Seite 2 Der Alpen=Holt ohne sie wäre die Zahl der Leichen eine weitaus größere. Einzelne Männer leisten Bewunderungswürdiges. Führer Julius Porzsol¬ rettete 32 Kinder und 41 Frauen vom Tode. Der Schiffer Neuwahr ischte elf Menschen aus den Fluthen und rief dieselben zum Leben rück. Ein Szegediner rettete seine Habe auf eine große Plätte: er fuhr vor einem Ziegeldamm vorüber, auf welchem 80 Frauen und Mäd¬ chen zwischen Leben und Tod schwebten und den Besitzer der Blätte an¬ riefen. Derselbe fuhr ruhig weiter. Alsbald aber wurde die Plätte von der Rettungsmannschaft confiscirt, die Frauen und Mädchen mit der¬ selben gerettet. Kaum war die Plätte abgestoßen, so stürzte der Ziegel¬ damm ein. Oberlieutenant Otto Tietze schwamm lange Zeit mit seiner Gattin auf einem Breit umber, bis sie gerettet werden konnten. Kaufmann Glück mit Frau, Kindern, Mutter und Dienstboten sind spurlos in den Wellen verschwunden. In der oberen Stadt wurde ein geschlossener Sarg auf den Wellen gefunden: an einer andern Stelle eine Mutter mit zwei kleinen Kindern in den Armen, Alle todt. Ober¬ lientenant Zubodits, welcher zur Rettung herbeieilte, hat bisher 93 Frauen und 67 Männer den Fluthen entrissen. einem andern Berichte ist Folgendes zu entnehmen: Die Nach= richten vom Einsturze des Spitals, des Waisenhauses und der Synagoge sind ganz unrichtig. Leider ist nicht genügendes Rei¬ tungsmaterial vorhanden: solches wäre dringend nöthig. Wir haben bis jetzt 20 Pontons und 60 Kähne. Jeden Augenblick brich an einer andern Stelle Feuer aus. Man fürchtet, daß des Nachts die Brandlegungen sich wiederholen werden. Ein solcher Brandleger wurde bereits verhaftet. Mit Ausnahme von zwei bis drei Straßen der inneren Stadt sind sämmtliche Häuser un¬ bewohnbar, trondem befinden sich noch 5. bis 6000 Menschen in diesen Häusern. Der größte Theil derselben dürfte unrettbar verloren sein. Die Rettungen werden auch Nachts fortgesetzt, jedoch mit geringem Er¬ folge, weil die Communication mit Kähnen in den engen Straßen über zertrümmerte Häuser hinweg ungemein erschwert ist. Best. 13. März. Für Pesti Naplo traf nachstehende, von 10 Uhr Vormittags datirte Depesche ein: „Das Elend nimmt mehr und mehr zu. Es verkehren jetzt 150 Pontons und 200 Kähne, jenigen aber nicht im Entferntesten. Die Straßen sind voll Balken Brettern und Trümmer, so daß in den engen Gassen, die dadurch ver¬ perrt sind, vor den Augen der Rettungsmannschaft ganze Familien grunde gehen. Die Fluth steigt fortwährend. Von Segedin sind nur noch ungefähr 609 Quadratmeter trocken und auch diese Insel wird immer kleiner. Heute um 4 Uhr Morgens gingen viele Kähne in den Eichenwald, wo zahlreiche Menschen auf den Bäumen Zuflucht gesucht hatten. Ein Rettungsboot schlug um, els Frauen sielen ins Wasser und es konnten nur vier derselben gerettet werden. Im Hause des Honved Districts=Commandos ist das Gepäck sämmtlicher Honved¬ Officiere zugrunde gegangen. Das Ergänzungsbezirks=Depot der Honveds steht unter Wasser. Die Mannschaft wurde auf Schleppschiffen unter¬ gebracht. Beim Eintritt der Katastrophe gingen 15 Honveds¬ und 20 Soldaten auf den Dämmen zugrunde. Bieber gab es zwei Brandfälle. Den angeblichen Brandleger in der Pickischen Spiritusfabrik hat man eingefangen. Die an¬ Fabrik ist zerstört worden. Deute Morgens sind aus Pest 150 Ein¬ jährig Freiwillige angekommen. Sie kamen über Doroisma, wo nur die Kirche und drei Häuser stehen geblieben sind. Zahl¬ reiche Menschen sind im Mather Sumpf, südlich Doroisma, ertrunken. Der Alfölder Eisenbahndamm um den Bahnhof steht aufrecht. Der Bahnhof ist voll unallidlicher Leute. Die Oesterreichische Staatsbahn beförderte gestern unentgeltlich 10.000 Personen nach Kilinda und Temesvar. In der Schwimmschule von Naschitz befinden sich 200 Menschen, welche Naschitz verpflegt. Die Leute sind höchstens noch auf drei Tage verproviantirt. In der Unterstadt und in der Rochus=Vorstadt sieb man kaum mehr ein intactes Haus. Das Wasser drang durch die Rauchfänge in die verrammelten Häuser. Jetzt wüthet ein heiligen Sturm. Es wird ein Glück sein, wenn in Szegedin 200 Häuser leben bleiben. Die Ueberschwemmung ist um 2 Fuß höher als das Niveau der Theiß. Der Theisdamm ist stark. Pest, 14. März. Dem „Cauttertes" wird aus Szegedin und nur el wird telegraphirt: „Nachstehend sollen Unglückt. Von 6000 Gebände sind chere Daten über den Umfang des eit heute zusammengestri¬ 1000. darunter 2700 Wohnhäuser. In der Oberstadt und in der Vor¬ stadt Rochus steht auch nicht ein einziges Haus mehr. Wegen der Balken, der Hausächer und der schwimmenden Hausge¬ dann man in den Strafen theils gar nicht: theils nur noch mit großer Mühe fortkommen. In der Vorstadt Rochus und in der Ober¬ stadt ist das Wasser stellenweise zwei und drei Klaster hoch. Die Flut wächs noch immer. Man fürchtet, bis zum Morgen kaum mehr einige Häuser aufrecht zu finden. Der Orcan wüthet. Das Rettungswert bietet ungeheure Schwierigkeiten. Der Theindamm ist noch immer voll von Flüchtlingen, Kranken, Frauen, Kindern und Todtkranken. Die Zahl de Todten ist nicht bestimmbar. bisher weiß man von 400. darunter 100 Soldaten. Ich war in Szeregh. Die Hälfte der dahin Geflüchteten liegt krank. Entsetzlich ist die Lage der in den Eichenwald Geflüchteten. Viele hatten 30 Stunden hindurch nichts gegessen und nichts getrunken. Ein Flüchtling erzählt, gesehen zu haben, wie vor seinen Augen drei Frauen und mehrere Kinder von den Bäumen herab ins Wasser stürzten und ertranken. Die Kälte ist groß, Kleidung und Brod fehlen. Mit der Katastrophe, welche Szegedin ereilte, scheinen die Prüfungen Ungarns leider now not abgelofen zu sein. Auch andere volkreiche Städte des Alfold: Szenes Csongrad und Holzarbey schweben noster Gefahr. So was das Unald zu riesenhafter Grone veran, und was ursprünglich ein localer Unaluastall war, ist zu einer Landes-Calamitat geworden. Der Brand in Neumarkt. Ein entsetzliches Unald ist über den Ort Neumarkt bei Salzbura vereingebrochen, wie wir schon in letzter Nummer zu melden in der Lage waren. Wenige Stunden aber vingereicht, das Bentivum Hunderter von Menschen zu ver¬ maten, und haben mit einem Schlage aus dem stattlichen Martie einen Trümmerbauten gemacht, in dem das Ergebnitz harter Arbeit von Jahrzehnten begraben liegt. Noch um die eilte Vormittagsstunde abnie Niemand die so sal hereinbrechende Katastrophe, obwol von damals von Einzelnen in der Nabe des Moserischen Brauhauses Brandgeruch verwurf wurde. Kurz vor 12 Uhr jedoch sturite aus dem genannten Brauhause der Sohn des Benkers mit dem Schreckensrufe auf die Straße: „Es brennt! no im nächsten Augenblicke schon schlugen die bellen Flammen aus dem hinteren Tracte des Gebäudes zum Himmel empor. Sofort war Alles allarmirt, die Sturmaloge gab in schaurigen Tonen den Nachbargemeinden die Kunde von dem Ausbruche des entsetzlichen Brandes, denen unheilvolle Dimensionen damals noch kein Mensch voraussa. Alles versuchte in retten, Feuerwehren eilten herbei, unter den Ersten die brave Salzburger Feuerwehr, welche mit zwei Maschinen und circa 30 Mann anrückte. Doch die Elemente hatten sich gegen die unalualichen Bewohner Neumartis verschworen. Ehe eine Stunde vergangen war, standen circa 60 Häuser in hellem Brande. Und immer weiter grinen die zungelnden, gieria legenden Flammen, von einem orcanartigen Sturme in rasender Eile weiter gepeitscht. Weiber klagten und jammerten laut, ja selbst in Arbeit ergraute Manner veraonen Thränen um ihr Hab und Gut. Noch sollte jedoch das Unaluc des Tages nicht die ganze Hobe erreicht haben. Kurz vor dem Eintreten des ersten Militärs, das telegraphisch von Salzburg erbeten wurde und in einer Starke von 110 Mann am Brandplatze erschien, ereignete sich vor dem Carlbraunause ein entsetzlicher Unalus¬ all der leider auch Menschenleben forderte. Der Carlbau, denen Haus bis auf den ebenerdigen Tract bereits niedergebrannt war und von welchem die Mauer der Hauptfacade noch stand wollte den erschöpften Feuerwehrleuten eine Ladung zukommen lanen und schickte einen seiner Braunechte in den vom Brande noch unberührten Keller, in welchen man vom Thor¬ bogen aus gelangte, um ein Faß Bier verauszuholen. Glück¬ lich kam er mit dem Fasse oben an und wurde von einigen Feuerwehrleuten, die in der Einfahrt standen, in Empfang jenommen, als plötzlich draußen die Menge schrie: „Die Mauer stürzt ein in der Meinung, noch rechtzeitig aus dem Hause in's Freie und in Sicherheit zu kommen, eilten die im Hause Befindlichen hinaus. In demselben Momente nurzte aber schon unter furchterlichem Krachen die Mauer ein und begrub die Unglücklichen unter ihren Trummern. Ein Schrei des Entsetzens solate dieser Kata¬ trouve. Da aber grin Alles rustia zu, um zu retten. was noch zu retten war. Mit Lebensgefahr wurden funt. darunter vier sehr schwer Verletzte, unter dem Schun ver¬ vorgezogen. Drei davon, der der Salzburger Feuerwehr an¬ gehörige Schneidermeister Vanek, dann der Maurermeister Vol von der Straßwalcher Feuerwehr, sowie der Braunec boten einen wahrhaft fürchterlichen Anblick. Das Gesicht Baner's war mit Blut verdeckt, die rechte Solateseite erschmettert, das Blut drang aus Nase, Obren und Mund. Dem unalualichen Voll war die linke Ferse zerschmetter und das Brunblatt eingedruat: er erlas bald darauf seinen Wunden. Nicht minder schrecklich weisen sich die Verletzungen des Braunechtes, sowie des vierten der Verunglückten. Der Fünfte, ein Bewohner Neumartis, tam leicht contusioniri davon. Trotz dieses erschütternden Falles erlahmte jedoch mit der Muth und die Ausdauer der Rettenden, unter welchen namentlich die Feuerwehr Salzburas sowie die Mannschaft des vaterlandischen Regiments besonders lobend genannt werden muß. Nicht minder brav arbeiteten die Straßwalchener sowie die übrigen Feuerwehren, von denen eine stattliche Zahl erschienen war, wie denn überbauvi Jeder eine ganze Kraft einsetzte, dem Brande zu steuern und zu helfen, wo zu velten war. Eine unruhmliche Ausnahme machten einzelne Bauern, denen das Zuschauen besser paßte, als das Zugreifen. Wodurch das Rettungswerk inden ungemein erschwert vurde, war der Mangel an Wasser; denn der Seekirchner Bach am Nordende des Marktes konnte wol sein Wasser für die an diesem Theile, um den Pfarrhof, arbeitenden Maschinen abgeben: die am Südende varten jedoch nur die wei wartia nießenden Brunnen des Marktes zu Gebote. Dann zeigte sich auch ein bedeutender Mangel an Feuer¬ eimern, Feuerhalen u. s. w. Um 18 Uhr Abends waren von der alten Post einer und dem Beurtsgerichte andrerseits bis herab zum arbore, der von der Salzburger Feuerwehr und von dem Militar gerettet wurde, die beiden Haufer¬ reiben niedergebrannt. So weit bis jest constatirt ist, wurden 3 Wohnhauser und 30 Stallungen und Nebengebäude eingeäschert. Abends trafen noch weitere 60 Mann Militar, sowie die telegraphisch berufenen Feuerwehren von Braunau, Wels u. a. ein. Bis 4 Uhr Morgens wurde mit übermenschlicher Krafanstrengung gearbeitet und erst um diese Stunde konnte man jede Gefahr der Weiterverbreitung als beseitigt ansehen. Glaubwürdigen Berichten zufolge entstand das Feuer in der Malzdorre des Moserischen Brauhauses. Der Gesammt¬ scade lant si genau noch mit feststellen, doch durfte er 200.000 fl. wenn mit übersteigen, so do nier erreichen. Borrespondenz. Bad Hall, 14. März. (Brand.) Gestern, Donnerstag, nach 2 Uhr Früh schreckten Feuerrufe und das Hornsignal der Feuerweh unsere Bewohner aus ihrem Schlafe. Das Bäckerhaus Nr. 11 de Herrn J. Pointner, mitten am Marktplatze, brannte lichterloh. Ei urchtbarer Orcan tobte und die Angst der Bewohner war begreiflicher weise unbeschreiblich. Allseits trachtete man daher vorerst seine werthvollere abseligkeiten und auch das Vieh an sicherem Orte zu bergen, denn man mußte auf das Furchtbarste gefaßt sein, da gerade in der Fluglinie de Brände lauter Strobdachungen und Holzbauten sind. Der Bürger meister ließ daher Hilfs=Telegramme nach Steyr und Kremsmünste ergeben, und die Kremsmünsterer trafen auch gegen 4 Uhr mit Spritz und Mannschaft ein. Mit wahrer Aufopfernna und Anstrenanna alle kräfte arbeitete die gesammte Bevölkerung — auch die Nachbar gemeinden, namentlich Pfarrkirchen mit seiner Spritze, waren herbei geeilt, um zu helfen. Die Feuerwehr von Hall gesonders die Steiger= und Vorbrecher=Mannschaft — leistete Erstaunliches, denn in an kurzer Zeit waren die brennenden Dachbalken von der Höhe ge rissen, und es wagte sich so Mancher der Feuerwehrmänner dabei in die höchste Gefahr. Die Feuerwehr von Kremsmünster, welche sehr vie sur Localisirung des Brandes beitragen konnte, war — obgleich be¬ Ankunft schon ganz durchnäßt — unermüdlich thätig. Ganz besonder müssen wir die Umsicht und Thätigkeit des Herrn Bürgermeister Nußner, des Feuerwehr=Obmannes Herrn Handvogl, wie der Zimmermeisters Herrn Raal hervorheben. Bei diesem Anlasse konnte man aber auch beobachten, wie schlimm unser Ort daran gewesen wäre, wenn das Feuer größere Dimensionen, angenommen hätte, da die nächsten beiden Marktbassins, wie jenes großes Bassin hinter dem Gemeinde ause fast ganz ausgeschöpft waren und man Wasser mittelst Bottschen von weiter herzuführen mußte. Man versuchte in die Landes=Curanstal hinein zu kommen, um das dort reichlich vorhandene Wasser in ge¬ winnen, aber vergeblich war jeder Versuch — man hätte die Thor einsprengen müssen! — Nun, dank der Vorsehung und dem menschlichen Wirken — das Feuer blieb auf das eine Object beschränkt. Di¬ günstige Windrichtung, dazu ergiebiger Regen unterstützten die mensch liche Arbeit, und so konnte man schon gegen 15 Uhr der herbeieilenden Feuerwehr von Steyr (von welcher dennoch einige Herren eintrafen einen Boten mit der Weisung entgegen schicken, daß wir Haller ge¬ Nr. 22 rettet seien. Besondere Verluste erlitt der Pächter Herr Jos. Hof¬ stätter, dem 5 Schweine und viele Habseligkeiten verbrannt sind welche dieser leider nicht assecurirt hat. Der Brand hat aber auch gezeigt, wie nothwendig öftere Feuerwehr-Uebungen sind, um für das Eingreifen bei einem Schaden¬ jener die nöthige Fertigkeit mitzubringen, und die Feuerwehr möge ich daher in ihrem fleißigen Ueben nicht irre machen lassen, sollten auch Manche darüber verschrobene Meinungen haben. Wie wir hören, soll der Brand durch ein Caminfener entstan¬ den sein. Zeitrices. Protocoll über die Sitzung des Gemeinderathes am 28. Februar.) Der Vorsitzende Vice=Bürgermeister Gustav Gschaider¬ die Gemeinderäthe: Franz Breslayr, Ferdinand Gründler, Josef Haller, Franz Hofman, Carl Holub. Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Carl Jäger v. Waldau, Franz Jäger von Waldan, Anton Mayr, Mathias Herz, Josef Perl. Franz Ploberger, Georg Pointner Josef Reder, Johann Redl, Wenzel Wenbart, Franz Wickhoff. — Schriftführer: Kanleidirector Franz Amtmann. Beginn der Sitzung 3 ¼ Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die Anwe¬ senheit der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Anzahl von Gemeinde, raths=Mitgliedern und verliest sohin nachstehende Zuschrift des Herrn Franz Tomitz: „Löblicher Gemeinderath! Endesgefertigter erlaubt sich heute den ersten Jahresbericht der am 6. Jänner 1878 errichteten ver¬ nannten Ausstellung der Eisen=, Stahl= und Metallwaaren=Industrie zu überreichen und bittet, der löbl. Gemeinderath möge denselben zur kenntniß nehmen und auch ferner diesem für unsere Stadt gewiß ge¬ meinnützigen Unternehmen seine Sympathie zukommen lassen. — Schlie߬ lich ersucht derselbe noch, daß durch die löbl. Gemeinde=Vorstehung die beiliegenden Berichte an die Handels= und Gewerbekammer versendet werden. — Hochachtungsvoll für den Herrn Obmann: Franz Tomitz. Steyr, am 27. Februar 1879. — Wird zur Kenntniß genommen. — H. 2255. — Sodann wird zur Tagesordnung übergegangen. I. Section. 1. Gemeinderath Pointner bemerkt, daß die Armen=Commission mit Sitzungsbeschluß vom 3. Februar 1879 dem besuche der Cäcilia Laberger in Steyr um Fortbezug der für das Jahr 1878 bewilligten Armen-Unterstützung keine Folge gegeben habe; hie¬ gegen habe dieselbe den Recurs an den löbl. Gemeinderath eingebracht. Referent verliest den betreffenden Bescheid der städt. Armen¬ Commission und bemerkt weiters, daß laut des ärztlichen Zeugnisses ich deren Leiden bedeutend verschlimmert und sich die Section nicht die Einsicht habe verschaffen können, warum selbe von der Armen=Com¬ mission nicht berücksichtigt wurde: er glaube, es wäre dem Recurse statt¬ zugeben, nachdem dieselbe vom Armenrathe zum Fortbezuge des bis¬ herigen Armengeldes anempfohlen erscheine und die Unterstützungs¬ Dürftigkeit derselben durch das ärztliche Zeugniß bestätigt sei. Gemeinderath Perl macht aufmerksam, daß dieselbe vom Ar¬ menrathe Hofman empfohlen worden sei, es kenne selbe Niemand und trotz seiner Anfrage bei den Armenvätern konnte er doch über deren Person nichts Näheres erfahren. Vielleicht sei Gemeinderath Hofman in der Lage, hierüber einige Aufschlüsse zu geben, nachdem er sie der Armen=Commission empfohlen habe. und die Erlanguna einer Unter¬ tung von der Empfehlung der Armenväter abhänge. Gemeinderath Wenhart bemerkt, daß Gemeinderath Hofman diese Person nicht näher empfohlen, sondern selbe nur als zum Fort¬ bezug einer Unterstützung empfehlenswerth bezeichnet habe: man mög¬ den jetzigen Umständen, da ältere und viel ärmere Leute da seien, Rech¬ nung tragen, und nur die Aermsten und Dürftigsten daraus wählen. emeinderath Haller meint, man solle, bevor man Weiteres hierüber beschließe, nähere Erkundigungen einziehen, wie es mit ihr stehe und worn sie noch zu verwenden wäre, oder ob sie ganz erwerbs¬ unfähig sei. Gemeinderath Hofman bemerkt, er habe zwar diese Person der Armen=Commission empfohlen: daß es jedoch bei dem besten Willen oft nicht möglich sei, die richtigen Verhältnisse der Bittsteller anzugeben, wisse Jeder. Der Vorsitzende bemerkt, er müsse auf das Zeugniß des Dr. Krakowitzer verweisen, nach welchem sie erwerbsunfähig und einer dauernden Unterstützung bedürftig sei. Nachdem ihr nun einmal in Armenbetheilung im Betrage von 1 fl. zugewiesen worden sei. könne man ihr selbe jetzt nicht ohne Grund nehmen, nachdem gegen selbe nichts vorliege. Gemeinderath Ploberger entgegnet, daß, wenn man alle Leute, die darum bittlich wüden, unterstützen möchte, er nicht wisse, wo man das viele Geld hernehme. Gemeinderath Wenhart bemerkt, daß er gelegentlich der Armen¬ betheilung den Saal oft strotzend voll von armen Leuten gesehen habe, von denen man jedoch nur die Dürftigsten der Dürftigen berücksichtigen könne. Der Vorsitzende stellt die Anfrage, ob einer der Gemeinde¬ räthe einen Gegenantrag zu stellen wünsche. Gemeinderath Ploberger gibt seiner Ansicht dahin Ausdruck, daß man die Armen=Commission nicht umgehen und beiseite schieben könne, man möge diese Angelegenheit vertagen, und dieselbe nochmals der Armen=Commission zur Untersuchung vorlegen; diese werde jeden¬ alls Näheres wissen und solle hierüber entscheiden. Gemeinderath Wenbart schließt sich dem Antrage des Ge¬ neinderathes Ploberger, dem Recurse sei keine Folge zu geben, sondern Bittstellerin nochmals der Armen=Commission vorzuführen, an, welcher Antrag mit allen gegen 2 Stimmen zum Beschlusse erhoben wird. Z. 2000. 2. Gemeinderath Pointer verliest den Recurs des Herrn Josef Ullian wegen verweigerter Armengeld=Erhöhung und stellt hiezu namens der Section den Antrag, diesem Recurse nicht stattzugeben. nachdem erhoben worden sei, daß Recurrent noch ein eigenes Vermögen besitze. Wegen Einstellung der bisherigen Unterstützung wolle dieser Fall nach § 12 des Armen-Statutes der Armen=Commission zur Be¬ handlung mitgetheilt werden Hiezu bemerkt Referent weiters, daß, wie er gehört habe, Recurent einen nicht unbedeutenden Geldbetrag anliegen habe: so lange er dieses Capital besitze, könne ihm keine Armen-Unterstützung gewährt worden. Gemeinderath Haller bestätigt dieses und führt aus, das Re¬ current, wie er gehört habe, à conto dieses Capitales bedeutende Geld¬ aufnahmen gemacht habe, und werde, wie er glaube, in Folge dessen von dem ganzen anliegenden Capitale nicht viel mehr übrig sein, da selber obendrein lustig und fröhlich gelebt habe und nie etwas habe arbeiten wollen. Er schließe sich daher vollkommen dem Sections¬ Antrage an. Gemeinderath Mayr bemerkt, daß Obiger von dem ganzen Er¬ se des verkauften Hauses nur noch 800 fl. besitze, 500 fl. aber von dem intabulirten Geld bereits seits einem Jahre angebracht habe. Er werde mit dem Reste desselben vielleicht noch ein Jahr auskommen, dann werde er aber jedenfalls der Gemeinde wieder zur Last fallen. Gemeinderath Pointner bringt in Folge Aufforderung des Vorsitzenden den Sections=Antrag nochmals zur Verlesung, welcher einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. — K. 2085. 3. Gemeinderath Pointner verliest weiters den Recurs des Herrn Anton Pichler, Schuhmacher in Steyr, gegen die Entscheidung der städt. Armen=Commission wegen verweigerten Unterstande, und ver¬ liest sohin den Sections=Antrag, welcher lautet: „Nachdem Anton Pichler noch theilweise erwerbsfähig sei, eine tägliche Pension von 17 kr. beziehe, über Kost und Bett verfüge, so sei sein Recurs gegen verweigerten Unterstand nicht zu berücksichtigen. Gemeinderath Mayr hebt hervor, daß Anton Pichler erst etwas über 50 Jahre alt sei, keine besonderen Gebrechen habe, ein Geschaft betreibe, und bei ihm von einer Geisteserrittung keine Rede sein könne, da vielmehr derselbe noch sehr gescheidt sei. Er fühle sich daher nicht berechtigt, denselben zur Berücksichtigung zu empfehlen. Der Vorsitzende bringt sohin den Antrag der Section zur Abstimmung und wird selber mit Majorität angenommen. B. 2015. (Fortsetzung folgt.
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