldau, Anton Landsiedl, Anton Mayr, Mathias Herz, Josef Berl. Franz Ploberger, Johann Redl. Wenzel Wenhart. — Schriftführer: Gemeinde-Secretär Leopold Anton Jalseder. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags. Der Alpen=Volk. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die Anwe¬ senheit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl von Gemeinde¬ raths=Mitgliedern und geht hierauf zur Tagesordnung über. 1. Section. 1. Gemeinderath Holub verliest das Gesuch des Herrn Johann Gruber, Schlossermeisters und Hausbesitzers Nr. 278 Ennsdorf, um Aufnahme in den Gemeinde-Verband der Stadt Steyr und Ertheilung des Bürgerrechtes, und stellt hier namens der Section den Antrag: „es sei dem Gesuchsteller gegen Erlag der Taxen die Auf¬ nahme in den Gemeinde-Verband und das Bürgerrecht zu ertheilen.“ Einstimmiger Beschluß nach Antrag. S. 9358. 2. Gemeinderath Holub verliest nachstehendes Schreiben des 1. Kreisgerichts=Präsidiums Steyr: „ad Z. 2094, Präs. — Am 13. October d. J. werden die behufs Anlegung des neuen Grundbuches sir die Catastral-Gemeinde Steyr zu pflegenden Localerhebungen im Stadtgebiete links der Steyr beginnen. Den bezüglichen Verhandlungen sind nach § 20 des Gesetzes vom 2. Juni 1874, R.=G.=Bl. Nr. 89, zwei von der Gemeinde-Vertretung gewählte Vertrauens=Personen in der Eigenschaft von Gerichtszeugen beizuziehen. Es dürfte sich empfeh¬ len, zu den mit geschätzter Note vom 7. Juni d. J., Z. 5583. bekannt gegebenen Vertrauensmännern noch weitere zehn solche Personen zu be¬ stimmen, welche den Bezirken Ort. Steyrdori, bei der Steyr, Wieserseld und Aichet zu entnehmen wären. Die Namen der Gewählten wollen gefälligst hieher bekannt gegeben werden. — Steyr, den 19. September 879. — Der 1. 1. Präsident: Weismayr, Referent stellt namens der Section den Antrag, zu Ver¬ frauensmännern nachstehende Herren zu ernennen: Johann Millner Nr. 87 in Steyrdorf, Alois Stierhofer Nr. 119 in Steyrdorf, Josef Bettenberger Nr. 103 in Steyrdorf, Josef Haller Nr. 165 in Steyr¬ dorf, Johann Lichtenstöner Nr. 195 bei der Steyr. Michael Seral Nr. 310 in Wieserfeld, Franz Wochenalt Nr. 296 in Wieserfeld, Ignaz Zachhüber Nr. 348 in Wieserfeld, Franz Hofman Nr. 463 in Aichet, Anton v. Jäger Nr. 35 in Ort. — Einstimmiger Beschluß nach Antrag. 3. 9442. 3. Gemeinderath Holub verliest nachstehendes Schreiben der l. 1. Bezirkshauptmannschaft Steyr: „Z. 4701. An die löbliche Stadt gemeinde=Vorstehung Steyr. Die Abdeckerei für den Wasenmeister-Bezirk Harsten wurde dem Sohne der Abdeckers=Witwe, Katharina Hofstätter, Johann Hofstätter, Besitzer des Hirschlehnerantes Nr. 16 zu Vergern Gemeinde Garsten, verliehen, nachdem dessen Mutter diese Concession zurückgelegt hat. Hievon beehre ich mich die Mittheilung zu machen. nachdem das städt. Gemeinde=Gebiet diesem Abdeckerbezirk bisher ein¬ verleibt war, und zu bemerken, daß Johann Hofstätter die nöthige Ver¬ trauenswürdigkeit besitzt, um selben auch fernerhin den dortigen Sprengel zu belassen. Die diesfällige Schlußfassung wolle gefälligst anher bekannt gemacht werden. — Steyr, am 14. September 1879. — Der k. k. Statthaltereirath und Bezirkshauptmann: Zimmerauer." Referent stellt hiezu namens der Section den Antrag, es sei Johann Hofstätter aufzuforden, ob er die Wasenmeisterstelle im Stadt¬ gebiete erhalten wolle und im bejahenden Falle ihm selbe zu belassen." Beschluß nach Antrag. — Z. 9380. (Fortsetzung folgt. Vermanente Ausstellung.) Gegenwartia ist ein Bild des Malers Herrn Attorner jun. in der vermanen¬ ten Ausstellung zu sehen, welches in der That eine vervor¬ ragende künstlerische Leistung in. Es stellt das Innere einer Bauernstube vor. Am Tische sitzt ein verwundeter österreichi¬ cher Krieger (Vortrat, welcher, aus dem bosnischen Feldzuge zuruckgekommen, der ihm gegenüber sitzenden ingen Fran eines gebliebenen Cameraden das letzte Andenten — die silberne Taschenuhr des Gefallenen bergeben hat, welche das unausliche Weib in stummen Grame in Handen hat. Daneben seht, die Hande vor mirablem Kammer gefaltet. die alte Mutter, lints im Vordergrunde an der Wiege des Letztgeborenen, das sans schlummert, der halbwüchsige Exi¬ geborne, der in kindlichem Unverstand die Gruppe vor sich verwundert betrachtet. Das Bild it sehr stimmungsvoll: der traurige mit blende Blick des verwundeten Jagers, den dieser auf die Frau seines todten Freundes richtet, welche die Rechte vor die Augen des bübschen Antlitzes gedrukt, chmerzverloren dasitzt, dazu die anheimelnde Stube, in die nunmehr so viel Kummer eingezogen, ne uben einen errei¬ senden Eindruck auf den Beschauer aus. Das Bild. 1 m. cm breit und 90 m. yo, bekundet einen monen Künstler und wir moeten diesem nur wünschen, daß es auch einen unverstandigen Käufer finde. Jedenfalls aber empfehlen wir dasselbe dem Publicum zur Besichtigung. Gefunden wurde ein kleiner lederner Beutel ent¬ haltend etwas Kleingeld und anhangend zwei kleine Schlusse, und im Gemeindeamte deponirt. Der Circus Schmidt) hat ein neues Interesse ge¬ wonnen durch die Gastvorstellung der Familie Artizell vom Circus Renz, deren Mitglieder in Caulibristit, voerer Rettung und Werdedrenur, namentlich aber in den Productionen auf dem Seile, Vollendetes leisten, so daß man sich in der That in den Circus Menz versetzt glaubt, worauf wir das Publicum hiemit besonders aufmerksam machen. (Theater=Nachrichten.) A. Langer's bochinteresante Possen-Novital: „Das Weib des Buchbinders. oder: Die Erwurmung von Bibacz kann in Sola¬ cenischer Schwierigkeiten erst am Sonntag den 19. 0. M. zur ersten Anführung gelangen. Benanntes Reitbild des berühmten Verfassers machte allortig großes Aufsehen, und die gesammte osterreiche Presse bezeichnete diese Vosse als eines der gelungensten Stucke Langers. — Unsere Direction bringt selbes in würdiger Weise zur Darstellung. Die Hauptpartien befinden sich in den bewahrten Handen der Damen: we¬ renz und Kronan, der Herren: Zwerenz, Schiller, Baumann und Dierkes. Außerdem sind zum großen Schlachtbilde („Die Erstürmung von Bibacz 60 Statisten requirirt. Die bosnischen Costume werden total nen an¬ gefertiget. Die Scenirung haben die beiden Reaineure Director Zwerenz und Herr Baumann übernommen. — Die Direction, welche für die betreuende Novität ein großes Aus¬ führungs-Honorar zahlen mußte, verwricht sich außer einem künstlerischen aus einen großen pecuniaren Erfolg von dieser Aufführung. (Theater.) Wir haben noch die Besprechung der Aufführung des Lustspiele: „Citronen“ von Rosen, welches am Mittwoch den S. d. M. zur Darstellung kam, nachzutragen und thun dies um so lieber als wir hierüber nur Gutes zu berichten haben. Das Haus war leider nur schwach besucht, die nicht gekommen sind, haben sich um einen recht lustigen Abend gebracht! Das Stück ist ein echtes Kind unserer heutigen dra¬ matischen Production: leichte Waare, flüchtige Arbeit, Hauptzweck: lachen nur lachen — und dieser wird im vollsten Umfange erreicht. Hiezu hat wol am meisten die vortreffliche Darstellung des Majors Ramminger durch unsern Director beigetragen, der Majors Champagner-Schwips und die unter dessen Herrschaft verübte Werbung bei Frau Katharina Scheer mit zwin¬ sender Komil gab, ohne — und in solcher Beschränkung zeigt sich eben der Meister! — die Grenzen des künstlerischen Maßes zu überschreiten was wir bei Frau v. Boy, welche die genannte würdige Dame gab. die zum Schlusse selbst „Citrone“ wird, nicht mit so autem Gewissen sagen können, obwol auch ihr, sowie dem Herrn Director der lebhafteste Beifall nicht fehlten. Die Tochter der Scheer, Marie, wurde von Frl. Marion recht lebendig und herzig dargestellt, eine durchwegs gelungene künstlerische Leistung unserer beliebten „Nainen" welche auch die verdiente Anerkennung von Seite des Publicums erntete Herr v. Dierkes spielte den geistvollen und lebenslustigen, dabei tief¬ üblenden Dr. Julius Hirse, welcher die pfiffig sein wollende Schwieger¬ mutter in spe in den eigenen Schlingen fängt, mit wohlthuender Frische und seiner Sature, wenn auch der strebsame Künstler noch nicht ganz die nöthige Agilität im Auftreten, in Haltung und Action errungen hat, die er indeß, wie wir keinen Augenblick zweifeln, bei längerer Uebung und fortgesetztem Fleiße sich bald aneinen wird. Seine immerhin tüchtige Leistung fand reichlichen und verdienten Beifall. Frl. Kronan (Adele Herr Baumann (Trummer), Herr Heller (Graf Höltan) und Herr Bezar (Dr. Paul Scheer waren aut wie immer. Frin. Baumann Margarethe) sah recht nett aus, hatte ihre Rolle recht fleißig gelernt und spielte sie mit lobenswerthem Eifer, wenngleich sie noch zu viel Anfängerin ist, um derselben wollkommen gewachsen zu sein, Der Gesammt=Eindruck der Vorstellung war, wie gesagt, ein recht günstiger, und das Publicum, welches Alle mit freundlichem Applaus bedachte, unterhielt sich sichtlich aufs beste. Ein besonders interessanter Theaterabend war der Samstag 11. d. M.), an dem die reizende Lecocasche Operette: „Angot, di¬ Tochter der Halle", zum ersten Male in Scene ging. Das Haus var denn auch bis an die Decke gefüllt und nahm diese Novität mit Enthusiasmus auf. Es thaten aber auch Alle ihre Schuldigkeit in erster Linie der Orchester, Chor und die Solisten, Director, welcher des Werk in Scene setzte und brillant aus¬ stattete. „So was war in Steyr noch nicht da", hörten wir Viele beim Verlassen unsers Musentempels ausrufen, und der frenetische Beifall, welcher bei einzelnen besonders gelungenen Scenen und am Schlusse der Vorstellung erdröhnte und die Darsteller und den Director mmer wieder vor die Lampen rief, bestätigte dieses enthusiastische Urtheil. Wir constatiren vorläufig diesen alämenden Erfolg; nächstens mehr hierüber. (Verstorbene.) Den 9. October: Magdalena Mann, Messerers=Gattin, Nr. 319 in Ennsdorf, 54 Jahre alt, Lungenlähmung. Den 10.: Johanna Schubert, Lehrers Kind, Nr. 74 in Steyrdorf, 6 Wochen alt, Durchfall. Maria Schwarzmayr, Armaturarbeiters=Kind, Nr. 496 in Aichen, 8 Monate all, Wasserkopf. Carl Schaffenberger, Nr. 476 in Aichen, 5 Jahre alt. Lungenlahmung. Den 11.: Magdalena Wild, verwitwete Taglöhnerin, Nr. 172 in Sterdorf, 67 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Wassersucht. Aus den Gerichtssaale. Steyr. 13. October. Orig.=Ber. Früh übt sich, was ein Meister werden will.") Mit mitleidigem Blicke müssen wir das junge hübsche Mädchen ansehen, welches in Sträflingskleidern, die ihm gar nicht übel anstehen, als Angeklagte in den Verhandlungssaal des hiesigen k. k. Kreisgerichtes geführt wird, um sich vor einem Richter¬ Tollegium wegen mehrfach qualificirten Verbrechens des Diebstahls zu verantworten. Die Fragen des Vorsitzenden um ihre versönlichen Ver¬ hältnisse beantwortet sie dahin, daß sie Rosa Moser heiße, 18 Jahre alt, zu Steinbach geboren und ihrer Beschäftigung nach Kinder¬ lehrerin sei. Der Sachverhalt stellt sich in folgender Weise dar: Josef Löschen¬ lohl, Messerschmied in Trattenbach, nahm zur Pflege seiner kranken Frau Genovefa deren Geschwisterkind Rosa Moser am 24. September J. in den Dienst. Am 2. October war die Rosa Moser plötzlich verschwunden, was sich Josef Löschenkohl nicht erklären konnte, bis Abends der Sohn des unweit wohnenden Schneiders Geiduschek zu ihm kam und ihm sagte, er sei von Rosa Moser geschickt und solle ihr ihre in der Abortsmauer verwahrten zwei Bündel bringen. Dies fiel dem Josef Löschenkohl auf, und zwar umsomehr, als Rosa Moser bei ihrem Dienstantritte keine Habseligkeiten gehabt hatte: er forschte im bezeich¬ neten Orte nach und fand auch dort zwei Bündel, worin er aber nur seiner Frau gehörige Sachen entdeckte, welche in einem stets versperrten Kasten waren, dessen Schlüssel seine Ebehälfte unter ihrem Kopfkissen ver¬ steckt hatte. Josef Löschenkohl aina mit dem Burschen zum Schneider Geiduschek, dessen Gattin ihm erzählte, daß Rosa Moser ihr ein Zwei¬ gulden=Silberstück um 1 fl. 50 kr. verkauft habe, welches er — Löschen¬ ohl — da es vom Krösengelde seiner Kinder herrührte, sogleich ein¬ öste, worauf er die Rosa Moser aufsuchte, sie, da sie auch noch seiner Hattin entwendete Kleider anhatte, dieselben ausziehen hieß und sie so¬ dann aufs Gemeindeamt in Terubera führte, welches ihre Ueberstellung in die hiesige Frohnveste verfügte. Rosa Moser, die bereits zweimal wegen Diebstahls und einmal wegen Veruntreuung abgestraft worden ist, ihre letzte Strafe erst am 18. August 1. J. beendete, ist dieses Diebstahles, vollkommen geständig, und erklärt, deßhalb gestohlen zu haben, weil ihre Dienstgeberin so viele überflüssige Kleidungsstücke hatte. Sehr gravirend für die Ange¬ klagte ist der Leumundsbericht ihrer Zuständigkeits-Gemeinde Steinbach der dahin geht, daß Rosa Moser nichts weniger denn als eine Kinder¬ ehrerin bezeichnet werden können, da sie sich seit ihrer Entlassung aus der Wochenschule sehr renitent gegen ihre Eltern benahm, welche einma lange Zeit nichts von ihr wußten, daß sie überhaupt sittlich anrüchig ei, und nirgends aut thuend, die meiste Zeit subsistenz- und bestim¬ munaslos herumaairte. Der Gerichtshof sprach diese saubere Kinderlehrerin auf Grund ihres Geständnisses des Verbrechens des Diebstahls schuldig und ver¬ ertheilte sie — eine nunmehrige Zierde der hiesigen Frohnveste! — zu sechsmonatlichem schwerem und verschärften Kerker. „In Gottes Nam, erklärte die Angeklagte, „tret i die Straf an." 13. October. Orig.=Ber.] („Es ist nichts so sein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen.“) Die Haupt¬ person bei dieser Verhandlung ist der ehemalige Garstener Sträfling Franz Rubik, Bäckergehilfe aus Warnau in Mähren, dem es in der Strafanstalt besser gegangen zu sein scheint, als in der Freiheit. voraus sich auch sein Heimweh nach diesem Orte erklären läßt. Wir geben in Kürze den Sachverhalt: Am 28. August dieses Jahres erschien beim Bezirksgerichte Kremsmünster ein fremder Bursche, nannte sich Carl Hilfeld, gab sich für einen Bäckerungen aus Wein in Steiermark aus der im Jahre 1873 beim Bezirksgerichte Josefstadt in Wien wegen Wachebeleidigung abgestraft worden ist, und machte nach¬ tehende Anzeige: „Am vergangenen Samstag sei ihm von einem Hand¬ werksburschen, mit dem er in Bad Hall zusammengetroffen, dessen Namen er jedoch nicht kannte, in einem Garten außerhalb dieses Ortes auf dem Wege zur Steyrermühle, woselbst er eingeschlafen war, sein Neue¬ bündel mit den Reise=Documenten und Effecten im Werthe von über 25 Gulden entwendet worden.“ Auf Grund dieser Anzeige veranlaßte das k. k. Bezirksgericht Kremsmünster sogleich die Currendirung der Beschreibung der entwendeten Effecten, sowie der Personsbeschreibung des angeblichen Thäters. — In Kürze stellte sich jedoch heraus, daß dieser Diebstahl nur fingirt war und daß der genannte Schwindler beim Bezirksgerichte Efferding, wo er sich zuerst ebenfalls Carl Hitzfeld, dann aber Vincenz Janisch nannte, wegen Wachebeleidig in und Falich meldung in Strafhaft sei. Er wurde deßhalb nach Abbüßung dieser seiner

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