durch Fortsetzung und konsequente Durchführung des abso¬ luten Systemes und durch seinen vollkommenen Bruch mit dem die Welt beherrschenden Geiste der Zeit sowohl inner¬ lich als nach Außen hin seinem gänzlichen Ruine nahe ge¬ bracht werden müssen. Wie weit dieß Wahrheit in sich hat, überlassen wir dem Urtheile und der Entscheidung Aller, welche mit der Geschichte der letzten 11 bis 12 Jahre ver¬ traut sind. Der letzte italienische Krieg vom Jahre 1859 und der Friede von Villafranka waren das Ende der österreichischen Waffen¬ herrschaft im Innern. War nun auch der Verlust einer der schönsten Provinzen und die Vereitelung eines großen Theiles der früheren Regierungsanstrengungen und Früchte der Hel¬ denthaten Radetzky's und seiner tapferen Armee zu beklagen, so datirt sich doch vom Ausgange dieses Kampfes das Hin¬ scheiden des österreichischen Absolutismus und das neue Auf¬ blühen der österreichischen Freiheit her. Denn man darf mit Gewißheit annehmen, daß, wären die Waffen Oesterreichs in der Lombardie von der Glückssonne deschienen gewesen, die Sachlage eine viel andere geworden wäre, und die Oester¬ reicher noch lange, lange hätten warten müssen, bis ihnen der Frühling einer freien Verfassung aufgeblüht wäre. — Nun aber was konnte man endlich thun, um die allgemein deprimirte Stimmung der Völker zu heben, um jeden Anflug von Murren zu ersticken, um endlich den völlig zerrütteten Finanzen wieder aufzuhelfen, das in seinen Grundfesten wankende Oesterreich wieder für alle Zukunft zu befestigen und seine ehemalige achtunggebietende Stellung den übrigen europäischen Mächten gegenüber zu restituiren? — Es erschien das Oktober=Diplom und die Konstitution vom 26. Fe¬ bruar 1861. Und wahrlich diese kaiserliche Gabe ist dankens¬ werth, — sie kam zwar spät, aber besser ist's spät, als nie¬ mals — und ihre segensvollen Früchte für Oesterreich nach In¬ nen und als Macht nach Außen haben sich bald gezeigt. Denn was jetzt in Oesterreich rettung= und heilbringend er¬ scheint, was ihm zur hohen Entfaltung und Blüthe im In¬ neren verhilft, und ihm im großen Staatenbunde wieder seine Würde, ja seine respektive Ueberlegenheit sichert, das entquillt allein nur aus seiner freien Konstituirung. Und die Sachlagen in Ungarn, Kroatien, Siebenbür¬ gen und Tirol werden ebensowenig, als die kleinlichen Herr¬ schergelüste aristokratischer und ultramontaner Parteien den Gang Oesterreichs zu einem hohen Glücke zu hemmen ver¬ mögen, wenn die österreichische Regierung, wie bisher, un¬ verrückten Blickes auf ihr großes Ziel hinblickt und fortfährt mit redlichem und aufrichtigem Herzen den Anforderungen der Zeit zu entsprechen und das Volk so frei sich entfalten zu lassen, als nach seinen gegenwärtigen gerechten Wün¬ schen, nach seinem laut sich verkündenden Bedürfnisse und seinem relativen Kulturstande, d. h. nach seinem geistigen Reifegrade entsprechend ist. Dann, aber nur dann wird Oesterreich in Wahrheit ein Großosterreich sein. (Fortsetzung folgt.) Ausland. Frankfurt, 4. April. „Europe bestätigt aus zuverlässiger Quelle, daß die Westmächte das Wienerkabinet eingeladen haben, eine Kollektivnote nach Petersburg zu re¬ digiren. Das Wiener Kabinet habe indessen abgelehnt, weil es Rußland gegenüber nicht aggressiv verfahren könne. — Bezüglich der polnischen Frage kreuzen sich Telegramme, die einander geradezu widersprechen. Es wird gut sein, dabei nicht aus dem Auge zu verlieren, daß die Regierung in einer Angelegenheit, bei welcher selbst die Form schon von ungeheurer Wichtigkeit ist, sich nicht in der Lage befindet, fortwährend darüber Aufschlüsse zu ertheilen, ob der Standpunkt, den jene Telegramme erwähnen, auch der richtige oder ob er nicht veraltet sei. Was das angeblich energische Auftreten Englands be¬ trifft, so dürfte es nicht überflüssig sein, zu bemerken, daß die so entschieden friedlichen Aeußerungen Lord Palmerstons in seiner letzten Rede jedenfalls neueren Datums sind als die Mittheilungen jener Journale, welche das Gegentheil behaupten. 46 Wir glauben übrigens nicht zu irren, wenn wir an¬ nehmen, daß die Verhandlungen wegen einer gemeinsamen diplomatischen Aktion, für welche unleugbar Anhaltspunkte vorhanden sind, sich noch in der Schwebe befinden. Krakau, 4. April. Der Aufstand im Gouverne¬ ment Kowno ist im Wachsen. Koniewicz ist von den Auf¬ ständischen genommen. Am 26. März fand ein Gefecht bei Usciana, 5 Meilen von Dünaburg statt, in welchem 700 Russen aufgerieben wurden. In Radom wurde nach dem Ausmarsche des Generals Uszakow die Kasse von den In¬ surgenten genommen. In Moskau und Petersburg herrscht Agitation unter den Liberalen. Ueber die Gerüchte von der Waffenniederlegung der polnischen Insurgenten schreibt der „Czas", es sei durchaus unwahr, daß die Korpsführer ihren Leuten be¬ fohlen hätten, nach Hause zu gehen. Die Fakta seien die beste Widerlegung dieser Gerüchte, welche von preußischen Blättern in leicht erkennbarer Absicht verbreitet werden. — (Aber die „Breslauer Zeitung" hat ja die Nachricht eben¬ falls gebracht, und diese ist noch nicht der Verbreitung in leicht erkennbarer Absicht verdächtig!) Im Gegentheil sei der Aufstand, namentlich in den alten Provinzen, jetzt erst im Zunehmen begriffen und die Schaaren der Kämpfer wer¬ den von Tausenden Neuankommender verstärkt. — London. Am 24. März starb der bekannte Koh¬ lengrubenbesitzer im südlichen Wales, Mr. Thomas Po¬ well, 83 Jahre alt. Er besaß 16 Gruben und beschäftigte über 6000 Arbeiter. Man mag sich eine Vorstellung von dem Umfang seiner ungeheuren Bergwerke machen, wenn man erfährt, daß er im vergangenen Jahre nicht weniger als 700,000 Tons Kohlen verschiffte; er war aller Wahr¬ scheinlichkeit nach der bedeutendste Kohlenexporteur der Welt. Mehr als ein halbes Jahrhundert war er Theilnehmer des südwalisischen Kohlenhandels und den Umschwung seines Geschäftes verdankt er allein seinem eigenen Talente und seiner Betriebsamkeit. Paris, 26. März. Die Kaiserin, die Prinzessinen Mathilde und Klotilde wohnten heute der Aufnahme des Herrn Oktave Feuillet in die französische Akademie bei. Die Rede des neuen Akademikers war Scribe gewidmet. Er fand dabei Gelegenheit, der Kaiserin einige sehr schmeichelhafte Worte zu sagen, der, so schien es ihm, in ihrer Grazie und Barmherzigkeit ebenfalls von dem allgemeinen Stimmrechte gehuldigt worden sei. Ein edelherziger Verbrecher beschämte neulich in Frankreich vielleicht über 50 Procent sogenannter unbe¬ scholtener, tugendhafter Philister. Es war ein Galeerensclave von Toulon entsprungen und landeinwärts gelaufen, bis er ganz erschöpft vor einer armen Hütte ankam und um Speise und Trank und ein Versteck bat. Die Familie weinte und jammerte; sie sollte noch an demselben Tage herausgewor¬ fen werden, weil der Vater die Miethe nicht bezahlen konnte. Der Verbrecher, von diesem Jammer gerührt, schlägt dem Familienvater vor, ihn zu arretiren und ihn der nächsten Behörde abzuliefern, die für jeden wieder eingebrachten flüch¬ tigen Galeeren=Sträfling eine Belohnung von fünfzig Francs zahle. Seine Schuld betrage bloß vierzig Francs. Der Mann weigerte sich, eine solche gemeine That zu begehen, aber der Sträfling bestand so lange darauf, bis der unglückliche Vater einwilligte und den edlen Verbrecher bei der nächsten Behörde ablieferte, wofür er natürlich die 50 Francs als Prämie erhielt. Damit war der arme Familienvater nicht zufrieden. Er gestand der Obrigkeit, wie er dazu genöthigt worden sei, den Galeerensclaven zu arretiren. Es wurde untersucht und richtig befunden. Der arme Familienvater bekam noch 50 Francs hinzu und der Galeerensclave seine Freiheit. Aber auch ohne Lohn von Außen, ist's immer schön, edel zu handeln, viel lohnender, als jede Art von pfiffiger Gemeinheit. Turin. Der „Diritto" bringt jetzt wieder günsti¬ gere Nachrichten über das Befinden Garibaldi's. Sein Arzt Dr. Albanese, versichere, daß die Heilung vorwärts schreite und in Kürze vollständig sein werde, eine Mel¬ dung, die bis jetzt von keiner andern Seite her Bestätigung erhalten hat.
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