Der Alpen-Bote vom 2. Oktober 1879

Nr. 79 Seite 3 Namens=Festes Sr. Majestät Subves reizende melodiose Operette „Flotte Bursche“ mit verstärktem Orchester und neuer Ausstattung) und Lander's vorzu¬ liches Genrebild: Ein Wort an den Minister" zur Darstellung. In der Operette sind Frau Zwerenz, rin. Jessita-Barth und die Herren Zwerenz und Schiller hervorragend beschäftiget. Die Proben von Berg's „Weiber, wie sie nicht sein sollen haben bereits begonnen (Theater.) Das Letzte ist das Beste", sagt ein oft angewen¬ detes Sprichwort: schwerlich aber vante es jemals so ant, wie auf die von unserer Theater=Direction für Samstag den 28. September vor¬ bereitete Operette von Johann Strauß: „Die Fledermaus" welche am genannten Abende vor einem brechend vollen Hause das erstemal in Scene gina. Hiemit hat Herr Director Zwerenz aller¬ dings das Beste unter dem bisher Vorgeführten geboten, und wir über¬ treiben nicht, wenn wir sagen, daß eine solche ausgezeichnete Operetten¬ Aufführung überhaupt in Steyr noch nie da war — auch unter der Direction Stauber nicht, die doch in dieser Richtung gleich¬ falls Bedeutendes leistete. Vor Allem sei auch hier wieder das musterhafte Ensemble her¬ vorgehoben, welches so recht ein volles Behagen an der ganzen Auf¬ führung ermöglichte, und wozu ganz besonders der trefflich geschulte Chor und das nicht minder vorzüglich geleitete verstärkte Orchester beitrugen. Die Leistungen des Chors, seine Präcision im Einsetzen und notenrichtiges Singen überraschten aufs angenehmste, und hier ist es, wo sich diese Aufführung von denen unter Stauber so vortheilhaft unterscheidet. Eine nicht weniger freudige Ueberraschung bereitete uns das Orchester durch die correcte und tacteste Haltung, durch die discrete Begleitung des Gesanges — was namentlich bei den Bläsern gegen sonst vortheilhaft ausfiel — und durch die vortrefliche Vertretung in Oboe und Fagott eine Seltenheit für Steyr, welche der Klangfarbe des Orchesters aufs beste zu Statten kam. Wir gestehen. daß wir — nach den bisherigen Erfahrungen — mit einiger Aengst¬ lichkeit der Umschiffung der Orchester Klippe entgegensahen, an der auch unter Stauber manches Overretten=Schiflein sämmerlich zerschellte. Im so glücklicher war unsere Enttäuschung in dieser Beziehung und wir kargen gewiß nicht mit der rückhaltlosen vollen Anerkennung, welche sich bei dieser Aufführung sowol der Herr Capellmeister Gerasch durch seine ausgezeichnete Direction, sowie die wackeren Orchester Mit¬ glieder eroberten, die sich mit echt künstlerischer Hingebung ihrer Aufgabe unverdrossen widmeten und hiedurch ein so schönes Resultat erzielten. Wir wünschen aufrichtig, daß dieselben im Interesse der Kunst nie in diesem edlen Streben erlahmen und so manches hiemit verbundene unvermeidliche Ungemach gerne tragen mögen! Wenn wir nun an die Solo-Leistungen übergehen, so müssen wir vor Allen Frau Parteisika, unsere erste Overrettensängerin par excellence, nennen, welche ihre Rolle geradezu meisterhaft sana. Auch eine solche Operettensängerin haben wir in Steyr noch nicht ge¬ habt, und manche größere Bühne würde sich gratuliren zu einer sol¬ hen Kraft. Frau Jessika hat einen kräftigen wohlklingenden Sopran. der in der höchsten Höhe noch klanavoll anspricht, sie verbindet damit eine achtenswerthe Coloratur und sinat einen tadellosen Triller, abge¬ sehen von dem strena correcten und verständnisvollen Vortrag, welcher hre Kunstleistungen durchaus harmonisch gestaltet. Was Wunder, das da in jeder Scene und nach jeder Arie frenetischer Beifall und Hervor¬ sie begleitete, umsomehr, als Frau Jessika auch in schauspielerischer Hinsicht ihrer Rolle vollkommen gerecht wurde. Ihr würdig zur Seite stand unsere Directrice, welche alle Vorzüge, die wir schon bei ihrer Vereinsschwester hervorgehoben haben, womöglich in erhöhtem Ma߬ entwickelte und die Rolle des Stubenmädchens Adele mit prickelndem Humor durchführte. Auch an dieser Leistung hatte das Publicum seine selle Freude und gente nicht mit lauter wiederholter Anerkennung. Und nun kommt als Dritter im Bunde Herr Schiller, der durch seine an¬ genehme Erscheinung und seinen weichen kanavollen Tenor mit dem er seinen Part aufs einschmeichelndste sana, wie nicht minder durch sein regagirtes Spiel allseitig den günstigsten Eindruck machte, so daß des rauschenden Beifalls kein Ende war! Und nun fragen wir, ob wir je in Steyr ein solches Künstler¬ Trifolium gehabt haben, und ob es überhaupt eine Bühne von dem bescheidenen Grade der unsern gibt, die solche Solokräfte aufweisen kann? An diese hoch aufragenden Säulen unserer Operette lehnten sich die übrigen Solisten vertrauensvoll und mit durchaus entsprechender Wirkung an. Frl. Lehmann sana den Prinzen Orlofsky mit ihrem niedlichen Stimmchen ganz nett, nur wäre es zu wünschen, daß die anmuthige Künstlerin auch noch im deutlichen Aussprechen des Textes, was allein schon mehr als die Hälfte des Erfolges verbürgt, ich mehr vervollkommnete. — Herr Straßer als Alfred litt unter einer sichtlichen Heiserkeit, sans aber seinen Part durchaus notenrichtig. Auch Herr Director Zwerenz zeigte sich als tüchtiger Overrettensänger, nicht minder füllte in dieser Richtung Herr Petzar als Dr. Fall¬ einen Platz anständig aus. Unter solchen Umständen mußten auch die diversen Terzette. Quartette und Quintette auf's beste klappen, was den musikalischen Erfolg der Operette bestens vervollständigte. Es würde den uns gekönnten Raum weit übersteigen, wollten wir gewissenhaft alle Beifallsbezeigungen und Hervorrufe einzeln registriren. Genua, daß nur Eine Stimme der Befriedigung über die musikalische Durchführung herricht, und daß im zweiten Acte über stürmischen, nicht enden wollen¬ den Beifall der Trinkchor wiederholt werden mußte. Aber auch in schauspielerischer Richtung bot die Operette durchwegs Gutes. Bei den gesanglichen Korpyhäen haben wir dies bereits constatirt, und es ist wol überflüssig noch besonders hervorzu¬ geben, daß außer diesen auch Herr Baumann als Frosch und Herr Zwerenz als Gefängniß=Director hervorragendsten Antheil an dem lustigen Ensemble nahmen, dem sich Herr Petzar und alle Uebrigen entsprechend anschlossen. So blieb das Publicum den ganzen Abend hindurch in animirtester heiterster Stimmung. Was nun die Ausstattung der Operette anbelangt, so ist auch diese eine geradezu brillante zu nennen, was sich insbesondere im zweiten Acte beim Maskenball zeigte, wo der Glanz der Costüme und die neue vortreflich gemalte Saal=Decoration mit dem elegan¬ ten Lustre und den vielen Lichtern und Transparenten förmlich bleu¬ dete. Hiezu vasten vortrefflich die eben so reichen als geschmackvollen Toiletten unserer zwei Primadonnen. Also auch in diesem Punkte hat die Direction ihr Versprechen, Exquisites zu leisten, aufs glänzendste erfüllt. Wir constatiren einen vollkommenen durchschlagenden Erfolg der Fledermaus" in Steyr und beglückwünschen die Direction Zwerenz hiezu aus vollem Herzen. Ein Beweis, wie sehr die Operette einge¬ chlagen, ist es, daß das Theater auch bei den Reprisen am Sonn¬ tag und Montag sehr gut besucht war. Wir zweifeln nach diesem trefflichen Anfange nicht an dem er¬ sten unermüdeten Streben der Direction Zwerenz und ihrer ganzen Künstlergesellschaft mitsammt dem Orchester auch für die Zukunft, und Bei an weiteren ähnlichen Erfolgen wird es dann nicht fehlen. olchen ehrlichen künstlerischen Anstrengungen, welche bis jetzt noch keine Direction in diesem Maße gemacht, ist es aber dann auch die Pflicht unsers kunstsinnigen Publicums, in der Unterstützung solchen Strebens auszuharren! Gesundheits=Riege des Turnvereins.) Wie ein Inserat in der beungen Nummer besagt, beginnt mit diesem Monate wieder die Gesundheits=Rede des Turnvereins. worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen möchten. (Circus A. Schmidt.) Herr Director Schmidt, stets be¬ müht, dem Bublicum in seinem Circus Hervorragendes und Neues zu Der Alpen=Volk bieten, hat, wie wir vernehmen, mit großen Kosten den berühmten Fischmenschen Natator, welcher in Wien und inletzt in Linz beim Volksfeste so großartiges Aufsehen erregte, auf zwei höchstens dre Vorstellungen engagirt. Die Linzer „Tagespost" schreibt über das Auftreten Natator's im städt. Theater unter Anderm Folgendes: Ein 11 Schuh langes und 4 Schuh breites, mit circa 120 Eimern Wasser gefülltes und mit elektrischem Lichte übergossenes Glas=Agua¬ rium im Mittelpunkte des Bühnenraumes aufgestellt, bildete das Ope¬ rations Object des englischen Gastes, in welchem er — in ein elegantes rohseidenes Schwimm-Costüm gekleidet — zur Ueberraschung und Be¬ wunderung der Zuschauer seine nantischen Evolutionen ausführte. Von den melodiösen Tacten eines Strauß=Walzers begleitet, stürzte sich Mr. tator in einem höchst graciosen Tempo in die glänzend grün schim¬ mernden Fluthen des Glas-Bassins, um einem Aale gleich die unbe¬ reiflichen, schlangenartigen Schwimmfiguren darin zu machen. Nach Wiederaufsteigen an die Oberfläche taucht der Künstler neuerdings unter serst schönen Bewegungen unter und wir sehen ihn immer am Grunde des Aquariums durch fast 3 Minuten in schla¬ ender Stellung verharren. Von ungetheilten Beifall um¬ rauscht, fährt derselbe immer unter Wasser fort, der Reihe nach Bis¬ nits zu essen, den Inhalt einer Weinflasche zu leeren und schließlich tum allgemeinen Erstaunen eine lustig brennende Pfeife zu rauchen t. s. w. — Aus diesem geht hervor, daß Herr Schmidt mit dieser Acani¬ sition dem hiesigen Publicum in der That Außergewöhnliches bietet. (Urtheile des hiesigen k. k. Kreisgericht. Es wurden verurtheilt: Am 26. September: Carl Weinbart Viehhirt zu Dambach, wegen Verbrechens des Diebstahls zu 6 Monaten schweren Kerter: Michael Feldbauer. Dienstknecht in Vichl. Bezirk Weyr wegen Verbrechens des Diebstahls zu Monaten schwerem Kerter: Leopold Diewald, Taglöhner ohne Beschäftigung, wegen Verbrechens des Diebstahls zu 6 Monaten schweren Kerter; Juliana Huber, Taglöhnerin in Buchholz, von der Uebertretung der Diebstahlstheilnahme reigesprochen; am 29. September: Simon Ganner. Nonne Brualboser. Taglohnerin, und Johann Zehetner, Gastwirth zu Hausmanning, Bezirk Kirchdorf, vom Verbrechen der Veruntreuung freigesprochen, dagegen Ersterer zu 48 Stunden. die Zweite zu 24 Stunden und Letzterer zu 5 Tagen Arrest verurtheilt. Verstorbene.) Den 28. September: Alois Bubla¬ Fabriksarbeiters=Kind, Nr. 2 in Raminasteg, 7 Monate alt. Bauchfell=Entzündung. Anton Hager, Wäschers=Kind. Nr. 24 in Ort, 7 Monate alt, Durchfall. Michael Witt= mann, Armaturarbeiters=Kind. Nr. 96 in Steyrdorf, 3 Täge alt, Lebensschwäche. Herschiedenes. (Oberösterreimischer Gewerbeverein.) Se. Excellenz der Herr k. k. Statthalter Felix Freiherr von Pino¬ Friedental ist dem o. o. Gewerbevereine als Mitglied beigetreten. Angeschwemmte Leime.) Am 20. September wurde wie man aus Vera verichtet, die Leiche eines Knaben von der Donau an das Land geschwemmt und selbe von dem Fleischhauer Wiesler aus Zizlau als die seines 10jährigen Sohnes Johann, welcher am 13. d. M. Abends beim Rudern in der Naye der Traunmündung ertrunken ist. agnosciri. Verunglückt. Am 26. d. M. wurde der Steinarbeiter Anton Hinterndorfer im Poschacherischen Steinbrüche zu Lanzenberg, Gemeinde Weinzierl, von einem verabfallenden Steine getroffen und der Art verletzt, daß er bonnungslos darniederligt. Es kann an diesem Unglücke den Mitarbeitern, welche mit dem Steinablassen beswartiat waren, keine Schuld beigemessen werden, da sie ihn wiederholt auf die Gefahr aufmerksam gemacht hatten, Hinterdorfer aber sich zu was fernte und dem tollernden Steine nicht mehr ausweichen konnte. Er wurde von dem Steine zu Boden geschleudert im der rechte Fuß gebrochen und das Hinterhaupt gewalten. Todesfall.) Am 29. September Morgens starb in St. lorian Johann Kronberger. Hörer der Medicin im dritten Jahre und Einahrig=Freiwilliger, Sohn des dortigen Hoch¬ geachteten Med.=Dr. Johann Kronberger, im 23. Lebensjahre, wie die V. la. meldet. An ihm verlieren der tiefgebeugte Vater und seine trauernden Geschwister einen treuen Sohn und zärtlichen Bruder, die ärztliche Wissenschaft einen vor¬ nungsvollen, vielversprechenden Junger. Tod durch Wespenstich.) Man schreibt aus Steyrer¬ uhl der Gmunden: „Bei einem in unserer Nahe wohnhaf¬ n Forstwar war am 28. v. M. ein Arbeiter an der Mostpresse eschäftigt. Hiebei tam demselben eine Weise durch den Mund in den Schlund, stach daselbst und verursachte sofor¬ sige Beschwerden beim Schlucken, worauf nach nicht fünfzehn Minuten der Tod durch Erstickung eintrat. Der schleunigst verbeigeeilte Arzt konnte nicht mehr helfen. Der Verstorbene war ein traftiger Mann in den dreißiger Jahren und hinterlatt Frau und Kinder." Bestellung eines Meuchelmordes.) Vor einigen Wochen wurde in Wien die Frau eines Kohlenhändlers und dessen Tochter in Haft genommen, weil sie ihren Gatten, beziehungsweise Vater ermorden lassen wollten. Der Geliebte der Tochter, der eben den Kubat - dies der Name des Kohlenhändlers — aus dem Wege räumen sollte, er¬ stattete jedoch die Anzeige und so kam der Mordplan zur Kenntniß der Sicherheitsbehörde. Am Donnerstag den 25. v. M. standen nun Aloisia und Emilie Kuhat vor den Geschwornen. Letztere, die Tochter des Kohlenhändlers, legte ein umfassendes Geständniß ab, während ihre Mutter erklärte, daß sie sich an nichts erinnern könne. Die Aussagen beider entrollten übrigens ein sehr trauriges Familienbild. Die Frau wurde von ihrem Manne seit Jahren maltratirt, die Tochter von ihrem Vater aus dem Hause verstoßen, fortwährend herrichte in der Familie Bank und Streit. Eine überaus traurige Rolle spielte der Geliebte der milie Kubat. Statt energisch gegen die verbrecherischen Absichten der beiden Frauen aufzutreten, aina er zuerst auf dieselben ein und machte erst nach einiger Zeit die Anzeige. Der Proceß wurde nicht zu Ende geführt, da der Gerichtshof beschloß, den Geisteszustand der Aloisia Kubat untersuchen zu lassen. Es heißt, daß die Professoren Schlager und Meynert eingeladen werden sollen, ihr Gutachten über denselben ab¬ zugeben. Diese Untersuchung soll auch auf Emilie Kubat ausgedehnt verden, und zwar auf Grund von mittlerweile erhobenen Thatsachen welche die Vermuthung, daß auch Emilie Kubat unter dem Banne zeit¬ weiliger Sinnesverwirrung stehe, als berechtigt erscheinen lassen. So wurde festgestellt, daß Emilie Kubat, als sie vor zwei Jahren im hie¬ sigen Landesgerichte wegen Diebstahls inhaftirt war, tobsuchtähnliche An¬ fälle hatte, so daß ihr damaliger Verhandlungsrichter sie in's Inqui¬ sitenspital bringen ließ, woselbst Dr. Ferroni das Mädchen längere Zeit beobachtete. Harsch Lola wurde zu fünfjähriger Kerkerstrafe verurtheilt und wird nach Theresienstadt zur Abbutung einer Strafhaft überführt werden. Peterspfennige genohlen.) Wie dem Petersburger Golos unterm 25. v. M. aus Warschau berichtet wird, wur¬ den in der Nacht vom 20. auf den 21. v. aus den Opfer¬ stocken der dortigen römisch-katholischen Warrkirche St. Anna in der Krakauer Vorstadt alle für den Papst gesammelten Helder im Betrage von mehreren hundert Rubeln von russischen Dieben gestohlen. Diese drangen durch ein Fenster in die Kirche ein, zerstörten den ganzen Altar, erbrachen die Opferstöcke und raubten dann außer dem Gelde auch viele werthvolle Gegenstände. Da man am Tatorte Stücke von nem rothen russischen Hemde gefunden, schließt man daraus, daß die Thäter Russen gewesen. Bisher konnten dieselben jedoch nicht eingefangen werden. Aufregende Scene.) Aus Lundenburg wird der Brunner Zeitung“ unterm 23. d. M. berichtet: Eine sehr auf¬ regende Scene wielte sich heute um die zehnte Vormittags¬ stunde im hiesigen furstl. Liechtenstein'schen Schloßhofe ab. Als nämlich um die erwahnte Stunde mehrere Dienstmagde bei dem im Schloßhofe befindlichen Brunnen Wasser schotten, gewahrten sie plötzlich auf dem höchsten Theile des hohen Turmes einen Mann, welcher Miene machte, von demselben in den Schloßhof verabringen, jedoch von dem Larm den die Maade erhoben, erschreckt wieder in dem Thurme verschwand. Man erkannte in dem Manne den seit Sonn¬ tag bereits vermißten Fürst Liechtenstein'schen Bauleiter Rotrouv. Mit äußerster Vorsicht wurden nun von einigen chnell verbeigekommenen Männern, darunter auch ein Bruder des V., Maßregeln zur Habbattwerdung des auf dem Thurme befindlichen Mannes getroffen. Während nun ein Theil der Leute den Ausaana bewachte, schlich der andere leise die Treppe hinauf. Man hatte kaum die oversten Stufen erstie¬ jen, als der Wahnsinnige ihnen zurief, daß außer Gott ihm Niemand in die Nahe kommen moge, da er sich sonst sofort in die Tiefe stürzen werde. Der unglückliche, kaum 35jährige Mann von sich mit dem Oberkörper weit über die Brustung vinaus. Doch diese schreckliche Situation wahrte kaum einige Augenblicke, denn schon im nächsten Momente vatte in der beherzte Wachter des Brandausschantes, Herr Weitz, sowie der erwahnte Bruder fest beim Rocktragen gefaßt, und nach verzweifelter Gegenwehr von Seite des Geistestranten gelang es ihnen denselben in Sicherheit zu bringen. Ermordung eines Kindes.) Aus Berlin. 27. Sept., wird folgender Vorfall gemeldet: Die in der Münchenberger¬ straße wohnenden Tischlermeister=Eheleute Schroder erhielten vor vier Wochen den Besuch ihres Schwagers und ihrer Schwägerin aus Aschersleben, der Lauterbachischen Eheleute. da der Mann sich vier eine Stellung suchen wollte. Zum Wohnraum erhielten dieselben die Küche angewiesen. Frau Lauterbach, geborene Meyer, vatte ihrem Manne ein 10 Monate altes Kind, Namens Richard Messer, mit in die Ehe gebracht, das der Mann adoptirte und auf zu behan¬ dein verrach. Nach längeren Bemühungen erhielt Lauter¬ bach Arbeit bei der Canalisation und wurde sodann Bier¬ kutscher in der Hülsebein'schen Brauerei in der Koppenstraße. Vor acht Tagen mußte er zur Verbunung einer siebentagigen Gefangnisstrafe nach Rummelsburg und fand bei seiner Rückkunft seine Stelle besetzt. Gestern Mittaas kehrte er nachdem er sich den ganzen Vormittag nach einer Stellung ungesehen, vollstandia nuchtern zuruck, setzte sich auf das Beit und sagte zu seiner Frau: „ könnte jetzt eine Vor¬ nerstelle mit 35 Thalern Gehalt bekommen, wenn er zeigte auf das im Waschkorbe rubende Kind) der Hund nicht da wäre. Er trat sodann zu dem Kinde, das harmlos von einer Kartoffel an, veran, rief ihm zu: „Friß nur erst auf!“ nahm es hierauf in die Hove, versetzte im obne alle Ver¬ anlanuna einen rohen Schlaa und war es dann mit vor¬ barem Krach in den Korb zuruck. Die zu Gunsten ihres Kindes intervenirende Frau bedrohte er mit dem Tode und forderte sie auf, Tinte und Feder aus dem Nebenzimmer zu holen, da er eine Karte schreiben wolle. Als die Frau nach einer Abwesenheit von fünf Minuten zurückkehrte, lief ihr Mann verstört in der Küche auf und ab. In ihrer Anast sah sie sofort nach dem Kinde, das deutliche Stranaulations¬ Marken am Halse zeigte. Beim Aufheben des Kleinen fiel das Konschen mal zur Seite — das Kind rana augenschein¬ ich mit dem Tode. Auf die verzweifelte Frage der Frau: „Was hast du aus meinem Kinde gemacht?“ sagte er nur: „Ich habe ihm einen Schlag gegeben: es hat die Krämpfe ich werde den Doctor holen, worauf er sich entfernte. Auf den Hilferuf der Frau eilte die Schwägerin, Frau Schröder, verbei, welche sofort die Situation übersah und nach der Revierwache lief. Während der Reviervorstand den Thatbestand noch aufnahm, gelang es dem Criminal=Schutz¬ mann Eckert, den Morder, der in aller Rube den Namm¬ arbeiten bei der Canalisation in der Koppenstraße zuschaute, zu ergreifen und zur Wache zu bringen. Auf Vorhalten daß er das Kind ermordet, leugnete er und behauptete, es habe nur Krämpfe. Da der Mord jedoch zweifellos war, wurde die Verhaftung des Thaters vorgenommen. Ruckkehr vom - Franz=Joser Lande. Laut einer von der Redaction der Vetermann'schen Geographischen Mittheilungen“ in Gotha versendeten Depesche ist die hollan¬ dische Nordvol=Expedition unter Willem Barents nach Ham¬ merfest zuruckgekehrt. Sie hatte das Franz=Josefs=Land erreicht. Sekalais-Zeituna. (Eröffnung der Ponteba=Bahn.) Das Handelsministerium hat bestimmt, daß die Eröffnung der Staatsbahn Tarvis-Pontafel, und war vorläufig ohne internationalen Anschluß an die oberitalienische Eisenbahn, sonach blos bis zur Grenzstation Pontafel, am 11. Octobe

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