17 Hadmar der Hund hinterließ von seiner Gemahlin unbekannten Namens, nebst der an Seiz oder Setsclio Herrn von Weleschin zu Budweis verheirateten Tochter Gisela, die Söhne Heinrich IV. (IT.) von Weitra, gestorben um das Jahr 1280, und Albero IV. von Tirnstein, welche nach ihres Vaters Hinscheiden nach Tirnstein/Dürnstein zurückkehrten, das in Folge einer nicht mehr nachweisbaren Erbteilung nebst Aggstein, Wolfstein und mehreren anderen Gütern dem Albero von seinen Vettern Heinrich dem Hündlein oder jungen Hunde (Catulus) und Hadmar dem Buckeligen oder Höckerigen (Gibbosus), den Söhnen Heinrich des Hundes, welche noch vor 1256 ohne Kinder gestorben waren, zufiel, indes Heinrich, Alb ero’s Bruder, ebenfalls durch Erbrecht die Herrschaft Weitra zu seinem Antheile bekam, das Oberstmarschallamt bekleidete und die Linie der Kuenringer zu Weitra, Albero die jüngere zu Tirnstein gründete.1 Wir verlassen jetzt die Nachkommen des älteren Zweiges und verweilen nur bei den Kuenringern von Tirnstein, welche als Besitzer von Aggstein bekannt sind. von seinem Bruder Hadmar, sondern nur von dessen Kindern Erwähnung macht, ist nicht (wie Linck glaubte) von der damals noch fortdauernden Gefangenschaft, sondern von dem bereits erfolgten Tode Hadmars zu verstehen. (Linck I. 301. Font. II. III. 126-127.) Am 30. November 1230 finden wir beide Brüder mit ihrem Herzog zu Lilienfeld. Dass beide dem Kirchenbann verfielen, sagen die Annalen von Zwetl (I. 299-300), während der Pseudo-Pernold nur von Hadmar spricht! — Die Erzählung von der List, wodurch „quidam sapiens institor secundum seculum“ (weise, klug nach dem Weltbrauch) die Gefangennahme Hadmars bewirkte, verdanken wir dem Abt Ebro, der sie im Stiftungenbuch seines Klosters mitteilt (Linck I. 299. Font II. III. 125-126), aus welcher Quelle sie von dem Freiherrn von Hoheneck (III. 98) und vom Bergrathe Wissgrill (II. 50) in die Genealogie der Kuenringer, und ebenso beinahe in alle weitläufigeren neueren Werke über die österreichische Geschichte, auch in Hormayrs österreichischen Plutarch, in das Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (I. Jahrg. 1811 S. 215-222) und die Geschichte Wiens (I. Jahrg. II. Bd. III. Heft, S. 117-122) aufgenommen ward. Das Wort institor (Krämer, Kaufmann, hier vorzüglich Tuchhändler) scheint den zwei genannten Genealogen fremd gewesen zu sein, daher der eine einen Kriegsobersten des Herzogs, der andere einen Schiffer unterschiebt und den Herzog selbst das Schiff ausrüsten lässt. Wahrscheinlich war es der Anschlag eines Kaufmannes von Wien, der durch Hadmars Raubsucht und Gewalttätigkeit ebenfalls Schaden gelitten hatte; wenn aber neuere (wie Schmidl) dieses als eine Tatsache berichten, so haben sie dafür eben so wenig einen Gewährsmann, als wenn sie (Schultes und Schmidl) ihm den Namen Rüdiger geben und Hanthaler ihn einen Wiener (institor Viennensis) nennt. Letzterer verteidigt mit vielen gelehrten Worten seinen Pernold wegen der Erklärung des Beinamens „die Hunde,“ erhebt aber Zweifel gegen die Wahrheit der Erzählung von der Überlistung Hadmars, indem er die Fragen aufwirft: Würde ein solches Schiff, wie das beschriebene, in einem fremden Lande, besonders in Baiern, das durch den kürzlich (16. Sept. 1231) an dem Herzog Ludwig verübten Meuchelmord noch beunruhigt war, nicht bei Jedermann Aufsehen erregt haben, und wem hätte die Anwerbung so vieler streitbaren Mannschaft nicht Bedenken verursacht? Überdies wurde die Burg Tirnstein noch über ein Jahrhundert von den Kuenringern bewohnt, was sich mit ihrer Zerstörung nicht leicht vereinigen lässt. (Fast. Campilil. T. I. P. II. p. 796-797.) Allein was kann man Gegründetes gegen die Glaubwürdigkeit des Ebro einwenden, welcher 1261 schon Priester, von 1273 bis 1304 Abt war, dessen Zeugnis also fast gleichzeitig ist? Konnte nicht eben die bekannte Unsicherheit der Donaufahrt, die Kostbarkeit der Fracht, der geachtete Name des vom österreichischen Herzoge gedungenen Kaufherrn, den sonst leicht möglichen Verdacht entfernen und die jedes Aufsehen vermeidende Vorsicht erklären, mit welcher man diese schwierige Sache behandeln musste? Oder sollte es denn so auffallend gewesen sein, wenn in der volkreichen Handelsstadt Regensburg dreißig waffenkundige Leute zum Schutz einer gefahrvollen Reise sich anwerben Hessen? Und sagt nicht Ebro bestimmt, dass nicht die ganze Burg Tirnstein, sondern nur ihr stärkster Turm in Schutt verwandelt wurde? (Dux autem Fridericus versus Akkxstain et Tyernstain exercitum duxit et iuxta predicta castra machinas iaciendo lapides fortiter circumduxit, castrumque Akxstein et optimam turrirn in Tyernstein, uti ho die cernitur, penitus destruxit.) Damit ist doch nicht gesagt, dass zur Zeit des Abtes Ebro noch das ganze Schloss Tirnstein unbewohnbar und seit der Eroberung nicht wieder hergestellt worden sei! Dass Ebro in der Zeitrechnung irrte, hat auf die Begebenheiten selbst keinen Einfluss, besonders wenn sie nur auf mündlicher Überlieferung beruht, wobei man viel leichter Jahreszahlen als Tatsachen vergisst. Der gewiss nicht unkritische Kurz nimmt die Erzählung für wahr an, (Österreichs Handel in älteren Zeiten, Note zu S. 133), aber Spors chil, der sie nur aus Hormayrs Geschichte Wiens kannte, nennt sie eine „Ballade!“ (Gesch. d. österr. Monarchie I. Bd., S. 233.) 1 Die genannten zwei Söhne Heinrichs des Hundes, welche als Geissel noch länger in der Verwahrung des Herzogs geblieben waren, bekamen ihre Freiheit 1237, als Wien vom Heer des Kaisers Friedrich II., in dessen Acht Friedrich der Streitbare gefallen war, besetzt wurde. Ihre Schwester Euphemia war zuerst mit Irnfried von Hindberg, dann mit Rudolph von Potendorf vermählt und starb um 1283-1285.
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