80 a) aus einer Art Vorburg, der ein mächtiger Felsblock, der „Bürgel“ zur Grundlage dient, b) aus dem Gehöft, welches sich ziemlich lang an den Klippen hindehnt und c) aus der Hochburg, welche schroff andern tief abstürzenden, von keiner Seite angreifbaren westlichen Felsenhang steht. Vor der Burg liegen die Überreste zweier Nebengebäude. Das eine, kleinere, ziemlich dicht bei dem Tor stehende, war dem Ausspruch der Bewohner der Umgegend zufolge, die Meierei, welche zum Schloss gehörte und das zweite von der Burg etwas weiter entfernte, gilt als der Viehstall. Beide sind Ziegelbauten aus dem Ende des XVI. oder vielleicht richtiger; aus dem Anfang des XVII. Jahrhunderts, da man sie erst dann hier hinhauen konnte, als man bereits die kriegerische Verteidigung des Schlosses gänzlich aufgegeben hatte. Beide Überreste sind arg mitgenommen, denn man hat die Fenstersimse, Türsteine, Schwellen, Gitter, Holzwerk usw. kurz, alles, was mitzunehmen war, fortgeschleppt und ist bei diesem Plündern nichts weniger als sorgfältig verfahren, so dass hin und wieder nur Mauerbrocken stehen blieben, über die sich jetzt Hagedorn- und Brombeerhecken ranken. Für den Antiquar haben diese zerstörten, ziemlich späten Ziegelbauten kein besonderes Interesse. Man fühlt sich daher sogleich zur Burg hingezogen. Vor dem Eingangstor derselben sieht man noch die Spuren eines (beiläufig 8 Meter breiten) Grabens, der wahrscheinlich damals verschüttet wurde, als man die herrschaftlichen Kanzleien nach dem Schloss hinauf verlegte. Alte Männer der Umgegend erzählten noch, dass ihre Großväter und Urgroßväter ihre Giebigkeiten auf den Aggstein bringen mussten, was ihnen bei der hohen Lage der Burg sehr beschwerlich war. Über jenen Graben ging, zurzeit als die Veste noch im Verteidigungszustand war, eine tüchtige, in Ketten hängende Zugbrücke. Das Eingangstor zur Burg hat nur 3 Meter Breite und ist nicht hoch genug, dass ein Geharnischter hätte zu Pferde einreiten können. Der Reiter musste also vor dem Tor absteigen, um das Innere der Burg zu betreten. Das Tor misst 7,1 M. Tiefe, erweitert sich rückwärts zu 4,3 M. Breite, und hat zwei steinerne Sitzbänke von 2,1 M. Länge für die Torwächter. Man gelangt durch dasselbe in den ersten Hof. Dieser Hof wäre ursprünglich im Viereck angelegt, da sich aber links vom Eingang die östliche Seite des Bürgelfelsens erhebt und in schräger Richtung zieht, wird der Hof gegen das zweite Tor hin verengert. (Siehe den Grundriss) Die größte Breite dieses ersten Hofes, gleich bei dem Eingangstor beträgt 14,6 M., die schmale Seite, bei dem zweiten Thor: 8,9 M. und die Länge desselben von einem Tore zum andern 13,9 M. Die Steigerung vom ersten bis zum zweiten Tor beläuft sich auf 1,6 M. (siehe den Durchschnitt). Rechts vom Eingangsthor gewahrt man eine ganz neue Türe in der Mauer, die zu einem engen Gemach führt, in welchem der jetzige Besitzer des Aggsteins Hr. Graf von Beroldingen das Gedenkbuch für die Besucher der Veste aufstellen lässt. In diesem ersten Hof befindet sich eine Mauer von 9,4 M. Länge und 1 M. Dicke, die sich vom zweiten Thor gegen das erste herabzieht und das, 3,9 M. breite Gemach für die Wachen des Tores, von dem Hof abschloss. Das zweite, in den zweiten Hof führende Tor, ist noch enger als das Erste, denn es hat nur 2 M. Breite, auch wird der zweite Hof noch schmaler als der Erste und misst an seiner engsten Stelle, da wo der Bürgelfels am meisten hervortritt, nur 5,4 M. Breite. Die Länge dieses Hofes beträgt 18,7 M. Er zeigt gleich rechts einen, vermutlich durch die Form des Felsbodens bedingten vierseitigen Vorsprung (von 3,8 M. Tiefe und 2,2 M. Breite), in dessen Mitte sich ein viereckiges Schießfenster (von 1,2 M. im Durchmesser) befindet. In diesem Vorsprung zeigt sich an der Erde eine, nunmehr mit einem Deckel versehene viereckige Öffnung, die in einen dunklen Raum hinab mündet, der als Gefängnis, oder wie das beliebte Wort es nennt, als „Verließ“ für die gemeinen Leute gedient haben soll. Der Förster des Herrn Grafen von Beroldingen, der mich während meines Aufenthaltes in den Ruinen besuchte, sagte mir, dass man in dieser Felsengrube Menschenknochen gefunden haben soll. Der Aufstieg des Terrains vom zweiten bis zum dritten Turm beträgt 3,5 M. Vor dem dritten Tor befand sich abermals ein Graben (von beiläufig 8 M. Breite) mit einer zweiten Zugbrücke. Das dritte Tor mit dem Wappen derer von Scheckh misst am Eingang 2,6 M., erweitert sich gegen rückwärts und hat eine Länge von 5,1 M. Auch hier sind wieder Sitzbänke für die Torwachen ange-
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