90 Jahre Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk an der HTL Steyr

- 8 - 1906 gründete das Ministerium für Kl,\ltus und Unterricht eine Abteilung für Metallgra– veure, Stempelschneider und Medailleure. Die Leitung wurde Leo Zimpel anvertraut. Das Verdienst, die Pflege des Stahlschnittes in Steyr wiedererweckt zu haben, kommt Gustav Ritzinger (1856 bis 1900) zu. Ritzinger, in Wien geboren, fand durch den dortigen Meister Anton Batsche (1826 bis 1897) zur Kunst des Stahlschnittes. Batsche hatte -die Verzierung großer Metallflächen, die Treibarbeiten und den nachhelfenden Eisenschnitt zu hoher Vollendung gebracht. Rit:tinger war der Lehrer Michael Blümelhubers (1865 bis 1936). "Ritzinger erkannte Bli:imelhubers künstlerische Begabung und unterrichtete ihn freiwillig in der Kunst des Stahl– schnittes. Vielfach ist es aber das Los der Lehrer berühmter Männer, über ihren Schülern ver– gessen zu werden!" (C. H: Watzinger). Ritzinger kam 1878 an die Schule und war ab 1890 durch zehn Jahre Leiter der k. und k. Versuchsanslalt in Steyr, Michael Blümelhuber trat 1880 in die Versuchsanstalt in Steyr ein. Gustav Ritzinger unter– wies ihn in der Kunst des Gravierens, Ziselierens und des Stahlschnittes. Nach dem erfolg– reichen Abschluß wandte sich Blümelhuber dem traditionsreichen Messerschmied- und Schwert– fegerhandwerk zu. 1885 machte er sich selbständig. In der Folgezeit entstanden die Kunst– werke, die seinen Ruf begründeten. Brieföffner, Papierscheren und Jagdmesser gehörten zu den bevorzugten Gegenständen. In diese Zeit fiel auch seine Bekanntschaft mit dem Grafen Emmrich von Lamberg (1832 bis 1901), der eine einmalige Messersammlung sein Eigen nannte und der Blümelhuber beim kaiserlichen Hofe einführte. Schwierige Operationen unter der Hand des Chirurgen Theodor Billroth (1829 bis 1894) brachten Heilung von der Kiefersperre und dadurch neuen Lebensmut und neue Schaffenskraft. Unter dem Eindruck des Völkerringens des Ersten Weltkrieges entstanden das ''Evange– lium", die ''Menschheitszukunft" und der "Linzer Domschlüssel". Auf die Initiative und die Bemühungen Meister Blümelhubers ging auch die Gründung des Meisterateliers für Stahlschnitt in Steyr zurück, ein Haus, das noch heute Heim und Aus– bildungsstätte der alten Eisenschnittkunst ist. Dieses Atelier wurde 1908 zum Regierungsjubiläum des Monarchen als Landeseigentum erbaut und unter die Leitung von Michael Blümelhuber gestellt. Am 1. März 1908 trat Hans Gerstmayr in das neue Atelier ein. Der zweite In.teressent war am l. März 1910 Ferdinand Anders (gest. 1919). Am 29. September 1910 wurde die Landeskunstschule in Steyr offiziell eröffnet. Diese Schule war vom Staate, vom Land Oberösterreich und von der Stadt großzügig subventioniert worden. Aus diesem Grund wurde eine Verpflichtung in die Statuten des Meisterateliers aufgenommen: "Michael Blümelhuber sowie seine Nachfolger in der Leitung des Institutes sind im Hinblick auf die vorstehenden Subventionen verpflichtet, ihre ganzen persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Pflege des Stahlschnittes zu widmen, einen leistungsfähigen Nachwuchs unentgeltlich ohne Anspruch auf Schulgeld und Lehrmittel-

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