40 war von ihm schon 1465 durch einen, auf dem Aggstein gefertigten Übergabsbrief seinem Diener Stephan Hasiber geschenkt worden.1 Zufrieden solche Anstalten getroffen zu haben, hatte Scheck wohl keine Ahnung, dass es ganz anders kommen sollte, als er es gedacht und gewünscht hatte, die ansehnliche Erbschaft durch seine eigene Schuld den Eizingern entgehen und er selbst ferne von der durch ihn neu geschaffenen Burg seine Tage unbemitleidet im Elend beschließen werde. Die rohe und böse Gemütsart dieses Mannes, die mit seinem zunehmenden Reichtum und Ansehen immer ungebundener und verderblicher hervorgetreten war, fand besonders in den stürmischen Zeiten des schwachen Kaisers Friedrich, in denen Gewalt überall für Recht galt, die Furie der Zwietracht, selbst die Brüder Friedrich und Albrecht zum Krieg gegen einander entzündend, das Schlangenhaupt schüttelte, und alle Gräuel des Faustrechts ihren letzten Kampf mit gesetzlicher Ordnung und schonender Menschlichkeit stritten, die lockendsten Gelegenheiten und das weiteste Feld, jetzt umso frecher den häufigen Beispielen so vieler österreichischen Adeligen zu folgen, und gleich ihnen das Gewerbe eines Raubritters zu treiben, welches ohnehin nicht für ehrlos und schmachvoll gehalten ward. Wie lange er, von der heillosen Verwirrung im unglücklichen Land begünstigt, seine schändliche Lebensweise fortgesetzt, welche Untaten seine verwegenen Schritte bezeichnet haben, findet man zwar nirgends aufgezeichnet, doch hat mündliche Überlieferung ein grauenerregendes Bild von diesem Wüterich entworfen und seinen Namen als eines der verworfensten Unmenschen für immer gebrandmarkt. Wir wollen zuerst die Erzählung der Volkssage vernehmen, dann das Zeugnis der Geschichte damit vergleichen, und aus beiden das wahrscheinlichste Ergebnis zu gewinnen suchen. „Unterhalb Melk, auf dem hohen Aggstein, wohnte vor Zeiten ein furchtbarer Räuber Namens Schreckenwald. Er lauerte den Leuten auf, und nachdem er sie geplündert hatte, sperrte er sie oben auf dem steilen Felsen in einen engen, nicht mehr als drei Schritte langen und breiten Raum, wo die Unglücklichen vor Hunger verschmachteten, wenn sie sich nicht in die schreckliche Tiefe des Abgrundes stürzen und ihrem Elende ein Ende machen wollten. Einmal aber geschah es, dass Jemand kühn und glücklich springend, auf weiche Baumäste fiel und herab gelangte. Dieser offenbarte nun nach vollbrachter Rettung das Raubnest und brachte den Räuber gefangen, der mit dem Schwerte hingerichtet wurde. Sprichwörtlich soll man von einem Menschen, der sich aus höchster Not nur mit Leibs- und Lebensgefahr retten mag, sagen: er sitzt in Schreckenwalds Rosengärtlein.“2 Diesem ältesten gedruckten Bericht in der Hauptsache folgend, erzählt der Archivar zu Melk, Philibert Hueber: „Das Schloss Aggstein wurde um das dreizehnte Jahrhundert von dem Edlen Ritter Schröckenwald in Besitz genommen. Dieser gab durch seine Grausamkeit zu dem Sprichwort der Oesterreicher Gelegenheit: Dieser sitzt in des Schröckenwald Rosengärtlein; welches Sprichwort von 1 Regesten Num. XI. vom 17. Juli 1466. Archiv f. österr. Geschichtsquellen V. Heft, S. 40, Num. 178 u. 179. Chmel’s Regesten K. Friedr. Num. 4566. (Auch in einem Vidimus des Propstes Johann von Tirnstein, gegeben daselbst den 21. Juli 1466, vorhanden.) Preuenhuber S. 26. Die Müllwanger mit dem Mühlrad im Wappen, ein aus dem Land ob der Enns stammendes Rittergeschlecht hat einige Zeit auch die Feste Wolfstein bei Aggsbach besessen, welche Wolfgang Müllwanger 1485 durch Kauf erwarb. Obiger Stephan Hasiber, schon 1452 Schecks Diener, Bürger zu Steier, hatte mit seiner Gemahlin Katharina die Söhne Hanns und Sebastian (welcher 1435 Bernhards von Topel zu Kreussbach Kaplan war) und die Töchter Margareth, mit Kaspar Lindauer zu Stütz vermählt und Ursula, des Wolf Langthaler zu Wesendorf Hausfrau. Diese Kinder haben 1489 das Scheckische Haus am Berg dem Martin Fuchsberger (nach einer andern Nachricht dem Hanns Fuchsberger) verkauft, welches hernach an die Familie Pfefferl, dann an die Händl usw. gekommen ist. (Preuenhueber S. 45, 74-75. Wissgrill IV. 196-197.) Die Hasiber hatten ein goldenes Sieb im blauen Schild zum Wappen. 2 Psellionorus, Lustgarten, Strassburg 1621, S. 681, angeführt in der Austria, österr. Universal-Kalender 1850. Vaterland. Denkwürdigkeiten S. 53. Aus Psellionorus ist die Sage in der Gebrüder Grimm deutsche Sagen, und aus diesen in Hormayrs Archiv, Jahrg. 1819, S. 169 aufgenommen.
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