Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

49 anzuführen und zu erläutern, in denen Ulrich Gravenecker beteiligt erscheint. Dieses zu tun, muss einem künftigen Biographen desselben überlassen werden, welchen der merkwürdige Mann mit größerem Recht als Georg von Stain längst verdient hätte.1 Es sollen also nur solche Nachrichten hier folgen, welche auf die Geschichte von Aggstein Bezug haben. Zu Ende des Septembers 1467 zum obersten Feldhauptmann in Österreich ernannt, warb Ulrich von Graveneck Söldner, nahm und zerstörte auf seinem Zug einige feste Plätze der Aufrührer, darunter Aggstein, und ging, nachdem er Steyr/Steier in seine Gewalt gebracht hatte, nach Unterösterreich zurück, wo er die Stadt Ips/Ybbs eroberte, da der zum Entsatz heranziehende Prinz Victorin von Böhmen nicht über die Donau setzen konnte.2 1) Zu Anfang des folgenden Jahres (10. Januar 1468) befiehlt der Kaiser seinem Diener Bernhard von Tirnstein, sich mit seinen Dienern und Leuten bestens gerüstet Samstags nach dem St. Vincenz-Tage (23. Januar) in Melk einzufinden, um mit den dort versammelten Leuten den Einfall der Feinde aus Böhmen und Mähren, der dem Lande droht, abzuwehren; die Landleute (der ansässige und begüterte Adel) jenseits der Donau sollten sich zu Krems sammeln; der Feldhauptmann Gravenecker werde auch dazu helfen. Dieser stellt (zu Neustadt, am 16. Januar) den gewöhnlichen Dienstrevers wegen der ihm anvertrauten Feldhauptmannschaft aus, worauf der Kaiser (19. Januar) den Städten Krems und Stein anzeigt, er habe den Edlen Ulrich Freiherrn zu Graveneck, seinen Rat, zum Feldhauptmann in Österreich wider die Einnehmer der ungewöhnlichen Aufschläge auf der Donau und Beschädiger des Landes geordnet, darauf dieser einige Reisige und Fußvolk aufgenommen; auf die täglich sich wiederholende Warnung vor dem in Böhmen und Mähren sich sammelnden Kriegsvolk habe der Kaiser mit dem von Graveneck wegen des zu leistenden Widerstandes Abrede getroffen, die Landleute unter und ob der Enns dazu aufzurufen und dem von Graveneck all und jede Nutzen, Renten, Gülten, Steuer, Anschläge, Aufschläge, Ungeld und andere Nutzen, auch Remanenz des Fürstentums unterhalb und ob der Enns, dieweil er in solchem Handel ist, dazu geordnet. Daher befiehlt der Kaiser beiden Städten, die gewöhnliche Stadtsteuer und die Renten von Ungeld, Gericht und Kastenamt, die sie von seinetwegen einnehmen, dem von Graveneck selbst oder den dazu verordneten Bürgern von Wien, Konrad Holzer und Martin Burger zu entrichten, usw.3 Die Böhmen unter Anführung des Prinzen Victorin fielen wirklich in Österreich ein, 1 Reiches Material dazu liefern die Druckschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte IX. Bd. III. Heft S. 518. XXII. Bd. I. Heft S. 79. XXVIII. Bd. III. Heft S. 517. Archiv Jahrg. 1849 I. Bd. I. u. II. Heft S. 80. II. Bd. III u. IV. Heft S. 409-410, 486. X. Bd. I. S. 184 u. 185, 198—199, 226, 233-234, 240. II. S. 372-373, 376, 380, 390-393, 399, 416, 417, 432, XI. Bd. I. S. 153-154, 175-176. XX. Bd. II. S. 518-519. Notizenblatt II. Jahrg. S. 264, 377378. VII. Jahrg. S. 12-14. Fontes rer. austr. II. Abth. VII. Bd. S. 254-255, 266, 347, 349, 361. Monument. Habsburg. I. Abt. I. Bd. S. 328. II. Bd. S. 5-8, 14, 18-20, 23-25, 33, 62, 65, 73-74, 91-92, 94-95, 111, 267-273, 277-280, 523, 527, 535, 539, 540, 560, 599, 601, 647. III. Bd. S. 151, 700. Chmels Regesten K. Friedr. Num. 3764, 3944, 3969, 4016, 4103, 4117, 4118, 4389, 5031, 5290, 5308, 5321, 5978, 7101,7102, 7117, 7118, 7119, 7125. Urk. S. CLXII. u. f. Chmels Materialien II. Bd. S. 270,305, 333, 340. Lichnowsky VI. Tl. S. 127. VII. Tl. S. 13, 18-20, 33, 49, 58, 60, 79, 90, 91, 108, 109, 111, 133, 168—169, 171-172. Urk. III. S. CC'CCLXXVII u. ff. Urk. VIII. S. CCCCXCIII u. f. Regesten, ausser den schon aus Chmel angeführten, auch Num. 276, 387, 690, 1233, 1248, 1261, 1629, 1991, 2017, 2023, 2024. Aber Num. 2042, aus Chmels Regesten, ist irrig auch zum Jahre 1475 Num. 1856 aufgeführt, da es 1477 gehört. Die von Kurz (Österr. unter K. Friedr. IV.) benützten Quellen sind mit diesen Citaten sorgfältig zu vergleichen. Michael Beheims Buch von den Wienern, S. 50, 52, 136, 197, 225, 226, 228, 229, 232-234, 238-239. Von der Flucht der Söldner Graveneckers aus dem Kärntnerturm zu Wien 1463, Hormayrs Taschenbuch f. d. vaterländ. Gesch. Neue Folge I. Jahrg. Stuttgard 1830, S. 168-169 aus der zuerst von Seuckenberg, dann von Rauch herausgegebenen österr. Chronik von 1454 bis 1467. Über Ulrich v. Graveneck und seine Nachkommen s. Wissgrill III. Bd., S. 380-384. Ihr Wappen war eine große silberne Wecke oder Raute im roten Schild. 2 de Roo Annales Austr. Oeniponti 1592 p. 293. Gesch. v. Melk I. 623-624. Über Graveneckers Verleumdung der WienerUniversität bei dem Kaiser, dass sie die Ursache und der Ursprung alles dem Kaiser zugefügten Übels sei (1467), s. Kink, Gesch. d. kais. Universität in Wien I. Bd. II. Tl. S. 102. Von der Willkühr und den Bedrückungen, die er sich 1467 und 1468 zu Steier erlaubte, s. Stülz, Gesch. d. Stiftes St. Florian, S. 63-65. 3 Aus dem Archiv der Stadt Krems abgedruckt in Mellys vaterländischen Urkunden I. Heft, S. 11-12, Num. XV. Anhang zum I. Band d. Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters, in Chmel’s Regesten Num. 5321 und bei Lichnowsky VII. Num. 1229 mit ungenauer Inhaltsangabe hinsichtlich der Aufschläge und Mauten auf der Donau. Einen ähnlichen Auftrag erließ der Kaiser am nämlichen Tage an das Stift Klosterneuburg. (Notizenblatt VII. Jahrg. S. 12-13.) Die Furcht vor dem Einfall der Böhmen war ungeheuer; selbst die geistliche Obrigkeit nahm sich eifrig der Rüstungen gegen sie

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