90 Jahre Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk an der HTL Steyr

· 13 - Kopiermodelle fertigt der Medailleur oder Graveur durch Abgießen von Originalmodellierungen, die in Wachs oder Plastilin ausgeführt sind, in Gießharz an. Im Gegensatz zum Negativschnitt in Handarbeit, läuft der Modelleur bei der vergrößerten Modellierung Gefahr, sich in Einzelheiten zu verlieren , die bei der verkleinerten·,Wiedergabe nicht so zum Ausdruck kommen wie beim großen Modell. Der Graveur überträgt die Vorlage (Modell) durch Kopierfräsen naturgetreu, aber verkleinert in den Stahl. Ein Weg wäre auch, das Original , nicht in Wachs oder Plastilin zu modellieren, sondern in Gips zu schneiden. Das in Gips spiegelbildlich geschnittene Motiv erhält eher den Duktus des Gravierten, der auch in der Verkleinerung zum Ausdruck kommt. Höher ausgebildete Reliefs werden auch oft in erhabener Ausführung in Stahl nach Modellen maschinell kopiert, und so entsteht durch das Kalteinsenken dieses gehärteten positiven Stem– pels in ein entsprechend zugerichtetes Stück Werkzeugstahl eine Matrize. Sie dient daher im ge– härteten Zustand als Prägegesenk. Ein solcher Weg wird auch dann gewählt, wenn eine größ.ere Auflage an Medaillen beabsichtigt ist, um einem Bruch des Originalgesenkes vorzubeugen. 2.) Handgeschnittene Prägestöcke In unserer.Zeit herrscht wieder eine größere Nachfrage nach "Handgeschnitten~n Medail– len". Nach dem Auftragen der Reinzeichnung in Originalgröße auf den vorgedrehten Präge– stock werden die tieferen Stellen des negativen Motives.mit dem Mei~l ausgehoben . Der Schnitt des Meißels und Stichels verleiht dem Relief durch die Unmittelbarkeit des Werkzeuges die handwerkliche Ausdruckskraft und Urspriinglichkeit. Voraussetzung für e~en gute~ N_eg,itiv– schnitt ist die Beherrschung der Technik, d. h. Meißel, Stichel, I>unzen und Schaber richtig einzusetzen, um zu einer guten Gestaltung der Medaille zu kommen. Während der Arbeit am Negativschnitt sind mit diesen Werkzeugen laufend Kontrollabdrücke mit Plastilin oder Zinn- und Bleiabschläge durchzuführen. Die vom Graveur fertiggestellten Prägestöcke kommen erst nach durchgeführter Härtung zur Verwendung auf der Prägepresse. Jeder Hersteller und Entwerfer von Medaillen sollte in der Modellierung sowie beim Negativ– schnitt auf den Zusammenhang zwischen künstlerischem Ziel, dem zu bearbeitenden Material Stahl als Prägestock und den dazu zu verwendenden Werkzeugen Bedacht nehmen. Diese Kriterien sowie die Fähigkeit des Gestaltens eines Entwurfes führen zur Schaffung einer guten Medaille. Aufgrund der heutigen Kopierverfahren müssen Modelle so ausgeführt sein, daß wenig Nacharbeit durch den Graveur in der Prägestockherstellung erforderlich ist. Durch die folgende Handarbeit am Prägewerkzeug erhöht sich die Ausdruckskraft des Moti– ves, welche sowohl das Produkt als auch seine Gestaltung aufwertet. Hubert Nimmerfall Vertraplehrer

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