90 Jahre Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk an der HTL Steyr

- 12 - Die Herstellung eines Prägestockes für eine doppelseitig geprägte Medaille Medaillen sind meist kreisrunde, münzähnliche Kleinplastiken aus Metall. Sie dienen nicht wie Münzen als Zahlungsmittel, obwohl sie deren Charakteristikas aufweisen. Der Name geht zurück auf vulgärlateinisch "metallia (moneta) = Münze aus Metall". Zur Erinnerung an be– stimmte Begebenheiten, Anlässe oder Personen werden Medaillen geprägt. Geschichte der Medaille Mit der italienischen Frührenaissance beginnt die Geschichte der Medaille. Es handelt sich vorerst um verhältnismäßig große, stark ausgebildete Reliefdarstellungen, die von Malern ent– worfen, von Medailleuren oder von Bildhauern als Reliefarbeiten in Wachs modelliert und aus einer Kupferlegierung gegossen wurden. Im 16. Jhdt. ging man wie bei der Münzherstellung zur Prägetechnik über. Die aufkommende Prägetechnik ließ, im Gegensatz zum Gußverfahren, nur mehr eine flache Reliefdarstellung der Medaille zu, bei der das Material aus der planen, festen Form in die Vertiefung des Prägewerkzeuges fließen muß. Die Medaille wird zum Kleinrelief mit künstlerischer Ausdruckskraft. Wir bewundern heute die alten Medaillen und deren künstlerisch vorbildlich gestaltete Präge– stöcke, die mit Meißel, Stichel und Punzen im Negativschnitt gefertigt wurden. Mit der Er– findung der Reduziermaschinen konnten schon anfangs des 19. Jahrhunderts durch Verkleine– rung von Modellen die ersten Prägestempel gefertigt werden. Die Gravur am Prägestock Heute findet ein dreiteiliges Prägewerkzeug, bestehend aus einem Ober- und Unterstempel mit negativer Gravur, sowie einem beide Stempel umschließenden Führungsring Anwendung. Diese Werkzeuge gestatten ein beiderseitiges Ausprägen der Medaille in einem Arbeitsgang (Avers und Revers). Die derzeitige Prägetechnik und die hochentwickelten, legierten Werkzeug– stähle geben dem Graveur viel Freiheit bei der Gravur des Gesenkes. Es ist zweckdienlich, den Entwurf so zu gestalten, daß das Medaillenbild auf den hiefür_bestimmten Raum (Kreis) gleichmäßig verteilt wird, um eine möglichst gute Prägung zu erreichen. Der erhabene Präge– rand der Medaille erleichtert das Zusammenhalten des Metalls beim Prägevorgang. Mit dem Führungsring wird die seitliche Ausdehnung der vorher ausgestanzten Metallplatine verhindert. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei voneinander völlig unabhängigen Arbeits– techniken in der Gravur der Prägestöcke (Gesenke). 1.) Die maschinelle Gravur der Prägestöcke Sie ist besonders bei Medaillen mit stärkerem Relief in großem Umfang üblich und setzt ein entsprechendes vergrößertes Modell, das zur Reduktion verwendet wird, voraus. Solche

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