12 der sich südlich erhebt und in seiner Benennung das Andenken an die von den Besitzern des Schlosses einst betriebene Bienenzucht bewahrt, und die Überbleibsel des ehemals häufigeren Weinbaues auf diesen Höhen, wovon auch Urkunden sprechen, zeigen unter jenen finsteren Denkmalen des barbarischen Mittelalters eine schwache Spur von friedlichem Fleiße und rechtlichem Erwerbe. Das Dorf Aggstein zählt in achtzehn Häusern, deren drei durch Unvorsichtigkeit am 24. Juli 1853 ein Raub der Flammen wurden, ungefähr 104 Bewohner, die sich vom Ackerbau und vom Erträgnis ihrer Weingärten nähren, deren Dasein schon im dreizehnten Jahrhunderte vorkommt. Es entstand höchstwahrscheinlich zugleich mit der Burg, unter deren Schutz sich freie Bauern und Hörige niederließen, daher der Ort bis zum Jahre 1848 das seit 1685 zur Herrschaft Schönbühel gehörige Gut Aggstein zur Grund- und Ortsobrigkeit hatte. Hier bestand noch im vorigen Jahrhundert eine Maut für die Donauschiffe, zwar mit der Herrschaft Aggstein vereinigt, eigentlich aber ein besonderes; vom Landesfürsten zu verleihendes Lehen gut, von welchem in der Geschichte öfter die Rede sein wird. An diesem Mauthaus, einem ziemlich großen, aber nur aus einem Erdgeschosse bestehenden Gebäude neuerer Bauart, dessen Torbogen am Schlusssteine ein Wappenschildchen in Stein gehauen enthielt1, war links vom Tor eine lauge lateinische Inschrift mit schwarzer Farbe an die Mauer geschrieben, wovon aber nur mehr der Name AGGSTEIN und die Ziffern 16 zu lesen waren. Früher befand sich auf derselben Stelle eine ältere, doch nicht über das 17. Jahrhundert hinaufreichende und hernach renovierte Inschrift; weil aber die mehrmals erneuerte Kalktünche teilweise herabgefallen war, so erschien endlich Altes und Neues so seltsam durcheinander gemengt, dass bloß lauter verstümmelte Wörter hervortraten, aus denen nichts weiter abzunehmen war, als dass die neuere Schrift den Namen und vollständigen Titel eines Grafen von Starhemberg (wohl des Konrad Balthasar) enthielt. Aus dem Mauerwerke dieses baufälligen, zuletzt von Zinsleuten bewohnten Hauses hat der verstorbene Herr Graf Franz von Beroldingen von 1847 bis 1849 ein Landhaus im einfachen, gefälligen modernen Stil neu gebaut, welches zu ebener Erde rechts mehrere geschmackvoll eingerichtete Zimmer, links die Jägerwohnung, und in dem erhöhten mittleren Teile über dem, mit dem gräflichen Wappen gezierten Tor einen Salon enthält. Im Hofraume schließen sich Stallungen und andere ökonomische Räumlichkeiten an.2 In kirchlicher Hinsicht gehörten die Burg und das Dorf Aggstein, wie sich in der Folge zeigen wird, nicht zu der anderthalb Stunden entfernten, sehr alten Pfarre Arnsdorf, sondern waren der wohl in gleicher Entfernung, aber jenseits der Donau gelegenen Pfarre Spitz, später nach Aggsbach jenseits der Donau eingepfarrt, bis 1784 in dem, drei Viertelstunden entlegenen Dorfe Aggsbach diesseits der Donau eine Lokalpfarre errichtet und Aggstein derselben zugetheilt ward. Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit den Schicksalen der Burg Aggstein zu, so verliert sich unser Blick im tiefen Dunkel der Jahrhunderte. Wer diesen Felsensitz, diese Steinburg unweit das Flüsschens Aa oder Ach, zuerst erbaute,3 ist zwar gänzlich unbekannt; dürfen jedoch Vermutungen Nachzügler herrühren, welcher in dieser Gegend raubend und mordend umherstreifte, bis er unter der Hand des Henkers seine Verbrechen büßte. 1 Das Traunsche Wappen: ein gespaltener Schild, rechts Silber, links schwarz. 2 Nach Rumi sind in der Nachbarschaft von Aggstein Steinkohlen-, Kupfer- und Vitriolminen, von denen aber hier nichts bekannt ist. (Geographisch-statistisches Wörterbuch d. österr. Kaiserstaats. Wien 1809. S. 4.) 3 Aggstein oder (weil man schon angefangen hat Weiteneck, Freideck, Goldeck, Eckenberg, Eckendorf usw., statt Weitenegg, Freydegg, Goldegg, Eggenberg, Eggendorf usw. zu schreiben) Ackstein, in älteren Schriften nicht bloss Akstain, sondern auch ganz richtig Ach st ein, in der alten Melker-Chronik 1467 Axst ein (Achsstein) geschrieben, hat seinen Namen, wie Aggsbach, Aggsthal und Aggswald (Achswald, worüber der Anhang Kunde gibt), von der Aa oder Ach, dem der Burg Aggstein zunächst gelegenen größeren Bach oder Flüsschen, keineswegs von einem Heerführer der Ungarn, Akus, wie Hormayr zu vermuten sich erlaubte: „Namare entspricht Mölk (Melk) und seine Lage, wie die von Göttweih und Aggstein (Akus-Stein klingt einigermaßen nach einem ungarischen Heldennamen), wie die von Sundilburg (Sindelburg und Biburg) können dem krieggewohnten Auge unmöglich entgehen, das der Donau Uferhut auf sich trägt.“ (Wiens Geschichte I. Jahrg. I. Bd. II. Heft. S. 145, Anm. 26.) Es wird in dieser Stelle von den befestigten Plätzen der Römer am rechten Donauufer gesprochen; allein auch Aggstein in ihre Reihe aufzunehmen, haben wir keine Belege.
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