14 Enns, auch Steiereck und Windeck ob der Enns besass, während auf seinen Burgen ein zahlreicher Hofstaat von angesehenen Rittern lebte, die als Lehensmänner und Vögte dem mächtigen Gebieter dienten. Diesem Edlen ward der gefangene König Richard Löwenherz von England von dem österreichischen Herzoge Leopold dem Tugendhaften auf die Feste Tirnstein in ritterliche Halt gegeben, bis er an den Kaiser Heinrich VI ausgeliefert wurde.1 1217 unternahm Hadmar eine zweite Kreuzfahrt nach Palästina, wurde aber auf der beschwerlichen Reise von einer Krankheit befallen, die ihm am 21. Juli 1218 (nicht 1217) das Leben raubte. Sein Herz und seine Gebeine wurden von seinen treuen Dienern zur See in die Heimat zurückgebracht und in der von ihm innigst geliebten und reichlich begabten Abtei Zwetl, seiner Ahnen Stiftung, bei welcher er auch ein Spital gegründet hat, an der Seite seiner Gemahlin Euphemia der Grabesruhe übergeben.2 Dorthin folgten ihm bald die Tochter Gisela, des Ulrich von Falkenberg Gemahlin (1221), und der älteste Sohn Albero, der um 1220-1225 seine kinderlosen Lebenstage beschloss. Hadmars übrige Söhne, Hadmar IV. (III.) und Heinrich III. (sonst der I.) von Kuenring, die nicht ihrer Treue wegen, sondern den unbändigen Trotz und die umsichtige Wachsamkeit, womit sie ihr Besitztum verteidigten, dadurch andeutend, sich selbst gerne „die Hunde“ (Canes) nannten und von en Zeitgenossen wegen ihrer Wut und Bösartigkeit so geheißen wurden,3 teilten die väterliche Erb- 1 Vgl. Chmels österr. Geschichtsforscher II. Bd. S. 301-303. Zweifel dagegen in Jägers Beiträgen zur österr. Geschichte II. Heft S. 33-34. In Ansehung der Zeit, wann die Kuenringer Tirnstein/Dürnstein besaßen, liefert ein Aufsatz in den vaterländischen Blättern, Jahrgang 1814, Aprilheft Num. 29, ganz widersprechende Nachrichten, auf welche aber, als ohnehin vieler Berichtigungen bedürfend, hier keine Rücksicht genommen werden kann. Woher Schultes wusste, dass „einige Historiker Richard Löwenherz auch zu Aggstein gefangen gesessen sein lassen,“ ist nicht zu finden und dabei wohl nur ein Gedächtnisfehler anzunehmen. 2 Hadmars Todesjahr 1217 (richtiger 1218), sowie die ganze Erzählung des Abtes Ebro im Stiftungenbuch von Zwetl (Linck I. 266-271 und Font. rer. austr. II. Abt. III. Bd. S. 96-99) wird von dem Geschichtsforscher Hanthaler in Zweifel gezogen, weil dieser Hadmar und seine Söhne Hadmar und Heinrich bei der Schenkung von Gütern zu Eschenau an das Stift Lilienfeld, welche durch den Herzog Leopold den Glorreichen zu Wien am 7. October 1219 nach dessen Rückkehr aus dem gelobten Land verbrieft wurde, als Zeugen gelesen werden; folglich scheine auch Hadmar wieder nach Hause gekommen und noch damals am Leben gewesen zu sein. (Hanthaler Fast. Campilil. T. I. P. II. p. 629 und Recensus diplomatico-geneal. archivi Campilil. Vol. I. p. 282-283 a.) Man möchte indessen hier lieber den in der Diplomatik keineswegs neuen Fall annehmen, dass der Name eines Verstorbenen, weil dieser der vorausgegangenen wirklichen Vergabung oder Verhandlung mitwissend war, unter die Zeugen der erst nachträglich ausgestellten Urkunde aufgenommen worden sei» als den so umständlichen und sonst unverdächtigen Bericht des Abtes Ebro einer Unrichtigkeit beschuldigen. 3 Beinamen von Tieren waren zu jenen Zeiten bei Fürsten und Adeligen weder ungewöhnlich noch schimpflich. Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär glänzen auf den Blättern der deutschen Geschichte. Ulrich der Esel von Gaden wird 1254 in einem Kaufbrief der Abtei Heiligenkreuz, Reinprecht von Polheim der Rossschopf (nach einer andern Urkunde der Rosskopf) 1315 in einem Kaufverträge mit seinem Vetter Reinprecht, Heinrich der Hund von Potendorf 1278 und 1316 in Urkunden von Zwetl und Lilienfeld gelesen u. s. w. Die obige Erklärung, warum die Brüder Hadmar und Heinrich die Hunde hießen, ist weit natürlicher und daher glaubwürdiger, als die gesuchte Auslegung in der Chronik des Dominikaners Pernold ((Beichtvaters der römischen Königin Margarethe, welche nachmals mit dem böhmischen Könige Ottokar vermählt war), dass „Hounde“ statt Haende stehen soll, hochmütig durch die zehn Finger der zwei Hände auf die zehn (gewaltigsten) Burgen Heinrichs anspielend, welcher nach Pernolds irriger Meinung allein den Beinamen des Hundes geführt hätte: „Anno MCCXXX. Heinricus et Hadmarus de Chunringen fratres, potentissimi Barones terrae, quorum primus per fastu m assumsit nomen Hounde, quasi duae manus, in quibus essent decem digiti, cum esset castrorum decem dominus, munierunt sibi villam Zwetel, cogitantes in corde malum contra Ducem, ut sibi refugium pararent.“ (Pernoldi Chronica acephala in Hanthaler’s Fast. Campilil. T. I.P. II. p. 1313, dessen Erklärung der letztere p. 792-793 beistimmt und sie sogar auf Heinrich den Hund von Potendorf ausdehnt.) Dass aber Pernolds Chroniken-Fragment schon seines ersten Entdeckers und Herausgebers wegen sehr verdächtig sei, bedarf keines Beweises mehr. Über die Bedeutung des Wortes hund oder hunt, soviel als zehn, sehe man Wachters Glossarium Germanicum col. 763-765. Dass das arme, geplagte Volk die beiden schrecklichen Mordbrenner und Räuber nicht im ehrenhaften Sinne die Hunde nannte, ist begreiflich und selbst aus alten Zeugnissen bekannt. So sagen Ladislaus Sunthaim in seinen Klosterneuburger-Tafeln und des Veit Arenpeck österreichische Chronik, die Brüder Hadmar und Heinrich von Kuenring seien genannt die Hunde „von wegen ihrer Bosheit — ob eorum malitiam.“ (Hier.Pez scriptor. rer. austr.T. I. col. 1024 et 1212.) Mit allem Rechte verdienten sie wegen der Wildheit und grausamen Wut, womit sie um sich griffen und bissen, immer bereit ihre reiche Habe mit dem Schwerte zu vermehren, 'mit bösen Hunden
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