Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

64 Auch unter den Grafen von Starhemberg, über welche die umständlicheren biographischen Nachrichten teils in Hoheneck großem genealogischen Werk und in Schwerdlings Geschichte des Hauses Starhemberg zu finden sind, teils einem künftig zu liefernden Aufsatz über Schönbühel vorbehalten bleiben, wurden die Karthause Aggsbach und das Stift Melk in kostspielige und langwierige Prozesse um ihre Mautfreiheit zu Aggstein, jene zugleich des ihr dort zustehenden Zehentrechtes wegen in Streitigkeiten verwickelt. Bald nach dem Antritt der Herrschaft Aggstein regte Graf Konrad Balthasar die alte Misshelligkeit wieder an, welche sein Sohn Ernst Rüdiger erbte und 1694 zu Gunsten des Klosters Aggsbach entschieden sah. Einige andere, von längerer Zeit her streitige Punkte wurden zwischen dem Grafen Johann Ernst und dem Rector zu Aggsbach Augustin Damaser 1763 ausgeglichen. Der Mautner Johann Baptist Preindl hatte sich sechsmalige Beeinträchtigungen der Mautfreiheit des Stiftes Melk zu Schulden kommen lassen, worüber dasselbe 1716 bei der niederösterreichischen Regierung Beschwerde führte. Dieser Prozess wurde noch vor seiner Entscheidung durch einen von dem Grafen Konrad Sigmund und dem Abt Berthold von Melk 1722 getroffenen Vergleich beendigt, wodurch der ältere Vertrag von 1642 bestätigt und erneuert wurde, und der Graf zur Entschädigung für die erwähnten Rechtsverletzungen dem Stifte sechshundert Gulden zu bezahlen versprach.1 Durch die gesetzliche Aufhebung der Privatmauten ward jene fernere Veranlassung zu dergleichen Zwistigkeiten für immer beseitigt. Der allmähliche Verfall der herrlichen Felsenburg wurde schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts dadurch beschleunigt, dass die früher getrennt gewesene Verwaltung der Herrschaft Aggstein mit der Amtskanzlei zu Schönbühel vereinigt, dann die Dachungen, Fenster u. dergl. gänzlich verwahrloset, sogar die brauchbaren und leicht fortzuschaffenden Baumaterialien um unbedeutendes Geld verkauft und zu Bauten in der Nachbarschaft, wie zu Langeck (zwischen 1765 und 1770) benützt wurden. Am längsten widerstand das steile Ziegeldach des Presbyteriums der Kapelle dem rastlos nagenden Zahn der Zeit, wie es die Abbildung bei Köpp von Felsenthal und in den kleineren Nachstichen derselben zeigt; daher sich auch sein Gewölbe noch unbeschädigt erhalten hat. Schon vor der Aufhebung der eigenen Amts Verwaltung hatten die Pfleger oder Verwalter von Aggstein, welche gewöhnlich zugleich die Mautnersstelle dort versahen, es für ihre Amtsführung zweckmäßiger und bequemer gefunden, ihre Wohnung und Kanzlei in das geräumige Mauthaus herab zu übertragen, wodurch das Schloss, als eine unnütze Last für den Besitzer, vernachlässigt zu werden anfing. Einer der letzten selbstständigen Pfleger zu Aggstein (wenn nicht selbst der letzte) war der gefällige Karl Anton Manzador,2 der dem Schriftsteller Deppisch mit Nachrichten über die Kapelle diente, 1762 starb und zu Aggsbach jenseits der Donau begraben wurde, wo in der Kirche an der Wand der nördlichen Abseite sein Leichenstein mit der Aufschrift zu sehen ist: Alhier Ruhet Der Wohl Edl und Gestrenge Herr Carl Anton Manzädor gewester Pfleeg- und Mauthner der Hochgräfl: Starnbergischen Herrschaft Agstain, ist gestorben den 6. Marty A. 1.7.62 seines alters in 61ten Jahr. 1 Archiv. Cartus. Aggspac. T. I. BQ. S. 313-318. BT. S. 643-645. T. III. Lit. V. S. 39, 42, 43. Lit. Z. S. 54-55. Diplomatarium Carthusiae Aggsbac. ms. p. 170-171. (Vergleich vom J. 1763.) Stiftsarchiv zu Melk Serin. 68, Fase. 2, Lit. c. 2 Ein Leopold Manzador war regulierter Chorherr des Stifts St. Florian und von 1667 bis 1686 Pfarrer zu Vöcklabruck. Durch herausgegebene Predigten (Lob- und Ehrenreden u. dergl.) ist bekannt Don Pius Manzador, aus dem BarnabitenCollegium bei St. Michael zu Wien, zuletzt Bischof von Zeng und Modrusch und k. k. wirklicher geheimer Rat. Ein Maler N. Manzador lebte 1778 zu Wien. (Hof- u. Staats-Schematismus von Wien auf d. J. 1778. S. 2.)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2