90 Jahre Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk an der HTL Steyr

. 1 • Die schulische Berufsausbildung im Gestaltenden Metallhandwerk Die Fachschule für Gestaltendes Metallhandwerk in Steyr führt in Verbindung mit den beruflichen Erfordernissen der Gegenwart eine Tradition der metallhandwerklichen Gestal– tung fort. Im Sinne der Geschmacksbildung für das Metall- und Messerschmiedegewerbe wurde 1894 eine Lehrstelle für Gravieren, Ziselieren und Metallveredlungstechnik an unserer Anstalt errichtet und mit dem hervorragenden Meister und Künstler Leo Zimpel aus Wien besetzt. Es ist auch heute noch Aufgabe und Ziel unserer Fachschule, den Schillern nicht nur hand– werkliche Arbeitstechniken zu vermitteln, sondern sie auch mit der formalen Gestaltung ver– traut zu machen. Außerdem sollen sie ein den beruflichen Anforderungen entsprechendes Allgemeinwissen erlangen und zur Aufgeschlossenheit für kulturelle Werte hingeführt werden. Das Gebiet des gestaltenden Metallhandwerkes war schon immer sehr umfangreich. Im 18. Jahrhundert war die Dauer der Lehrzeit für einen Goldschmied nachweislich 6 Jahre. Da– mals mußte ein Goldschmied noch viele Arbeitstechniken zusätzlich beherrschen (z. B. Treiben, Ziselieren, Gravieren). Erst später entwickelten sich aus dem Goldschmiedeberuf die einzelnen verwandten Berufe. Die schulische Ausbildung an der Fachschule für Gestaltendes Metallhandwerk erfolgt auf breiter Basis und hat nach dem Allgemeinen Bildungsziel des Lehrplanes von 1963 der Er– lernung des Gewerbes für Gürtler, Bronzewarenerzeuger, Ziseleure, Metalldrucker, Juweliere, Gold- und Silberschmiede, Graveure, Formenstecher, Notenstecher, Emailleure und Guil– locheure oder der Ausbildung auf diesen Gebieten zu dienen. Unsere Fachschule ist in 2 Fachrichtungen unterteilt: Gürtler, Stahlschnitt und Gravur bzw. Gürtler, Gold- und Silberschmiede. In den allgemeinbildenden Unterrichtsgegenständen erfolgt der Unterricht für beide Fach– richtungen gemeinsam in einer eigenen Klasse. Die erforderlichen Fachkenntnisse werden in den fachtheoretischen bzw. gewerblich-künstlerischen Gegenständen berufsbezogen und praxis– nah vermittelt. Für die gewerblich-künstlerischen Unterrichtsgegenstände wie Zeichnen und Malen, Entwurf– und Werkzeichnen, Modellieren, Atelier und Werkstätte ist im Lehrplan eine höhere Stunden– anzahl enthalten, um die Erlernung der Berufe überhaupt zu gewährleisten. Der praktische Unterricht erfolgt seit 1960 in der ehemaligen Blümelhuber-Villa, benannt nach dem bekannten Stahlschnittkünstler Prof. Michael Blümelhuber (gest. 1936), in gut aus– gestatteten Ateliers. Daß dieser Jugendstilbau im Jahre 1958 erworben und als Schulgebäude eingerichtet werden konnte, ist ein Verdienst des ehemaligen Professors und Abteilungsvorstandes Oberstudienrat Fritz Schatz!. In der Fachrichtung Gürtler, Stahlschnitt und Gravur liegt das Schwergewicht auf der praxis– nahen Ausbildung von Graveuren der gemischten Branche (Flachstich, Reliefgravur, Stahlgravur,

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