Der Alpen-Bote vom 16. Februar 1879

Seite 2 Nr. 14 daß es ohne die vorausgegangene Befriedigung desselben gar keinen Frieden mit der Türkei schließen wollte, hat der König von Griechenland nichts zu erwarten. Frankreich is zwar auf seiner Seite, allein einen Krieg wird es wegen der griechischen Ansprüche doch nicht führen, und anders hat eine Vermittlung keinen rechten Nachdruck. Dieses hinterlistige Benehmen der Pforte ist zwar nichts weniger als rühmenswerth — allein wenn man bedenkt, daß der Türke seit vielen Jahren das Opfer aller möglichen In¬ samien ist, daß gegen ihn keine Treue, kein Glaube, keine Redlichkeit gilt, daß insbesondere seine kleinen Nachbarn unter dem Schutze Rußlands sich die größten Niederträchtigkeiten erlauben durften, wenn man ferner erwägt, daß dieses Griechenland einen Gebiets=Zuwachs angesprochen und auch zugesagt erhalten hat, den es in keiner Weise verdiente so wird man über das Verfahren der Pforte ein wenig milder urtheilen. Oertliches. (Protocoll über die Sitzung des Gemeinderathes am 31. Jänner. — Forts.). Section. 2. G.-R. Pointner verliest nach¬ stehenden Amtsbericht: „Löblicher Gemeinderath! In der Gemeinderaths¬ Sitzung vom 20. December 1878 wurde der Beschluß gefaßt, die städt. Sicherheitswache mit neuen Säbeln, wie solche bei der Linzer Sicher¬ heitswache eingeführt sind, auszurüsten, und wurde hiefür ein Betrag von 100 fl. in's Präliminare eingestellt. — Das gefertigte Amt hat sich nun wegen Beschaffung solcher Säbel an zwei Firmen gewendet und zwar an Herrn Carl Sternitzky, Schwertfeger in Linz, welcher auch die Säbeln für die Wache in Linz geliefert hat. Nachdem hierüber von demselben eingelangten Schreiben würde sich deren Kostenaufwand für 10 Säbeln auf 120 fl. belaufen, nachdem die Anschaffung von Kuppel¬ wegfällt. Ein zweites Offert liegt vom Hof=Wassenfabrikanten Olige & Söhne aus Wien vor, wonach deren Kosten sich auf 80 fl. belaufen würden. — Von beiden Säbeln liegt ein Mustersabel vor, und zwar ist der mit Korb von Sternitzky. Das Amt würde sich trotz des etwas hö= heren Kostenaufwandes für diesen letzteren Säbel aussprechen, und glaub¬ nur, daß selbe etwas kürzer gemacht werden könnten. — In derselben Sitzung wurde auch von einer Seite angeregt, es seien die bei de Sicherheitswache vorhandenen Gewehre, welche in ihrem derzeitigen Zu¬ stande nicht gebrauchsfähig sind, einer Untersuchung in der Richtung zu unterziehen, ob und mit welchem Kostenaufwande sich dieselben wieder in Stand setzen ließen. Es wurde sich demnach in diesem Sinne an die Direction der hiesigen Waffenfabrik um Abgabe eines Gutachten gewendet und hierüber von derselben die in beiliegende Auskunft ertheilt, wonach sich diese Kosten per Stück aus 3 fl., mithin für die vorhandenen 7 Stück Gewehre auf 21 fl. belaufen würden. Weitere beehrt sich das Amt ein Schreiben der österr. Waffenfabriks=Gesellschaft, betreffend die Lieferung von neuen Gewehren, in Vorlage zu bringen. Schließlich sei noch auf § 10 der Dienstes Instruction hingewiesen, wonach das Feuergewehr einen Bestandtheil der Ausrüstung des einzel¬ nen Wachmannes bildet, daher im Falle der Reconstruirung der vor¬ handenen Gewehre sich mit Rücksicht auf den Stand von 10 Wachmän¬ nern (den Inspector und Gesangenen Aufseher nicht mitgerechnet) ein Abgang von 3 Gewehren zeigen würde. — Ein Stück der vorhandenen Gewehre, sowie ein Carabiner sammt Bajonet wird zur Besichtigung vorgelegt. — Steyr, am 23. Jänner 1879. — Iglieder." Referent bemerkt hiezu, daß hinsichtlich der Ausbesserung der vorhandenen Gewehre ein schriftliches Gutachten der Waffenfabriks¬ Direction vorliege, nach welchem selbe hiefür per Stück 3 fl. berechne die Gewehre seien aber so schadhaft, daß selbst um dieses Geld schade wäre. Referent verliest sodann ein zweites Schreiben der Waffen¬ sabrik, mit welchem selbe die Anschaffungskosten von neuen Gewehren bekannt gibt, und wonach ein Stück Werndl-Carabiner nach dem Mo¬ delle 1873 erster Qualität nebst Säbelbajonnet und Scheide auf 31 fl. 60 kr. und zweiter Qualität auf 21 fl. zu stehen komme. — Hinsicht¬ lich der Lieferung von neuen Säbeln seien auch zwei Schreiben vor¬ liegend, und zwar von Oligo & Söhne, Hof=Wassenfabrikant in Wien, und von Carl Sternitzky, Schwertfeger in Linz, welche Referent ver¬ liest und wornach Ersterer sich zur Lieferung von 10 Stück Säbeln à per 8 fl. in 8 Tagen, und Letzterer à per 12 fl. in 4 Wochen bereit erklärt. — Referent bemerkt weiters, daß die Muster sowol von den neuen und alten Gewehren, als auch von den Säbeln vorliegen, und stellt sohin namens der Section den Antrag, zum Dienste der hier¬ städtischen Sicherheitswache 12 Stück Werndl-Carabiner mit Säbel¬ Bajonneten sammt Scheiden zweiter Qualität zu dem offerirten Preis¬ per Stück 21 fl. anzukaufen; auf Beistellung neuer Säbeln nach vor¬ liegenden Mustern jedoch nicht einzurathen, da die bei den Weind¬ Carabinern befindlichen Säbel=Bajonette zur Verwendung im Dienst¬ ohnehin vollkommen entsprechen. Referent bemerkt hiezu noch, daß der Umstand, daß in einer früheren Gemeinderaths-Sitzung der Ankauf von neuen Säbeln beantragt worden sei, auf § 10 der Instruction für die städtische Sicherheitswache beruhe, welche lautet: „§ 10. — Amtskleidung. Die Sicherheitswache hat im Dienste stets in der Uniform, mit dem Dienstzeichen und mit dem Seitengewehre, über besondere Anordnung der Gemeinde=Vorstehung auch mit dem Feuergewehre versehen zu er¬ scheinen, ausgenommen die Fälle, in welchen das Erscheinen in Civil¬ kleidern ausdrücklich angeordnet wird; in diesem Fall müssen die betref¬ senden Wachmänner mit einer Legitimation versehen sein." Nun glaube er, daß das Säbel=Bajonne ohnehin die Stelle des Seitengewehres vertreten könnte; wenn man aber vielleicht darauf hin¬ weisen sollte, daß bei allen Gemeinden für die Sicherheitswache Säbel gebräuchlich seien und sie daher die Gemeinde-Vorstehung für nöthig erachte, so könnten die gegenwärtig vorhandenen Säbeln in Verwendung bleiben. Der Bürgermeister übergibt den Vorsitz an den Vice¬ Bürgermeister. Gemeinderath Peyrl hält das Beibehalten der bisherigen Sä¬ bel nicht für praktisch, wovon sich Jedermann überzeugt habe, indem selbe, statt dem Manne einen Schutz zu gewähren, ihm eher ein Hinderniß seien. Er möchte daher wol befürworten, daß die Anschaffung eines Seitengewehres beschlossen werde, was für eines, sei eben Sache des Gemeinderathes. Wenn das von der Section beantragte Säbel¬ Bajonnel den Anforderungen entspreche, so möge man selbes einführen; er möchte nur beantragen, daß die alten Säbeln unter allen Umständen beseitigt würden. Gemeinderath Ploberger empfiehlt den Sectionsantrag zur Annahme, nachdem dieser für die Gemeinde auch am billigsten komme Gemeinderath Schachinger schließt sich gleichfalls dem Sectiono¬ Antrage an und weist darauf hin, daß auch bei dem Militär das Ba¬ jonnet das Seitengewehr bilde. Gemeinderath Peyrl frägt, ob nicht für den Fall, daß das Säbel=Bajonett als Seitengewehr eingeführt würde, es möglich wäre, dasselbe etwas länger zu gestalten, worüber Gemeinderath Holub be¬ merkt, daß längere Bajonnete unpraktisch seien, was sich hinsichtlich der im Jahre 1867 eingeführten Bajonnete, die um 4 Zoll länger gewesen seien, bewährt habe, daher selbe alle in den Siebziger Jahren zur Um¬ gestaltung gebracht, und auf 18“ Länge verkürzt worden seien. — Hiernach wird der Sectiondantrag angenommen. — Z. 935. 3. Gemeinderath Pointer verliest nachstehende Eingabe „Löbliche Gemeinde-Vorstehung! Aus Anlaß der Revision der Ge¬ meinde Statuten für die Stadt Steyr bittet der hochachtungsvollst Ge¬ fertigte: Eine löbl. Gemeinde-Vorstehung wolle bei Durchführung der¬ selben auf Grund der staatsrechtlichen Parität der römisch-katholischen Der Alpen-Pott. Kirche und der evangelischen Kirche und ihrer Organe auch dem Pfarrer der evang. Kirchengemeinde Steyr das active und passive Wahlrecht in der politischen Gemeinde geneigtest zusichern und gewährleisten. — Einer löbl. Gemeinde-Vorstehung hochachtungsvollst, Carl Freyler, evangelischer Pfarrer. — Steyr, am 13. Jänner 1879. Hiezu beantragt Referent namens der Section, dieses Ein¬ schreiten dem Comité zur Revision des Gemeinde Statutes zuzuweisen -Beschluß nach Antrag. — Z. 645. 4. Gemeinderath Pointner führt an, daß die Waffenfabri¬ anläßlich der Errichtung des Eiskellers nächst dem Mitterwasser die früher bestandenen Aborte durch Aufstellung eines neuen reconstruirt habe, der von Seite der Gemeinde=Vorstehung beanständet worden sei¬ nachdem hiezu keine Bewilligung eingeholt worden sei; ob für die frü¬ heren Aborte eine Bewilligung seinerzeit eingeholt worden sei, wisse ei nicht. Gegen diese Verfügung habe nun die Waffenfabrik einen Recur¬ eingebracht, den Referent verlesen will, worüber aber der Vorsitzende bemerkt, daß mit Rücksicht auf den zu stellenden Sectionsantrag von dessen Verlesung Umgang genommen werden könnte, wonach Referent namens der Section den Antrag stellt, diese Angelegenheit der Bau¬ Section zur Vornahme eines Augenscheines und weiterer Berichterstat¬ tung abzutreten. Gemeinderath Josef Huber betont, daß dieser Gegenstand der Bausection ohnehin vollkommen bekannt sein dürfte; die betreffenden Aborte seien nach allen Vorschriften ausgeführt und befinden sich directe an der Wassermauer, so daß die Abfälle unmittelbar in's Wasser fallen; er glaube daher, daß eine weitere Commission überflüssig sei, und da¬ man die Sache so belassen könne, wie sie gegenwärtig gestaltet sei, da¬ her auf die Beseitigung nicht einzugehen wäre. Gemeinderath Ploberger gibt der Meinung Ausdruck, daß es wahrscheinlich nur ein Versehen gewesen sei, daß die Einzeichnung des Abortes in den Plan nicht erfolgt sei Gemeinderath Holub erwähnt, daß die Aborte ohnehin bestan¬ den hätten und nur reconstruirt worden seien. (Der Bürgermeister übernimmt wieder den Vorsitz.) Referent Gemeinderath Pointer hebt hervor, daß nach de Ackenlage die Abfälle auf trockenem Lande liegen bleiben; in dem Re¬ curse der Waffenfabrik sei aber angeführt, daß seither ein Graben ge¬ zogen worden sei, was also offenbar erst nach der erflossenen Verfügung der Gemeinde geschehen sei. Wenn es wirklich der Fall wäre, daß die Abfälle weggeschwemmt würden, so glaube er auch nicht, daß man die Aborte beanständen solle; wenn dieselben aber auf trockenem Land¬ liegen bleiben, dann sei die Gemeinde=Vorstehung im vollen Rechte ge¬ wesen, wenn sie dieses beanständet habe. Gemeinderath Josef Huber wirft ein, daß man sich gegen wärtig, obwol ein sehr kleiner Wasserstand sei, die Ueberzeugung ver¬ schaffen könne, daß Alles weggeschwemmt werde. Gemeinderath Boininer fährt fort, daß gerade deßwegen die Section beantragt habe, es sei seitens der Bausection hierüber ein An¬ genschein vorzunehmen. Wenn aber der Bericht des Gemeinderathes Huber heute schon als maßgebend betrachtet werde, so sei er auch dami einverstanden, daß schon heute über den Gegenstand abgestimmt werde Gemeinderath Josef Huber stellt den bestimmten Antrag, ei sei die Belassung der Aborte zu gestatten, ohne daß noch eine weiter¬ Commission hierüber abzuhalten sei. — Dieser Antrag wird ange¬ nommen. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß die Gemeinde=Vorstehung wol ebenso in Kenntniß des Bestandes sein dürfte, wie Gemeinderath Huber, stellt die Uebelstände nochmals dar, und erklärt, daß sich die Gemeinde=Vorstehung daher vorbehalte, über diesen Gegenstand seinerzeit zu entscheiden. (Fortsetzung folgt.) (Verzeichniß der zum Geschwornendienste berufenen Mitglieder des Gerichtshofes sowie der Haupt- und Er¬ gänzungs-Geschwornen.) A. Mitglieder des Gerichtshofes Michael Weismayr, k. k. Kreisgerichts=Präsident, Vorsitzender des Schwurgerichtshofes, Adolf Foglar, k. k. Landesgerichtsrath, Stell vertreter des Vorsitzenden und Ersatzrichter; Gustav Nippel, Ritter v. Weyerheim, k. k. Landesgerichtsrath, Richter: Leopold Kamptner, l. L.=G.=R., Nichter; Franz Klug, k. k. Rathssekretär, Richter: Dr. Hermann Berger, k. k. Gerichts-Adjunct, Ersatzrichter. — B. Haupt Geschworne: Sebastian Altenberger, Polier in Steyr. Georg At¬ linger, Nagelfabrikant in Steyr. Josef Bachbauer, Gastwirth in Weyr Franz Bürstinger, Hausbesitzer in Steyr. Ignaz Derfler, Hausbesitzer in Steyr. Josef Derflinger, Fragner in Steyr. Carl Fellerer, Kupfer¬ schmied in Steyr. Alois Graßl, Fragner in Steyr. Heinrich Groß, Goldleisten=Fabrikant in Steyr. Johann Haratzmüller, Brauer in Steyr. Reinhold Helmich, Waffenfabriks=Beamten in Steyr. Mathias Hermann, Schlosser in Steyr. Ernst Heubusch, Schlosser in Sterning Johann Hirsch, Schuhmacher in Steyr. Hermann Hollsteiner, Fabrike¬ Beamter in Steyr. Alois Lindhuber, Bäcker in Steyr. Josef Loibl Schallenschrotter in Steyr. Eduard Mayr, Hausbesitzer in Steyr. Josef Metz, Handelsmann in Steyr. Josef Molterer sen., Ahlschmied in Steyr. Johann Pepöl, Fleischer in Steyr. Josef Ploberger, Fleischer in Enns Josef Rahofer, Bauer in St. Ulrich. Anton Ramoser, Krämer in Waldneulichen. Rupert Rathner, Realitäten-Besitzer in Steyr. Alois Rathschüler, Lederer in Steyr. Ferdinand Reitter, Kauf¬ mann in Steyr. Ignaz Schaden, Bäcker in Steyr. Roman Scherb, Tischler in Steyr. Johann Scholz, Kaufmann in Steyr. Carl Sicin¬ ger, Messerer in Steyr. Michael Singer, Bauer in Matzelsdorf. Dr. Wilhelm Stiegler, Apotheker in Steyr. Johann Strasser, Hausbesitzer in Steyr. Franz Wagner, Krämer in Steyr Joachim Winternitz, Kaufmann in Steyr. C. Ergänzungs-Geschworne: Carl Eisner, Sparkasse-Beamter in Steyr. Franz Hofer, Eisenhändler in Steyr Jacob Kohn, Kleiderhändler in Steyr. Ludwig Mayrhofer, Fragner in Steyr. Franz Osbild, Glaser in Steyr. Mathias Perz, Kaufmann in Steyr. Josef Pichler, Bäcker in Steyr. Simon Polzl, Schneider in Steyr. Josef Sighardi, Fabriks=Beamter in Steyr. (Grünber=Junkränzchen.) Die „Grünober“ wissen, das muß man ihnen lassen, alle Jahre den Freunden echter Gemüthlichkeit und unverfälschten Frohsinns in jedem Carneval eine neue Ueber¬ raschung zu bieten, und man müßte in der That ein unverbesserlichen Kopfhänger sein, würde man in ihrem Kreise nicht immer kreuzfidel. So war dies denn auch heuer wieder der Fall, wo sie bei dem „Zu¬ kränzchen" am Dienstag den 11. d. M. Langer's Säle in unse herrliches Alpenland umgewandelt und so von vornherein schon in die¬ selben das urwüchsige Naturell unseres Volkes gebannt haben. Ueberschritt man die Schwelle, so befand man sich in einer ur¬ gemüthlichen Bauernstube, wo der Großbauer (Vereinsvorstand Herr Tomitz) am roh gezimmerten aber blanken geräumigen Tisch in aller Behäbigkeit saß, umgeben von seinem Gesinde, und die Bäuerin aus dem grünen Maßling in landesüblicher Gastfreundschaft das schäumend kühle Vier jedem Besucher credenzte. Da ginge schon sidel zu; es wurde gejodelt und geschnadahüpft, und ein eben aus „Neuesterreich“ zurückgekehrter jescher Bauernbursche sang seinen Cameraden das neu¬ österreichische „Weidlingau: „Das ist das Bosnien, wohin wir müssen geh'n", vor, in das die Andern — begeistert einfielen. Nur ungern verlassen wir die trauliche Stätte, aber da winkt uns schon (Speisezimmer unmittelbar vor dem Tanzsaale) der geliebt Damberg mit der Laurenzicapelle, der dreizäckige Schoberstein, von dem aus wir Losenstein mit der berühmten Ruine sehen, und der nächste Blick zeigt und den vom Abendrothe vergoldeten Großglockner mit dem romantisch gelegenen Heiligenblut. Trotz der tropischen Hitze fühlen wir uns bei diesem Anblicke doch schier erquickend angewehr von frischer kühler Alpenluft. Ein breites Thal (Tanzsaal) durchschreitend, kommen wir zu einer malerisch gruppirten Felsenpartie, in welche hin¬ ein die „Schutzhütte für Frauen (Damen=Toilette) gehauen ist, über ihr hat sich aber eine Musikkapelle placirt, die von ihrer fahnenumlat¬ terten Tribüne den lanzlustigen „Buab'n" und „Deaudlu flott zum Tanze ausspielt. Im Hintergrunde erheben sich die Riesen der Priel¬ gruppe. An den grünen Seitenabhängen der Felsenpartie haben sich schmucke Häuschen angeklebt und links dreht sich munter, vom nimmer versiegenden Wasserquell getrieben, rastlos das Rad einer Mühle. Wir steigen ein paar Schritte westwärts empor und treten vor eine offene Almhütte, wo ein Paar derbe Jagaburschen „Zithern schlagen (Stirnseite des großen Speisesaals) und wo sich auch von Zeit zu Zeit die übrigen Burschen" einfinden und „G'stanzeln" zum Besten geben. Das „Gasthaus zum Langer Vizenz" (Mitte der Läugenseite des Speise¬ saales), vor dem eine schmucke „Dirn" sitzt, hat nebst Bier und Most insbesondere für die „Dearudln" gar süßes „Bacht" verlockend aus¬ gestellt, und sind wir hieran vorübergegangen, so bleibt unser Auge ge¬ fesselt an den Zinnen des Dachsteins haften, der sich in den Fluthen des Gosauses spiegelt. Von da weg kommen wir wieder in die Re¬ gionen des „Schobersteins", und so hätten wir denn den Rundgang durch unser Alpenland mit wenig Mühe, viel Behagen, wenn auch nicht ohne schwere Schweißtropfen, beendet. Unsere Leser mögen aus dieser flüchtigen Beschreibung schon entnehmen, mit welch phantasievoller Erfindungsgabe, sinnreicher Anordnung und emsiger Mühewaltung die „Grünobler“ eine Decoration geschaffen, wie sie so originell und zu¬ gleich anmuthend in Steyr kaum je geboten wurde. Was Wunder, daß bei solcher freundlichen Umgebung ungezwun¬ gene Gemüthlichkeit und echter Frohsinn sich einfand und Alles in die behaglichste Stimmung versetzt wurde ! Dieselbe wurde gewiß nicht vermindert durch den Einzug zahl¬ reicher steiermärkischer „Buab'n" und „Deandl'n", die, geführt von ihrem gestrengen Herrn „Buagamasta", der Einladung der „Grün¬ obler gefolgt waren. Sie stannten all die vorhandenen Herrlichkeiten mit großer Aufmerksamkeit an, und nachdem ihnen der Herr „Buaga¬ masta" in wohlgesetzter Rede über ihr „Benehma", die unerläßlichen Verhaltungsmaßregeln, die sie mit gebührender Ehrfurcht entgegennah¬ men, gegeben, überließen sie sich mit toller Faschingslust dem Vergnü¬ gen, und tanzten auch sofort einen feschen steierischen Landler. Es konnte Einen da wahrlich nicht Wunder nehmen, wenn sich auch die „Stadt lent recht zahlreich unter dies lustige Bauernvolk mischten und an den vielen „mudlsaubern Deandln" und kernigen Burschen gar sehr Gefallen fanden, wenn sie auch ihrerseits alles „Geschniegelte“ und „Gebiegelte“ beiseite ließen und in ungebundener Heiterkeit weidlich mit den frischen Landleuten schäckerten und sich mit ihnen munter im Tanze drehten. Die Grünobler hatten aber auch für ihre Gäste noch etwas Apartes ausgespart und sich's ein gutes Stück Geld kosten lassen, um für den heutigen Abend direct vom Circus Renz den berühm¬ ten Riesen=Chinesen kommen zu lassen, außerdem aber noch als pilante Zugabe einen chinesischen Zwerg vorführen zu können. Vertheilte Placate mit den wohlgetroffenen Porträts dieser Rari¬ täten machten das Publicum an dieselben aufmerksam. In der Raststunde nun hielten sie ihren Einzug. Gezogen von vier feurigen Schimmeln, gelenkt von niedlichen Jockeys, kamen auf einem Triumph¬ wagen der große und der kleine Chinese angefahren unter dem Jube der Ballgesellschaft. Kein Zweifel darüber war gestattet, daß es wirk¬ lich der Riesen=Chinese vom Circus Reuz war, wenigstens sah er ihm frappant ähnlich. Er benahm sich sehr manierlich, machte vor dem Publicum gar zierliche Verbeugungen und neigte sein stattliches Haupt namentlich den reizenden Damen gerne und recht nahe zu. Eine gut gewählte Staffage bildete der chinesische Zwerg, der ebenfalls höchst brillant ausgestattet war. Die Visitkarten=Porträts dieser beiden Rari¬ täten fanden reichlichen Absatz. Der Riese begann dann die Nummern zu den vom Comité vorbereiteten Gewinnsten für die Damen zu ziehen und da gab es allerlei hübsche Sächelchen und viele heitere Ueber¬ raschungen, was die Ruhestunde aufs angenehmste ausfüllte. Vor der 3. Quadrille verkauften zu Gunsten der Armen die netten Steiererinnen Sträuchen von unverweltlichen Alpenblumen an die Herrenwelt und es ist begreiflich, daß selbe reißend abgingen und so gewiß ein nicht Bei den unansehnliches Scherflein für die Armen erzielt wurde. Steierern gings selbstverständlich alleweil am fidelsten zu, und als im Laufe des Abends das Oberhaupt der „Grünobler" erschien und sie im Namen der Gesellschaft herzlich begrüßte, da wollten der Jubel und die urwüchsigen Ovationen für die Veranstalter dieses herrlichen Abends gar kein Ende nehmen. Wir brauchen nach dieser Schilderung wol nicht erst nochmals zu versichern, daß alle Theilnehmer an diesem Faschingsvergnügen, welche so zahlreich erschienen waren, daß sie die gewiß geräumigen Localitäten kaum alle zu fassen vermochten, sich aufs beste und gemüth¬ lichste amüsirten, und daß dem Tanze mit unverminderter Lust bis zur sechsten Morgenstunde gehuldigt wurde. — Einen recht hübschen Effect machte es, als später sich der Saal einmal plötzlich verdunkelte und nur die Felsgruppe in magischer Beleuchtung hervortrat, von der herab die Musiker eine elektrisirende Trompeten-Fanfare ertönen ließen. Die Tanzordnungen erhielten die Damen in Form von winzigen Regenschirmen. Es erübrigt uns nur noch, dem Balcomité der „Grünober“ insbesondere aber dessen Vorstande Herrn Franz Tomitz, der bei solchen Gelegenheiten keine Kosten und Mühen scheut, Originelles und Gelungenes vorzuführen, für all das Gebotene die wohlverdiente Aner¬ kennung zu zollen mit dem Wunsche auf bestes Gedeihen der „Grünber¬ Gesellschaft“ für alle Zukunft. Wie wir hören, veranstaltet die Grünber=Gesellschaft am Fasching dienstag das zweite und letzte Tanzkränzchen für heuer im Gasthof „Zum Schiff." (Der neugegründete Damenchor) hielt am Donnerstag den 13. d. M. in Langer's Restauration seine erste Production ab unter dem Titel: „Familienabend". Das Publicum, bestehend aus den unterstützenden Mitgliedern und geladenen Gästen aus allen Kreisen der Stadt, hatte sich außerordentlich zahlreich eingefunden, begrüßt den Damenchor auf das sympathischeste und zeichnete alle Nummern des Programms mit rauschendem Beifalle aus. Der Erfolg des Abends war ein vollständiger, für den Damenchor höchst schmeichelhafter. Es fehlt in heutiger Nummer an Raum zu einem eingehenden Berichte über diesen Abend und wird ein solcher in nächster Nummer folgen. Eine Nacht am Mississippi.) Wir machen hiemit die Besucher dieses Festes noch einmal aufmerksam, daß dasselbe präcise um halb 8 Uhr mit dem Einzuge der Gruppe der Wilden beginnt. Die übrigen Gruppen folgen in genau bestimmten Zwischenräumen, so daß die letzte um 9 Uhr 40 Minuten den Saal betreten wird. (Theater=Nachricht.) Wir machen unsere Leser darauf auf¬ merksam, daß heute Nachmittags 4 Uhr im städt. Theater eine Kindervorstellung zu durchwegs halben Eintrittspreisen gegeben wird, wobei zur Aufführung gelangt: „Die drei Haule¬ mannerchen, oder: Die gute Liefel und 's böse Gretel" Heute Abends 7 Uhr wird als Abschieds=Vorstellung bei ge¬ wöhnlichen Preisen aufgeführt: „Die Pfarrers=Köchin, Lebensbild in 3 Acten von O. F. Berg, unter Mitwirkung der Frau Suppau¬ Blick. — Diese beiden letzten Vorstellungen, welche noch die in arger Nothlage sich befindende Theatergesellschaft gibt, sollen dieser wenigstens das nöthige Reisegeld verschaffen, um von hier wegzu¬ kommen. Wir möchten daher die Bewohner Steyr's bitten, diesen Appell an ihren humanitären Sinn nicht ungehört verhallen zu lassen und die Vorstellungen recht zahlreich zu besuchen, umsomehr, als die Gesellschaft alle Anstrengungen macht, Gutes zu bieten. Appellverhandlungen beim hiesigen k. k. Kreisgerichte.) Am 20. Februar: Gegen Antonia Artner, Strazzensammlerin in Unter¬ zell, Bezirk Waidhofen a. d. Ibbs, wegen Uebertretung des Diebstahls gegen Michael Schedlberger am Laufhubergute zu Eggmair, Josef Nie¬ dertremmel am Gurkengütl und Georg Lederhilger am Schobergute, Bezirk Grünburg, wegen Uebertretung des versuchten Diebstahls resp. Uebertretung des Waffenpatentes und der Ehrenbeleidigung; gegen

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