20 gen der Nähmaschinen staunend anerkennen, oder über ihre diesbezüglichen Zweifel Aufklärung verlangen. So belehrt man sich gegenseitig, findet nach und nach Geschmack an den zweckmäßigen Neuerungen, und kommt zur Erkenntniß ihrer Nothwendigkeit. Das ist der schöne, edle Zweck einer solchen Ausstellung, und wir dürfen es unumwunden aussprechen, die unsere hat diesen Zweck in vollkommenster Weise erreicht. Am ersten Tage der Ausstellung ward unter großem Massenzulauf Nachmittag zwei Uhr das Preispflugen woran sich 6 Knechte betheiligten, abgehalten. Nach Been¬ digung desselben zogen die Betreffenden zum Festplatze, wo ihnen die Preise aus der Hand des Abgeordneten des Cen¬ trals der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft Hochw. Hrn. Ja¬ kob Oberlaber, Stiftgärtnervorstand von St. Florian vertheilt wurden. Den ersten Preis erhielt Franz Braunhofer, Knecht im bischöflichen Mayrhof in Gleink. — Den zweiten Joseph Schachner, Knecht bei Hrn. Mayr in Werkgaden. — Den drit¬ ten Ignaz Stadlmayr, Knecht bei Hrn. von Schönthan in Neulust bei Steyr. Was nun das mit der Ausstellung verbundene Volks¬ fest anbelangt, so ist unsere Feder zu schwach, dies bunte Durcheinander, fröhliche Getreibe, die ungebundene Lust und Freude, welche in diesen Tagen zu einer nie gekannten Hö¬ he stiegen, zu beschreiben. Der Zudrang war ein massen¬ hafter; von allen, allen Seiten waren Fremde zugeströmt, und in der Stadt selbst standen Wagen an Wagen wie an Wo¬ chenmarktstagen — allen denen von der Ferne Herbeigeeilten angehörig, und am Festplatze selbst konnte man sich nur mit Muhe vorwärts bewegen, was besonders am Sonntag den 6. seinen Culminationspunkt erreichte. Es waren aber auch des Vergnügens und der Unterhaltungen in Hülle und Fülle geboten Schon vor dem Eingangsportal gab es zahlreiche Ver¬ kaufs- und Schankbuden, Marionettentheater, Circus und Ringelspiel zur jubelnden Freude der lieben Kleinen, die hier mit kindlichem Frohlocken sich tummelten, und sogar manch¬ mal auch die großen Kinder zu einer „Reise nach Amerika“ auf einem prachtvollen Rappen oder fürstlichen Equipage verleiteten. — Und nun erst innerhalb des Portals! Ueber¬ all begegnet das freudeleuchtende Auge Orten der Lust und der Erquickung. Hier winkt Gerstensaft und Wein, da la¬ den zierlich ausgeschmückte Conditoreien mit traulichen Ru¬ heplätzchen zum Genuße ein, hier werden noch Lose mit schal¬ lender Stimme ausgeboten, und dort, o welche Wonne! ver¬ künden Trompetenstoße und die donnernden Worte des Sprach¬ rohres, daß Madame Fortuna aus ihrem „Glückshafen" die guten Erdenkinder beglücken will wie noch nie¬ Da strömt denn Jung, und Alt herbei diese wankel¬ müthige Dame festzuhalten und die Gaben zu erringen, welche da so lockend aufgestellt sind, und gar mächtig zum glückverheißenden Spiele einladen. Jetzt tönen die lockenden Klänge eines Straußischen Wal¬ zers zu uns herüber, und schon drehen sich die Paare im wirbelnden Fluge auf dem freundlich gezierten Tanzboden. Sacklaufen, Baumklettern, dort Hellseherinen und andere Künstler, (?) ein Photograf mit beispiellos billigen Bildern rc. rc., Alles was Herz und Sinne verlangen können. So geht es ab und zu, Massen kommen, Massen ge¬ hen, alles heiter, lustig, fröhlich! Und doch, bei all dieser Ungebundenheit fiel nicht die geringste Störung vor! Wahr¬ lich, wir danken unseren wackern Steyrern aus ganzem Herzen, daß sie sich so brav gehalten, ganz besonders aber den Sicherheitsbehörden, der k. k. Gendarmerie, der löbl. Stadtpolizei und namentlich dem löbl. uniformirten Bürger¬ korps, welches das Opfer der nothwendigen Wachen und nächtlichen Patrouillen bereitwilligst auf sich nahm, und schnell jedes rändige Schaf aus der Heerde entfernten. Einen magischen Anblick gewährten Abend, besonders das Haupt¬ portal und der Tanzboden, die mit färbigen Lampions be¬ leuchtet, ein wirklich imposantes Bild boten. Am 6. Nachmittags 1 Uhr bewegte sich mit bei Be¬ gleitung der löbl. Bürgermusik=Kapelle der lange Schützen¬ zug, dem die drei Herren Preisträger voranritten, welche auf einem schwarzgelben, rothweißen und grünweißen Fähnchen die Beste angeheftet hatten, vom Festplatze aus, wieder bei großem Menschenzudrang, durch die ganze Stadt zum Gast¬ hause des Herrn Berger, wo das Freischießen begann. Am 7. endlich um 4 Uhr Nachmittag ging die Preis¬ vertheilung und Verlosung vor sich. Nachdem sich auf der Tribune der Herr Vorstand und alle Mitglieder des Comite versammelt hatten, erschien der k. k. Herr Statthalter Frei¬ herr von Spiegelfeld, welcher schon Vormittags 10 Uhr ange¬ kommen, von dem k. k. Bezirksvorstande Hrn. Statthaltereirathe Kaim, dem Gemeinderathe, dem Major und Offiziers=Korps der hiesigen löbl. Bürgergarde empfangen worden, und in ihrer Begleitung die Ausstellung besichtiget hatte. Er sprach seine Befriedigung aus daß er bei seiner ersten Anwesen¬ heit in Steyr Gelegenheit habe sich von der lebhaften Be¬ theiligung, welche die Ausstellung in landwirtschaftlicher und gewerblicher Beziehung gefunden, und von den erfreulichen Fortschritten der Landwirthschaft und Industrie zu überzeugen, und ermunterte zur Ausdauer und weiteren Vervollkommnung. Hierauf erfolgte die feierliche Vertheilung der Preise, wel¬ che der Herr Statthalter eigenhändig den betreffenden Aus¬ stellern zu übergeben geruht. Es erhielten folgende Aussteller Preise: Für Pferde die große Medaille: Josef Hiesmair am Kruggute zu Pirchhorn, Michael Paulmair am Mairgute zu Unternberg, Georg Gütlberger Wirth in Seitenstetten, das bischöfl. Dotationsgut Gleink. Die kleine Medaille: Johann Peterleitner am Stadlmairgute zu Zenndorf, Johann Eder am Mairgut in Berg, Josef Lang, Wirth in Pergern, Simon Köstenberger am Kaisergute in Saß. Für Kühe, die große Medaille: Bischöfliches Dotationsgut Gleink, Simon Köstenberger in Saß, Mathias Mitterndorfer, Großfuhrmann in Steyr, Josef Wegschaider, Bräuer in Sierninghofen. Zwei kleine Medaille: Kaspar Zeitlinger, Sensengewerk in Blumau bei Molln. Für Stiere, die große Medaille: Josef Baumgartner, Bräuer in Molln, Josef Wegschaider in Sierninghofen, Adolf Kunewalder, Gutsbesitzer in Edt bei Scharten. Die kleine Medaille: Bischofliches Dotationsgut Gleink. Für Kabinen, die große Medaille: Josef Baumgartner, Bräuer in Molln, Fr. v. Schön¬ than in Steyr (leistete Verzicht.) Jos. Forstinger, Bräuer in Steyr — Ennsdorf, Joh. Peterleitner in Zenndorf, Johann Haratzmüller, Bräuer in Steyr — Ennsdorf, Adolf Kune¬ walder in Edt. Die kleine Medaille: Bischofliches Dotationsgut Gleink, Fr. Resch am Hu¬ bergut in Stallbach, die Besitzerin des Ackermargutes in Pirchhorn, Simon Köstenberger in Saß, Jos. Brandstetter, Müller in Vogelsang, Adolf Kunewalder in Edt, I. Moser, Pfarrer in Christkindl. Für Zugochsen, die große Medaille: Fr. Kittinger, Bauer in Mühlbach, Karl Ridler, För¬ ster in Garsten, Brandner in Unterwald. Die kleine Medaille: Gottlieb Pepök, Bräuer in Mühlgrub, Jos. Baumgart¬ ner, Bräuer in Molln, Leop. Brandner am Reinthalergute in Oberdambach Für Mastvieh, die große Medaille: Gottlieb Pepöck in Mühlgrub, Josef Wegschaider in Sierninghofen, 2 mal. Die kleine Medaille: Gottlieb Pepök in Mühlgrub. Für Schweine, die große Medaille: Joh. Leitner am Rahofergute in Jägerberg, Jos. Blu¬ menschein, Mayr in der Eben. Die kleine Medaille: Fr. v. Schönthan in Steyr, Aug. Amtmann, Wundarzt in Garsten. Für Schaft und liegen, die große Medaille: Bischöfliches Dotationsgut Gleink für 1 Widder, Ha¬ geneder in Aschbach, 1 Widder. Die kleine Medaille: Karl Stadlmair in Steinbach am Attersee, für 1 Bock, Barbara Huber am Landsidlgute in Christkindl, für ein Mutterschaaf, Mich. Dorn in Ramingdorf, für 1 Mutterschaf.
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