Seite 2 Der Alpen-Pote Nr. 5 im Gebiete der Stadtgemeinde Steyr beginnt. Gerichtliche Auf¬ kündigungen in diesem Termine können nur vom Samstag den 1. bis Freitag den 14. Februar bei diesem Gerichte schriftlich oder mündlich angebracht werden und es ist Sache der Kündenden, sich zu solcher Zeit an das Gericht zu wenden, daß die Zustellung de Aufkündigung füglich noch rechtzeitig geschehen kann. Diejenigen Par¬ teien, welche in Folge einer bereits rechtswirksam gewordenen Auf¬ kündigung die Wohnung oder andere Mieth-Localitäten im bevorstehenden Februar=Termine zu räumen verpflichtet sind, seien hiemit aufmerksam gemacht, daß sie am Donnerstag den 6. Februar l. J. in der Mittagsstunde die Räumung zu beginnen und der einziehenden Parte einen zur Verwahrung eines Theiles ihrer Fahrnisse hinlänglichen schick¬ lichen Platz einzuräumen, bis zur Mittagsstunde des 12. Februar aber die ganze Wohnung oder Localität bei sonstiger gerichtlicher Delogirung zu räumen haben. Die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr) welche am Samstag den 11. d. M. im Gasthause „Zum goldenen Stern“ stattfand, war diesmal erfreulicher Weise sehr zahlreich besucht Der Obercommandant Herr Wilhelm Klein eröffnete dieselbe um 8 Uhr Abends, indem er die Versammlung begrüßte und den Anwe¬ senden für ihr zahlreiches Erscheinen dankte. Sodann drückte er ins¬ besondere dem Herrn Vicebürgermeister Gustav Gschaider dafür, daß er die Feuerwehr mit seinem Besuche beehrte, die Freude und der Dank derselben aus, was die Feuerwehrmänner durch Erheben von den Sitzen bekundeten. — Hierauf trug der Herr Obercommandant den Jahresbericht vor, welcher mit allseitigem Beifalle ausgenommen wurde. Wir werden in nächster Nummer einen erschöpfenden Auszug aus demselben bringen, damit unsere Leser ein richtiges Gesammtbild von der Thätigkeit unserer wackeren Feuerwehr bekommen. — Nach Verlesung des Jahresberichtes ergriff der Herr Vicebürgermeister das Wort, betonte, daß die Gemeinde stets bestrebt sei, den Intentionen der Feuerwehr nach Möglichkeit entgegenzukommen, daß die telegraphische Sig nalisirung bereits in der Durchführung begriffen sei und der neucreirte Bezirksposten der Sicherheitswache mit in das Telegraphennetz einbezo¬ gen werde. (Bravo!) Die Gemeinde würdige in vollstem Maße die gemeinnützige segensreiche Thätigkeit der Feuerwehr und werde dieselbe stets nach Kräften zu unterstützen und zu fördern suchen (Bravo!), und er wünsche nur, daß die Feuerwehrmänner in ihrem Eifer nicht erkalten und sich auch die Lücken, welche Tod und Domicilwechsel in die Mann¬ schaft gerissen, sich wieder vollständig ausfüllen mögen. Er bringe im Namen der Stadtgemeinde der Feuerwehr ein dreimaliges „Hoch" Diese Worte wurden mit stürmischem Beifalle aufgenommen. — Bald darauf wurden die Wahlen der Traincommandanten und Rottenführe vorgenommen und mit wenigen Ausnahmen dieselben Herren ein¬ stimmig wieder gewählt. Wir werden in nächster Nummer das Wahl¬ ergebniß mittheilen. — Später nahm Herr Dr. W. Stigler das Wort, um in zündenden Worten der Verdienste des Herrn Oberkom¬ mandanten Klein, sowie des Herrn Säckelwarts Gründler und des Zeugwarts Herrn Engl zu gedenken, der Freude Ausdruck zu geben daß Ersterer der Feuerwehr erhalten blieb, und er brachte schließlich auf diese Herren, sowie den Gesammt=Ausschuß ein dreimaliges „Gut Heil" in das die Versammlung begeistert einstimmte. — Herr Klein sprach in seinem und im Namen der Functionäre den Dank für diese Ovation aus und betonte, es mögen die Feuerwehrmänner sie durch eifrige, nie ermüdende Pflichterfüllung in ihrem Amte zum Gedeihen der Feuerwehr unter stützen. — Später ging man zur Berathung bezüglich Abhaltung eines Feuerwehrballes ein, welche beschlossen und worauf hiefür sofort ein Comité gewählt wurde. Nach Abwicklung dieser Angelegenheiten begann eine gemüthliche, gesellige Unterhaltung bei den Klängen der trefflichen Feuerwehr=Musikkapelle und heiterem Gespräche. Insbesondere trugen die Herren Franz Greiner und Ernst Schmidt durch ihre lustigen, wohlgelungen vorgetragenen Declamationen zur allgemeinen Heiterkeit bei. Als dann noch viele Chargen und Feuerwehrmänner der Waffenfabriks=Feuerwehr zu collegialem Besuche kamen, erreichte die frohe Stimmung ihren Höhepunkt und schwanden die Stunden im angenehmsten, freundschaftlichsten Verkehre. — So endete in harmoni¬ schem Ausklange die diesjährige Generalversammlung der Feuerwehr, und sie gibt den Feuerwehrmännern neuen Impuls zur gewissenhafter Ausübung ihrer so edlen, humanen Ausgabe, sie hat in bester Weise den Wahlspruch der Feuerwehren bethätigt: „Einer für Alle, Alle für Einen. Möge dieses segensreiche Institut auch in diesem Jahre wieder unter der bewährten Leitung seines Ober=Commandanten blühen und gedeihen, zum Heile dieser Stadt und seiner Bewohner. („Geselligkeits=Club.") Samstag den 11. d. M. hielt dieser thätige Verein in Langer's Localitäten seine Monats=Unterhaltung ab und fiel dieselbe, wie alle vorhergehenden, sowol durch den zahl¬ reichen Besuch als auch durch das gediegen durchgeführte Programm auf das glänzendste aus. Nach einem kurzen Musikstück: „Orpheum¬ Marsch, begrüßte der Verein ein neues ausübendes Mitglied, Herrn Dr. Julius Seidl, welcher in zart durchdachter Weise Mendels¬ sohnische Lieder zum Vortrage brachte und durch dieselben das Publicum zu rauschendem Beifalle hinriß. Auch in dem darauffolgenden Lust¬ spiele „Wer ist der Herr Pfarrer von A. Calmberg lernten wir eine neue Kraft kennen, welche für den Club von um so größerer Be¬ deutung ist, da es sich hier um eine junge hübsche Dame handelt, die den Verein in liebenswürdigster Weise durch ihre Mitwirkung unter¬ stützte, und neben der adelsstolzen Jungfer Tante und dem jungen Pfarrer durch ihre hübsche Erscheinung und ihr herzliches, muntere¬ Spiel zum Gelingen des guten Lustspieles nach Kräften beitrug. Nantz der Schullehrer, durch seine vielseitige Komit uns längst bekannt, brachte schon durch seine Erscheinung das Publicum in die heiterste Stimmung und erntete nach seinem Abgang den lebhaftesten Applaus. Christoph und Anne Marie brachten ihre Rollen in trefflicher Weise zur Geltung — Eine neue Ueberraschung wurde uns durch die vom Herrn W. Grammer vorgeführten Nebelbilder zu Theil, welche am Schlus¬ durch lauten Beifall die vollste Anerkennung fanden. Nach einem vom Club=Orchester executirten Walzer wurde die hübsche Composition: „Das Herzklopfen, Männer=Quartett mit Clavierbegleitung von Kremser vorgetragen von den Herren Dr. J. Seidl, G. Seidl, C. Bene¬ dikt und F. Baumann durch die exact launige Vortragsweise mit stürmischem Applaus belohnt, so zwar, daß selbe wiederholt werden mußte. Zum Schlusse gelangte die einactige Posse: „Nachtigal und Nichte" von R. Hahn zur Aufführung, in welcher die Rollen in den besten Händen der darstellenden Mitglieder waren und ernteten die¬ selben durch ihr abgerundetes Zusammenspiel den wohlverdienten Bei¬ fall. Fräulein Fanny Teplitzky hat bei den Gesangs-Nummern in gewohnter Liebenswürdigkeit die Clavier=Begleitung übernommen, wofür ihr der Verein gewiß zu bestem Dank verpflichtet sein wird. Wir sind heute in der angenehmen Lage, eine Reihe von Beifallssalven verzeich¬ nen zu dürfen, und nur einer Rolle wird so wenig gedacht, die so be¬ scheiden und doch von so großer Wichtigkeit ist: der des Souffleurs Sollte er nicht einen Löwenantheil an dem Applaus haben, der ge¬ spendet wurde? Gewiß. Die darstellenden Mitglieder werden ihm gerne sein Scherflein am Erfolge zuerkennen. — Die Reigen des Tanze wurden nun eröffnet und ihnen gehuldiget bis der Morgen grante. Wir freuen uns auf baldiges Wiedersehen. (Pfandleih=Anstalt.) Wir machen unsere Leser dar¬ auf aufmerksam, daß in der Pfandleih=Anstalt die Verstei¬ gerung verfallener Pfänder am Mittwoch den 22. d. M. beginnt und am 23. und 24. und, wenn nöthig, die folgen¬ den Tage fortgesetzt wird, u. zw. jedesmal von 9 bis halb 12 Uhr Vormittags und von 2 bis 4 Uhr Nachmittags. Noch sei erwähnt, daß in Folge dessen von Sonntag den 19. d. M. an bis zum Schlusse der Licitation keine Versätze und Auslösungen angenommen werden. (Plan von Steyr.) Der Herr Bahnerhaltungs¬ Beamte der Rudolfbahn Moriz Crammer hat sich der Mühe unterzogen, einen neuen Plan von Steyr zu zeichnen, welcher alle neuen Baulichkeiten in den letzten Jahren, deren gewiß keine geringe Anzahl ist, enthält. Es kann dies nur mit aller Anerkennung verzeichnet werden, und wir wünschen, daß der mit vielem Fleiße ausgenommene Plan einen reichlichen Absatz findet. Derselbe ist im Selbst¬ verlage des genannten Herrn und in der Sandbok'schen Buchhandlung um den Preis von 30 kr., colorirt (auf Wunsch zu 1 fl., zu haben. (Der o.ö. Landesausschuß) hat in seiner 9. Sitzung beschlossen, dem Recurse des Herrn Mathias Mayrin Steyr gegen den Gemeinderathsbeschluß von Steyr, betreffend die Aufstellung der Omnibusse bei dem Bahnhofe in Steyr, statt¬ zugeben, den Gemeinderathsbeschluß aufzuheben, und dem Gemeinderathe unter Behebung des Abweisungsgrundes neu¬ erliche Entscheidung aufzutragen. (Männergesangsverein „Kränzchen.) Samstag den 25. Jänner findet der diesjährige Ball des „Kränz¬ chen" in Langer's Localitäten statt. Beginn desselben um halb 8 Uhr Abends. Feuerwehr=Ball.) Am Samstag den 22. Februar findet der Ball der Freiwilligen Feuerwehr in anger's Localitäten statt. Das Ballcomité besteht aus den Herren Georg Lintl, Alois Stiasny, Riedl, Sieber und Albert Vetters. (Schlittenrennen in Steyr.) Allem Anscheine nach dürfte das Wetter bis Sonntag günstig bleiben und daher der Abhaltung der beiden Schlittenrennen hier kein Hinderniß im Wege stehen. (Entdeckt?) Wir haben in der vorletzten Nummer gemeldet, daß es der Gendarmerie gelungen ist, eines Ver brechers Namens Andreas Harwall, 52 Jahre alt, Brauer¬ gehilfe aus Niederbaiern, habhaft zu werden, der in letzterer Zeit in Oberösterreich viele Frauenspersonen überfiel, dros¬ selte, beraubte, und dann todt oder bewußtlos bei Seite warf Derselbe befindet sich gegenwärtig beim Landesgerichte Linz in Untersuchung. Aus verschiedenen Umständen ist nun neuestens der Verdacht nahe gerückt, als sei dieser Mensch auch mit dem Mörder der hiesigen Arbeitersfrau Maria Toman identisch, doch ist in dieser Beziehung noch nichts sichergestellt, und diejenigen, welche am Dienstag Mittags in ihrem Wissensdrange auf den Bahnhof eilten, weil man den Mörder der Toman bringe, waren jedenfalls zum al¬ lermindesten noch viel zu früh daran. Wir werden nicht ermangeln, falls uns Authentisches über diese Angelegenheit bekannt wird, es unsern Lesern mitzutheilen. (Appellverhandlungen beim k. k. Kreisgerichte.) Am 16. Jänner: Gegen Josef Schrattenholzer, Schneidermeister in Konrads¬ dorf bei Hall, wegen Ehrenbeleidigung; gegen Josef Ofner, Besitzer des Rempelbergergutes zu Thann, und dessen Sohn Georg Ofner, wegen Ehrenbeleidigung; gegen Jakob Pösinger, Kaufmann in Sierning wegen Uebertretung gegen die Sicherheit des Eigenthums. Am 23. Gegen Carl Karhuber, Besitzer des Deckenbergergutes zu St. Nicola, Bezirk Grünburg, wegen Ehrenbeleidigung; gegen Barbara Bauern¬ feind, Gastwirthin in Steinbach, wegen Ehrenbeleidigung; gegen In¬ liana Steinberger, Inwohnerin in Ennsdorf, wegen Ehrenbeleidigung gegen Susanna Tomasczik, Spänglers-Gattin in Steyrdorf, wegen Ehrenbeleidigung; gegen Josef Lehner, Bauerssohn am Herzoggute in Franzberg, Bezirk Enns, wegen Uebertretung gegen die körperliche Sicherheit. (Hauptverhandlungen beim k. k. Kreisgerichte.) Am 16. Jänner: Gegen Carl Jog, Taglöhner zu Heiligenkreuz, Bezir Kremsmünster, wegen Verbrechens des Diebstahls; am 27. Jänner: gegen Johann Eigner, Brauergehilfe unbestimmten Aufenthalts, und Martin Wagenleitner, Hufschmiedgeselle ohne Beschäftigung, wegen Verbrechens des Diebstahls, beziehungsweise Uebertretung des Betruge und der Landstreicherer; am 31. Jänner: gegen Franz Kriisai, Wagner¬ meister zu Leonbach, wegen Verbrechens des Diebstahls gegen Johann Höllmüller, Johann Wallner, Heinrich Windhager und Carl Seyerl, Dienstlecht zu Vorderstoder, wegen Verbrechens des versuchten Wild¬ Diebstahls gegen Franz Fröschl, Fleischergehilfe in Unterburgfried Bezirk Kremsmünster, wegen Verbrechens des Diebstahls. (Urtheil des k. k. Kreisgerichtes.) Vom 10. Jänner Franz Hillinger, Dienstlnecht in Zendorf, Bezirk Kremsmünster, wurde von Verbrechen der schweren körperlichen Beschädigung freigesprochen, dagegen wegen Uebertretung derselben zu 8 Tagen Arrest verurtheilt. (Gefunden.) In das Fund=Depôt der Kronprinz Rudolfbahn wurden nachfolgende auf den verschiedenen Stationen im Monate December 1878 gefundene Gegenstände abgeführt: Station Selzthal. Ein Breviarium Romanum ein brauner Leinen=Regenschirm, 5 kleine Schlüssel. Station Klagenfurt. Ein Leinensack, ein grauer Plaid. In Steyr wurden ein Paar gestrickte Strümpfe, mit E. B. gemärkt, gefunden und im Gemeindeamte deponirt. (Verstorben.) Den 9. Jänner: Anna Fichtl, Glasermeisters witwe, Nr. 70 in Steyrdorf, 77 Jahre alt, Altersschwäche. Den 10.: Flora Schneider, Beamtenswaise, Nr. 201 in Reichenschwall, 8 Monate alt, Lungenlähmung. Den 11.: Hermann Hamp, k. k. Landesgerichtsrath Nr. 105 in der Stadt, 60 Jahre alt, Schlagfluß. Rosina Beinhack, Bürstenbinderlind, Nr. 247 in der Schönau, 14 Jahre alt, Lungen¬ sucht. Josef Straßer, Armaturarbeiterskind, Nr. 47 in Ort, 10 Wochen alt, Lungenkatarrh. Den 12.: Alois Rotter, Fabriksarbeiterskind, Nr. 113 in der Stadt, 8 Tage alt, Blausucht. Den 13.: Mathias Marstaller, lediger Fabriksarbeiter, Nr. 422 in Voglsang, 35 Jahre alt, Lungen¬ entzündung. Josef Massal, verehel. Papierer, Nr. 506 in Wieserfeld, im Krankenhause zu St. Anna, Lungenentzündung. Josefa Zettl, Arma¬ turarbeiterskind, Nr. 230 bei der Steyr, 10 Monate alt, Bronchitis. Den 14.: Josef Kreißl, Armaturarbeiterskind, Nr. 1311 in Steyrdorf 18 Tage alt, Darmkatarrh. Correspondenz. Bad Hall, 13. Jänner. (Schlittenrennen.) Bei demselben, welches gestern hier stattfand, betheiligten sich 12 Fahrer und wurden die Preise in nachstehender Reihenfolge gewonnen von den Herren: 1. Traunmüller aus Wels (Los Nr. 9), 2. Buchmayr aus Steinhaus (Los Nr. 5), 3. Rail aus Waldneukirchen (Los Nr. 8), 4. G. Zacht aus Hall (Los Nr. 11), 5. Wirth in Hatzendorf (Los Nr. 1). Das Schlittenrennen beehrte auch Herr Josef Werndl mit seinem Besuche, der im Hotel „Zur Stadt Triest" Absteige¬ Quartier nahm und durch sein liebenwürdiges Benehmen seine frohe Laune mit den übrigen seiner geehrten Freunde aus Steyr viel Leben in unsern Ort brachte. Wir Haller freuen uns stets, so oft Herr Josef Werndl in ihrer Mitte erscheint, der ja durch seine neue Besitzung sozusagen einer der Unseren geworden ist. Aus dem Gerichtssaale. Steyr, 10. Jänner. (Ein Rippenstoß zur Warnung Franz Hillinger, Knecht am Stadlmayrgute zu Zenndorf, und Georg Kiemeswenger, ebenfalls Knecht in demselben Gute, geriethen am 23. September v. J. Nachmittags in Streit, angeblich deßhalb, weil Kiemeswenger den Stallburschen Georg Hubinger am Vormit¬ tage desselben Tages etwas unzart beutelte. Ob nun dies allein die Ursache des Streites gewesen, oder ob Hillinger es zum Vorwande genommen, den Kiemeswenger deßhalb zum Streite herauszufordern, weil dieser sich äußerte, Hillinger sei von seinem Vater aus dem Haus¬ gejagt worden, läßt sich nicht feststellen, doch scheint Letzteres die Ver¬ anlassung gegeben zu haben, und die Gelegenheit bot Georg Hubinger Während des Mittagmahles geriethen nun Hillinger und Kiemeswenger in Streit, welchen sie noch später fortführten und der endlich zu Thät¬ lichkeiten führte und zwar zu bedeutenden. Hillinger stand heute vor einem Vier=Richter=Collegium, um sich des ihm zur Last gelegten Verbrechens der schweren körperlichen Beschä¬ digung zu verantworten. Der Sachverhalt ist folgender: Als Hillinger und Kiemeswenger am 23. September v. J. Nachmittags in den Stall gingen, um dort die nöthigen Dienste zu verrichten, fragte Hillinger den Kiemeswenger, ob er wirklich behaupten könne, daß ihn sein Vater aus dem Hause verjagt habe, und als dieser die an ihn gestellte Behaup¬ tung wiederholte, stieß ihn Hillinger mit dem Rücken derartig an den Futterbarren, daß Kiemeswenger sofort bedeutende Schmerzen verspürte, und constatirten später die Aerzte, daß er einen Rippenbruch erlitten. Die Folge dieser zarten Behandlung war nun, daß Kiemeswenger längere Zeit das Bett hüten mußte und einige Wochen arbeitsun¬ fähig war. Hillinger behauptet nun, er habe den Kiemeswenger blos zur Seite gestoßen, doch sei dieser nicht gefallen, viel weniger an den Futter¬ barren angestoßen. Ja, er behauptet sogar, Kiemeswenger habe ein Schaff voll Wasser in der Hand gehalten, und habe, als er ihn zur Seite gestoßen, nicht einmal das Wasser ausgegossen. Er könne ihm sohin den Rippenbruch nicht beigebracht haben. Er gibt ferner an, Kie¬ meswenger habe am selben Tage noch die Rosse getränkt, Nachmittags geackert und habe nicht über Schmerzen geklagt; ja, Kiemeswenger sei¬ den nächsten Tag nach Nied gegangen und erst den dritten Tag zurück¬ gekommen. Auch habe er zwei Tage bei einem Schuster gearbeitet und an¬ dere schwere Arbeiten verrichtet, weßhalb er (Hillinger) meine, daß ihm jemand Anderer und später die Beschädigung beigebracht habe. Im gleichen Sinne sagt der 15jährige Zeuge Georg Hubinger aus, der Alles gesehen und gehört haben will, was jedoch Kiemeswenger als unwahrscheinlich, ja unmöglich bezeichnet. Der Beschädigte Kiemeswenger behauptet das Gegentheil und gibt an, daß ihn Hillinger mit beiden Händen an der Brust packte und mit solcher Wucht an den Futterbarren stieß, daß er sofort heftige Schmerzen verspürte. Es sei wahr, daß er denselben Nachmittag noch geackert habe, den anderen Tag nach Ried gegangen sei, zwei Tage bei einem Schuster gearbeitet und auch andere schwere Arbeiten verrichtet habe; doch sei dies mit Anstrengung aller Kräfte geschehen und habe er stets Schmerzen verspürt. Er habe erst dann einen Arzt geholt, als er nicht mehr arbeiten konnte. Die zur Verhandlung herbeigezogenen Herren Aerzte Dr. v. König und Dr. Spängler nehmen einen Rippenbruch für möglich an, deßgleichen eine Beinhautentzündung für wahrscheinlich und geben wei¬ ters an, daß die Verletzung nicht an und für sich eine schwere sei, son¬ dern erst durch das Verhalten des Verletzten eine derartige gewor¬ den ist. Der Vertheidiger des Angeklagten Herr Dr. Feßl beantragt Freisprechung des Beschuldigten vom Verbrechen der schweren körper¬ lichen Beschädigung, da er den Thatbestand eines Verbrechens nicht finde. Der Gerichtshof, bestehend aus den Herren LGR. Foglar, Vorsitzendem, den Votanten LGR. v. Nippel, LGR. Kamptner und Rathssekretär Klug, sprach den Angelagten gemäß § 259, 3, St.=P.-O. von der Anklage frei, verurtheilte dagegen denselben wegen Uebertretung nach § 411, St.=G., zu 8 Tagen Arrest und zur Lei¬ stung eines Ersatzes von 33 fl. 50 kr. an den Beschädigten Kiemes¬ wenger. Die Staatsbehörde vertrat Herr Staatsanwalt Dierkes. Verschiedenes. (Sanctionirter Landtags=Beschluß.) Seine Maje¬ stät der Kaiser hat mit Allerhöchster Entschließung vom 21. December 1878 den Beschluß des oberösterreichischen Landtages vom 7. October 1878, betreffend mehrere An¬ derungen in der Zuweisung und Subventionirung von Be¬ zirksstraßen, mit den für den Beginn der Wirksamkeit der¬ selben festgesetzten Terminen und die Ausscheidung eines Theiles der subventionirten Josefsthaler Bezirksstraße aus dem Verbande der letzteren genehmigt. (Der Landesausschuß) hat der Frw. Feuerwehr in Aschach a. d. Donau für ihre Hilfeleistung bei dem am 5. December v. J. zu Aschach stattgehabten Brande eine Nemuneration von 30 fl. aus dem Assecuranz=Fonde be¬ willigt. (Todtschlag.) Am 26. v. M., gegen 12 Uhr Nachts, wurde der Hausknecht Josef Huber in Mauerkirchen auf der Straße nächst dem Gasthause des Eduard Stübler, in welchem er als Gast anwesend war, durch Schläge auf den Kopf derart verletzt, daß er von dem genannten Wirth im bewußtlosen Zustande aufgefunden und zu seinem Dienst¬ herrn nach Hause gebracht wurde. Die Thäter, zwei Bauern¬ burschen, wurden durch die Gendarmerie eruirt und verhaftet. Huber ist am 3. d. seinen Verletzungen erlegen. Erfroren.) An der Straße nächst Scharlinz wurde am 5. Jänner der 62jährige Einleger Johann Derndorfer aus St. Florian erfroren aufgefunden. Forstverwaltung Stoder.) Das k. k. Ackerbau¬ ministerium hat die Verlegung des Forstverwalter=Stand¬ ortes von Hinterstoder nach Windischgarsten mit dem 1. Jänner 1879 genehmigt und gleichzeitig angeordnet, daß der bis¬ herige Titel „Forstverwaltung Stoder“ in Forstverwaltung „Windischgarsten" umzuwandeln sei.
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