Pränumeration für Steyr: vierteljährig k. . halbjährig durch Post: vierteljährig halbjährig ganzjährig. Einzelne Blätter 6 kr. Zustellungs-Gebühr in's Haus jährlich 40 kr. Inserat. werden nach dem billigst festgesetzten Tarife berechnet „Eingesendet wird die einspaltige Petitzeile mit 10 kr. berechnet. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag. Schluß des Blattes für Annahme von Inseraten und Artikeln für den betreffenden Tag Samstag und Mittwoch 11 Uhr Mittags. Ausgabe der Sonntags-Nummer 8 Uhr Früh, der Donnerstags-Nummer 11 Uhr Vormittags. Redactions, & Expeditions-Locale M. Haas'sche Buchdruckerei & Lithografie Steyr, Grünmarkt Nr. 49. Manuscripte werden nicht zurückgestellt, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. * Zuschriften portofrei. Nur mit Retourmarken versehene briefliche Anfragen um Auskunft über Inserate werden beantwortet. Inserate und Pränumerationsbetrag müssen vorhinein bezahlt werden. Nr. 14. Steyr, Sonntag den 16. Februar 1879. 25. Jahrgang. Zur Tagesgeschichte. Die Cabinetsbildung will durchaus nicht vorwärts Nachdem die Mission Taaffes gescheitert war, trat die Reconstruirung des Ministeriums Auersperg, jedoch ohne Auersperg, Unger und Chlumecky, an die Oberfläche. Stre¬ mayr sollte die Bildung des neu=alten oder alt neuen wie man will — Ministeriums übernehmen, und es hief auch, Stremayr's Aufgabe sei gelungen und Graf Taaffe werde in das Cabinet Stremayr als Minister des Inner¬ eintreten. Da kam vorgestern plötzlich wieder die „Hiobspost“ „Auch diese Combination ist gescheitert!“ Es mache sich eine solche Regierungsmüdigkeit geltend, daß selbst die bisher so aufopferungsvollen „alten" Minister nicht mehr mitthun wollen. — Neuesten Nachrichten zufolge sollen sich indeß die „Regierungsmüden" doch noch einmal haben erweichen lassen und die Ernennung des Ministeriums Stremayr durch diese Vorgänge nur einen kurzen Aufschub erfahren haben Nun dürften wir wol thatsächlich nicht mehr lange zu warten haben, bis uns die „Wiener Zeitung“ von der Ungewißheit „erlöst“ und die Namen des unter so langwierigen krampf haften Schmerzen geborenen Ministeriums der Welt bekannt macht. In Deutschland wurde am 12. d. M. der Reichs¬ tag mit einer feierlichen Thronrede eröffnet; der Kaiser hatte die Gelegenheit ergriffen, um in eigener Person in mitten der Reichsvertretung jene wichtigen Regierungs=Ent würfe zu verkünden, mit welchen der Reichskanzler bereits seit längerer Zeit die öffentliche Meinung auf das lebhafteste zu beschäftigen wußte. Zunächst sprach der greise Monarch nochmals den Dank aus „für Gottes Gnade, die ihn „in der Gefahr beschirmt und von schweren Leiden geheilt hat. Sodann zollte er dem Kronprinzen seine Anerkennung für die provisorische Führung der Regierungsgeschäfte und dankte den Reichs=Vertretern für die Votirung des Socialisten¬ Gesetzes. Nach diesen einleitenden Worten wendete sich die Thronrede den nächst dringlichen Aufgaben des Reichs¬ tages zu. In Dänemark will man den Artikel V doch nicht so ohneweiters einschlafen lassen. Durch die von Seite Preußen's im Jahre 1867 an Dänemark gemachte Mit¬ theilung des Artikels V des Prager Friedens und durch die Eröffnung der dann plötzlich von deutscher Seite unter¬ brochenen Unterhandlungen hat man, nach dänischer Auf¬ fassung, in Berlin Dänemark als an dem Vertrage betheiligt anerkannt. Die dänische Regierung würde daher gegen ihre Pflicht zu verstoßen glauben, wenn sie über das jüngst Ge¬ schehene mit Stillschweigen hinwegginge. Es darf als siche¬ angesehen werden, daß sie sich durch ihren Gesandten in Berlin an die deutsche Regierung wenden wird, um, wenn möglich, neue Unterhandlungen zu eröffnen, „die zu einer Uebereinkunft führen könnten, welche Dänemarks be¬ rechtigten Anspruch befriedigen und eine andauernde Grund¬ lage eines guten Verhältnisses zwischen Deutschland und dem skandinavischen Norden bilden würde." Selbst in die¬ sem Augenblicke, wo in Kopenhagen eine leicht begreifliche Aufregung herrscht, sehnt man sich nach einer solchen Verständigung. In Frankreich hat die neue Regierung das Amne¬ stie=Gesetz eingebracht. Nach dessen Bestimmungen be¬ deutet diese Amnestie nur Wiedereinsetzung der zuvor von dem Staatsoberhaupte Begnadigten, sowie derjenigen Com¬ mune=Schuldigen, welche ihre volle Strafe abgebüßt haben in den Vollgenuß der bürgerlichen Rechte. Ob jener Gna¬ denact von den Verurtheilten nachgesucht werden muß, oder auch sonst erfolgen kann, darüber schweigt das Gesetz; jeden falls hängt die Gnade, der Straferlaß, also die Hauptsache nach wie vor nur von der executiven Gewalt ab. Diese Gnade kann sich vermöge der Vorlage auch auf contumaces erstrecken, was nach dem ordentlichen Gesetze bisher nicht erlaubt war. Der Art. 637 der Strafproceßordnung, von dem die Vorlage in Art. 3 spricht, erklärt die mit Tod oder lebenslänglichen Gefängnisstrafen bedrohten Verbrechen in zehn Jahren für verjährt, wenn nicht inzwischen eine Ver¬ folgung eingeleitet worden ist; diese Verjährung soll also den Commune=Schuldigen, gegen welche ein Proceß einge¬ leitet, aber nicht zu Ende geführt ist, schon jetzt zu Gute kommen. Der Art. 476 der Strafproceß=Ordnung endlich wahrt dem in contumaciam (in seiner Abwesenheit Verurtheilten, der sich den Behörden stellt, das Recht auf eine neue Verhandlung. Dieses Recht, von dem wol kaum ein einziger Verurtheilter Gebrauch gemacht hätte, wird durch Art. 5 der Vorlage ausdrücklich aufgehoben. Dieselbe dürfte in der radicalen Presse auf heftigen Widerspruch stoßen und ist vielleicht auch der Majorität im Abgeordneten¬ hause noch nicht gewiß. Auch die Veränderungen in der Commanden der Armee hat Grévy in republikanischem Sinne durchgeführt. Das Parlament England's ist am 13. d. zusammen¬ getreten. Da die Session bereits im December mit einer Thronrede eröffnet wurde, so vollzog sich der Zusammen¬ tritt diesmal ohne Sang und Klang. Lord Beacons¬ field im Oberhause und Sir Stafford Northcote im Unterhause gaben langathmige Erklärungen ab, in denen sie auf die Durchführung des Berliner Vertrages verwiesen eine Reihe von Reform=Gesetzen versprachen und die Nieder¬ lage in Natal, so gut es ging, zu beschönigen versuchten Trotzdem wird die Session höchst stürmisch werden. Die Opposition wird trachten, um jeden Preis die Regierung zur Auflösung zu zwingen, denn bei den Wahlen kann sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit au einen Erfolg rechnen. Der russisch=türkische Friede enthält nebst dem eigent¬ lichen Friedens Vertrage eine russische Note an die Pforte und ein aus zwölf Artikeln bestehendes Protocoll Der Berliner Vertrag wird als rechtsgültig anerkannt an Stelle jener Bestimmungen des Vertrages von San Stefano, mit welchen sich der Congreß beschäftigte. Die Kriegsent schädigung wird mit 802,500.000 Francs festgesetzt. Eine Entschädigung von 26.500.000 Francs wurde für die in der Türkei ansässigen Russen bestimmt, die durch den Krieg gelitten haben. Die Einwohner der an Rußland abgetrete nen Länder haben das Recht, ihr Grundeigenthum zu ver¬ äußern und innerhalb drei Jahren das Land zu verlassen Beide Regierungen machen sich verbindlich, jene Personen unbehelligt zu lassen, die durch ihre Beziehungen zu der einen oder anderen comprimittirt wären. Für alle Vor¬ kommnisse vor dem Vertrags=Abschlusse wird eine gegenseitige vollständige Amnestie gewährt. Die ehemaligen Handelsver¬ träge und Capitulationen zwischen Rußland und der Türke treten wieder in Kraft. Der Austausch der Ratificationen erfolgt wenn möglich längstens innerhalb zwei Wochen. Die erwähnte Note enthält die Anzeige, daß die russischen Trup¬ pen sofort nach dem Austausche der Ratificationen den Rückzug aus jenem Gebiete beginnen werden, welches sie außerhalb Öst=Rumeliens und Bulgariens besetzt halten. In den 12 Artikeln des Protocolls wird die Art der Durch¬ führung einzelner Bestimmungen näher bestimmt. — Ru߬ land scheint in der That diesmal Ernst zu machen mit der Durchführung des Vertrages, da bereits der Rückzug seiner Truppen ans der Türkei begonnen hat. Zu dieser kaum erwarteten russischen „Vertragstreue mag wol hauptsächlich der schlimme Gesundheitszustand der Truppen, die Pest im eigenen Lande, und auch namentlich die ungünstige finan¬ zielle Lage des Reiches, die demselben schleunigst Sparsamkeit gebietet, beitragen. Allerdings hat Rußland, wie wir schon berichtet, abermals einen Conflict mit Rumänien herauf¬ beschworen, um die Ordnung der Dinge im Oriente nur ja nicht zu schnell reif werden zu lassen. Dieser Conflict zwischen Rumänien und Rußland nimmt sowol durch die Entschlossenheit der rumänischen Re¬ gierung, auf den von ihr beanspruchten Rechten zu behar¬ ren, als durch Rußlands fortgesetztes rücksichtsloses Vorgehen und durch einzelne Zwischenfälle, von denen gemeldet wird eine recht bedenkliche Gestalt an. Es ist bereits an mehre¬ ren Orten zu heftigen Zusammenstößen zwischen heimkehren¬ den russischen Soldaten und den Behörden und Bevölkerun¬ gen Rumäniens gekommen. Nun hat die russische Regierung auch, wie es heißt, gegen ihre frühere Absicht, den Rück¬ marsch eines Theiles ihrer Truppen durch rumänisches Ge¬ biet, die Dobrudscha, verfügt, wodurch die Bemühungen Rumäniens betreffs Absperrung vor der Pestgefahr illusorisch werden. Die eigenthümliche, hier noch eclatanter als ander¬ wärts zu Tage tretende Verquickung von Pest und Politik prägt sich also auch hier wie in der Frage der Eisenbahn¬ Beförderung der russischen Officiere (denen verwehrt wird in Waggons I. und II. Classe zu fahren) aus. Wenn schlie߬ lich Fürst Carl, hauptsächlich auf den moralischen Beistand Bismarck's bauend?) in der Arab-Tabia-Frage nicht nachzu¬ geben entschlossen ist, so dürfte derselbe jetzt auch noch, nach¬ dem mit der Gefahr der Ausbreitung der Pest durch die russischen Truppen ein allgemein europäisches Interesse an¬ geregt ist, auf die moralische Unterstützung der übrigen europäischen Mächte zählen. Ob diese hinreichend sein wird um Rumänien gegen den Ausbruch des Grolles Rußlands über seine Isolirung wirksam zu schützen, ist allerdings eine andere Frage. Zwischen der Türkei und Griechenland ist noch immer Alles in der Schwebe. Mit alttürkischer Schlauheit haben die Staatsmänner der Pforte die Verhandlungen mit diesem Lande so lange hinausgeschoben, bis sie mit Rußland und Montenegro im Reinen waren. Jetzt haben sie es nur mehr mit Griechenland allein zu thun und die Aussichten des Letzteren sind seit einigen Tagen um Vieles schlechter, denn früher. Von Rußland, das Montenegro so eifrig beschützte, Feuilleton. Die reiche Erbin. Roman nach dem Englischen, frei bearbeitet von Hermine Frankenstein. (12. Fortsetzung.) Neuntes Capitel. Die Verlobung. Der Salon im Taxushofe war ein langes, breites etwas alterthümliches Gemach, mit sehr tiefen Fensternischen und in einem Style möblirt, der mehr der Bequemlichteit als der Eleganz huldigte, obwol auch die letztere durchaus nicht vergessen war Sir Hugh verharrte viele Minuten in banger Erwartung Er horchte auf jeden Fußtritt in der Halle, während Diana im Studirzimmer ihres Vaters war. Er hörte sie nicht durch die Halle kommen. Plötzlich drehte er sich um und sah sie mit zögernden, schüchternen Blicken auf sich zukommen. Sein erster Gedanke war, daß sie außergewöhnlich bleich sei. Sein zweiter, daß sie ihm nie reizender und lieblicher erschienen sei. Er trat mit ausgestreckten Händen auf sie zu, und sein Gesicht erglühte. Dann nahm er ihre Hand und führte sie zu einem der Sophas, auf welchem sie Beide Platz nahmen. „Miß Paulet", begann er, „ich habe Ihnen etwas Besonders zu sagen", und aus seinen blauen Augen leuchtet¬ die Zärtlichkeit, welche seine Lippen noch nicht zugestehen wagten. „Ihr Vater hat mir die Erlaubniß gegeben, mit Ihnen zu sprechen. Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen ich liebe Sie von ganzen daß ich Sie liebe. Diana Herzen, mit ganzer Seele mehr als ich mein eigenes Leben liebe Sprechen Sie zu mir! Können Sie mich wieder lieben? Der Ton seiner Stimme war voll Leidenschaftlichkeit, seine ganze Liebe für sie erzitterte in demselben. Sie wurde bleicher. Einen kurzen Augenblick lan¬ schien es ihr, als wäre es eine Sünde, diese ritterliche Seele an die ihrige zu ketten, auf deren Grund ihr furchtbares Geheimniß wie eine verborgene Wunde lag. „Sir Hugh", antwortete sie mit bebenden Lippen, „Sie erweisen mir eine hohe Ehre. Aber, was soll ich Ihnen sagen?" Sein schönes Gesicht umdüsterte sich; aber nur auf einen Moment, dann rief er: „Wenn Sie mich heute noch nicht lieben, so will ich Ihre Liebe gewinnen. Sagen Sie, daß Sie mein — meine Gattin werden wollen, Diana! Er neigte sich zu ihr, hielt ihre Hände fest, er schaute ihr tief in die leuchtenden, jetzt verdunkelten Augen und fuhr fort, ihr seine Liebe zu gestehen mit aller Gluth der Beredt¬ samkeit, die ihm zu Gebote stand. Und Diana hörte ihm zu und ihre trüben Ahnungen verschwanden wieder. „Er liebt mich, dachte sie verwirrt. „Wenn ich mich weigere, mache ich ihn und meinen Vater unglücklich, ohne mich selbst glücklich zu machen. Philipp ist todt. Diese thörichte Heirat wird nie entdeckt werden. So ging sie mit sich zu Rathe, während Sir Hugh's Flehen immer leidenschaftlicher wurde „Nichts kann mich hindern", sagte sie für sich. „Viel¬ leicht sollte ich ihm Alles von jener ersten Heirat sagen aber ich kann nicht. Und Sir Hugh würde sich mit Abschen von der Witwe eines Fälschers und Selbstmörders abwenden Ich kann nicht, ich kann nicht! Wenn ich ihn heirate, muß ich es thun, ohne mein Geheimniß zu verrathen. In diesem Augenblicke bemerkte sie, daß Sir Hugh stille geworden war und sie voll banger Erwartung betrachtete. „Diana", sagte er sanft, „ich warte auf eine Antwort. Sie hatte entschieden. „Sir Hugh", flüsterte sie, „wenn sie mich so nehmen wollen, wie ich bin, mit all meinen Fehlern Er wartete nicht auf die Vollendung dieses Satzes, sondern schloß sie in seine Arme, sie mit seinen Küssen halb erdrückend. Ach, würde sie es nicht bereuen in Thränen und Jammer? Es war vielleicht gut für sie Beide, daß sie nicht in die Zukunft lesen konnten (Fortsetzung folgt.)
Seite 2 Nr. 14 daß es ohne die vorausgegangene Befriedigung desselben gar keinen Frieden mit der Türkei schließen wollte, hat der König von Griechenland nichts zu erwarten. Frankreich is zwar auf seiner Seite, allein einen Krieg wird es wegen der griechischen Ansprüche doch nicht führen, und anders hat eine Vermittlung keinen rechten Nachdruck. Dieses hinterlistige Benehmen der Pforte ist zwar nichts weniger als rühmenswerth — allein wenn man bedenkt, daß der Türke seit vielen Jahren das Opfer aller möglichen In¬ samien ist, daß gegen ihn keine Treue, kein Glaube, keine Redlichkeit gilt, daß insbesondere seine kleinen Nachbarn unter dem Schutze Rußlands sich die größten Niederträchtigkeiten erlauben durften, wenn man ferner erwägt, daß dieses Griechenland einen Gebiets=Zuwachs angesprochen und auch zugesagt erhalten hat, den es in keiner Weise verdiente so wird man über das Verfahren der Pforte ein wenig milder urtheilen. Oertliches. (Protocoll über die Sitzung des Gemeinderathes am 31. Jänner. — Forts.). Section. 2. G.-R. Pointner verliest nach¬ stehenden Amtsbericht: „Löblicher Gemeinderath! In der Gemeinderaths¬ Sitzung vom 20. December 1878 wurde der Beschluß gefaßt, die städt. Sicherheitswache mit neuen Säbeln, wie solche bei der Linzer Sicher¬ heitswache eingeführt sind, auszurüsten, und wurde hiefür ein Betrag von 100 fl. in's Präliminare eingestellt. — Das gefertigte Amt hat sich nun wegen Beschaffung solcher Säbel an zwei Firmen gewendet und zwar an Herrn Carl Sternitzky, Schwertfeger in Linz, welcher auch die Säbeln für die Wache in Linz geliefert hat. Nachdem hierüber von demselben eingelangten Schreiben würde sich deren Kostenaufwand für 10 Säbeln auf 120 fl. belaufen, nachdem die Anschaffung von Kuppel¬ wegfällt. Ein zweites Offert liegt vom Hof=Wassenfabrikanten Olige & Söhne aus Wien vor, wonach deren Kosten sich auf 80 fl. belaufen würden. — Von beiden Säbeln liegt ein Mustersabel vor, und zwar ist der mit Korb von Sternitzky. Das Amt würde sich trotz des etwas hö= heren Kostenaufwandes für diesen letzteren Säbel aussprechen, und glaub¬ nur, daß selbe etwas kürzer gemacht werden könnten. — In derselben Sitzung wurde auch von einer Seite angeregt, es seien die bei de Sicherheitswache vorhandenen Gewehre, welche in ihrem derzeitigen Zu¬ stande nicht gebrauchsfähig sind, einer Untersuchung in der Richtung zu unterziehen, ob und mit welchem Kostenaufwande sich dieselben wieder in Stand setzen ließen. Es wurde sich demnach in diesem Sinne an die Direction der hiesigen Waffenfabrik um Abgabe eines Gutachten gewendet und hierüber von derselben die in beiliegende Auskunft ertheilt, wonach sich diese Kosten per Stück aus 3 fl., mithin für die vorhandenen 7 Stück Gewehre auf 21 fl. belaufen würden. Weitere beehrt sich das Amt ein Schreiben der österr. Waffenfabriks=Gesellschaft, betreffend die Lieferung von neuen Gewehren, in Vorlage zu bringen. Schließlich sei noch auf § 10 der Dienstes Instruction hingewiesen, wonach das Feuergewehr einen Bestandtheil der Ausrüstung des einzel¬ nen Wachmannes bildet, daher im Falle der Reconstruirung der vor¬ handenen Gewehre sich mit Rücksicht auf den Stand von 10 Wachmän¬ nern (den Inspector und Gesangenen Aufseher nicht mitgerechnet) ein Abgang von 3 Gewehren zeigen würde. — Ein Stück der vorhandenen Gewehre, sowie ein Carabiner sammt Bajonet wird zur Besichtigung vorgelegt. — Steyr, am 23. Jänner 1879. — Iglieder." Referent bemerkt hiezu, daß hinsichtlich der Ausbesserung der vorhandenen Gewehre ein schriftliches Gutachten der Waffenfabriks¬ Direction vorliege, nach welchem selbe hiefür per Stück 3 fl. berechne die Gewehre seien aber so schadhaft, daß selbst um dieses Geld schade wäre. Referent verliest sodann ein zweites Schreiben der Waffen¬ sabrik, mit welchem selbe die Anschaffungskosten von neuen Gewehren bekannt gibt, und wonach ein Stück Werndl-Carabiner nach dem Mo¬ delle 1873 erster Qualität nebst Säbelbajonnet und Scheide auf 31 fl. 60 kr. und zweiter Qualität auf 21 fl. zu stehen komme. — Hinsicht¬ lich der Lieferung von neuen Säbeln seien auch zwei Schreiben vor¬ liegend, und zwar von Oligo & Söhne, Hof=Wassenfabrikant in Wien, und von Carl Sternitzky, Schwertfeger in Linz, welche Referent ver¬ liest und wornach Ersterer sich zur Lieferung von 10 Stück Säbeln à per 8 fl. in 8 Tagen, und Letzterer à per 12 fl. in 4 Wochen bereit erklärt. — Referent bemerkt weiters, daß die Muster sowol von den neuen und alten Gewehren, als auch von den Säbeln vorliegen, und stellt sohin namens der Section den Antrag, zum Dienste der hier¬ städtischen Sicherheitswache 12 Stück Werndl-Carabiner mit Säbel¬ Bajonneten sammt Scheiden zweiter Qualität zu dem offerirten Preis¬ per Stück 21 fl. anzukaufen; auf Beistellung neuer Säbeln nach vor¬ liegenden Mustern jedoch nicht einzurathen, da die bei den Weind¬ Carabinern befindlichen Säbel=Bajonette zur Verwendung im Dienst¬ ohnehin vollkommen entsprechen. Referent bemerkt hiezu noch, daß der Umstand, daß in einer früheren Gemeinderaths-Sitzung der Ankauf von neuen Säbeln beantragt worden sei, auf § 10 der Instruction für die städtische Sicherheitswache beruhe, welche lautet: „§ 10. — Amtskleidung. Die Sicherheitswache hat im Dienste stets in der Uniform, mit dem Dienstzeichen und mit dem Seitengewehre, über besondere Anordnung der Gemeinde=Vorstehung auch mit dem Feuergewehre versehen zu er¬ scheinen, ausgenommen die Fälle, in welchen das Erscheinen in Civil¬ kleidern ausdrücklich angeordnet wird; in diesem Fall müssen die betref¬ senden Wachmänner mit einer Legitimation versehen sein." Nun glaube er, daß das Säbel=Bajonne ohnehin die Stelle des Seitengewehres vertreten könnte; wenn man aber vielleicht darauf hin¬ weisen sollte, daß bei allen Gemeinden für die Sicherheitswache Säbel gebräuchlich seien und sie daher die Gemeinde-Vorstehung für nöthig erachte, so könnten die gegenwärtig vorhandenen Säbeln in Verwendung bleiben. Der Bürgermeister übergibt den Vorsitz an den Vice¬ Bürgermeister. Gemeinderath Peyrl hält das Beibehalten der bisherigen Sä¬ bel nicht für praktisch, wovon sich Jedermann überzeugt habe, indem selbe, statt dem Manne einen Schutz zu gewähren, ihm eher ein Hinderniß seien. Er möchte daher wol befürworten, daß die Anschaffung eines Seitengewehres beschlossen werde, was für eines, sei eben Sache des Gemeinderathes. Wenn das von der Section beantragte Säbel¬ Bajonnel den Anforderungen entspreche, so möge man selbes einführen; er möchte nur beantragen, daß die alten Säbeln unter allen Umständen beseitigt würden. Gemeinderath Ploberger empfiehlt den Sectionsantrag zur Annahme, nachdem dieser für die Gemeinde auch am billigsten komme Gemeinderath Schachinger schließt sich gleichfalls dem Sectiono¬ Antrage an und weist darauf hin, daß auch bei dem Militär das Ba¬ jonnet das Seitengewehr bilde. Gemeinderath Peyrl frägt, ob nicht für den Fall, daß das Säbel=Bajonett als Seitengewehr eingeführt würde, es möglich wäre, dasselbe etwas länger zu gestalten, worüber Gemeinderath Holub be¬ merkt, daß längere Bajonnete unpraktisch seien, was sich hinsichtlich der im Jahre 1867 eingeführten Bajonnete, die um 4 Zoll länger gewesen seien, bewährt habe, daher selbe alle in den Siebziger Jahren zur Um¬ gestaltung gebracht, und auf 18“ Länge verkürzt worden seien. — Hiernach wird der Sectiondantrag angenommen. — Z. 935. 3. Gemeinderath Pointer verliest nachstehende Eingabe „Löbliche Gemeinde-Vorstehung! Aus Anlaß der Revision der Ge¬ meinde Statuten für die Stadt Steyr bittet der hochachtungsvollst Ge¬ fertigte: Eine löbl. Gemeinde-Vorstehung wolle bei Durchführung der¬ selben auf Grund der staatsrechtlichen Parität der römisch-katholischen Der Alpen-Pott. Kirche und der evangelischen Kirche und ihrer Organe auch dem Pfarrer der evang. Kirchengemeinde Steyr das active und passive Wahlrecht in der politischen Gemeinde geneigtest zusichern und gewährleisten. — Einer löbl. Gemeinde-Vorstehung hochachtungsvollst, Carl Freyler, evangelischer Pfarrer. — Steyr, am 13. Jänner 1879. Hiezu beantragt Referent namens der Section, dieses Ein¬ schreiten dem Comité zur Revision des Gemeinde Statutes zuzuweisen -Beschluß nach Antrag. — Z. 645. 4. Gemeinderath Pointner führt an, daß die Waffenfabri¬ anläßlich der Errichtung des Eiskellers nächst dem Mitterwasser die früher bestandenen Aborte durch Aufstellung eines neuen reconstruirt habe, der von Seite der Gemeinde=Vorstehung beanständet worden sei¬ nachdem hiezu keine Bewilligung eingeholt worden sei; ob für die frü¬ heren Aborte eine Bewilligung seinerzeit eingeholt worden sei, wisse ei nicht. Gegen diese Verfügung habe nun die Waffenfabrik einen Recur¬ eingebracht, den Referent verlesen will, worüber aber der Vorsitzende bemerkt, daß mit Rücksicht auf den zu stellenden Sectionsantrag von dessen Verlesung Umgang genommen werden könnte, wonach Referent namens der Section den Antrag stellt, diese Angelegenheit der Bau¬ Section zur Vornahme eines Augenscheines und weiterer Berichterstat¬ tung abzutreten. Gemeinderath Josef Huber betont, daß dieser Gegenstand der Bausection ohnehin vollkommen bekannt sein dürfte; die betreffenden Aborte seien nach allen Vorschriften ausgeführt und befinden sich directe an der Wassermauer, so daß die Abfälle unmittelbar in's Wasser fallen; er glaube daher, daß eine weitere Commission überflüssig sei, und da¬ man die Sache so belassen könne, wie sie gegenwärtig gestaltet sei, da¬ her auf die Beseitigung nicht einzugehen wäre. Gemeinderath Ploberger gibt der Meinung Ausdruck, daß es wahrscheinlich nur ein Versehen gewesen sei, daß die Einzeichnung des Abortes in den Plan nicht erfolgt sei Gemeinderath Holub erwähnt, daß die Aborte ohnehin bestan¬ den hätten und nur reconstruirt worden seien. (Der Bürgermeister übernimmt wieder den Vorsitz.) Referent Gemeinderath Pointer hebt hervor, daß nach de Ackenlage die Abfälle auf trockenem Lande liegen bleiben; in dem Re¬ curse der Waffenfabrik sei aber angeführt, daß seither ein Graben ge¬ zogen worden sei, was also offenbar erst nach der erflossenen Verfügung der Gemeinde geschehen sei. Wenn es wirklich der Fall wäre, daß die Abfälle weggeschwemmt würden, so glaube er auch nicht, daß man die Aborte beanständen solle; wenn dieselben aber auf trockenem Land¬ liegen bleiben, dann sei die Gemeinde=Vorstehung im vollen Rechte ge¬ wesen, wenn sie dieses beanständet habe. Gemeinderath Josef Huber wirft ein, daß man sich gegen wärtig, obwol ein sehr kleiner Wasserstand sei, die Ueberzeugung ver¬ schaffen könne, daß Alles weggeschwemmt werde. Gemeinderath Boininer fährt fort, daß gerade deßwegen die Section beantragt habe, es sei seitens der Bausection hierüber ein An¬ genschein vorzunehmen. Wenn aber der Bericht des Gemeinderathes Huber heute schon als maßgebend betrachtet werde, so sei er auch dami einverstanden, daß schon heute über den Gegenstand abgestimmt werde Gemeinderath Josef Huber stellt den bestimmten Antrag, ei sei die Belassung der Aborte zu gestatten, ohne daß noch eine weiter¬ Commission hierüber abzuhalten sei. — Dieser Antrag wird ange¬ nommen. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß die Gemeinde=Vorstehung wol ebenso in Kenntniß des Bestandes sein dürfte, wie Gemeinderath Huber, stellt die Uebelstände nochmals dar, und erklärt, daß sich die Gemeinde=Vorstehung daher vorbehalte, über diesen Gegenstand seinerzeit zu entscheiden. (Fortsetzung folgt.) (Verzeichniß der zum Geschwornendienste berufenen Mitglieder des Gerichtshofes sowie der Haupt- und Er¬ gänzungs-Geschwornen.) A. Mitglieder des Gerichtshofes Michael Weismayr, k. k. Kreisgerichts=Präsident, Vorsitzender des Schwurgerichtshofes, Adolf Foglar, k. k. Landesgerichtsrath, Stell vertreter des Vorsitzenden und Ersatzrichter; Gustav Nippel, Ritter v. Weyerheim, k. k. Landesgerichtsrath, Richter: Leopold Kamptner, l. L.=G.=R., Nichter; Franz Klug, k. k. Rathssekretär, Richter: Dr. Hermann Berger, k. k. Gerichts-Adjunct, Ersatzrichter. — B. Haupt Geschworne: Sebastian Altenberger, Polier in Steyr. Georg At¬ linger, Nagelfabrikant in Steyr. Josef Bachbauer, Gastwirth in Weyr Franz Bürstinger, Hausbesitzer in Steyr. Ignaz Derfler, Hausbesitzer in Steyr. Josef Derflinger, Fragner in Steyr. Carl Fellerer, Kupfer¬ schmied in Steyr. Alois Graßl, Fragner in Steyr. Heinrich Groß, Goldleisten=Fabrikant in Steyr. Johann Haratzmüller, Brauer in Steyr. Reinhold Helmich, Waffenfabriks=Beamten in Steyr. Mathias Hermann, Schlosser in Steyr. Ernst Heubusch, Schlosser in Sterning Johann Hirsch, Schuhmacher in Steyr. Hermann Hollsteiner, Fabrike¬ Beamter in Steyr. Alois Lindhuber, Bäcker in Steyr. Josef Loibl Schallenschrotter in Steyr. Eduard Mayr, Hausbesitzer in Steyr. Josef Metz, Handelsmann in Steyr. Josef Molterer sen., Ahlschmied in Steyr. Johann Pepöl, Fleischer in Steyr. Josef Ploberger, Fleischer in Enns Josef Rahofer, Bauer in St. Ulrich. Anton Ramoser, Krämer in Waldneulichen. Rupert Rathner, Realitäten-Besitzer in Steyr. Alois Rathschüler, Lederer in Steyr. Ferdinand Reitter, Kauf¬ mann in Steyr. Ignaz Schaden, Bäcker in Steyr. Roman Scherb, Tischler in Steyr. Johann Scholz, Kaufmann in Steyr. Carl Sicin¬ ger, Messerer in Steyr. Michael Singer, Bauer in Matzelsdorf. Dr. Wilhelm Stiegler, Apotheker in Steyr. Johann Strasser, Hausbesitzer in Steyr. Franz Wagner, Krämer in Steyr Joachim Winternitz, Kaufmann in Steyr. C. Ergänzungs-Geschworne: Carl Eisner, Sparkasse-Beamter in Steyr. Franz Hofer, Eisenhändler in Steyr Jacob Kohn, Kleiderhändler in Steyr. Ludwig Mayrhofer, Fragner in Steyr. Franz Osbild, Glaser in Steyr. Mathias Perz, Kaufmann in Steyr. Josef Pichler, Bäcker in Steyr. Simon Polzl, Schneider in Steyr. Josef Sighardi, Fabriks=Beamter in Steyr. (Grünber=Junkränzchen.) Die „Grünober“ wissen, das muß man ihnen lassen, alle Jahre den Freunden echter Gemüthlichkeit und unverfälschten Frohsinns in jedem Carneval eine neue Ueber¬ raschung zu bieten, und man müßte in der That ein unverbesserlichen Kopfhänger sein, würde man in ihrem Kreise nicht immer kreuzfidel. So war dies denn auch heuer wieder der Fall, wo sie bei dem „Zu¬ kränzchen" am Dienstag den 11. d. M. Langer's Säle in unse herrliches Alpenland umgewandelt und so von vornherein schon in die¬ selben das urwüchsige Naturell unseres Volkes gebannt haben. Ueberschritt man die Schwelle, so befand man sich in einer ur¬ gemüthlichen Bauernstube, wo der Großbauer (Vereinsvorstand Herr Tomitz) am roh gezimmerten aber blanken geräumigen Tisch in aller Behäbigkeit saß, umgeben von seinem Gesinde, und die Bäuerin aus dem grünen Maßling in landesüblicher Gastfreundschaft das schäumend kühle Vier jedem Besucher credenzte. Da ginge schon sidel zu; es wurde gejodelt und geschnadahüpft, und ein eben aus „Neuesterreich“ zurückgekehrter jescher Bauernbursche sang seinen Cameraden das neu¬ österreichische „Weidlingau: „Das ist das Bosnien, wohin wir müssen geh'n", vor, in das die Andern — begeistert einfielen. Nur ungern verlassen wir die trauliche Stätte, aber da winkt uns schon (Speisezimmer unmittelbar vor dem Tanzsaale) der geliebt Damberg mit der Laurenzicapelle, der dreizäckige Schoberstein, von dem aus wir Losenstein mit der berühmten Ruine sehen, und der nächste Blick zeigt und den vom Abendrothe vergoldeten Großglockner mit dem romantisch gelegenen Heiligenblut. Trotz der tropischen Hitze fühlen wir uns bei diesem Anblicke doch schier erquickend angewehr von frischer kühler Alpenluft. Ein breites Thal (Tanzsaal) durchschreitend, kommen wir zu einer malerisch gruppirten Felsenpartie, in welche hin¬ ein die „Schutzhütte für Frauen (Damen=Toilette) gehauen ist, über ihr hat sich aber eine Musikkapelle placirt, die von ihrer fahnenumlat¬ terten Tribüne den lanzlustigen „Buab'n" und „Deaudlu flott zum Tanze ausspielt. Im Hintergrunde erheben sich die Riesen der Priel¬ gruppe. An den grünen Seitenabhängen der Felsenpartie haben sich schmucke Häuschen angeklebt und links dreht sich munter, vom nimmer versiegenden Wasserquell getrieben, rastlos das Rad einer Mühle. Wir steigen ein paar Schritte westwärts empor und treten vor eine offene Almhütte, wo ein Paar derbe Jagaburschen „Zithern schlagen (Stirnseite des großen Speisesaals) und wo sich auch von Zeit zu Zeit die übrigen Burschen" einfinden und „G'stanzeln" zum Besten geben. Das „Gasthaus zum Langer Vizenz" (Mitte der Läugenseite des Speise¬ saales), vor dem eine schmucke „Dirn" sitzt, hat nebst Bier und Most insbesondere für die „Dearudln" gar süßes „Bacht" verlockend aus¬ gestellt, und sind wir hieran vorübergegangen, so bleibt unser Auge ge¬ fesselt an den Zinnen des Dachsteins haften, der sich in den Fluthen des Gosauses spiegelt. Von da weg kommen wir wieder in die Re¬ gionen des „Schobersteins", und so hätten wir denn den Rundgang durch unser Alpenland mit wenig Mühe, viel Behagen, wenn auch nicht ohne schwere Schweißtropfen, beendet. Unsere Leser mögen aus dieser flüchtigen Beschreibung schon entnehmen, mit welch phantasievoller Erfindungsgabe, sinnreicher Anordnung und emsiger Mühewaltung die „Grünobler“ eine Decoration geschaffen, wie sie so originell und zu¬ gleich anmuthend in Steyr kaum je geboten wurde. Was Wunder, daß bei solcher freundlichen Umgebung ungezwun¬ gene Gemüthlichkeit und echter Frohsinn sich einfand und Alles in die behaglichste Stimmung versetzt wurde ! Dieselbe wurde gewiß nicht vermindert durch den Einzug zahl¬ reicher steiermärkischer „Buab'n" und „Deandl'n", die, geführt von ihrem gestrengen Herrn „Buagamasta", der Einladung der „Grün¬ obler gefolgt waren. Sie stannten all die vorhandenen Herrlichkeiten mit großer Aufmerksamkeit an, und nachdem ihnen der Herr „Buaga¬ masta" in wohlgesetzter Rede über ihr „Benehma", die unerläßlichen Verhaltungsmaßregeln, die sie mit gebührender Ehrfurcht entgegennah¬ men, gegeben, überließen sie sich mit toller Faschingslust dem Vergnü¬ gen, und tanzten auch sofort einen feschen steierischen Landler. Es konnte Einen da wahrlich nicht Wunder nehmen, wenn sich auch die „Stadt lent recht zahlreich unter dies lustige Bauernvolk mischten und an den vielen „mudlsaubern Deandln" und kernigen Burschen gar sehr Gefallen fanden, wenn sie auch ihrerseits alles „Geschniegelte“ und „Gebiegelte“ beiseite ließen und in ungebundener Heiterkeit weidlich mit den frischen Landleuten schäckerten und sich mit ihnen munter im Tanze drehten. Die Grünobler hatten aber auch für ihre Gäste noch etwas Apartes ausgespart und sich's ein gutes Stück Geld kosten lassen, um für den heutigen Abend direct vom Circus Renz den berühm¬ ten Riesen=Chinesen kommen zu lassen, außerdem aber noch als pilante Zugabe einen chinesischen Zwerg vorführen zu können. Vertheilte Placate mit den wohlgetroffenen Porträts dieser Rari¬ täten machten das Publicum an dieselben aufmerksam. In der Raststunde nun hielten sie ihren Einzug. Gezogen von vier feurigen Schimmeln, gelenkt von niedlichen Jockeys, kamen auf einem Triumph¬ wagen der große und der kleine Chinese angefahren unter dem Jube der Ballgesellschaft. Kein Zweifel darüber war gestattet, daß es wirk¬ lich der Riesen=Chinese vom Circus Reuz war, wenigstens sah er ihm frappant ähnlich. Er benahm sich sehr manierlich, machte vor dem Publicum gar zierliche Verbeugungen und neigte sein stattliches Haupt namentlich den reizenden Damen gerne und recht nahe zu. Eine gut gewählte Staffage bildete der chinesische Zwerg, der ebenfalls höchst brillant ausgestattet war. Die Visitkarten=Porträts dieser beiden Rari¬ täten fanden reichlichen Absatz. Der Riese begann dann die Nummern zu den vom Comité vorbereiteten Gewinnsten für die Damen zu ziehen und da gab es allerlei hübsche Sächelchen und viele heitere Ueber¬ raschungen, was die Ruhestunde aufs angenehmste ausfüllte. Vor der 3. Quadrille verkauften zu Gunsten der Armen die netten Steiererinnen Sträuchen von unverweltlichen Alpenblumen an die Herrenwelt und es ist begreiflich, daß selbe reißend abgingen und so gewiß ein nicht Bei den unansehnliches Scherflein für die Armen erzielt wurde. Steierern gings selbstverständlich alleweil am fidelsten zu, und als im Laufe des Abends das Oberhaupt der „Grünobler" erschien und sie im Namen der Gesellschaft herzlich begrüßte, da wollten der Jubel und die urwüchsigen Ovationen für die Veranstalter dieses herrlichen Abends gar kein Ende nehmen. Wir brauchen nach dieser Schilderung wol nicht erst nochmals zu versichern, daß alle Theilnehmer an diesem Faschingsvergnügen, welche so zahlreich erschienen waren, daß sie die gewiß geräumigen Localitäten kaum alle zu fassen vermochten, sich aufs beste und gemüth¬ lichste amüsirten, und daß dem Tanze mit unverminderter Lust bis zur sechsten Morgenstunde gehuldigt wurde. — Einen recht hübschen Effect machte es, als später sich der Saal einmal plötzlich verdunkelte und nur die Felsgruppe in magischer Beleuchtung hervortrat, von der herab die Musiker eine elektrisirende Trompeten-Fanfare ertönen ließen. Die Tanzordnungen erhielten die Damen in Form von winzigen Regenschirmen. Es erübrigt uns nur noch, dem Balcomité der „Grünober“ insbesondere aber dessen Vorstande Herrn Franz Tomitz, der bei solchen Gelegenheiten keine Kosten und Mühen scheut, Originelles und Gelungenes vorzuführen, für all das Gebotene die wohlverdiente Aner¬ kennung zu zollen mit dem Wunsche auf bestes Gedeihen der „Grünber¬ Gesellschaft“ für alle Zukunft. Wie wir hören, veranstaltet die Grünber=Gesellschaft am Fasching dienstag das zweite und letzte Tanzkränzchen für heuer im Gasthof „Zum Schiff." (Der neugegründete Damenchor) hielt am Donnerstag den 13. d. M. in Langer's Restauration seine erste Production ab unter dem Titel: „Familienabend". Das Publicum, bestehend aus den unterstützenden Mitgliedern und geladenen Gästen aus allen Kreisen der Stadt, hatte sich außerordentlich zahlreich eingefunden, begrüßt den Damenchor auf das sympathischeste und zeichnete alle Nummern des Programms mit rauschendem Beifalle aus. Der Erfolg des Abends war ein vollständiger, für den Damenchor höchst schmeichelhafter. Es fehlt in heutiger Nummer an Raum zu einem eingehenden Berichte über diesen Abend und wird ein solcher in nächster Nummer folgen. Eine Nacht am Mississippi.) Wir machen hiemit die Besucher dieses Festes noch einmal aufmerksam, daß dasselbe präcise um halb 8 Uhr mit dem Einzuge der Gruppe der Wilden beginnt. Die übrigen Gruppen folgen in genau bestimmten Zwischenräumen, so daß die letzte um 9 Uhr 40 Minuten den Saal betreten wird. (Theater=Nachricht.) Wir machen unsere Leser darauf auf¬ merksam, daß heute Nachmittags 4 Uhr im städt. Theater eine Kindervorstellung zu durchwegs halben Eintrittspreisen gegeben wird, wobei zur Aufführung gelangt: „Die drei Haule¬ mannerchen, oder: Die gute Liefel und 's böse Gretel" Heute Abends 7 Uhr wird als Abschieds=Vorstellung bei ge¬ wöhnlichen Preisen aufgeführt: „Die Pfarrers=Köchin, Lebensbild in 3 Acten von O. F. Berg, unter Mitwirkung der Frau Suppau¬ Blick. — Diese beiden letzten Vorstellungen, welche noch die in arger Nothlage sich befindende Theatergesellschaft gibt, sollen dieser wenigstens das nöthige Reisegeld verschaffen, um von hier wegzu¬ kommen. Wir möchten daher die Bewohner Steyr's bitten, diesen Appell an ihren humanitären Sinn nicht ungehört verhallen zu lassen und die Vorstellungen recht zahlreich zu besuchen, umsomehr, als die Gesellschaft alle Anstrengungen macht, Gutes zu bieten. Appellverhandlungen beim hiesigen k. k. Kreisgerichte.) Am 20. Februar: Gegen Antonia Artner, Strazzensammlerin in Unter¬ zell, Bezirk Waidhofen a. d. Ibbs, wegen Uebertretung des Diebstahls gegen Michael Schedlberger am Laufhubergute zu Eggmair, Josef Nie¬ dertremmel am Gurkengütl und Georg Lederhilger am Schobergute, Bezirk Grünburg, wegen Uebertretung des versuchten Diebstahls resp. Uebertretung des Waffenpatentes und der Ehrenbeleidigung; gegen
14 Der Alpen-Pott Seite 3 Michael Schwedianer, Besitzer der Bachlmühle zu Weyerbach, Georg Mayr, Besitzer des Veitlbauerngutes zu Egendorf, Josef Felbermayr Besitzer des Großkaindorfergutes zu Schwendorf und Josef Wöhrister Wirth in Weitersdorf, Bezirk Enns, wegen Uebertretung gegen die öffentliche Sittlichkeit nach § 322 St. G. Hauptverhandlungen beim hiesigen k. k. Kreisgerichte.) Am 17. Februar: Gegen Franz Leimel, Schuhmacher und Hausbesitzer zu Pechgraben, Bezirk Weyer, wegen Verbrechens des Diebstahls gegen Michael Ploberger, Dienstknecht ohne Beschäftigung und bestimmten Aufent¬ halt, wegen Verbrechens des Diebstahls. Am 21.: Gegen Mathias Spern bauer Dienstknecht in Riesenberg, Bezirk Neuhofen, wegen Verbrechens des Betrugs, Diebstahls und Diebstahlstheilnehmung und Uebertretung des Waffenpatentes. Am 28.: Gegen Peter Leblhuber, Dienstknecht zu Rath und Leopold Zauner, Zimmermann zu Achleiten, Bezirk Neuhofen, wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung. Bewohner des letzteren Hinterhauses, sind obdachlos gewor¬ welchem er mehrere Male im den Tisch hineinschlug und den. Außerdem sind noch viele Familien, 10 bis 15, theils dabei äußerte „es ist eh' ein Ding, in Suben war ich eh schon übergezogen, theils noch auf der Wanderschaft, die sich schon und nach Garsten muß ich auch noch kommen, und in der Nähe der unheimlichen Stätte nicht sicher fühlen. den Knecht Josef Ratenböck (beim Meind) bring ich auch Ohne die beiden verschütteten Hinterhäuser, eine Schutzwehr noch um. Als die Burschen schon vor der Hausthüre standen (Kreisgerichtliche Urtheile.) Es wurden verurtheilt: Am 10. Februar: Franz Eglseer, Taglöhner in Zwirndorf, wegen Ver¬ brechens der Verleumdung zu 1½ Jahren schweren Kerkers; am 14. Februar: Johann Mayr, Mühljunge, unbestimmten Aufenthaltes, wegen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit durch gefährliche Drohung und Uebertretung der Landstreicherei zu 2 Monaten schweren Kerkers; Franz Weirauch, Jäger in Weinzierl, wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung zu zwei Jahren schweren Kerkers (wir werden die Gerichtsverhandlung über diesen Fall den wir seinerzeit im „Alpenboten" erzählten, in nächster Nummer bringen); Florian Schenkermayr, ohne Beschäftigung und bestimmter Aufenthalt, wegen Verbrechens des Diebstahls zu 8 Monaten schweren Kerkers. (Verstorbene.) 12. Februar: Ludwig Friedrich, Fabriksarbei¬ ters=Kind, Nr. 457 in Vogelsang, 6 Monate alt, Fraisen. Maria Natus Schiffknechtswitwe, Nr. 458 in Aichet, 86 Jahre alt, im Krankenhaus zu St. Anna, Altersschwäche. Den 13. Maria Schatzl, Eisengießers¬ Kind, Nr. 102 in Steyrdorf, 23 Wochen alt, Lungenlähmung. Antonia Molterer, Ahlschmieds=Kind, Nr. 419 in Aichet, 5 Wochen alt, Lun¬ genlähmung. Den 14.: Magdalena Gründling, Faßzieherswitwe von Christkindl, 50 Jahre alt, im Krankenhause zu St. Anna, Wassersucht Emerenzia Miszkiewicz, Kanzellistens=Kind, Nr. 365 in Ennsdorf, 4½ Jahre alt, Diphteritis. Anna Dittmann, Südfrüchtenhändlers Kind, Nr. 265 in Ennsdorf, 8 Monate alt, Bronchitis. Verschiedenes. (Heiratsausstattungen.) Nach dem Stiftbriefe der Johann Hirnschrott'schen Stiftung ist das jährliche Erträg¬ niß des Stiftungsvermögens zu Heiratsausstattungen für zwei Beamtens-Töchter, welche nachstehende Eigenschaften nach¬ weisen können, zu verwenden. Dieselben sollen nach Ober¬ österreich zuständig, mittellos und von unbescholtenem Lebens¬ wandel sein, das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben, und können jedweder Confession mit Ausnahme der mosai¬ schen angehören. Väterlicherseits verwaiste Bewerberinen haben den Vorzug. Die aus dem Stiftungserträgnisse pro 1878 per 540 fl. zu verleihenden zwei Heiratsausstattungen von Die je 270 fl. sind zur Bewerbung ausgeschrieben. mit dem Geburts= und Heimatsscheine, Mittellosigkeits-Zeug¬ nisse, Sittenzeugnisse und mit einer gemeindeamtlichen Be¬ stätigung über die letzte Anstellung des Vaters der Bewer¬ berin, falls diese Bestätigung nicht schon im Mittellosigkeits Zeugnisse enthalten ist, belegten Gesuche sind bis längstens 15. März d. J. bei dem o. ö. Landesausschusse zu überrei¬ chen. In dem Gesuche ist auch der Name und die Beschäf¬ tigung des Bräutigams anzugeben. (Selbstmord.) Am 6. d. M. hat sich der 24 jährige Dienstknecht Florian Waser zu Pochendorf, Gemeinde Krems¬ münster, in der Nähe des Wohngebäudes im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit an einem Baume erhängt. Grubenunglück.) Die „Wiener Abendpost" berich¬ tet aus Dux, 11. d.: Gestern Nachmittags 1 Uhr, fand ein großartiger Wassereinbruch in die Schächte der „Döllin¬ ger=Gewerkschaft“ bei Dux im dritten in der Ausrichtung begriffenen Horizont statt. Binnen 10 Minuten waren sämmt liche Baue der „Döllinger=Grube“ im dritten, zweiten und theilweise ersten Horizont im kubischen Ausmaße von 20.000 Kubikmetern mit Wasser gefüllt, binnen 40 Minuten auch die benachbarten Werke „Nelson" und „Fortschritt“ theil¬ weise unter Wasser. Bis 5 Uhr Nachmittags wurde das von und „Fortschritt“ aufgenommene Wasser auf „Nelson" 200.000 Kubikmeter und bis heute Mittag das von sämmt¬ lichen drei genannten Gruben aufgenommene Wasser auf 400.000 Kubikmeter berechnet; alle oberirdischen Wässer sind intact. Die Ursache des Wassereinbruches ist bisher nicht sichergestellt: sie ist wahrscheinlich durch den Erguß eines unterirdischen Beckens im anliegenden Pläner Por¬ phyr erfolgt. Die Werke „Nelson", „Fortschritt“, „Victorin Döllinger“ und „Gisela" sind dermalen außer Betrieb. Ueber die Unterbringung der Mannschaft wird berathen. 21 Mann sind in dem Döllinger= und zwei Mann in dem Nelson¬ Schachte ertrunken, deren Heuausschaffung erst nach Hebung der Wässer möglich ist. Eine gemischte Commission ist seit gestern an Ort und Stelle. Seit dieser Meldung sind aber Nachrichten höchst bedenklicher Natur gefolgt. bleibt nämlich in Folge dieses unterirdischen Wassergusses die Haupt=Heilquellen im benachbarten Teplitz aus, und man kann sich denken, welche Bestürzung diese Thatsache im Cur¬ orte hervorgerufen hat. Von Wien hat sich sofort eine Commission von Geologen nach Teplitz begeben, um die Sachlage zu untersuchen. Man gibt der Hoffnung Raum daß die Quellen nach Ausfüllung der Höhlungen wieder erscheinen. (Sturm auf ein Haus.) Aus Andorf bei Raab berichtet man: In unserem Dorfe hätte bald eine Schlacht, wie vor Kurzem in Ebelsberg, stattgefunden. Es fiel nämlich Folgendes vor: Die Bauernburschen L. H., I. F., S. H. J. K. und I. H. waren in der Nacht vom 2. auf den 3. d. M. bis gegen 4 Uhr Früh im Meinl’schen Gasthause zu Andorf, wo sie in Folge ihres ausgelassenen und exces¬ sen Benehmens kein Getränke mehr erhielten und aufge¬ fordert wurden, fortzugehen. L. H. hat hierauf, noch im Gastlocale, ein im Griff feststehendes Messer hervorgezogen, mit den Knecht Josef Ratzenböck (beim Meindl) bring' ich auch wurde vom Hauspersonale geschwind die Hausthüre zuge¬ schlossen, um diese frechen Excedenten hinauszusperren, welche aber durchaus wieder hineinwollten, ungestüm Vier verlangten und, als sie sahen, daß man ihnen nicht öffne, mit Prügeln die Hausthüre einzuhauen versuchten. Als ihnen auch dies nicht gelang, richteten sie ihren Angriff auf das seitwärts befindliche gesperrte Gitterthor, welches mit Stangen und Prügeln durchbrochen wurde. Hiedurch in den Hofraum ein¬ gedrungen, unternahmen sie unter wildem Geschrei und ver¬ schiedenen Droh= und Schimpfworten auf die versperrt Thüre, welche zu den Wohn-Localitäten führt, einen Sturm und würden dieselbe auch ohne Zweifel aufgesprengt haben wenn nicht der mittlerweile herbeigeholte Gendarm Herr Hyptmayr dieselben daran gehindert hätte. Sowol an dieser Thüre, als an der Hausthüre sind die Spuren dieses Angriffes zu sehen, da diese beiden Thüren stark beschädigt wurden. Die beiden Rädelsführer L. H. und I. F., welche bereits öfters wegen solcher Gewaltthätigkeiten eingesperrt gewesen sein sollen, wurden von unserem umsichtigen Herrn k. k. Gendarmerie=Postenführer Schlager verhaftet und nach Raab an das dortige Bezirksgericht abgeliefert. (Raub=Attentat in einem Damen=Coupé des Wien=Pester Personenzuges: Bei dem am 10. d. zwischen Wien und Pest verkehrenden Personenzuge auf der Staats¬ ahn wurden auf der Strecke Szob=Groß=Marsch von einem Strolche drei in einem Damen=Coupé befindliche Damen offenbar in räuberischer Absicht überfallen. Der Spitzhube ist, während der Zug im vollen Gange war, auf das Lauf¬ brett desselben hinaufgesprungen, hatte, nachdem er die Coupéthür vorsichtig geöffnet, der zunächst sitzenden Dame einen heftigen Schlag versetzt, wurde aber von weiteren Ge¬ waltthätigkeiten durch das auf die Hilferufe der Bedrohten erfolgte Erscheinen eines Bahnbeamten abgehalten und zur Flucht gezwungen. (Selbstmord und Mordversuch.) Aus Schütten¬ hofen wird über einen schrecklichen Vorfall gemeldet: „Sonn¬ tag den 26. Januar verbreitete sich gegen halb 10 Uhr Vormit¬ tags in unserer Stadt mit Blitzesschnelle das Gerücht, daß in dem an das Kapuzinerkloster anstehenden Hause ein Mord begangen worden sei. Bald war das betreffende Haus von Menschen umringt. Aus demselben stürzte Abrum Lazan mit einer klaffenden Kopfwunde und mit abgeschnittener Nase und rief nach der Wache, im Hause selbst aber lag Aron Trenk mit durchschnittenem Halse. Dieses blutige Ereigniß fand folgende Aufklärung: Der 78jährige Aron Trenk gab vor einigen Jahren seinem Schwager Abrum Lazan 250 fl. unter der Bedingung, daß er ihm bis zu seinem Tode Unterstand und Beköstigung geben werde. Da aber Tren gar zu lange lebte, so wollte sich Lazan seiner Verbindlichkeit durch Auswanderung nach Amerika entziehen. Trenk verlangte nun die 250 fl. zurück und sann, als Lazan von einer Rückgabe des Geldes nichts wissen wollte, auf Nache. Am genannten Tage war Trenk mit Lazan, welcher mit Schreiben beschäftigt war, und einem siebenjährigen Mädchen allein in der Stube. Da ergriff der rachsüchtige Greis plötzlich ein großes Schlächtermesser und hieb mit demselben Lazan mit großer Gewalt über den Kopf. Als der Angegriffene auf¬ sprang, um sich zu wehren, erhielt er von dem Wüthenden einen zweiten Hieb über das Gesicht, durch welchen ihm die Nase abgehauen wurde. Hierauf schnitt sich Trenk selbst den Hals durch, Dr. Mations leistete den beiden Verwundeten sofort den ärztlichen Beistand; Trenk starb jedoch am 4. Februar: Lazan befindet sich noch in ärztlicher Pflege. (Verunglückt.) Auf dem St. Wolfgang=See ist der 3jährige Auszugbauer Mathias Reich von Schwendi ver¬ unglückt. Derselbe wollte am 6. d. die Kirche in St. Wol¬ gang besuchen und begab sich früh Morgens auf den Weg dahin über das Eis des theilweise gefrornen Sees. Nach einer halben Stunde wurde von Leuten aus St. Wolfgang ein Hut auf dem Eise gefunden, und bei weitern Nachsuchen eine durchbrochene Stelle wahrgenommen, neben welcher auch ein Fäustling und der Stock des verschwundenen Mathias Reicht lagen. Da dieser seither verschollen blieb, so besteht kein Zweifel, daß er im See umgekommen ist. Der Taxpreis für Blutegel) wurde mit 15 Kreu¬ zern für die Monate Juni, Juli und August und mit 10 Kreuzern für die übrigen Monate bei der Abgabe aus öffent¬ lichen und Haus=Apotheken beibehalten. Eine That des Wahnsinns.) Aus Prag wird vom 12. d. M. gemeldet: Der reiche Grundbesitzer Stanislaus Bartag in Kanowitz köpfte mit einer eigens dazu geschliffe¬ nen Sense sein vierjähriges Töchterchen und sein anderthalb¬ jähriges Söhnchen und tödtete sich hierauf selbst. Diese furchtbare That geschah im Wahnsinn. (Bergrutschung.) Aus Caub am Rhein, 10. Februar, wird geschrieben: Gestern Abends um 7 Uhr wurden wir plötzlich durch den Ruf erschreckt: „Der Berg ist wie¬ der gerutscht. Als stürzte nach dem Orte hin, wo vor fast 3 Jahren die bekannte Katastrophe eingetreten. Und an derselben Stelle hat sich jetzt wieder eine ungeheure Masse Geröll vom Hang an den Fluß abgelagert, größer als die erste war. Ein Hinterhaus, von den Herren Sperrt und Zentgraf neu aufgebaut, ist haushoch überschüttet und ein¬ für die Vorderhäuser, wäre jetzt sicher größerer Schaden zu beklagen. Die Verschüttung reicht etwa ein Stockwerk hoch an die Hinterwände der Vorderhäuser. Unter der Bevölkerung herrscht große Aufregung. (Kwizda's Restitutionsfluid.) Dieses in seiner Art unüber¬ treffliche Präparat kann keine wärmere Empfehlung finden, als durch die Veröffentlichung des nachfolgenden Anerkennungsschreibens. Das¬ selbe lautet: Herrn Franz Joh. Kwizda, k. k. Hoflieferant, Korneuburg. Serajewo, am 18. November 1878. Das von Euer Wohlgeboren der Occupations=Armee unentgeltlich zur Verfügung gestellte Restitutions¬ Fluid fand im Laufe der Occupations=Durchführung sowol bei Zug¬ als Reitpferden eine vielseitige Anwendung. Jndem ich Ihnen für diese patriotische Spende meinen Dank ausspreche, benütze ich gerne die Ge¬ legenheit, Sie in Kenntniß zu setzen, daß das erwähnte Fluid als Heil= und Präservativ-Mittel gegen alle jene Leiden, welche Ueberan¬ trengungen und die schädlichen Einflüsse des Bivouak-Lebens und der ungünstigen Witterung nach sich ziehen, mit ausgezeichnetem Erfolg¬ angewendet wurde. Auf Befehl Sr. Excellenz des Armee=Commandanten Graf Sizzo, Kämmerer und Ordonnanz=Officier. Betreffs der Bezugsquellen verweisen wir auf die Annonce in heutiger Nummer. Geschäfts=Zeitung. (Internationaler Eisen= und Stahlmarkt). Die Gesammt¬ lage der Stahl- und Eisenwerke vermochte sich im ersten Monate nicht freundlicher zu gestalten, da die Ueberproduction und die dadurch be¬ dingten unrentablen Preise bei durchaus verminderter Consumtionskraft dem Geschäfte nach wie vor jede gesunde Basis rauben. Insbesonder¬ drückt die wenig verminderte englische Erzeugung in Roheisen, dann Walzeisen und Bessemerstahl auf den Markt, so daß in den letzten Jahren eine allgemeine Verrückung der Absatzgebiete platzgriff, deren Folgen zunächst gar nicht zu übersehen sind. Die Situation der inlän¬ dischen Hütten ist ohne nennenswerthe Veränderung; man ist allgemein bemüht, sich über die Calamitäten des Augenblickes hinüberzuhelfen über die Zukunft läßt sich gar kein Urtheil bilden, da dieselbe hier mehr denn anderwärts von inneren und äußeren Einflüssen abhängt. Bei den deutschen Werken ist eine leise Besserung unverkennbar, es fehl weniger an Bestellungen, und hegt man alle Hoffnung, daß dem starken Import englischen Roheisens durch einen Zoll von 50 Pfg. per Centner ein Damm gesetzt werde. In England bleibt das Roheisengeschäft matt, nur in Feineisen, Gußwaare und Stahlschienen sinden nam¬ haftere Verladungen statt. Der Export nach Amerika ist innerhala der letzten sechs Jahre von 11½ Millionen Pfund Sterling auf 525,000 Pf. St. herabgesunken, weßhalb alle Anstrengungen gemacht werden, anderwärts die Production unterzubringen. Sowol in Bel¬ gien als auch in Frankreich sind die Absatzverhältnisse weniger unbefriedigend, da für Handelseisen und Eisenbahn-Material gut¬ Aufträge vorliegen; die Notirungen lassen allerdings auch dort viel zu wünschen übrig, doch erwartet man in den französischen Departements viel von den nächsten großen Ausschreibungen. Luxemburger Roh¬ eisen findet unausgesetzt leichten Absatz, dagegen ist es in den schwe¬ dischen Eisenbezirken ziemlich ruhig. Aus Amerika wird Roheisen matt, Walzeisen ziemlich fest und Stahlschienen als mehr gesucht gemeldet. Von der Donau.) Der Frachtverkehr auf der Donau zwischen Linz und Wien hat mit 14. Februar begonnen. Es sind bereits drei Dampfer und mehrere Schlepper aus Linz auf dem Landungsplatz. im Prater eingetroffen. Mit diesem Tage haben auch die Müller di¬ Instandsetzung ihrer unterhalb der Stadlauer Brücke befindlichen Schiffs¬ mühlen in Angriff genommen. (Erhöhung des Gewichtes der Frachtsendungen) für die in der Herzegowina befindlichen Truppen auf 5 Kilogr.: Laut h. Handels¬ ministerial-Erlasses vom 8. d., Z. 3086, können nunmehr Frachtsen¬ dungen bis zum Gewichte von 5 Kilogramm für die in der Herzegowina befindlichen Truppen von den k. k. Postämtern zur Beförderung ange¬ nommen werden. Sendungen mit Eß=, Trink= und sonstigen dem Ver¬ derben unterliegende Waaren bleiben vom Feldpostverkehr ausgeschlossen. sprang, um sich zu wehren, erhielt er von dem Wilhenden Auszug aus dem Amtsblatte der Linzer Zeitung. Bom 12. Februar. Licitationen. Sagmeisterpoint in Höcken, Schw. 15.000 fl., s. Auszughaus, Schw. 500 fl., 19. Februar, 19. März, 17. April, 10 U. V., daselbst, Bzg. Mattighofen. — Haus Nr. 179 in Steyrdorf zu Steyr, Schw. 7500 fl., 11. März, 15. April, 13. Mai, 9 U. V., beim Kreisgerichte Steyr. — Wührer¬ bäckenhaus s. Bäckergerechtigkeit Haus Nr. 71, Hofmetzgerhaus s. Meßger¬ (Verunglückt.) Auf dem St. Wolfgang=See ist der gerechtigkeit Haus Nr. 70 in Aurolzmünster, Schuster= oder Edenbauern¬ land zu Edenbach, Hälfte der Mooswiese, 27. Februar, 27. März 28. April, 9 U. V., im Hause Nr. 71 zu Aurolzmünster. — Haus Nr. 32 in Scharlinz, Schw. 5126 fl., 1. März, 1. April, 1. Mai, 9 U. V., daselbst, Bzg. Linz. — Haus Nr. 159 zu Ottensheim, Schw. 2000 fl., 1. u. 29. März, 26. April, 9 U. V., daselbst. — Haus Nr. 27 in Scharlinz s. Gründen, Schw. 2600 fl., 17. Februar (3. Termin, 10 U. V., daselbst Bzg. Linz. Amortisation. Auf dem Poringerzubaugürtl in Wötzling haftende Satzposten; Ansprüche bis 24. Jänner 1880 beim Beg. Ried. Vom 13. Februar. Licitation. Haus Nr. 33, Schw. 7500 fl., u. Moosbockgründe, Schw. 1000 fl., in Sattlgai, 18. Februar (8. Termin), 9 U. V., daselbst, Bzg. Grein. Vom 14. Februar. Licitationen. Haus Nr. 32 in Sierninghofen, Schw. 2500 fl., 22. Februar, 29. März, 3. Mai, 10 U. V., daselbst. — Haus Nr. 28 zu Schlag, Gem. Grünbach, Schw. Kreuzern für die übrigen Monate bei der Abgabe aus öffent¬ 500 fl., 22. Februar, 22. März, 22. April, 11 U. B., daselbst, Bzg. Freistadt. Concurse. Neuerliche Liquidirungs=Tagfahrt im August Lanz¬ schen Concurse am 22. Februar, 9 U. V., beim La. Linz. — Neuer¬ lische Liquidirungs=Tagfahrt im Leopoldsberger'schen Concurse am Bartag in Kanowitz köpfte mit einer eigens dazu geschliffe¬ 19. Februar, 8 U. V., beim Beg. Vöcklabruck. Vorladungen. Verlassenschafts-Gläubiger nach Ferd. Glas, nen Sense sein vierjähriges Töchterchen und sein anderthalb¬ gew. prakt. Arzt in Altenberg, auf 21. Februar, 9 U. V., beim Beg. jähriges Söhnchen und tödtete sich hierauf selbst. Diese Urfahr. — Andreas und Anna Rover auf 4. April, beim Beg. Urfahr; Curator Advocat Dr. Nicoladoni, daselbst. — Caroline Hamedinger auf 14. März, 8 U. V., beim Beg. Weissenbach; Curator Gemeindesecretär Carl Edlbauer daselbst. Anlegung neuer Grundbücher. Einwendungen rc. gegen die plötzlich durch den Ruf erschreckt: „Der Berg ist wie¬ im Grob. f. d. Gem. Mühlgrub enthaltenen Eintragungen bis 31. Aug. beim Beg. Kremsmünster. — Local-Erhebungen f. d. Steuergem. Frei fast 3 Jahren die bekannte Katastrophe eingetreten. Und an ling beginnen am 3. März, 10 U. V. in der Gemeindekanzlei zu Ostering Nr. 21. - Localerhebungen f. d. Cat.=Gem. Hintstein beginnen am 3. März in der Gemeindekanzlei zu Großraming. N. Grob. f. d. Gem. St. Florian giltig seit 20. Jänner. Einwen¬ dungen rc. dagegen beim Beg. Manerkirchen bis 15. Februar 1880. Zentgraf neu aufgebaut, ist haushoch überschüttet und ein¬ Localerhebungen f. d. Cat.=Gem. Gilgenberg beginnen am 24. Februar beim Beg. Braunau a. I. — Localerhebungen f. d. Steuergem. Ruder¬ gedrückt, ein Pferd und ein Rind unter seinen Trümmern stallgassen beginnen am 18. Februar beim Beg. Brannan a. J. begrabend. Ein zweites Hinterhaus, zum „Adler“ gehörig, N. Grob. f. d. Gem. Mitterdietach, giltig seit 6. Jänner; Einwen¬ ebenfalls neu aufgebaut, ist so stark verschoben, daß es, dungen rc. dagegen bis 15. Februar 1880 beim Beg. Steyr. — Local¬ wenn es nicht einstürzt, doch abgelegt werden muß. Zum erhebungen f. d. Cat.=Gem. Schnelling beginnen am 18. Februar in Reßl's Gasthaus zu Steinerkirchen a. d. Traun, Bzg. Lambach, Glücke jedoch sind diesmal keine Menschenleben zu beklagen, Localerhebungen f. d. Steuergem. Mickstetten beginnen am 18. Februar weil Alles schon seit mehreren Tagen in banger Besorgniß beim Beg. St. Florian. einer solchen zweiten Katastrophe entgegensah. Drei Familien,
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