Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

53 Gewalt des Königs von Ungarn fielen, als dieser bald nach der gedachten Übereinkunft mit dem Freiherrn von Graveneck im Juni 1477 ein Heer von 17.000 Mann über die Grenze führte, und in wenigen Wochen vierzig Städte und Märkte und 72 Schlösser sich unterwarf, bis der am 1. December geschlossene Friede seinen weiteren Eroberungen ein Ziel setzte. Allein nach kurzer Waffenruhe entbrannte, nicht ohne des Kaisers Schuld, die Fackel des Krieges von neuem, und Österreich bis über die Enns hinauf war zehn Jahre lang (1480-1490) der Schauplatz des Blutvergießens, Plünderns und Verwüstens, die Umgegend von Melk 1481, 1485 und 1487 vom Feind bedroht, der in letzterem Jahr das öde Schloss Wildenstein bei Zelking wieder erbaute und die Abtei Seissenstein einnahm, wodurch die Gefahr für das wohlbefestigte, mit kaiserlicher Besatzung versehene Melk (vor fünfhundert Jahren der Ungarn Grenzburg) und wenn es fiel, auch für Aggstein aufs höchste stieg. Ein von dem Herzog Albrecht von Sachsen im Namen des Kaisers im October 1487 geschlossener und durch neue Verträge bis zum Juni 1489 verlängerter Waffenstillstand entfernte zwar die nächste Gefahr, doch atmeten die Bedrängten erst dann wieder frei, als der siegreiche Mathias Corvinus am 6. April 1490 in der zu seinem Sitze gewählten Stadt Wien dem sicher treffenden Pfeile des Todes erlag.1 Den Wolfgang Meilerstorfer zu Härtenstein lernen wir zuerst 1461 und 1462 als Pfleger zu Steier/Steyr kennen. 1467 verkaufte er dem Hanns von Plankenstein den halben Hof und Sitz zu Teinstätten in der Pfarre Ips und die Feste Kornspach/Karlsbach in der Pfarre St. Martin bei Ips, mit welchen landesfürstlichen Lehen Kaiser Friedrich zu Linz am 14. u. 15. März d. J. den Käufer belehnte. Familienverhältnisse, Geldverlegenheiten, seine veränderte öffentliche Stellung oder andere unbekannte Umstände zogen die Veräusserung noch mehrerer Güter nach sich. So verkaufte Wolfgang von Meylestorff 1472 dem Bernhard von Tirnstein die Feste Hartenstein an der Krems, 1476 dem Hanns Vischmaister die Feste Hindperg/Himberg am Walde in der Pfarre Heidenreichschlag (St. Johann bei Heinrichschlag zwischen der kleinen Krems und dem Spitzerbache), wie aus der Aufsendung vom 30. November 1472 und aus dem kaiserlichen Lehenbrief vom 27. Februar 1476 erhellt. Als einen Beweis seines frommen Sinnes dürfen wir die Erscheinung seines Namens unter jenen Adeligen des österreichischen Ritterstandes annehmen, welche am 10.9.1465 und 26.2.1470 zu Rom um die Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III. (IV.) schriftlich ansuchten. Dass er einige Zeit Pfleger der bischöflich Freisingischen Herrschaft Ulmerfeld gewesen, wird sich aus einer spätem Nachricht ergeben. Um das Jahr 1472 scheint Wolfgang von Meilerstorf als Pfleger zu Aggstein in die Dienste Ulrichs Freiherrn von Graveneck getreten zu sein, wenn anders der Umstand, dass der erwähnte Aufsendungsbrief an den Kaiser, den Verkauf der Burg Hartenstein betreffend, den 30.11.1472 „auf dem Achstain“ gefertigt ist, mit Recht auf ein solches Verhältnis zu deuten ist. Nach einigen Jahren sehen wir ihn bei einem, der Faustrechtszeiten würdigen Auftritt auf lobenswerte Art beteiligt. Die Edelleute Jörg und Marx die Hohenfelder Gebrüder haben 1475 den schon genannten Bernhard von Tirnstein auf seiner Kirchfahrt nach St. Wolfgang am Wege zwischen Steier/Steyr und St. Peter in der Au gefangen genommen, hart geschlagen und verwundet, in das Schloss St. Peter geführt, zu unterst in den Turm gelegt und im Gefängnis genötigt, ihnen eine Handschrift auf 4000 Gulden lautend zu geben. Hanns von Plankenstein nimmt sich seiner an und gibt (5. Mai) seinem Schwager Heinrich Streun von der Gefangenschaft und schweren Verwundung Bernhards von Tirnstein Kunde und bittet, diese weiter „an ihre Herren und guten Freunde“ zu befördern. Zwei Tage später (7. Mai) berichtet er wieder, der von Walsee, Jörg von Sinzendorf, Otto von Zelking, Wolfgang Streun, Wolfgang Meilestorfer und er selbst seien gestern bei den Hohenfeldern gewesen und haben „mit ihnen geteidingt und Fleiss getan,“ damit sein Schwager aus solchem harten Gefängnisse ledig werde, aber nichts erlangen können. In der Folge tritt Meilerstorfer nochmal in dieser schimpflichen Streitsache unterhandelnd auf, die aber erst 1480 von dem Landmarschallsgericht dahin entschieden 1 Die weitläufige Darstellung jener Kriegsereignisse und die Rechtfertigung des angegebenen Todestages (6. April) s. in d. Gesch. v. Melk I. 651 u. ff.

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