80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

eine Reihe von Dingen, die ihm das Leben angenehm gestalten helfen. Ein Gang durch die Stadt, um frische Luft zu schöpfen, ist nichts Schlechtes, dabei Bekannte zu begrüßen, ist auch erlaubt. Diese wissen ein gutes Kinostück, eine fesche Bekanntschaft oder kennen ein billiges Cafe, in welchem man angenehmer lebt als zu Hause beim kalten Nachtmahl. Die Ablenkung ist vollkommen. Aber auch für den, der seine Bude nicht verläßt, geben das Radio, das ständig eingeschaltet ist, die unkontrollierbare Lektüre aller Arten von Bilderzeitschriften und Büchern, ein guter Diwan und ein gesprächiger Kamerad viel Gelegenheit, sein Allgemeinwissen zu vertiefen, aber die täglichen Aufgaben zu vernachlässigen. Am schönsten wird es am Abend: man kommt einfach nicht ins Bett. Am schlechtesten ist es am Morgen: man kann einfach nicht heraus. Und ist wieder nicht dazugekommen, sich vorzubereiten und vergißt in der Eile, dieses oder jenes in die Schule mitzunehmen; zur Einnahme eines Frühstücks langte die Zeit sowieso nicht. Das Mittagessen besteht heute aus zwei Salzstangerln, weil das Stammgasthaus mit Wochenmenu Ruhetag hat und das letzte Geld gestern für einen Kinobesuch zu zweit ausgegeben wurde. Die Hausfrau hat zwar geschimpft, weil er schon wieder so spät heimkam, aber gar so ernst war es nicht gemeint, sie will doch den Zimmerherrn nicht verlieren. Vermehren sich dann die schlechten Einzelerfolge und rückt das Halbjahresende heran, dann wird bis 2 Uhr früh studiert. Um sich wach zu halten, wird eine Zigarette nach der anderen geraucht, und da das Feuer im eisernen Ofen längst ausgegangen ist, sind die Glieder steif vor Kälte. Mit wüstem Kopf und ganz zerschlagen sitzt er am Tag in der Schule und erzielt weitere Mißerfolge. „Bis 2 Uhr in der Nacht habe ich gelernt“, sagt er dem tadelnden Lehrer und beklagt sich bei den Eltern über seine zu große Strenge. Es ist begreiflich, daß ein junger Mensch mit 17 oder 18 Jahren gern für sich sein will und eine gewisse Freiheit beanspruchen möchte. Regelmäßig aber weisen die Leistungen jener Schüler, die das Internatsleben aufgeben und in eine Privatunterkunft übersiedeln, Rückgänge auf. Zu den bereits angedeuteten Schwierigkeiten in der Beheizungsfrage kommt noch die Gasthauskost, die ihrer Zusammensetzung und ihrer Menge nach im Entwicklungsalter wenig passend ist. Zusammenfassend kann man also sagen: Das Internatsstudium ist hart, bietet aber mehr Erfolgsaussichten, da der Zögling zum regelmäßigen Studium angehalten wird und eine genaue Tageseinteilung befolgen muß. Der im Privatquartier fern von den Eltern auf sich allein gestellte Schüler braucht einen hohen Grad Selbstdisziplin, um sein Studium nicht zu vernachlässigen, und ist stets versucht, das Vergnügen und die Unterhaltung sowie das „Quartalstudium“ einem regelmäßigen Lernbetrieb vorzuziehen. PERSONALIEN Lehrkörper 1954 4. Reihe: Lohnecker, Pickl, Sleinkellner, Burger, Schmidt, Riegler. W. Müller. Faatz, Auer, Buschberger 3. Reihe: Stockhanimer, Groidl, Feyrer, Wieser, Kubat, Häberl, Sineikal, Sachsenhofer 2. Reihe: Ruckerbauer, Panholzer, Mertl. Haselroither, Kunze, Knarr, Knischka, Schätzt. Trend, Leitgeb, Freihofner, Eichlseder, Scheer, Peitl, Nefe 1. Reihe: Dlabik, F. Müller, Rudelstorfer, Peiker, Charvat, Saiber. Ilillisch, Höehsmann, Frey, Krepcik, Huber, Wieringer, Mayrhofer, Müllner 65

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