Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

47 ganz eigentümlich anwendet, wurde von seiner Buhlerin „Blutnelke“ verraten, seine Burg erstürmt, und er von zwei Köhlern in einen flammenden Scheiterhaufen geworfen. Bruno erstürmte seine väterliche Burg, fand dort seinen alten Gegner den schwarzen Simeon und dessen Tochter die wonnigliche Maid. Simeon, der sich als den letzten Freiherrn von Falgenried entpuppte, fiel im Kampf. Anna die Tochter kam an den herzoglichen Hof nach Laxenburg, starb aber an beigebrachtem Gift. Bruno wurde Karthäuser in Aggsbach und starb als Prior in einem Alter von 105 Jahren. Dieser Faden ist in mancherlei Episoden angenehm verwebt und gestaltet sich, einige Mordscenen abgerechnet, zu einer angenehmen Erzählung. Die Sprache ist blumenreich, ohne schwülstig zu sein und beurkundet den Herrn Verfasser als einen gewandten Erzähler. Das Malerische der Erzählung wird durch eine genaue Localkenntnis trefflich unterstützt. Druck und Ausstattung verdienen jede Anerkennung.“ Es genügt zum Schluss dieser Anzeige die Bemerkung, dass Bruno der Letzte von Schauenstein, gestorben als Prior zu Aggsbach 105 Jahre alt, und die grässliche Todesart Schreckenwalds der Erfindung des Verfassers angehören, da es weder einen Ritter Bruno von Schauenstein noch einen Prior dieses Namens zu Aggsbach gegeben hat.1 Des Erzherzogs Albrecht des Verschwenders plötzlicher Tod, von welchem auch Georg von Stain Zeuge war, hatte den Kaiser Friedrich zum Herrn von Österreich unter und ob der Enns gemacht, unter welchem sich der genannte Ritter noch längere Zeit als unumschränkten Herrn von Steier betrug, böhmische Söldner in das Schloss aufnahm, sich mit dem Raubritter Wilhelm von Puchaim verbündete, sich zuletzt sogar in den Schutz des Königs Georg von Böhmen begab, dem Kaiser offenen Krieg ankündigte und dessen Untertanen plünderte (1466). Friedrich sah kein anderes Mittel dem Unwesen ein Ende zu machen, als dass er im Februar 1467 von seinen Feinden den Frieden und insbesondere von Georg von Stain die Abtretung der Rechte desselben auf Steyr/Steier um 10.000 Gulden erkaufte. Da aber dieses Schloss noch immer nicht übergeben wurde, so zog der kaiserliche Feldhauptmann Ulrich Freiherr von Graveneck im Herbst 1467 vor Steier/Steyr, besetzte die Stadt und belagerte das Schloss, das, nachdem Stain daraus entflohen war, gleichfalls sich ergab und ihm hierauf samt der Stadt 1468 als Pfandschaft übergeben wurde. Auch die übrigen Burgen Stains teilten das Schicksal von Steier, indem eine nach der andern in Gravenecks Hände fiel. Aggstein wurde 1467 von ihm eingenommen und ihm vom Kaiser pfandweise überlassen.2 Als Georg von Stain seine Sache in Österreich verloren sah und sich von der Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen zur Behauptung derselben überzeugte, stand er von weiteren Versuchen ab und ging nach Mähren, wo er seine vermeintlichen oder gerechten Ansprüche seinem Freunde Ulrich von Boskowitz zu Zymburg übertrug. Die betreffende Abtretungsurkunde, zu Mährisch-Triebau am 30. November 1470 gefertigt, klagt, dass der verstorbene Erzherzog Albrecht ihm (Jorg von Stain) das Schloss und die Stadt Steier/Steyr mit aller Zugehörung, auch den Markt Aspach/Aschbach um 14.000 ungarische Gulden, dazu auch das Schloss Achleiten, die Schlösser Aggstein und Wald, „die ich von dem Jorg Schegken erobert 1 Barer Unsinn ist es, wenn bei Köpp von Felsenthal ganz treuherzig erzählt wird, zum Frohlocken und Heil der ganzen Gegend umher habe der Graf Konrad Balthasar von Starhemberg, welchem als dem Besitzer der Herrschaft Schönbühel daran liegen musste, einen so bösen Nachbar loszuwerden, während eines Raubzugs Schreckenwalds sich der Burg bemächtigt. Dasselbe wiederholt der Compilator des Werkes: „Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie,“ setzt aber, damit nicht zufrieden, hinzu: Scheck von Wald sei hierauf von Ritter Grafenecker so derb geschlagen worden, dass er flüchtig umherirrte und zuletzt fast Hungers starb. Dass wegen der Befreiung von diesem Ungeheuer am 24. April „Gott zum Dank und dem Sünder zum Heil“ ein jährliches Dankfest gefeiert oder eine Messe gelesen worden, wie diese und spätere Schriftsteller wissen wollen, ist ebenfalls unrichtig, weil die bis zum Verfall der Burg am 24. April in der Kapelle zu Aggstein gelesene Messe zu jener Begebenheit nicht in der entferntesten Beziehung stand, sondern des Patrociniums oder Schutzfestes wegen (St. Georg war der Hauptpatron der Kapelle) gehalten ward. 2 Unterm 4. März 1468 berichtet aus seinem Schloss zu Weitra Zdenko von Sternberg an die Bürger von Görlitz unter andern Tagesneuigkeiten: „Auch füg ich ew zu wissen, dass dem Jörgen von Stain sein gslos Staier vnd stat, Ybs stat, vnd sein gslos Wald, die herrn von Oesterreich jme abgewund haben, vnd noch vor zweyen gslossen, liegen.“ (Fontes rer. austr. II. XX. S. 521.) Dieses stimmt mit der Chronik von Melk zum Jahr 1467 überein, welche aber hinsichtlich der Zeitfolge darin irrt, dass sie den Georg Scheck von Wald und Georg von Stain miteinander verwechselt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2