Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

56 des oft genannten, verdienstvollen Pflegers zu Aggstein fernere Taten und Ende sind nicht bekannt; die Aufschrift seines Grabmals zu Wolfsbach, wie ein Schreiben von dort meldet, ist größtenteils unleserlich geworden, nur die Gestalt des Ritters noch gut erhalten. Kaiser Friedrich starb zu Linz den 19. August 1493, und sein edler, ritterlicher Sohn Maximilian I. wurde als sein Nachfolger auf dem Thron und als der Wiederbringer einer neuen, besseren Ordnung der Dinge freudig begrüßt. Wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt, am 31. Januar 1495, erging ein Gerichtsspruch von ihm, wodurch er gegen seine Leute und Holden in seinem Dorf „unterm Aggstain,“ die den Karthäusern zu Aggsbach in ihrer Fischerei in der Donau Irrung getan, zu Gunsten der Kläger entschied.1 Als kaiserlicher Pfleger zu Aggstein kommt 1510 und 1512 Wilhelm Innprucker zu Peigarten vor, welcher unter Kaiser Friedrich III. und dessen Sohn lange Zeit im Krieg gedient hatte, wie denn auch seine drei Brüder diesem ehrenvollen Berufe folgten und der Älteste, Georg, als kaiserlicher Hauptmann 1484 bei der Verteidigung der Stadt Korneuburg gegen die Ungarn umkam, Wolfgang als Maximilians Oberster 1510 starb, Hanns der Jüngste, 1480 Friedrichs Hauptmann und Pfleger auf der Burg Starnberg war und gegen die Ungarn zu Felde zog. Wilhelms Gemahlin Anna, des Hanns Pielacher Tochter, gebar ihm nur ein Kind Namens Genovefa, welche 1537 den Christoph Gusser von Grossau (im Viertel OMB.) zur Ehe hatte.2 Noch vor dem Schluss des fünfzehnten Jahrhunderts, nämlich 1498, hatte K. Maximilian die Burg und Herrschaft Aggstein als Pfandschaft und Pflege um ein Darlehen von tausend Gulden rheinisch und mit der Verpflichtung, dem Kaiser fünf gerüstete Pferde zu stellen, dem Ritter Albrecht von Wolfstein (von baierischem Adel) übergeben, welcher 1500 als Hauptmann zu St. Pölten, 1505 als kaiserlicher Truchsess, Rat und Amtmann daselbst in Urkunden erscheint, welche Stadt und Herrschaft er seit 1498 für eine dargestreckte Summe ebenfalls satzweise innehatte, bis sie mit Aggstein 1515 in gleicher Weise an den Freiherrn Wilhelm von Rogendorf überging.3 Wilhelm Freiherr von Rogendorf wurde 1481 geboren, 1504 des Königs Philipp I. von Castilien Rat und Kämmerer, 1507 Kaiser Maximilians Rat, 1517 des Königs Karl Statthalter in Friesland, 1518 des Erzherzogs und Infanten Ferdinand I. geheimer Rat und Obersthofmeister, 1521 mit seinen Brüdern Wolfgang und Georg und ihren ehelichen Nachkommen mit dem Titel „Freiherren zu Rogendorf und Mollenburg“ in den Reichsfreiherrnstand erhoben (den österr.-erbländischen hatten sie schon), wobei der Kaiser dem Schloss Peckstall/Pöggstall (NÖ) den nachher wieder außer Gebrauch gekommenen Namen Rogendorf gab und es mit Mollenburg zur Freiherrschaft machte. Als oberster Feldhauptmann über das deutsche Fussvolk begleitete Wilhelm den Kaiser Karl V. nach Spanien, wo er Statthalter von Catalonien, Roussillon und Cerdaigne, Comtur des Ordens von Calatrava und zu des Kaisers Trabantenhauptmann erhoben wurde. Ferdinand I. verlieh ihm, seinen Brüdern und ihren Ulmerfeld. (Ebend. Num. 90 und 101.) Johann von Tulbeck resignirte am 9. Mai 1476 das Bistum Freising, sein Nachfolger Sixtus von Tannberg starb 1495. Für Wolfgang von Meilerstorf bleibt in der Reihe der Pfleger von Ulmerfeld ungefähr die Zeit von 1462 bis 1472 oder kurz nach 1472, in welchem Jahr er sicher zu Aggstein war, bis zum März 1477 offen. Dass die Rechnung so lange, wohl noch vom Bischöfe Johann, rückständig war, ist nicht ohne Beispiel. 1 Urkunde Num. X. 2 Linck T. II. p. 354, wo eines Schreibens des W. Innprucker dd. Aggstein, freitags nach St. Mathiastag (27. Febr.) 1512 an den Abt Erasmus von Zwettl ohne Angabe des Inhalts erwähnt wird. Das gegen Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorbene alte Geschlecht der Innprucker oder von Innpruck, österrei-chischen Ritterstandes, welches im VUWW. die Güter Neuhaus und Fahrafeld nebst einem Haus zu Wien, ferner Pyhra, Peigarten, Marbach am Walde und Breiteneich im VOMB., auch Wasen im VOWW. besessen, führte einen silbernen Querbalken im grünen Schild, auf dem Helm zwei grüne, ausgebreitete Adlerflügel mit dem silbernen Querbalken belegt. (Wissgrill IV. Band, S. 488-495. Hanthaler Recens. dipl. T. II. p. 46-47.) Es ist gewiss ein seltsamer Zufall, dass die Göltinger und Innprucker ebenso wie die Schecken einen Querbalken im Schild und als Zimier den Adlerflug im Wappen gehabt haben. Wegen der Gleichheit des Wappens meint Böhm, dass auch Chunrad von Reichenstorff zum Geschlecht der Schecken gehört habe. (Notizenblatt VI. Jahrg. S. 11.) 3 Urkunde Num. XI. Duellii Excerpt. p. 110. Notizenblatt I. Jahrg. S. 251. Kirchl. Topogr. v. Österr. VII. Bd., S. 26. Schweickhardt VOWW. VH. Bd., S. 159-160. Die Feste Rabenstein an der Bielach kam 1498 durch Kauf vom Kaiser an Albrecht von Wolfstein. (Num. XI.)

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