50 breiteten ihre Verwüstungen bis in die Gegend von Horn aus und zogen erst auf die Nachricht, dass ihnen der König von Ungarn den Krieg erklärt habe, mit Beute beladen heim. Am 22.3.1470 verpfändete der Kaiser dem Freiherrn Ulrich von Graveneck das Schloss Sarmingstein (an der Donau, OÖ), die Aufschläge vom Haifischen-, Mühlbacher-, Schellenberger-, Gmundner-Salz und anderem für 36.000 Gulden ungarische Ducaten. Bald darauf trat aber eine bedeutende Wendung der Dinge ein, indem der Freiherr seinen wohlerworbenen Ruhm durch seine Ungerechtigkeiten und offenen Treubruch schändete. Wie aus einem Schreiben des Kaisers aus Grätz/Graz vom 8. Juli 1468 an den von Volkenstorf und seine Räte in Wien zu ersehen ist, beschwerte sich der gesamte Prälatenstand unter und ob der Enns über die schweren und ungewöhnlichen Lasten, die ihnen der Freiherr von Graveneck zur Führung des Krieges aufbürdete, wobei er überdies in Schriften, Botschaften, Reden und auf andere Weise sie hart und schmählich behandle. Er war damals schon ohne Wissen des Kaisers und ohne Erlaubnis des Königs von Ungarn, mit welchem er den Krieg gegen Böhmen gemeinschaftlich führen sollte, aus dem Feld gezogen, ohne dass die Absicht und die Ursachen dieses eigenmächtigen Schrittes dem Kaiser bekannt waren. Sein Verhältnis zu seinem Kriegs- und Landesherrn blieb forthin gespannt, bis er endlich die Maske abwarf und unter dem Vorwände erlittener großer Bedrückungen, im Juni 1472 mit Heinrich von Lichtenstein auf Nikolshurg, dem obersten Erbschenken Georg von Potendorf, dem obersten Erbkämmerer Veit von Ebersdorf, dem obersten Truchsessen Hartneid von Puchaim und vielen Andern des Herren- und Ritterstandes,1 den Schutz des Königs von Ungarn anrief, durch dessen Vermittlung sie vom Kaiser wieder zu Gnaden aufgenommen wurden. Allein sowohl der Freiherr als Andere von gleicher Gesinnung fuhren fort, die Wirren und den gesetzlosen Zustand im Lande zu ihrem Nutzen auszubeuten, wobei sie besonders durch Anlegung neuer Zölle zu Wasser und zu Lande und durch Ausschreibung neuer Steuern das allgemeine Elend vergrößerten. Der Weinhandel auf der Donau, diese vorzügliche Quelle des Erwerbes für Österreich, wurde nicht bloß durch das Ungeld, sondern noch mehr durch die zahlreichen Aufschläge und Mauten sehr gedrückt. Solche Weinaufschläge bestanden im Jahre 1473 zu Klosterneuburg, Holenburg, Tirnstein, Spitz, Melk, Ebersdorf (bei Weiteneck), Seissenstein, Sarmingstein, Nehaim (?) und 1476 erscheinen nebst diesen noch Aufschläge zu Aggstein, Ottensheim, Aschach und Neuhaus.2 Ebenso fruchtlos als die Ermahnungen und Befehle des Kaisers zur Abstellung dieser Gewaltschritte, weil Graveneck im Namen der Uebrigen trotzenden Widerstand entgegen setzte, waren die Bemühungen des päpstlichen Legaten in Deutschland, des Cardinals Marcus, Patriarchen von Aquileja, dessen zu Augsburg am 30. März 1474 erlassene Bulle dem Ulrich Freiherrn von Graveneck, Wolfgang Grafen von Schaunberg, Heinrich von Lichtenstein zu Nikolsburg, Janns von Starhemberg, Zdenko von Sternberg und Georg von Potendorf an. Am 24. December 1467 ermahnt der Official des Passauer-Consistoriums zu Wien, Alexius Turner, die Kreuzsoldaten, sich unter die Fahnen des obersten Feldhauptmanns zu stellen. (Notizenblatt II. Jahrg. S. 264.) Auf sein Begehren berichtet der Rat von Znaim am 4. Januar 1468 dem Ulrich von Graveneck über der Böhmen Vorbereitungen zum kriegerischen Einrücken in Österreich und verspricht ferner fleissige Forschung hierüber. (Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen XX. Bd. II. S. 518 -519.) Am 20. Februar 1468 fordern Michael Burggraf zu Maidburg und Graf zu Hardeck, Ulrich Freiherr zu Graveneck und die mit ihnen hier zu Egenburg versammelte Kriegsmacht die Prälaten unter der Enns auf, die Ihrigen, aufs stärkste und beste gerüstet, zu Ross und zu Fuss, nach Krems zu schicken, usw. (Notizenblatt VII. 13-14.) Aus Grätz/Graz am 14. März 1468 folgte der Erlass des Kaisers an die Schlesier und Lausitzer, sie möchten dem Ulrich von Graveneck zuziehen. (Lichnowsky VII. Regesten Num. 1248.1 Aus 1469 ist eine Quittung des Freiherrn zu Graveneck über 200 Pfund Pfennige vorhanden, die der Abt zu Göttweig bezahlt hat. (Miscellanea Fol. 148, Num. 895.) Im kleinen Siegel ein Schild mit der Raute, darüber die Buchstaben V F h Z G. 1 Ihre Namen aus Chmels Regesten Num. 6634 bei Lichnowsky VII. S. 133-134 und Regesten Num. 1651, wo aber zu lesen ist: Tahenstein — Truchsess zu Stütz — Matseber. 2 Fontes rer. austr. II. X. Bd. S. XXX. Schon im März 1471 hatte der Kaiser seinem Rat Heinrich Streun befohlen, mit den Seinigen gerüstet, sonntags nach Ostern (21. April) nach Korneuburg zu ziehen, um mit den dahin berufenen Landleuten zuerst gütlich zu versuchen, wie die Besetzung der Donau und die unerlaubten Aufschläge abzutun wären, oder einen Hauptmann zu wählen und mit ihm ins Feld zu ziehen. (Chmels Regesten Num. 6203. Lichnowsky VII. Regesten Num. 1518.) Laut der Repertorien des kön. Staatsarchives zu Dresden befindet sich dort ein Verzeichnis der Aufschläge an der Donau, ungefähr von 1473 bis 1476. (Notizenblatt III. Jahrg. S. 456.)
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