Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

52 und Sarmingstein samt den Befestigungen, und alle ihre „Täber und Besatzung,“ namentlich zu Ebersdorf und der gegenüber liegende Täber. Die fahrende Habe in den Schlössern sollte ihren Eigentümern bleiben und der Kaiser dafür sorgen, dass sie sicher nach Grätz und Landsee (Lanzser in Ungarn) geführt, was aber zu Ebersdorf ist, denen, welchen es gehört, zu ihren Schlössern gebracht werde. Die Lossprechung vom Kirchenbann sollte der Kaiser den darin Befindlichen erwirken, usw. Die verheißene Summe suchte der Kaiser bei seinem beständigen Geldmangel teils durch Darlehen von dem reichen Erzbischöfe Johann von Gran, von seinen Räten Christoph Ungnad und Balthasar von Weispriach, ferner von seinem Kämmerer Wilhelm Auersperger, Ulrich von Graben, Hauptmann zu Marburg, Gebhart Peuscher und Andern, teils mittelst einer auf die Geistlichkeit, Städte und Märkte geschlagene Steuer herbeizuschaffen. Nach dem Begehren des Kaisers verließen die Freiherren Ulrich und Wolfgang das Land Österreich, indem der Vater auf seine Güter in Ungarn zog, der Sohn auf die Herrschaft Gratzen nach Böhmen sich begab, die zuerst pfandweise, seit 1489 durch Heirat als Eigentum seiner Familie gehörte. Ulrich verlor 1487 vor Schadwien (Schottwien) durch einen Büchsenschuss von des Königs Mathias Leuten das Leben. Von zwei Frauen, Elsbeth von Perneck (+ 1464), und Katharina von Potendorf (+ 1492), hatte er fünf Söhne und zwei Töchter. Seine Witwe musste auf Befehl des Königs Mathias, der damals in Österreich herrschte, den Markt Wilhelmsburg, den sie und ihr Gemahl dem Stift Lilienfeld entzogen hatten, 1488 zurückgeben. Mit Ulrichs jüngster Tochter Elsbeth, zuerst an den Grafen Ladislaus von Canischa, dann an Christoph von Topel vermählt, als hochbejahrte Witwe 1543 gestorben, erlosch diese ganze Familie, deren Namen noch das Schloss Grafeneck bewahrt, das sonst Espersdorf hiess, von Ulrich neu gebaut und benannt, dieser Name vom Kaiser Friedrich 146S bestätigt und die Herrschaft Grafeneck gefreiet ward.1 Die durch jene Übereinkunft erworbenen Schlösser und Pfandschaften verschrieb der Kaiser zum Teil wieder an Andere, z. B. Wald am 27. April 1477 um 6000 ungarische Gulden dem Sigmund Schlick, Bruck an der Leitha am 9. Mai des nämlichen Jahres dem Leopold von Wulzendorf,2 die übrigen behielt er als Kammergüter, wodurch Aggstein in den Besitz des Landesfürsten kam. Die Obhut über die ihm eingeräumte Burg Aggstein mit der Verwaltung der herrschaftlichen Renten vertraute der Kaiser einem Pfleger an und war so glücklich, an dem Ritter Wolfgang Meilerstorfer dazu den tüchtigsten Mann zu finden.3 Verständig, mutvoll, tapfer, dabei ein gewandter Geschäftsmann, machte dieser seinem wichtigen Posten Ehre, und seiner Umsicht, Tätigkeit und Treue war es zu danken, dass die herrliche Feste dem Kaiser erhalten blieb, während so viele andere Burgen in die 1 Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen Jahrg. 1849, II. Bd. I. u. II. Heft, S. 80. Linck T, II. p. 251. Chmels Regesten Num. 7102. Lichnowsky VII. Regesten Num. 2024. Hanthaler Fast. Campilil. T. II. P. II. p. 371. Wissgrill III. 380. 2 Bern. Pez Cod. dipl. hist, epist. P. III. p. 411. Chmels Regesten Num. 7118, 7119, 7125. Das Schloss Getzendorf (Getzersdorf unweit Herzogenburg) gab der Kaiser 1492 dem Hanns Pirchenperger bis auf Widerrufen in Pflegweise. (Lichnochwsky VIII. Regest. Num. 1753.) Vergl. Schweickhardt’s Viertel O. W. W. III. 169-170. (Wald), und IV. 151 (Getzersdorf). 3 Zu Meilersdorf, einer Rotte von 103 Häusern, nach dein über der Ips nächst der Urla/Url gelegenen Dorf Wolfsbach eingepfarrt, sieht man mitten im Orte auf einer Wiese die geringen Reste oder den Burgstall der schon nach dem Anfang des 17. Jahrhunderts zu einem Bauernhof herabgekommenen Feste Meilersdorf, des Stammhauses der gleichnamigen, längst erloschenen adeligen Familie, aus welcher Heinrich von Maleinstorf schon zu Ende des zwölften Jahrhunderts gelebt haben soll, der aber nach dem Zeugnisse anderer Urkunden nach Modelanstorf, d. i. Möllersdorf bei Draiskirchen gehört. Die Ritter von Meilersdorf hatten in der Pfarrkirche zu Wolfsbach, die sie mit Stiftungen bedachten, ihre Erbgruft und der obige Wolfgang sein Grabmal. Lorenz von Meilerstorf oder der Meilerstorfer war von 1385 bis 1419 Abt zu Seitenstätten, wohin die Pfarre Wolfsbach gehört. Herzog Albrecht III. von Österreich belehnte zu Wien am 2. April 1391 Ulrich den Scharner von Potendorf, Meindlein von Welmigk (Wölbling) und Gebhard von Hoheneck mit einem Hof in der Au in der Pfarre St. Leonhard am Forst, welchen seine Kämmerer Ulrich von Ror und Jörg von Maylestorf ihnen verkauft und dem Herzog aufgesandt haben. Der Edle Hanns der Meylestorffer, Pfleger zu Guntersdorf (Waldviertel, NÖ), ist am 21. Dezember 1420 mitsiegelnder Zeuge in einem Kaufbrief Jörgens des Pernstorffer an die Brüder Ulrich und Martin Eizinger über einen Weingarten und zwei Hofstätten zu Hedreins (Hadres an der mährischen Grenze). (Preuenhueber S. 372. Schweickhardt, VOWW. IX. 275 u. 280. Wendtenthals oder Marian Fidlers Gesch. der österr. Klerisei VIII. Bd., S. 258-259. Duellii Excerpt. geneal. hist. p. 73. Mitteil, zur Gesch. u. Topogr. in Schmidls österr. Blättern 1847, Num. 59.)

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