Der Alpen-Bote vom 9. April 1863

gewendet; dieselben schienen ihm jedoch alle zu zeitraubend Oertliches. und der Trokar zu gefährlich weil das Thier sich nicht eher als nach 24 Tagen oder 3 Wochen nach dieser Operation Entgegnung erholt, und selten ganz deren Folgen überwindet. Er machte des III. Wahlkörpers auf die Erklärung des hochverehrten deßhalb von einem neuen Verfahren Anwendung, welches Herrn k. k. Bezirksvorstehers J. Schulz ihm vollkommen gelang, und welches er deshalb im Interesse Gar sehr überrascht und vom Herzen betrübt sind die aller derer veröffentlicht, deren Heerden diesem Leiden aus¬ Mitglieder des hiesigen III. Wahlkörpers über die vom k. k. gesetzt sind. Eines Tages im letzten Herbste wurde ihm ein Herrn Bezirksvorsteher Schulz deklarirte Ablehnung der in hohem Grade auf der Kleeweide aufgeblähter Ochse zu¬ auf ihn gefallenen Wahl. Sie hatten es so redlich gemeint, geführt, daß nicht allein die Hungergrube ausgefüllt, son¬ und einen Mann an den Rathstisch der Stadt Steyr setzen dern auch der Hals von der Geschwulst bereits aufgetrieben wollen, der die Achtung und das Vertrauen der hiesigen war. Das Thier athmete kaum, und wankte stark im GanBürgerschaft in so hohem Grade besitzt, da er sich durch sei¬ ge, so daß es jeden Augenblick umsinken konnte. Die Hei¬ ne 13jährige Wirksamkeit in ihrer Mitte stets als einen großen, lung wurde nun in diesem eklatanten Falle in folgender aufrichtigen und zuverlässigen Bürgerfreund bewiesen, der Weise ausgeführt: Eine leere geschlossene Klystirspritze wur¬ in und außer dem Amte jederzeit und unter allen Umständen de in den leeren und zugepreßten After des Thieres einge¬ das allgemeine Beste ausschließlich und mit manchen Opfern führt; wegen der im Mastdarm herrschenden Leere und des sich angelegen sein ließ. Welch' ein Verlust für Steyr wäre äußeren Luftdrucks waren drei Menschen nöthig, um den also der Abgang eines solchen Mannes in der Gemeindever¬ Stempel der Spritze herauszuziehen. Jedoch gleich nach dem tretung! Man kann es darum kaum glauben, daß ein ersten Mal fühlte das Thier Erleichterung, welches sich auch solch allgemein bekannter und geziemend ver¬ nach dem zweiten Pumpen bemerklich machte, nach dem drit¬ ehrter Ehrenmann sich durch das unsinnige Geplärre ten Mal war es außer Gefahr, endlich nach dem sechsten eines einzelnen Schreiers (wer es auch sei,) zur Ablehnung Mal ging das Ausziehen schon ganz leicht, und das Thier des Wunsches und der Wahl eines großen Theiles der hie¬ entleerte sich auf natürlichem Wege und fast ununterbrochen sigen Bürgerschaft bewogen finden könnte, da ja die Liebe und des Ueberrestes des Gases. Die ganze Operation dauerte das Zutrauen Vieler doch nicht durch das Gequike eines ein¬ nur etwa eine Viertelstunde und der Verfasser hält dieses zigen hirnlosen Pygmäen aufgehoben sein dürfte. Auch hat der Verfahren für das sicherste, schnellste und billigste. III. Wahlkörper zu viel Confidenten zu der Ehren¬ haftigkeit und der guten Gesinnung der Ge¬ meinderepräsentanz Steyr's, als daß er sich's ver¬ Widerlegung der allgemein verbreiteten Meinung sehen könnte, daß dieselbe auch nur von Ferne geson¬ über das Vorhandensein noch großer Getreide¬ nen wäre, diese Wahlablehnung bezüglich der allgemein geschätzten Persönlichkeit des Herrn Bezirkvorstehers Schulz Vorräthe in Ungarn. anzunehmen. Die ziemlich allgemein verbreitete Meinung über das Vorhandensein noch großer Getreide vorräthe Es mag nicht ohne Bedenklichkeit sein manche Dinge in Ungarn ist irrig! Mit Ausnahme der untern Thei߬ bei ihrem wahren Namen zu nennen und als räthlich mag gegend, Weißenburg, der Somogy und kleiner einzelner es oft erscheinen, mißliebige Handlungen nicht zu rügen Striche hatte Ungarn im vergangenen Jahre im Weizen doch kann darum Niemandem verwehrt sein, die Verdienste nur eine halbe Fechsung, während Oesterreich und Deutsch¬ eines hervorragenden Mannes zu preisen, und kaum darf land sich durchschnittlich einer vollen Ernte erfreuten. In man befürchten, daß sich Andere dadurch in Schatten gestellt Folge dessen hat Ungarn nicht nur überhaupt verhältnißmä¬ meinen, besonders wenn man zum voraus erkläret, daß ßig wenig abzugeben, -- und namentlich das ganze Banat, man nicht die Absicht hat, Jemandem nahe zu treten. die Bacska und oberen Theißgegenden werden nicht viel Bekanntlich hat sich Herr Doktor Kompaß um mehr als gerade den eigenen Bedarf decken können — son¬ Steyr Verdienste erworben, wie sie kaum jemand Anderer in dern es stehen auch die Preise an den meisten Bezugssta¬ dieser Art aufzuweisen hat, und wir brauchen als Beleg dafür nur tionen, von denen einige schon ganz erschöpft sind, um 10 seine große Aufopferung an Geld und Zeit für das Projekt bis 15 kr. höher, als daß der Bezug von dort nach Pest der Verbindung der West= und Südbahn über Steyr lohnen dürfte. Hiernach wird sich in Pest selbst in diesem anzuführen. Wer nur einigermaßen die Vortheile zu beur¬ Jahre ein lebhafter Verkehr kaum mehr entwickeln, besonders theilen weiß, welche diese Verbindungsbahn auf die da die Rheinländer angefangen haben, ihre Einkünfte in hiesige Industrie ausüben muß, findet sich dem Herrn den geringeren Sorten in der Mohacer und Fünfkirchner Dr. Kompaß zum größten Danke verpflichtet. Wenn auch direkt zu machen, so daß für Pest größtentheils nur der Manche gewohnt sind, auf seine Bemühungen geringschätzig Verkehr in schwereren Sorten (für Wien und zum außer¬ hinzublicken, so beweiset das höchstens nur, daß sie durch österreichischen Export) übrig bleiben wird. Die dortigen La¬ die großartige Idee des Herrn Doktor Kompaß ihre ger sind bekanntlich seit längerer Zeit sehr schwach und mit eigenen Ansichten überflügelt sehen Rücksicht auf das Angeführte ist auch wenig Aussicht, daß Im Interesse der hiesigen Industrie wäre es sehr zu sie sich überhaupt füllen werden. wünschen, daß sich Herr Dr. Kompaß durch Nichts bei¬ Für die Folge wird auf das Getreidegeschäft der Um¬ ren ließe und auf der betretenen Bahn fortschreiten möchte. stand nicht ohne Einfluß sein, daß Roggen in Ungarn Der aufrichtige Dank der hiesigen Bevölkerung wird ihm von Jahr zu Jahr immer weniger angebaut wird, da dem gewiß zu Theil und sein Name wird noch gesegnet werden, Oekonomen der Anbau von Weizen viel mehr lohnt, beson¬ wenn viele andere Namen längst verklungen sein werden. ders seit derselbe mit größerer Sorgfalt betrieben wird. Von Gerste behauptet die Oberländer noch immer den ersten Rang, und wird fast ausschließlich für Brauereien Gemeinnütziges. verwendet, welche in Ungarn selbst mit der zunehmenden Bierproduktion jährlich größere Quantitäten verbrauchen und Neues Verfahren zur Heilung der Trommelsucht. auch die Preise für gute Waare nicht unerheblich gesteigert Der Verfasser, Eigenthümer im Departement de l'Indre, haben. Die Weißenburger ist in diesem Jahre nicht gut zur hat der dortigen Ackerbaugesellschaft folgende höchst wichtige Brauerei verwendbar und bleibt zum größten Theile für Mittheilung gemacht. Derselbe war seit Jahren im Besitze Futter und Brennereibedarf. Die mittelst Maschinen gedro¬ aller gegen das Aufblühen der Wiederkäuer empfohlenen schene Gerste ist gar nicht beliebt; sie hat viel gebrochene Mittel gewesen und hatte den Aether, Eau de Javelle, Körner und kann daher nicht einmal für Brennereien ver¬ Milch, Oel, erweichende Klystiere, den Trokar u. s. w. an¬ wendet werden. (W. Kaufm.) Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Michael Haus in Steyr. Die Beilage enthält: Stenografische Aufzeichnungen.

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