Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

54 ward, dass die gewaltsam abgezwungene Schuldverschreibung dem Bernhard von Tirnstein keinen Schaden bringen sollte.1 Obgleich bei dem Mangel der bezüglichen Schriften nicht bestimmt werden kann, ob Wolfgang von Meilerstorf in der Zeit zwischen 1472 und 1477 die Pflege von Aggstein aufgegeben und vielleicht mit jener zu Ulmerfeld vertauscht habe, oder in der ersteren verblieben sei, so ist doch kein Zweifel, dass Kaiser Friedrich ihn 1477 zum Pfleger von Aggstein angenommen oder als solchen bestätigt, ihn als einen der Hauptleute zur Verteidigung der Städte Krems und Stein dorthin geschickt und später ihm auch die Pflege zu Espersdorf/Grafeneck aufgetragen hat; wie folgende urkundliche Nachrichten, zugleich ebenso viele unverdächtige Beweise des großen Vertrauens, welches ihm sein Herr in gefahrvollen Tagen fortwährend schenkte, ausdrücklich bezeugen. Der Rat und die Bürgerschaft der von den Ungarn belagerten Städte Krems und Stein danken am 24. Oktober 1477 dem Kaiser für sein tröstliches Versprechen sie zu retten und mit Hilfe nicht zu verlassen, und wiederholen ihre dringende Bitte, weil ihnen das reisige Volk wegen des Futtermangels in beiden Städten nicht tauge, ihnen eilends Volk (zu Fuß), Büchsenmeister und Pulver nach Tirnstein zu schicken. Das Schreiben hat als Überschrift die Notiz, dass freitags nach der elftausend Jungfrauen Tag (24. October) die kaiserlichen Hauptleute Wolfgang Meilestorffer und Vincenz Oberhaimer gekommen, früher noch Walther Hauser. Eben diese Nachricht mit der Bitte, ihnen mit Hilfe der Stadt Wien drei oder vierhundert Knechte, Büchsenmeister und mehr Pulver förderlich bei Tag und Nacht nach Melk und Tirnstein zu schicken, teilen sie am 29. October den kaiserlichen Feldobersten Hugo Grafen von Werdenberg und Jobst Hauser mit, worauf sie ihre erneuerten Bitten am 1. und 16. November wieder an den Kaiser abschicken. Dem Meilerstorfer mit Vincenz und Othmar Oberhaimer, dem Karlinger und Andern war die Verteidigung der Stadt Stein anvertraut, wie aus Schreiben der Bürger zu Krems vom 24. November bis zum 18. December zu ersehen ist. Endlich erschien am 19. December um zehn Uhr vormittags Hempel, ein Diener des Türsen, mit dem zu Klosterneuburg des Tages zuvor geschriebenen Brief des Thomas von Cilli, Dompropstes zu Constanz und kaiserlichen Protonotars, an die Hauptleute Wolfgang Meilerstorfer, Walther Hauser (Hauptmann zu Krems) und Vincenz Oberhaimer und an den Bürgermeister (Aichelberger), Richter und Rat von Krems und Stein mit der höchst erfreulichen Nachricht vom geschlossenen Frieden, welche sie auch denen von Espersdorf/Grafeneck, ihren guten Freunden und Andern nicht unverkündet lassen sollten. So waren alle Aufforderungen zur Übergabe und alle Angriffe der ungarischen Feldhauptleute Paul von Kynissy und Jan Seleni von Schönau an der standhaften Gegenwehr der treuen Städte zu Schanden geworden. Die Fortsetzung des ungarischen Krieges brachte neue Gelegenheiten, Meilerstorfers kriegerische Tüchtigkeit und seine zu Stein erworbenen Erfahrungen in Anspruch zu nehmen. Am Dienstag vor Pfingsten (17. Mai) 1485 schreibt der Kaiser aus seinem Hoflager zu Linz den Bürgern des Marktes Weier/Weyer (im Traunkreis, an der Straße von Steier nach Waidhofen), es sei die Warnung gekommen, der Feind wolle eine Besatzung in Weier machen; dem sollten sie mit Rat und Hilfe des Wolfgang Meilerstorfer, kaiserlichen Pflegers zu Aggstein, und des Andreas Krabat von Lapitz, Pflegers zu Steyr/Steier, vorkommen und wehren. Ein Jahr später riefen die unaufhaltsamen Fortschritte des Feindes den wackeren Meilerstorfer von der Hut der Feste Aggstein auf den früheren Schauplatz seiner kriegerischen Tätigkeit zurück, da, nachdem sich Wien dem König Mathias ergeben hatte, die Ungarn Krems und Stein mit einer zweiten Belagerung bedrohten. Auch diesmal schickte der Kaiser seinen Pfleger „zum Achstain“ als Hauptmann beiden Städten zu Hilfe, wie ein Schreiben aus Gent in den Niederlanden vom 7.9.1486 zeigt, worin der Kaiser ihn selbst, die Bürger und Söldner bittet, 1 Preuenhueber S. 113 u. 372. Chmels Regesten K. Friedr. Num. 4939, 4940. Lichnowsky VII. Regesten Num. 1649, 1925. Scharrer, Oesterreichische Marg-Graffen usw. Wien 1670, S. 257. Streins Aufzeichbuch in der Bibliothek d. niederösterr. Stände IV. Tl. S. 148, in der Austria usw. auf das Jahr 1842, Kaltenbäcks vaterl. Denkwürdigkeiten S. 103-105. Dieser Bernhard von Tirnstein aus dem Geschlecht der Türsen ist derselbe, welcher 1487 für seine Schlösser Osterburg, Pielach (das ist hier Bielachhaag) und Hartenstein um 1000 ungarische Gulden vom König Mathias den Frieden kaufte. (Chmels Materialien II. Bd., S. 360.)

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