Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

23 dass sie die Witwe des Hanns von Liechtenstein, Burggrafen zu Znaim gewesen, „die ihm die Herrschaften Dobra und Aggstein zugebracht hat,“ Obgleich das zweideutige Fürwort „ihm“ sowohl auf den ersten als auf den zweiten Gemahl bezogen werden könnte, so scheint doch nur Hanns von Lichtenstein gemeint zu sein, davon der Familie Walsee nichts vorkommt, was auf ihren Besitz von Aggstein zu deuten wäre; allein eben so wenig war bisher, außer der eben angeführten Nachricht, irgend ein urkundlicher Beweis zu finden, dass das Haus Lichtenstein mit Aggstein begütert gewesen. Wir müssen uns also begnügen, die Richtigkeit der Angabe Hohenecks auf sich beruhen zu lassen, bis nähere Aufschlüsse hierüber bekannt werden.1 Wer nach dem Aussterben der Linie Kuenring-Tirnstein die Burg Aggstein besessen, lässt sich, dem Gesagten zufolge, nicht bestimmt nach weisen, und bei dem Namen des Wolfgang Göltinger, Pflegers zu Aggstein, der um das Jahr 1372 vorkommt, ist zu bedauern, dass nicht beigesetzt wird, wessen Pfleger er gewesen ist.2 Nur als Vermutung sei die Frage aufgeworfen, ob Aggstein nach dem Erlöschender genannten Kuenringer und vielleicht kurzem Besitz Johanns von Lichtenstein nicht durch Heimfall oder Verzichtleistung ein landesfürstliches Kammergut geworden sein dürfte?3 Bevor wir auf die ferneren Besitzer und Schicksale der Burg Aggstein übergehen, bleibt noch eine Erscheinung einzuschalten, welche aus Unkunde der damaligen Rechtsverhältnisse zu mancher Verwirrung und unrichtigen Angabe Veranlassung gab: nämlich das Dasein einer Familie von Aggstein, welche gleichzeitig mit den Kuenringern in verschiedenen Urkunden bald selbsthandelnd, bald Zeugenschaft gebend gelesen wird. 1 Hoheneck III. Teil, S. 818 im Artikel Wallsee, verglichen mit dem Artikel Kuenring S. 102-103, wo Agnes offenbar irrig die Hausfrau des Andreas von Lichtenstein genannt wird, und bei Wissgrill II. 59. Die Notiz von 1366 auch bei Lichnowsky IV. Teil, Regesten Num. 755. Uebrigens sucht man bei Hoheneck unter den Gliedern der Familie Lichtenstein (I. T. S. 593 u. f.) vergebens einen Johann, welcher vor 1356 eine Agnes von Kuenring zur Ehe gehabt hätte, wohl aber wird (I. 606, III. 103) eine andere Agnes von Kuenring aufgeführt, welche die Gemalin eines andern, erst 1412 gestorbenen Johann von Lichtenstein gewesen ist und dann den Johann von Neitperg geheirathet hat. Auch die übrigen, mir bekannten Quellen, selbst Hopfs genealogisch-historischer Atlas, geben keine Auskunft. Da die bekannte Sage von des Ritters Schreckenwald Rosengärtlein, die nach dem Vorgang älterer Schriftsteller von den Meisten (auch in meinen früheren Aufsätzen) ungefähr in das dreizehnte Jahrhundert, also in die Zeit der Kuenringer zu Aggstein gesetzt wird, nach reiflicherem Erwägen auf Georg Scheck von Wald und seine Gräueltaten zu beziehen ist, so wurde sie hier übergangen und für den weiteren Verlauf dieser geschichtlichen Darstellung verspart. 2 Hoheneck III. 198. Wissgrill III. 356. Die Göltinger von und zu Haiding, ein altes Rittergeschlecht von baierischer Abkunft, im Land ob der Enns ansässig, in Niederösterreich lange Zeit mit Franzhausen (eigentlich Freundshausen) und Getzersdorf in der Gegend von Herzogenburg begütert, hatten zu ihrem Stammhaus den längst abgekommenen Edelsitz Gölting im Hausruckkreise, wovon im gleichnamigen Dorf kaum einige Spuren übrig sind, nächst dem später erbauten Schloss Haiding, dessen Einnahme und Zerstörung durch den mächtigen Grafen Heinrich von Schaumberg 1340 Ritter Dietrich Göltinger erleben und sich überdiess verbindlich machen musste, es nicht wieder zu bauen. Im nämlichen Jahr machte er eine fromme Stiftung zur Abtei Wilhering. Von seiner Gemahlin Anna hatte er die mit Konrad Purgstaller verehlichte Tochter Wandula und die Söhne Hanns und Wolf oder Wolfgang, von denen jeder eine besondere Linie seines Geschlechtes gründete, Wolfgang aber Pfleger zu Aggstein war und den zu Ebenfurt hausenden Sohn Pankraz hinterliess. Von Oswald Göltinger, gestorben 1538, einer Art von Eulenspiegel, s. Hoheneck III. 198. Das Wappen dieser zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts ausgestorbenen Familie (behandelt von Hoheneck III. 195-201 und Wissgrill III 356-358) zeigt im längs herab gespaltenen Schild rechts ein weißes Feld mit einem roten Querbalken, links einen weißen Querbalken im roten Feld; auf dem Helm einen den Figuren des Schildes entsprechend tingierten geschlossenen Adlersflug. 3 Hormayr schreibt unbedenklich: „Die Dürrensteinische Linie (der Kuenringer) endigte mit einer in das Haus Lichtenstein vermählten Kuenringerin, und die Lichtenstein sind kurze Zeit Herren auf Aggstein, verkaufen es aber während der Stürme des Hussitenkrieges an den Freiherrn Georg Scheck von Wald.“ (Taschenbuch f. d. vaterländische Gesch. Neue Folge, II. Jahrg. 1831, S. 125.) In dem Werk: „Die Burgvesten und Ritterschlösser der österr. Monarchie“ XII. 10. heißt es: „Nach dem Ausgang der Kuenringer sassen zu Aggstein die Schecke“ usw.

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