Burg Aggstein und die Burggrafen von Steyr

22 Schwestern war Agnes mit Friedrich von Walsee ob der Steiermark verheiratet, Elsbeth wählte den Schleier im Frauenkloster St. Bernhard bei Horn.1 Die hinterlassenen Güter Leutolds wurden von den verwandten und verschwägerten Häusern aufgeerbt. Von Tirnstein/Dürnstein ist bekannt, dass am 8. Juni 1356 Friedrich von Walsee ob der Steiermark und seine Gemahlin Agnes ihren vierten Teil an dieser Feste dem österreichischen Herzog Albrecht II. um 1500 Pfund Wiener-Pfennige verkauften, welcher am 1. Juli des nämlichen Jahres von den sechs Brüdern Janns und Wilhelm, Pröpsten zu Melnik und Wischehrad, Hoyer, Witigo, Leutoid und Bernhard von Lantstein in Böhmen, den anderen vierten Teil, der ihnen durch ihren Ahn Leutold (I.) von Kuenring zugefallen, um die gleiche Summe, und am 26. Juli 1356 von Haidenreich von Meissau und dessen Gemahlin Anna für 4000 Pfund Wiener-Pfennige die der genannten Frau als Erbgut von ihrem Vater Janns von Kuenring gewordene noch übrige Hälfte der Feste Tirnstein nebst allen ihren Gütern in der Wachau durch Kauf erwarb. Weil aber die Verkäufer dieser Hälfte an der angegebenen Kaufsumme 1500 Pfund nachgelassen, belehnte der Herzog am 12. Juli 1356 den Haidenreich von Meissau, seine Gemahlin Anna und ihre Erben mit dem, durch des jungen Leutold (III.) von Kuenring Ableben heimgefallenen Schenkenamt in Österreich, und gestattete, es in Ermanglung von Leibeserben aut einen des Namens von Meissau zu übertragen. Für die vom Kaufpreis schuldigen 1500 Pfund Pfennige verpfändete Albrecht dem Haidenreich von Meissau am 26. Juli 1356 das Landgericht und die Feste Peilenstein bei St. Leonhard im Forst.2 Die Feste und Herrschaft Wolfstein in der Nachbarschaft von Aggstein kam durch Erbschaft, respective durch Heirat an Haidenreich von Meissau und seine Gemahlin Anna, welche später einen Teil der dazu gehörigen Güter zur Stiftung der Karthause Aggsbach verwendeten; Aggstein soll auf gleiche Weise an das Haus Liechtenstein, welches sich mit den Kuenringern desselben Stammvaters Azzo von Gobatsburg rühmt, gelangt sein, wogegen sich aber nicht ganz unbedenkliche Zweifel erheben.3 Es wurde bereits erwähnt, dass Agnes von Kuenring, Johanns von Liechtenstein Gemahlin, 1345 zu Gunsten ihrer Brüder Janns und Leutold auf einige aus der väterlichen Erbschaft an sie gekommene Güter verzichtete. Nach dem Tod ihres ersten Gemahls wurde sie die zweite Hausfrau Friedrichs V. von Walsee zu Weitra, obersten Schenken in Steiermark, welcher von 1354 bis 1358 Landeshauptmann ob der Enns, dann des Herzogs Rudolph IV. Kammermeister war und zuerst die Gräfin Agnes von Hohenlohe zur Ehe gehabt hatte. Zu Wien, den 19. März 1356 stellten Friedrich von Wallsee ob der Steiermark und seine Hausfrau Agnes, „Herrn Leutolds Tochter des Alten von Chunringen, dem Gott gnad,“ an die Abtei Melk einen Revers über gewisse Wein- und Getreidezehenten zu Bertholdsdorf aus, die ihnen der Abt Ludwig als Leibgeding zu Lehen gegeben hat. Als Friedrichs Witwe begab sich diese Agnes von Kuenring laut Urkunde zu Wien den 18. Juli 1366 des vom Herzog Rudolph ihr verliehenen Leibgedinge zu Medling und Bertholdsdorf und trat es der Herzogin Katharina, geborenen Prinzessin von Böhmen, des gedachten Herzogs Witwe und kürzlich dem Markgrafen Otto von Brandenburg vermählt, ab, wofür sie das Ungeld und alle ledigen Nutzungen zu Gumpoldskirchen leibgedingsweise erhalten hat. Im nämlichen Jahr vermachte sie die halbe Stadt Zistersdorf, die ihr die Herzoge Leopold und Albrecht von Österreich aus Gnaden verliehen, ihrem Schwager Andreas Herrn von Lichtenstein, herzoglichem Kammermeister, für die Dienste und Treue, die er ihr erwiesen hat und noch täglich erweist. Der Genealoge Freiherr von Hoheneck setzt nun die Bemerkung bei, 1 Die von Heinrich IV. (II.) abstammende Linie der Kuenringer zu Weitra endigte Johann Ladislaus, gleichwie sein Vater Marquard, Protestant, der zuletzt von dem ungeheuren Besitztum seiner Ahnen bloß die Herrschaften Seefeld und Schweinburg übrig hatte und im Schloss Seefeld den 9. Dezember 1594 als der letzte Mann eines ebenso alten als berühmten Geschlechtes verschied. 2 Lichnowsky III. Teil, Regesten Num. 1862, 1770, 1880, 1881, 1882. 3 Dass der genannte Meissauer auch von Aggstein einen Teilbesitz hatte (wie die drei Höfe auf dem Aggstein und das Fischwasser unter dem Aggstein), wird sich im Folgenden zeigen.

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