Der Alpen-Bote vom 2. Oktober 1879

Drameration für Steyr vierteljährig tr. - halbjährig. ganzjährig durch Post: vierteljährig albjährig. ganzjährig Einzelne Blätter 6 kr. Zustellungs-Gebühr in's Haus jährlich 40 kr. Inserate werden nach dem billigst festgesetzten Tarife berechnet. „Eingesendet wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Samstag und Mittwoch 11 Uhr Mittags. Ausgabe der Sonntags-Nummer 8 Uhr Früh, der Donnerstags=Nummer 11 Uhr Vormittags. Redactions=Comous-Tota M. Haasische Buchdruckerei & Lithout Steyr, Grünmarkt Nr. 49. Manuscripte werden nicht zurückgestellt, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Zuschriften portofrei. Nor mit Retourmarken versehene briefliche Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate und Bränumerationsbetrag müssen vorhinein bezahlt werden. Nr. 3. Steur: Donnerstag den 2. October 1915. 23. Juliana. Mit dieser Nummer beginnt das vierte Quartal des 25 Jahrgangs, weßhalb wir zur Erneuerung, beziehungsweise Einleitung der Pränumeration hiemit höflichst einladen, da¬ mit in der Versendung des Blattes teine Störung eintritt. Die Kominikation des Alpenooten Steyr, Grunmarkt Nr. 49. Sur Tagesgeschichte. In der politischen Situation im Innern wie nach Augen ist im Momente eine kleine — Kunsthause eingetreten. Lebhaftes volitisches Leben wird sich erst in nächster Woche entfalten, wenn der Reichsrath eröffnet ist. Der bisherige Brandent des Herrenhauses, Fürst Carlos Auersperg, wurde vom Kaiser in der vuld¬ vollsten Weise von diesem Amte auf sein eigenes Ansuchen aus Gesundheits=Rücksichten“ enthoben. Furst Carl Auersperg zieht sich nach vieljähriger, vervorragender Tanakeit von einer Würde zuruck, deren Bedeutung durch die markante Art und Weise, wie er die Pflichten seines Amtes auffaßte und ausübte, nur noch erboht wurde. Das Herrenhaus wird die ausgezeichnete, umnatiae und tactvolle Leitung seiner Verbandlungen durch den Fürsten Carl Auers¬ pera, der den so vielfach schwierigen und muevollen Aufgaben des Präsidenten des Herrenhauses mit Klugheit und Energie gerecht zu werden wußte, in der kommenden Seinen schwer missen. Fürst Carl Auersperg behält übrigens die bürdevolle Steuung des Oberstlandmarschalls von Böhmen bei, die heute wichtiger und anstrengender als je ist, und von seiner bewährten staatsmännischen Einsicht darf man erwarten, daß er in diesem hohen Amte nach wie vor zum Wohle des Staates nach besten Kraften wirken werde. Ueber die Person seines Nachfolgers im Präsidium des Herrenhauses liegt eine beglaubigte Meldung nicht vor, doch wird von mehreren Seiten Graf Trauttmansdorff, der bisher als zweiter Vice=Präsident fairie und der auch wiederholt dem Präsidium der Delegation angehörte, als der nächste Herrenhaus=Prä¬ sident bezeichnet. Ueber die Beschlune der gemeinsamen Minister¬ Conferenzen, welche in der vorigen Woche abgehalten wurden, liegt eine Reihe von Mittheilungen vor, welche teils aus Wiener, teils aus Pester Regierungskreisen stammen. Von den schwebenden Fragen sind danach drei ihrer Erledigung zugeführt worden. Die erste derselben ist die Angelegenheit der Verwaltung der bosnischen Provinzen. Könnte es vor einigen Tagen noch zweifelhaft sein, in welcher Richtung die Entscheidung des Ministerrathes gefallen sei, so erscheint es jetzt bereits als ausgemacht, daß der aus vier Paragraphen bestehende Gesetzentwurf, welcher die Bewilligung der Verwaltungszuschüre den Delegationen. jene der Investitions=Kosten den Legislativen zuweist, end¬ altig approbirt worden ist und den beiden Parlamenten unmittelbar nach dem Zusammentritte vorgelegt werden soll Ein zweiter Gegenstand, über welchen die Regierungen zu einer Einanna gelangten, ist die Einbeziehung der occupirten Provinzen in das gemeinsame Roll¬ gebiet der Monarchie. Bekanntlich ständen bezüglich der Durchführungs=Modalitäten der Einbeziehung zwei Ansichten einander schroff gegenüber; die eine wollte die Zollverwaltuna in einem Theile des occupirten Gebietes durch österreichische, in dem andern durch ungarische Zoll¬ Organe besorgt wissen: die andere befürwortete die Ver¬ waltung des Zollwesens in den occupirten Ländern durch Organe der gemeinsamen Neate rung. Die letztere Ansicht erhielt auch die Zustimmung des gemeinsamen Ministerrathes; allein der österreichische und der ungarische Finanzminister wußten sich eine weit¬ reichende Ingerenz an die Ernennung und die Controle der gemeinsamen Zoll=Organe zu sichern. Die dritte Angelegen¬ veit, welche im Ministerrathe zum Austrage gebracht wurde ist die Wehrfrage. Von allen Seiten wird übereinstimmend gemeldet, daß der Ministerrath sich dahin geeinigt habe, von den Parlamenten die Bewilligung des Maximal-Kriegsstandes von 800.000 Mann auf weitere 10 Jahre zu fordern. Es wird dies in einer ganz kurzen, aus zwei bis drei Para¬ graphen bestebenden Vorlage geschehen, welche die Bestim¬ mungen enthalt, daß die §§ 11 und 13 des Wergesetzes bis Ende 1889 aufrechterhalten bleiben, und daß im Laufe des Jahres 1888 die entsprechenden legislativen Vorkehrungen in Betreff des künftigen Kriegsstandes zu treffen sind. Da¬ gegen sind in der gemeinsamen Minister=Conferenz über das Heeresbudget und über den Zeitpunkt, in welchem die Delegationen zusammentreten sollen, teine Feststellungen ge= troffen worden: ein officioses Weiter Blatt stellt es jedoch als wahrscheinlich bin, daß die Delegationen zusammentreten werden, ehe der ungarische Reichstag dasselbe in Verhand¬ lung zieht. In Deutschland hat ein in voriger Woche verönent¬ lichtes Schreiben des ehemaligen Ministers Dr. Falk, wo¬ rin derselbe die Besorgniß von einer Reaction auf kirchlichen Gebiete und namentlich in der Schulverwaltung offen aus¬ pricht, das größte Aussehen und namentlich das Mißfallen der dortigen Regierungskreise erregt, die es durchaus nicht gern sehen, daß das preußische Volk in dem Bewußtsein an die Wahlurne tritt, daß es ait, seine theuersten freiheitlichen Errungenschaften auf diesen Gebieten zu vertheidigen. in Elsaß-Lothringen trat am 1. d. M. die neue Organisation ins Leben. Feldmarschall v. Manteuffel war bereits am 28. v. M. in Straßburg eingetroffen, um seinen Posten als Statthalter anzutreten. Kaiser Wilhelm hat ihm wahrend der eben beendeten Manover im Reichslande in wiederholten onentlichen Aeußerungen das Zeugniß gegeben, daß er der rechte Mann sei, um die Verschmelzung Ersatz¬ Lothringens mit dem Reiche zu fordern. Auch sonst prach der Kaiser die Wahrnehmung aus, daß die Genn¬ nungen der reichslandischen Bewohner mehr und mehr dem Mutterlande sich zuzuneigen schienen. Es war ein seltsames Zusammentrenen, daß man gleichzeitig in Montbeliard und Belfort französische Stimmen das Gegentheil behaupteten. Die neue Organisation bedeutet aber jedenfalls einen Fort¬ chritt nach der autonomistischen Seite bin, und Herr v. Manteuffel wird zu zeigen haben, ob er geeignet ist, unter erhältnißmäßig günstigen Voraussetzungen austige Wir= tungen zu erzielen. Der Papst hat in den Consistorien am 17. und am 22. d. neun Cardinale und 18 Bischöfe ernannt. In Belaten haben die Bischöfe ihrer Geistlichkeit Weisungen ertheilt, wie dieselbe den 7554 Lehrern und Lehrerinen, welche an den Staats= und Gemeindeschulen angestellt sind und bleiben wollen, gegenüber sich verhalten soll. Damit ist dem Staate geraden der Krieg erklärt und die nachste Folge davon wird sein, daß, da der Papst das chroffe Vorgehen der Bischofe nicht var zugeln können oder wollen, die belgische Regierung ihre diplomatischen Beziehun¬ gen zum Vatican abbricht und den Baron d’Aneivan von seinem Gesandschaftsposten in Rom wieder abrun. Frankreich hat in der vorigen Woche von Festreden widergehallt. In Vervignan ist das Standbild Arago's, des großen Astronomen und großen Republikaners, in Mont¬ deliard das Ehrendentmal des Obersten Denfert, der die Festung Belfort gegen den deutschen Feind vertheidigt hat. feierlich enthüllt worden. Zwei Minister und noch manche andere Herren haben dabei ionende Reden gehalten; in Marseille aber hat sich Louis Blanc vernehmen lassen und auch in Paris ist der 86. Jahrestaa (21. Sept.) der Ver¬ kundiguna der ersten franzosischen Republik 11793) nicht vorübergegangen, ohne eine Unzahl von beaenterten Ansprachen verursacht zu haben. Der orleanistische Soleil, der das Liebaugeln des russischen Reichskanzlers mit Frankreich zu Protocoll genommen hatte und damit nicht blos dem Lande, sondern auch der Regierung einen ernstlichen Dienst geleistet zu haben meint, hat neuerdinas constatirt, daß die Prinzen von Orleans, die sich mit der Republik gern gut ständen, vom Grafen Chambord, als dem gottbegnadeten Roy, nichts wissen wollen, also auch seinen Geburtstaa nicht feiern mögen. Der Erzbischof von Bourges, Fürst de la Tour d'Anverane, ist gestorben. Die Cortes (Parlament in Spanien sind zur Session auf den 3. November einberufen. Von Cuba wird gemeldet, daß, da die wanische Regierung keine ener¬ nischen Maßregeln ergriffen habe, drei der bedeutendsten antagenbesitzer ihre sammtlichen Sclaven, 6000 an der Zahl, freigelassen und als freie Lohnarbeiter auf fünf Jahre Feuilleton. Zwischen zwei Herzen. Roman von F. Klinck. (22. Fortsetzung.) Es war, als wenn diese Worte neues Leben in Wanda erweckten. Das Blut vulsirte schneller durch ihre Adern. Sie hatte ihr eigenes „Ich verloren gehabt, nun and sie es wieder. Wie war sie so schwach und ohnmacht gewesen! — die wenigen Worte des unglücklichen Weibes zeigten ihr so recht die Tiefe des Abarundes, an welchem sie einvergewandelt war. Dem Himmel sei Dank, sie war rechtzeitig zuruckgetreten und ihr blieb ein Leben voll Neue und Selbstvorwurfen erspart. Sie legte besänftigend ihre Hand auf Elisabeth's Kopf, sie subite wieder die Kraft und den Muth in sich, sie zu trösten. „Nein, Elisabeth, Du hast Dich bitter in mir getäuscht. I have immer den aufrichtigen Wunsch gehabt, Stefan und Dich glüklich zu machen, soweit ich dazu beitragen konnte. Ich dachte nie daran. Dir die Liebe Deines Gatten zu rauben, sondern wünschte steis, daß es Dir gelingen moge, den Plaß, welcher Dir in seinem Herzen gebühr, zu behaupten. Elisabeth schüttelte verzweifelnd den Kopf. „Ich habe ihn verloren, Wanda, für immer verloren soonte sie. „O, mein Gott und ich liebe ihn doch so sehr „Du liebst ihn. Elisabeth“ fragte Wanda überrascht. hast Du daran gezweifelt. Und daß ich „Ja, ja, es thue, wird mein Ungua, mein Tod sein, wenn er nicht zu mir zuruckkehrt. „Er wird zu Dir zurückkehren, Elisabeth“, saate Wanda, aufrichtig überzeugt. „Auch Stefan hat Dich geliebt, versuche es, seine Liebe wiederzuerlangen. Fuge Dich seinen Wunschen und Anordnungen. Du bist ein liebes schwaches Kind und bedarf der Stutze. „Ich kenne alle meine Fehler, Wanda, ich kann sie nur nicht überwinden, schlucke Elisabeth. „Und sey, setzt ist es vorbei für immer.“ „Nicht, wenn Du den offenen, ehrlichen Willen halt, Dich zu besiegen. Du wirst Stefan nie mit Launen und Spielereien für Dich gewinnen. Er ist ein zu ernster, strenger Charakter, um an derartigen Dingen Gefallen zu finden. Sei nachsica, freundlich und aufmerksam aut seine Wünsche, Elisabeth, aber nicht für wenige Tage, sondern ununterbrochen. Elisabet suttelte den Kopf. „Deine Worte bestatten nur, was ich sage. Ich habe wol den Willen, mich zu andern, aber ich kann es nicht vollens jetzt nicht mehr. Ich will Niemandem meine Liebe aufdrängen, auch ihm nicht. Wanda wollte sie an ihre Pflichten, dem Gatten gegenüber, erinnern, aber auch dieser Versuch schlug sey. „Ich habe das Wort Pflicht, es ist nicht allein schwer es ist unmöglich, sie zu erfüllen, rief sie gereizt aus. „Wie kann man seine Pflicht erfüllen?" „Das sagt Dir Dein eigenes Herz, Elisabeth, und wenn Du die ernste Absicht und den eisernen Willen dant. Alles das zu thun, was Du sollst, dann wird ein Strau¬ cheln auf Deinem Wege Dich nicht verhindern, vorwärts zu geben, um Dein Ziel zu erreichen. Versuche es nur, — ich glaube es wird Dir gelingen.“ Wanda sprach die letzten Worte zaahan. Sie kannte ja Elisabeth's schwankendes Wesen. Sie war nicht seit über¬ zeugt, daß ihre Schwester die nöthige Energie besitze, den geraden Weg zu gehen, unbekümmert um Rechts und Links. Auch Elisabeth glaubte nicht daran. „Ich will es versuchen, Wand, aber ich bin jo owach, ich glaube nicht, daß ich mich das eine, mit Ruhe, vielleicht lange, lange Zeit um das zu werben, was mir gebührt. Du bist so ganz anders. Du tout immer, was rei ist, aber wenn man ein unvernunftiges, eigensinniges Herz hat „Still, still, Elisabeth“, unterbrach Wanda ne schnell, denn der Vorwurf, welcher für sie in den Worten laa, trat sie in dieser Stunde, in der ne sich selbst vergenen, doppelt chwer. „Wollte Gott, ich hätte immer gethan, was recht wäre, aber ich habe den Muth und die Kraft, begangenes Unrecht zu ihnen. Und nun gen, überlege Dir, was ich Dir gesagt habe, wir Beide wissen zusehen, mit der Welt fertig zu werden. Stelle Deine Pflicht oder als alles Andere. Während Wanda dies sagte, verte ihr Herz vor Qual. Auch sie hatte die schwere Pflicht zu erfüllen; die Liebe zu Stefan gänzlich aus ihrer Brust zu verbannen. Der Sturm war vorübergebraust, aber Wanda fühlte, daß er einen sehr wohlthätigen Einfluß hinterlanen have. Das Schicksal selbst zeichnete ihr den Weg vor, welchen nie geben mußte. Sie hatte ihn eingeschlagen, weil kein anderer übrig blieb, aber es war auch der einzig richtige. Sie fühlte nis mehr von Schwache und Erschöpfung in sich, es dunkte sie jetzt so einfach und selbstverständlich, ihre nicht zu thun. Kaum hatte Elisabeth sie verlassen, so schrieb sie einige Zeilen an Graf Murawie und ließ dieselben durch einen Bolen nach seinem Hause bringen. „Kommen Sie heute nach dem Schlose, ich habe nen eine Mittheilung zu machen. Ich bin entschlonen, Ihre Hand anzunehmen. Wanda. (Fortsetzung folgt.)

Seite 2 Der Alpin-Vole. contractlich wieder in Dienst genommen habe. Wenn dieses Beispiel Nachahmung findet, wird die Abschaffung der Sclaverei in den spanischen Colonie auch gesetz¬ lich ausgesprochen werden. Die Regierung der Niederlande hat das Budget für das nächste Jahr vorgelegt, das die Ausgaben auf 115 Mil¬ veranschlagt und den 7 Millionen betragenden Ausfall durch Schatzscheine gedeckt winen will. Ob eine Steuererholung oder eine Anleihe noihin it, soll now überlegt werden. In¬ dessen in bereits eine Gesetzvorlage über Zucker=Accise ge¬ macht. Die Entwurfe über die indischen Finanzenkunfte und über die Besteuerung der Benzimmer der todten Hand sind zurückgezogen worden. Der jetzige Prinz von Oranien, der als Thronfolger der Eröfnung der Generalstaaten=Sei¬ sion durch den König qualich hatte beiwohnen sollen, dat sich gegen den Vorwurf, daß er dies nicht gethan, durch ein im „Vaderland“ veröffentlichtes Schreiben vor dem Lande ent¬ schuldigt und versprochen, seine Kräfte, sobald sie nur wie¬ der vergestellt sein wurden, gänzlich dem Staatsworte zu widmen. Die Zweite Kammer vai die Adresse an den Ko¬ nig zur Erwiderung der Thronrede mit 44 gegen 28 Stim¬ men angenommen. Die Zustände in Ost=Mumelten in der letzten Zeit varen, wie die militärischen Vorbereitungen der Worte im Villet von Adrianopel schließen ließen, die Occupation Ost=Rumeniens durch türkische Truppen im Sinne des Art. 15 des Berliner Vertrages als wahrscheinlich erscheinen lanen. Wie nun aus Constantinopel gemeldet wird, hat Sapset Pascha mehreren Botschaftern erklari, daß die Vorte die Occupation nicht beabsichtige. Selbstverständlich sind die Vertreter der Mächte bemut, weiteren Conflicten in Ost¬ kumenten vorzubeugen, und so hat unter Anderm der englische Geschäftsträger in Constantinopel, Maler, der Worte im Hinblicke auf die Vorkommnisse in Ost=Mumelten die große Vorsicht bei der Repatrirung der mayomedanischen Flüchtlinge dahin empfohlen. Die Beratungen in der griechen Grenzreali¬ rungsfrage und noch immer vertaat. Bekanntlich hat die Albener Regierung ihren Comminaren gestattet, die türkischen Vorlage jedoch unter Vermeidung der principiellen Einwillianna in eine Abänderung des 13. Protocolles — zu discutiren. Die griechischen Comminare geven sich keinen besonders optimistischen Anschauungen sider den Erfolg ihrer Bemühungen bin und sind, auch der Unterstützung des ranzosischen Botschafters Fournier verlustig, darauf gefaßt. daß man ihnen die von Muthtar Pascha in Prevela an¬ gebotene Trace nochmals vorschlagen werde. Fournier in von seiner Position wenig erbaut un sou, wie man in Constantinopel behauptet, durch Minister Ferry ersetzt werden. Für die neren Zustande in Rußland ist folgende Pariser Mittheilung des Standard charakteristisch: Von 1800 immatriculirten Studenten wurden in den letzten in Jahren nicht weniger als 720 wegen ihrer volischen An¬ ichten verfolgt und verhaftet. Der letzte volitische Mord and in Charkow statt, wo zwei Schinsleute, welche im Ver¬ dachte standen, die Schüler der Elementarschule auszusioni¬ ren, ermordet wurden. Auch in den Brandlegungen in keine Abnahme wahrzunehmen. Von der Dwina bis zum Dniepr sai der Golos „werden unsere Städte eine nach der andern niedergebrannt. Was die Dorfer anbelangt, so brennen taalia beinahe zehn derselben ab. Unser Nationalwohlstand mus schließlich durch das furchtbare Uebel zerstört werden.“ In Afanansan geben die Dinge drunter und drüber. tuo van aus Kau eben und hat sich den nalandern in die Arme geworfen. Diese können nunmehr den ganzen Krieg wieder von vorne anfangen. Borrespondenz. Grünburg, 30. September. (Freischießen.) Bei dem am verflossenen Sonntag und Montag den 28. und 29. d. M. in Unterhaus zu Grura stattgefundenen preiswiesen haben sich im Ganzen 24 Schutzen betheiligt unter denen folgende Herren Schutzen die Beste gewonnen haben, u. zw.: 1. (8 St. Silb.-Guld.): Franz Schwar¬ in Grünburg; II. 16 St. S.=G.): Gottfried Zeitlinger in Michldorf: III. 14 St. S.=G.: Caspar Zeitlinger Blumau in Krador: IV. (3 S. S.=G.): Michael - Zeitlinger zu Blumau in Kirchdorf; V. 12 St. S.=G.): Anton Mayr von der Steinpatzmühle in Siernung, VI. 11 S. S.-G.): Graf Otto v. Saalbura in Leonstein: VII. (S. S.=G.) als Kreisbeit auf 60 Schwarz mit 92 Schnen: Herr Simon Redtenbacher in Kirchdorf. Leider wurden die Herren Sautzen aus Steur durch trudes Wetter von der Theilnahme desselben abgeschreckt. Sparkasse der Gemeinde Grünburg. Mit Ende Ananst verblieb an Interessenten Guthaben fl. 126.114.47 Im Monate September wurden von 43 Parteien ein¬ fl. 5.592.20 und nachgelegt. fl. 131.706.67 Im Monate Sept. wurde an 17 Parteien rückgezahlt. fl. 2.312.18 Es ergibt sich somit mit Ende September die Summe fl. 129,394.49 als Interessenten Guthaben. Bad Hall, 30. September. (Feuerwehr=Ausflug.) Unsere Feuerwehr machte im Vereine mit dem Veteranen=Verein am Sonntag den 28. d. M. einen Ausflug nach Rohr bei Kremsmünster. Mit klingendem Spiele zogen die Wackern aus, um am Centrumspunkte jener Gegend, wo selbe erst kürzlich ringsberum bei drei Bänden ihren „Nächsten zur Wehr gestanden waren, einige frohe Stunden zu verbringen. Im Gasthofe des Herrn Steiner wurde Halt gemacht, und bald verrichte bei dem guten Tropfen ein frisches freies Leben. Von Kremsmünster und Sierning kamen Deputationen und fehlte es natürlich hiebei nicht an Ansprachen und Toasten. Der Feuerwehr Obmann von Kremsmünster wählte zu seiner Begrüßung ein heilles Thema, das geeignet war, die Stimmung zu trüben, doch der üble schäumende Gerstensaft, dazu das fleißige exacte Spiel unserer Musik, welche sich freiwillig zu diesem Ausfluge einstellte, vertrieb alle Grillen, bis der Abend zum Aufbruche mahnte. Die Feuerwehrmänner wie die Krieger marschirten, ihren übri¬ den tüchtigen Tambour an der Tete, beimwärts, und gewiß sollt jeder Theilnehmer besonders dem Capellmeister, wie den beiden Obmänner er Feuerwehr und der Veteranen für das gelungene Arrangement den wärmsten Dank. Windischgarsten, 28. September. (Gemeindevertretungs¬ Wahlen.) Bei der am 18. September l. J. hierorts stattgehabten Neuwahl der Gemeindevertretung wurden in den Ausschuß heils neu= theils wiedergewählt die Herren: Gerard Puraleitner, Lederermeister (alt), Anton Hirsch, Schlossermeister (alt), Philipp Stelzhammer, Schuhmachermeister (alt). Wenzl Postl. Kaufmann neu), Peter Berner, Bindermeister alt), Heinrich Steiner, Kauf¬ mann (alt). Ferdinand Hofbauer, Färbermeister (neu). Michael Schönböck, Handschuhmachermeister (alt). Leopold Schilling, Sei¬ lermeister (alt), Peter Schleifer, Hackenschmiedmeister (neu), Franz Jagersberger, Schneidermeister (neu), Gerard Zölle, Fleisch¬ hauer (alt). Bei der nunmehr heute den 28. September vorgenomenen Wahl der neuen Gemeindevorstehung wurden mit großer absoluter Majorität wiedergewählt die Herren: Gerard Puraleitner zum Bürgermeister. Heinrich Steiner zum ersten, Anton Hirsch zum zweiten und nen Ferdinand Hofbauer zum dritten Gemeinde¬ rathe gewählt. Mit Vergnügen kann man diese Gesammtwahl als eine den In¬ eressen der Gemeinde entsprechend glückliche zu bezeichnen, namentlich wenn hervorgehoben wird, daß die erwünschte Wiederwahl des Herrn Gerard Puraleitner zum Bürgermeister allgemein ne wohlthuende Befriedigung hervorgerufen hat. Der biedere und ehrenhafte Charakter desselben verdient eben ganz das in ihn gesetzte Vertrauen, wie nicht minder seine drei Gemeinderäthe. Wir hoffen deßhalb mit Zuversicht, daß die Gemeinde Windischgarsten durch diese actroffene Wahl einer geregelten Administration in Zukunft ent¬ gegensieht und wünschen auch vom Herren, daß diese mit vereinten kräften im besten Einvernehmen zum allgemeinen Wohle sich verwirkliche. Herritures. (Protokoll, aufgenommen über die Sitzung des Ge¬ meinderathes am 19. September.) Gegenwärtig: Der Vorsitzende Bürgermeister Georg Pointner: die Gemeinderäthe: Franz Breslayr, Ferdinand Gründler, Josef Haller, Dr. Johann Hochhauser, Josef Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Carl Jäger v. Waldau, Franz Jäger v. Waldau, Anton Landsiedl, Anton Mayr, Mathias Herz, Josef Perl, Franz Ploberger, Josef Reder, Johann Redl, Franz Scha¬ chinger, Franz Widhoff. Schriftführer: Kanzleidirector Franz Amtmann. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die Anwesen¬ heit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl von Gemeinderaths¬ Mitgliedern und macht hierauf l. nachstehende Mittheilungen: a) Den Erlaß des b. k. k. Statt¬ halterei=Präsidiums Linz, welcher lautet: „Z. 2503. Präs. Von Sr. l. k. Apostolischen Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 13. Au¬ aust 1. J. zum Statthalter im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns allergnädigst ernannt, habe ich diesen Posten am heutigen Tage ange¬ treten. Hievon setze ich Euer Wohlgeboren mit dem Ersuchen in die Kennt¬ niß, diesfalls auch dem löbl. Gemeinderathe die Mittheilung zu machen. Linz, am 18. September 1879. — Vino.“ Wird zur Kenntnis genommen. — Z. 9398. Der niederösterreichische Gewerbeverein, beziehungsweise der Obmann der gewerblichen Excursion habe an ihn die mündliche Bitte gestellt, der hiesigen Gemeinde-Vertretung und der Bevölkerung von Steyr für die freundliche und liebenswürdige Aufnahme der Vereinsmitglieder den Dank bekannt zu geben, den er hiemit zum öffentlichen Aus¬ druck bringe. — Zur angenehmen Wissenschaft. Weiters erlaube er sich die Anfrage wegen nachträglicher Ein¬ beziehung von neu angemeldeten Mitgliedern in das allgemeine Comite für das Fest des 900 jährigen Bestandes der Stadt Steyr. Wurde der Antrag selbe in Vormerkung zu nehmen und dem schon bestehenden Comité in Vorschlag zu bringen, angenommen. d) Antrag auf Regulirung der hiesigen Thurmuren in Betref der Einführung eines einheitlichen Zeitmaßes mit Zugrundelegung der Bahnzeit. Hierüber bemerkt der Vorsitzende, daß der Großuhrenmacher Herr Carl Millner sich bereit erklärt habe, die Regulirung der hiesigen Thurmuhren zu übernehmen, und würden sich die bezüglichen Kosten für die Rathhausuhr und die im Bruderhause, welche die Gemeinde zu lei¬ sten hätte, auf jährlich 45 fl. belaufen; die Kuchenthurm=Uhren wären auf Kosten der betreffenden Kirchen in reguliren. Wird der Antrag wegen Regulirung der Thurmuren vom Rath¬ hause und Bruderhause durch Herrn Carl Millner gegen jährliche Be¬ stallung mit 45 fl. einstimmig angenommen, und in Betreff der einheit¬ lichen Krantirung mit den Kirchenthurm=Uhren seien die betreffenden Kirchen=Vorstehungen zu verständigen. e) Die Bestellung eines Hausinspectors für die städt. Zinshäuser habe sich in Folge vielsacher Klagen als ein dringendes Bedürfnis her¬ gestellt. Er erlaube sich daher hiezu den Herrn Gemeinderath Leo¬ pold Huber in Vorschlag zu bringen, welcher sich unter Einem bereit lärte, diese Stelle zu übernehmen. Brinat weiters das Schreiben der Gasfabriks=Direction Steyr zur Verlesung, welches lautet: „An die löbl. Gemeinde-Vorstehung der Stadt Steyr. Ihre innast erhaltenen geehrten Schriftstücke wegen Auf¬ sellung von weiteren öffentlichen Laternen habe ich meiner General¬ Direction in Angsburg in Vorlage gebracht und beehre mich in der Anlage ihnen deren Zuschrift vom 9. d. M. zur geneigten Kenntnis¬ nahme ergebenst in liberreichen. Es zeichnet sich mit aller Hochachtung: Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg: Gaswerk Steyr, in Voll¬ macht: O. Pettenkofer. Director." Bringt weiters zur Kenntniß, daß demselben noch ein Schreiben der Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg beiliege, welches lautet: Augsburg, den 9. September 1879. An die Direction der Gasfabrik Steyr! Wir sind im Besitze der vom löbl. Gemeinderathe an Sie ge¬ lichteten Schriftstücke gekommen, mit welchen derselbe die Ausstellung einer Galaterne als Ersatz der letzten Petroleum=Laterne und die Auf¬ stellung von weiteren 5 Laternen anordnet. Die Kosten der Ausstellung dieser 6 Laternen betragen nach Ihren Mittheilungen circa 760 fl. Der öbl. Stadt=Magistrat glaubt durch diese neue Beleuchtung eine Com¬ pensation für die abgeänderte Beleuchtung am Enns=Kai bezwecken zu wollen. Wir können aber unserseits nicht begreifen, inwieferne die Aus¬ übung dieser angeordneten Arbeiten eine Compensation herbeiführen kann, da wir ja hiedurch zu neuen Ausgaben veranlaßt würden, welche vieder für sich kaum rentabel sein werden. Wir müssen Ihnen daher ganz klar in Folgendem unsere Meinung über diese Angelegenheit aus¬ drücken. Diese neue Anordnung des Magistrates kann unsere verletzten Jnteressen, welche wir durch den abgeänderten Beschluß des Gemeinde¬ rathes in Betreff des Brennens der Ennskai=Laternen zu erleiden haben, durchaus nicht angleichen, denn wenn wir 760 fl. Ausgaben zu machen haben, um zu dem uns vom Gemeinderathe zugesprochenen Rechte eigent¬ lich erst gar nicht kommen zu können, so kann eine solche an uns ge¬ stellte Anforderung als Ausgleichung unserer verletzten Interessen durch¬ aus nicht betrachtet werden und müssen wir, bevor wir überhaupt an eine Ausführung jener Anordnungen für unsere Rechnung denken können, die Angelegenheit der Ennskai=Laternen im Sinne des früheren Ge¬ meinderathsbeschlusses geregelt wissen. Vielleicht könnte aber auch eine Compensation derart getroffen werden, daß die Gemeinde, die auf jene drei Laternen sallenden Unkosten übernimmt, denn wenn der Gemeinde¬ rath sich über die Nothwendigkeit jener Laternen getäuscht hat, so kön¬ Nr. 79 nen doch wir nicht die Folge dieser Täuschung tragen. Wir müßten demnach für diese drei Laternen 3/10 der Kosten der Leitung und Ein¬ richtung am Ennskai verlangen. Betreff der neu zu stellenden Laternen fehlt uns die Mittheilung, ob durch die Aufstellung auch Privat-Consum an sicher zu erwarten sei: wir bitten Sie aber mit dieser Mittheilung etwas zuverlässiger sein zu wollen, als Sie es im vergangenen Jahr¬ waren, in welchem Sie uns bei verlangter Aufstellung von 46 neuen Laternen mit Zusicherungen für neugenden Privat=Consum dienten wovon aber viele, wie insbesondere die Zusagen am Ennskai, nur leer¬ Versprechungen geblieben sind. Blos der Consum der Straßenlaternen genügt nicht, um die Unkosten solcher Laternen-Zuleitungen mit Laternen entabel zu machen, da man für das Laternengas, wie Sie wol wissen nicht einmal die Selbstkosten bezahlt erhält. Ohne die fraglichen bün¬ digen Zusicherungen glauben wir, daß bei dem derzeitigen flauen Ge¬ chäftsgang in Steyr unser Verwaltungsrath kaum die Ausgaben für jene Laternen genehmigen wird, welche die letzte Petroleumlaterne ersetzen soll, da die Ausgaben für obige 46 Laternen sich nicht als rentabel er¬ wiesen haben. Dem Inhalt dieses entsprechend, wollen Sie die Sache weiter verfolgen und uns über die Verhandlungen Bericht erstatten. — Achtungsvoll: Gesellschaft für Gasindustrie. Der Vorsitzende bemerkt hierüber, es bleibe ihm somit nichts Anderes übrig, als diese Angelegenheit dem Gemeinderathe vorzulegen, Gemeinderath Wickhoff erklärt, daß der Ton in dem letzteren Schreiben kein angemessener sei, er gefalle ihm durchaus nicht, worüber der Vorsitzende bemerkt, daß dieses Schreiben den Gasdirector angehe. Gemeinderath Mayr glaubt, daß durch Einrichtung des Gases am Ortska durch Private keineswegs die Compensation hergestellt wer¬ den könne, da er daselbst Niemanden, außer Herrn Reder weiß, wel¬ cher sich das Gas einleiten ließe. Vorsitzender führt an, daß er sämmtliche Hausbesitzer durch ein Schreiben ersucht habe, sich das Gas einleiten zu lassen, wodurch venn dies erfolge, die Compensation mit der Gasdirection hergestellt würde: bis jetzt habe es noch keinen Erfolg gehabt. Gemeinderath Peyrl meint, man habe die Sache nicht recht gegriffen, man betrachte den Ortskai mit der Ausdehnung bis zum Binderhäusel, für welche Strecke fünf Lampen bewilligt worden seien; für diese kurze Strecke halte er fünf Flammen nicht für nöthig, sondern würden auch drei genügen. Gemeinderath Reder bemerkt, es sei ausdrücklich gesagt worden, daß fünf Flammen brennen sollten. Gemeinderath Franz v. Jäger führt an, es habe sich Niemand dazu verpflichtet. Der Vorsitzende glaubt, daß sich doch Einige das Gas ein¬ leiten würden, oder eine negative Aeußerung erfolge. Gemeinderath Ploberger bemerkt, daß die Besitzer von Ort hun, als ob es schon aus wäre: uns geht es auch nicht so gut, ein Geschäftsmann müsse doch auch etwas thun. Gemeinderath Reder bemerkt, es seien auf den kleinen Bezirk von 10 Häusern 9 Flammen, nämlich 5 Flammen am Kai und 4 in den Gasseln, die seien zu viel, glaubt, daß sie vertheilt werden könnten. Gemeinderath Franz v. Jäger frägt, ob bei der Gasbeleuch¬ ung halb= oder ganzüchtige Flammen bestehen, worüber ihm der Vorsitzende erklärt, daß es Mitternacht= und ganz nächtige Flammen gab es habe jedoch von den halbnächtigen Flammen gänzlich sein Ab¬ kommen erhalten. Gemeinderath Franz v. Jäger bemerkt, daß auch in großen Städten die Flammen um Mitternacht ausgelöscht werden, stellt daher den Antrag, die Flammen um Mitternacht auszulöschen. Gemeinderath Josef Huber meint, daß die hiesige Beleuchtung ohnehin nicht so glänzend sei. Der Vorsitzende führt an, daß dieser Gegenstand für eine künf¬ ligen Gemeinderatssitzung der Rechts=Section zur Berichterstattung und Antragstellung zugewiesen und vertagt werde, bemerkt, er habe de߬ halb hievon die Mittheilung machen müssen, um mit der Gasdirection s Reine zu kommen. Hierauf geht der Vorsitzende zur Tagesordnung über. (Fortsetzung folgt.) (Sparkasse Steur.) Mit Ende August 1879 ver¬ blieben an Interessenten Guthaben 7,411.552 fl. 51 kr. Im Monate Sept. d. J. wurden von 584 Parteien eingelegt. 118.723 fl. 3112 kr. Summe 1,530.275 fl. 93 kr. Rückgezahlt wurden an 507 Parteien 116.880 fl. 30 kr. Verbleiben mit Ende September d. J. an Interessenten Guthaben 7.413.390 fl. 1912 kr. Die vermanente Ausstellung wurde im Monate September von 579 Personen besucht. (Schulrath für den Landbeurt Steur.) Für die nächste drenariae Functionsperiode wurden vom Landes¬ Ausschule für den Landbezirt Steyr die folgenden Herren zu Bezirksschulrathen erwählt: Franz Kre¬ derle, k. k. Notar in Steyr, Franz Muckenhuber, - Hautausbesitzer in Lausa; Josef Baumgartner, k. k. Postmeister in Bad Hall: Dr. Johann Parger, Director des aran. Lambergischen Fideicommis=Gutes in Steyr. Kreiwillige Feuerwehr. Samstag den 4. October inder in Herrn Frants Gasthause „Zur Sonne in Steur¬ dorf Abends 8 Uhr Chargen=Versammlung statt. Grundber=Gesellschaft.“ Die seit 20 Jahren jedesmal in den Wintermonaten bestehende beliebte Grün¬ ober=Gesellschaft, hat sich auch heuer wieder zu¬ ammengethan, und wird ihre Spielavende am Montage den 6. d. M. in Womens Gasthause beginnen. (romenade=Musik.) Morgen, Freitag den 3. d. M. als am Vorabende des Namens¬ 6 Uhr Abends, findet am Franz¬ tages Sr. Majestät des Kaisers, Josef=Platz eine Promenade=Musik der Musik¬ apelle des unis. Burgercords unter Leitung ihres Capellmeisters Herrn Großauer statt, wobei zum Vortrage kommt: 1. „Oesterreichs Sohne soll man ehren, Marsch von Koschat. 2. Fest=Ouverture von Suppe. „Patriotische Liederlange. Votpourri von Menzel, 4. „Niniche, Volta française von Kral. Theater=Bericht.) Nachdem die Direction über ein tüchtiges Schauspiel=Versonale verfügt, beabsichtiget die¬ selbe während der Saison die vovularsten Werke unserer Classiker vorzuführen. Heute wird die Serie mit Schil¬ les: „Rauber“ eröffnet. Die Hauptrollen befinden sich in den bewahrten Handen des Frl. Kronau und der Herren Diertes, Heller, Zwerenz, Schiller und Bau¬ mann. — Samstag den 4. October gelangt zur Feier des

Nr. 79 Seite 3 Namens=Festes Sr. Majestät Subves reizende melodiose Operette „Flotte Bursche“ mit verstärktem Orchester und neuer Ausstattung) und Lander's vorzu¬ liches Genrebild: Ein Wort an den Minister" zur Darstellung. In der Operette sind Frau Zwerenz, rin. Jessita-Barth und die Herren Zwerenz und Schiller hervorragend beschäftiget. Die Proben von Berg's „Weiber, wie sie nicht sein sollen haben bereits begonnen (Theater.) Das Letzte ist das Beste", sagt ein oft angewen¬ detes Sprichwort: schwerlich aber vante es jemals so ant, wie auf die von unserer Theater=Direction für Samstag den 28. September vor¬ bereitete Operette von Johann Strauß: „Die Fledermaus" welche am genannten Abende vor einem brechend vollen Hause das erstemal in Scene gina. Hiemit hat Herr Director Zwerenz aller¬ dings das Beste unter dem bisher Vorgeführten geboten, und wir über¬ treiben nicht, wenn wir sagen, daß eine solche ausgezeichnete Operetten¬ Aufführung überhaupt in Steyr noch nie da war — auch unter der Direction Stauber nicht, die doch in dieser Richtung gleich¬ falls Bedeutendes leistete. Vor Allem sei auch hier wieder das musterhafte Ensemble her¬ vorgehoben, welches so recht ein volles Behagen an der ganzen Auf¬ führung ermöglichte, und wozu ganz besonders der trefflich geschulte Chor und das nicht minder vorzüglich geleitete verstärkte Orchester beitrugen. Die Leistungen des Chors, seine Präcision im Einsetzen und notenrichtiges Singen überraschten aufs angenehmste, und hier ist es, wo sich diese Aufführung von denen unter Stauber so vortheilhaft unterscheidet. Eine nicht weniger freudige Ueberraschung bereitete uns das Orchester durch die correcte und tacteste Haltung, durch die discrete Begleitung des Gesanges — was namentlich bei den Bläsern gegen sonst vortheilhaft ausfiel — und durch die vortrefliche Vertretung in Oboe und Fagott eine Seltenheit für Steyr, welche der Klangfarbe des Orchesters aufs beste zu Statten kam. Wir gestehen. daß wir — nach den bisherigen Erfahrungen — mit einiger Aengst¬ lichkeit der Umschiffung der Orchester Klippe entgegensahen, an der auch unter Stauber manches Overretten=Schiflein sämmerlich zerschellte. Im so glücklicher war unsere Enttäuschung in dieser Beziehung und wir kargen gewiß nicht mit der rückhaltlosen vollen Anerkennung, welche sich bei dieser Aufführung sowol der Herr Capellmeister Gerasch durch seine ausgezeichnete Direction, sowie die wackeren Orchester Mit¬ glieder eroberten, die sich mit echt künstlerischer Hingebung ihrer Aufgabe unverdrossen widmeten und hiedurch ein so schönes Resultat erzielten. Wir wünschen aufrichtig, daß dieselben im Interesse der Kunst nie in diesem edlen Streben erlahmen und so manches hiemit verbundene unvermeidliche Ungemach gerne tragen mögen! Wenn wir nun an die Solo-Leistungen übergehen, so müssen wir vor Allen Frau Parteisika, unsere erste Overrettensängerin par excellence, nennen, welche ihre Rolle geradezu meisterhaft sana. Auch eine solche Operettensängerin haben wir in Steyr noch nicht ge¬ habt, und manche größere Bühne würde sich gratuliren zu einer sol¬ hen Kraft. Frau Jessika hat einen kräftigen wohlklingenden Sopran. der in der höchsten Höhe noch klanavoll anspricht, sie verbindet damit eine achtenswerthe Coloratur und sinat einen tadellosen Triller, abge¬ sehen von dem strena correcten und verständnisvollen Vortrag, welcher hre Kunstleistungen durchaus harmonisch gestaltet. Was Wunder, das da in jeder Scene und nach jeder Arie frenetischer Beifall und Hervor¬ sie begleitete, umsomehr, als Frau Jessika auch in schauspielerischer Hinsicht ihrer Rolle vollkommen gerecht wurde. Ihr würdig zur Seite stand unsere Directrice, welche alle Vorzüge, die wir schon bei ihrer Vereinsschwester hervorgehoben haben, womöglich in erhöhtem Ma߬ entwickelte und die Rolle des Stubenmädchens Adele mit prickelndem Humor durchführte. Auch an dieser Leistung hatte das Publicum seine selle Freude und gente nicht mit lauter wiederholter Anerkennung. Und nun kommt als Dritter im Bunde Herr Schiller, der durch seine an¬ genehme Erscheinung und seinen weichen kanavollen Tenor mit dem er seinen Part aufs einschmeichelndste sana, wie nicht minder durch sein regagirtes Spiel allseitig den günstigsten Eindruck machte, so daß des rauschenden Beifalls kein Ende war! Und nun fragen wir, ob wir je in Steyr ein solches Künstler¬ Trifolium gehabt haben, und ob es überhaupt eine Bühne von dem bescheidenen Grade der unsern gibt, die solche Solokräfte aufweisen kann? An diese hoch aufragenden Säulen unserer Operette lehnten sich die übrigen Solisten vertrauensvoll und mit durchaus entsprechender Wirkung an. Frl. Lehmann sana den Prinzen Orlofsky mit ihrem niedlichen Stimmchen ganz nett, nur wäre es zu wünschen, daß die anmuthige Künstlerin auch noch im deutlichen Aussprechen des Textes, was allein schon mehr als die Hälfte des Erfolges verbürgt, ich mehr vervollkommnete. — Herr Straßer als Alfred litt unter einer sichtlichen Heiserkeit, sans aber seinen Part durchaus notenrichtig. Auch Herr Director Zwerenz zeigte sich als tüchtiger Overrettensänger, nicht minder füllte in dieser Richtung Herr Petzar als Dr. Fall¬ einen Platz anständig aus. Unter solchen Umständen mußten auch die diversen Terzette. Quartette und Quintette auf's beste klappen, was den musikalischen Erfolg der Operette bestens vervollständigte. Es würde den uns gekönnten Raum weit übersteigen, wollten wir gewissenhaft alle Beifallsbezeigungen und Hervorrufe einzeln registriren. Genua, daß nur Eine Stimme der Befriedigung über die musikalische Durchführung herricht, und daß im zweiten Acte über stürmischen, nicht enden wollen¬ den Beifall der Trinkchor wiederholt werden mußte. Aber auch in schauspielerischer Richtung bot die Operette durchwegs Gutes. Bei den gesanglichen Korpyhäen haben wir dies bereits constatirt, und es ist wol überflüssig noch besonders hervorzu¬ geben, daß außer diesen auch Herr Baumann als Frosch und Herr Zwerenz als Gefängniß=Director hervorragendsten Antheil an dem lustigen Ensemble nahmen, dem sich Herr Petzar und alle Uebrigen entsprechend anschlossen. So blieb das Publicum den ganzen Abend hindurch in animirtester heiterster Stimmung. Was nun die Ausstattung der Operette anbelangt, so ist auch diese eine geradezu brillante zu nennen, was sich insbesondere im zweiten Acte beim Maskenball zeigte, wo der Glanz der Costüme und die neue vortreflich gemalte Saal=Decoration mit dem elegan¬ ten Lustre und den vielen Lichtern und Transparenten förmlich bleu¬ dete. Hiezu vasten vortrefflich die eben so reichen als geschmackvollen Toiletten unserer zwei Primadonnen. Also auch in diesem Punkte hat die Direction ihr Versprechen, Exquisites zu leisten, aufs glänzendste erfüllt. Wir constatiren einen vollkommenen durchschlagenden Erfolg der Fledermaus" in Steyr und beglückwünschen die Direction Zwerenz hiezu aus vollem Herzen. Ein Beweis, wie sehr die Operette einge¬ chlagen, ist es, daß das Theater auch bei den Reprisen am Sonn¬ tag und Montag sehr gut besucht war. Wir zweifeln nach diesem trefflichen Anfange nicht an dem er¬ sten unermüdeten Streben der Direction Zwerenz und ihrer ganzen Künstlergesellschaft mitsammt dem Orchester auch für die Zukunft, und Bei an weiteren ähnlichen Erfolgen wird es dann nicht fehlen. olchen ehrlichen künstlerischen Anstrengungen, welche bis jetzt noch keine Direction in diesem Maße gemacht, ist es aber dann auch die Pflicht unsers kunstsinnigen Publicums, in der Unterstützung solchen Strebens auszuharren! Gesundheits=Riege des Turnvereins.) Wie ein Inserat in der beungen Nummer besagt, beginnt mit diesem Monate wieder die Gesundheits=Rede des Turnvereins. worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen möchten. (Circus A. Schmidt.) Herr Director Schmidt, stets be¬ müht, dem Bublicum in seinem Circus Hervorragendes und Neues zu Der Alpen=Volk bieten, hat, wie wir vernehmen, mit großen Kosten den berühmten Fischmenschen Natator, welcher in Wien und inletzt in Linz beim Volksfeste so großartiges Aufsehen erregte, auf zwei höchstens dre Vorstellungen engagirt. Die Linzer „Tagespost" schreibt über das Auftreten Natator's im städt. Theater unter Anderm Folgendes: Ein 11 Schuh langes und 4 Schuh breites, mit circa 120 Eimern Wasser gefülltes und mit elektrischem Lichte übergossenes Glas=Agua¬ rium im Mittelpunkte des Bühnenraumes aufgestellt, bildete das Ope¬ rations Object des englischen Gastes, in welchem er — in ein elegantes rohseidenes Schwimm-Costüm gekleidet — zur Ueberraschung und Be¬ wunderung der Zuschauer seine nantischen Evolutionen ausführte. Von den melodiösen Tacten eines Strauß=Walzers begleitet, stürzte sich Mr. tator in einem höchst graciosen Tempo in die glänzend grün schim¬ mernden Fluthen des Glas-Bassins, um einem Aale gleich die unbe¬ reiflichen, schlangenartigen Schwimmfiguren darin zu machen. Nach Wiederaufsteigen an die Oberfläche taucht der Künstler neuerdings unter serst schönen Bewegungen unter und wir sehen ihn immer am Grunde des Aquariums durch fast 3 Minuten in schla¬ ender Stellung verharren. Von ungetheilten Beifall um¬ rauscht, fährt derselbe immer unter Wasser fort, der Reihe nach Bis¬ nits zu essen, den Inhalt einer Weinflasche zu leeren und schließlich tum allgemeinen Erstaunen eine lustig brennende Pfeife zu rauchen t. s. w. — Aus diesem geht hervor, daß Herr Schmidt mit dieser Acani¬ sition dem hiesigen Publicum in der That Außergewöhnliches bietet. (Urtheile des hiesigen k. k. Kreisgericht. Es wurden verurtheilt: Am 26. September: Carl Weinbart Viehhirt zu Dambach, wegen Verbrechens des Diebstahls zu 6 Monaten schweren Kerter: Michael Feldbauer. Dienstknecht in Vichl. Bezirk Weyr wegen Verbrechens des Diebstahls zu Monaten schwerem Kerter: Leopold Diewald, Taglöhner ohne Beschäftigung, wegen Verbrechens des Diebstahls zu 6 Monaten schweren Kerter; Juliana Huber, Taglöhnerin in Buchholz, von der Uebertretung der Diebstahlstheilnahme reigesprochen; am 29. September: Simon Ganner. Nonne Brualboser. Taglohnerin, und Johann Zehetner, Gastwirth zu Hausmanning, Bezirk Kirchdorf, vom Verbrechen der Veruntreuung freigesprochen, dagegen Ersterer zu 48 Stunden. die Zweite zu 24 Stunden und Letzterer zu 5 Tagen Arrest verurtheilt. Verstorbene.) Den 28. September: Alois Bubla¬ Fabriksarbeiters=Kind, Nr. 2 in Raminasteg, 7 Monate alt. Bauchfell=Entzündung. Anton Hager, Wäschers=Kind. Nr. 24 in Ort, 7 Monate alt, Durchfall. Michael Witt= mann, Armaturarbeiters=Kind. Nr. 96 in Steyrdorf, 3 Täge alt, Lebensschwäche. Herschiedenes. (Oberösterreimischer Gewerbeverein.) Se. Excellenz der Herr k. k. Statthalter Felix Freiherr von Pino¬ Friedental ist dem o. o. Gewerbevereine als Mitglied beigetreten. Angeschwemmte Leime.) Am 20. September wurde wie man aus Vera verichtet, die Leiche eines Knaben von der Donau an das Land geschwemmt und selbe von dem Fleischhauer Wiesler aus Zizlau als die seines 10jährigen Sohnes Johann, welcher am 13. d. M. Abends beim Rudern in der Naye der Traunmündung ertrunken ist. agnosciri. Verunglückt. Am 26. d. M. wurde der Steinarbeiter Anton Hinterndorfer im Poschacherischen Steinbrüche zu Lanzenberg, Gemeinde Weinzierl, von einem verabfallenden Steine getroffen und der Art verletzt, daß er bonnungslos darniederligt. Es kann an diesem Unglücke den Mitarbeitern, welche mit dem Steinablassen beswartiat waren, keine Schuld beigemessen werden, da sie ihn wiederholt auf die Gefahr aufmerksam gemacht hatten, Hinterdorfer aber sich zu was fernte und dem tollernden Steine nicht mehr ausweichen konnte. Er wurde von dem Steine zu Boden geschleudert im der rechte Fuß gebrochen und das Hinterhaupt gewalten. Todesfall.) Am 29. September Morgens starb in St. lorian Johann Kronberger. Hörer der Medicin im dritten Jahre und Einahrig=Freiwilliger, Sohn des dortigen Hoch¬ geachteten Med.=Dr. Johann Kronberger, im 23. Lebensjahre, wie die V. la. meldet. An ihm verlieren der tiefgebeugte Vater und seine trauernden Geschwister einen treuen Sohn und zärtlichen Bruder, die ärztliche Wissenschaft einen vor¬ nungsvollen, vielversprechenden Junger. Tod durch Wespenstich.) Man schreibt aus Steyrer¬ uhl der Gmunden: „Bei einem in unserer Nahe wohnhaf¬ n Forstwar war am 28. v. M. ein Arbeiter an der Mostpresse eschäftigt. Hiebei tam demselben eine Weise durch den Mund in den Schlund, stach daselbst und verursachte sofor¬ sige Beschwerden beim Schlucken, worauf nach nicht fünfzehn Minuten der Tod durch Erstickung eintrat. Der schleunigst verbeigeeilte Arzt konnte nicht mehr helfen. Der Verstorbene war ein traftiger Mann in den dreißiger Jahren und hinterlatt Frau und Kinder." Bestellung eines Meuchelmordes.) Vor einigen Wochen wurde in Wien die Frau eines Kohlenhändlers und dessen Tochter in Haft genommen, weil sie ihren Gatten, beziehungsweise Vater ermorden lassen wollten. Der Geliebte der Tochter, der eben den Kubat - dies der Name des Kohlenhändlers — aus dem Wege räumen sollte, er¬ stattete jedoch die Anzeige und so kam der Mordplan zur Kenntniß der Sicherheitsbehörde. Am Donnerstag den 25. v. M. standen nun Aloisia und Emilie Kuhat vor den Geschwornen. Letztere, die Tochter des Kohlenhändlers, legte ein umfassendes Geständniß ab, während ihre Mutter erklärte, daß sie sich an nichts erinnern könne. Die Aussagen beider entrollten übrigens ein sehr trauriges Familienbild. Die Frau wurde von ihrem Manne seit Jahren maltratirt, die Tochter von ihrem Vater aus dem Hause verstoßen, fortwährend herrichte in der Familie Bank und Streit. Eine überaus traurige Rolle spielte der Geliebte der milie Kubat. Statt energisch gegen die verbrecherischen Absichten der beiden Frauen aufzutreten, aina er zuerst auf dieselben ein und machte erst nach einiger Zeit die Anzeige. Der Proceß wurde nicht zu Ende geführt, da der Gerichtshof beschloß, den Geisteszustand der Aloisia Kubat untersuchen zu lassen. Es heißt, daß die Professoren Schlager und Meynert eingeladen werden sollen, ihr Gutachten über denselben ab¬ zugeben. Diese Untersuchung soll auch auf Emilie Kubat ausgedehnt verden, und zwar auf Grund von mittlerweile erhobenen Thatsachen welche die Vermuthung, daß auch Emilie Kubat unter dem Banne zeit¬ weiliger Sinnesverwirrung stehe, als berechtigt erscheinen lassen. So wurde festgestellt, daß Emilie Kubat, als sie vor zwei Jahren im hie¬ sigen Landesgerichte wegen Diebstahls inhaftirt war, tobsuchtähnliche An¬ fälle hatte, so daß ihr damaliger Verhandlungsrichter sie in's Inqui¬ sitenspital bringen ließ, woselbst Dr. Ferroni das Mädchen längere Zeit beobachtete. Harsch Lola wurde zu fünfjähriger Kerkerstrafe verurtheilt und wird nach Theresienstadt zur Abbutung einer Strafhaft überführt werden. Peterspfennige genohlen.) Wie dem Petersburger Golos unterm 25. v. M. aus Warschau berichtet wird, wur¬ den in der Nacht vom 20. auf den 21. v. aus den Opfer¬ stocken der dortigen römisch-katholischen Warrkirche St. Anna in der Krakauer Vorstadt alle für den Papst gesammelten Helder im Betrage von mehreren hundert Rubeln von russischen Dieben gestohlen. Diese drangen durch ein Fenster in die Kirche ein, zerstörten den ganzen Altar, erbrachen die Opferstöcke und raubten dann außer dem Gelde auch viele werthvolle Gegenstände. Da man am Tatorte Stücke von nem rothen russischen Hemde gefunden, schließt man daraus, daß die Thäter Russen gewesen. Bisher konnten dieselben jedoch nicht eingefangen werden. Aufregende Scene.) Aus Lundenburg wird der Brunner Zeitung“ unterm 23. d. M. berichtet: Eine sehr auf¬ regende Scene wielte sich heute um die zehnte Vormittags¬ stunde im hiesigen furstl. Liechtenstein'schen Schloßhofe ab. Als nämlich um die erwahnte Stunde mehrere Dienstmagde bei dem im Schloßhofe befindlichen Brunnen Wasser schotten, gewahrten sie plötzlich auf dem höchsten Theile des hohen Turmes einen Mann, welcher Miene machte, von demselben in den Schloßhof verabringen, jedoch von dem Larm den die Maade erhoben, erschreckt wieder in dem Thurme verschwand. Man erkannte in dem Manne den seit Sonn¬ tag bereits vermißten Fürst Liechtenstein'schen Bauleiter Rotrouv. Mit äußerster Vorsicht wurden nun von einigen chnell verbeigekommenen Männern, darunter auch ein Bruder des V., Maßregeln zur Habbattwerdung des auf dem Thurme befindlichen Mannes getroffen. Während nun ein Theil der Leute den Ausaana bewachte, schlich der andere leise die Treppe hinauf. Man hatte kaum die oversten Stufen erstie¬ jen, als der Wahnsinnige ihnen zurief, daß außer Gott ihm Niemand in die Nahe kommen moge, da er sich sonst sofort in die Tiefe stürzen werde. Der unglückliche, kaum 35jährige Mann von sich mit dem Oberkörper weit über die Brustung vinaus. Doch diese schreckliche Situation wahrte kaum einige Augenblicke, denn schon im nächsten Momente vatte in der beherzte Wachter des Brandausschantes, Herr Weitz, sowie der erwahnte Bruder fest beim Rocktragen gefaßt, und nach verzweifelter Gegenwehr von Seite des Geistestranten gelang es ihnen denselben in Sicherheit zu bringen. Ermordung eines Kindes.) Aus Berlin. 27. Sept., wird folgender Vorfall gemeldet: Die in der Münchenberger¬ straße wohnenden Tischlermeister=Eheleute Schroder erhielten vor vier Wochen den Besuch ihres Schwagers und ihrer Schwägerin aus Aschersleben, der Lauterbachischen Eheleute. da der Mann sich vier eine Stellung suchen wollte. Zum Wohnraum erhielten dieselben die Küche angewiesen. Frau Lauterbach, geborene Meyer, vatte ihrem Manne ein 10 Monate altes Kind, Namens Richard Messer, mit in die Ehe gebracht, das der Mann adoptirte und auf zu behan¬ dein verrach. Nach längeren Bemühungen erhielt Lauter¬ bach Arbeit bei der Canalisation und wurde sodann Bier¬ kutscher in der Hülsebein'schen Brauerei in der Koppenstraße. Vor acht Tagen mußte er zur Verbunung einer siebentagigen Gefangnisstrafe nach Rummelsburg und fand bei seiner Rückkunft seine Stelle besetzt. Gestern Mittaas kehrte er nachdem er sich den ganzen Vormittag nach einer Stellung ungesehen, vollstandia nuchtern zuruck, setzte sich auf das Beit und sagte zu seiner Frau: „ könnte jetzt eine Vor¬ nerstelle mit 35 Thalern Gehalt bekommen, wenn er zeigte auf das im Waschkorbe rubende Kind) der Hund nicht da wäre. Er trat sodann zu dem Kinde, das harmlos von einer Kartoffel an, veran, rief ihm zu: „Friß nur erst auf!“ nahm es hierauf in die Hove, versetzte im obne alle Ver¬ anlanuna einen rohen Schlaa und war es dann mit vor¬ barem Krach in den Korb zuruck. Die zu Gunsten ihres Kindes intervenirende Frau bedrohte er mit dem Tode und forderte sie auf, Tinte und Feder aus dem Nebenzimmer zu holen, da er eine Karte schreiben wolle. Als die Frau nach einer Abwesenheit von fünf Minuten zurückkehrte, lief ihr Mann verstört in der Küche auf und ab. In ihrer Anast sah sie sofort nach dem Kinde, das deutliche Stranaulations¬ Marken am Halse zeigte. Beim Aufheben des Kleinen fiel das Konschen mal zur Seite — das Kind rana augenschein¬ ich mit dem Tode. Auf die verzweifelte Frage der Frau: „Was hast du aus meinem Kinde gemacht?“ sagte er nur: „Ich habe ihm einen Schlag gegeben: es hat die Krämpfe ich werde den Doctor holen, worauf er sich entfernte. Auf den Hilferuf der Frau eilte die Schwägerin, Frau Schröder, verbei, welche sofort die Situation übersah und nach der Revierwache lief. Während der Reviervorstand den Thatbestand noch aufnahm, gelang es dem Criminal=Schutz¬ mann Eckert, den Morder, der in aller Rube den Namm¬ arbeiten bei der Canalisation in der Koppenstraße zuschaute, zu ergreifen und zur Wache zu bringen. Auf Vorhalten daß er das Kind ermordet, leugnete er und behauptete, es habe nur Krämpfe. Da der Mord jedoch zweifellos war, wurde die Verhaftung des Thaters vorgenommen. Ruckkehr vom - Franz=Joser Lande. Laut einer von der Redaction der Vetermann'schen Geographischen Mittheilungen“ in Gotha versendeten Depesche ist die hollan¬ dische Nordvol=Expedition unter Willem Barents nach Ham¬ merfest zuruckgekehrt. Sie hatte das Franz=Josefs=Land erreicht. Sekalais-Zeituna. (Eröffnung der Ponteba=Bahn.) Das Handelsministerium hat bestimmt, daß die Eröffnung der Staatsbahn Tarvis-Pontafel, und war vorläufig ohne internationalen Anschluß an die oberitalienische Eisenbahn, sonach blos bis zur Grenzstation Pontafel, am 11. Octobe

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