65 Gott verleihe seiner abgeleibten Seelle die Ewige Ruhe. Schon der Fürst Ludwig von Starhemberg hatte nach dem Wunsch seiner Gemahlin Marie Louise Francisca, geborenen Prinzessin von Aremberg, die Besichtigung der Burg durch hölzerne Leiterstiegen, die er an den am besten erhaltenen und merkwürdigsten Teilen derselben anbringen ließ, sehr erleichtert oder vielmehr erst möglich gemacht, die aber zur Zeit des Verkaufes von Aggstein schon nicht mehr gefahrlos zu besteigen waren. Der neue Besitzer, Seine Excellenz Graf von Beroldingen, nahm sogleich das lebhafteste Interesse an diesem ehrwürdigen Denkmal der Vorzeit und ließ nicht blos Forschungen über die Geschichte desselben durch den Verfasser dieses Aufsatzes anstellen, sondern auch die Höfe und andere Bäume von Steinen, Gesträuchen und andern Hindernissen des Besehens reinigen, überall ganz neue, feste, sichere und bequeme Holztreppen anlegen, für deren beständige Erhaltung alle Sorge getragen wird, den Eingang durch ein verschlossenes Thor verwahren und den alten Fahrweg zum Schloss wieder herstellen, welchem schönen, auch anderswo nachahmungswürdigen Beispiele seines seligen Oheims der jetzige Besitzer, Herr Graf Franz von Beroldingen, mit besonderer Vorliebe nachzufolgen sich eifrigst angelegen sein lässt. Diesen liberalen, mit nicht unbedeutenden Auslagen verbundenen Anstalten beider Herren Grafen haben die zahlreichen Besucher dieser großartigen Ruinen das erhöhte Vergnügen und die mannigfache Belehrung zu danken, die nicht blos Altertumsforscher und Geschichtsfreunde, sondern auch Solche hier finden, welche, lieber mit der Gegenwart als mit der Vergangenheit beschäftigt, vorzüglich deswegen hierher wandern, um die malerische Aussicht auf den Donaustrom und seine Umgebungen von einem so interessanten und erhabenen Standpunkte zu genießen. Zur Herrschaft Aggstein, deren schönen Waldungen, beiläufig sechshundert österreichische Joch einnehmend, die erfreulichste Pflege nach den erprobtesten Grundsätzen der verbesserten Forstkultur gewidmet wird,1 gehörte noch 1770 ein Freihof im Markt Spitz an der Donau, der Aggsteinerhof genannt, welchen vielleicht schon Anna Freiin von Polheim zur Sommerszeit bei ihren Besuchen des protestantischen Gottesdienstes daselbst als Absteige-Quartier benützt, vielleicht ihm auch seine neuere Bauform gegeben haben dürfte, der aber in der Folge von einem Fürsten von Starhemberg an einen Privatmann verkauft und dann in ein Gasthaus verwandelt wurde. Dieses Haus, früher Num. 18, jetzt Num. 56, unweit des Platzes und der Kirche gelegen und unter dem Namen des Grünwalderischen Hauses bekannt, unterscheidet sich durch die Malereien an der Hauptwand des Wohngebäudes, welche Mariä Empfängnis und die Heiligen Sebastian und Florian vorstellen, zwischen denen die Renovierung des Hauses durch den (ersten?) Privatbesitzer Paul Grünwalder 1799 durch die Bezeichnung angezeigt wird: P. G. W. 17 R. V. 99. Dabei ist ein Wappen gemalt: Ein quer geteilter Schild, in dessen oberer weißen Hälfte drei grüne Bäume stehen, den Namen Grünwalder bedeutend, und die untere Hälfte ein leeres rotes Feld ist. Auf dem Schild ruht ein geschlossener Helm mit einem Busch von drei Federn, deren mittlere blau, die andern weiß und rot sind. Die Helmdecke rot und gelb gemischt. 1 In den Prozessschriften zwischen der Herrschaft Aggstein und der Karthause Aggsbach werden unter andern auch sechzig Tagwerk unter dem Mauthaus liegende Hofweingärten und acht Tagwerk Äcker als vorhin gewesene HalbbauWeingärten angeführt. 1694. (Archiv. Cartusiae Aggspac. T. II. BT. S. 643-645.) Da der Hof, d. h. nach damaligem Sprachgebrauch, die Herrschaft (daher Hofschreiber, Hoftaferne usw.) allein so viele Weingärten besaß, so muss der Weinbau zu Aggstein damals noch beträchtlich gewesen sein. Alle diese Grundstücke waren dem Kloster Aggsbach zehentbar.
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