Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

27 die Herren (Ritter) von Tirnstein, nebst einem Weingarten im Steinparz zu Spitz und einem Hof daselbst, auch zwei Lehen zu „Axstain“ vom genannten Stift zu Lehen.1 Haidenreich von Meissau und seine Hausfrau Anna gaben, laut des ersten Stiftungsbriefes vom 13. Januar 1381, zur Karthause Aggsbach „die drei Höfe gelegen auf dem Agckhstain“ mit allen Nutzungen und Zugehörungen. Der ganze Zehent von den Höfen auf dem Aggstein kam mit andern Zehenten 1447 durch Kauf vom Stift Niederaltach an das eben genannte Kloster.2 Eben so wenig, wie die Ritter von Aggstein, können, bis unbestreitbare Beweise des Gegenteils zum Vorschein kommen, einige Andere bloß deswegen, weil sie mit grundherrlichen Rechten, Zehenten und Grundstücken im Dorfe Aggstein begütert waren, zur Ergänzung der unvollständigen Reihenfolge der Besitzer von Aggstein aufgeführt werden. Seitz (Seifried) von Kuenring zu Seefeld (Jannsens I. Sohn) vertauscht 1380 an seinen Schwager, Haidenreich von Meissau, für dessen Drittel an der Maut zu Seefeld seinen Baumgarten zu Aggstein; und 1383 erscheint der mit den Kuenringern verschwägerte Peter von Losenstein als Burgherr, das ist Burgrechtsherr, eines von Konrad Puschinger an die Karthäuser zu Aggsbach verkauften Zehents auf sechs halben Lehen zu Aggstein. Wilhelm Hauser zu Clam (bei Schottwien) verkaufte 1402 dem Kloster Aggsbach eine Gülte von fünfzehn Schilling Wiener Pfennigen, darunter zu Aggstein auf zwei behausten Gütern drei Schilling Pfennige.3 Es ist sehr zu bedauern, dass die letztwilligen Anordnungen und Erbteilungsverträge der Kuenringer zu Tirnstein nicht mehr vorhanden sind, ohne welche man keine klare und richtige Kenntnis der Veränderungen erlangen kann, die von Zeit zu Zeit mit ihrem reichen, ausgebreiteten Besitztum vorgingen und insbesondere auf die Geschichte von Aggstein Bezug haben.4 Erst 1419 wird Hanns der Neiperger als Gutsherr von Aggstein durch seinen Zwist mit seinen geistlichen Nachbarn, den Karthäusern zu Aggsbach, bekannt, denen er die von ihrem Stifter Haidenreich von Meissau bekommene „Fischweide gelegen unter dem Aggstein“ widerrechtlich zu entziehen sich anmaßte. Da er auf mehrmalige Vorladung vor des Herzogs Albrecht V. Hofgericht zu Wien nicht erschien, so wurde das streitige Recht dem Kloster zugesprochen.5 Wie und wann dieser unfriedliche Ritter zum Besitz von Aggstein gelangte, auch sein übriges Treiben und sein Todesjahr, lässt sich nicht angeben. Es beginnt jetzt eine neue Periode der Geschichte von Aggstein, in welcher diese Burg einen nicht minder merkwürdigen Anteil an den Schicksalen des Vaterlandes nahm und zum dritten Mal von landesfürstlichen Kriegern eingenommen ward. Dies geschah unter dem neuen Besitzer, Georg Scheck von Wald, dessen Name in der Geschichte des Faustrechts nicht ungenannt bleiben darf. Er 1 Rentenbuch von Niederaltach von 1258 in den Sitzungsberichten d. kais. Akad. d. Wissensch. Philos.-hist. Classe, XI. Bd. IV. und V. Heft, S. 952. Saalbuch von Niederaltach in den Monum. boic. XI. 63. Altes Lehenbuch ebenda, p. 322. 2 Urkunde Num. VII. Regesten Num. II. 3 Regesten Num. III. IV. VI. Peter von Losenstein zu Losenstein (ob der Enns) war mit Euphemia, Tochter Gundakars von Starhemberg und der Euphemia von Kuenring (Alberos VI. v. K. und der Agnes von Capell Tochter), nach deren Tod 1381 mit Elisabeth von Aufenstein vermählt. (Hoheneck III. 370. II. 514.) Die übrigen, das Dorf Aggstein betreffenden urkundlichen Nachrichten s. Urk. Num. II. V. VII. Regesten Num. I. V. VII. 4 Dass Otto von Meissau 1410 Aggstein besessen, wie Freiherr von Sacken schreibt, wird hier übergangen, weil kein Beleg dafür zu finden war. (Vielleicht eine Verwechslung mit der Feste Wolfstein.) Verhält es sich wirklich so, dann wäre Otto als der Erbe seines Bruders Haidenreich von Meissau Herr von Aggstein geworden, folglich auch dieser unter die Besitzer desselben aufzunehmen. 5 Urkunde Num. III. Die Familie Neiperg, Neyperg, gewöhnlich Neitperg oder Neydberg, deren Stammhaus die Burg Neitberg, jetzt Neuberg, in Obersteiermark, südöstlich von Pöllau, eine Stunde von Hartberg gelegen, nach dem Abgang derselben 1480 an den Landesfürsten fiel und 1525 an die Freiherren (jetzt Grafen) von Herberstein verkauft wurde, gehört zu den ältesten in Steiermark, da schon 1171 Degenhart von Nitperg lebte. Sie zählte zu gleicher Zeit zwei Bischöfe unter ihren Mitgliedern: Georg, von 1387 bis 1395 zu Chiemsee, Johann von 1380 bis 1399 zu Seckau. Albert, Janns und Jörg Gebrüder verkauften 1422 ihre Feste Kapfenstein an Sigmund Wolfauer. Von dem Letzten dieses auch in Österreich begüterten Geschlechtes, Johann von Neidberg, rührt die Gründung des regulirten Chorherrenstiftes Pöllau her. (Hanthaler Recens. diplom. geneal. Vol. II. p. 121-130. Schmutz, steiermärk. Lexicon III. Tl. S. 14-16, u. A.)

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