Pränumeration für Steur: vierteljährig kr. alljähr. gar „ 50 „ ganzjährig 6 „ — „ Einzelne Blätter 6 kr. Zustellungs-Gebühr in's Haus jährlich 40 kr. Inserate werden nach dem billigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Nr. 83. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Samstag und Mittwoch 11 Uhr Mittags. Ausgabe der Sonntags-Nummer 8 Uhr Früh, der Donnerstags-Nummer 11 Uhr Vormittags. Kotkas-ExpedionsD. Haasische Buchdruckerei & Litho Steyr, Grünmarkt Nr. 49. Mannscripte werden nicht zurückgestellt, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Zuschriften vortofret. tur mit Retourmarken versehene briefliche Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate und Pränumerationsbetrag müssen vorhinein bezahlt werden. Zur Tagesgeschichte. Für Oesterreich=Ungarn ist der 8. October ein be¬ deutungsvoller Tag in seiner Geschichte. Fast könnte man es seltsam nennen, daß die amtliche Veröffentlichung der Enthebung des Grafen Andra von seinem Posten das gleiche Datum traat wie der Tag, an welchem der Kaiser das erste österreichische Vollvarlament mit feierlicher Thron¬ rede eröfnete. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, wer möchte dies veute vorhersagen! Auf dem Gebiete der innern Volitik sehen wir eine entschiedene Schwenkung der Regierungsgewalt von links nach rechts, statt eines deutsch¬ liberal centralistisch gesinnten Cabinets eine föderalistisch an¬ gebauchte Torv=Regierung an der Spitze der auswärtigen Geschäfte einen Mann — Baron Haymerle — der zwar gerade ten homo nos una ist, von dem man jedoch nicht viel mehr weiß, als daß er ein tüchtiger, fast konnte man sagen etwas bureaukratisch pedantischer Beamter ist. Seine politischen Gennnungen sollen, so beißt es, genau dem des Grafen Andrassy entsprechen, doch sind es meistens nur Freunde und Anhänger des Letzteren, welche diese Ansicht verbreiten. Wie weit sie berechtigt ist, muß die Zukunft lehren. Graf Andrassy scheidet aus dem Amte, wie es ausdrücklich in dem kaiserlichen Handschreiben beißt, gegen den Wunsch des Monarchen. Nur mit Widerstreben und Bedauern wird im die nachgesuchte Enthebung bewilligt. Vielfach commentirt wird auch in Wien die zweite Hälfte des Handschreibens in welchem der Kaiser sich dahin außert, daß er den Rück¬ tritt des Grafen keineswegs als den Abschluß des staats¬ männischen Wirtens desselben ansehe, und daß er nicht daran zweifle, Andrassy werde jederzeit, wenn der Monarch seine bewahrten Dienste wieder in Anspruch nehmen sollte, diesem Rufe bereitwilligst Folge leisten. Von manchen Seiten will man daraus schließen, daß der ganze Rücktritt Andrassy's von der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten tein end¬ gültiger sei und daß er über kurz oder lang das Minister¬ votel am Ballplatze wieder beziehen werde, kurz, daß es sich jetzt so zu sagen nicht um ein Scheiden, sondern nur um einen unbestimmten Urlaub handle. Wir glauben, diese Auf¬ sauna ist irrig, Graf Andrassy wenigstens denkt nicht daran, das schwere Amt wieder auf sich zu nehmen und wird es vorziehen, in Terebes auszuruben. Ist es doch nicht einmal bestimmt, ob er sich an dem ungarischen politischen Leben irgendwie vervorragend betheiligen wird; es heißt nur, daß er demnächst seinen Sitz im Oberhause wieder einnehmen werde. Das Herrenhaus ist im Begriffe, dem Beispiele der Parteien des Abgeordnetenhauses zu folgen und zu der durch die Regieruna geschaffenen Situation Stelluna zu nehmen. Die Verfassungspartei des Herrenhauses hat sich bereits in einer besonderen Partei=Organisation aneinandergeschlossen, und von der Gegenpartei steht nun das Gleiche zu erwarten. Die Initiative zur Organisation der Verfassungspartei ging lange vor der Verlesung der Thronrede, namlich unmittelbar nach der Ernennung der neuen Herrenhaus=Mitglieder und des Präsidiums, von dem Vice=Präsidenten, dem Fürsten Schönburg aus, der sich an Herrn v. Schmerling wendete und diesen aufforderte, die Führerschaft der verfanungstreuen Partei im Herrenhause zu übernehmen. Die Conferenzen, welche schon damals unter Beiziehung Kaiserfeld's. Waser's, Apfaltrern's und mehrerer verfanungstreuer Cavaliere ab¬ gehalten wurden, ergaben, daß die Verfassungspartei des Herrenhauses die gleichen Besorgnisse beate, wie sie auf dem Linzer Abgeordnetentage geäußert worden waren, und daß ein des Aneinanderschließen der Partei für zweckmäßig und nothwendig erachtet wurde. In einer dieser Conferenzen, welche noch vor der Thronrede stattfanden, wurde auch die Antwort Schmerlings auf die Rechtsverwahrung der feudalen Gro߬ grundbesitzer besprochen und festgesetzt. — Die Verfassungs¬ partei des Herrenhauses" hat folgendes Pro¬ gramm aufgestellt: „1. Unverbrüchlich festzuhalten an den Staatsgrundgesetzen vom Jahre 1867, insbesondere am 911 des Staatsgrundgesetzes über die Reichsvertretung (welcher den Umfang der reichsräthlichen Competenz feststellt entgegenzutreten allen Versuchen die Rechte des Reichsrathes Gunsten einzelner Länder zu schmälern, z. principiel festzuhalten an allen übrigen Geseten, inso¬ weit nicht die Zeitverhältnisse eine Abande¬ una derselben erheischen. In das Executiv=Comite wurden gewalt die Herren: Ritter v. Schmerling, Fürst Schonburg, Fürst Friedrich Liechtenstein, Gra rona und Ritter v. Hafner. Daß Manner, denen man unwiderstehliche Neigung zu einer Politik des Kampfes und der Negation am allerwenigsten zum Vorwurfe machen kann, die vielmehr die conservativste Schattirung der Verfas¬ sungspartei repräsentiren, sich zu einem solchen, in der Ge¬ schichte des Herrenhauses beispiellosen Schritte entschlossen haben, das charakterisirt die Situation mit voller Scharfe, das beweist, wie man das Cabinet Taane und seine Inten¬ tionen selbst in diesen Kreisen beurtheilt. In der 3. Sitzung des Abgeordnetenhauses am Dienstag den 14. d. M. wurde wie zu erwarten stano, da sie alle Clubs für diese Wahl ausgesprochen der verfannnastreue Graf Coronin mit 338 von 341 Stimmen zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt. Soronin begrüßte, nachdem er für die Wahl gedankt sympathisch die neu eingetretenen Czechen, versprach ihren Forderungen wohlwollende Berücksichtigung, aab der Hoff¬ nung Ausdruck, von ihnen die Aufrechterhaltung der Ver¬ fassung und der Staatsgrundgesetze erwarten zu dürfen, sprach den Wunsch aus, daß nicht wieder ein auflodernder häuslicher Zwist die Losung dringender wirthschaftlicher Aufgaben vindere und schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser. zum ersten Vicepräsidenten wurde Dr. Smolta mit 180 von 339 Stimmen (Dr. Klier, Candidat der Liberalen, erhielt 156 Stimmen und zum zweiten Vicepräsidenten Godel¬ Lannon mit 174 von 335 Stimmen gewalt. Es sind dies die Candidaten der föderalistischen Fractionen. Das Haus beschloß hienach die Erlassung einer Antworts¬ Adresse auf die Thronrede und die Einsetzung eines aus 24 Mitgliedern bestebenden Adrenausschines. Der dem ungarischen Reichstage demnächst zu un¬ terbreitende Gesetzentwurf über die Abänderung einiger Be¬ timmungen des Wehrgesetzes wird, der „Budav. Corr. zufolge, blos die Modification von sieben Paragraphen des¬ selben enthalten. Ueberdies wird dem ungarischen Reichstage noch ein zweiter Gesetzentwurf zugeben, der die Organi¬ ation der Gendarmerie in Siebenbürgen und roatien regelt. Bisher wurden nämlich für die Gen¬ darmerie nebst den sich freiwillig Meldenden nur Angehörige der gemeinsamen Armee aufgenommen, die aber im Falle einer Mobilisirung einberufen werden konnten. Im Sinne des vorzulegenden Gesetzentwurfes werden in Zukunft für die Gendarmerie Honved =Pflichtige bis zur nöthigen Zahl assentirt. Denselben wird jedes in der Gendarmerie verbrachte Dienstjahr für drei Dienstjahre eingerechnet werden. in Belgien beginnen die Früchte der clericalen An¬ tation gegen das Schulgesetz zu reifen. Am 12. d. M. Abends tam es in Bruage, wo für Dienstag den 14. d. die Senatoren¬ Wahl festgestellt war, zu Nubestörungen, welche durch die Hendarmerie unterdrückt werden mußten. Dabei wurden einige Personen verhaftet. Der Charakter dieses Tumultes wird durch die Thatsache gerennzeichnet, daß die Wahlaus¬ rufe der Liberalen zerrissen wurden. Die belgische Regie¬ rung, welche vergebens die Intervention des Papstes nach¬ gesucht hat, um die dreisten Herausforderungen des Episcopats zu vereiteln, wird nun wol ernste Schritte thun munen, um die Wiederholung ähnlicher Tumulte, wie des in Brugge tattgefundenen, zu hintertreiben. Do ne den Muth finden wird, ihre diplomatische Vertretung bei dem Vatican aufzu¬ heden, ist fraglich. Man ist in Brüssel auserit behutsam in der Pflege der Beziehungen zur römischen Curie und ventilirt den Gedanken einer Abberufung des Vertreters bei dem Vatican schon seit Jahren, ohne zu einem Entschlune zu kommen. In Aschanistan haben die Engländer den Auf¬ ständischen eine entscheidende Niederlage beigebracht, und am Sonntag Nachmittaas hielt General Roberts, von salub Khan begleitet, seinen feierlichen Einzug in Kabui, bei dem die britischen Truppen Spalier bildeten. Die Auf¬ ständischen haben vor dem Anrucken der Engländer die Stadt wie die Citadelle Balabissar geraumt: die Besetzung ging ohne Widerstand von Seite der einheimischen Bevolterung vor sich. Balabisar wird von zwei endlichen Regimentern besetzt gehalten. Das mehrfach angekündigte Strafgericht das General Roberts abhalten soll, wird wol mehr ein ormelles sein, da ohne Zweifel die Radelsführer des Auf¬ standes und ihre Mitschuldigen beizeiten das Weite gesucht haben werden. Feuilleton. Zwischen zwei Herzen. Roman von F. Klinck. (26. Fortsetzung.) Da kam plötzlich ein Brief von der Fürstin Verowski an, nicht von Petersburg, wo Wanda nie und ihre Kinder noch vermuthete, sondern vom Schlosse aus der Haide: „Meine there Wanda: „Ich muß Dir den dringenden Wunsch aussprechen, Deine Reise nach hier zu beschleunigen. Es war Elisabeth's Wunsch, Dich nicht mit einer Thatsache bekannt zu machen. welche uns Alle in die größte Unruhe und Besoranz versetzt hat. Sie wollte Dein junges Glück nicht gestört wissen. Bereits turz nach unserer Ankunft in Petersburg ist Elisabeth erkannt und zwar so heftig, daß der Arzt ihr Aufkommen bezweifelte. Sie hat sich aber dennoch langsam erbolt. Bereits im Februar erfaßte sie plötzlich eine leiden¬ schaftliche Sehnsucht nach unserem alten Schlone in der Haide. Vergebens waren alle Vorstellungen, um sie von der Reise zuruckzuhalten; sie wußte alle Bedenten zu über¬ winden. Selbst, als wir ihr sagten, daß die Wege zu grund¬ los und gefährlich seien, um eine solche Reise zu unter¬ nehmen, bestand sie dennoch auf ihrer Absicht. Gereizt, wie sie besonders in letzter Zeit immer war, verlangte sie, dann die Reise allein zu unternehmen, und es blieb uns nichts übrig, als ihrem Wunsche Folge zu leisten, um so mehr, als die Aerzte entschieden zuredeten. So haben wir noch Ende Februar in langsamen Tagereisen die gefahrvolle und beschwerliche Reise unternommen: nur Stefan blieb in Petersburg zuruck, er scheint nicht so recht an ein ernstliches Leiden zu glauben, obgleich ihr Aussehen jeden Zweifel ausschließt. Nach unserer Ankunft im Schlose beate ich die Ueberzeugung, daß Elisabeth's Gesundheit sich bessern wurde. Jur avaitischer Zustand, in welchem ne son seit Wochen verharrte, verlor sich, ihre Wangen, welche zum Erschrecken bleich und durchsichtig geworden waren: roeten sich wieder und sie durchwanderte die Zimmerreiben, wo sie wie sie sagte, eine so glückliche Zeit verlebt hatte. Sie sprach off den Wunsch aus, daß der Wald und die Steppe sich in ihr sommerliches Gewand kleiden möchten, dann würdet auch Du wiederkommen und sie habe ein aludendes Verlangen, Dich wiederzusehen. „Vor etwa drei Tagen tam Olga, ihre neue Kammer¬ frau, plötzlich in mein Gemach gestürzt, mit der Bitte sogleich zu Elisabeth zu kommen. Dieselbe laae wie todt auf dem Teppich des Gemaches. Sie habe etwas fallen ren und als sie die Thür aufgemacht, fand die Elisabeth omawia. Sie kam freilich bald wieder zu sich, aber sie übte sich sehr krank und matt. For erstes Wort war, das ich Dich von ihrem Zustande benachrichtigen und Dich bitten moge, sogleich zu ihr zu kommen. Sie hat namlich die allen Nervenkranten eigene Joee, sterben zu müssen. Ich denke natürlich nicht so ernst über die Sache und auch Du wirst Elisabeth nicht so besonders leidend finden. Es gibt Tage, wo sie nicht einmal nöthig hat, sich niederzulegen. Nichtsdestoweniger wiederhole ich Dir meinen Wunsch, Deine Reise zu beschleunigen. Du weißt. Leidende haben oft wun¬ erbare Launen und Elisabeth scheint seit einigen Tagen förmlich von einer leidenschaftlichen Sehnsucht nach Dir ergriffen zu sein. Die Wege sollen durchaus ungefährlich sein, so daß Du Dich ihnen rubia anvertrauen kannst. „Mit herzlichen Grüßen Deine Mutter „Paula Verowski." Wanda saß lange regungslos in ihrem Sessel, nachdem sie den Brief gelesen hatte. Das Blatt war ihrer zitternde Hand unbewußt entfallen. Welche Kette unbeitsvoller Eren mochte dem Brief vorhergegangen sein! Was war All¬ geschehen, seit jener Zeit, wo sie sich trennten Stefan Petersburg, seine todtkranke junge Gattin in der Bial wieter Haide! Denn todtkrant war die Zwischen den Zeile stand es deutlich genua, wenn auch die Fürstin nicht a was Gefahrvolles glauben wollte. Es lag ja in de Natur dieser selbstsüchtigen Frau, den Ernst des Leben von sich fern zu halten, und wahre Mutterliche Liebe empfan sie vielleicht nie für ihr Kind. Es war ihr immer eine La gewesen und namentlich die letzten Jahre empfand sie mit verannat den Einfluß, welchen die erwachsene Tochter au re Triumphe ausübte. Aber Wanda fühlte, um was sich handle, un sie sauderie bei dem Gedanken an oa urchtbare Ende. Sie war der Verzweilung nahe. Ihr Gatte wa abwesend. Mit zitternder Ungeduld erwartete sie seine Heim teyr. Er wurde zweifellos Nichts gegen ihre sofortige Abrei¬ einzuwenden haben, er nahm ja auf alle ihre Wünsche ein so zarte Rucksicht, wie viel mehr auf diesen, wo es sich un Leben und Tod vandelte. Wanda hatte sich in ihrem Gatten nicht getauscht, er trie elbst zur Abreise. Er rien, den Hausmeister mit den übri¬ den Einkaufen zu beauftragen, und als sich doch noch in Laufe des Abends zu viele Hindernisse einer so plötzliche Abreise entgegenstellten, da machte Alexei seiner Gattin der Vorschlag, schon am folgenden Morgen ohne ihn abzureisen Sie sah ihn mit einem dankbaren Blick an, denn i wußte, welches Opfer er ihr durch die wenn auch nur vorübergebende Trennung brachte. Keineswegs wurde sie unter andern Umständen dasselbe angenommen haben, aber die La¬ der Dinge bestimmte sie, der Stimme ihres Herzens zu folgen (Fortsekuna folgt.)
Seite 2 Nr. 85 Aus Sudamerika wird gemeldet: Die Chilenen haben einen großen und bedeutungsvollen Triumph errungen Nicht nur das Panzerschiff „Huascar, sondern die ganze peruanische Flotte ist, wie man aus Valparano vom 8. meldet, während des Seetrenens auf der Höhe von Mesillones von dem chilenischen Geschwader getavert worden. Die Nach¬ richt klingt um so wahrscheinlicher, als nach dem Urtheile von Fachmannern die vernanischen Schine nach dem Ver¬ luste des „Huascar, nur noch geringen Widerstand leisten konnten. Der „Hascar, der sich durch seine Waffenthaten wahrend des gegenwärtigen Krieges, sowie auch durch sein denkwürdiges Rencontre im Mai 1877 mit dem endlichen Kriegsschiffe „Schau“ einen Ruf erworben, wurde am Clode England gebaut. Es ist ein Monitor mit Thürmen, deren Armatur aus drei schweren Geschützen besteht. Auch kann er bis zu seinem obersten Verdeck im Wasser versenkt werden. Dies bildete in der That sein Hauptvertheidigungsmittel, da die Panzerbekleidung nur 412 Zoll die ist. Unter den Vor¬ richtungen des Schines benndet uch ein Apparat, um beines Wasser auf Enterer zu dienen. Vern besitzt noch zwei andere Kriegsschiffe derselben Gattung, den „Atalaiva“ und den „Manco Covar; aber diese wurden in den Vereinigten Staaten gebaut und sind weit weniger start, als der jetzt in chilenischer Gewalt befindliche „Hascar Borrespondenz. Bad Hall, 15. October. Brand.) Gestern zwischen 9 und 10 Uhr Nachts wurden unsere Bewohner abermals durch Feuerlarm erschreckt. Es brannte nämlich das drei Viertelstunden von vier entlegene Gangel=Bauerngut Gemeinde Waldneukirchen — ab. in Kollersdorf Nebst den Gemeindespritzen von Waldnenkirchen. Pfarr¬ kirchen und Adlwang fanden sich daselbst die Feuerwehren von Hall, Sierning und Grünburg ein. Wir constatiren gerne, dan auch diesmal unsere Feuer¬ wehr durch schnelles Abrucken, so daß sie als erste am Brandplatze erschien, wie durch ihr eifriges exactes Wirten volles Lob verdient. Leider konnten die Hilfeleistenden nicht die entsprechende volle Rettung bringen da der Brand zu schnell um sich griff. Bedauerlicher Weise sind hiebei Verde, Safe und Schweine umgekommen, das Rindvieh konnte gerettet werden. Man ist über die Ursache des Brandes noch nicht im Klaren, vermuthet aber, daß der Brand von „Rastelbin¬ dern deleat worden sei. Dobersberg. Abschied des Notars Dr. Heinzel.) Am 27. September d. J. schied aus Dobersberg der bisherige Notar Dr. Alfred Heinzel, welcher im Juli zum Notar von Wer in Oberösterreich ernannt worden war, um sich an seinen Bestimmungsort zu begeben. Dr. Heinzel, — bekanntlich ein gevorener Steyrer. hat sich wahrend seines mehr als seossabrigen Aufenthaltes in Dobersberg durch eine sehr ehrenhafte Gesinnung, Tuonaten in seinem Berufe, Wiltener und Biedersinn die allgemeine Achtung erworben. Hervorzuheben sind seine Verdienste um die Marktgemeinde Dobersberg, da er als Mitglied des Gemeindeausschusses und des Ortsschul¬ raines stets eine ruhmenswerte und erfolgreiche Thanaten entfaltete. Als im Jahre 1876 eine Feuersbrunst einen großen Theil des Marties einascherte, war es Dr. Heinzel, der sofort mit aller Energie die Constituirung eines Hilfs¬ comes veranlaßte und durch seine Bestrebungen es binnen turzer Zeit dahin brachte, daß den Abgebrannten namhafte Unterstützungen zu Theil wurden. Gron war seine Hingebung, mit der er im Jahre 1877 zur Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr sort; er scheute weder materielle Opfer noch Mühe und war bis zu seinem Scheiden der Hauptmann derselben. Anläßlich seiner Abreise befließ sich daher, wie das „Kremser Wochenblatt“ erzählt, die Gemeinde, ihre große Dankbarkeit möglich zu documentiren. Am Vorabende seines Abganges durzogen eine Muscapelle und sammtlige Mitglieder der Feuerwehr, welche Lampions und Fackeln trugen, den Marti und hielten dann vor dem Eipeldauer'schen Gast¬ hause, in welchem Dr. Heinzel zuletzt wohnte, still. Der Hauptmann=Stellvertreter Michael Eipeldauer hielt eine Ansprache, welche Dr. Heinzel in sehr herzlicher Weise erwiderte. Am Morgen des 27. September begleiteten endlich die Gemeinde=Repräsentanz, mit dem Burgermeister Rudolf Gottfried an der Spitze, die Beamten des Beurksgerichtes eine Musikkapelle, die Feuerwehr und mehrere Damen den Wagen, mit welchem Dr. Heinzel und seine Familie Do¬ versberg verließen, bis zu der nach Schellings führenden Allee, woselbst Dr. Heinzel und seine Gattin, sichtlich erarinen, für diese Beweise der Liebe und Anhänglichkeit ihren Dank aussprachen und sich verabschiedeten. Bald ent¬ schwand vierauf der Wagen den Blicken Jener, die das Geleite gegeben hatten und die mit Trauen in den Augen noch nach jenem Manne sanen, der auch als musterhafter Haute und Vater und als Freund der Wissenschaften, Künste und der Natur allen Jenen unvergeßlich bleiben wird, die das Glück hatten, in nauerem, versonlichem Verkehre mit tom zu stehen. Herritures. (Protokoll, aufgenommen zur Stung des Gemeinde¬ rathes am 10. October.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende Bürger¬ meister Georg Pointner: die Gemeinderäthe: Franz Bredlmayr, Ferdi¬ nand Gründler, Josef Haller, Carl Holub. Josef Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Carl Jäger v. Waldau, Anton Landsiedl, Anton Mayr, Mathias Herz, Josef Berl. Franz Ploberger, Johann Redl. Wenzel Wenhart. — Schriftführer: Gemeinde-Secretär Leopold Anton Jalseder. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags. Der Alpen=Volk. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die Anwe¬ senheit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl von Gemeinde¬ raths=Mitgliedern und geht hierauf zur Tagesordnung über. 1. Section. 1. Gemeinderath Holub verliest das Gesuch des Herrn Johann Gruber, Schlossermeisters und Hausbesitzers Nr. 278 Ennsdorf, um Aufnahme in den Gemeinde-Verband der Stadt Steyr und Ertheilung des Bürgerrechtes, und stellt hier namens der Section den Antrag: „es sei dem Gesuchsteller gegen Erlag der Taxen die Auf¬ nahme in den Gemeinde-Verband und das Bürgerrecht zu ertheilen.“ Einstimmiger Beschluß nach Antrag. S. 9358. 2. Gemeinderath Holub verliest nachstehendes Schreiben des 1. Kreisgerichts=Präsidiums Steyr: „ad Z. 2094, Präs. — Am 13. October d. J. werden die behufs Anlegung des neuen Grundbuches sir die Catastral-Gemeinde Steyr zu pflegenden Localerhebungen im Stadtgebiete links der Steyr beginnen. Den bezüglichen Verhandlungen sind nach § 20 des Gesetzes vom 2. Juni 1874, R.=G.=Bl. Nr. 89, zwei von der Gemeinde-Vertretung gewählte Vertrauens=Personen in der Eigenschaft von Gerichtszeugen beizuziehen. Es dürfte sich empfeh¬ len, zu den mit geschätzter Note vom 7. Juni d. J., Z. 5583. bekannt gegebenen Vertrauensmännern noch weitere zehn solche Personen zu be¬ stimmen, welche den Bezirken Ort. Steyrdori, bei der Steyr, Wieserseld und Aichet zu entnehmen wären. Die Namen der Gewählten wollen gefälligst hieher bekannt gegeben werden. — Steyr, den 19. September 879. — Der 1. 1. Präsident: Weismayr, Referent stellt namens der Section den Antrag, zu Ver¬ frauensmännern nachstehende Herren zu ernennen: Johann Millner Nr. 87 in Steyrdorf, Alois Stierhofer Nr. 119 in Steyrdorf, Josef Bettenberger Nr. 103 in Steyrdorf, Josef Haller Nr. 165 in Steyr¬ dorf, Johann Lichtenstöner Nr. 195 bei der Steyr. Michael Seral Nr. 310 in Wieserfeld, Franz Wochenalt Nr. 296 in Wieserfeld, Ignaz Zachhüber Nr. 348 in Wieserfeld, Franz Hofman Nr. 463 in Aichet, Anton v. Jäger Nr. 35 in Ort. — Einstimmiger Beschluß nach Antrag. 3. 9442. 3. Gemeinderath Holub verliest nachstehendes Schreiben der l. 1. Bezirkshauptmannschaft Steyr: „Z. 4701. An die löbliche Stadt gemeinde=Vorstehung Steyr. Die Abdeckerei für den Wasenmeister-Bezirk Harsten wurde dem Sohne der Abdeckers=Witwe, Katharina Hofstätter, Johann Hofstätter, Besitzer des Hirschlehnerantes Nr. 16 zu Vergern Gemeinde Garsten, verliehen, nachdem dessen Mutter diese Concession zurückgelegt hat. Hievon beehre ich mich die Mittheilung zu machen. nachdem das städt. Gemeinde=Gebiet diesem Abdeckerbezirk bisher ein¬ verleibt war, und zu bemerken, daß Johann Hofstätter die nöthige Ver¬ trauenswürdigkeit besitzt, um selben auch fernerhin den dortigen Sprengel zu belassen. Die diesfällige Schlußfassung wolle gefälligst anher bekannt gemacht werden. — Steyr, am 14. September 1879. — Der k. k. Statthaltereirath und Bezirkshauptmann: Zimmerauer." Referent stellt hiezu namens der Section den Antrag, es sei Johann Hofstätter aufzuforden, ob er die Wasenmeisterstelle im Stadt¬ gebiete erhalten wolle und im bejahenden Falle ihm selbe zu belassen." Beschluß nach Antrag. — Z. 9380. (Fortsetzung folgt. Vermanente Ausstellung.) Gegenwartia ist ein Bild des Malers Herrn Attorner jun. in der vermanen¬ ten Ausstellung zu sehen, welches in der That eine vervor¬ ragende künstlerische Leistung in. Es stellt das Innere einer Bauernstube vor. Am Tische sitzt ein verwundeter österreichi¬ cher Krieger (Vortrat, welcher, aus dem bosnischen Feldzuge zuruckgekommen, der ihm gegenüber sitzenden ingen Fran eines gebliebenen Cameraden das letzte Andenten — die silberne Taschenuhr des Gefallenen bergeben hat, welche das unausliche Weib in stummen Grame in Handen hat. Daneben seht, die Hande vor mirablem Kammer gefaltet. die alte Mutter, lints im Vordergrunde an der Wiege des Letztgeborenen, das sans schlummert, der halbwüchsige Exi¬ geborne, der in kindlichem Unverstand die Gruppe vor sich verwundert betrachtet. Das Bild it sehr stimmungsvoll: der traurige mit blende Blick des verwundeten Jagers, den dieser auf die Frau seines todten Freundes richtet, welche die Rechte vor die Augen des bübschen Antlitzes gedrukt, chmerzverloren dasitzt, dazu die anheimelnde Stube, in die nunmehr so viel Kummer eingezogen, ne uben einen errei¬ senden Eindruck auf den Beschauer aus. Das Bild. 1 m. cm breit und 90 m. yo, bekundet einen monen Künstler und wir moeten diesem nur wünschen, daß es auch einen unverstandigen Käufer finde. Jedenfalls aber empfehlen wir dasselbe dem Publicum zur Besichtigung. Gefunden wurde ein kleiner lederner Beutel ent¬ haltend etwas Kleingeld und anhangend zwei kleine Schlusse, und im Gemeindeamte deponirt. Der Circus Schmidt) hat ein neues Interesse ge¬ wonnen durch die Gastvorstellung der Familie Artizell vom Circus Renz, deren Mitglieder in Caulibristit, voerer Rettung und Werdedrenur, namentlich aber in den Productionen auf dem Seile, Vollendetes leisten, so daß man sich in der That in den Circus Menz versetzt glaubt, worauf wir das Publicum hiemit besonders aufmerksam machen. (Theater=Nachrichten.) A. Langer's bochinteresante Possen-Novital: „Das Weib des Buchbinders. oder: Die Erwurmung von Bibacz kann in Sola¬ cenischer Schwierigkeiten erst am Sonntag den 19. 0. M. zur ersten Anführung gelangen. Benanntes Reitbild des berühmten Verfassers machte allortig großes Aufsehen, und die gesammte osterreiche Presse bezeichnete diese Vosse als eines der gelungensten Stucke Langers. — Unsere Direction bringt selbes in würdiger Weise zur Darstellung. Die Hauptpartien befinden sich in den bewahrten Handen der Damen: we¬ renz und Kronan, der Herren: Zwerenz, Schiller, Baumann und Dierkes. Außerdem sind zum großen Schlachtbilde („Die Erstürmung von Bibacz 60 Statisten requirirt. Die bosnischen Costume werden total nen an¬ gefertiget. Die Scenirung haben die beiden Reaineure Director Zwerenz und Herr Baumann übernommen. — Die Direction, welche für die betreuende Novität ein großes Aus¬ führungs-Honorar zahlen mußte, verwricht sich außer einem künstlerischen aus einen großen pecuniaren Erfolg von dieser Aufführung. (Theater.) Wir haben noch die Besprechung der Aufführung des Lustspiele: „Citronen“ von Rosen, welches am Mittwoch den S. d. M. zur Darstellung kam, nachzutragen und thun dies um so lieber als wir hierüber nur Gutes zu berichten haben. Das Haus war leider nur schwach besucht, die nicht gekommen sind, haben sich um einen recht lustigen Abend gebracht! Das Stück ist ein echtes Kind unserer heutigen dra¬ matischen Production: leichte Waare, flüchtige Arbeit, Hauptzweck: lachen nur lachen — und dieser wird im vollsten Umfange erreicht. Hiezu hat wol am meisten die vortreffliche Darstellung des Majors Ramminger durch unsern Director beigetragen, der Majors Champagner-Schwips und die unter dessen Herrschaft verübte Werbung bei Frau Katharina Scheer mit zwin¬ sender Komil gab, ohne — und in solcher Beschränkung zeigt sich eben der Meister! — die Grenzen des künstlerischen Maßes zu überschreiten was wir bei Frau v. Boy, welche die genannte würdige Dame gab. die zum Schlusse selbst „Citrone“ wird, nicht mit so autem Gewissen sagen können, obwol auch ihr, sowie dem Herrn Director der lebhafteste Beifall nicht fehlten. Die Tochter der Scheer, Marie, wurde von Frl. Marion recht lebendig und herzig dargestellt, eine durchwegs gelungene künstlerische Leistung unserer beliebten „Nainen" welche auch die verdiente Anerkennung von Seite des Publicums erntete Herr v. Dierkes spielte den geistvollen und lebenslustigen, dabei tief¬ üblenden Dr. Julius Hirse, welcher die pfiffig sein wollende Schwieger¬ mutter in spe in den eigenen Schlingen fängt, mit wohlthuender Frische und seiner Sature, wenn auch der strebsame Künstler noch nicht ganz die nöthige Agilität im Auftreten, in Haltung und Action errungen hat, die er indeß, wie wir keinen Augenblick zweifeln, bei längerer Uebung und fortgesetztem Fleiße sich bald aneinen wird. Seine immerhin tüchtige Leistung fand reichlichen und verdienten Beifall. Frl. Kronan (Adele Herr Baumann (Trummer), Herr Heller (Graf Höltan) und Herr Bezar (Dr. Paul Scheer waren aut wie immer. Frin. Baumann Margarethe) sah recht nett aus, hatte ihre Rolle recht fleißig gelernt und spielte sie mit lobenswerthem Eifer, wenngleich sie noch zu viel Anfängerin ist, um derselben wollkommen gewachsen zu sein, Der Gesammt=Eindruck der Vorstellung war, wie gesagt, ein recht günstiger, und das Publicum, welches Alle mit freundlichem Applaus bedachte, unterhielt sich sichtlich aufs beste. Ein besonders interessanter Theaterabend war der Samstag 11. d. M.), an dem die reizende Lecocasche Operette: „Angot, di¬ Tochter der Halle", zum ersten Male in Scene ging. Das Haus var denn auch bis an die Decke gefüllt und nahm diese Novität mit Enthusiasmus auf. Es thaten aber auch Alle ihre Schuldigkeit in erster Linie der Orchester, Chor und die Solisten, Director, welcher des Werk in Scene setzte und brillant aus¬ stattete. „So was war in Steyr noch nicht da", hörten wir Viele beim Verlassen unsers Musentempels ausrufen, und der frenetische Beifall, welcher bei einzelnen besonders gelungenen Scenen und am Schlusse der Vorstellung erdröhnte und die Darsteller und den Director mmer wieder vor die Lampen rief, bestätigte dieses enthusiastische Urtheil. Wir constatiren vorläufig diesen alämenden Erfolg; nächstens mehr hierüber. (Verstorbene.) Den 9. October: Magdalena Mann, Messerers=Gattin, Nr. 319 in Ennsdorf, 54 Jahre alt, Lungenlähmung. Den 10.: Johanna Schubert, Lehrers Kind, Nr. 74 in Steyrdorf, 6 Wochen alt, Durchfall. Maria Schwarzmayr, Armaturarbeiters=Kind, Nr. 496 in Aichen, 8 Monate all, Wasserkopf. Carl Schaffenberger, Nr. 476 in Aichen, 5 Jahre alt. Lungenlahmung. Den 11.: Magdalena Wild, verwitwete Taglöhnerin, Nr. 172 in Sterdorf, 67 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Wassersucht. Aus den Gerichtssaale. Steyr. 13. October. Orig.=Ber. Früh übt sich, was ein Meister werden will.") Mit mitleidigem Blicke müssen wir das junge hübsche Mädchen ansehen, welches in Sträflingskleidern, die ihm gar nicht übel anstehen, als Angeklagte in den Verhandlungssaal des hiesigen k. k. Kreisgerichtes geführt wird, um sich vor einem Richter¬ Tollegium wegen mehrfach qualificirten Verbrechens des Diebstahls zu verantworten. Die Fragen des Vorsitzenden um ihre versönlichen Ver¬ hältnisse beantwortet sie dahin, daß sie Rosa Moser heiße, 18 Jahre alt, zu Steinbach geboren und ihrer Beschäftigung nach Kinder¬ lehrerin sei. Der Sachverhalt stellt sich in folgender Weise dar: Josef Löschen¬ lohl, Messerschmied in Trattenbach, nahm zur Pflege seiner kranken Frau Genovefa deren Geschwisterkind Rosa Moser am 24. September J. in den Dienst. Am 2. October war die Rosa Moser plötzlich verschwunden, was sich Josef Löschenkohl nicht erklären konnte, bis Abends der Sohn des unweit wohnenden Schneiders Geiduschek zu ihm kam und ihm sagte, er sei von Rosa Moser geschickt und solle ihr ihre in der Abortsmauer verwahrten zwei Bündel bringen. Dies fiel dem Josef Löschenkohl auf, und zwar umsomehr, als Rosa Moser bei ihrem Dienstantritte keine Habseligkeiten gehabt hatte: er forschte im bezeich¬ neten Orte nach und fand auch dort zwei Bündel, worin er aber nur seiner Frau gehörige Sachen entdeckte, welche in einem stets versperrten Kasten waren, dessen Schlüssel seine Ebehälfte unter ihrem Kopfkissen ver¬ steckt hatte. Josef Löschenkohl aina mit dem Burschen zum Schneider Geiduschek, dessen Gattin ihm erzählte, daß Rosa Moser ihr ein Zwei¬ gulden=Silberstück um 1 fl. 50 kr. verkauft habe, welches er — Löschen¬ ohl — da es vom Krösengelde seiner Kinder herrührte, sogleich ein¬ öste, worauf er die Rosa Moser aufsuchte, sie, da sie auch noch seiner Hattin entwendete Kleider anhatte, dieselben ausziehen hieß und sie so¬ dann aufs Gemeindeamt in Terubera führte, welches ihre Ueberstellung in die hiesige Frohnveste verfügte. Rosa Moser, die bereits zweimal wegen Diebstahls und einmal wegen Veruntreuung abgestraft worden ist, ihre letzte Strafe erst am 18. August 1. J. beendete, ist dieses Diebstahles, vollkommen geständig, und erklärt, deßhalb gestohlen zu haben, weil ihre Dienstgeberin so viele überflüssige Kleidungsstücke hatte. Sehr gravirend für die Ange¬ klagte ist der Leumundsbericht ihrer Zuständigkeits-Gemeinde Steinbach der dahin geht, daß Rosa Moser nichts weniger denn als eine Kinder¬ ehrerin bezeichnet werden können, da sie sich seit ihrer Entlassung aus der Wochenschule sehr renitent gegen ihre Eltern benahm, welche einma lange Zeit nichts von ihr wußten, daß sie überhaupt sittlich anrüchig ei, und nirgends aut thuend, die meiste Zeit subsistenz- und bestim¬ munaslos herumaairte. Der Gerichtshof sprach diese saubere Kinderlehrerin auf Grund ihres Geständnisses des Verbrechens des Diebstahls schuldig und ver¬ ertheilte sie — eine nunmehrige Zierde der hiesigen Frohnveste! — zu sechsmonatlichem schwerem und verschärften Kerker. „In Gottes Nam, erklärte die Angeklagte, „tret i die Straf an." 13. October. Orig.=Ber.] („Es ist nichts so sein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen.“) Die Haupt¬ person bei dieser Verhandlung ist der ehemalige Garstener Sträfling Franz Rubik, Bäckergehilfe aus Warnau in Mähren, dem es in der Strafanstalt besser gegangen zu sein scheint, als in der Freiheit. voraus sich auch sein Heimweh nach diesem Orte erklären läßt. Wir geben in Kürze den Sachverhalt: Am 28. August dieses Jahres erschien beim Bezirksgerichte Kremsmünster ein fremder Bursche, nannte sich Carl Hilfeld, gab sich für einen Bäckerungen aus Wein in Steiermark aus der im Jahre 1873 beim Bezirksgerichte Josefstadt in Wien wegen Wachebeleidigung abgestraft worden ist, und machte nach¬ tehende Anzeige: „Am vergangenen Samstag sei ihm von einem Hand¬ werksburschen, mit dem er in Bad Hall zusammengetroffen, dessen Namen er jedoch nicht kannte, in einem Garten außerhalb dieses Ortes auf dem Wege zur Steyrermühle, woselbst er eingeschlafen war, sein Neue¬ bündel mit den Reise=Documenten und Effecten im Werthe von über 25 Gulden entwendet worden.“ Auf Grund dieser Anzeige veranlaßte das k. k. Bezirksgericht Kremsmünster sogleich die Currendirung der Beschreibung der entwendeten Effecten, sowie der Personsbeschreibung des angeblichen Thäters. — In Kürze stellte sich jedoch heraus, daß dieser Diebstahl nur fingirt war und daß der genannte Schwindler beim Bezirksgerichte Efferding, wo er sich zuerst ebenfalls Carl Hitzfeld, dann aber Vincenz Janisch nannte, wegen Wachebeleidig in und Falich meldung in Strafhaft sei. Er wurde deßhalb nach Abbüßung dieser seiner
Nr. 85 Seite 3 früher über ihn verhängten Arreststrafe an das Bezirksgericht Krems¬ münster und dann von dort an das hiesige Kreisgericht überstellt. Bei einem Verhöre änderte er seinen Namen in Franz Rubik, erklärte, oft¬ mals, — zuletzt im Jänner 1878. beim Bezirksgerichte Steyr, wegen gefährlicher Drohung mit 3 Monaten schweren Kerker. — abgestraft wor¬ den zu sein, welche letztere Strafe er in Garsten verbüßt habe, und bestand, daß seine obenerwähnte Anzeige ganz falsch sei; er habe sie nur deßhalb gemacht, um von der Gendarmerie wegen Ausweislosigkeit sein Arbeitsbuch habe er heuer im Mai in Ungarn verloren — nicht aufgegriffen zu werden und um — ein neues Reise=Document zu er¬ alten, was er, wenn er gesagt hätte, daß er es verloren habe, nicht bekommen haben würde. — Franz Rubik gestand aber ferners dem Untersuchungsrichter, daß er sich, um ohne Anstand herumvagiren zu können, eines ihm von einem Freunde behändigten, auf den Namen Carl Hitzfeld lantenden Arbeitsbuches bediente, sowie daß er Nachts vom 12. auf den 13. Juli heurigen Jahres einem Müllerburschen, mit dem in einer Schenne zu Weiz in Steiermark übernachtete, Kleidungsstücke und eine Brieftasche, worin sich 17 Kreuzer befanden, gestohlen habe. Die k. k. Staatsanwaltschaft erhob nun gegen diesen geriebenen Ganner wegen der falschen Diebstahlsanzeige die Anklage wegen Ver¬ brechens des Betruges, begangen dadurch, daß er in der Absicht, das k. k. Bezirksgericht Kremsmünster in Irrthum zu führen, sowie dasselbe in seinem Rechte auf Wahrheit zu schädigen, die obenerwähnte falsche Anzeige gemacht habe, und wegen der von ihm weiters eingestandenen Gannereien auf die Anklage wegen Diebstahls und Falschmeldung. Der Gerichtshof verurtheilte Franz Rubik zu fünfzehnmonat¬ lichem Kerker, welche Strafe derselbe wol etwas strenge fand, aber mit der Erklärung: „a Recurs nutzt eh' nix“, annahm. Herschiedenes. Scheibenschießen in Molln. Man schreibt uns aus Grünburg: Bei dem am 12. und 13. October bei Herrn Krenner in Mollnstattgefundenen Gesellschafts¬ Swieten haben sich im Ganzen 21 Schützen betheiligt, und folgende Herren Schutzen die Beste gewonnen, u. zw. 1. Best 18 St. S.=G.): Franz Baumaariner maior in Molln; 2. Best 16 St. S.=G.): Anton Pürstinger in Grünburg; 3.: 14 St. S.=G.): Heinrich Sommerhuber in Grundura: 4.: (3 St. S.-O.): Anton Mayr, Stein¬ partzmüller in Sierning; 5.: 12 St. S.=G.): Franz Wendl in Steur: 6.: 1 St. S.=G.): Michael Wien¬ linger maior in der Sterling. Herr Oberlieutenant Stracchovsky in Steyr hat auf 60 Schwarzschine blos 78 Schüsse gebraucht. Mit diesem Schießen ist die heurige Saison des Gesellschafts=Schießens geschlossen. Ein verschenktes Kind.) Marie Wurm, ledige Taglohnerin aus Horschina bei Linz. 36 Jahre alt, gebar in Steur Anfangs November 1878 (alaublich am 6. No¬ vember) ein Kind, welches den Namen Leopold erhielt. Dieses Kind soll sie vier Tage nach der Geburt, wahrscheinlich am Samstag den 10. November gegen Mittag, auf den Bahnvor nach Steyr getragen haben, soll daselbst eine Karte dritter Classe bis Naminadorf gelost und das Coupe des zu Mittag von Steyr nach St. Valentin verehrenden Postzuges bestiegen haben. Im Gouve sollen drei Frauen gewesen sein. Eine war groß, blond, 30 bis 40 Jahre alt, hatte Haube, grau¬ carrirten Shawl und schwarzen Paletot; sie war im Gesichte blatternaria und soll gebogene Nase gehabt haben. An ihrer Aussprache habe man bemerkt, daß ne keine Deutsche, sondern ever eine Boomin war. Die zweite Frau war bei 40 Jahre alt, etwas kleiner, hatte farbiges, wollenes Konstüchel und Joppe. Das Konstüchel war so gebunden, wie es die Frauen in Böhmen tragen; sie brach nur gebrochen deutsch. Die dritte Frau war bei 20 Jahre alt und alich im Anzuge der beschriebenen zweiten Frau, konnte jedoch gar nicht deund sprechen. Die erste Frau gab sich für eine Kaufmannsfrau aus Braunau in Böhmen. Namens Emilie Glatscher, aus. Letztere soll sich im Couve um die Familienverhältnisse der Maria Wurm erkundigt und ne ersucht haben, sie solle ihr das neugeborne Kind schenken, es werde qui bei ihr auf¬ gehoben werden. Inzwischen gelangte der Zua bis Namina¬ vor. Marie Wurm beschloß, eine Station weiter, bis Ernst¬ hofen, zu fahren. Die angebliche Glatscher rief den Conducteur, dieser, ein Mann von mittlerer Statur, bei 40 Jahre alt, mit blondem Schnurrbart, besorgte die Weiterreise: die Glatscher bezahlte ihn. Marie Wurm soll im Couvé der Glaischer das Kind geschenkt haben. Die Letztere soll noch auf einem Zettel ihre Adresse aufgeschrieben und sie der Wurm nebst 3 fl. übergeben haben. Das Kind soll sie in ihr Shawlich eingewickelt und dann ihre Reise fortgesetzt haben. Marie Wurm betam keine Karte von Kaminador, gab die geloste Karte ab, und als sie beanstandet wurde, schlich¬ tete der oberwähnte Conducteur diesen Anstand. Marie Wurm soll dann um halb 3 Uhr von Ernstboten bis Steyr rück¬ gefahren sein. Das Kind war seinem Alter von 4 Tagen angemessen entwickelt, mit der notwendigen Wäsche versehen und in einer weichen Kinderdecke eingewickelt. Es hatte schwarze Angen und schwarze Haare. Nach Mittheilung der Stadtgemeinde Braunau existirt jedoch in Braunau eine Familie Glatscher gar nicht. — Es werden nun gerichtliche Nachforschungen gepflogen, wohin das Kino gekommen ist Aus Gmunden, 13. d., wird geschrieben: „Freitag trifft der Konia von Dänemark hier ein, um der Sonntags stattfindenden Tante seiner Enkelin beizuwohnen. Die Herzogin von Cumberland. Tochter des Königs von Danemark, wurde bekanntlich am 11. d. M. von einem Mädchen glücklich ent= bunden.) Der Aufenthalt des Konias durfte acht bis zehn Tage dauern und wird dann Se. Majestät mit seiner Gemalin, die bereits seit mehreren Wochen hier weilt, nach Kopenhagen zuruckkehren. Nach den ausgegebenen Bulletins befinden sich die Herzogin von Cumberland und die neu¬ geborne Prinzessin wohl. Aus Anlaß der glücklichen Entbindung war Gmunden festlich beslaagt. Dass in der Villa Kuseman aufliegende Buch ist mit zahlreichen Unterschriften der Glück¬ wünschenden bedeckt." Begnadiguna. Josef Vondra, welcher am 9. Anau vom Prager Schwurgerichte anläßlich des Massenmordes sum Tode durch den Strang verurtheilt worden ist, wurde vom Kaiser begnadigt, und zu lebenslänglichen schwerem Kerker verurteilt. Der Alpen=Holt Vorbote des Winters.) Dem „Graz. Volksbl." chreibt man aus Obersteiermark vom 12. d.: „Die Kalte von heute und gestern dürfte auch weiter dringen. Wallfahrer, welche von Oberösterreich, „Hinterstoder ver, durch das „Siegestalt verau über die östlichen Ausläufer des Traal¬ gebirges nach Maria=Kumitz gingen, erzahlten, daß die Gebirge bis zur Hälfte herab beschneit seien und an Werungs¬ tellen der Schnee fast bis zum Knie reiche.“ Erdbeben.) Aus Temesvar (Ungarn) schreibt man: Freitag Nachmittags um 4 Uhr 42 Minuten und Samaa Morgens um 3 Uhr 52 Minuten wurde in Temesvar sowol ils auch in einigen anderen Stadten unseres Landestheiles in Erdbeben beobachtet. Es erfolgte eine Anzahl rasch auf¬ einander folgender Stoße, der Boden bebte fühlbar unter den Füßen, in manchen Häusern begann das Küchengeschirr zu klappern. Claviere gaben einen Ton von sich, ähnlich demjenigen einer Aeolsbarfe, und die Fensterscheiben ließen ein andauerndes heftiges Klirren vernehmen. Das Erdbeben dauerte an jedem der beiden Tage etwa 6 Secunden. Un¬ gleich heftiger trat das Erdbeben in mehreren anderen Städten der dortigen Gegend aus. agonalua.) Am 4. d. ist dem Prinzen Reuß, dem jüngeren, in der Gegend von Schiedeberg in Schlesien ein Jagdunaluck widerfahren. Derselbe befand sich Morgens mit einem Oberforster=Candidaten auf der Jago. Auf dem Rückwege von derselben wollte der junge Prinz sein Gewehr abschießen und wählte als Ziel einen Grenzstein. Der Schuß gina los, fehlte aber das Ziel, und anstatt des Steins traf er eine auf einem nahen Felde arbeitende Frau. Die Kugel war der Unglücklichen in der Hüttengegend in den Leib gedrungen; dieselbe wurde sofort in das Krankenhaus nach Schmiederer gebracht, wo ihr am Nachmittag das Geschoß berausgeschnitten wurde, sie ist jedoch bald nachver bren Wunden erlegen. Ein Roman aus dem Leben.) Im „Ellenör“ wird folgende interesante Geschichte erzählt: „Die Gattin des Budapester Kaufmannes N. batte junat einen neuen Dienstboten ausgenommen. Mittaas, als der Dienstbote be¬ Tisch bedienen wollte, ließ er die Schüssel fallen und brach mit einem Aufschrei zusammen. Man vermochte die Beun¬ nunastose kaum zum Bewußtsein zu bringen. Als sie wieder zu sich gekommen war, packte sie weinend ihre Sachen zu¬ ammen und verließ zur großen Verwunderung ihrer Heer¬ chaft das Haus. Die Sache erklärt sich folgendermaßen: Vor ungefähr 15 Jahren war der erwahnte Kaufmann noch Greisler auf einem Dorfe; er besaß nicht nur ein ziemlich bedeutendes Vermogen, sondern auch die schönste Frau in der ganzen Umgegend. Die schöne Frau war aber kokeit. Nun traf es sich, daß man im Dorfe Cavallerie ein¬ martierte und dies war das Unglück des glücklichen Greis¬ ters, denn ein Ublanen=Officier verführte sein Weib. Der Hatte war untröstlich und konnte der Treulosen nie verzeihen. Er strengte einen Scheidungsprozeß an und das vordem so glückliche Paar ward getrennt. Seines Bleibens war nicht mehr im Dorfe, er veräußerte sein Hab und Gut und eröfnete in der Hauptstadt mit bedeutendem Capital ein Beschaft. Das Glück war im vold: er erwarb ein namhaf¬ tes Vermogen, maalarisirte seinen deuts klingenden Namen und verheiratete sich wieder. Er besitzt eine gebildete, bübsche Frau, blivende Kinder und nichts mangelt zu seinem Glücke. Den beiteren Himmel seines Lebens verdusterte erst jetzt eine kleine Wolke. Der Dienstbote, den seine Frau aufgenom¬ men hatte, war seine erste Gattin gewesen, die ihn augen¬ blicklich wiedererkannt hatte. Mit der unglücklichen, einst sonen Frau war es so weit gekommen." Ein Drama aus dem Leben.) Monsieur !... der Chef eines großen Handelshauses im Faubourg Mont¬ martre zu Paris, gehört zu den Leuten, die sich des selte¬ nen Vorzugs erfreuen, trotz vorgeruckter Jahre den Schein der Jugend zu bewahren. Obwol er den Fünfzigern nahe st, schatzt man ihn doch nur auf fünfunddreißig bis vierzig fahre. Mit dem äußeren Scheine hat er auch die Lebens¬ weise der Jugend beibehalten und bewein als flotter Juna geselle mehr Leidenschaft als Treue für das schöne Geschlecht. Kürzlich nun lernte er ein junges Mädchen Namens Augustine B. kennen, die ihm sehr gefiel und die er deshalb aufer zu sich in seine Wohnuna eintud. In voriger Woche machte Herr M. jedoch eine Entdeckung, die sein Verhaltnin zu der hübschen Augustine in unvorhergesehener Weise alteriren sollte. Er fand nämlich, daß ihm mehrere Tausend¬ Francs=Billets fehlten, die mit anderen ihres Gleichen in einem Kasten seines Schreibtisches geruht hatten. Sein Verdacht richtete sich gegen einen Hausdiener, der erst vor einen Monaten angestellt war: ohne ihn direct zu beschul¬ digen, ließ er Andeutungen fallen, durch welche dieser Mann sich schwer getränkt fühlte. Der Hausdiener ging dann auch zum Polizei=Commar des Stadtviertels, theilte ihm mit. was vorgefallen war, und erklärte, daß nach seiner Ueber¬ zeuguna Niemand sonst den Diebstahl begangen haben konne als das junge Mädchen, welches in letzter Zeit bei seinem Herrn ein und aus ging. Im Geheimen stellte der Polizei¬ Comminar Nachforschungen an, aus denen sich bald ergab. daß in der That Fräulein Augustine die Bankbillets entwendet und zum Zweck von Einkaufen in Gold umgewechselt hatte Damit war indeß die Angelegenheit keineswegs erledigt. Gelegentlich der Hausmanna in der Wohnung Augustinens fand der Commissar in einem Wintel eine mit Bindfaden unwickelte, staubbedeckte Paschatel. In derselben waren die Briefschaften der verstorbenen Mutter des Mädchens zusammengewalt, Papiere, welche die Tochter sonderbarer Weise nicht gelesen zu haben scheint. Der Polizeibeamte munte im dienstlichen Interesse von dem Inhalte dieser Briefe Kenntniß nehmen. Man stelle sich sein Erstaunen vor, als er u. A. folgende Zeilen las: „Der Vater meiner Tochter ist Herr R...., der mich verlassen hat. Meine Tochter wird eines Tages ihre Anspruche gegen ihn geltend machen konnen.“ Und wirklich erinnerte sich Herr N. auch, daß er vor etwa achtzehn Jahren ein Liebesverbalinin hatte, welches nicht ohne Folgen geblieben war. Da er aber zu jener Zeit nach New-York geben mußte, um dort das Handelshaus vertreten, dessen Inhaber heute er selbst ist, so hatte er den Gegenstand seiner nichtigen Neiguna jenseits des Oceans bald vergessen. Die Entdeckung des Polizeicommissars soll auf den Vater wie die Tochter einen gleich niederschmetternden Eindruck gemacht haben. Die Beziehungen zwischen Beiden haven vollständig aufgebort: inder empfängt sie von ihm eine Rente, welche es ihr ermöglichen soll. ihren Vorsatz, von nun an einen strena sittlichen Lebenswandel zu führen, zu verwirklichen. Ob es ihr nach solchen Erfahrungen gelingen wird Literatur. Der von Friedrich Bet (V. K. Schemberg) redigirte Oester¬ reichische Volkskalender“ (Verlag von Moriz Perles in Wien. Bauernmarkt 11) ist in seinem sechsunddreißigsten Jahrgange soeben erschienen. Dieses altrenommirte (früher Voglische) Jahrbuch wird in alämendster Weise eröffnet durch eine neue Prosa Dichtung von Lud¬ via Anzengruber: „Die Märchen des Steinklopferhaus“, des berühmt gewordenen Philosophen von der Landstraße aus den „Kreuzel¬ schreibern, eine literarisch bedeutsame Arbeit, welche dem Kalender allein schon anhaltenden Werth verleibt. Eine Pikanterie ist die Ein¬ führung von Frau Gallmeyer in die Literatur. Sie erzählt, wie sie zum Theater gekommen, sie erzählt es lebhaft, frisch und — in ihrer Art. Es ist dies das erste literarische Product der genialen Künstlerin. Juch hat ihr Elternvaar in Porträts dazu gezeichnet. Eine Zierde des Buches ist die rührende und schöne Erzählung aus dem Wie¬ ner Volksleben von Ada Christen, vielleicht die vollendetste prosaische Arbeit der Dichterin. Von den weiteren zahlreichen Beiträgen seien an¬ geführt: F. Schlögl, des bekannten Wiener Local-Classikers, Studie ist a Leben bei der Nacht". Gedichte von Herman Lingg, Mar¬ in Greif. Carl Stieler, Schnitzer's meisterhafte neue Ueber¬ ragungen aus Petön, zu denen, wie zu den vorhergebenden Arbeiten. Ernst Auch die Bilder zeichnete, mit der ganzen Trensicherheit dieses Künstlers, der auch eine drollige Hundegeschichte gezeichnet: „Der brave Ruß“. Hans Grasberger's lustige Kärntner Vierzeilige, sowie die übrigen Dialectichtungen von Hugo Graf Lamberg. Rudolf Jungmauer u. A., Reisebilder aus Kärnten, ärztliche Rathschläge und ein Lied von Landskron completiren den sorgfältig gesichteten Inhalt. Eine umfassende, von Carl v. Stur u. A. reich illustrirte Jahres=Revue, eine Specialität dieses Kalenders, mit einem präch¬ gen Tableau, den Wiener Festung darstellend, schließt den ebenso in¬ ressanten als billigen Kalender (60 kr.). „Die Heimat.“ Die Nummer 1 (5. Jahrgang dieses illustrir¬ ten Familienblattes enthält: Stern und Irrlicht. Novelle. Von Wilhelm Jensen. — Giuseppe Chiarini. Sonnette. Von Paul Heyse. — Illu¬ tration: Der Spazier=Ritt. Nach seinem eigenen Gemälde für die „Heimat“ auf Holz gezeichnet von Sigmund l'Allemand. — Mardona. Novelle. Von Sacher=Masch. — Seltsam. Eine spanische Erzählung. Von W. Lanser. — Illustration: Charlotte Wolter. — Aus der Thaua-Schweiz. 1. Von Francis Broemel. — Illustration: Der Zellersee im Pimaan. Nach einer Originalskizze von Alfred Baum¬ gartner. — Charlotte Wolter. Von Alexander Rosen. — Rundschau. Aus aller Welt. (Verkehr und Verkehrsmittel von Einst und Jetzt. Der Nutzen der Mauerschwalbe.) — Der Satier-Ritt. — Der Zellersee im Pinzgau. Bilderklärungen.) Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. herausgegeben von Dr. Carl Arents. Das kürzlich ausgegebene erste Heft des II. Jahrganges dieser empfehlenswerthen geographischen Zeitschrift (A. Hartleben's Verlag in Wien: jährlich 12 Hefte à 36 kr. W. — 70 Pf. Pränum. Preis pro Jahraana 4 fl. 25 kr. ö. W. Mark) bringt auf 48 Seiten mit 6 Abbildungen und einer Karte fol¬ gende interessante Artikel: Columbus auf den Canarischen Inseln. Von Franz von Löher. — Eine neue Karte von Central=Asien. Von Dr. Josef Chavanne. (Mit der 1. Section derselben.) — Geschichte und Geographie des Sclavenhandels in Afrika. Von Dr. Franz Cerny. Die Wolaa und Kama. Von Albin Kohn. (Mit 1 Illustration.) Der Martologio, eine Schiffsrechnung der mittelalterlichen Nautiker und Geographen. Von Dr. S. Günther. (Mit 2 Illustrationen.) Viseard. Von A. F. Heksch. (Mit 1 Illustration.) — Astronomie und sikalische Geographie. — Politische Geographie und Statistik. — Unterrichtsanstalten. — Staats= und Gemeinde=Haushalt. — Militär und Marine. — Handel. — Berabau. — Industrie und Landwirthschaft. Verkehrsanstalten. — Berühmte Geographen, Naturforscher und Reisende. (Mit 1 Illustr.: Carl v. Scherrer.) — Geographische Nekra¬ logie. Todesfälle. (Mit 1 Illustr.; F. v. Brandt.) — Akademien, geo¬ graphische und verwandte Vereine. — Bäder und climatische Curorte. Kleinere Mittheilungen. — Vom Büchertisch. — Wir begrüßen das erste Heit des II. Jahrganges dieser neuen, so gediegen redigirten Zeit¬ chrift mit wahrer Freude. Sie führt dem Publicum rasch und geordnet fortlaufenden, fesselnden Uebersichten, die praktischen und wissenschaft¬ chen Erscheinungen, Thatsachen, Entdeckungen und Bestrebungen an¬ geographischem Gebiete vor, und wurde bisher von Heit zu Oest nur eichhaltiger und interessanter. Der erste Jahrgang derselben ist mit den vorliegenden 12 Heften abgeschlossen und machte die Verlagshandlung für den II. Jahrgang noch weitergehende Anstrengungen bezüglich In¬ halt und Ausstattung. Die Donau. Von dem allerseits mit Spannung erwarteten Werke: „Die Donau von ihrem Ursprunge bis an die Min¬ dung, eine Schilderung von Land und Leuten des Donaugebietes, von Alexander F. Helsch (A. Hartlebens Verlaa), — liegen uns die zwei ersten Hefte vor. Die typographische und künstlerische Ausstattung derselben macht den betheiligten Kräften alle Ehre. Das erste Heft ent¬ hält die Ansicht von Donau=Eschingen auf gelblichem Carton als separate Beilage gedruckt, dann im Texte als Initiale eine hübsch ge¬ leichnete Donaunire: die Abbildung des erst neuestens entdeckten Chor¬ bogens bei Petronell das Carnuntum der Römer), eine Ansicht von Donau=Eschingen aus dem VII. Jahrhundert, die Schwar¬ valdpartie bei Tribera mit schöner vanoramatischer Aufnahme. Sig¬ marinaen, Sulina aus der Vogelperspective. Von hohem enthro¬ raphischem Interesse sind die gelungenen Volkstrachtenbilder und war: Kumanier, Bauern vom Grinboden, Fischer an der Theißmin¬ dung, Sachsen von der Alta n. s. w. Zum zweiten Hefte ist die Ansicht von Im beigeheftet, an Volkstrachten begegnen wir darin: Bauern aus der Gegend von Straubing, Slovaken aus dem March¬ und Wagthal, Serben. Bulaaren. Scivutaren. Türken und Griechen aus der Dobrudscha, orthodoxe Geistlichkeit im Festornat. Ungarn 2c. Eine ehr gelungene, lebensfrische Illustration geben die Wandernden Zigeu¬ der Diese gedrängte Aufzählung des gebotenen künstlerischen Materials zeigt allein schon die Reichhaltigkeit dieses Werkes. — Der tertliche Inhalt des Buches hält gleichen Schritt mit der künstlerischen Aus¬ tattung und bietet in einem sich nicht gelehrt gebenden, jedoch gedie¬ jenen Style eine Fülle des Wissenswerthen. Der erste Abschnitt des Werkes „Die Donau in ihren natürlichen und enturgeschichtlichen Ver¬ hältnissen“ ist ein Beweis der eingehenden Studien, welche der Verfasser eilich des zu behandelnden Gegenstandes machte. Da seit dem Jahre 1843 kein umfassendes Werk mehr über das ganze Donaugebiet erschien, so ist es keine leere Redensart wenn wir sagen: daß dieses Buch einem allgemein gefühlten Bedürfnisse entgegenkomme. Das Werk
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