25 Lehensherrn Leutold von Kuenring als „seine Ritter“ Gesellschaft, da dieser zu Mailberg den 4. October 1292 die Beilegung eines Streites zwischen dem Johanniter-Ordenshause daselbst und der Abtei Melk durch seine Zeugenschaft bekräftigte.1 Ein Perhtold der Achstainer, vermutlich ein dritter dieses Namens, verkauft, laut seiner zu Melk am 11. November 1316 gegebenen Urkunde, sein dem Stift Melk lehnbares und von seinen Geschwistern durch Erbteilung an ihn gekommenes Gut: eine Hofstatt in der Zagelau zu Melk, worauf der Reus ansässig ist und wovon man jährlich am St. Colomannstag dreissig Wiener-Pfennige dient; und eine andere Hofstatt in demselben Markt, auf welcher Andreas der Pach sesshaft ist, sammt des Snetzleins Einfahrt auf dieser Hofstatt um vier Pfund Wiener Pfennige an das genannte Stift. Das an der Originalurkunde hangende, sehr wohl erhaltene Siegel zeigt das bisher unbekannte Wappen der Ritter von Aggstein und ist als eine sphragistische Merkwürdigkeit zu betrachten. Es enthält (ohne Schild) einen in fünf steilen Spitzen oder Zacken aufsteigenden Felsen, über welchem eine Axt oder Hacke schwebt, und hat die Umschrift: (Sigillum) . PERTOLDI . DE . ACXSTAYN.2 Auffallend ist der Umstand, dass auch die Brüder Hadmar und Heinrich die Hunde von Kuenring als ihr gemeinschaftliches Siegel an einer Originalurkunde des Archives zu Göttweig um das Jahr 1235 „ein ziemlich großes, länglich dreieckiges Siegel, in dessen Felde ein gezackter Holzblock steht, mit einer nach rechts frei darüber liegenden Hacke,“ führten.3 Sollte vielleicht der zackige Felsen („Stain“), welchen Kar1in irrig für einen Holzblock ansah, mit der Axt darüber, ein sogenanntes redendes Wappen sein, wornach man geglaubt hätte, dass Aggstein ursprünglich Axtstein geheißen und diesen Namen vielleicht von einer bei dem ersten Bau des Schlosses vorgefallenen Begebenheit erhalten habe? Oder waren die Ritter von Aggstein etwa unebenbürtige Sprösslinge der Kuenringer, ohne deren Erlaubnis sie sich wenigstens dieses gleichen Siegelbildes nicht bedienen konnten? Immerhin bleibt diese Erscheinung des Beachtens kritischer Geschichtsforscher werth, von deren reicheren Quellen und gelehrteren Kenntnissen die Lösung dieses seltsamen Rätsels zu hoffen ist.4 Dietl (Dietrich, Theodorich) der Acksteiner wird 1356 in einem Kaufbrief des Grafen Konrad von Schaunberg, Propstes zu Ardacker, Chunrat von Ackstein in einem Kaufbrief Heinrichs und Wolfgangs von Winden auf Triebeswinkel, zu Wien den 30. September 1364 gefertigt und an Rudolph von Stadeck lautend, als Zeuge gelesen. Hanns Achstainer verkauft am Samstage vor St. Colomannstag (12. Oktober) 1415 zwei Joch Weingärten, wovon man jährlich vierzig Pfenning samt einem Hälbling (Heller) Wiener-Münze in den Zwettlerhof zu Weinzierl (nächst Krems) dient, dem Veit auf dem Berg zu Niederleuben (Unterloiben bei Krems), und besiegelt den Kaufbrief mit dem Siegel des Grundherrn, Abt Friedrich zu Zwettl. Diese Familie sank von ihrer ritterlichen Abkunft in die Dunkelheit 1 Linck I. 350, 444, 449. Font II. III. 218, 418. Kirchl. Topogr. v. Österr. XVI. Bd. S. 350. Font. II. VIII. 335-336. Hueber Austria p. 28 (wo die Urkunde vom 30. März 1288 irrig die Jahreszahl 1280 hat, die auch Wissgrill II. 48 nachschrieb) und p. 30, Gesch. v. Melk I. 373, 374, 1147. Archiv zu Altenburg. Aggstein wird in diesen Urkunden verschieden geschrieben: 1256, 1287, 1316 Achstain, 1283 Acstain, 1285, 1288, 1292 Akstain, 1286, 1288, 1290 Axstein, im Siegel von 1316 Acxstayn. 2 Urkunde Num. I., mit der nach einem Abgusse gezeichneten Abbildung des Siegels. 3 Font. rer. austr. II. Abt. VIII. Bd. S. 309. Die Kuenringer stellten dem Stift einige von ihren Leuten gewaltsam in Besitz genommene Wiesen zu Palt zurück, worüber die Urkunde obwohl erst nach Hadmars Tod und zwar um 1235, dennoch im Namen beider Brüder nachträglich gefertigt ist. 4 In der österreichischen Volkssprache wird statt Axt, „die Hacke“ gesagt. Bekanntlich wird das beschriebene sonderbare Siegelbild sonst nirgends in den Siegeln der Kuenringer gefunden, wie die Abbildungen bei Hueber, Hanthaler usw. beweisen; nichts von ihren Amtssiegeln zu sagen, die sie des Marschalls- und Schenkenamtes wegen führten. Dass die Helmzierde im Siegel des Albero von Kuenring von 1322 bei Hueber (Tab. XII. Num. 13) — neun Spitzen, gleich einer Zinkenkrone — nur fehlerhaft gezeichnet sei und aus Sceptern oder Lilienstäben bestehe, braucht kaum bemerkt zu werden. Man vergleiche die Wappenbeschreibungen bei Hoheneck (mit der Abbildung) und bei Wissgrill. Das älteste, eigentliche Stammwappen war ein zehnmal abwechselnd gelb und schwarz quer durchzogener Schild. Nur als ein müßiger Einfall mag die irgendwo gehörte Vermutung gelten, Hadmar und Heinrich wären bei ihrer Begnadigung vom Herzog verurteilt worden, als Zeichen der Strafe, die sie als Hochverräter verdient hätten, jenes noch unerklärte Siegelbild — wenn man es durchaus, der geringen Ähnlichkeit ungeachtet, für einen Holzblock und ein Henkerbeil erkennen will — künftighin zu gebrauchen! — Es frägt sich, ob sie es nicht schon früher annahmen? Und warum ging dieses schimpfliche Angedenken auf die Ritter von Aggstein über?
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